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3. veUave. Svnmss, lS. /edrusr l9ll. Leipziger Tsgedlstt. Nr. 43. 105. Jahrgang. Deutscher Seichslsg. 125. Sitzung. Am Bundesratstilche Dr. Delbrück, Reichs bankpräsident Havenstein. Der Präsident eröffnet die Sitzung um 11 Uhr 15 Minuten. Aus der Tagesordnung steht die Interpella tion des Grasen Kanrtz, betreffend Natzregeln gegen die Uebeeschwemmung des deutschen Geldmarktes mit fremden Wertpapieren und gegen einen iibermiihigen Abfluh des deutschen Geldes nach dem Ausland. Abg. Graf Kanitz: Unsere Interpellation ist von der Tagespresse überall mit Berständnis, aber nicht überall mit Wohlwollen ausgenommen worden. So wurden uns börsenseindliche Absichten unterschoben, als ob wir sogar die Zulassung ausländischer Papiere gan§ verbieten wollten. Zuzugeden ist, dah die Be teiligung deutschen Kapitals an auslän dischen Unternehmungen der deutschen In dustrie unter Umständen Vorteile bringen kann. Bei den amerikanischen Bahnen ist das aber beispielsweise nicht der Fall. Wir meinen, dah das Börsengesetz in mehrfacher Hinsicht abgeändert werden muh. Vor allen Dingen sollte ein Papier nicht zur Zeichnung aufgelegt werden dürfen, bevor die Zulassung ausgesprochen, respektive der Prospekt der emittierenden Bank vorgelegt ist. Uns fehlt jede Emissionsstatistik. Das liegt namentlich daran, dah die Papiere an mehreren deutschen Börsen gleichzeitig zugelassen werden können, und sodann, dah die Emissionen in den letzten Jahren sich sprung haft gesteigert haben. Sie werden meinen Wunsch verstehen, dah das deutsche Kapital nicht nur sicher angelegt werden, sondern dah es in erster Linie dem deutschen Erwerbsleben zugute kommen möge. Diese starke Abwanderung des deutschen Kapitals ins Ausland muh naturgemäh zu einer Steige rung des inländischen Zrnsfuhes führen. Schweren Herzens hat Herr Havenstein jüngst den Reichsbankdiskont auf 42- Prozent herabgesetzt. Ze länger man wartet, desto mehr Millionen fliehen ins Ausland zum Nachteile der deutschen Papiere. Neben den Reichs- und Staatspapieren leiden die städtischen und ländlichen Pfandbriefe und sonstigen Papiere. Bei dieser Abwanderung des deutschen Kapitals nach dem Auslande sind auch Verluste des Publi kum s nicht ausgeschlossen. Manchmal ist es geradezu erstaunlich, wie leichtfertig ausländische Papiere in Deutschland ausgenommen werden, nur weil die be treffenden Kapitalisten möglichst hohe Zinsen aus ihrer Anleihe herauszuschlagen suchen. Die St. Paul- Milwaukee-Eisenbahn soll trotz ihrer siebcnprozen- tigen Dividende des letzten Geschäftsjahres mit einer empfindlichen Mindereinnahme abgeschlossen haben. Dazu kommt die ungeheure Kursschwankung dieser Papiere. Die Zulassungsstelle sollte daher die Solidität dieser Papiere sorgfältig prüfen. Ebenso liegt es bei den Obligationen der St. Louis- San Francisco-Eisenbahn, die bisher noch keine Dividende gezahlt hat. Dadurch, dah wir die brasi lianische Kaffee-Valorisation durch die Be teiligung deutschen Kapitals mit 40 Millionen an der Anleihe unterstützten, ist die Erhöhung des Kaffeepreises erst möglich geworden. Dadurch sind uns 8V Millionen verloren gegangen. Es liegt mir fern, gegen Nordamerika irgendwie unfreundlich zu werden. Eine Spitze gegen dieses Land soll die Interpellation nicht darstellen. Besonders liebevoll sind wir von Amerika bei der Tarifpolitik gerade nicht behandelt worden. (Sehr richtig! rechts.) Aus purer Freund