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BezugS-PreiS für Lelvtie un» ec»'»ri« »>>,ch «nler« Iroaei und Eo«dtt«ul» 2m ol täglich tn» yau»g«dio«l mui>ulu r.?I>Dit. virn»llährl «I»' »nie,» S»iule» » Nn» natzmeftell«» »ducdolt 1» V>. «onaw, LL Olk. olenellaütt. Dur» »«, Vulti t»n«rhald Vruiichlaiid, und d»r d«uilch«n Xolonien oirrtrliadrt r.»il> Vit. munaU. Vit augicht Poiidrttrllurtd iZ»n>» tn Belgirn, Tänrmall drn Tunaulioulen, Italien. Lu^rmduiu. ^tirdrrlandr üior» wegen t'etteneich-Ungarn, Rügland, Schweden wchwr»« u Esanirn. '.In allen üdttgrn Stauten nut direkt durch die tb«>chati»ll«U» de» Vlaile» «rttalltich. Da» vetprig«, Togevlati «rlcheinl rmai täglich, kann- a ^eterlag» nur morgen». litdonnemenls-Annahme Aol>ann>»gai>« 8, det unteren Irogern, gilialen, Spevireurea urrd AanahmeUeUen. lowie Poilamtern uit» Lrteslragera. <kt«I«loerka»t»»r,t» ll) Vt. Nr. 13. Abend-Ausgabe. KipnLcr TagMaü s 14 692 («,cht«,Ichl,»r Lel.-Änschl.^ >4 »ni3 jl4«94 Handelszeitung. Tel.-Änschl. (14 692 (Nachta,schl«v f 14 »SL ^14 684 Amtsblatt -es Nates ««- -cs Nolizeiamtcs -er Zta-t Leipzig. Monrag, ücn s. llsnusr ISIS Anzeige« Prei» M S«1«e»r» «»» U«<p,t, nn» Um,»dm,, «, IlmtM,, VettU»ll» » V , »te «»Nam». ^U» lVN. »»» «»wärt» »i V». «»Namen U0 VN. Iat«e»t» »»» VedSrde» tm amt- ttche» LtU »t, VeM.»tl» w P» K»l-Sft»a»e»ta»» mtt Pla,o»rIchrNt», I» Prell» »rbidt. Nabattnach Tarts. Vellage,»bad, ch«,amt» «aslag» d vtl. ». Ta»I»nd erkl. Paftgebühr. Telldetlag» daher. F»e«rt«tU» Agfttäa, tonnen nicht «urück» a«»o,e» «erden. r»ü« da» Lrlchelnen an bemmmten Tagen und Plagen wird kein« lbar.ntt» itdernommen. Nneetgeir-Vnnadm«: 2»da,m,,aII« 8, det lämtlichen Filialen n. aUr» Ännoncei»- EU>«dtti»n„ de» In» und Luelande» »«4 nn» Verl», »»» Fllcher » Xür>t„ Indader: vanl ttdefte». «edattt», und »elchSI,»«,lle: 2odan»t»galt« 8. »ano«.Fillui, Dr«»d«n: veestratz« 4> l ll«l«»hon «82V. 106. Jahrgang. Mr erster kde. Roman von H. ConrthS-Mahler. 36) (Nachdruck verboten.) „Deine Frau — ach Götz — ich bin ja ein armes Mädchen. Wenn du mich heiratest, kommst du ja nicht aus der Sorge heraus. Ich habe erst heute morgen wieder gehört, wie Papa zu Mama sagte: „Wenn Götz nur endlich eine reiche Frau fände, der arme Mensch reibt sich sonst auf im Kampf mit seinen Sorgen." Ach Götz, — ich hätte mich totweinen mögen und mußte doch ganz still dabei sitzen. Und nun bin ich so glücklich, daß du dir keine andere Frau nehmen willst und zugleich so unglücklich, daß ich arm bin und dir nicht helfen kann. Er schloß ihr den Mund mit Küssen. „Sprich jetzt nicht davon, Liebling. Es wird sich schon ein Ausweg finden. Sorge dich nicht wenn ich dich an meiner Seite habe, schaffe ich doppelt gern. Ich kann dich nicht mehr lassen, meine Eva. Ich liebe dich und will dich besitzen Laß unS jetzt nicht von dieser leidigen Sache reden; wir wollen in dieser Stunde nichts den ken, als daß wir uns lieben und glücklich sind. Ach — du Süße — du — du — wenn du wüßtest, wie dankbar ich dir bin, daß du in meinem Herzen die Liebe wecktest, daß du mich liebst. Ich fühle es: du bist es, die mein sehnen des Herz schon lange gesucht. Du bist mein; ich will dich halten allen Gewalten zum Trotz. Sage es mir, daß du mir gehörst für alle Zeit, daß nichts uns mehr trennen kann." Seine Erregung hatte sich zu leidenschaft licher Heftigkeit gesteigert. Er preßte Eva an sich, als könnte sie ihm entrissen werden. Sie schmiegte sich mtl Innigkeit in seine Arme. Alle Die vorlieifeuoe Ausgabe umfaßt 8 Leircn. Das Wichtigste. * Die Zahl der Wahlberechtigten im Wahlkreis Leipzig Stadt beträgt 45605, iu Leipzig-La ud beläuft sich die Wählcrzahl auf ca. 125 000. (S. Pol. Nachr.) * Zwischen Türken und Montenegri nern l>at an der türkischen Grenze ein Gefecht statt gefunden. (S. Pol. Nachr.) * Der Lokomotivführer streik iu Ar gentinien hat begonnen. (S. Pol. Nachr.) * Der Komponist Engelbert Humper dinck ist lebensgefährlich erkrankt. (S. K. u. W.) * Der Wagnerbiograph