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D enslaq, den 22. Dezember 1931 Für christliche Politik und Kultur Dio IgrwaUen« P-Utj-Ue HU a»»«tg-n u.St«Mn,I-lucho 2» Di, poUttestamkjkUe. s» m» l>i,U. I X. ,Z0» «n,et«ktta»I,oil,alb do« «eiblcilunli«,kb>«l^ «U Z.dio peUUtUamojkU, I.»U^. «rtelgrb »UZ. Jmgoll« h»hei«r0>,ioaU »rlttcht ,ol>k «eipfltchlung out Lletkwttg tatst» yrsttstuag t>. «njolgou . Uustrag«» u. Leistung v. Schadenersatz» Selchastlicher Lest: grau« <v»«gae», Lredden. Nummer 29S — 3V. Jahrgang vriideini «mai n-dchti. mii iNuI^Mwi»!>»k>la«»i,.D»>m-i «nd Veit» und der Ninderbeiiapr ,gttr miire Ii»tneuv»ui«'.ian,ie den Deridetianen .Ti. Bruno-Blatt' .UntrrdaUnna <md Misten' .Die vra«il>st>e HanS'ran« ^'erriiiister Raigedei'. .Da» «ntr Buch' Monaiiicher cprznaevrrtS ^c 'M eittichi. ii'eiielloeid. liiijeiuunnner IO I Sonnabend, n. Conntaynnmmrl YO Z. Handl chriiiieiier De. G. DeSczyl. Dresden. !X«dar«i,n »e, «achiiimen W,tl»„i,«na VreLden-euiiiad I Botiertnayl II. Krrnrn Mit und rtvlL Lüchslslste Volkszeitung «»ichaiediiell», vea ru. veeca, «ecM,no e«..» -ür Beriaqini» Vrileceu !>!>»>« veelden. vee»»e vollernrane N. ternra-n >l r. ko t> dekia 11a vrelden NnL Ninttonio Sendtdaii Dre>>«, i, ,iil> „Die FronI der Vernunft" Abschluß der Arbeiten in Basel noch vor Weihnachten Frankreichs Wi-erskan- Bajel, 21. Dezember. Die Mitglieder des Souderausschusses arbeiten mit Hochdruck, um »och vor Weil,nachten sertig zu werden. Ob das bei der Haltung nameutlich der französisch tulgiich-jiidilawi sckst» lbruppc möglich sein wird, war allerdings recht fraglich geworden, und die Vollsitzung des Ae-echusies war aus un bestimmte Zeit vertagt worden. Die am Sonnabend bis in den Abend hinein geführten Verhandlungen bei dem Präsidenten Brncduce wurden nur Lonnlagvormitlag wieder ausgenommen. Dr. Melchior hatte auch ein« Souderbesprecl uug mit Waller Layton. Die Mitglieder des Sonderausschusses hielleu überraschen verweise am Sonulagnachmittag eine Geheimsihung ab. die vier Stunden dauerte. Es verstärkt sich bei den Mitgliedern des Sonderausschusses die Auffassung, und dies wird auch in dem Bericht besonders zum Ausdruck kommen, daß ein wirt- lchastltch zusammeubrechendes Deutschland auch die übrigen Länder mit sich ziehen und zu einer allgemeinen Gefahr werden würde, Ucker die SäZußsolgcruugeu und Empfehlungen ist der Kampf noch immer im Gange, Man rechnet damit, das, der Entwurf noch am Montag den Ausschnszmitgliedcrn vorgelegt werden kann. Die Schlußsitzuug könnte dann am Dienstag oder Mittwoch stattslnden. Der materielle Teil des Hauptberichtes, der die von den Unterausschüssen erstatteten Gutachten Uber die Lage Dcutsch- kands im einzelnen umsaht, ist gröfttentrilo sertiggestellt. Er ist «uvsührliiber als der Laytonbericht und mit einem viel umsas- fenderen Zahlenmaterial versehen. „Kein Marenbvykoll" . Poris, 21. Dezember. Das „Echo de Paris" rwröffentlicht den angeblick)«» Text des am 84. August Mil von den, Geueralsekretär des Quai d'Orsay Philippe Bertlzelot und dem sowjetrussischen Botschaf ter Dowgalcwslri paraphierten russisch französisck)eu Nicht angriffspaktes Der Vortrag soll u. a folgende Bestimmungen enthalten: Art. 1: Die lwiden Machte versprechen, sich gegenseitig einer jeden Angriffshandlung zu enthalten und nicht zum Kriege zu schreiten Art. 8: Wenn eine dritte Macht sich eine Angrisfshaudlung gxgen eine der rwrtragschlieszenden Parteien zuschulden kom men läszt, verspricht die andere vertraglchlieszende Partei, neu tral zu bleiben. Art. 8: Keine der beiden vertragschlieszenden Parteien darf eine Abmachung mit anderen Mächten abschliefzen, die be stimmt, den Ankauf oder den Berkaus von Waren der