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-Iben- - Ausgabe kür e«ip)>0 NN» Vorvrl« Sorch nnfee» Trüaer VUAU Avp» *1^» » o»s Speütteor« »moltSsUck In. -au» aedrochtr »»ootllck, i rr m., olerteUSdrUcb r.7S m. Vit ürr ««cchSft»N,Ue. NN fern ItUalen o»S No»-ad«tt»ll»a odgrd»U> m»natU<ü>M..v>»r««llüdkUT>rM. Vnrch »I« p»st- ianerhold VriitschlaaS» nnü Ser Seurschen Kot,»»«, «vnnlUch I^S M., vierlellShkU» 4^0 «.. an.lchU.IZU» poNdeNeUzeiS. Va» Leipziger ikagrdloN «schein» werLIag» »mol. Sonn- o. Zel erlag» »mol. Sn Leip-Ig. den Nachbarort«» an» den Orten mlt eigenen Zlllalen wlrS Sie Ndeo-ousgod« noch am Ndeaü üe» Erscheinen» in» Yon» geliefert. Verllner NeSnNtoa: So den Selten >7. Zernsprech-Nnlchlu»: Moadlt Ur. 447. Nr. 146. /lrrrtsbloü des Rate» und des pollreüuntes der Stadt Leidig lteSatttoo und cheschSft,gelle: )»ha««l»goff» Nr.«. » Zernsprech-flnschlu- Nr. 14»»r. 14S4I ua» >4-44. ISS. Jahrgang kür Inserat, an» Leipzig UN» Umgebung »le /INArigeNpreisr. ,spoittg» p»ttt,»tt,r, ps., Sie Neklom«»eil,, m„ von ou»»art» r» Pf.. NeNamra l.rs M., fllrln» Nnzeigea Slepetitzeil« nur « pf.b.wi»ü»rb»l.Nab..Inserat» von0eb»r»ea Im omtlichenEeU St» Petit» zell» »0 Pf. O,sch0s«»anz«lg»n mit playvorschrifi >m Preise erhSht. ktadatt nach üarif. Vellage» > Velamtausl.» M. Sa» Lausens auascht. Postgebühr. Mazelgra-finaadm«: )oha»al»gast»S,del simtllchen flllalen-«»Leipziger Tageblatt«» na» allen ftanoacen-EepeSittonen Sr» In» unS stuslonSe». O«schSft»st»U« für Verltn a. Sie pr. vran rndurg: virrktlon Walter Zliegel, Verlt» w. 10. Margarethenstrok« ». Zernsprrch» Nasch lug r Lüh»« »47l. SonnsvenS, üen 2l. März. 1914. Vas wichtigste. * Bei der Beerdigung Calinettes kam cs zu ernsten Raufereien. (S. Ausland.- * Tie Ulsterkrisis hat eine starke Ver schärfung erfahren. (S. Ausland.) * In Tokio ist eine Typhnsevidemie ausgebrochen, an der gegen sechs hundert Personen erkrankt sind. vrr Keiwstag. O Berlin, 20. März. Der Reichstag hat nach einer fünftägigen Pause seine Arveiten wieder ausgenommen. Aber eigentlich nur, um sie nach fünf weiteren Tagen wieder nicderzulegen. Wenn er dann hinterher kurz vor Mai noch einmal zusammen tritt, soll's, wenn es nach dem Wunsch der Reichsboten geht, nur noch ein schnelles Auf räumen geben. Die Regierung scheint zwar einstweilen anderer Ansicht zu sein; aber das ist sie jedesmal, wenn die Zeit der Svmmerver-- tagung naht. Es spielt oa immer der Streit um tne freie Eisenbahnfahrt der Abgeordneten hinein, und die Art, wie die Regierung die als Pressionsmittel ansnützt, bald gnädig die Ver tagung und damit die Verlängerung des Privi legs verheißt, bald mit der Schließung droht, sängt nachgerade an, ein wenig unästhetisch zu wirken. Man mag ja über die freie Eisenbahn fahrt der Abgeordneten seine eignen Gedanken haben, aber da sie nun einmal von allen Par teien ohne Ausnahme gefordert wird, da zudem der preußische Eiscnbahnminister versichert hat, daß für ihn Ressortsbedenken nicht vorlägen und der so erwachsende Ausfall in keinem Belang zu Buche schlüge, sollte man „großzügig" sein und den Stein des Anstoßes aus dem Wege räumen. Wie gesagt: schon um der Aesthetik willen, die auch unsere politische Hantierung gelegentlich gebrauchen könnte. Daß eine so grundsätzliche Entschließung schon demnächst gefallt werden könnte, glauben wir nun freilich nicht. Langsam fahren die Seligen; um vieles langsamer noch unter der Führung Preußens die verbündeten Regierun gen. Ill