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' »D Amtsblatt Ses Rates und des Nokizeiamtes der §»1adt Leipzig. — .....lll >-.lS lN« Inleral« au» »leipiig unv Umgebang di« ttpalirge Petttgrile lSPs , dr« Reklame zeil« l ML' vo» aoowätt» 3» Pl^ Reklamen L20ML' Inserate von Behörden im amt lich«» Teil di» P*titz«tl« 50 Pf Selchäflsanzelgen mit Platzoorfchrifte» im Prell« erhöht Rabatt nach Tarif. Letlagegebiihr Gesamt» auslag« 5 Mk. o. Taufend «rkl. Poftgebühr. Teildetlag« Höger. Fepetteilt« Aufträge können nicht zuriick- aeeogen «erd«». Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme' Iohannirgasle 8, bei »amtlichen Filialen u. allen Annoncen» Expeditionen de» Ja» und Auslande». Druck und Verla, »o» Fischer t Fürste« Inhaber: Paul Fürsten. Redaktion und Ges häst»st«ll«: Iohanniegasse 8. Haupt-Filiale Drc»den: Eeeirrage -t. t. lTelephon t62ll. Donnerstsg, üen l< Septemder 19l1. 105. Ishegsns. Die vorliegende AuZgabe umfaßt 16 Leiten. Dss Wichtigste. * In Dresden begann am Mittwoch der 2. Deutsche Richtertag. (S. des. Art.) * Die Deutsche Bank verwahrt sich ener gisch gegen das Gerücht, daß sie von einem fran zösischen Bankinstitut einen Vorschub verlangt habe, der ihr aber verweigert worden sei. (S. Han delsteil.) * Der Rechtfertigungsversuch des bri tischen Botschafters Cartwright in Wien wegen des bekannten Artikels in d?r „Neuen Freien Presse" wird von diesem Blatt« als verfehlt zurückge wiesen. (S. des. Art.) * Infolge der Arbeiterunruhen in Spanien wurde in Bilbao der Kriegszustand erklärt. (S. brs. Art.) * Der frühere Schah von Persien ist nach englischen Meldungen nach Gumüschtepc geflohen. Unabhängige Wahlen. (Washingtoner Brief.) „Wie die Saat, so die Ernte." Man muß es dem Pankce lassen, daß er ein Politiker der Tat ist, der die Weisheit des alten Wortes trefflich in die Praxis umzusetzen weiß. Wenn die Herren vom Holz- oder vom Erntemaschinen trust einen ihnen nicht bloß aus platonischen Gründen genehmen Kandidaten unter Auf wendung erheblicher Mittel im Kongreß zu placieren verstehen, so wissen sie genau, daß sie eine bester verzinsliche Anlage für ihr Geld überhaupt nicht finden können. Diesen Kreaturen einer in barer Münze zu bewertenden politi schen Moral stehen jene Leute vom Schlage des alten Stephenson gegenüber, die aus eigenen Mitteln den Wähler auf die Fährte des allein geeigneten Kandidaten stoßen, um dann in ihrer Eigenschaft als Kongreßmitglied ein Sonder- schäflein zu scheren, das die Kampagneaus- gaben mit zwanzigfachem Prosit hereinbringt. Wahlausgaben! Das Wort, ohne das irgend eine politische Laufbahn im Lande der unbe einflußten öffentlichen Meinung nicht möglich ist. Und da die Herren Deputierten bei den letzten Wahlfeldzügen den Dollar etwas gar zu heftig rollen ließen, und da weiter die demo kratische Partei endlich den Zeitpunkt gekommen wähnt, der Entwickelung des Landes einen besseren Weg zu weisen, als ihn die Herren Roosevelt und Taft zu finden vermochten, so beschloß man, sich durch einen entscheidenden Schlag den Hauch der Volksgunst dauernd zu sichern. Um es kurz zu sagen: Der Bundes senat hat in seiner Extrasession eine Bill zur Regelung der Kampagneausgaben und sogar der Kampagneversprechungen an genommen, die so radikal ist, daß man sich des Verdachtes nicht erwehren kann, sie sei gar nicht ernst gemeint. Es ist eine alte