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«*»mer IX Sächsische Bolkszettung I. I««» IX, Jur Münchner Katastrophe Fast 3000 Kunstwerke zerstört Die Erforschung -er Bran-ursache Unersetzliche Verluste Schluß mit Konserenzen! Ein Rückblick auf -ie Lahrestagung -er Völkerbun-sligen in Bu-apest Der erste Eindruck, den Mitglieder der veupazen Deie« Nation nach der ersten Fühlungnahme mit ihren ausländischen Freunden und Arbeitsgenossen auf der diesjährigen Jahres tagung des Weltverbandes der Vülterbundsgesellschajten in Budapest erhielten, war deprimierend. Es zeigte sich, daß die Berichterstattung über die deutsch-österreichi schen Zoll plane im Ausland« osfenbar in einem weit stärkerem Mage, als es aus Grundlage der deutschen Presse meldungen sestzullellen war, tendenziös gefärbt, ja unrichtig gewesen sein muh. Die Engländer sprachen in der persönlichen Unterhaltung und in den Sitzungen lediglich vom „An sch lug" und stellten sich auf den Standpunkt, daß Zoll union und Anschlug ein und dasselbe seien. Immer wieder musste man das Mißverständnis ausklären, das, von deutscher Seite kein kait sceompU geschossen worden sei. Aach in den ersten Sitzungen kam eine negative Ernndeinstellung. gerichtet gegen die deutsch-österreichisck>en Pläne zum Ausdruck. Doch das Bild wandelte sich schon nach wenigen Tagen. Aus der negati ven Einstellung entwickelte sich angesichts der nicht zu übersehen den Tatsache einer Verschlechterung der politischen Gesamtlage und einer Verschärfung der wirt schaftlichen R o t , der starke Wille zum positiven Kampfe, zum gemeinsamen Kamps« gegen verschleppende Ver- Handlungen, gegen Sachverständigengutachten und geschicht liche Untersuchungen der Krisenursache für Zusammenfassung aller Kräfte, für schnelles und praktisches Handeln! Es ilt schon außerordentlich viel erreicht, wenn die Ver- Dudapesk. Anfang Juni Es ist eine eigenartige Atmosphäre, die sich bei den Ar beiten des Weltverbandes der Völkerbundsgesellschaften heraus gebildet hat. Lange Jahre gemeinsamer Arbeit haben zwischen den Vertretern von über !lü Bölkerbundgejellschasten der Weit allmählich ein Vertrauensverhältnis geschaffen, das sich in schweren Kämpfen bei sachlichen Auseinandersehungcn bewährt und sogar zu engen Freundschaften geführt hat. Die freund schaftlichen Beziehungen bewirken eine Offenheit in der Aus sprache, eine Klarlegung des Hintergrundes jeder Stellung nahme, wie sie im Völkerbunde sehlt und vielleicht schien muß. Eine ossen« persönliche Aussprache zwischen Regierungsvertre- tern in Genf bleibt immer noch eine N e g i e r u n g o Hand lung, jedes Wort aus dem Munde eines Staatsmannes eine Regierungsverlautbarung. Bei den Völkerbundsligen fällt diese Reserve fort, und wenn auch bei den Ligen immer mehr die gleichen Persönlichkeiten die Führung übernehmen, die. in Genf selbst als Regierungsvertreter entscheidenden Einsluß haben, so sprechen sie innerhalb dieser freien Vereinbarungen ohne Weisung, ohne Bindung, wie Fachkenner einer wissenschaft lichen Spezialmaterie, die ihre Erfahrungen austauschen. Dazu kommt, daß sich nur wenige Vertreter jedes einzelnen Landes auf den Tagungen regelmäßig begegnen, und daß die Tagungen in den Abendstunden dauernd die Möglichkeit vertrau licher Aussprache auf gemeinsamen Veranstaltungen schaffen, während in Genf in gesellschaftlicher Beziehung eine weit größere Zurückhaltung üblich und geboten ist München. «. Junt. Die Feuerwehren am Münchener Elaspalast konnten um di« Mittagsstunde unter Zurücklassung einer