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Bezug-'Prei- sSr Letggi« »*d v»r»rt» d«ch «,I»m TcSaer ,»» E^dU«»r« 2«»l tigNch in» Ha», gebraqt: w Vl. monatU L7u Ml. viertel jöhcl. Bei un!«r» Filiale» ». <n» »ahmeltellen abaehatt: 7S Pt. L»«l. oiettetsiUilt. »»rch dtt »egr innrrhalH Deutschland, »nd der dautscha» «alonie» otetteliahrl. S.M Ntt„ »onall. l.r> MI. au,lchl. Pollbeftellgetd. 8er»«r tn Bellten, Danrinarl, de» Donauftaalen, Italien, L»r«md»ra. Stiedertand«. Noe» wegen, Oefterrettg-Ungarn. Stutzland, Schweben, Schweig ». Spanien. In alle» übrigen Staate» nur direkt dnrch dta S«Ichäst»lt«ll» de» Blatte, «rhÄtlich. Da, Leip^ger la,«blatt «scheint Znral täglich, S,»n- ». Feiertag, n»r »ar,«»». Ld»nne«rnt,.Lnnahme: I»»«,»i»g,F« g, bei »nleren Trägern. Filialen. Spediteuren »nd Bnnatzwestellen, >owl« Pajläintern und Briefträgern. Etuggluerrausgpret, »Pf. Morgen-Ank ssabe Np ngcrTagtblait Handelszeitung. Amtsblatt -es Aales «nd -es Aotizeiamtes -er Lta-t Leipzig. 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Das Dichttgste. * Die Landesverfammlung der Konser vativen Partei Bayerns führte zu einer scharfen Kampfansage an den Liberalis mus und in zweiter Linie gegen die Sozialdemokratie. sS. d. bes. Art.) * Das englische Unterhaus hielt bis Dienstag 414 Uhr morgens Sitzung, um die Debatte über die erste Klausel der P a r l a m e n t s b i l l ab- zuschließen. Die Annahme erfolgte mit 113 gegen 78 Stimmen. * InParis erregen eine ganze Anzahl großer Skandale bedeutendes Aufsehen. (S. Tageschr.) * Der portugiesische Passagier dampfer „Lusitania" ist an der südafrika nischen Küste gestrandet. fS. Letzte Dep.) * Bei Wembroich an der holländischen Grenze wütet ein verheerender Waldbrand. sS. Letzte Depeschen.) Lvsn-elMe Kirche unü Glaudenskreiheit. Am Freitag tritt das Synodalkollegium der preußischen Landeskirche zusammen, um sich mit dem Fall Jatho zu befassen. Die evan gelische Kirche steht unbestreitbar in einem ernsten Dilemma. Soll sie gar nicht mehr darüber mitzusprcchen hoben, wer noch zu ihr gebärt? Soll sie hart zufassen und ein Exempel statuieren, oder soll sie Milde walten lassen und nachsichtige Verzeihung üben? Kann sie über haupt eine für die Dauer bindende Entschei dung über die Richtigkeit der Lehrmeinungen fallen? Sie verfügt ja über keine oberste Instanz, die für die ganze evangelische Christen heit bindende Entscheidungen treffen könnte, denn ein Spruchkollegium wie das preußische ist letzten Endes doch nur eine territoriale Institution. Der Katholizismus besitzt wohl eine solche Institution, der Protestantismus nicht. Luther konnte noch auf die Bibel ver weisen, sie sei unbedingt maßgebend. Aber das vermag die evangelische Kirche unserer Zeit nicht. Das Alte Testament ist in seinen dog matischen Bestandteilen völlig preisgegeben. Die Schöpfungsgeschichte des ersten Buches Moses ist durch Astronomie, Geologie, durch vorgeschichtliche Anthropologie und Kultur geschichte, sowie auch durch die staunenswerten Aufschlüsse über die Urkultur in Babylonien, Assyrien und Chaldäa vollkommen umge stoßen; es gibt keinen gebildeten Menschen mehr, der die Erzählung von der sieben tägigen Schöpfung verteidigte, keinen, der noch ein Wort für das Stillstehen der Sonne über dem Tal Josaphat einlegte. Nicht nur das. Auch im Neuen Testament sind Widersprüche, nachträgliche Einschiebsel nachweisbar — ganz zu schweigen von den Rätseln, vor denen man vielfach steht. Auch die Auffassungen sind wandelbar. Der Streit um die Erbsünde ist z. B. ganz in den Hintergrund getreten, der um das Wunder an sich, um die Gottheit Christi, um die leibliche Auferstehung Christi