Forderung, daß die Kampagne ausgaben der Kandidaten vor oder nach der Wahl bekannt gemacht werden sollten, weil man dadurch die Verwendung von Geld zur Wahl beeinflussung wenn auch nicht zu verhindern, so doch zu verringern hoffte. Die demokratische Partei bestand darauf, daß diese Veröffent lichung schon vor der Wahl erfolgen sollte, und das demokratische Repräsentantenhaus beeilte sich, eine entsprechende Bill anzunehmen. Merk würdigerweise ist in den Washingtoner Be richten kaum die Rede davon gewesen; viel leicht — was aber unwahrscheinlich ist —, weil man sich vor sich selbst der offenbaren Spiegel fechterei schämte, vielleicht aus praktischen Rücksichten, weil man die Unmöglichkeit einsah, sie in die Tat umzusetzen. Daher glaubte auch niemand, daß diese Bill über haupt jemals den Senat beschäftigen würde. Aber der republikanische Senat nahm dem demokratischen Repräsentantenhause den Wind aus den Segeln und „passierte" die Bill, und zwar in so verschärfter Form, daß verschiedene Mitglieder des Unterhauses förmlich nach Luft geschnappt haben sollen, als sie die neue Fassung zu Gesicht bekamen. Nach dem Verlauf der Debatten aber sollen künftig nur noch folgende kleine Hilfen gestattet sein, um die „lleberzeugung" des Wählers in die richtige Bahn zu lenken. Kein Kandidat für das Haus oter den Senat soll in einer Wahl mehr ausgeben als 10 Cents pro Wühler, mit der Beschränkung jedoch, daß kein Senatskandidat in einer Vor oder Hauptwahl mehr als zehntausend Dollars, kein Kandidat für das Repräsentantenhaus mehr als fünftausend Dollars ausgeben soll. Das bedeutet eine ganz erhebliche Herabsetzung der Wahlunkosten, wenn man berücksichtigt, daß es einer Summe von 110000 Dollars bedurfte, um Herrn Lorrimer seinen Parkettplatz zu sichern. Wer das Getriebe des amerikanischen Partei lebens und seiner Cliquenwirtschaft kennt, wird den Umstand, daß das Gesetz sowohl auf die Vorwahl wie auf die Hauptwahl Anwen dung finden soll, besonders wirkungsvoll nennen. Schon im Repräsentantenhaus war der Versuch gemacht worden, die Vorwahlen mit einzuschließen, aber an dem Einwand gescheitert, daß dadurch die Verfassungsmäßigkeit des Ge setzes in Frage gestellt wurde, weil die Primär wahlen gänzlich unter Aufsicht der Staats behörden ständen. Das ist zutreffend; und um so mehr muß es Wunder nehmen, daß sich der Senat über diesen Einwand hinwegsetzte. Die schlauen Herren Republikaner aber wußten wohl, was sie taten, als sie diese Bestimmungen festlcgten. Sie haben dem Lande ihren ganz radikalen Reformeifer bewiesen und können nun gerrost mit scheinbarem Bedauern die Achsel zucken, wenn das Oberbundesgericht das ganze Gesetz als mit der Verfassung nicht vereinbar über den Haufen wirft. Durch dieses wohl berechnete Hinterpförtchen erweisen sich denn auch die sonstigen Para graphen des Gesetzes, so radikal sie klingen, als Farce. Ueber alle Beiträge zum Kampagne- fond, sowie über alle persönlichen Ausgaben der Kandidaten muß öffentlich Rechenschaft ab gelegt werden; und zwar muß die Veröffent lichung der Ausgaben 15 Tage vor der Wahl beginnen und dann in regelmäßigen Zwischen räumen von sechs Tagen fortgesetzt werden. Auch sonst haben sich die Demokraten von den Republikanern wesentlich übertrumpfen lassen. So wollte das Haus festgesetzt wissen, daß alle Versprechungen bezüglich eines politischen