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Anzeige«-Preis m, Jnlerai, «u» i!«tptta and Umgebung die IlpaUigeVettrrell, »Ps »MUeNam»» »eil, I VN. oon au»wärr» «l Pf, V,Namen UV Snlerat, »an Vehärden im anr». ltchen Teil di« Petttielle I» V» G«lchäsr»an»«tgen mir Plaeoartchrltt«« >m Prell« erhöbt. Stada« nach Tarts. BeUaaegebü-r Eeiamr. auslag« L Mk. o. Tau,end erkl. P«ftg«dthr. Tetldeilag» daher. F«k«N»llte Äusträa« können nicht «»rück» aezogen werden. Kür da» Erscheinen « oeftimmten Tagen und Plötzen wird kein» tbaranti« übernommen. Nnzetgen.Nnnahm«: Sod«u»t»,»Is« 4 dei sämtlichen Kitlalen n. allen <lan»n«n- Erpedittonen de» In- »nd Lu»land«». Lruck ,n» Verlag »»» Mich«» ck Kürst«» Inhaber: P«»I Kürsteu. Med«ttl„ nnd Veschist,ft«Il«r Johanntsgass« li. Haupt - Kili«le Dreiden: Seestrag« < 1 (Telephon 4621)^ » /rettsy, üen l. Oezemver ISN. 105. Jahrgang. Die vot.lieqeni>e Ausgabe umiaßi 8 Leuen. Die ostakrikanilche Lahnoarlage in üer ksmmilvon. Berlin, 30. November. Die Budgetkommisson des Reichstages setzte heute die Beratung über den Weiterbau der Mittellandbahn bis zum Tanganjika See fort. Zuvörderst nahm der stellvertretende Leiter des Kolonialamts Dr. Sols Las Wort. Es seien im Plenum Fragen an das Kolonialamt gerichtet worden, die mit der Vorlage an sich wenig zu tun baben. Da er nur provisorisch die Geschäfte des Kolonialamts führe, so halte er es nicht für an gebracht. dle Verwaltung auf seine eigene Auffassung festzulegen. Er halte es deshalb für zweckmäßig, Liese Fragen allgemeiner Art nicht zu beantworten. Die Zentralbahn sei von Herrn v. Lindequist mit be,anderer Sorgfalt und Liede bearbeitet worden. Er persönlich — Gouverneur Solf — könne jeden falls unmöglich über alle Einzelheiten Rede und Antwort stehen, er werde die Vertretung den Refe renten überlassen. Von fortschrittlicher Seite wird angefragt, ob die Nordlinie nach Kigoma beträchtlich vorder Südlinie nach Kironva den Vorzug verdiene. Sei der Hantel mit Kabanga und Utumbura weit größer als der mit dem Süden? Sei die Bucht von Kigoma der von Kironda gleichwertig? werde die Bahnlinie die Saline Eottorp berühren? Unterstaatssekretär Dr. Eontze erklärt hierzu, nach reichlicher Prüfung habe man sich für die Nord linie entschieden. Der Hafen von Kigoma sei gut, der Handel mit den nördlichen Gebieten weit beträchtlicher als der mit dem Süden. Es sei auch zu erwägen gewesen, daß die Endstation der Mittel landbahn nicht allzuweit von der der belgischen Bahn liege! das sei bei Kigoma nicht der Fall, wie man vielleicht angenommen habe. Ein Zentrumsmitglied bringt Gerüchte zur Sprache, wonach sich der Etat sehr ungünstig gestalten werde. Ter Ministerialdirektor im Reichsschatzamt Dr. Herz erklärt (wie bereits in unserer heutigen Morgenausgabe gemeldet) derartige Gerüchte für unbegründet. Die Reichsfinanzen befinden sich auf dem Wege fortschreitender Sanierung. Das trifft auch für die Schutzgebiete zu. Neue nicht werbende Anlagen werden nicht mehr auf den Anleiheetat übernommen. Die Frage, ob trotz ungünstigerer Kurse besondere Schutzgebietsanleihen ausgegeden werden sollen, hänge eng damit zusammen, daß doch die Kolonien nach finanzieller Selbständigmachung streben. Ministerialdirektor