Volltext Seite (XML)
Nr. 4Z. los. Jahrgang. den gediegenen Auvschmuck eines mächtigen crdbcersarbenen Teppichs trug und aus seinen Tischen blühende Margareten nuswies, und nahmen hier in .zwanglos geselligen Gruppen Tee und Kaste« ein Alles flog wieder dem Margaretenfonds zu, auch die Einnahme, die die um die Unterhaltung bemühte Künstlervereinigung, wie sie Herr Aron als Pianist, Fräulein Carlo,ortr, Frau Julie Culp und Fräulein Else Albes, spaier Fräulein Dalldorf bildeten, aus ihren Vonrägen gewann. Wie au, den Stratzcn und Plätzen der Stadt im Lause des Nachmittags ein gewaltiger Verkehr der geschmückten Menschenmassen oem Bilde Leipzigs ein besonders eigenartiges Ge präge verlieh, so gewann auch die Zusammenkunft der Gäste in den vornehmen Räumen des Kaiser hoses durch die zahlreiche Damenwelt, die sich hier zum „Fünsuhrtec" verjammelie, einen hervorragend festlichen Charakter, zumal der Glanz der Toiletten die Gediegenheit des ganzen Arrangements erhöhte. Am Nachmittag und Abend war auch das Wein restaurant von Emil Pacge, Hoflieferant, Markt, -uni Lammclpuntt der vornehmen Welt erkoren worden. Hier gaben sich am Nachmittag zahlreiche Gäste ein Rendei vous. hier wohnten andere wieder am Abend der zugunsten des Wohliütigkeitswcrkcs in Szene gesetzten musikalischen Veraniialtung bei, bei der Damen der Gesellschaft mit künstlerischer Kraft bei dem Klang des Meurich-Flügels mit an ziehenden musikalischen Vorträgen auiwarteten. Selbst die Menüs trugen an d eier Stelle Margarcten- dlumcn. Ileberall herrsch:« reges Leben und srobe Stimmung zum Gelingen des schönen, menschen freundlichen Werkes. * * » Im Schauspielhaus zauderte „Die goldene Märchenwelt" auf die Wiese im Wende und in die Loetenköpfchen der Fee mit ihren Enalein blitzende Margareten, Perlen des Wohltuns. Selbst der An führer der 7 Schwaben konnte nch's heute nicht ver sagen, das Sternblumen Orakel zu 'Upsen: Eie liebt mich — liebt mich nicht! Bot im Zaubcrwalde auf der Bühne die Fee den Helden drei glutlohende Margareten als Zeichen der Erlösung, so walteten in der Pau'e die Trägerinnen der „Blauen Blume" ihres Amtes, und es wurde auch in der Märchen welt Lust und irrende der Armen und Bedrängten gedacht. Im Lase Handelsbos am Naschmarkt fand kive >>'eloe°. ic- statt. Glücklich konnte sich Plenen, wer durch die hcreinflutcnde Menge sich einen Wea zu bahnen vermochte, dreimal glücklich, wer einen Platz crlämpfie. In den herrlichen Räumen, deren Bie dermeierstil durch den Schmuck der Festblumen noch mehr gewann, konzertierte das K ünstlerguar- iett vom Hotel Sanssouci in Oberhof i. Thüringen, dessen Besitzer, Herr Hofmann, der Pächter des Handclshoscaf s ist. Ganz besonderen Beifall fand als Liszt-Interpret der Klnvicrvirtuosc Fröhnert. Sämtl icheam Cast büsett entnommenen Speisen und Getränte wurden von Damen der Gesellschaft kassiert, so datz der ganze Reinertrag dem Margarctensonds zugeführt wird. * * * 2m Zentraltheater-Weinrestaurant, live o'eloetz loa, Beginn 4 Uhr. Als ich antain, alles besetzt, kaum noch ein Stuhl frei. Die beste Gesellschaft hatte sich hier ein Rcndewous gegeben. Die Damen alle in gründe Toilette, die Herren meist im Smoking. Nachdem Tee und Kuchen eingenommen waren, traten Fräulein Therese Miet und Herr Rudi Gfaller aus. Die Miet sang, und Gfaller be gleitete sie am Klavier. Das Lied vom „Haas und der Häsin" fand rasenden Applaus, wie alle die nachfolgenden. Dann sang auch Gfaller einige Lieder, die ebenfalls mit grogem