Amtes („Political .jod") öffentlich gemacht werden müßten, ohne sich zu der Erkenntnis aufzu schwingen, daß doch zweifelsohne in dem Ver sprechen öffentlicher Aemter die schlimmste Form der Wahlbeei nflussung zu erblicken ist. Da hatten es denn die Republikaner im Senat leicht, aus ihren Herzen eine Mördergrube zu machen, in dem sie das Versprechen eines politischen Platzes zum Zwecke der Beeinflussung der Wähler oder der Unterstützung eines Kandidaten für die Staatslegislatur für durchaus unzulässig und ungesetzlich erklärten. Die hier geübte Wahl praxis läßt diese Bestimmung an den Unmög lichkeiten ihrer Durchführung scheitern. Nach wie vor werden in aller Stille und ohne Zeugen Versprechungen gemacht werden, ohne daß es möglich sein dürfte, sie juristisch nachzuweisen. Da das Repräsentantenhaus die Aenderungen des Senats erst gutzuheißen hat, sich bisher aber — trotz des offenen Hinterpförtchens — noch nicht zu solchen Radikalismen zu bekennen ver mochte, steckt die Bill einstweilen in einer Kom mission, in der sie bei der Wiedereinberufung des Kongresses vielleicht eine fröhliche Urständ' erleben wird. Vielleicht aber auch nicht, denn beide Parteien müssen fürchten, daß man sie schließlich beim Wort nimmt, namentlich dann, wenn etwa der Einwand der Verfastungswidrig- keit hinfällig werden sollte. Oie üeutschen „Privilegien" in Marokko. I». Paris, 13. September. Die Lektüre der französischen offiziösen und Partei- Presse erweckt heute d«n Eindruck größter Un gewißheit. Während Kriegsminister Mcstimq nahe der deutschen Ostarenze manövrierte, rechts den Großfürsten Boris, links den Gesandten des Sultans von Marokko (von dem England zur Krönungsfeier nichts wissen wollte, und dessen Schaustellung in -en Vogesen zum mindesten nicht sehr geschmackvoll ists, macht die militaristische Prelle gegen dl« Fortsetzung der Verhandlungen mrt Berlin scharf. Am ärgst« n arbeitet gegenwärtig das „Echo d« Paris", trotz (?) seiner Freundschaft mit dem Marineminister Delcasss, auf den Abbruch der Verhandlungen hin. Es schreibt: „Die Prüfung der deutschen Gegenvor schläge ergibt immer mehr die Unmöglichkeit, sie an zunehmen. Alle Persönlichkeiten, die sie bisher kennen lernen konnten, sind hierin derselben Ansicht. Es unterliegt also keinem Zweifel, oaß die Gegenvor schläge im Ministerrat zurückgewiesen werden. Nur einige Einzelheiten werden zugelassen. Bei Empfang dieser Antwort werden die Deutschen vergeblich Europa gegen uns aufzrthetzen suchen. Sie werden in alle Winde ausschreien, daß wir die Angreifer sind. Diese Kundgebung wird nns nicht aufregen können. Um unser« Ehrlichkeit l?) zu beweisen, brauchten wir nur die deutschen Vorschläge zu veröffentlichen. Wir hoffen sogar, daß unsere Regierung gegebenenfalls den Leuten in Berlin diesen geschickten Schlag ver setzen wird. Dann wäre man in Europa über die wirklichen Absichten Deutschlands im klaren." Der „Figaro" schreibt in höflicherer und fried licherer Wehe (im Fond dasselbe!): „Die deutschen Forderungen sind für uns ganz unannehmbar. Nach genauer Prüfung wird unsere Regierung alles, was möglich ist, zubilligen. Für den Rest wird sie aber ein in der Form höfliches, darum aber nicht minder deut liches „Nein!