bildet jetzt die Hauptsache. Und nicht einmal das vermag die heutige Kirche klar zu formu lieren. Luther konnte das, aber er tat es für seine Zeit. Und derselbe Luther vertrat auch mit einer heldenhaften Charaktergröße wie kein anderer die Forderung, daß jeder Mensch über seinen Glauben selbst entscheiden müsse. Damit befindet sich der Protestantismus seit jeher in einem Zwiespalt. Aber geschadet hat ihm dieser nicht, denn er hat einen glän zenden Aufschwung genommen, weit glänzender als die römische Kirche mit ihrer Glaubens autorität. Die Einsetzung des preußischen evangelischen Spruchkollegiums ist eigentlich selbst ein Eingeständnis, daß keine objektiven Merkmale mehr aufgestellt werden können und daß man es daher lediglich dem Urteil einer vom Staate eingesetzten Instanz überlasten müsse, zu entscheiden, ob jemand noch zur Kirche gehört oder nicht. Dabei beansprucht der heu tige Staat mit vollstem Recht keinerlei Un fehlbarkeit in Glaubenssachen. Er ist sogar paritätisch und schirmt die entgegengesetzten Auffastungen vom Christentum, die lutherische, die reformierte, die katholische Kirche. Sich selber keine maßgebende Autorität über den Glauben zuschreibend, wählt er doch die Organe aus, die sie handhaben sollen, namentlich auch wieder die Mitglieder des Spruchkollegiums. Zurzeit ist alles in lebhaftem Fluß. In der Kirche hat der liberale Protestantismus seit einem halben Jahrhundert um das Bürger recht seiner historischen Methode gerungen. Obwohl es ihm niemals prinzipiell zugestanben ist, hat er doch einen tiefen Einfluß auf die Zeit ausgeübt und die Fälle wirklichen Aus schlusses seiner Anhänger aus der Kirche sind selten geworden. Eine neue, überaus kühne Richtung bleibt nicht einmal bei dem geschichtlichen Jesus stehen, sondern behauptet, es habe einen solchen nie gegeben. Daneben taucht aber noch die andere Richtung auf, zu der Pfarrer Jatho in Köln gehört. Sie läßt die zuletzt berührten Dinge ziemlich auf sich beruhen, bemüht sich aber, das heutige, durch die realen Wissenschaften so materiell gewordene Weltbild über sich selbst hinaus zu heben, indem sie es verknüpft mit den Vorstellungen vom Unendlichen und Ewigen und von einer Weltethik. Das sind natürlich lauter Imponderabilien, die für alle Zeitgenosten durchaus nicht die gleiche Bedeutung besitzen. Beweisen läßt sich hier nichts, aber es läßt sich mit dichterischer Schöpferkraft eine Welt hoch über unserer Alltäglichkeit konstruieren, eine Welt von Idealen, die uns in höhere Sphären emporzieht und in der das Evange lium dessen, der da sagte: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst", und der den herrlichen Spruch formte: „Selig sind die da reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen", einen hervorragenden Platz einnimmt. Pfarrer Jatho ist einer von denen, die imstande sind, viele Tausende um sich zu scharen und ihren Sinn mit den edelsten Vorstellungen dieser Art zu füllen. Und diesen Mann aus ihrer Gemeinschaft hinauszuweijen, schickt die evangelische Kirche Preußens sich an! Sie sollt« es sich zur Ehre anrechnen, daß er ihr angehören will. Glaubt sie die ihr vom Staate übergebene Macht im Sinne der Ausschließung anwenden zu sollen, so wird sie ihm nicht schaden, und seine An hänger werden bei ihm bleiben. Gegen sich selbst führt sie allerdings einen Schlag, den sie noch lange spüren wird. Unter Msrineperlonsi. Aus Marinekreisen wird uns geschrieben: Eine Flotte, die als kampfbereit gelten soll, braucht neben dem aus technischer Höhe stehenden Material ein leistungsfähiges, van kriegerischem Geist beseeltes Personal, das, wie der Engländer sagt, die „iitne-s