Ebermeier legt dar, daß der Etat für Ostafrika die bis 1915 sich ergebende Mehrbelastung von ca. 5',, Millionen nicht zu scheuen brauche. Es werden jährlich 1.6 Millionen neue Steuern mehr eingehen, darunter 1,2 Millionen Mebrertrag der Hüttensteuer, die von drei auf vie: Rupien erhöbt werden soll. Dazu kommt die allge meine Steigerung der Einnahmen, die sich aus der Hebung der Wirtschaftslage des Schutzgebiets ergibt. Auf diese Darlegungen hin erklärt ein Mit glied der Volkspartei, daß seine Parteifreunde es übernehmen könnten, dem Bahnbau zuzu stimmen. Von nationalliberaler Seite wird die günstige Trasse der Zentralbahn hervorgehoben gegenüber der englischen Ugandabahn, die auf Hunderte von Kilometern durch unbewohnte Iagdrejervate führe. Ms üer Vahn gelchleuüert. 36s Roman von Carola v. Eynatten. (Nachdruck verboten.) Kür neu htnrutretend« Leser. Szarolta Csallovarn, ein junges Mädchen aus vornehmer Well, ist durch «inen Schurkcuftreich um ihr reiches Erbe ge bracht. Sie wird nach mancherlei Jrrsahrtcn Malerin und sinüct treue Helfer, die dem verlorenen Testament nachsorfchen. Auch ei» aller Diener ihres Vater», Melltk, ist schon gefunden. Der Sohn de» Erbschleicher» sucht sie zu gewinnen, indem er ihr Liebe heuchelt und um ihre Hand anhalten will. Auch sonst ist man aus der scinbltchen Sette nicht untätig und sucht aus jeden Fall da» Testament in die Hände zu bekommen, wozu sich schon eine Spur bot. Alle wußten, daß es ein „inneres Erlebnis" war, das er in sich zu verarbeiten strebte, abseits oon den anderen, und daß dieses Erlebnis den Namen Szarolta trug. Wer noch an seiner Neigung für die junge Malerin gezweifelt, dem hatte seine „Diana" die Augen geöffnet. Mayer stand im Atelier und packte seine Mal utensilien so zusammen, daß er sie m ihrer besonders eingerichteten Wachstuchhülle wie einen Tornister auf den Rücken schnallen konnte. Nicht weit von ihm saß Szarolta in einem leichten Lodenkleid, neben sich einen ebensolchen Packen, auf dem ein Herren hütchen von gelblichem Stroh und ein grauleinener Entoutcas lag. Mit dem 2,15 abgehenden Zug wollten Lehrer und Schülerin in Hornbostels und Gertrud Frankes Gesellschaft eine Studienfahrt ins obere Waagtal an treten, dessen malerische Reize noch viel zu wenig bekannt sind, und 8 bis 10 Tage fortbleiben. Kerkhelyi hatte trotz wiederholter Aufforderung und trotz alles Zuredens die Teilnahme an diesem Ausflug aboe- lehnt und auch Margits Kisfalva, die eifrige Be gleiterin der Maler und Malerinnen vom vorigen Fahr, hatte sich geweigert, mitzumachen. Sie wartete noch immer auf einen Patienten und wollte deshalb die Stadt nickt verlassen. Mayer hatte sie wegen dieser Sorge geneckt, aber trotzdem blieb sie daheim. Infolge dieses Doppelstreiks war Mayer nicht In der gewohnten seligen Reisestimmung, und während er an seinem Plaidriemen zog und riß, murmelte er allerlei derbe Verwünschungen vor sich hin, von denen man nicht wußte, wem sie eigentlich galten, ob den Riemen, di« nicht parieren wollten, oder den Streikenden. Wir werden allo eher zu einer Verzinsung gelangen, als es bei der Ugandabahn der Fall ist. Auf Anfrage eines Zentrumsabgeordneten erklärt der Ministerialdirektor, daß