^ antworten. . . Man ist für jede Even tualität bereit. Das einzige, was Las Land nicht will, ist eine Mißgeburt von Abkommen, die demütigend für uns wäre. Wir lasten die Zession einer unsrer Kolonien mitten im Frieden zu, aber unter einer Be dingung: daß Marokko für immer aus den deutsch französischen Beziehungen ausgesctzaltet werde. . . ." Der „Raüical" meint ebenfalls: „Wir haben schon gejagt, Laß in der Hauptfrage völlige Mei nungsverschiedenheit vorhanden ist. Wir hoffen, daß die deutschen Minister ecnsehen werden, wie große Zugeständnisse Frankreich im Interest« des Friedens gemacht hatte. Nehmen wir aber an, daß die Ver handlungen noch einmal abgebrochen würden. Daraus müßte nicht sofortein Krieg zwischen Deutsch land und Frankreich entstehen. Man würde bloß zur Lage zurückkehren, die vor den Besprechungen existierte; es würde nur eine Spannung entstehen, die gewiß viel unbekannte Drohungen bergen, aber noch nicht den bewaffneten Konflikt bedeuten würde." Der „M atin" schreibt über die neue französische Note folgendes: „Wenn Deutschland unsere Vor schläge bezüglich unserer Wünsche in Marokko ange nommen Haven wird, dann werden wir des wei teren über die territorialen Kompensationen sprechen, die Frankreich Deutschland gewähren will Unsere Regierung hat bereits die äußersten Grenzen von dem Teile des Kongo festgesetzt, den Frankreich an Deutschland abtreten will. Nach unse ren Informationen will Frankreich den ganzen Mittel kongo mit der südlichen Grenze des Langarflusses Deutschland geben. Dieser Landstreifen würde Deutschland eine Verbindung mit dem Aclan- tischen Ozean ermöglichen. Im Norden soll die M>- tretung von Libreville Das ist aber das Maximum, Las Frankreich Deutschland gewähren kann, um die politische Freiheit in Marokko zu er halten. ,Als geschickter Unterhändler wird Herr von Kiderlen-Wächter natürlich versuchen, für sein Land noch größere Vorteile herau^upresten und noch be deutendere Kompensationen zu erlangen. Frankre'ch wird aber bei seinen Entschlüßen festhalten, dr es nicht gewillt ist, den schon sehr hohen Preis noch zu erhöhen." Diese pessimistischen Kommentare, die bereits gestern aufderPäriser Börse zu einem K u rs- stürz führt«, der z. B. bei manchen großen Bank aktien nicht geringer war. wie jüngst in Berlin, über den aber di« Pariser Presse sich ausschweigt, sind vielleicht absichtlich übertrieben, um auf Deutschland Eindruck zu machen. Aber dieses Hin und Her dauert nun schon so lange, daß man auch in der Ber liner Wilhelmstraße wohl schon ein „dickes Fell" be kommen bat. Ein mißglückter Rechtfertigungsversuch. Das Wiener „Vaterland" veröffenrlicht unter dem Titel „Das Marienbader Interview ' einen Neinwaschungsoerfuch Les englischen Bot schafters Tartwrizht von einem ungenannten Mitarbeiter des Blattes, der zu den verschiedenen diplomatischen Missionen in Wien und im Auslände Beziehungen unterhält und Lartwrighr von München her kennt. Cartwright hat ihn zwar nicht emp fangen, ihm aber durch feinen dazu bevollmächtigten Privatsekretär sagen lasten, daß er die Veröffent lichung des Interviews in der „Neuen Freien Presse'' bedauere, weil dessen Inhalt der tatsäch lichen Unterhaltung mit dem Redakteur Sieg mund Dtünz nicht entsprochen habe. Damit gibt der Sekretär zu, daß Cartwright von dem Re dakteur interviewt wurde, was CartwriAht und die englische Regierung Lurch das Reutenche Bureau bisher schlankweg in Abrede gestellt haben. Cartwright habe die Person Les Deutschen