Volltext Seite (XML)
Nummer IS« — S«. Jahrgang M M 1««t (krlchelnl «mal wochtl. mk tllnstr. Grat,»bet,agen Heimat «ujtl,««vk«l,,, Ll« Ig'lvalltnrveM-iN.«^ Wett'und drr Nmdrrb-llaar ^Nr uu lc Urlueu Urule W W W auz.lgru u.SIcll-ag-Iuchs Ll» Dl« l>«1ltt.ttam, Ü-rtbellaaen .»ulcihalluna uud Wilsen W W W W W breit. , gllr »nzeig-aauberlial» di»llZei»uL ,DIe praNisrlrc HauSIr.ni-, .Ncrylichcr Natackcr , Da» qule W W W W W W W W W MW 40 dlep.-MreNomez-UsI.UO/». wrNsgrd-VY Buch'. Mona,Ucher «ej„a«PrelS .«UM en.schl.BelieNlieid. WWW W W W W W W W W höherer Sewoll eilt,chi i-b-L-rpslkbluna rw, VI« Linze,nummer 1» Z, Sonnabend- u. Tonnlaamnnmer«,» 4. W W W W örlüllung v. iInz-lgen.«u,tiLgei, m LiMrig^ri Dr. w. ».«c.uk, W W W W «'K-IMHU ESE ' volkssollung welchästSftell«, Drucku.tverla«, GermaMa.«^». Mr Verlag und Druckerei,FMale Dresden,Dreiden^l.^ Pollers,ratze 1?. FernnisSiolg. Postscheck,onto Dresden N0L Banlloulo «ltadtban» Dresden Nr, sNl» Für christliche Politik und Kultur -..LLL'pWx Wagnis und Ziel Bei der Lektüre der neuen Notverordnung konn man zunächst das Gefühl l)«ben, daß dieses gesetzgeberische Werk die iirutalste Belastung darstellt, die in den letzten schweren Jahren auf das deutsche Volk gelegt wor den ist. Es gibt in Deutschland keinen Mensct)en, den diese Belastung nicht trifft, ««gefangen von den Reiäzs- ministern, die durch Krisensteuer und Gehaltskürzung doppelt betroffen werden, bis zu den Arbeitslosen, die die Kürzung der an sich kargen Versicherungsleistungen als »itter hart empfinden müssen. Lohn- und Gehaltsemp- änger spüren die Krisensteuer in gleicher Weise ivie die elbständigen Existenzen, und die Beamten werden sich er- nttert fragen, ob denn die Gehaltskürzung zu einer jähr- ich wiederkehrenden Einrichtung werden soll. Der Pro test, der sich schon vor Veröffentlichung der Notverord nung in zahlreichen zornigen Entschließungen angekün digt l)at, wird in den nächsten Tagen zum Orkan an wachsen. Man »nützte den Weitblick eines Mannes wie Brü ning als sehr gering einschätzen, wollte man annehmen, er habe diese Folge so empsindlich einschneidender Mah nahmen nicht vorausgesehen. Wenn linksdemokratische Blätter heute die Notverordnung als eine Gipfelleistung psychologischer Verständnislosigkeit bezeichnen, so kenn zeichnen sie damit nur ihren eigenen Mangel an psycho logischem Tiefblick. Jedem, der sehen kann, ist klar, daß die Regierung ganz nüchtern mit dieser Welle der Volks entrüstung gerechnet lzal, als sie mit l)arter Sachlichkeit ihre Massnahmen so tras, wie es die ungeheuer ernste Lage des Reiches erforderte. Dass Opfer schwerster Art gebracht werden müssen, wird ja von keiner Seite bestrit, ten; die Entschlietzungen der Industriellen, der Gemerk- sclzasten und der Beamten stimmen darin völlig überein. Strittig ist nur das Wie. Und man sollte der Regierung jedenfalls den Willen zum sozialen Ausgleich nicht ab streiten angesichts der Tatsache, dass alle Schichten sich von der Belastung der Notverordnung in gleicher Weise getroffen fühlen. Druck erzeugt Gegendruck. Der Ausruf, mit dem die Reichsregierung die Notverordnung ins Land hinaus geschickt hat, soll diesen Gegendruck in eine ganz be stimmte Richtung lenken. Der Aufruf stellt das große außenpolitische Ziel der Entlastung Deutschlands von untragbaren Reparationsver pflichtungen vor das dentsclze Volk hin. Chequers hat den Anfang der