nach Auffassung der Kolonialverwaltung in den angeforderten Summen nichts enthalten ist. was aus mangelhafte Ausführung der frühe.en Arbeiten znrückzuführen wäre. Nach weiterer Aussprache wird auch der auf den Bau der Mittellandbahn bis zum Tangan jikasee bezügliche Teil der Vorlage gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. Weiter beschloß die K mmission zwei Resolu tionen. Die eine eriucht den Reichskanzler, im Internste der deutschen Industrie bei den noch mit Frankreich infolge der Abkommen über Marokko und Aequatorialafrika ZU schließenden Verträgen u. a. in Verhandlungen über eine zweckentsprechende Aenderung der neuen französischen Tarabesiimmungen vom 27. August 1911 einzutretcn. Die zweite Resolution ersucht den Reichs kanzler, in den Schutzgebieten Organisationen nach Art des heimischen Ersenbahnrats behufs Mit wirkung bei der Festsetzung der Eisenbahn- und Schijsahrtstarife zu errichten. Damit schloß die letzte Sitzung der Budget kommission dieses Reichstags. Freiherr von Hert- ling sprach dem Vorsitzenden der Kommission Frei herrn v. Gamp-Massaunen den Dank der Mit glieder aus, den dieser mit dem Wunsche, im neuen Reichstage alle Mitglieder wiederzusehen, liebens würdig erwiderte. Aussperrung üer LerUnec Metall arbeiter. Es ist ein folgenschwerer Beschluß, den die Ber liner Metallarbeiter gestern gefaßt haben; leine ganze Tragweite läßt sich im Augenblick noch gar nicht ermessen. Der Telegraph berichtet: Berlin, 1. Dezember. sEig. Drahtmeld.) Ueber den Verlauf Ler gestrigen entscheidenden Former-Ver sammlung und in Ergänzung der heutigen Morgen notiz wird noch mitgeteilt, daß schon -ei Beginn der Versammlung sich eine sta-cke Gegenströmung zeigte. Obgleich derStreikleiterfürdie Annahme der Vereinbarungen eintrat, stießen die ^8 1 bis 6 und 8 14 auf Len schärfsten Widerstand. Bei der schließlich vorgenommenen Abstimmung er folgte Lie Ablehnung des Einigungsvorschlages mit 1828 gegen 881 Stimmen. Damit tritt die Aus sperrung von heute ab in Kraft. Die Arbeiter haben zwar beschlossen, weiter zu verhandeln, doch haben die Arbeitgeber gemäß dem betreffenden Ab kommen nunmehr die Aussperrung von 60 Prozent der Arbeiter in die Wege geleitet, von der an 70 000 Arbeiter betroffen sind. Diese große Zahl von Arbeitern steht schweren Zeiten gegenüber, aber auch auf das gesamte Wirt schaftsleben wird diese unfreiwillige Arbeitsruhe lähmend einwirken. Nicht weniger als 42 Versammlungen haben gestern in Berlin stattgefunden, die zu dem Streik Stellung nahmen. Die Referenten darin schilderten die Geschichte des Streiks in folgender Weise: Lange Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Formern, die sich über drei Monate ausdehnten, haben vorher stattgefunden. aber ergebnislos. Die Former forderten insbesondere, daß die tägliche Ar beitszeit auf 9 Stunden festgesetzt würde, Sonnabends sollte eine Stunde früher Feierabend gemacht wer den. Für die Hilfsarbeiter wurde ein Mindcst- stundenlohn oon 45 Pfennig verlangt. An diesem letzten Punkt scheiterten ganz besonders die Einigungsversuche. Nachdem die Former in den Streik getreten waren, schlossen sich ihnen 6000 Dreher und Fräser an. Am 17. November kam dann der be kannte