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Um Kugenbergs Nachfolge Bevorstehende Aussprache Hitler-Hindenburg in Neudeck - Retchsbauernführer Oarr6 aussichtsreichster Kandidat für das Reichsernä-rungsministerium Berlin, 28. Juni. (E. M.) Wie wir erfahren, wird im Zusammenhang mit dem RUcktrittsgesuch des Reichsminister» Dr. Hugenberg in den nächsten lagen in Reudeckl zwischen dem Herrn Reichspräsidenten und dem Reichskanzler eine Aussprache über die damit zusammen hängenden Fragen stattfinden. Die Meldung von der beabsichtigten Reise des Reichs kanzlers zum Herrn Reichspräsidenten dürfte, wie aus po litischen Kreisen verlautet, mit der Wiederbesetzung der durch den Rücktritt des Reichsministers Dr. Hugenberg freigewordenen Ministe rien Zusammenhängen. Neber die Neubesetzung der preussischen Ministerien für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und für Wirt schaft und Arbeit ist im Zusammenhang damit noch nicht gesprochen worden. Ob es bei der bisherigen Form bleibt, daß diese preußischen Ministerien von den zuständigen Reichsministern mitverwaltet werden, kann noch nicht ge ¬ sagt werden. Daß das Nücktrittsgesuch des Herrn Reichs ministers Dr. Hugenberg genehmigt wird, dürfte wohl außer Zweifel stehen. Die Genehmigung dürfte nur noch als eine Formsache zu betrachten sein. Inzwischen unterhält man sich bereits über die Frage der Nachfolge in den Reichsministerien. Daß es darüber irgendeine Diskussion gibt, ist natürlich voll kommen ausgeschlossen. Der Reichskanzler ernennt und sein Entschluß ist selbstverständlich richtig. Als präsump- tiver Nachfolger für den Posten des Reichsernährungs ministers gilt seit langem der nationalsozialistische Reichs- bauernführer Walter DarrS, der bereits an der Spitze aller auf landwirtschaftlichem Boden vorhandenen Reichs organisationen steht. Walter Darrö ist bekanntlich der ernsteste sachliche Gegner der Landwirtschaftspolitik des Reichsministers Dr. Hugenberg gewesen. Heber die Neubesetzung der anderen Ministerien kann man wohl im augenblicklichen Sta dium noch nichts Bestimmtes sagen. Regime Dollsutz Vor weiteren scharfen Maßnahmen gegen -te Ssterr. Nationalsozialisten Bevorstehende Verfassungsänderung Parteien, die Z e n t r u m s p a r t e i und die Bayer. Polkspartei. Gegen lektcre ist bekanntlich wegen des Verdachts illegaler Beziehungen ihrer Führer zu den Christlich-Sozialen in Oesterreich eine noch nicht zum Ab schluß gekommene Aktion eingeleitet, in deren Verlauf die führenden Männer der Partei in Schutzhaft genommen worden sind. Die Situation ist demnach so, das; bei der nunmehr unmittelbar bevorstehenden Entscheidung um das Schicksal der beiden letzten deutschen Parteien lediglich die Zentrumspartei noch die Möglichkeit zu haben scheint, zwischen Freiheit und Zwang zu wählen. Die Leitung der Zentrumspartei steht in diesen Tagen vor dieser Wahl, der sie nicht mehr ausweichen kann. Ob dieselbe Möglich keit auch der Vayersillze» Bolkspartei geboten wird, ist fraglich und wird entscheidend von dem Ergebnis der Un tersuchung abhängen, mit der die amtlichen bayerischen Stellen noch beschäftigt sind. Wie weit es richtig ist, das; Vizekanzler von Papen, der heute morgen zusammen mit dem deutschen Botschafter von Hassel in Rom eingetroffen ist, über die zukünftige Gestaltung des politischen Katho lizismus in Deutschland mit dem Vatikan Fühlung nehme, vermögen wir nicht nachzuprüfen. Es ist weder ein Dementi noch eine Bestätigung dieser geäußerten Vermu tung bekanntgcgeben worden. Wie die parteipolitische Entwicklung nunmehr auch kommen mag, das eine ist notwendig klar herauszustcllen, daß die „Sächsische Volkszeitung" hierdurch nicht berührt wird. Sie wurde vor mehr als 30 Jahren von weitschauenden, unternehmungskühnen, kernkatholischen deutschen Männern begründet und mit der hohen Aufgabe betraut, das Zeitungsorgan der