praktischen Inangriffnahme dieses Problems bedeutet. Soll Deutschland im Widerstreit des Kräfte spiels der internationalen Politik diese Aktion mit Erfolg durchführen, dann muß hinter der Regierung ein ganz einheitlicher außenpolitischer Wille des Volkes stehen. Im Ausland soll das Echo der Volksentrüstung, die in diese», Tagen durch Deutschland geht, das Geivicht der üon der Regierung Brüning unternommenen Aktion in der Reparationsfrage erhöhen. So kann die an sich rein negative BeivegungdesProtestes gegen die neue Steuerbelastung zu einen, ungeheuer positiven po litischen Faktor sür Deutschland »verden. Selbstverständlich wird Brüning auch die Möglich keit gesehen l)aben, daß diese Welle des Protestes die Basis seiner Regierung selbst gefährden kann. Dieses notwen dige Risiko hat der Mann, der an der Westfront gelernt hat im Trommelfeuer die Nerven zu behalten, Kühlen Blutes gewagt. Der Kanzler ist entschlossen, nicht von seinem Posten zu weichen. Nicht weil er eitel am Amte klebte (diesen Vorwurf »vagen ja nicht einmal die Gegner gegen Heinrich Brüning zu erheben), sondern »veil das große politische Werk, das er in Angri f genommen hat, noch keineswegs bis zu dein Punkte ge öroert ist, den zu erreichen er für notwendig hält. Dabe ist nicht nur an die große außenpolitische Aufgabe zu denken, sonder»» ebenso sehr an die Reform des Reiches an Haupt und Gliedern, die mit der Abkehr von den sinanzpoliti- tchen Methode», früherer Jahre begonnen worden ist. Diese Notverordnung soll die letzte sein, die finanzielle Frage», im Rahmen des laufenden Haushaltjahres trügt. Es »väre aber verfehlt anzunehmen, daß sie überhaupt die letzte Notverordnung i», diesen, Jahre sein wird. Auf staatspolitischem und sozialpolitischem Gebiet müssen noch wichtige Arbeiten geleistet »verden, wenn die politischen Entscheidungen, die in diesem Herbst und im nächsten Frühjahr fallen, das Reich nicht in ein neues Chaos stür zen sollen. Als Borarbeit dieser innenpolitischen Reformen, über die noch zu sprechen sein wird, und als Stütze der Außenpolitischen Aktion de, Regierung »vill diese Not verordnung betrachtet sein. Auch eine Opposition, die das Chequers — ein Ansang Vorbereitung internationaler Zusammenarbeit in ber Revisionssrage Vertrauliche Besprechungen London, 8. Juni. Die gestern ausqcgebne gemeinsame Mitteilung über die Besprechungen von Chequers hat folgenden Wortlaut: „Während des Wochenendes haben der Reichskanzler und der Neichsautzenminister ihren Besuch in Cheguers abgestaltet. Von englischen Ministern waren anwesend der Premierminister, der Aussenminister und der Hanüelsminister. — Am Sonntag gab der Premierminister ein Frühstück, bei dem folgende Herren zum Teil mit ihren Damen zugegen waren: der deutsche Bot schafter, der Erste Lord der Admiralität Alexander, der Gouver neur der Bank von England, Bernard Shaw, der Unterstaats sekretär im Foreign Office Sir Robert Bansitlart, der Privat sekretär des Königs Sir Clive Wigram, Sir Frederick Leith- Rotz aus dem Schatzamt, Botschaftsrat Graf Bernstorfs, Mr. Malcolm Macdonald, sowie Fräulein Ishbel Macdonald. Der Besuch war vor einigen Atonalen zum Zwecke per sönlicher Fühlungnahme vereinbart worden. Bei Gelegenheit dieser zwanglosen Zusammenkunft wurde in freundschaftlicher Weise di« Lag« erörtert, in der sich das Deutsche Reich und ander« Industriestaaten im gegenwärtigen Augenblick