Beifall auf genommen wurden. Die be den Lieblinge vom Operettentheater schossen hier wieder einmal den Vogel ab und sangen sich noch mehr als bisher in die Herzen der Leipziger. Das Konicrt führte das „Quartett Modern" in künstlerischer Weise aus und erntete ebenfalls vielen Beifall. Das Kommen und Gehen hörte hier garnicht auf, Hunderte muhten, ohne Platz gesunden zu haben, wieder weitergchcn. * » 2m Alten Theater. Die Kleinen haben heute Festtag. Sie sind in Scharen gekommen, um sich noch einmal das Weihnachtsmärchen von der Gol denen Gans anzusehen. Es war reizend, die kleinen Mäuler während der Vorstellung plappern zu hören, sie konnten sich natürlich nicht beruhigen, lachten und weinten mit den Schauspielern, und hier und da juchzte auch mal so ein ganz naseweises Plappermäulchen laut auf. Auch hier wurde von Damen verkauft, die durchweg glänzende Geschäfte machten. Es blieb nicht inchr bei den Groschen, man gab nur noch Silber. Bei Bodenstein. Ebenfalls b'ivo o cloolc tou. Und ebenso voll. Kaum ein Plätzchen, und auch hier muhten Hunderte wieder umkehren. Hier war ein groges Programm aufgestellt, Damen der Gesellschaft wirtlcn mit. Fräulein von Eagers sang drei Lieder von Gricg, „Der Kobold", „Erotik" uud „Hoch zeitstag auf Troldhangen" mit reizender Stimme. Frau Gertrud Wunderlich sang „Unter der Linde" von Stephan Krchl, „Wenn der Vogel naschen will" von Meyer-Helmund, „Widmung" von Robert Schumann und „Zur Drossel sprach der Fink" von Eugen d'Albert. Mist Kirmse spielte am Flügel die „Elegie Poöme" von E. Bantock. die „Romanze" von L. Davidoff, eine „Cantabile" von C. Cui und eine „Serenade von V. Herbert. Weiter Leipziger Tageblatt. vomuag, 12. Februar ISN. sang Fräulein Elisabeth Rlldinger .Bescheidene Liebe' von Hugo Wolf, „Liebhaber in allen „Ge stalten" von Franz Schubert, „Ich hab ein kleines Lied erdacht" von August Bungert und „Die Quelle" von Tart Goldmart. Am Flügel begleitete Herr Gaticher. Alle Mitwirkenden wurden mit Beifall überschüttet, sie hatten ihr Bestes für die Wohltätig keit berncgeben. sr An den Drei Lilien. Mit welch grotzer Be geisterung und tiefem Ernst die Idee des Margareten- tages ausgenommen wurde, geht wohl daraus hervor, das; bereits in der Nacht vom Freitag zum Sonn abend punkt 12 Uhr mir dem Verkauf der Blumen der Barmherzigkeit begonnen wurde. Anlätz- lich eines Kostümfestes vom Allgemeinen Turn verein in Leipzig - Reudnitz, das in den „Drei Lilien" stnttsand. eröffnete die Riege ,,Fortschritt" den Margaretentag präzis 12 Uhr. Ein sinniger Prolog, der anlniipsend an das lustige Treiben, allmählich ernstere Saiten anschlug und die Barmherzigkeit als edelste Tugend des Menschen pries, wurde von einein Mitglied dieser Riege wirkungsvoll vorgatragen. Während des Prologs öffnete sich der Büyncnvorhang, und lieh ein reizendes Bild, gestellt von den Damen und Herren der „Riege Fortschritt" erkennen. Die allent- kalbcn bekannten charakteristischen Plakate waren als Standarten verwendet, die Bühne war kunst voll mit Margareten dekoriert, und die Damen und Herren hatten ebenfalls in sinniger Weise ihre Ge- jellschaftstoiletten reichlich mit den Blumen der Barmher.igleit geziert. Reicher Applaus bezeugte, dasz alle Zuschauer sich mit der Idee dieses Bild identifizierten. * Die Festvorstellung im Neuen Theater bot das imposant elegante Bild, das wir von „grofzen Tagen", von den Maifestspielcn und Königsbesuchen her gewohnt sind: Dav Theater war bis auf den letzten Platz