Brandwache abztehen. Da« ganze Gebäude ist ausgebrannt. Die Bevölkerung München, wanderte in großen Scharen zum Brandplatz. Uebrrall bildeten sich Gruppen, die das trau rig« Ereignis besprachen. Ueber di« Frage der Entstehung de» Brandes liegen bi, zu den Nachmittagsstunden noch kein« An- Haltepunkt« vor. All« Vermutungen, dl, auf Kurzschluß usw. schließen wollen, scheiden von vornherein aus, weil der Glas palast kein elektrisches Licht hat. Daß jemand das Rauchverbot übertreten und durch «in« weggeworfene Zigarette den Brand verschuldet haben sollt«, ist nicht anzunehmen, da dann der Brand nicht erst nach sieben Stunden ausgekommen wäre, denn nach weislich hat in diesem Zeitraum niemand mehr in dem Gebäude etwa, zu tun. Bis gegen 2g,SO Uhr abends hielten sich einig» Malergesellen im Haus« auf, die mit Anstrichen beschäftigt waren. Gerettet wurden nur etwa 80 Gemälde und einige Plastiken. Das Gebäude des Glaspalasteo selbst war nicht versichert, da der Staat seit mehreren Jahren infolge der hohen Prämie seinen Besitz au» den Versicherungen genommen hat. Außer dem histo rischen Museumsgut, insbesondere der Romantiker-Ausstellung, soll, wie verlautet, nichts versichert sein. Die Versicherungs summe für die Romantiker-Ausstellung beträgt übrigens nur 1,3 Millionen Mark. In dieser Versicherung, die beim Agrippina- Konzern abgeschlossen ist, sind auch die Leihgaben und «in Teil der besonders angesorderten Werk« «inbegriffen. Ein besonders tragischer Umstand ist vor allem di« Zer störung der herrlichen Sonderausstellung „Deutscher Ro mantik« r", für die di« Leihgaben zum Teil mit großer Mühe zusammengetragen worden waren. Eines der schönsten Bilder von Moritz von Schwind „Ritter Kurts Brautfahrt" ist unter den vernichteten Werken, außerdem von demselben Maler „Des Knaben Wunderhorn", „Die Dame zu Pferd mit Page", „Auf der Wanderschaft" und „Nächtliche Fahrt". Von Peter von Cornelius wurden die Gemälde „Die Grablegung Christi", „Die Flucht nach Aegypten" und „Familienbildnis" vernichtet. Adrian Ludwig Richter war vertreten mit den Bildern „Durch die Furt", „Erntezug in der Champagne" und Hirtenlrene". Weiter waren vertreten Friedrich Wilhelm von Schadow, Karl Friedrich Schinkel, Johann Wilhelm Schirmet, Joseph Anton Koch, von dem eine ganze Reihe Bilder ausge stellt war, dann Christian Ernst Morgenstern, Karl Blechen, von dem namentlich seine im Besitz der Berliner Nationalgalerie gewesenen Bilder „Felsentor" und „Einschlagender Blitz" sowie „Mädchen am Meeresstrand" gezeigt wurden. Weiter gehörten der romantischen Ausstellung an Arbeiten von Philipp Veit, Friedrich Johann Overbeck, Ferdinand Johann von Oliver, Heinrich Oliver und Waldemar Friedrich von Oliver. Außerhalb der romantischen Ausstellung ist beispielsweise der größte Teil des Lebenswerkes von Kuno Amiet, des be kannten Schweizer Malers, der allein mit 4ü Werken auf der Ausstellung vertreten war, den Flammen zum Opfer gefallen. Von berühmten Gästen hatte Rödtn einen eigenen Saal, da neben waren Werke von Maillot, Despian, Derain, Blanche, dann mehrere Säle mit modernen Mailändern und dem Italie ner Novecento, dann zwei Bilder Kokoschkas ausgestellt. Es ist natürlich unmöglich, auch nur annähernd durch dl« Aufzählung der vernichteten Bilder und ihrer Schöpfer einen Begriff von der Größe der Katastrophe zu geben. München, 6. Juni. Bei dem Braud des Dlaspalastes wurden nicht weniger als 8875 Kunstwerke aller Gattungen ein Opfer der Flammen. In der vernichteten romantischen Ausstellung befanden sich 