befinden. - Die deutschen Minister betonten niit besonderem Nachdruck die Schwierigkeiten der augenblicklichen Lage in Deutschland und di« Notivendigkeit der Set-assmig von Erleichterungen. Die englischcn Minister ihrerseits wiesen auf den internationalen ClM'akter der derzeitigen Krise und ihre besonderen Riickwir kungcn aus England hin. Beiderseits herrschte Uebercinslimmung darüber, datz neben den Maßnahmen, die jedes einzelne Land sür sich zu er greifen hätte, die Wiederherstellung des Ver trauens und die wirtschaftliche Wiederbelebung von inter nationaler Zusammenarbeit abhängig seien. In diesem Sinne werden beide Regierungen sich bemühen, die gegenwärtige Krise In enger Zusammenarbeit mit de» anderen be teiligten Regierung«,, zu bekämpfen." In einer Besprechung mit der Presse, die Reichsautzen Minister Dr. Curtius nach der Rückkehr von Cheguers am Sonntagnachmittag in London abgehalten hat. betonte der Minister: „Ich lege Wert daraus, zu l-etonen, datz wir nicht von einer Konferenz Kommen. Wir ha,»en persönliche Fühlung und sreundsä-aflliche Aussprache gesucht und gesunden. Wie Sie aus dem Kommunique ersehen, hat im Vordergrund der Aussprache die Lage Deutschlands und die allgemeine Krise gestanden. Ins besondere der Reichskanzler hat eingehend die finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands, die innere und nutzere Lage, die Notwendijcheit von Erleichterungen in aller Offenheit besprocl>en und hat freundliches Verständnis gesunden. Worauf die englischen Kollegen Wert gelegt haben, ergibt sich aus dem Kommunique Einzelheiten milniteilen verbietet die Vertraulichkeit und Freundschaftlichkeit der Aussprache." Von dcn Kommentaren der heutigen Morgen grosse knüpfen zwei an die Wendung des „oifiziellen Kommuniques Zusammenarbeit mit anderen Regierungen" an. Daily Telegraph mein!, es werde zuversichtlich geglaubt, datz der Stein ins Rollen gebrach! worben sei, obwohl bis ,ctzt noch keine bestimmten Pläne gemacht und keine bestimmten Vorschläge vorgebracht wurden. Aber diese Wendung stelle in Aussicht, das; die Cbequers Zusammenkunst in absehbarer Zeit Zu internationaler Zusammenarbeit führen werde. Auch Daily Mail glaubt daran, und erwartet, datz sich diese enge Zusammenarbeit mit den ankeren Regierungen in der erst jüngst geschaffenen Völkerbunds-Kommission zur Prü fung der europäischen Jinan',- und Wirischailslage vollziehen werde. Im übrigen ist das Blatt der Ansicht, den Besprechun gen habe die Möglichst.'i, datz die 'Ankündigung, die Repara tionszahlungen zu suspcnd.ercn, Aniang März lutü sch ge- ichehen werde, zugrunde gelegen. Französische Besorgnisse Unfreiwillige Anerkennung sür Brüning. Paris, 8. Juni. Die Pariser Morgen'olälter vertreten die Ansicht, datz neben den Reparationsverhandlungen die A'o- rüstnng Gegenstand des Gedankenaustausches gewesen sei. — Der Autzenpoliliker des „M a t i n" erklärt, datz die Engländer trotz aller Zurückhaltung, die ihre Stellung ihnen auferlegt. Sachverständige haben kommen lassen und damit in Deutsch land dem Gedanken Nahrung gegeben halten, datz enie Aus sprache über Reparationen und Schulden hätte slalisinden kön nen. Das sei eine Geste freundschaftlicher Solidarität gegenüber der Reichsregierung gewesen Sollte Frankreich als Hauptgläu biger sich auf die Beivilt.gung eines Moratoriums oder einer finanziellen Hilse für Deutschland beteiligen, daun