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Rolande wird geliebt Boman von Pierre NSrmtt« Auloriilrrte ltbirlragnng aus dem Frainösischtn von Thea Kara. (Nachdruck verbalen.) Copyright by itarl Kitzlers To.. Beilln-Zehiendorf l4t. Fortsetzung.) „Das ist doch Paris?" fragt sie vorsichtshalber. „Ja, gnädige Frau. Wollen Sie nicht nach Orsay?" „Nein, mein Herr. Ich will nur nach Paris?" Eine Woge von Reisenden trennt die Tante von dem Beamten. Der Lautsprecher schreit alle möglichen Namen, die alle Welt hört, aber niemand beachtet. Tante Cäcilie sucht sich auf dem Bahnsteig durch das Gedränge zu winden, sie späht eifrig nach der eleganten Erscheinung Roger Maudes, der sie sicher ebenfalls sucht. „Siehst du ihn nicht, Rolande?" „Nein, Tante, ich kann niemand erkennen." „Du bist ganz durchnäßt, spanne doch deinen Schirm auf." „Das ist hier unmöglich." In der Tat, die hin- und herwogende Menge wirft die beiden Reisenden hin und her, wie das wild bewegte Meer ein Boot. Sie bleiben stehen, sie wagen nicht vor- noch.rückwärts zu gehen — sie fürchten, getrennt zu werden. Niemand kümmert sich ui» sie. Sie sind allein in dieser Menge, in dem Regen, in der Nacht! „Es ist doch merkwürdig, daß Roger Maude nicht da ist", wiederholt die Tante. „Siehst du ihn nicht?" „Aber nein, Tante, ich versichere dir — wenn ich ihn sähe . . ." Die beiden Frauen treten unruhig hin und her — sie strecken die Hälse — versuchen die Dunkelheit mit den Trigen zu durchdringen. „Ja, hier ist nicht Noirmoutier", denkt Rolande. Allerdings, hier ist nicht mehr die allgemein bekannte nnd geachtete Tante Cäcilie und ihre so beliebte kleine Rolande Pon. Nein, hier sind sie auf dem Bahnsteig von Paris, zwei unbekannte Reisende, die niemanden interessieren, die man einfach in ein Krankenhaus befördern würde, wenn einer von ihnen etwas zustieße. Nach und nach verläuft sich die Menge aus dem Zug von Nantes. Der Bahnsteig liegt verlassen da. O, nur für einige Minuten; denn schon nahen die leuchtenden Lampen einer Lokomotive. „Wir können doch nicht die ganze Nacht hier bk'.ben!" keufzt die Tante. „Und unser Gepäck?" „Ja. und unser Gepäck!" „Hast du die Fahrkarten?" „Ja — aber an wen must man sich wenden?" Kein Beamter. Kein Reisender ist mehr auf dem Bahnsteig. Ein Zug ist auf einem anderen Bahnsteig angekommen, alle Beamten stürzen dahin. „Gehen wir!" sagte die Tante. „Gehen. — Und wohin? „Ich weih es nicht!" „Ich auch nicht!" Die Tante und die Nichte, durchnäht, mit Handgepäck beladen, gehen langsam dem Unbekannten entgegen. Achtundzwanzig st es Kapitel. Während dieser Zeit stand Roger Maude, schön wie der junge Tag, frisch rasiert und frisiert, vom Kopf bis zu den Füßen wie aus dem Ei gepellt, auf dem Bahnsteig des Bahnhofs Orsay, auf dem der Zug von Nantes einlaufen muhte, um feine junge Verlobte zu empfangen. Sein Herz klopft in seliger Erwartung unter dem schönen, hellblauen Hemd. Er. der erfahrene Pariser, hat keinen Augenblick daran gedacht — und das war sein Un recht — dah die teuren Reisenden auf den Gedanken kämen, Paris-Austerlitz auszustcigen. Für die Pariser existiert der Bahnhof Paris-Austerlitz nicht mehr. Tante Cäcilie hingegen, die seit Wochen nur In dem Gedanken an Paris