110 Ge mälde. die in ibrer iibermi-n-nde» Anzahl von den verschiedenen Fünf Bilder des Leipziger Museums in München verbean»» Aus dem Besitz des Leipziger Museums sür bildende Künste sin» bei dem Brande des Münchener Glaspalastes mit der Ausstellung „Werke deutscher Romantiker" fünf Gemälde verbrannt, unch zwar: „Grablegung Christi" von Peter Cornelius, „Der Drimsel-Paß" von Joseph Anton Koch, „Rebekka und Elieser" von Karl Peschel, „Erntezug in der Campagna" von Adrian Ludivig Richter und „Die erythräisäze Sibylle" von Friedrich Johann Oberbeck. Die Bilder sind gut versichert. Ursprüng lich ivar geplant, die sämtlichen Romantiker des Leipziger Mu seums im Austausch gegen eine Kollektivausstellung aus der Münchener Schack-Galerie nach München zu geben. Di« Ber-^ Handlungen hierüber hatten sich jedoch zerschlagen. Dresden hat Glück. Die Dresdner Gemäldegalerie l-a< groes Glück gehabt beim Brand des Münchner Glaspalastes. Die Leitung der Kunstausstellung im Glaspalast hat!« u. a. auch die Dresdner Galerie um leihweise Ucberlassung von Bis-, dcrn bedeutender Romantiker gebeten. Aus verschiedenen tech- nisckzen und anderen Gründen konnte diese Viite nicht erfüllt werden. Dadurch ist die Dresdner Galerie vor einem höchst schmerzlichen Verlust bewahrt worden, denn die Romantikev- Müeilunq ist bekanntlich ebenfalls dem Brand zum Opfer ge fallen. Ein von Dresden zur Bersügung gestelltes Bild Her«. tericlfs „Ulrich von Hutten" ist gerettet worden. Museen Deutschlands ausgeNehen waren. Den stärkst«ck Verlust hat dl« Kunsthalle Hamburg mit 17 Werken zu beklagen. Schwer betroffen ist auch di« Kunstsammlung de» Landesmuseum, in Darmstadt, die von ihrem kleinen Museumsbestand di« Neben wertvollsten Bilder betsteuerte. Unter den geschädigten öffent- lichen Kunstanstalten befinden sich weiter die Nattonalaalrrie zu Berlin, das Kurpsälztsche Museum der Stadt Heidelberg, di« Städtische Galerie Nürnberg, das Museum in Gotha, das Mu- seum der bildenden Künste in Leipzig und das Tiroler Lande,- museum in Innsbruck, di« Galerien von Breslau. Dessau, Chem nitz und Main». Die Lay-risch« staatlich« Gemäldesammlung und die Schackgalerte haben «in« verhältnismäßig geringe Einbick« erlitten. Aber auch in der modernen Schau gingen ganze Le benswerke einzelner Künstler zugrunde. Von dem verstorbenen Maler Otto Strühel waren die 07 bedeutendsten Werke aus- gestellt, von dem Engländer Wenban 80 Bilder. Dir kollektive Ausstellung von Erich Kubierschky umfaßt« 4S seiner wichtigsten Arbeiten. Selbstentzündung die Ltrsache? München, 8. Juni. Bis jehl ist es noch nicht gelungen, die Ursachen zu - entdecken, die der Anlaß der entsetzlichen Brandkatastrophe im Glaspalast ivaren. Der iklerüacht einer vorsätzlichen Brand- stiktung l)at sich, wie die Münchener Telegramm-Zeitung zu berichten iveiß, nicht bestätigt, vielmehr wird den Spuren nachgegangen, die auf Selbstentzündung der Materialien schließen lassen, welche bei Renovicrungsaibeilen in den Ro mantiker-Sälen Berivendnng gefunden haben. Die Anstreicher sind die letzten gewesen, die das Gebäude verlassen haben. Bis Freitag, 2l Uhr, nmren sie damit beschäftigt, eine eben erst auf getragene Oelsaibenanstrichprobe wieder wegzuwiscken. Dazu gebrauchten sie Nesscltuch, das mit einer Mischung von Terp.n- tin und Firnis (Leinöl) getränkt wurde. Cs ivird nun o«H mutet, daß sich diese Lappen nach dem Weggang der Arbeite« selbst entzündet und den Brand verursacht ljaben. Doch l-at strengstes Rauchverbot geherrscht und die Lappen waren in» allen