praxi wird jedoch wohl auch diesmal, wennschon vielleicht erst nach irgendwelchen Kon zessionen, wieder der Wille des Reichstags ge schehen und so um Himmelfahrt wird man end gültig auseinander gehen. Wer mit angesehen hat, wie zwischen Weihnachten und Ostern der Parlamentskarren ächzend und stöhnend sich fort bewegte, wird solchen Ausgang von ganzem . Herzen segnen. Mitunter griff in den letzten Wochen einen doch das beklemmende Gefühl an die Kehle, daß auf d i c Art das parlamentarische Wesen sich totlaufen würde. Eine so ausge dehnte Etatsbcratung, die dabei unter so schlecht hin niederzichender Teilnahmlosigkeit sich ab spielte, ward schon lange nicht mehr erlebt. Unwillkürlich wurde man an das harte Urteil erinnert, das (darüber ist nun auch schon wieder ein Vierteljahrhundert verflossen) Heinrich v. Trcitschke einst über die Plcnarverhandlungen gefällt hatte, die nach den Beratungen in der Kommission wie ein zweckloses Spiel mit ver teilten Rollen anmuteten. In den Kommissio nen ist in der Tat allerlei fleißige und tüchtige Arbeit geleistet worden, und ein paarmal — beim Marineetat und beim allgemeinen Teil der Kolonialaussprache — übertrug sich dieser Geist strenger Sachlichkeit auch auf das Ple num. Dafür troff bei anderen Gelegenheiten die Redewut wie ein unendlicher Landregen um die Herbstzeit, der nicht befruchtet, der nur noch die ohnehin Fröstelnden durchkältet. Länder als einen , Monat hat, alles in allem, Herr Delbrück seinen parlamentarischen Kritikern standhalten müssen; ward in seinem Ressort, weil Direktoren, Räte, Hilfsarbeiter dem Reichstage aufzuwartcn hatten, jede Ar beit im Amte' unterbunden. Mit welchen Emp findungen schließlich die Beamten des inneren Reichsamts dem Parlament den Rücken kehrten, kann man sich unschwer ausmalen. Aber Ver druß und Mißstimmung wurden von weiten Schichten des deiKschen Publikums geteilt. Kaum einer, der noch ohne besonderen Zwang in jenen Wochen die Reichstagsberichtc aufmerksam über flog. Und so ward die Würde des Parlaments hingeopfcrt, das Interesse an den Dingen selber rücksichtslos totgcschlagen, bloß weil dieser oder jener, der in Wahrheit nur einen kümmerlichen Dutzendagitator darstcllt, das dringende Bedürf nis spürte, seine Anliegen, Wünsche und Be schwerden zu Protokoll gegeben zu haben, um hinterher in den Wahlkämpfen sich auf seinen Eifer stolz berufen zu können. Ohne Frage haben an dieser Entartung des Parlanrentes die Sozialdemokraten ihr redlich Teil; die einzigen Schuldigen sind sie nicht. Auch in den anderen Parteien wird zurzeit emsig mit Wasser gekocht: von Konservativen und Zen trum namentlich, wenn Mittelstands- oder Wirt- schastsfragen zur Erörterung stehen. Tann sind es die Herren von rechts und aus der Mitte, die von einem Tag zum andern und zum dritten kein Ende finden können, und so wenig macht dabei das Wahlrecht, das die Redenden erkor, einen Unterschied, daß diese der Erlangung wirt schaftlicher Vorzugsportionen und dem Mittel standsfang gewidmeten Debatten in der preußi schen Landstube zumeist noch ausgiebiger zu sein pflegen, als im Reichstage. Ein wenig hat man diese Klagen, ja auch schon in früheren Zeitläuften gekannt. Von dem verstorbenen Jo hannes v. Miquel, der, bevor er Minister wurde, doch durch ein Menschenalter einer unserer füh renden Parlamentarier gewesen war, berichtet Fürst Bülow, Miquel Hütte ihm einmal gesagt: „Deutsche Parlamente sinken meist nach verhält nismäßig kurzer Zeit