sächsischen Diasporakatho liken zu sein, die in der Vcrstrentheit lebenden Klaubens brüder ständig in ihrer katholischen Weltanschauung zu festigen und zu vertiefen und durch Nachrichten aus der ge samten katholischen Welt in steter lebendiger Verbindung mit dem übrigen katholischen Leben zu halten. Rück schauend dürfen wir heute gestehen, daß die „Sächsische Volkszeitung" im Laufe der drei Jahrzehnte, in denen sie ihren oft nicht leichten Kampf kämpfte, der hohen Ausgabe ihrer Gründer und den Erwartungen, die die Bischöfe von Meißen und der sächsische katholische Klerus auf sie setzten, stets treu geblieben ist. Nie ist die „Sächsische Volkszei tung" von ihrer im Grunde weltanschaulich fundierten Ebene-auf die rein parteipolitische abgeglitten, wenngleich sie zu Zeiten, da der größte Teil ihrer Leser in der Zen- trumspartei ihre konfessionelle, wirtschaftliche und politische Vertretung sah und sehen mußte, im Nahmen ihrer Ge samtausgabe diesen Lesern hervorragend Rechnung getragen hat. Aber auch in diesen Zeiten hat die „Sächsische Volks zeitung" immer das Gemeinsame der katholischen Idee und der Lebensweise der katholischen Menschen höher ge stellt als das Trennende, das ja immer nur von gewissen zeitlichen Entwicklungen abhängig ist und hat der Sam m - lung aller sächsischen Katholiken das Wort geredet. Darüber hinaus hat unsere Zeitung immer im ernsten Bewußtsein ihrer staatsbürgerlichen Aufgabe als sächsische Zeitung und als Volkszeitung an ihrem Teil dazu beigetragen, die Brücke zu schlagen von dem ka tholischen Dolksteil zu den Mitbürgern evangelischen Be kenntnisses. Dieses ehrliche Bemühen der Zeitung wie überhaupt ihre ganze staats- und kulturpolitische Arbeit seit den Griindertagen wurde denn auch verdientermaßen im vergangenen Jahr anläßlich des 30jährigen Bestehens der Zeitung von den Spitzen der staatlichen und städtischen Be hörden hervorgehoben. So hat der damalige Reichskanzler und heutige Vizekanzler von Papen bei Uebermittlung seines Glückwunsches der Zeitung die anerkennenden Worte gewidmet: „Die „Sächsische Volkszeitung" hat es immer als eine ihrer vornehmsten Aufgaben betrachtet, für eine wahrhaft christliche Volksgemeinschaft sich einzusetzen". Wir dürfen unsererseits dem nur hinzusiigen, daß wir wie in der vergangenen Zeit so auch in Zukunft alle unsere Kräfte daran setzen werden, dieser hier ausgezeichneten hohen Aufgabe treu zu bleiben und sind uns dabei des wohlwollenden Verständnisses und der Treue der sächsischen katholischen Bevölkerung gewiß. Wl. Mandatsniederlegung Berlin, 28. Juni. Wie das VDZ.-Büro meldet, hat das Mitglied der Zentumssraktion des Reichstages, Hauptmann a. D. Farny, sein Reichstagsmandat ohne Angabe einer Be gründung niedergelegt. Es war Reichstagsmitglied seit der 5. Wahlperiode 1030 und ist im Wahlkreis 31 (Würt temberg) für das Zentrum gewählt worden. Er betätigt sich als Guts- und Brauereibesitzer. Auflösung der Schwabenwacht Stuttgart, 27. Juni. Rach einer Verfügung des Innenministeriums ist für Württemberg die Schwabenwacht ausgelöst und das vorhandene Vermögen beschlagnahmt worden. Katholische Kirche und SA. Paderborn, 28. Juni. Im Verlauf einer Unter redung des Sturmbannführers Huwerth mit Erzbischof Dr. Caspar Klein-Paderborn nahm der Erzbischof die Er klärungen des Sturmbannführers, daß er aus ein gutes Einvernehmen mit der Kirche großen Wert lege, dankbar entgegen und sicherte auch seinerseits wirksame Förde rung der vaterländischen Interessen zu. Oer Neichskanzler bei den Jeitungsverleqern Berlin, 28. Juni. Heute vormittag trat in Berlin der neugewählte Vorstand des Vereins deutscher Zeitungsocrlegcr zu seiner ersten Sitzung zusammen. Aus diesem Anlatz gab Reichskanzler Adolf Hitler dem Verein deutscher Zcilungsverleger die Ehre seines Besuches im Presse-Haus, Matlhäikirchstrasze. Der Reichskanzler wurde vom Vorsitzenden