werde das französische Parlament und die öffentliche Meinung bestimmte Garantien verlangen. Der Autzenpoliliker des Echo de Paris ficht das Er gebnis der Besprechungen von Chequers in einem k ünfti - g e n A n t r a g Deutschlands a u s R e visi o n d e s V v u n g - planes. Es wäre unklug, so erklär! ec weiter, wollte man die Bilanz der englisch deutschen Aussprache auf dieses schein bar mittelinätzige Ergebnis beschränken: der deuychen Propa ganda in England sei ein starker Antrieb gegeben worden. Der Reichskanzler habe durch seine ernste Haltung, sein ausgezeich netes Englisch und seine religiöse Ueberzeugung einen außer ordentlich günstigen Eindruck hinterlassen. Alan könne nicht glauben, datz in Chequers nur von der Reparationssrage ge sprochen worden sei. nationale Interesse über alle anderen Rücksichten stellen will, sollte sie in erster Linie unter diesem Gesichtspunkte betrachten. Die Notverordnung ist ein Wagnis, aber ohne Wagnis ist noch nie ein großes Ziel erreicht worden. Hätte Preußen den Krieg von M>6 verloren, dann würde Bismarck auf Grund der Behandlung, die er vorher den» Preußischen Landtag hatte angedeihen lassen, als eng stirniger Diktaturpolitiker im Andenken des deutschen Volkes gelten. Heinrich Brüning spielt ein hohes Spiel. In diesem Spiel hat er drei Trümpfe in der Hand, aus die »vir unsere Hoffnung setzen: seinen unerschütterlichen Wil len, unter Einsatz der eigenen Person dem deutschen Volke auf dem als recht erkannten Wege voranzugehen, das Vertrauen des Reichspräsidenten und die Gefolg schaft der Zentrumsanhänger/ die zwar von der Notver ordnung ebenso schwer getrosten »verden, wie alle ande ren Volksgenossen auch, d'e sich aber durch diese harten Opfer für ein großes Ziel m der Treue zu ihrem Führer nicht beirren lassen. Oz-K Aelleslenral des RelchskiM einbern'en Der Zusammentritt des Aeltestcuraies aes Reichstags ist sür Mittwoch, den IO. Juni, nachmittags -t.RI Uhr. in Aussicht ge nommen. Aut der Tagesordnung steken die Antrag.- der Nationalsozialisten und Kommunisten ans sosorlige E-uberu u >g des Reichstags zur l' - .- „en n Rain roronuna Zwei Zahre Lakeran-Verlrüge Der „Osservatore Romano" zum Jahrestag d«r Ratifizierung. Rom, 6. Juni. Der „Osseroatore Romano" schreibt: Am 7. Juni jährt sich zum zweiten Male der Tag der Ratifizierung der La« terauverträg«. Die guten Katholiken Italiens und der Welt, die auch inmitten der gegenwärtigen schmerzlichen Ereigniss« noch den Widerhall der durch das feierlich« Ereignis ausgrlöste« Begeisterung lebendig im Herzen tragen, werden nicht verfehlen, den allmächtigen Herrn zu bitten, datz er, der nur Gute» will, und Böses nur gestattet, wenn es zum Enten führt, ungeachtet all dessen, was hindernd oder zögernd einzuwirle» scheint, di« Güter sichern möge, deren Quelle und Garantie di« Verträge für die Kirche und Italien s«i» sollten. Am Mittwoch hatte der Vorstand der faschistischen Partei eine Enifchlietzung gejagt, in der von der ..dolumentarijch be legten seindliägm Haltung gervijjer Gruppen der katholischen Aktion" die Rede war, unv in der darauf hingewiefen wurde, datz der Faschismus bei aller Ehrfurcht gegen die katholisch« Religion und das Oberhaupt der Kirche alte Feinde des faschisti schen Systems belämpjen werde. Wie aus der Stadt des Vatikan» gemeldet wird bespricht der ,.O i i e r v a t o r e R o m a n o" dieie Entschließung d««