besetzt, die Damen cm xravciv toilettr-, die Herren im Gesellschastsanzug. Natürlich bei festlicher Beleuchtung. Es war ein sehr elegantes Bild vom ersten Rang aus, und natürlich war bei diesem gesellschaftlichen Ereignis „alles" dabei. Der Blumenschmuck der Damen bestand natürlich aus nahmslos aus Margareten und kein männliches Knopfloch entbehrte die Blume des Tages. Nach der Ouvertüre zu „Orpheus in der Unterwelt", unter der schneidigen Leitung von Kapellmeister Findeisen, der auch die ganze Vorstellung dirigierte, ging die reizende Operette von Heuberger „Der Opernball" in Szene, in der erstklassigen Besetzung mit unseren Lieblingen Untucht, Seubert, Rktty-Grotzmüller, Bischur, Marbach. Buse, Sturmfels, Haas, Heine, Plöhn. Allerliebst war besonders der kleine Scherz, dasz Frau Dumenil-Untucht gerade Mar guerite hietz und ihren Namenstag feiern mutzte. Alles mit Margarctenblnmen geschmückt, selbst die Solotänzerinnen und das gesamte Corps de Ballet in den entzückenden Ballettcinlagen der „Salon- Mazurka" und den „Rosen aus dem Süden". Der wundervoll flotten, ganz im ekstatischen Wirbel des ganzen Tages gegebenen Vorstellung wurde nicht enden wollender Applaus, den Dar stellern, den Strauszschen Walzereinlagen vor dem zweiten und dritten Akt. allen, allen Beteiligten. So schlosz auch im Neuen Theater der Mar garetentag grotzartig und elegant und wird allen Theaterbesuchern lange im Gedächtnis bleiben, auch den reizenden Damen, die in den Pausen noch un ermüdlich ihre letzten Margareten und Postkarten zu „Fest"-Preisen loswurden. r> * Neue, Operettentheater. Aus Anlatz des Mar- garetentages hatte Hofrat Hartmann eine Fcstvor- stcllung des beliebten Repertoirestücke» „Das Mu- sikantcnmädcl" angesetzt. Das Haus war bis auf den letzten Platz ausverkauft und eine froh und heiter gestimmte Menge lauschte den reizenden Iarnoschcn Weisen, die sich so schnell in Leipzig ein gesungen haben. Das „Zugstück" war natürlich, wie jeden Abend, das reizende „Resel" mit ihrem „Esel". Unsere Therese Miet machte auch hier wieder Furore, während ihr Kollege Gfaller sich in allen möglichen und unmöglichen musikalischen Im perativen erging und bald ein „Molto vivace" von seiner reizenden Partnerin als Andenken bekommen hätte. Das Publikum ging mit der Resel durch dick und dünn und erfreute sich je mehr das Stück fortschritt, an ihren Leistungen, von denen ganz be sonders das Walzer- und das Marionettenduett des zweiten Aktes hervorgehoben seien. Zu Ehren des Tages hatten sich sämtliche Sänger und Sängerinnen, die alle in der besten Fcstesstimmung waren, mit Margarctenblumen geschmückt und trugen so dazu bei, die Stimmung noch um einige Grade zu heben. Dies drückte sich am besten darin aus. datz fast alle Nummern der Operette Za eapo gesungen werden mutzten. In den Zwischenpausen konzertierte die Theaterkapelle unter Leitung des Kapellmeisters Brodsky und während dieser Zeit batten die Blumen- und Kartenverkäuferinnen die beste Ge legenheit, ihre Waren an den Mann resp. die Frau zu bringen. Und auch hier konnte man wieder die Beobachtung machen, dasz überall gern gekauft wurde, hauptsächlich waren die Postkarten ein sehr gesuchter Artikel, der nur in wenigen Eremplaren vorhanden war, aber diese erzielten so gute Preise, datz man einen Ausfall beim besten Willen nicht konstatieren konnte. So verlief auch diese Festvorstellnng zu all gemeinster Zufriedenheit. Die Festvorstellung im Kristallpalast-Variete stand ebenfalls im Zeichen Les