schaft brauchen wir die Eisenoahnpapiere hier nicht ' aukunehmen. Was ist nun zu tun, um unseren Geldmarkt besser wie bisher geaen die Invasion mihliebiaer, minder wertiger, ausländischer Papiere zu schützen? Es sollte eine Zentral-Emissionobehörde für ausländisch« Papiere eröffnet werden, die für alle deutschen Börsen zu ständig ist. Diese Einrichtung würde nicht nur der Börse, sondern auch dem Publikum erheb lichen Vorteil bieten, zumal sic Fühlung zum Auswärtigen Amt haben mühte. Die Zulassungs stelle sollte angewiesen werden, ausländische Wert papiere nur nach voller Deckung des in ländischen Kapitalbedarfs zuzulassen, und zwar nur, wenn diese sich in den Dienst natio naler Arbeit stellen und mit gröhter Vorsicht vorgc gangen wird. Diese Grundsätze verlangt auch der Präsident des Hansa bundes. Ich befinde mich also, Herr Mommsen, für Sie in unanfechtbarer Position. Dann wären die Frisko-Bonds niemals zugelassen morden. Dann sollten nur Papiere zuge- lassen werden dürfen, die in ihrem Heimatlande notiert werden. Hier stehen für uns die wichtigsten vaterländischen Interessen auf dem Spiel. Schreiten wir ein. bevor es zu spät ist. (Lebhafter Bei fall. rechts.) Staatssekretär Dr. Delbrück: Graf v. Kanitz und seine politischen Freunde befürchten eine lleber- schweminung unseres Kapitalmarktes mit auslän dischen Werten und eine unserer Volkswirtschaft ab trägliche Abwanderung unseres einheimischen Kapi tals in das Ausland, und sie wollen wissen, welche Mahregeln die verbündeten Regierungen ergreifen wollen, um diesen Missständen entgegenzutretcn. Ich kann diese Frage zunächst nur vom Standpunkte des Reichskanzlers beantworten. Im übrigen möchte ich zunächst einige allgemeine Bemerkungen über die Rechtslage vorausschicken, das wird mich der Not wendigkeit überheben, auf einen grossen Teil der Details einzugehen. Ein Mittel, die Bank welt und den einzelnen Kapitalisten zu hindern, sein Geld in auslän dischen Werten anzulegen, gibt es nicht. (Lebhafte Zustimmung, links.) Ein gene relles Verbot, unter gewissen Voraussetzungen in ländisches Kapital in ausländischen Werten anzu legen, würde ein Versuch mit untauglichen Mitteln sein, und wahrscheinlich nur zu unerträglichen Erschwernissen des Wirtschaftslebens führen. (Erneute Zustimmung.) Aber auf der andern Seite sind wir in der Lage, die Einfüh rung ausländischer Werte an dem inlän- dischen Markt zu erschweren. Die Verfügung der Zulassung liegt nach dem jstzt geltenden Börsen gesetz, das sich in oieiem Punkte von dem Gesetz von 1896 nicht untersche det, in den Hände» der Zu la s s u n g s st e l l e n. Die Zulassungsstellen sind Landesorgane. Dre Börsen werden durch Anordnung der Landesregierungen errichtet, aufgelöst, und stehen unter deren Aufsicht. Die Landesregierungen sind befugt, diese Aufsicht auf die Handels - kainmern zu delegieren, und sie haben davon auch Gebrauch gemacht. Daraus ergibt sich, dah die Landesregierungen im Wege ihrer mittelbaren oder unmittelbaren Aufsicht in der Lage sind, die Zu- lassunassiellen über ihre Befugnisse mit Weisungen zu versetzen. Der Reichskanzler ist dafür verantwort lich, dah dies in Uebereinstimmung mit dem Gesetze geschieht, ff 36 des Börsengesetzes enthält die Vor schriften der Voraussetzungen, unter Lenen die Zu lassung erfolgen und sticht erfolgen darf. Er enthält ferner die Bestimmung, dah solche Emissionen nicht zuzulasien sind, die eine Uebervortei lung des Publikums mit