Kaisers in dem Marienbader Interview mit keinem Worte erwähnt, sondern nur das Verbalien der Alldeutschen in der Marokkofrage als übertrieben hingestellt. Das Interview enthalre übrigens einige Mitteilungen, die Cartwright gar nicht gemacht habe. Es soll dies deutlich aus einem Briefe hervorgehen, den der Re dakteur Münz selbst nach Erscheinen des Aufsehen er regenden Interviews an Cartwright geschrieben, und aus einer Berichtigung, die Münz an lie „Neue Fr. P r." gerichtet haben soll, di« aber nicht aufgenommen worden sei. Das Londoner, Ber liner und Wiener Kabinett feien über die tatsäch- lichen Vorgänge unterrichtet. Die Nachricht von dem Rücktritt Lartwrights sei unbegründet. Diese reichlich spät versuchte Rettung wird dem britischen Botschafter in Wien herzlich wenig frommen. Daß er der indirekte Urheber jener Schmähungen ist, hat er ja nunmehr selbst zugegeben. Auf die ungeheuerliche Anschuldigung der Fälschung antwortet aber die „Neue Freie Presse": ,Zn der Erklärung, die jetzt im „Vaterland" er scheint und die so wesentlich sich von der in der „Neuen Gesellschaftlichen Korrespondenz" vom 28. August publizierten Erklärung unter scheidet (die Erklärung in der „Neuen Gesell schaftlichen Korrespondenz" lautete: „Ich lehne die Verantwortung für anonyme, in den Zeitungen er- scheinende Artikel, deren Ursprung schlecht unter richtete Leute mir zuschreiben, ab"), wird be hauptet. daß der von uns wiedergegebene Artikel nicht mit dem überein stimme, was der Diplomat wirklich gesagt habe. Die „Neue Freie Presse" kann darauf nur die nämlich« Antwort geben, die sie gegeben hat, als der großbritannische Botschafter e^lärte, daß nur schlecht unter richtete Leute ihm den Ursprung der Ausfüh rungen zuschreiben. Persönlichkeiten, die sich unsanvertraut haben, werden von uns nicht ins Unrecht gesetzt werden. Wir hülfen jedoch innerhalb dieser Grenzen sagen, daß der Einsender des Artikels ein durch langjährige Erfahrung erprobter Publizist ist." Aus dieser zur Verbergung der währen Meinung recht stark verdunkelten Erklärung ist doch so viel zu entnehmen. Laß die „N. Fr. Pr." den Borwurf der Fälschung sehr oöflich, aber auch sehr entschieden zu rück weist. Man dürfe ihr nicht zutrauen, daß sie Mitarbeiter „ins Unrecht setze" heißt Loch eben nichts anderes als: wir nehmen keine entstellenden Ver änderungen an Aufsätzen unserer Mitarbeiter vor. Herr Cartwright hat also mit seinem Rettungs versuch völligSchiffbruch erlitten. Die angebliche Ermordung Deutscher im Susgebiet. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Nachricht von der Ermordung Deutscher im Susgebiet aus der Luft gegriffen ist. wird durch eine neue Meldung aus Tanger verstärkt, wonach auch dort nichts von einer Ermordung Deutscher bekannt ist. Mannesmann in Agadir. Aus Agadir wird unterm 13. September ge meldet : Dr. Otto Mannesmann kam gestern mit seinen Genossen, begleitet von 200 Mauren, aus dem . Susbezirk an. Die Verkäufer, die ihm ihr Gelände ' verkauft hatten, erhielten zahlreiche Geschenke. Der Vaschavon Agadir empfing Mannesmann zwei Meilen vor der Stadt und begleitete ihn zum Strand. Mannesmann speiste mit -en Europäern an Bord des Kreuzers ..Berlin" und kehrte dann ins Lager zurück. Mannesmann erscheint den Mauren als ein gewaltiger Mann. Eine französische Schlappe in Marokko. Madrid, 13. September. (Eig. Drahtmeld.! Wie