Margaretentages. Das Haus war vollständig ausvertauft, so datz der Ertrag, der zum Besten des Zweckes des gestrigen Tages be stimmt war, recht bedeutend sein bürste. Die Künst ler gaben ihr Bestes, um den Beifall des Publikums zu erringen, was ihnen denn auch im reichsten Matze gelang. Wiederholt erschien aus weitzer Leinwand in grotzen Lichtbuchstaben die Aufforderung: „Kauft Margarctenblumen!" Und wenn auch schon die meisten Zuschauer mit Margaretensträutzchen er schienen waren, jo fanden die Blumenverkäuserinnen doch immer wieder auf allen Plätzen freudige Käufer der bescheidenen Blumen, so datz die Festvorstellung nicht geringen Anteil an dein finanziellen Erfolg des Tages hat. * * * Im Hotel Hanfs« nahm die Festfeier um 7 Uhr ihren Anfang. Der liebenswürdige Direktor Keppler lud zu einem Rund gange durch die neuen stilvollen Räume des Hauses ein. An den grotzen, im Stil Louis Seize gehaltenen Saal schlichen sich zwei Räume im Stil Queen Anna an. Träumerisch zogen die Wellen eines Adagio Uder das Lichtmeer der-Fest- roume. die keinem neuen Gaste Sitz und Stuhl mehr boten. Am Eingang aber waltete zarte Jugend, die Kinder des Besitzers. Herrn Weller, ihres Amtes als Kassierer und erhoben zum Besten des Margareten - fonds von jedem Kommenden die festgesetzte Mark. Unter den Erschienenen bemerkten wir den franzö fischen Generalkonsul Laurent Couchelet. General Exzellenz Fermo Aachen und andere Herrschaften mehr. Frl. Elly Ney, die morgen mit dem Böhmischen Streichguartett konzertiert, spendete als Festgabe den Vortrag von Franz Liszts Rhapsodie Nr. 14 und erntete brausenden Beifall. Im Wintergarten wurde der Mokka gereicht. Am späten Abend tauchte eine Rarität auf: Es wurde noch eine Festpostkarte an geboten. Gebot folgte auf Gebot, aber immer wieder schüttelte die „Blanstern" tragende Besitzerin das Köpfchen. Endlich fand die Karte ihren Herrn. Leicht ist ihm der Sieg nicht geworden. * * * Zum Hotel Russie! rief's in mir. Denn der Bran dung der Menschenwogen in der Petersstratze war keine Kraft gewachsen. „Erleichtert" an Gemüt und Nickeln seufzte ich auf. als die Tür sich hinter mir schlotz. Risch — rasch war mir der Weg verstellt von links und rechts: „Birte, nur eine!" Herr, datz du mir Festigkeit gäbest, dachte ich. die Nickel fielen und noch einmal seufzte ich erleichtert auf. Die Prunk räume des Hotels taten sich auf, ein Ruf des Ent zückens wurde laut. Er galt der elektrischen Fontäne, die ihren lichtsunkelnden Strahl emporsandte, über ragt von einer Perlenkrone, Margareten. Dann schallten die Weisen der Musik, ausgefllhrt von einem Streichguartett der Kapelle Günther Toblenz. Ein Platz war nicht zu haben, alle nach kl Uhr eingehenden Bestellungen waren schon nutzlos gewesen, es gab eben keinen freien Stuhl mehr. * Die Leitung des Margaretentages teilt uns noch mit, datz folgende Firmen sich an dem Margareten tag mit Stiftungen beteiligt haben: Das Medizinische Warenhaus stellte dem Komitee einen grotzen Posten Verbandwatte zur Verfügung. Die Blumenfirma Max Schleusen» hat dem Ko mitee einen grotzen Posten frische Blumen zum Ver kauf überwiesen. Dav photographische Atelier Hönisch hat eine grotze Anzahl Aufnahmen von den verkaufenden Damen gemacht, die auf Postkarten reproduziert, zum Besten des Margaretentages zum Verkauf gelangen. DieZigarettcnfabrikTimaeus überwies dem Komitee 3000 Stück Zigaretten in 300 Schachteln ö. 10 Stück. * * * Dav Nickelaeld ist knapp. Der riesenhafte Umsatz des