auf das Niveau eines Bc- zirksvereins, den außer persönlichen Zänke Größe heißt: Richtung geben. Nietzsche. witterungsk«n-e un- tvetteraberglauben. Die Wissenschaft ist des Tod des Aberglau bens, und es ist daher nicht nur das Recht, son dern die Pflicht der Gelehrten, gegen die im Volk verbreiteten falschen Vorstellungen anznkämpfcn, soweit sic sich auf das von jenen bearbeitete Ge biet beziehen. Besonders lebhaft ist cs in dieser Hinsicht während der letzten Jahrzehnte auf dem Felde der Witterungskunde zugegangcn. Die Meteoro logie hat sich erst seit etwa öO Jahren zu einer eigentlichen Wissenschaft von großer Wichtigkeit und Tragweite entwickelt. Bis dahin war die Beurteilung der Wettervcrhältnisse und ins besondere die Wettervoraussage eine Art von Allgemeingut gewesen, indem sich jeder sein Ur- teil nach der eigenen Erfahrung bildete und mit mehr oder weniger Nachdruck vertrat. Die Meteorologen hatten infolgedessen gegen eine starke Macht unwissenschaftlicher Vorurtcilc anzugehen. Zum Teil waren diese durch lang jährige Ueberlieferung eingewurzelt, wie allein das Beispiel der Kalender, unter ihnen des so genannten 1000 jährigen Kalenders zeigt. Außer dem aber traten auch neue Irrlehrer auf, die ohne wissenschaftliche Durchbildung den Anspruch erhoben, bessere und zuverlässigere Wetterprophe ten zu sein, als die zünftigen Meteorologen selbst. Dafür ist der jetzt schon fast vergessene Rudolf Falb mit feinem System kritischer Tage ein treff- liches Beispiel. Man kann den Meteorologen die Anerkennung nicht versagen, daß sie sehr sorgsam und unvoreingenommen d!e Prüfung aller solcher Behauptungen vollzogen haben. In den Bauern regeln haben sie manches als bewahrheitet und auf guten Beobachtungen gegründet zugestanden, und auch Falb und ähnliche Außenseiter haben sie nicht abgetan, ohne sich die Mühe der Beweis führung zu nehmen, weshalb ihre Lehren unbe gründet und haltlos wären. Dennoch mußte ihnen selbstverständlich dauernd daran gelegen sein, alle wirklichen aber gläubischen Vorstellungen über den Gang der Witterungsverhältnisse im Volk auszurotten. Da mit sind sie freilich noch lange nicht aus Ziel gelangt, und der Direttor des Preußischen Me teorologischen Instituts Geheimrat Hellmann hat jetzt wieder in der Zeitschrift für Balneologie einen Aufsatz über Wettcraberglauben veröffent licht, worin er ohne Weitschweifigkeit alles zu sammenfaßt, was über diesen Punkt zu sagen ist. Er scheidet die abergläubischen Wettervorstellun gen in drei Gruppen. Die eine bezieht sich auf das Wesen und die Ursachen der Witterungs erscheinungen, also auf eine Art von theoreti scher Vo.ksmetcorologie; d e zweite auf d e Mög lichkeit, das Wetter auch auf längere Zeit vorans- zusagen; die dritte auf Möglichkeiten, das Wetter sogar zu beeinflussen und nach den Wünschen des Menschen zu gestalten. Die Anschauungen über die Ursachen der- Witternngserscheinnngen im Volk geben znm Teil auf uralte Zeit zurück und leiten ihre Hcr- tnnft sogar noch aus herdnisclien Sagen her. So ist noch heute z. B. der Aberglauben vom Donnerkeil weit verbreitet, wie denn überhaupt das Wesen eines Gewitters bergreislicherweisc am stärksten zur Einbildungskraft spricht und daher dem Aberglauben Nahrung gibt. Darauf geht auch meist die Vorstellung von dem Vor handensein einer Wetterscheide zurück, die natür lich oft vorhanden ist, aber noch häufiger ge sucht und gefunden wird, ohne daß sie sich nach weisen läßt. Di' Su bt, das