vvin", d. h. die Fähigkeit, den Sieg zu er ringen. besitzt. Des nordamerikanischen Admirals Färragut Wort. „Es kommt nicht auf die Kanone allein an, sondern auch auf den Mann hinter ihr" besteht nach wie vor zu Recht, wenn selbstverständlich auch in unserer Zeit die Bedeutung erstklassigen Materials an Wichtigkeit zunahm. In einem Befehl des japanischen Generals Oku während des letzten Krieges heißt es: „Das Geheimnis des Sieges be ruht in der Tapferkeit, in der Tatkraft, in der Freude am Kampf, in der Ausdauer, mit der die Truppe ihre Ausgabe bis zur Lösung verfolgt. Japan ver dankt seine Erfolge zweifellos zum großen Teil seiner Morallehre — Buchido —, die der gesamten Erziehung in. Familie und Schul? zugrunde liegt. In dem bekannten, von Japanern herausgegebenen Werk „Unser Vaterland Japan" findet sich folgender Satz: „Der Geist der Treue, kindlicher Pietät und Tapferkeit, der die fundamentalen Eigenschaften des Charakters bildet, ist seit undenklichen Zeiten gehegt und gepflegt worden. Vom Kriegsschiff-matrosen und Hei zer werden neben anderen soldatischen Eigenschaften ru erhöhtem Maße Kaltblütigkeit und Ueberlegun,'. c,-fordert. Vielseitig ist der Dienst an Bord de? modernen schwimmenden Festungen, der Linienschiffe, sr» es an den Geschützen, sei es vor den Feuern in den Heizt äumen, an Bord der schnellen Kreuzer und Torpedcboote und auf den Unterseebovten. Beson ders an die Besatzungen letzterer werden außerordent liche Anforderungen gestellt. Neben hoher Anteili gen? und zäher körperlicher Kraft muß dem Untersec- b. i tsn.onn ein fast übernatürliches Quantum von Entschlossenheit und Mut einen sein. Der Kriegs- schff'sdienst verlangt zur Selbständigkeit im höchsten Maß erzogene Menschen. Bei den leitenden Per sönlichkeiten kommt es auf den Ueberfluß an brauch- s-ure, Charaktereigenschaften an, der bei dem gegen- s'stigen Abwägen von materieller Stärke und Ge fechtsausbildung die eigene Besatzung befähigt, trotz starker Verluste, die sogar größer als die des Gegners sei.. können die Offensive länger fortzusetzen, als es der Feind tut. Bei Führern vornehmlich, aber auch bft Untergebenen, wird es ferner auf den Ueberschuß an Mrvcn ankommen, den sie zur Verfügung haben. Die heutig« Seekriegssührung, so wird mit Recht gesagt, stellt einen KamvfderNerven gegen die Nerven dar. Daß eine Besatzung, um Erfolg im Ernstfall zu haben, vorzüglich ausge bildet sein muß bedarf nicht der Erwähnung. Un gleich vielseitiqer ist die Schule, die der Kriegsschiffs seemann im Vergleich zu seinem Kameraden von der Armee durchzumachen hat Der Dienst auf den mit zahllosen komplizierten Mechanismen ausgrst-tteten Schiffen verlangt eingehende, langdouernde Uehung. Liier ist die englische Marine mit ihrem auf 12 bi» 20 Johrc angemorbcnen Personal dem unsrigrn. meist nur knaup 3 Jahre dienenden, erheblich im Vorteil Immerhin werden bei uns durch die zwölfjährig Dienenden die Hauptfunktionen an den Geschützen. Torpedorohren, am «teuer, dann beim Signalisieren und so weiter besetzt werden können. Trotzdem dürfen wir uns bei ernfacher Ueberlegung nicht ver hehlen, daß Engländer und Amerikaner z. B. über bessere Schützen verfügen werden, als unsere Marine sie aufzuweisen hat. Früher, das ist fraglos, wurde vielfach die Uebungsmunitton von englischen Schiffen, wie man sagt, „über Bord ge worfen". Das ist aber nicht etwa wörtlich zu ver- stehen. Es soll nur andeuten, daß die Hebungen möglichst schnell und ohne der Wirklichkeit nahe zu kommen, erledigt wurden. Seit Admiral Scott jedoch als Reorganisator der Artillerie seinen Einfluß gel iend machte, ist ein bedeutender Wandel vor sich ge gangen, und