lebte, hatte, als sie den Ruf: Paris! Paris! hörte, sich aus dem Wagen gestllr't, wie eine Seele, die aus dem Fegfeuer kommt, dem Paradiese zueilt. Den Zusatz Austerlitz hatte sie gar nicht beachtet. Roger Maude hätte entschieden da vorbauen müssen. Er sieht sich genau alle Reisenden an, die aus dem von Nantes kommenden Zuge ausstcigen. Er sieht sich nach dem weihen Mützchen um, das so leicht erkennbar in der Menge ist. Es sind drei da, nicht mehr; aber ihre Trägerinnen sind keine Waldfeen. Roger erkundigt sich, ob noch ein zweiter Zug kommen würde? Man antwortet ihm, dah in der Tat in einer Stunde ein zweiter Zug aus Nantes eintresfen würde. Er wartet aus den zweiten Zug; aber niemand kommt. Um nichts zu versäumen, springt er in ein Auto und fährt auf den Bahnhof Montparnasse. Er findet niemanden! Unschlüssig, was er tun soll, steht er auf dem Bahnsteig. Die beiden Reisenden auf dem Bahnhof Paris-Auster litz waren es »och mehr. Die Pariser, die Paris und seine unzähligen Hilfs mittel kennen, die da zu Hause sind, die gewohnt sind, spät in der Nacht nach Hause zu kommen, können sich keine Vor stellung davon machen, was eine Provinzlerin empfindet, die nie gereist ist, zum ersten Male nach Paris kommt und nun allein in der Nacht am Ausgang eines Bahnhofes steht, die ungeheure Stadt vor sich. Die langen Strahen, die die Reihen der Easlaternen anzeigen, bis sie sich in der Ferne verlieren dieses Kaleidoskop der Wagen — — die Gleichgültigkeit der Menge das Gefühl der absoluten Verlassenheit die Eewihheit, nichts zu sein die Ungewißheit, ein Unterkommen zu finden in der Stadt, wo so unendlich viele ihr Heim haben und niemand sie aufnehmen wird — all dies ist furchtbar zum Verzweifeln. Der Verbannte ist überall allein. Der Provinzler ist ebenfalls allein in Paris. Er ist ein armes, kleines Nichts, oft von infamen Menschenjägern verfolgt, deren Existenzen er nicht ahnt. Nachdem sich Tante Cäcilie und Rolande überzeugt hatten, dah ihr Gepäck auf dem Bahnhof ausbewahrt würde, gingen sie der Austerlitz-Vrücke zu. Es war beinahe Mitternacht. Es regnet mehr denn je, die wenigen Laternen, die »och brennen, spiegeln sich in den Wasserpfützcn. Kein Wagen ist zu scheu. Von Zeit zu Zeit kommt eine elektrische Babu, die rasch vorllbersäbrt. Endlich taucht ein Polizist auf, ein dicker Polizist, de, aussieht wie ein Hund, den man aus dem Wasser gezogen. Tante Cäcilie, die vom Regen fast aufgelöst ist, läßt Rolande den Beamten anreden: „Verzeihen Sie, mein Herr, können Sie mir sagen, wo wir die Straße Charles-Nodier finden?" „Mein kleines Fräulein, die Strahe Charles-Nodier ist sicher nicht hier!" „Ist sie weit von hier?" „Obgleich ich hier meinen Dienst habe, habe ich nicht die Ehre, sie zu kennen! Sicher ist es keine — berühmte Strahe! Wie heiht sie?" „Strahe Charles-Nodier." „Das ist ja ein komischer Name!" Der triefende Polizist zieht unter seinem Gummi-Cape ein Notizbuch hervor, er blättert darin mit steifen Fingern; da er nicht genügend sieht, nähert er sich einer Laterne. Es regnet stärker, die Blätter des Notizbuches kleben zusammen. In dem Augenblick geht ein zweiter Polizist vorüber, groh und mager wie ein Baumpfahl. Der erste ruft ihn an: „Du, sage doch, kennst