Wetter voraus'agcn zu wol len, erklärt sich in ihrer allgemeinen Verbreitung daraus, daß dem Menschen nichts schwerer fällt, als einfach gestehen zu sollen, daß er etwas nicht wüßte. Da cs immer Leute gibt, die danach fragen ob der nächste Sommer warm oder kalt, naß oder trocken sein werde, so wird cs auch immer Leute geben, die sich unterfangen, auf solche Fragen zu antworten. Mit einer Abände- rung einer Berliner Redensart könnte man mit reien nur Lokalfragcn interessieren. In unseren Parlamenten hält sich eine Debatte nicht länger als einen Tag auf der Höhe, am zweiten Tag tritt schon die Ebbe ein und dann wird über Miserabilitäten möglichst breit und wirkungslos geredet." Freilich fügt Fürst Bülow nicht hinzu, ob die Aeuperung auf das Heroenalter des deut schen Reichstags gemünzt sein sollte, oder auf die Tage, da der zur Erzellcnz Gewordene einem Parlament gegenübcrstand, das im wesentlichen doch schon die Züge von heute trug. Denn da mals, in seinen Anfängen, stand es doch am Ende anders um Parlament und Parlamenta rismus. Das lag vielleicht gar nicht so an der Zusammensetzung des Reichstages, obschon der Zustrom starker Begabungen aus allen Gebieten des öffentlichen Lebens sicher heute ge ringer geworden ist. Aber wir haben doch auch in dieser im allgemeinen matten und schwung losen Session Tage erlebt, an denen in jedem Belang der Reichstag auf der Höhe seiner Auf gaben sich befand. Eines indes ist anders ge worden: die Stellung der Nation zu ihm. Tie freudige Zuversicht, die ihn in seinen Ursprüngen trug, fehlt heute. In der Beziehung macht der Parlamentarismus auf der ganzen Welt eine kritische Zeit durch. Wir glauben alle mitein ander nicht in hr an das R.'präsentetivsy'em und wissen doch nicht, wie wir es besser machen sollen. Wir haben das Vertrauen zu ihm ver loren und lind doch überzeugt, daß wir es nicht einen Tag entbehren können. Aus diesem fehlerhaften Zirkel gilt cs den Ausweg zu suchen. Nicht durch Scheltredcn auf den Reichstag; die sind billig wie Brombeeren. Aber indem wir wieder die Kunst zu politisieren erlernen. Selbst mit Ernst und Gewissenhaftigkeit teilnchmen am gemeinen Wesen. Das Rcprasentativsystem mag auch sonst noch allerlei Mängel haben; aber ohne solchen Rückhalt im Volk ist es schlechterdings nicht denkbar . . . f>olitileke UeberlieM Der 22. März. Der Geburtstag des alten Kaisers wird auch diesmal dem Heere Wichtiges bringen. In einer starken Sonderausgabe wird das „Mil.-Wochen blatt" die Veränderungen, Beförderun gen und Abschiedsbewilligungen veröffentlichen, wozu u. a. die alljährliche neue Blutzufnhr des General st abs der Armee gehört. Viele, wenn nicht die meisten der jungen Him beerfarbenen von morgen sind bereits seit einiger Zeit Hauptleute und als solche zur Aus bildung beim Großen Gencralstab befehligt. Unmittelbar steht auch die Veröffentlichung neuer T i c n stb c sti m m u n g e n für den W a f f en g eb r a u ch desMilitärs iu Preu ßen und in den Reichslanden bevor. Nach dem Vorbild von 189!) scheint die Festlegung des Ergebnisses langer und sorgfältiger Erwägungen aller in Frage kommenden Dienst- und Amts Bezug darauf sagen, das; man sich eben auf den Standpunkt stellt: Ich behaupte alles und er warte den Gegenbeweis. Die Meteorologie sagt aber nicht mehr voraus, als sie vertreten kann, und lehnt jede Wetterprovhezeihung ab. die für mehr als 24 oder höchstens 48 Stunden Gültig keit beansprucht. Kunst UN- Wissenschaft. * Amtliche