vertrag schließenden Partei zu verweigern. Die beiden Parteien leh nen es nicht ab, voneinander Waren zu kaufen bzw. zu ver kaufen. Art. -l: DI« lwideu Parteien versprecksttn, sich sederEi u- mi sch u n g in die inneren Angelegenheiten der anderen Par tei zum Zivecke eines Umsturzes der beslelpuiden Institutionen mit Waffengewalt zu enthalten. Art. k>: kkin Schlichtungsverfahren wird eiuge- fiihrl, um die Beilegung jedes auskommenden Kousiiktes zwi schen leiden Parteien zu gewährleisten. Art. 8: Der ütertrag gilt für -ivei Jahre und kann von da ab mit einstthriger Frist gekündigt werden. Der ytertrag soll erst in Kraft treten, wenn das vorge- srl-eue Schlichtungsverfahren durch «ine !>esondere Abmachung im voraus definiert sein wird. Für die Anwendung des Art. 2 sieht Frankreich das Land als Angreifer an, das sich iveigert, «inen Konflikt nach den Bestiminungen des Kelloggpakies zu regeln, oder die Beseszung eines sremden Gebietes aufrecht- erhlilt. „Echo d« Paris" fügt hinzu, daß dieser ütertragstext Po len, Rumänien. Lettland, Estland und Finnland unterbreitet worden sei. Außerdem sei Polen das W-rsprechen gegeben worden, daß nichts Endgültiges al>geschlossen würde, bevor Moskau nicht mit Polen den seit Jahren zur Diskussion ftei>en- den Nichtangriffspakt unterzeichnet habe. Polen seinerseits habe eine glelcl-e Verpflichtung gegenüber Rumänien und den baltischen Staaten übernommen. Der Plan eiueo russlsch-französisclM Nichtangriffspaktes ist in der Oeffentlichkett seit langem erörtert morden. Der äu ßer« Perlmtf der ylerhandlungen >var ja bereits lwkannt, will,- Das, die Front der Vernunft in Basel sedeusalls zahlenmäßig die stärkere sein wird, glaubt der Baseler Bericht erstatter der in Loudon erscheinenden Sunday Times Mitteilen zn Ivanen. Er will aus gut unterichteler Quelle crsahren haben, daß bereits die Vertreter von sechs Ländern endgültig eine ab lehnende Haltung gegenüber einer nur zeitweiligen Regelung der Tributsrage einnehmen. Es handele sich dabei außer um Dentjchlano um England, Japan, Holland, die Schweiz und Schweden. Die Vertreter dieser Staaten würden sich einem Be richt des Sachverüändigenaussü usses widerscüen, wenn dieser eine Wiederaufnahme der deutschen Tributrahlungen bet Ver besserung der Wirtschaftslage sür möglich halten sollte. Hoover-Moratorium und Senat Washington, 2». Dezember. Der Finanzaussä'uß des Senats hat noch am Sonnabend dem Moraloriumsanlrag tn der vom Repräsentantenhaus ver abschiedeten Fassung mit der Einschräukungsklausel angenom men. Das Vorstandsmitglied der Rational Citybank, Mitchell, erllärie dein Ausschuß, daß eine Einkasjtcrung der Kriegsschul den unmöglich sei. In Europa, insbesondere in Deutschland, greise der „Geist der Revolte" gegen di« Sihuldenzahlungen immer weiter um sich. In Deutschland wackse ein« neue Gene ration heran, die die Verantwortlichkeit sür die Tribulzah- luiigen in den nächsten 82 Jahren ablehne. Es war« «tn wahres Wunder, wenn die Kriegsschuldenzahlungen nach Ab lauf des Hoover-Moratoriums wieder ausgenommen würden. Amerika werde es sür ratsam erachten müssen, weitere Zu geständnisse zu machen. reud über den materiellen Inhali der Vereinbarung bisher nur allgemeine Angaben zzemacht morden waren. Durch eine der polilisä>«n Indiskretionen, wie sie in Paris ja nicht gerade selten sind, ist nun der Text des Abkommens, an dessen Richtig keit kaum gezweifelt werden kann, an di« Oeffenllichlwit ge langt. Die Bedeutung dieser Vereinbarung liegt nicht nur darin, das; ein Krieg zwischen Rußland und seinen von Frankreich ab hängigen Randstaaten küustig ausgeschlossen sein soll. Ein sol- ck-er Krieg wäre heute sür diese Randstaaten ebenso wie