sich bringen, oder sonst dem öffentlichen Interesse »uwiderlaufen. Die Angabe von Gründen für ein solches Verbot hat der Gesetzgeber mit gutem Grunde unterlassen, denn es handelt sich vielfach um völlig ungleichartige Fälle, die einer verschiedenen Beurteilung unterlregen können. Man muh sich nun bei der Erörterung dieser Fragen darüber klar sein, dah die Anlegung deutschen Kapitals in ausländischen Werten unter nor male» Verhältnissen ei» natürlicher Vor gang ist, und sehr häufig aus mancherlei Gründen auch politisch notwendig oder zweckmähig ist. Das deutsche Volk erspart alljährlich Be trächtliches. Diese Ueberschüsse aus der Volkswirt schaft werden wohl nicht zu hoch auf vier Milliarden im Jahre geschätzt. Diese Ersparnisse müssen selbst verständlich angelegt werden, und wenn sie der einheimische Markt nicht aufnekmen kann, sei es von der Industrie, sei es vom Reich, den Einzelstaaten oder den Kommunen, so wandern sie naturgemäh in das Ausland. Sie wissen, dah dieser Besitz an ausländischen Werten von groher Bedeutung für die Kriegsbereitschaft ist. Er ist auch von grohem Werte für unsere Handelsbilanz und für unsere Export- i n d u st r i e. Dazu kommen politische Rück sichten auf die befreundeten Staaten, auf unsere politische Weltstellung überhaupt, die die Anlage deutsche» Kapitals in auswärtigen Papiere» notwendig »lachen, auch unter solchen Verhältnisse», unter denen wir vielleicht den Abfluh deutschen Kapitals nach dem Auslände nickt für wünschenswert halten können. Auf der ander» Seite ergibt sich aber, dah die An lage deutschen Kapitals in ausländischen Werten un erwünscht und den öffentlichen Interessen abträglich sein kann oder sein muh, wenn die Interessen des Reiches, der Staaten und der Industrie durch diesen Äbfluh geschädigt werden. Da ist es richtig, die Forderung zu stellen, dah unter einer solchen Voraus setzung die lleberführung deutschen Kapitals nach dem Auslande gewissen Schranken unterworfen wird. Vor allen Dingen liegt dies zweifellos im Interesse des Kurses anderer Staats- und Reichspapiere. Wenn man nun versucht, von diesen Grundsätzen aus die augenblickliche Sachlage zu beurteilen, so begegnet man einer Schwierigkeit, auf die Graf Kanitz schon hingewiesen bat, es fehlt eben an einer zuver- l ä s s i g e n S t a t i st i k der Werte, die tatsäch lich aus dem Inlande nach dem Auslande gegangen sind. Es sprechen hier die verschiedensten Gründe mit. Eine der Hauptschwierigkeiten ist die, dah aus ländische Papiere an mehreren deutschen Börsen zugelassen sind. Infolgedessen ergibt sich für die Statistik ein absolut falsches Bild. Endlich kommen in der allgemeinen Emissionsstatistik auch Konvertierungen und ähnliche Dinge in Erscheinung, die ebenfalls eine Kapitalsabwanderung nicht zur Folac haben. Wir können diese Statistik daher völl'g ausschliehen, und ich komme mit dem Grafen Kanitz und der „Frankfurter Zeitung" (Heiterkeit, rechts) zu dem Ergebnis, dah ein relativ richtiges Bild im allgemeinen diejenige Statistik gibt, die die Anlage in ausländischen Wertpapiere» nach den bezahlten Stempeln bemiht. Aber die so ermittelten Werte müsse» erst in Beziehung zu den übrigen wirtschaftlichen Faktoren gesetzt werden, wenn sie ein zutreffendes Bild liefern sollen. Sie müssen in Vergleich gestellt werden zu den inlän dischen Werten, die in derselben Zeit aus den Markt gekommen sind, und auch in Relation gesetzt werden M den Verhältnissen des