Beschluß des Verbandes der Berliner Me- tallindustriellen heraus. Einstimmig wurde an geordnet, und zwar im Interesse der seit mehreren Wochen vom Streik betroffenen Gießereibetriebe, 60 Prozent der Arbeiterschaft am 30. November 1911 nach Schluß der Arbeitszeit wegen der vom Metall- arbeitervcrband veranlaßten Sympathiestreiks sowie wegen Mangels an Guß zu entlasten. Die Referen ten erwähnten dann die Versuche des Magistratsrats oon Schul.; und des Frciherrn von Berlepsch, ver mittelnd einzugreifen, und schilderten eingehend Lie von den Delegierten beider Parteien getroffenen Vereinbarungen, die nicht die Zustimmung der Ar beiterschaft fanden. Von den 14 Paragraphen der Vereinbarung wurden drei mit sehr erheblicher Ma jorität, und Mar mit etwa 2000 gegen 400 abgelehnt. Die Folge war die jetzige Aussperrung, die bereits von großen Werken, so von der Allgemeinen Elektri zitäts-Gesellschaft, von Siemens L Schuckert, Oren- siein L Koppel zur Durchführung gebracht worden sei. Die Referenten erklärten zum Schluß ihrer Aus führungen, daß der Metallarbeiterverband bereit sei, in weitere Verhandlungen einzutreten. Unter anderem wurde von den Referenten ausge- sührt, daß in der Kasse Ler organisierten Metall arbeiter ein Bestand von 9 Millionen Mark vor handen sei, und daß bei einer Aussperrung ron 60 Prozent der Arbeiter diese ungefähr sechs Wochen unterstützt werden könnten. Ueberdies sei der De zembermonat noch insofern günstig, als an den Weih nachtsfeiertagen sowieso nicht gearbeitet werde. Der türkM-italienilche Sriey. Im ganzen geschieht zurzeit wenig, sehr wenig auf dem Kriegsschauplatz, desto mehr wird berichtet, über das, was man eventuell tun will. Das kann wenig interessieren, weil es schließlich doch nicht ge schieht. Inzwischen — und das gehört mit zu den langen Berichten — kommen wieder Nachrichten über italienische Grausamkeiten, und zwar aus ziemlich zuverlässiger Quelle; sie lauten: Neue Grausamkeiten der Italiener. Berlin, 1. Dezember. Die ottomanische Bot schaft teilt folgendes mit: Aus den Erklärungen Mansur Paschas, die er in Gegenwart des mit ihm nach Konstantinopel zurückaekehrten Depu tierten vonBenghasi abgegeben hat. geht hervor, daß die Italiener noch immer fortfahren, in Tripolis Grausamkeiten zu besetzen. Um nur ein Beispiel zu zitieren, ist ein junger Mann aus Derna, namens Dellaloglu Habbonisse, den man als Träger einiger Parronen ergriffen hatte, auf der Stelle erschossen worden. Um das Maß der Grausamkeit vollzumachen, haben die Italiener die alte Mutter und Len inva liden Vater des Unglücklichen gezwungen, der Hin richtung ihres einzigen Kindes beizuwohnen. Aus „Horchen Sie, Szarolta, Sie könnten jetzt noch ge schwind etwas ganz Eescheidtes tun!" nahm der Künstler die schon seit geraumer Weile stockende Unter haltung mit der Schülerin wieder auf. Sie hob den ein wenig gesenkten Kopf und schaute ihn fragend an. „Gehen Sie zum Kerkhelyi hinüber und sagen Sie ihm: er dürfte kein Spielverderber sein! Uns wollte es nicht einleuchten, daß wir vier allein absegeln sollten, und wir verlören alle Lust an der Land partie, wenn er bockbeinig bliebe. Ich habe mich an den verwünschten Kerl so gewöhnt, daß er mir fehlt, besonders