übrigen Malergeräten in «inen im Parterre gelegenes Ausbenxchrungsraum gebracht und dort sorgfältig zusammen« geräumt ivorden. — Die Polizei wird heute Versuche anstelle»^ ob ihre Annahme einer Selbstentzündung solcher mit elnevc Terpentinölmischung getränkten Nssseltuchlappen sich aufrecht^ erhalten läßt. Gachsens Antettnahme kßNM» Ministerpräsident Schieck hat anläßlich dec schwere» Brandkatastrophe im MUnä)ener Glaspalast dem bayrischen Mi», nisterpräsidenten Held telegraphisch das Beileid der sächsisches Staatsregierung zum Ausdruck gebracht. Reise zu den Pomakten Bier Mann und eine Dame kletterten wtr «n Lanthle in den Ford und reden dem fünften Manne, dem Schofför, noch einmal gut zu: Fahr« langsam, rede nicht unterwegs, fahre nicht zu nahe am Abgrund, fahre aus der Innenseite des Weges, und was es an guten Ermahnungen sür ein« Fahrt im Rhodopegebirge noch mehr gibt. Denn wir wissen, daß diese Pomakenrelse keine reine Freude sein kann, daß sie ein wenig halsbrechersch ist und nicht ganz erfreulich enden muß. Aber — wir wollen zu den Pomaken, und da di« Pomaken zwar gelegentlich ihren Tabak aus dem Gebirge ins Tal bringen, nicht aber ihr« Dörfer, müssen wir uns dem Herrn Schofför anvertrauen. Er beherzigt alles, was man ihm gesagt hat: Tr rast, er fährt direkt am Abgrung, entlang und auf der Außenseite des Weges, aber wtr wagen nicht mehr, ihm irgend einen Vorwurf zu machen, obwohl er auch den Schweigebesehl auf sein« Weis« auslegt und an peinlichen Kurven voll Freude ein« lächerlich« Geschichte erzählen möchte. Wir wagen nicht, ihn mißmutig an zusehen, denn er fährt auf Wegen, di« sich von dem, was rechts und links von ihnen liegt, nicht im geringsten unterscheiden: es ist völlig klar, warum gerade dies der Weg sein soll und nicht das Stück Erde daneben. Immerhin, er fährt, er stürzt über spitzes Geröll, holpert durch auogctrocknete Flußbetten, balan- zirrt neben tiefen, scheußlichen Abgründen, läßt uns aus der Höh« in di« Ti«s« sehen, in der ein schäumender Fluß sich in rasender Eil« zum Meer« zwängen will, kl«tt«rt immer weiter, und wir warten eigentlich nur auf den Augenblick, in dem der Gut« erklären wird: Es geht doch nicht. Vorbei an Kadavern elend verreckter Esel, vorbei an Bächen und plötzlich vor einem veritablen, rasenden Fluß. Hinein, und wenn das Wasser auch über di« Kotflügel spritzt! Aus der gleichen Kleinigkeiten wird hierzulande kein« Rücksicht genom men. Wieder geht es bergan, über Feld und Geröll, auf weg losen Wegen, zwischen Fel» und Quelle hindurch, dann winkt oben, zwischen Bergkuppen eingebettet in rin grünes Tal, das Dörfchen Ieraka, das Reiseziel, das Pomakendorf. Wunderlick)« Herren, diese Pomaken. Bulgarischer Abstam mung, strenge Mohammedaner, alten Sippcngesetzen gehorchend, Hausen sie in ihren weltfremden Dörfern, gehen nur zur nächsten Stadt, wenn es gilt, die Tabakernte zu verkausen oder Holz aus kümmerlichen, gräßlich geplagten Eseln ins Tal zum Markt zu bringen. Non ihren vielen Brüdern drüben in Bulgarien wissen die, welche hier auf griechischem Boden leben, kaum noch etwas, haben auch di« bulgarische Sprach zum großen Teil schon unter der Tllrkenherrschast aufgegeben, sprechen mehr tür kisch als bulgarisch und unterscheiden sich in ihrer Tracht von den Dorftürken nur manchesmal durch eine Lammsellmlltze, die an Stelle des roten Fez den Kops ziert, oder durch lange, weiße Wollstrümpfe, die nicht immer ohne weiteres als weiß zu er kennen sind. Im übrigen scheinen sie Türken, ganz noch den alten Sitten