des Vereins, Generaldirektor Stadtrat Max Amann M. d. R.. München, und den übrigen Herren des Präsidiums empfangen: cs sotgtc die persönliche Vorstellung der Mitglieder des Gcsamtvorstandes. Bukarest, 28. Juni. Das Blatt „Adcverul" ver öffentlicht ein Interview seines Wiener Vertreters mit dem österreichischen Bundeskanzler Dollfuß. Der Kanzler kündigte weitere scharfe Maßnahmen gegen die Nationalsozialisten an, ferner eine Revision der österreichischen Verfassung, weil das derzeitige Parlament seiner Aufgabe nicht gewachsen sei und die Regierung in folgedessen Maßnahmen hätte ergreifen müssen, die den äußeren Anschein der Diktatur trügen, ohne daß aber ein Diktatur-Regime geplant sei. Dieser Fehler der Ver fassung würde ausgemerzt werden, um der Nation eine ihren wirklichen Bedürfnissen entsprechende Volksvertre tung zu geben. Oer Salzburger Landesführer aus dem Heimatschuh ausgetreten Salzburg, 28. Juni. Der Landesführer des Salzburger Hcimatsckutzes, der frühere Iustizminister Dr. Hueber, erlätzt an seine Hcimatschutzkameraden einen Ausruf, in dem er seinen Grun-verbSn-e -er Arbeiter in -er Arbeitsfront Berlin, 28. Juni. (E. M.) Dos Presseamt der Deutschen Arbeitsfront teilt mit: Nunmehr Hot das Organisntionsamt der Deutschen Arbeitsfront unter seinem Leiter M uchow die Verschmelzung der einzelnen Verbünde des Gesamtverbandes der Arbeiter in die fach lich neu gegliederten 14 Grundverbände abgeschlossen. Diese Mrbände heißen jetzt: Deutscher Arbeiterverband des Baugewerbes, Deutscher Arbeiterverbanü des Berg baues, Deutscher Arbeiterverbond des Grophischen Ge werbes, Deutscher Arbeiterverband der össentliclzen Be triebe, Deutscher Arbeiterverband des Nahrungsmittelge- werMs, Deutscher Metallarbeiterverband, Deutscher Fa brikorbeiterverband, Deutscher Holzarbeiterverband, Deutscher Textil-Arbeiterverbanb, Deutscher Tabakarbei- tervcrband, Deutsclzer Steinarbeiterverband, Deutscher Lederarbeiterverband, Deutscher Landarbeitcrverband, Deutscl)er Heimarbeiter- und -arbeiterinnenverband. Da mit ist der Grundstock zur Uebcrnahme der anderen klei nen und kleinsten Verbünde geschaffen worden. Ausschaltung nichtarischer Ärzte aus der sozialen Versicherung Berlin, 28. Juni. Wie däs VDZ.-Biiro meldet, hat der Reichsarbeitsministcr eine zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über Ehren ämter in der sozialen Versicherung und in der Reichsversorguug erlassen. Darin wird angeordnet, datz die Sachverständigen bei den Oberversichcrungsämtcrn und Vcrsorgungsgcrichten mit Wir kung vom 1. Aguust 1933 neu auszuwählen sind. Die Grund sätze des Gesetzes zur Wiederherstellung des Verufsbeamtentums sind dabei entsprechend auzumendc». Wer hiernach nicht aus gewählt werden kann, kann auch nicht als Gutachter aus Grund der Reichsversorgungsordnung benannt werden. Als Berträuens- und Durchgangsärztc und in gleichartige Stelle» dürfen auch solche Aerzte nichtarischer Abstammung nicht berufen werden, für die das Berussbcamtengesetz wegen ihrer Kriegsteilnehmer- eigenschast eine Ausnahme vorgesehen hat. Bestehende Dienst verhältnisse dieser Art sind zum 1. August dieses Jahres zu lösen. Die Lösung des Anstellungsverhültnisses gilt gleichzeitig als wichtiger Grund für die Beendigung einer Anstellung auch als Arzt in einem Krankenhaus, Ambulatorium usw., wenn derartige Stellungen eine enge Verbindung mit der Position von Vertrauens- oder Durchgangsärzten usw. ermöglichen. Bedeut sam ist vor allein die Borschrist, datz in der sozialen Berflcherung und der Reichsversorgung von nun an jeder die Untersuchung durch «inen nichtarischen Arzt vor Beginn der Untersuchung ablehnen kann. Entsprechendes gilt für Zahnärzte. 