die Schießresultate find hervorragend gute. Auch in der nordamerikanischen Marine stehl die Ausbildung im Geschützschießen an erster Stelle. Unsere Flotte stellt eine große Schule dar. Schüler kommen und gehen. Nur eine Hälfte der alten Besatzung bleibt an Bord, die andere wird durch Rekruten ersetzt. Es erhellt, wie aufreibend der Dienst für Offiziere und Unteroffiziere sein muß Die Ausbildungszeit ist äußerst knapp bemessen. Im Rapidtempo geht die infanteristische Ausbildung vor sich, dann folgt eine kurze Periode der Eingewöhnung an Bord, und schon beginnt die Einzelschrffsausbil düng, an die sich Geschütz- und Torpedoschießübungen anreihen. Divisions- und Geschwaderübungcn. Ma növer in der Flotte und eine weitere Reise füllen den Schluß des Jahres aus. Vielfach werden die Hebungen durch schlechtes Wetter und durch das winterliche Klima gestört. Es muß mit Aufbietung aller Kraft gearbeitet werden, um das Pensum zu erledigen. Wieviel hat der Matrose, der Heizer in der kurzen Spanne Zeit zu lernen! Man unter weist ihn, außer in den besonderen Funktionen seiner Gefechtsstation, in allen möglichen Disziplinen, wie Rudern und Loten, Gewehrexerzieren und Mar schieren. Er hört Vorträge über die deutsche und die ' Marinegeschichte, über das Kaiserhaus, er lernt die Einrichtungen des Schisses, die wasserdichten Ver-' schlösse und die Feuerlöscheinrichtungen kennen, er wird unterwiesen, wie er seine Uniform instand hält, Zeug ausbessert, die Arbcitsanzüge wäscht usw. Daß in unserer Flotte gearbeitet wird, so angestrengt, wie wohl in keiner andern, das darf unumwunden ausgesprochen werden. Daß eine Disziplin herrscht, die keine Kommißdisziplin. sondern eine intelli gente M anneszucht ist. die das Derantwortlich- keitsgefiihl des einzelnen Matrosen und Ketzers stärkt, das beweist die Geschichte unserer Marine. Man denke nur an die Tapferen vom ..Iltis", bei Schantuna und vor Takn. und noch kürzlich an die von „17 3". Solche heroischen Taten bieten Gewähr, daß unser Marineversonak in der Stunde des Kampfes, der im modernen Seekrieg fast unvorstell bare Anforderungen an körperliches und seelisches Hcld-mtum stellt, nickt versagen wird. D'e Kraft einer Flotte beruht nickt in d«n toten Kolossen allein, nickt in der Reichweite der verderben- brinoenden Granaten und Tornedos. sie liegt im Geist der Besatzungen. Daß er in der deut schen Marine ein varGoficker ist. d^oon sind wir überzeugt, und la blicken wir mit Vertrauen auf unsere Krieossckiffsbesotzunaen. Ihnen wi-d die „siineü-; tc> V'in", wenn das Vaterland in Gefahr ist, nicht mangeln? Ole Wahlparole üer bayrischen konleroatloen. Der Wahlverein der bayrischen Kon servativen hielt am Dienstag in Nürnberg seine Generalversammlung ab, die mäßig besucht war. Von Abgeordneten waren anwesend Hufnagel, Hilpert, Niederlöhner, Merkenschlager und Beckh. Rechts anwalt Frhr. v. Ebner-Eschenbach aus Ans- bach sprach über die politische Lage, besonders über das Verhältnis der konservativen Partei zu den libe ralen Parteien. Abg. Hufnagel referierte über die Reichs-Zuwachssteuer. Die Versammlung nahm dann folgende Resolu tion an: „Die künftigen Reichstagswahlen erheischen treues Zusammenstehen aller national bewußten und monarchisch gesinnten Parteien. Auf die Unter stützung der Konservativen in Bayern kann im Kampfe gegen den Umsturz jede rechts st ehende Parier zählen. Die wahrheitswidrige und ver hetzende Agitation des Liberalrsmus gegen die Reichsfinanzreform und die Konserva tiven hat bei diesen eine tiefgehende Er bitterung heroorgerufen. Es muß demnach zur zeit als ausgeschlossen gelten, daß die konservativen Wähler einer Parole