Margaretentages hat es zuwege gebracht, datz am Nachmittag des gestrigen Tages olötzlich an allen Ecken der Stadt das Niaelgeld knapp geworden war. Auch auf der Post entstand am Abend eine direkte Kalami tät, da nicht genügend Nickel aufgetrieben werden konnten. Schlietzlich ist diese Erscheinung kein Wun der, wenn man bedenkt, datz für mindestens 11)0000 Mk. Nickelgeld dem Verkehr entzogen wurden. vermischtes. Ein Japaner über die englischen Frauen. In der Februarnummer der „English Review" be ginnt Herr Poshio Markina, der Verfasser eines Buches „Ein japanischer Künstler in London", eine Serie von Artikeln über die Frauen in England. Neben unendlich vielen Schmeicheleien, die er den Frauen des Landes, das ihn gastlich ausgenommen hat, macht, sagt er auch mancherlei Interessantes und Bemerkenswertes. Menn die Engländerinnen auch arötzer sind als der Durchschnitt der japanischen Frauen, so sind sie doch kleiner als die Frauen in Kalifornien; auf alle Fälle aber, das erkannte Mar- kino beim ersten Blick, sind sie vollkommen gebaut und ihre Muskeln sind vorzüglich ausgebildet. Er findet ferner, datz im Vergleich mit Frauen anderer Länder die englischen Damen wenig fleischig sind. Das kommt von ihren täglichen Uebungen im Freien. „Als ich in Paris war, da lachten einige Fran zösinnen über das Spielen und Sporttreiben der englischen Frauen im Freien. Eie sagten, es sei när risch, auss Feld hinauszuaehen und den ganzen Tag hinter den kleinen Bällen herlaufen; sie fänden daran kein Vergnügen; sie zögen es vor, ins Caf6 zu gehen und sich zu amüsieren. Da erwiderte ich ihnen: „Es tut mir um Ihretwillen höchst leid, datz Sie sich nicht für den Sport interessieren. Jawohl, Hockey mag Ihnen einfältig und Golf albern erscheinen, und für Tennis mögen Sie sich nicht interessieren, aber, er lauben Sie mir diese Frage, wie steht es mit Ihrer Gesundheit?" Und dann konnte ich ihnen auf Grund meiner Beobachtungen in England auseinandersetzen, datz der Sport nicht blotz körperliche, sondern auch geistige Gesundung und Stärkung zur Folge habe." Martino erzählt weiter, er haoe sehr bald in Eng land den Eindruck bekommen, datz dort alle Welt leidenschaftlich dem Tanze ergeben sei. „Wenn ich eine Engländerin fragte: „Tanzen Sie gern?" dann leuchteten ihre Augen auf, ihr Mund ward von einem jiitzen Lächeln verschönt, und bevor sie mir mit Worten Antwort geben konnte, las ich in ihrem Gesicht, wie sehr sie den Tanz liebe." Anfangs betrachtete Mar ino entsprechend den von Hause mitgebrachten Ge wohnheiten und Moralanschauungen den Tanz mit wenig günstigen Augen. Inzwischen aber hat er die Vorzüge des Tanzes eingcsehen und sich auch an den ganz eigenartigen Verkehr der Geschlechter, wie er in der englischen Gesellschaft bestehl, gewöhnt. Das ein zige aber, was ihn noch aöstöht, ist die moderne Kleidung mit den immer enger werdenden Röcken. Er nennt sie „Meerweiberkleider". Zwar meint er, es sei sehr hübsch, eine Frau in solchem Kleide von vorn zu sehen, und es scsi gar nicht so übel, wenn ihre kleinen Schube unter dem kurzen Nock hervorauae'. aber wenn sie tanze, dann seien diese Kleider ab scheulich. Er habe vor einigen Jahren ein altes Ge mälde gesehen, auf dein die Damen des Hofes in den bauschigen Gewändern der Barockzeit tanzten, und dieses Bild habe ibm ousoezeicbnet gefallen. Das sei doch eine wirkliche Freude, die Damen in jenen weiten Röcken im Tanze dahinschweben zu sehen. * Wieviel Häuser hat Berlin? Die Zahl der Haos r in Berlin wird im allgemeinen ganz bedeutend "be schätzt. Da Berlin eine Zweinnlllonenstad: ist, hört man häufig, datz es in dieser grotzen Steinwvste doch mindestens 100 000 Häuser geben müsse. as -st aber nicht im entferntesten der Fall. Im kommnna'.