6in NeichSürbeitsrichter festgenommen Leipzig, 28. Juni. Die für Mittwoch anberaumte Sitzung des Reichsarbeitsgerichtes mutzt« aussallen, da, wie be- kanntgegtben wurde, ein Beisitzer von «rbeitnehmerseite, der ReichsarbeUsrlchter Janschek-Berli« kurz zuvor sestgenommen worden war. Austritt aus dem Verband des österreichischen Heimatschutzes mitteilt. Er erklärt u. a.: Ich gehörte der Heimwehr seit ihrer Gründung als guter Deutscher und Oestcrreicher an in der Ueberzeugung, das; durch diese Wchrbcweguug unseren, Vater lande ein Instrument zur Bekämpfung des Marxismus und zur Erhaltung des Deutschtums, seiner Religion und Kultur ge schaffen werden soll. Bis in die jüngste Zeit war cs eine selbstverständliche Grundlage unserer Bewegung, die engste Verbindung mit dem deutschen Gcsamtvolk. Die von der Regierung Dollsutz und von dem derzeitigen Hcimatschutzführer unterstützte Politik mutz aber nicht nur zu einer dauernden Entfremdung zwischen Deutschland und Oesterreich führen, sondern bedroht den deutschen Charakter unseres Volkes. Abermals Litwinow - Simon London, 28. Juni. Der russisäze Volkskommissar hatte heute morgen abermals eine Besprechung mit dem englischen Staatssekretär des Auswärtigen Sir John Simon. Gesamtschuldnerische Haftung -er Verhafteten Stuttgart, 27. Juni. Von zuständiger Seite wird, wie der „Freiheits- Komps" mitteilt, darauf aufmerksam gemacht, daß die Schuhhäftlinge gesamtschulderisch für die Kosten der Schutzhaft hasten. Werde die Schutzhaft verhängt, so habe der Staat ein Rückgriffsrecht gegen die anderen Schuhhäftlinge. Es könne den Steuerzahlern nicht zu gemutet werden, daß sie für die in Schutzhast genommenen Elemente auch noch besondere Kosten übernehmen. Zur Deckung der Schutzhaftkosten können daher gegen eine Reihe vermögender Schuhhäftlinge in der Zwischenzeit Zahlungsbefehle in Höhe von rund 100 000 RM. ergehen. Prangersahrt durch die Stadt. Heide i. H., 28. Juni. Ter in Schuhhaft befindliche Buchdruckereibesiher Riechert, der die pazisistiscl)e Zeit schrift „Die deutsclze Zukunft" herausgegebcn hat, wurde gestern mit seinem Sohn von EA.-Leuten aus dein Poli zeigefängnis herausgeholt und auf einem Rollwagen durch die Stadt geführt. Ter Sohn trug um den Hals ein Pla kat mit dem Worten „Ich bin ein Hoch- und Landesver räter", dem Vater hatte man ein Plakat umgehängt, auf dem die Worte standen „Und meine Familie ist ebenso". Die Umfahrt erregte großes Aufsehen. Dresdner Börse vom 28. Juni Uneinheitlich. An der heutigen Dresdner Börse konnte sich eine klare Tendenz nicht entwickeln, da Geschäft nur selten zustande kam. Die Kursgcstaltung war sehr uneinheitlich. Einige Spezialitäten konnten anziehen: so gewannen Chem. Fabr. o. Heyden 4 Proz., Rcichsbanlr 114 Proz., Mimosa 114 Proz., Wan derer 1 Proz. Einige Brauereien dagegen mutzten stärker ab geben, Waldschlöhchcn verloren 7 Proz., Augsburger Hase 2 Proz., Reichclbräu 114 Proz. und damit im Zusammenhang Braubank 3 Proz. Autzcrdem gaben Lingner 1.30 Proz., Gör- litzer Waggon 114 Proz. und Deutsche Eisenbahnbetriebsgesell- schast 2 Proz. ab. Gegenüber 10. Juni kamen Thode Papier 714 Proz. und Löbauer Brauerei gegenüber 20. Juni 314 Proz. niedriger zur Notiz. — An, festverzinslichen Markt entwickelte sich ebenfalls nur wenig Geschäft. Dresdner Stadtanleihen wur den gestrichen mit Ausnahme der Stadtanleihe 1020, die 114 Proz. verloren. Auch sonst überwogen am festverzinslichen Markt eher kleine Abschwächungen. Kursnotierungen. Reichsbank 14314; Sächsische Boden kreditanstalt 75; Chem. Fabr. v. Heyden Oh; Chem. Fabr. Helfen berg 7214; Dresdner Gardinen 2114; Erste Kulmbacher 0714; Felscnkeller 77: Kulmbacher Nizzi 100)4: Mimosa 10014; Peniger Patentpapier 17; Polyphon 31; Radeberger Exportbier 153; Neichelbräu 14114; Schubert u. Salzer 176; Soe.-Brauerei Wald« schlöftchcn 00; Wanderer 01; Zeitz-Ikon 59. Witterungsaussichten der Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten. Fortdauer der Kühlen meist bedeckten Witterung bei frischen westlichen Winden, strichweise einzelne Regenfälle.