zu gunsten eines liberalen Kandidaten Folge leisten. Nur dann wird der Wahlverein der bay rischen Konservativen seinen politischen Freunden die Unterstützung eines liberalen Kandidaten emp fehlen können, wenn dieser 1. seine monarchisch« und national« Gesinnung deutlich kundgegebcn hat; 2. wenn er eine Bekämpfung der Konservativen mit Hilfe der Sozialdemokraten oder zu deren Gunsten entschieden und unzweideutig abgclehnt hat. und 3. wenn die gegenseitige Unterstützung im Wahlkampf gewährleistet wird." In einer weiteren Resolution wird empfohlen, in Bayern in möglich st vielen Kreisen selb- ständige konservative Kandidaten auf zustellen. Gegen Schluß der Versammlung erschien noch der Generalsekretär Kunze-Berlin, der in einer Ansprache zum Kampf aller bodenständigen Elemente gesfen den modernen Kapitalismus in allen seinen Auswüchsen auffordert« und gleichfalls den schärfsten Kampf gegen die Liberalen propagierte. Hierauf wurde die Tagung geschlossen. Die „Münch N. N.: bemerken mit Recht über da» Ergebnis dieses konservativen Parteitags: „Diese Beschlüsse bestätigen, daß, schon eh« di« bayrischen Konservativen sich über di« Richtlinien für den näch sten Wahlkamps offiziell geeinigt hatten, die Stim mung im Lager der Konservativen von den Liberalen richtig eingesckätzt worden war. Sowohl auf der Tagung der liberalen Arbeitsgemeinschaft in Schwa bach ais auch auf dem Delegiertentag der National- I I liberalen in Nürnberg wurde diese Haltung de: Kon- I servativen in völliger Klarheit erkannt und voraus gesehen. Die Beschlüsse der Liberalen be dürfen nach den Kundgebungen der Konservativen in Bayern keinerlei Revision; sie sind der Lage völlig angepaßt." Ole Gnteiynunyskrsge in üer Ottmark Zur Enteignungssrage in der Ostmark wird uns aus Posen geschrieben: Wie bei der Posener An- siedlungskommission verlautet, wird der preußische Lariüwlrtschastsminister bei der Beratung der Ansied lungsdenkschrift im preußischen Abgeordnetenhaus!? die Erklärung abgeben, daß die Slaatsregierung in diesem Jahre nicht willens sei, das Enteig nungsgesetz anzuwenoen, da der Ansicö- lungskommission für das laufende Jahr genügend Land zur Verfügung steh«. Aus dem Jahre 1010 stehen noch 28 300 Hektar als reines Stellenland für die Besiedlung mit Bauern und Arbeitern zur Ver fügung, dieses Land genügt ?ur weiteren Ansiedlung von 22ö0 Ansiedlern. In Aussicht steht ferner noch der Erwerb einer Reihe größerer deutscher Güter so wie einiger polnischer Güter, so daß für die nächste Zeit ein Mangel an Land nicht eintreten wird Wenn die Umstände es notwendig machen sollten, werde die Regierung nicht davor scheuen, das Enteianungsgesetz später zur Anwendung zu bringen. — Mit anderen Worten heißt dies: Vorläufig ird aus deutscher Hand noch so viel Land anaekauft, daß die Kommission mit Mühe und Not ihre Aufgabe erfül len kann. Erst wenn alles deutsche zur Verfügung stehende Land parzelliert sein wird, und die Polen, die schon jetzt nur noch 10 Proz. des Gesamtcrwerbes freiwillig anbieten, kein Land mehr freihändig ver kaufen, wird das Enteignungsgesetz als ultima ratic» angewendet werden. Inzwischen wird nicht nur der kleine deutsche Bauer von seiner Scholle in der Ostmark verdrängt sein, sondern auch der deutsche Großgrundbesitz wird bereits teilweise aufge- kauft sein, und Domänengüter '.oerden parzelliert wer den. während der Pole gelassen der Zukunft entgegen sicht, sein Besitztum noch verstärkt und in Ober sch le sie n seinerseits aus bisher deutschem Boden polnische Kleinbauern ansiedelt. Mit dieser Politik schädigt man das Deutschtum in Posen und stärkt das Polentum in Oberschlesien, erschwert