für die Sowjetunion außerordentlich gefährlich Die Randstaaten, die ja ln ihrer Heuligen Form erst seit dem Vertrage von Versailles bestehen, sind noch nicht innerlich gesestigt genug, um sich einer solchen Kriegsgefahr ohne schwere Folgen aussetzen zu kouiien. und cliensowenig ist der neue Wirtschaslsaufbau der Sowjet union einer solcku'n Belastung gewachsen Als wesentlickzer erscheint uixs vielmehr, daß Frankreich sich verpflichtet, sich einem Wirtschaftsboykott gegen Rußland nicht an zu s chlie ß e n. Damit würde also rlne europäische Einheitsfront gegen den russischen Schleu derexport, die bei weiterem Anwachsen der Wirtschaftskrise notwendig werden könnt», von vornherein unmöglich sein. In Engla » d wird dieser Artikel des Vertragsentwurfes große Beachtung finden. Allerdings ist der Vertrag ja noch nicht in Kraft. Wir glauben, daß die Veröffentlichung des Vertrags textes in einer rechtsstehenden französiscl-en Zeitung in der Ab sicht erfolgt ist. den endgültigen Vertragsabschluß zu verhin dern. ebenso wie das seinerzeit bei der Veröffentlichung dee- englisch französischen Flottenabkommens durch die Hearst Presse der Fall war. Sozialistische Wahlniederlage in Australien London, 2t. Dezember. Die sozialistisck)« Arbeuecregierung von Australien hat in den Wahlen am Sonnabend eine schwere Niederlage erlitten. Die Nationalisten und die Landpartei haben große Erfolge er zielt, während die Sozialisten Sitze verloren. Von den 18 frei gewordenen Sitzen im Senat wurden lö von Mitgliedern der neuen Regierungsparteien und ! von der Arbeiterpartei besetzt. Die neue Regierung wird dalzer ihr Programm ohne erhebliche- Schwierigkeiten durchsuhren kön neu Eine der ersten Amtshandlungen der neuen Regierung wird sein, «inen neuen Oberkommissar in London zu ernennen, wofür der frühere Ministerpräsident Bruce genannt wird. Der bereits benannte neue Ministerpräsident Lyons erklärte, daß seine Regierung sich für einen umfangreichen Ausbau des Sy slems der Vorzugsbehandlung innerhalb des englisä-en Welt reiches «insetzen und bereitwillig in Unterhandlungen eintreten werde, sobald die «ngltfäze Regierung mit ihren Plänen fer- , tiq sei. Die Rrrndlifch-Konferenz „8r>l vrttkkl" und di« indische Boykottbervegung. Die Noinnt labt« llonkoroncs war eine Serie Ian-» atmiger und langweiliger Reden, hinter denen sich ein dra« matijcher Jntriguenkampf verbarg. Sowohl die englisch« Negierung wie auch die indischen Rationalisten haben jetzt wieder völlig freie Hand. Bo» dieser Freiheit werden Gandhi und der Rationalkongreß ausgiebigsten Gebrauch machen. Sie werden den Kamps gegen das schwachgewor dene England mit aller Rücksichtslosigkeit führen. Mit einer bton violvne« der Regierung wird man der Gewaltlosigkeit der Aufständischen nicht Herr werden. Heute, nach der jchtveren Erschütterung der finanziellen Machtstellung Groß« britanniens, muß Toleranz als Schwäche ausgelegt werden« Wird man in England den Mut finden, die aufständischen Inder mit den vorhandenen Machtmitteln im Zaum zu halten? Ma>l muß sich klar werden, was der Verlust In diens für England — und zugleich sür ganz Europa — be deuten würde. England hat seine Stellung als Weltbantier verloren,' als erstes und größtes Industrieland ist es schon im vorigen Jahrhundert überflügelt worden Soll es auch seine Stellung als bedeutendste Kolonialmacht einbiißen.' Die Dominions haben bereits völlige Gleichstellung mit dem Mutterland« erhalten — die letzte Bill im llnterhause hat diese tatsächliche Lage nun auch in offene Wort« gekiei det. Zugleich ab«r hat d«r Kolonialminist«r erklärt, sür Indien komme Dominionnatus in diesem Sinn natürlich nicht in Frage. Durch kalb« Konzessionen wird man