Nachrichen der Universität Leipzig, Dem Gymnasialprofessor a. D. Studienrat Dr. Emil Wörner in Leipzig, der am 21. Mär; 1864 von der hiesigen philosophischen Falullät zum Doktor promo viert wurde, ist aus Anlaß der 60jährigen Wieder kehr dicses Tages sein Doltor-Diplom erneuert word?ft. Dem Jubilar wurde dieses Diplom vom Dekan der Fakultät mit deren Glückwünschen über bracht. Studienrat Prof. Dr. Wörner war zuletzt Konrektor am hiesigen König-Albert-Gymnasium. Er ist geboren am 18. Dezember 1841 in Leipzig. " Erst - Aufführung von Stowronl »rks „Hohe Politik" im Dre soner Albert-Theater. Man darf keine hohen Anforderungen an diesen geschickt gearbeiteten Schwank stellen, in dem der sehr monogam veranlagte Herzog eines Kleinstaates nach zahllo en Verwicklungen und Intriguen glück lich standesgemäß verheiratet wird. Die Komik wird fast ausschließlich durch unerwartete Situa tionen, Zeitsatire und An.pielungen auf aktuelle Fragen erreicht, demgegenüber jede tiefere Moti vierung des Komischen fehlt Die flotte Darstellung wurde von Hans Sturm geleitet, der auch durch seine gute schauspielerische Leistung das meiste zu dem heiteren Erfolge des Werkes beitrug l>r. 1'. .^<I!er. * Herbert Lulenberg hat eine neue dramatische Arbeit vollendet. Es Pt ein Schauspiel in fünf Akten und trägt denTitc«: „Der F»auentausch". Im Mittelpunkt des Stückes stehen drei Brüder mit ihren Frauen, die durch die verschiedenen Welt anschauungen unserer Zeit bewegt und vertauscht werden - Sedächtnisaussührungen Shakespearscher Stücke am LI. April, an dem Sterbetage des Dichters, wie sie die Deutsche Shakespeare-Eesellichaft anläßlich ihres fünfzigjährigen Bestehens allen deut schen Theatern nahelegte, sind des weiteren vorge stellen iu einem Kronbefchl festgelegt werden zu sollen. Der Nochette-fiusschuß. Nachdem wir in unserer heutigen Morgenausgabe über das Verhör des früheren Marineministers Monis berichtet haben, lasten wir die Nachricht über die Vernehmung des ehemaligen Finanz Ministers Caillaux und des Oberstaatsanwalts Fabre folgen. Paris, 21. März. Caillaux sagte im großen und ganzen aus, nie mals für Röchelte interveniert zu haben Er besprach dann des längeren den von Fabre ver faßten Bericht, den man ihm, Caillaux stets verheim licht habe. Nach seiner Aussage hatte er Fabre des öfteren gefragt, ob ein Bericht über diese Angelegenheit existiere, immer aber antwortete dieser verneinend. Der dann vernommene Oberstaatsanwalt Fabre erklärte, daß der von ihm verfaßte Bericht vollständig den Tatsachen entspreche, denn er l>abc seinerzeit von dem Ministerpräsidenten Monis den Befehl zur Vertagung des Rochette- prozesses erhalten. Nur sei er, Fabre, erstaunt gewesen, daß dieses Dokument das doch ein aericht lichcs Aktenstück sei, in die Hände der Minister Barthou und Briand und schließlich zur Kenntnis der Oeffentlichkeit gekommen sei. Die Erklärungen, die der Gerichtspräsident Bi- dault de L'Jsle gab, stehen zur Aussage des Oberstaatsanwalts im Widerspruch. Der Gerichts präsident sagte namentlich aus, daß Herr Fabre keinerlei Entrüstung kundgab, als er ihn zur Ver tagung des Rochetteprozesses einlud, und nur be merkte, daß der Ministerpräsident Monis diese für ratsam erachte, damit die durch einige andere Affären aufgeregte öffentliche Meinung sich beruhigen könne. Die Erörterungen in der Presse über die vor dem Rochette-Ausschuß abgegebenen Aus sagen sind, wie aus Parts berichtet wird, fast durchweg