bei solchen Gelegenheiten! „Wollen nicht Sie selbst es sagen, Herr Mayer — es wäre mir lieber?" erwiderte das lunge Mäd chen verlegen. „Holla, was ist denn los zwischen euch beiden? Früher haben Sie ihm doch öfter Aehnliches von mir bestellt! Seid Ihr Euch in die Haare gefahren ?" „Wo denken Sie hin, Herr Mayer!" „Na also, was ist's denn?" „Nichts." „Warum also die Weigerung? — Heraus mit der Färb'." „Weil — weil — nun, Sie begreifen ja —" „Einen Schmarrn begreif ich! — Um begreifen zu können, muß man erst verstehen." „Herr Kerkhelyi könnte denken, mir läge an seiner Begleitung." „Wär das etwa ein Unglück?" „Ich möchte es vermeiden — weil mir wirklich nichts daran liegt, gar nichts —" Mayer schaute seine Schülerin mit zornig blitzen den Augen an. „Weißt du. daß diese Bemerkung eine Erbärmlichkeit ist? fuhr er sie an. Szarolta hatte sich verfärbt. „Eine Erbarm- lichkeit -" „Ja, nichts anderes! Kerkhelyi ist oder war wenigstens dein Freund. Er hat alles getan, was in seinen Kräften stand, um dick künstlerisch zu fördern, er hat dich in viele ihm eigene Kniffe und Kunstgriffe, in das Geheimnis seiner „Mache" ein- geweiht, nun sagst du, es wäre dir ganz gleichgültig, ob «r uns begleitet oder nicht, trotzdem du so gut wie ich weißt, daß er während unserer Abwesenheit Tag um Tag in seinem Atelier sitzen wird, allein mir trüben Gedanken und zerschellten Hoffnungen! Eins aber weiß ich bestimmt: daß KerHelyt dick niemals hat kränken wollen, dir niemals Anlaß geboten hat, von ihm in der Weise zu reden, wie du soeben getan hast. Schäme dich, Szarolta. schäme dich der Worte und des Tons, in dem du sie gesprochen hast." So bestürzt sich Szarolta im ersten Augenblick I gezeigt hatte, als ihr Lehrer diese Flut von Vor- i würfen über sie hatte hinbrausen lasten, ebenso ruhig I war sie nach und nach geworden, und als er jetzt schwieg und sich mit der Hand über die heiß gewordene Stirn strich, erwiderte sie fest, mit freiem Blick: „Sie haben mich nicht verstanden, Herr Mayer. Ich weiß sehr gut, welchen Dank ich Herrn Kerkhelyi schulde, ich weiß, daß er es gut mit mir meint, und habe mich nie durch ihn gekränkt gefühlt. Zu dem, was ich soeben sagte, hatte ich besondere Gründe, es entsprang weder feindseligen Gesinnungen noch einer Laune! — Jetzt werde iw hinübergehen und Ihren Auftrag bestellen." Und sic eilte so flink aus dem Atelier, daß dem verblüfften Maler keine Zeit blieb, sie daran zu ver hindern und sich weiter mit ihr auseinanderzusetzen. Nach ihren Worten zu schließen, war es zu einer Erklärung gekommen. — Maner folgte ihr nicht. Bei Szaroltas Eintritt saß Kerkhelyi vor seiner noch immer in vollster Undeflecktheit prangenden Leinwand, batte aber weder Zeichen- noch Malgeräte zur Hand. Als er sie erblickte, zitterte eine Bewegung durch sein Gesicht, und er stand rasch auf, um ihr ent gegenzugehen. Seit der flüchtigen Unterredung hinter der Wanddraperie hatte sie das Atelier nicht wieder betreten. „Fräulein Szarolta?" fragte er in merkbarer Ver legenheit und ohne ihr, wie er sonst immer getan, die Hand entgegenzustrecken. „Herr Mayer schickt mich, ich soll Sie bitten, nicht allen die Freude an unserem Ausflug zu ver derben durch ihre Ausschließung", sagte