aber die Inder nicht zur Ruk« bringen können. Sie werd:n immer nach mehr verlangen. Bis jetzt war Nachgiebigkeit das Geheimnis des englischen Koionialerfotges. Dein heu tigen Indien gegenüber wäre sie verfehlt. Mit den Ber« hältnisien müssen sich auch die politischen Methoden ändern. Zugleich ist man in England nervös geworden. Man sieht, daß es mit den gewöhnlichen Maßnahmen nicht mehr geht^ So wie inan mit dem Freihandel gebrochen hat wird man vielleicht auch die alte Indienpolitik aufgeben. Oder wird man es wirklich zulassen können, daß die Indischen Ratio nalisten den Rotruf „ku>' tniti-ik!' auch weiterhin mit Boykottrufen beantworten? Wird man es dulden, daß in Bombay die Freiwilligen von Neuem vor allen Waren Häusern Posten stehen, um das Geschäslsleben lahmzulegen, daß man an allen Straßenecken antienglische Plakate an klebt und in Gegenwart der Polizei zum offenen Aufruhr einlädt? Wird die staatliche Post weiterhin Briese besä? dern, auf denen Gandhimarken mit dem Kampsrus „bo>k.> < britmk «oocks! angebracht sind ' Die Boykottbelvegung kalte England an ferner schwur» sten Stelle getroffen. Indien ist noch immer einer der besten Märkte für die britische Industrie, obwohl diese in- folge der wachsenden japanischen und amerikanischen Kon kurrenz schon viel Terrain verloren hat. Ats der Boykott in Bombay einsetzte, war die Wirkung auf England eine äußerst bedrohliche Zahlreiche Fabriken in Lancashir« mußten schließen. In den Warenlagern der englischen Fir men in Indien stauten sich die Stofsballen. Kaufleute, Arbeiter und Fabrikanten litten in gleicher Weise. Indien ist vielleicht da» einzige Land wo ein Boykott ohne di« Möglichkeit der Grenzsperre durch bloße innere Propa- ganda durchgesiihrt werden könnte. Der passive National charakter ist einer solchen Bewegung, die nicht viel Mut er fordert und keine großen Opfer vom einzelnen verlangt, äußerst günstig. Geduld ha» man in reichem Maße. Es war klar, daß der mit religiösem Fanatismus betriebene Boykott nur durch ein Wort Gandhis beendet werden konnte. Lord Irwin verhandelte also mit dem Mahatma, der sich bereit erklärte an der Londoner Konferenz teilzu nehmen, „um Indien seine volle Unabhängigkeit zu errin ge»". Der Boykott sollte >u der Zwisckzenzeit ruhen. Bin dende Zusagen hatte England in diesem Gentlcmanabkom- men nicht gemacht. Die Taktik der englischen Regierung auf der Konferenz war vorzüglich. Man behandelte Gandhi und di« ander« Delegierten mit ausgesuchter Hochachtung. Man erklärte, die Freiheit Indiens sei auch Englands endgültiges Ziel, und manch« Polititer, vermutlich auch MacDonald, meinten es sogar ernst damit. Aber hinter den Kulissen begann ein spannendes Intriguenspiel. „Welchen Borteil erwartet ihr von „Swaraj"? fragte man die Mohammedaner, „wißt ihr nicht, daß euch die Hindus, wenn sie einmal die Herren im Lande sind, rechtlos machen werden?" „Glaubt ihr wirk lich, die Brahmanen werden euch in die Tempel und zu den öffentlichen Brunnen lassen?" flüsterte man dem Vertreter der „Unberührbaren" zu. Den Siths bewies man. daß st« in einem von den Hindus regierten Indien ihre Handels privilegien einbüßen würden etc. Matt machte den Minder heiten geheime Versprechungen nnd verhinvcrte dadurch ein gemeinsames Vorgehen zwischen ihnen »nd der Hindu majorität. Das Scheitern der Konserenz kann sür Eng land als außerordentlicher Vorteil gewertet werden. Warum soll man Indien „Swaraj" geben, wenn das Land sich selbst nicht über die Regierungssorm, die an di« Stell» des englischen Regiments treten soll, einigen kann? Schließlich arbeitet« »ran in den verickledene» Kon* Ein inleressanler Entwurf Oer geplante französisch-russische Nichtangriffspakt