aus Rabat gemeldet wird, ist die Mahalla des Leutnants Sefru, der sich augenblicklich in Derville befindet, durch den Stamm der Aid Poussi angegriffen und in schwere Bedrängnis ge bracht worden. Leutnant Sefru soll vollstäudig umzingelt sein. Oberst Bremond ist auf diese Nachricht hin sofort van Fez aufgebrochen, um der bedrängen Mahallo zu Hilfe zu kommen. Vic Strcikunruhen in Spanien. Die Streikunruhen in Spanien nehmen einen ge radezu bedrohlichen Charakter an. In Bara- ta l L o kam es zwischen Gendarmerie und Streiken den am Dienstagabend zu einem heftigen Zusammen stoß. Die Streikenden griffen ohne jeden Grund die Gendarmerie an und feuerten wiederholt auf sie. Die (Gendarmerie erwiderte die Schüsse, und so entstanden blutige S t r a ß e n k ä m p f e, bei denen zwei Mann lot und eine große Anzahl schwer ver wundet auf dem Kampfplatz liegen blieben. Vier Regimenter, die in Burgo und Vittoria statio niert sind, haben Befehl erhalten, sofort nach Bilbao aufzobrechen, um dort die Ruhe miederhcrznstcllen. In Portogalete werden die Streikenden von ihren Frauen unterstützt. Diese werfen sich mit ihren Kindern auf dem Arm vor die Lokomotiven, um zu verhindern, daß die Züge verkehren. Auch der Skraßenbahnverkehr ruht in der Stadt vollkom men. Die Frauen werfen sich vor die Wagen uiro schreien mit angsterfüllter Stimme: „Lieber lassen wir uns totfahren, als daß unsere Männer ver hungern!" Die Situation ist äußerst kritisch. Man erwartet für heute auch hier Verstärkungen der S i ch e r h e i t s m a n n s ch a f te n. In Mi eres haben die Streikenden versucht, verschiedene Eisen bahndrücken in die Luft zu sprengen, doch sind sie noch rechtzeitig an ihrem Vorhaben gehindert worden. Nur einzeln« Brückenpfeiler haben schwere Be schndigungen erlitten. Der Streik ruft im ganzen Lande die größte Beunruhigung hervor, und man beabsichtigt, sich an die Regierung zu wenden, die durch ein« Intervention ein baldiges Ende des Ausstandes herbeiführen soll. Die Lage in Bilbao. Bilbao, 13. September. (Eig. Drahtmeld.) Im Laufe des Vormittags ist es zu zahlreichen Zusammenstößen zwischen Streikenden und Truppen gekommen, die auf die Arbeiter Schüsse ab gaben. Die Arbeit ruht vollständig. Der Verkehr im Hafen ist aufgehoben, der Eisenbahn betrieb im Weichbild der Stadt ist eingestellt. Minister Canalejas über die Unruhen. Madrid, 13. September. >Eig. Drahtmeld.) Mi nisterpräsident Canalejas erklärte, die Streik, in Bilbao und Asturien seien ausgesprochen revo lutionärer Natur und würden nötigenfalls mit dem Aufgebot der gesamten Armee bekämpft werden. In Mieres versuchten die Ausständischen, die Brücke zu sprengen, verursachten jedoch nur ge ringen Schaden. In Bilbao wurde der Krieg», zustand erklärt, in Portugal-Ete hielten die Strci- kenden mehrere Züge an. Canalejas verließ plötzlich den Ministerrat und begab sich in den Palast, war großes Aufsehen erregt. Bilbao, 13. September. (Eig. Drahtmeld.) auch das Personal der D r u ck e r e i e n ist ausständig. 2. Deutscher Richtertsg. sis«. Dresden. 13. September. Nachdem gestern in Würzburg der Anwaltstag seine Tagung begonnen hatte, versammelte sich heut« der andere Teil der deutschen Rechtspflege, Richter und Staatsanwälte, in Dresden zum zweiten Deutschen Richtertag, der früh um Uhr durch Oberlandesgerichtsrat Loeb-Augsburg eröffnet