sie. Zuerst klang ihr« Stimme unsicher, dann aber festigte sie sich. Frei schaute sie dem Künstler ins Gesicht, wenn auch mit dem Ausdruck leiser Wehmut im Auge. Kerkhelyi antwortete nicht sogleich, endlich fragte er: „Und Sie, Fräulein Szarolta. was sagen Sie dazu?" ..Ich — ich denke, daß Sie sich in dem, wie es heißt, so wunderbar schönen Waagtal gewiß Anregung und neue Arbeitslust holen werden!" erwiderte Szarolta. die gefürchtete Klippe so viel als möglich umgehend. „Meine Gesellschaft würde Ihnen nicht unange nehm sein?" Heiße Glut im Gesicht, den Blick aber offen, ehrlich in den Kerkhelyis gesenkt, sagte sie, der augenblick lichen Eingebung folgend. „Das war sie nie und wird sie mir nie sein, denn ich weiß, Sie sind mein Freund, Herr Kerkhelyi, und werden es bleiben!" Der Maler streckte ihr die Hand hin, und als sie die ihrige hineinlegte, drückte er sie herzlich „Sie demselben Grunde wurden zwei andere Personen bei der Kaserne von Bergha erschossen. Außer diesen Verbrechen begehen die Italiener noch alle Arten vexatorischer Taten zum größten Leid der Bewohner der Gegend. So wollte die Bevölkerung der Stadt, die' die schimpflichen Szenen wie der eben be schriebenen beigewohnt hatte, in Masten nach einer anderen Gegend der Türkei auswandern; sie ist daran gehindert worden Ebenso haben alle Personen, die sich wegen Erlaubnis zur Auswan derung an die Italiener gewandt haben, stets denselben abschlägigen Bescheid erhalten. Die Italiener sind so weit gegangen, daß sie durch öffentliche Anschläge den Verkauf von Grundstücken verbalen, und haben so der unglücklichen Bevölkerung, in deren Land sie eingedrungen sind, eines ihrer unbe streitbaren Rechte genommen. Andererseits schickt der Kommandant der ottomanilchen St-eitkräfte in Tripolis folgendes Telegramm Die Italiener warfen aus ihren Aeroplanen zwei Bomben auf unser Hospital in Ain Zara, obwohl auf ihm die Fahne des Roten Kreuzes gehißt ist. Sic bombardierten es darauf. Es sind Splitter der Bomben aufbewahrt worden Die Bevölkerung oon Menchie hat die Waffen niedergelegt, die Italiener haben sie nieder gemetzelt, um die Niederlage der Bersaglierircgi- menter an ihr zu rächen. Auf der Verteidigungs linie, die der Feind verlassen mußte, fanden wir eine große Anzahl Leichname von Frauen und Kin dern, denen der Hals abgejchnitten und die Arme zusammengebunden waren. Durch Aussagen ge fangener Italiener wurde festgestellt, daß dies auf Befehl ihrer Offiziere geschehen war. Wir sind da bei, die Liste der Opfer aufzustellen. Am 23. No vember bombardierten die Italiener das türkische Hospital von Sukeb-Dzuma zum zweitenmal. Was sodann die tatsächlichen Vorgänge anlangt, so liegen folgende Meldungen vor: Tripolis, 1. Dezember. tAgenzia Stefani.) Die Verhaftungen verdächtiger Araber dauern an. Es werden noch immer Waffen und Munition ge funden. In der Nacht fand ein Scharmützel vor der vom 93. Infanterieregiment besetzten Frönt mit einer Gruppe von Arabern statt. Die 7. Kompanie rück.e über einen Kilometer in Ler Front von Hami- dieh vor, um die Arbeiten zur Verstärkung von Schanzgräben besser zu schützen. Südlich von Sidi Mesri wird eine Bewegung von Truppen gemeldet, die sich zu verschanzen