- politischen Bezirk Berlin — ohne jeglichen Vororr — gibt es rund 23 000 Privatgrundstücke. Die Zahl der Grundstücke, die staatlichen oder städtischen Heroen gehören, beträgt nach amtlicher Statistik etwa Gisi ,o datz Berlin über 23 300 Grundstücke verfügt. Die Zahl der unbebauten Grundstücke beträgt im 'nten Falle 300. Demnach gibt es also in Berlin nicht mindestens 100 000, sondern nur 23 000 Häuser. Die Vorstellung eines Kinde« über den Regen. Von einer Lehrerin wird uns geschrieben: Die Vor stellungen der Kinder über die gewöhnlichsten Natur ereignisse sind den unsrigen sehr fern, und es dürfte vielleicht interessieren, zu erfahren, wie ein kleines achtjährigs Mädchen den Regen auf seine Vorstellung wirken lietz. In einem Aussatz darüber schrieb dieses Kind: „Es regnet auch im Winter. Wenn es regnet, ist es natz. Die Menschen spannen den Schirm auf und sagen, cs regnet. Wir wissen es aber auch so. Die Hunde ziehen den Schwanz ein, wer keinen hat, stellt sich in den Hausflur. Der Regen fällt schräg, im Sommer gerade. Im Winter wird er weitz und heitzc dann Schnee." Uebrigcns hatten die meisten Kinder von dem Regen die Vorstellung, datz er nur dadurch bemerkt würde, weil die „Grotzen" ihn erwähnen. In fast allen Aufsätzen wiederholte sich der Satz: „Wenn es regnet, sagen die Menschen, es regnet." Was «in hübsches Gesicht wert ist. Neulich ver langte eine elegante iranzösische Schauspielerin, die bei einem Automobilzusammenstotze im Gesicht ver letzt worden war, für Liesen schweren Schaden an ihrer Schönheit 80 000 .<l Schmerzensgeld. Sie be kam 9600 »tt. Dieser Tage erhielt anlässlich eines ähnlichen Unglückes eine junge Schreibmaschinistin nur 2100 »tt. Der Schaden, der diese junge Dame betroffen hatte, schien, weil sie kurz vor Ler Ehe stand, verhälinismätzig geringer. In Amerika sind in letzter Zeit verschiedene Urteile gefällt worden, die einander ebenso schroff widersprechen. Fräulein Andrews aus Chicago, deren Nase im Eisenbahn zuge schwer verletzt worden war, erhielt dafür 10 000 ,tl. Frau Lina Henschel, die infolge eines Wagenunfallcs ihre schwarzen Haare plötzlich weitz werden sah. bekam für das Unglück 14 000 Da gegen erhielt Fräulein Käte Eollaguer, die bei einer Entgleisung sehr mitgenommen worden war. nur 6000 .tt. Der erstaunlichste Fall aber ist folgender: Fräulein Anna Thiel, die, wie die erwähnte franzö sische Schrcibmaschinistin, an der Stirn verletzt wor den war, bekam nur 400 während ihre Freundin, Fräulein Eider, die bei dem gleichen Unglllcksfalle genau dieselbe Entstellung ihres Gesichtes erlitten hatte. 1500 -<l Schadenersatz erhielt. War Fräulein Eider also hübscher als ihre Freundin und war sie darum stärker entstellt als jene? Oder entschieden die Richter so, weil sie das Gegenteil annabmen? 4 * Inventur - Ausverkauf! . ... ...... Besichtigung dieser, in beson deren Räumen ausgestellten Möbel Verlobten besonder« empfohlen! Einig- kllmpirkic Speisezimmer-, Herrenfimmer-, Salon- und Schlafzimmer-Einrichtungen, sowie Einzelmöbel im Preise ganz bedeutend herabgesetzt sowie eine Anrahl ältere Teppiche und Dekorationen rr rr rr rr unter Kostenpreis, rr rr rr rr A. Schütz Hotmöbelsabrik und Ausstellungshalle Lörnrrstr. 54—56, nahe Vayr. Vahnhos.