hingegeben, und voll Groll gegen die Reformen, di« in der nahen Türkei durchgeführt werden. Und vielleicht gerade deswegen nennen sie sich ost ohne weitere» Türken, als wäre «in Pomake etwas, was vielleicht In den Ruf der Minder wertigkeit kommen könnte. Kaum sind wir aus dem Wagen geklettert und haben die steifen Beine etwas massiert, ersck-einen auf einem Hügel ein paar verwegene Gestalten, und gleich darauf ertönt ein mächti ges Blasen: melden die Posten den nahenden Feind, oder was wollen die Guten von uns? Aber, es ist nur der brave Post mann, der einen Empfangsgruß bläst, und er ist beileibe kein Pomake, er ist ein waschechter Grieche, der über die Sechzig hinaus ist, bekannt in der ganzen Gegend, Sportsläufer, frisch und unerhört jung, Tabakprbeiter seines Zeichens, der In der Freizeit als Dorspostbote herumläust. zu Fuß hinaus in die fernen Dörfer, hoch ins Gebirge, das Blashorn zur Seite, und einen kräftigen Revolver. Ein seiner Kerl mit leuchtenden Augen — aber nicht ihn hab«n wir hier gesucht! Und wir be ginnen unseren Besuch. Aber viel Freude scheint der nicht hervorzurufen. Denn, wenn eben noch ein paar Männer und zwei hosenrockbewaff- nete Weiber zu leben waren, so verschwindet jetzt alles mit un- . erhörter F>r'-gkeit, und nur zwei würdla« Männer zeigen sich murig nevcn einem Garten. Vielleicht halten uns zm Steuereinnehmer oder für andere Wesen, die man nicht überall begeistert aufzunehmen geneigt ist, vielleicht kommt ihnen l-ei Besuch überhaupt nicht geheuer vor, kurz, wir haben nichts an deres zu tun, als uns den beiden Mutigen ehrerbietig zu nähern Und die beißen durchaus nicht. Sie empfangen uno nicht gerade sehr herzlich, etwas von oben herab, etwas vorsichtig, aber wir haben doch noch gewaltiges Glück, daß ihre mächtigen, bissigen Köter mit den Herden auf der anderen Seite des Dorjes sind Denn cs ist heute keine ungefährliche Sache, in eines dieser Eebirgsdörfer zu gelangen, wenn die Hunderudel anderer Mei nung sind, und für zerrissene Kleider oder zersetzte Beine wird kein Ersatz geleistet. Gegen die rasenden Hunde, nicht gegen die friedlichen Menschen führt man bei dergleichen Ezpedition-- einige Schießprügel mit sich! Kaum merken die braven Wächter ihrer Ehre, daß es nicht rm Geld geht, werden sie sichtlich wärmer. Immerhin dauert es eine ganze Weile, bis der würdigere der beiden — er war einst Feldwebel in der kaiserlich osmanischen Armee und kann das nicht vergessen! — sich entschließt, den obligaten Be- grllßungskaffee anzubietcn. Da sein Haus aber nur zwei Zim mer besitzt, in dem aufgeregt die Weiber umherirren, um heim lich ein bißchen aus den Fenstern zu schielen, müssen wir den Trank im Freien stehend genießen, und nur unser weibliche» Erpeditionsmitglicd darf der Ehre teilhaftig werden, das Haus zu besuchen. Was sie dort drinnen sieht, ist zunächst das, was tn diesem Dors der zwanzig Familien, der drei Gendarmen und des guten Schulmeisters, überhaupt aussällt: die Sauberkeit, wie sie in anatolischen, echten Türkendörsern selten ist. Ganz genau will Madame wissen, was wir hier wollen, wie es uno gefällt, ob es in Deutschland schöner sei, ob Deutschland groß ist, ob der Kasse« hier schmecke und die srlbstgedrehte Ziga rette. Da hockt sie mit unlergeschlagenen Beinen aus einem der kleinen, teppich- oder sellbelegten Divane, angetan mit gelben Pluderhosen, gelber Jacke und bunlgesticktem „Bolero", darüber ein gelbes Tuch aus dem Kops, die Hände außen blendend weiß, innen schön dunkelbraun aeiarbt. dir Fingernänel sein mit roter