außerdem noch di« Geschäfte der Posener Mittel standskasse, deren Aufgabe cs ist. den deutschen Kleinbauernstand in der Provinz zu festigen Bei der jetzigen Konjunktur verkauft der deutsche Bauer, der auf nicht sehr fester wirtschaftlicher Grundlage steht, fein Gut im Notfälle lieber ter Ansirdlungskommis- sion, als daß er Gelder bei der Mittelstnndskass« auf nimmt. Es wird Pflicht oes preußiichen Landtags sein zu verlangen, daß der Landerwerb der An siedlungskommission mindestens zu einem Drittel aus polnischer Hand stammt, und daß die Besorgnisse des deutschen Bauern in der Ost mark bald zerstreut werden. Wenn das Angebot pol nischen Landes immer mehr;;'rückgeht, so bleibt der Ansiedlungskommission naturgemäß nichts weiter übrig, als ihre deutschen Ansiedler auf deutschen Gü tern anzusiedeln, während auf der anderen Seite große Komplexe polnischen Besitzes stehen, der aus naheliegenden Gründen auf seinem Gebiete nur pol nische Arbeiter beschäftigt und den deutschen Zuzug abhält. Solange die Ansiedlungskommission kerne Mittel in der Hand hat. diese überwiegend pol nischen Gegenden mit deutschen Ansiedlern zu besetzen, wird sie ihre Aufgabe nicht voll erfüllen können. Dieses Mittel ist allein die Enteig nung polnischen Besitzes in dringenden Fällen. Beachtenswerte Erscheinungen. Rastlos arbeiten die freien Gewerkschaften an d«r Vervollkommnung ihrer Machtmittel und ins besondere an dem kraftvollen Ausbau ihrer Kampfes- organisation. Mit besonderem Eifer wird jetzt der Plan erörtert, ein« groß« gewerkschaftliche Kriegskasse zu schaffen, die aus Beiträgen der Mitglieder sämtlicher Zentralverbände, die der Generalkommission der Gewerkschaften angeschlossen sind, ausgebracht werden soll. Diese Kasse soll bei großen Kämpfen, die über die Machtmittel der einzelnen Fachoerbände hinausgel-en, den nötigen Rückhalt bieten, damit die Gewerkschaften nicht wie bisher darauf angewiesen sind, mit dem Klingelbeutel herumzugehen. Daß damit den Genossen wieder eine Extrasteuer auf«rlegt werden muß, kommt für die Gewerkschaftsführer nicht in Betracht, denn ans Zahlen sind die Genossen ja gewöhnt, und überdies soll es sich b«i der neuen Extrasteu«r nur um «inen Wochcnbeitrag von 5 Pf. handeln, d. s. 2,60 .it im Jahre, was gegenüber den sonstigen gewerkschaft lichen Beiträgen von 50—60 jährlich kaum ins Ge wicht füllt. Nach Maßgabe der Mitgliederzahl «r.ürde die neue gewerkschaftliche Kriegskasse nach Ablauf des ersten Jahres die Höhe von etwa 5 Millio nen Mark erreicht haben, was immerhin ichon et was bedeuten will. In Wirklichkeit ist der neue Kriegsfonds nur eine neue Angriffswaffe zur Durch führung von Streiks und verdient aus diesem Grunde die ernsteste Beachtung seitens der Arbeitgeber und der Arbeitgeberverbände. Ein weiteres beachtenswertes Moment in der Gewerkschaftsbewegung bildet neuerdings di« Ver- schmelzung der berufsverwandten Gruppen. So vereinigten sich schon vor einiger Zeit die Derirfskategorien. die irgendwie mit dem Transportgewerbe zu tun haben sdarunter der See mannsverband, der Hafenarbeiter- und Binnen- schifferverband) zu einem „Allgemeinen Deutschen Transportarbeiterverband": eine gleiche Zentralisa tion fand auf dem Gebiet der Metallverarbeitung und des Baugewerbes statt, und jetzt hören wir, daß sich die freiorganisierten Dachdecker dem Maurerver- bande anschlicßen wollen, und daß die Töpferei-. Por- zellan- und Glasarbeiter fick zu einem Verbände für die keramische Jitdustrie verfchmelnen wollen. Man darf die Brckeutung dieser wirtschaftlichen Vorgänge durchaus nicht unterschätzen; denn was den einzelnen kleinen Verbänden im Kampf« vielleicht nur unvoll-