du eine Strahe Charles- Nodier?" „Straße Charles-Nodier?" „Ja. Das muh auf dem Montmartre sein." „Allerdings," rief Rolande, „sie ist aus dem Mont martre." Der zweite Polizist sieht Rolande scharf an. Er be merkt ihr eigenartiges Aussehen, das ihm unbekannte Mützchen. Aber ganz besonders saht er die andere Frau ins Auge, die da hinten ganz zusammengeduckt steht. „Sagen Sie, Fräulein, Montmartre ist keine passende Gegen für Sie, besonders zu dieser Stunde! Gehen Sie kreiwillig dahin? Mir scheint, Sie sind in Begleitung?" „Ja, ich bin mit meiner Tante hier," „Die Frau dahinten?" ,'Sas ist Ihre Tante?" Der Polizist blinzelt seinem Kollegen zu, dann jährt er in eigenartigem Tone fort: „Das ist immer die Tante, die diese Vögel bei sich haben! Rufe sie doch her sie scheint es nicht eilig zu haben, sich uns vorzustellen." Dann wendet er sich wieder an Rolande. „Wo kommen Sie her?" sragt er barsch. „Von Noirmoutier." . „Von?" „Noirmoutier." „Wo liegt denn das Nest?" „Es ist eine Insel." „Am Meer?" „Ja, mein Herr." „Merkwürdig! Es scheint mir, daß Sie mir etwas anfbinden wollen, aber bei mir sind Sie an den Unrechten gekommen, ich falle nicht darauf herein. Zeigen Sie mir Ihre Papiere." „Ich habe keine Papiere. Was für Papiere?" „Was! Sie kommen von Noirmoutier und haben keine Papiere keinen Ausweis! Sie reisen so im Land umher ohne Ausweis! Aber Sie sind doch „jemand". Sie müssen doch irgendwo hingehören? Wie heißen Sie?" lForlsetzung to!pl>. ^olstsrwarsn - Fabrik „onesocnsiz" L V»M»«k: »vissntiss—tr«!« »r. tis—ttlitlsr UM« hl. N«rormb»tt»n . .ad 13.50 /tutt»g,m»tr»tt»a »b 8.60 8t»blm»tr»d»a . »d 9.00 A»»»lngd»N«n. ,«d 50.00 ttlmtorbottoa . «ad 17.50 Unterbetten . . ,^d 7.00 Steppckeoken . .ab 8.00 >emb«I»rn ftktt. »b 1.00 8obl»k»o8». ... ick 80.00 vtven» ab 37.80 kieebteobritnlcoken, Inletts ttvAnuu-KI—ii, rierttteeen vnck etaioktliglg«» in rtoolgor /tum»»bl Im be- trennten 8p»rI»l>««okIM krsbäenkmÄler in »Non St«tn»et»n, »owle UllMlllllW Ml lillllW Vein'istlii' rieHei-.sllMliri' k'ernrut 27542 k>rlo6rleb,tr. 64 All«« «MWA WA, SW zur Linderung der Not, insbesondere Münnersachen erbittet dringend Larilas» Sekretariat Dresden-Si. Albirtplatz 2, Eingang Rabenhorststr^ Rus S4327 Sprichziil: Werktag» 0—12. Postscheckkonto Dresden 2S 468. UM «M! S4öd«Is».»r» KelilalUmmer — kterron unck Spoiserimmor, 8otas Lkaisolonp-nes — X Neben (tr.Xnswaktt Itttlkrolavk hlilnstlxv /ablaiixs»sl"v> klövel-dlsckt- Ilresüvn.linuIbaebatr.Nt Netto klllnlt/or 8traüo Obernranen 3 Kamenrar 8tr. 22 In 3 Tagen ^»skunkt koslenlorl 8anlla,-0opot ttallva. 8.300L «»IMreitllllSIeiwkI'WM MtW rM» Sie Ititl!b riitiiSit? H.- Wenn 8is sloti mit Amöben Ztusßktdsn ein Sißvntislm sobsffsn können? Wsnn 8is T'-ttilungsn liiren Osslbr dsi Aslvben nndsetiulctsn könnsn? V/ir gobon Ibnsn billige un- kllnöbaro 8par-v»rlsbn . (bei prSmlonkrslor Kodon,- vorslobsrung ebne Srrllivko ? Untsrsuokung bl, tibi. 25 660.-) veulreke vsurpsrksrre 8LNI.I 8t, Unter« «ten l.tncken 16 Qeneraiverireiun^ lUr 8acttsen: Paul Kramer, vresclnei 8U.21,l. Kul442o7 Tüobtl«o blltarboltor gveuokbl Kennen 5is - Setiukiwarankaus u. tteparatur» N. vürosclimick! I Oi-escken/t. 1. 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