suchen. Feindliche Gruppen haben sich in Tagiura und Ain Zara in Stärke von 5000 Mann vereinigt. Ein Dampfer, der ausaeschickt war, um Erkundigungen über die mineralogische Mission San Pilippo Sforza einzuzichen, ist mit der Nachricht zurückgekehrt, die Mission befände sich in einer günstigen Lage in Tschiati bei dem Metesjarif von Razzan, Die Dardanellenfragr. Aus türkischen Kreisen erfährt die „Neue politische Korrespondenz", daß man in Konstantinopel zwar der Gefahr einer Blockade der Meerengen durch Italien überhoben zu sein glaubt, daß man aber mit der Möglichkeit eines italienischen Hand streiches zur Erzwingung der Dardanellenourchfahrt und zur unmittelbaren Bedrohung Konstantinopels durch die italienische Flotte nach wie vor rechnen müsse, weil Italien lein anderes Mittel sehe, um die Türkei zur Anerkennung der Annexion von Tripolis und Cyrenaika zu bewegen. haben recht, Fräulein Szarolta! — Der Zug fahrt nach zwei Uhr, nicht wahr?" „Um 2.15!" „Jetzt ist es noch nicht halb zwölf, so bleibt mir Zeit genug, mich reisefertig zu machen." „Das ist recht", sagte das junge Mädchen. Jetzt, wo er so bereitwillig, ohne jede Anspielung aus das, was sie begraben wissen wollte, auf die Wendung einging, die sie ihren beiderseitigen Be ziehungen zu geben wünschte, freute sie sich seines Entschlusses, an der Reise teilzunehmen, auf der sie ihn immerhin vermißt hätte. Sie wechselten noch ein paar Bemerkungen über die bevorstehende Reise, als plötzlich Mayer und Hornbostel ohne vorheriges Anklopfen hereinkamen. Beider Mienen zeigten die Spuren innerer Er regung, doch mußte es dem Anschein nach eher eine frohe als eine unangenehme sein. „Schnüren Sie Ihr Bündel Kerkhelyi, aber nur das Nöiigste, alles Mal,zeug bleibt zurück. — Du mußt auch noch mal auspacken, Szarolta! — Wir fahren mit dem Zug 1,36, nicht nach dem Waagtal, sondern nach Deszprim — der berüchtigte Sekretär ist zur Stelle!" Ein „Oh!" der Ueberraschung glitt über Kerk helyis Lippen. Szarolta blieb stumm, in ihren Augen aber leuchtete es jäh auf. — Der Sekretär gefunden! — Enthielt er noch des Vaters Testament, so stand ihrer Verbindung mit Jenö nichts mehr im Wege — dann war sie reich — sehr reich, und das bewog wohl auch seine Eltern zum Nachgeben! „Etwas scheint aber bei der Sache nicht in Ord nung zu sein", begann Mayer, „was, läßt sich au» diesem Wisch, der als Eilbrief ankam, nicht entdecken. Es ist nämlich nicht Veilchenzweig selbst, der schreibt, sondern merkwürdigerweise ein Verwandter. — Hört! „Das bewußte Stück Möbel", la» der Künstler laut, „sehr geehrter, gnädiger Herr Mayer, der S r, ist bei meinem Oheim, aber nicht in seinem Hause, sondern auswärts. Kommen Sie gleich, wie Sie haben diesen Brief, denn es ist einer da. der nicht will, daß Sie sollen haben das Stück. Ich aber will, daß Sie es sollen bekommen; darum fahren Sie mit dem nächsten Zug. Ich werde sein auf dem Bahnhof; schicken Sie mir also gleich eine Depesche an Elias Veilchenzweig, poste restant« Vesz- prim. Ich werde halten ein rotes geblümte» Taschen- tuch in meiner Hand, damit Sie mich erkennen. Mit aller Hochachtung Elia» Leilchenzweig. — Kommen Sie sofort!!" (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)