ttzeldmarktes und zu den Bedürfnissen des einheimischen Wirtschaftslebens. Ich gebe im folgenden die Zahle» der Gesamtanlagen und die Zahlen der inländischen und aus- ländischen Anlagen, und letztere in Prozenten der Gesamtzahlen. Die Zahlen beruhen auf ähnlichen Grundlagen wie die mehrfach erwähnte Statistik der „Frankfurter Zeitung", sind aber geprüft und be richtigt im Statistische» Bureau der Reichsbank. Redner verliest die Zahlen und fährt fort: Aus diesen Zahlen ergibt sich, dah der Gesamtbetrag, der bei uns zur Versteuerung gelangt ist, eine im grohen und ganzen konstante Steigerung zeigt. Besonders hoch ist das Jahr 1902/03, in dem die grohe russische Anleihe auf den Markt kam, dann die Kahre 1904/05, 1905, 06 und 1906/07, wo infolge des Russisch-Japanischen Krieges erhebliche Anleihen auf den Markt kamen, dann wieder eine Steigerung 1908 09 und ein Rückgang 1910. Anders verläuft Die Kurve bei de» ausländischen Papieren. Sie geht aufwärts und abwärts. Der Anteil an dem Gesamt - betrag steigt in der Zeit, Sie uns am meisten inter essiert, bis auf 21 Prozent, füllt dann auf 8, 5,3 und 5,6 Prozent, um dann wieder auf 14,9 und 15 Prozent zu steige». Ihren richtigen Wert erhalten diese Zahlen aber erst, wenn berücksichtigt wird, dah die auherordentliche Steigerung der Ausfuhr in ländischer Werte in eine Zeit fällt, die un mittelbar auf die Krisis 1906 folgt. Wenn Sie be rücksichtigen, dah sich unser Geldmarkt seit der Krisis »och nicht wieder beruhigt hat, dah wir uns heute »och in einem Zustand der Ueberhitzung nicht nur des Geld-, sondern auch des Kapitalmarktes befinden, wenn Sie berücksichtigen, dah die erhebliche» Emissionen an einheimische» Werten in den Jahren 1907 bis 1910 wesentlich dazu verwendet worden sind, um Engagements aus dec Zeit der Hochkonjunktur abzuwickcl», und weil» Sie endlich berücksick^ "i o / wir, wenn nicht alle Zeichen trügen, am Beginn einer a u f st e i g e n d e n Konjunktur stehen, die wahrscheinlich auherordentliche Anforderungen an den Geldmarkt stellen wird, und wenn Sie noch dazu nehmen, dah in allernächster Zeit an den einheimischen Markt Ansprüche gestellt werde», die erheblich höher sind als in der gleichen Zeit des vergangenen Jahres, so werden Sie mit mir und dem Grafen Kanitz zu dem Ergebnis kommen, dah dies zweifellos eine Situation ist, in der man kisue strübjabrsZtrümpke ! ^U88eror(l6n1Ucli preiswert Damen-Ztrsimpfs > n^rl. 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II - ' staar /O § staar < schnarr vauwnolle Grösse . . . . 1 bis 4 5 bis 7 staar ^42 § 55 § Domen - kinZel8trümpfe oster mit Ktiekelmnster, «cbvarr mrst leäarxruoclix keinküstix. staar 7^5 mittslkästix starr 45 4 stetinet unst stnicdbrocken, 65» 45» Drouenstrümpke steutseb lanss, «cbvarr . . staar Dgm6n-?6tinet-8triimpfe mooern« strowenastenkarben. teilweise stlor- gualitätvn staar 90» 1 kosten Dgmen-kinZel8trUmpfe keinkLstiß Wolle, rnosterno Xlnster . . staar 4^/v/ sZerren-Zocken xrau unst «inkarbig, ohpe -ladt, nlodt «tv- lankenst staar 45» Herren-Zocken aokvarrxrnnstix mit stinxel 45 » Damen-DIor8trsimpfe glatt sckvarr, im Oarn gekürbt. . staar 68 4 stitr» billige, Angebot: —— IZerren-Zoclcen i-»-.,, »tLrlct« sters« nnst Spita« staar V . > kdctra billige» Angebot; Kin6er8öcliclien »odvarrgrunstlx, wit buntem Ikanst . staar O v/ § —- - Litra billige» Angebot: l4erren-I4gco-8oc1<en desoostsr» »obüne tzualltiiton . . . staar > I — . . / Alosts- 8ckneister