vom Parteistandpunkt der einzelnen Blät ter beeinflußt und stehen deshalb ojt in grellstem Widerspruch zueinander. — Das Blatt der geeinig ten Radikalen, der „Radical", schreibt; „Der Aus schuß hat an Monis und Eaillaux bestimmte Fragen gerichtet, und in wenigen Augenblicken war das vom Oberstaatsanwalt Fabre aufgeführte Ge bäude zusammengestllrzt. Er ist cs auch, der aus die sem Abenteuer arg zu-gerichtet hervorgeht." — Die ge mäßigte „Röpublique Franeaise" meint: „Die Aus sagen des Oberstaatsanwalts Fabre waren so klar und bestimmt, wie man es nur wünschen konnte. Aus seinen Worten sprach volle Aufrichtigkeit. Unter den von dem Untersuchungsausschuß vernommenen Män nern ist Fabre der einzige, der die ganze Wahrheit ge sagt hat." — Das nationalistische „Echo de Paris" sagt: „Der gestrige Tag hat drei entscheidende Ergeb nisse zutage gefördert. Die Geständnisse von Monis und Caillaux beweisen, daß die gegen sie erhobenen Anklagen begründet waren, und haben schließlich auch den Beweis dafür erbracht, daß die Regierung alles wußte und am Dienstag in der Kam mcr nicht die Wahrheit gesagt hat." — Der .Figaro" erklärt: „Caillauxsah sich gezwungen, sein« unver zeihliche Intervention bei Monis zuzugestehen. Er hat versucht, Briand bloßzustellen, aber zwischen sehen worden von folgenden Theatern: Kgl. Schau spielhaus Cassel (Neueinstudierung aller Königs dramen: Premiere für Cassel von Heinrich V. am 26 IV.,; Kgl. Theater Hannover (Richard l!l); Stadttheater Bremen (Othello in neuer Inszenierung: am Vora'end Richard 111.); Stadttheater Dortmund (Was Ihr wollt 24. >V.); Eroftherzogl. Hoftkeater Mannheim (Stück unbestimmt); Stadttheater Nürn berg (Richard 10.); Berner Stadltheater (Sommer nachtstraum); Großherzogl Hofthcater Darmstadt «Kaufmann von Venedig!; Kaper-Wilhelm-Theater Graudenz (Der Widerspenstigen Zähmung); Stadt- theater Mülhausen i. E. (Sommernachtst-aum). — Im Leipziger Stadttheater wird Macbeth gegeben werden. * Tr. Hugo Gras, der frühere Direktor des Baqeriscqcn Nationalmuseums und General lonservator der Kunstdenkmale und Altertümer Bauerns, ist, wie uns aus M ii n ch e n telegraphisch aemeldet wird, im Alter von 70 Jahren in Starn berg gestorben. * Der Teutsche Bühnenverein wird, wie nunmehr endgültig fcüsteht, in diesem Jahre am 22. und 23. 'Mai in Altenburg tagen. * „Des Menschen Tod" von Adolf Viktor von Koerber, ein symbolischer Einakter mit tcilwepe satirpcher Tendenz, der das Problem des Todes auf monistischer Grundlage behandelt, ist vom Albert-Theater in Dresden zur Urauf führung erworben worden. Der Autor war bis vor kurzem Offizier im 2 Leibhusaren-Regiment in Danzig-Langfuhr. Di« Salvarsan-Gesahr. Die wissenschaftliche Welt Englands wird wie uns aus London tele graphisch aemeldet wird, durch einen Todesfall, der auf die Anwendung von Salvarsan zurückgeiührt wird, in Atem gehalten. Am vorigen Sonnabend starb in Guys Southesk ein junger Kaufmann. Drei der ihn behandelnden Aerzte erklärten, daß der Tod infolge von Vergiftung durch Salvarsan eingetreten sei. Heute wurde eine amtliche Leichenschau vorge nommen. in der der Coroner, der die Untersuchung führte, zur Aufklärung des Falles eine Vertagung auf den.1. April forderte, um Material zur Fest stellung des Falles herdeizuschaffcn. Der Coroner bezeichnete den Fall als außerordentlich wichtig und gab an. daß nach der amtlichen Statistik in den letzten Jahren 87 Todesfälle durch Salvarsan ver- ursacht worden seien