Glasenapp erhielt vom Zaren den Titel Erzclleuz. (S. K. u. W.) MittMsnü unü Reichstsgs- ksnüiüsten in Sachsen. Der Reichsdeutsche Mittelstands-Verband bat den bürgerlichen Kandidaten zum Reichstag, soweit sie ihm bekannt sind, die wirtschaftlichen Programm forderungen des Mittelstandes zur Aeußerunq vor gelegt. Der Verband stellt dabei ausdrücklich fest, daß seine Forderungen keinen imperativen Charakter tragen. Bis jetzt haben 331 Kandi daten geantwortet, fast alle in zustimmendem Sinne. Die Prüfung der Antworten durch einen Ausschuß hat ergeben, laß die Kandidaten der Konserva tiven. der Nationalliberalen, der Reichs partei, der Wirtschaftlichen Vereinigung und der Zentrumspartei dem wirtschaftlichen Programme des Reichsdeutschen Miitelstands- Verbandes in der Hauptsache zustimmen. Die Vor behalte, die bei einzelnen Punkten gemacht werden, sind nicht derart, daß sie die freundliche Eesamt- haltung beeinträchtigen könnten. Fast alle Kandi daten dieser Gruppen, die geantwortet haben, ver halten sich zustimmend zu den hier besonders hervor gehobenen Punkten. Von den Kandidaten der Fortschrittlichen Volks partei sind die Antworten spärlich eingegangen. Auch sie versichern, daß sie treue Freunde des Mittel standes sind, erheben aber gegen eine ganze Reihe der von allen Gruppen des Mittelstandes aner kannten Forderungen Bedenken. Sehr richtig be merken die „Mitteilungen des Reichsdeutschen Mittelstandes an die Presse" dann zum Schlüsse, daß keine Mittelstandsstimme für die vater landslose Sozialdemokratie abgegeben werden darf. p« Aus der großen Fülle der Antworten interessieren hier in erster Linie die Antworten der sächsischen bürgerlichen Kandidaten. Diese ergeben nach der Zusammenstellung des Verbandes folgendes Bild: 1. Wahlkreis Zittau: Vauerngutsbesitzer Heiur. Oskar Korselt (Kons.) erklärt, daß er durchaus auf dem Boden des Reichs deutschen Mittelstands-Verbandes steht und bereit ist, für alle Forderungen des Mittelstands-Wahlauf rufes cinzutreten. Rechtsanwalt Dr. Link (Natl.) teilt mit. daß er entsprechend dem Programm der nationalliberalen Partei und aus eigenster Ueberzcugung für die tun lichste Förderung des selbständigen Mittelstandes und alle berechtigten Forderungen dieses schwer um seine Existenz ringenden Standes eintritt. Eine Antwort vm dem Kandidaten der Fort- s schritt!. Volkspartei (Rechtsanwalt Dr. Reichner) ist bis heute nicht emgegangen. 2. Wahlkreis Löbau: Fabrikresitzer Carl Förster (Kons.) schreibt, daß er bereit ist. die Forderungen des Reichsdeutschen Mitteistands-Verbandes fast vollständig zu vertreten, denn er ist der Meinung, daß die Erhaltung und Förderung des sclbstäudigeu Mittelstandes mir die wichtigste Aufgabe des Staates ist. Bekämpft die Sozialdemokratie in Haupt- und Stichwahl. «Weitere Kandidaten sind dem Reichsdeutschen Mirtelstauds-Verbande nicht gemeldet worden.) 3. Wahlkreis Bautzen-Kamenz: Heinrich Eräse (Wirtich. Vqg.) ist durch seine langjährige parlamentarische Tätigkeit als aufrich tiger Freund des Mittelstandes durchaus erprobt. Steht völlig auf dem Boden des Programms des Reichsdeutschen Mittelstands-Verbandes und ist im Kampfe gegen die Sozialdemokratie unbedingt zu verlässig. Aon Kaufmann Pudor (Fortschr. Vpt.) ist auf unsere Anfrage eine Antwort bis jetzt nicht ein gegangen. Soviel bekannt ist. kann der Mittelstand nicht auf Herrn P. im Kampfe gegen den sozial demokratischen Terrorismus rechnen. 4. Wahlteis Dresden-Neustadt (r. d. E.): Elajermeister Joh. Westlich (Reformer) ist ein eifriger Vorkämpfer der Mittelstands-Bewegung. Wo es galt, siir den Mittelstand ein-ulreten, war er stets auf dem Platze. Als Vorstandsmitglied der Orts gruppe Dresden der Mittelstands-Vereinigung steht er ohne Einschränkung ouf dem Boden des Reichs- deutichen Mitteistands-Verbandcs. Im Kampfe gegen die Sozialdemokratie ist er durchaus zuverlässig. (Weitere Kandidaten sind dem Reichsdeutschen Mittelstands-Verbande nicht gemeldet worden.) 5. Wahlkreis Dresden-Altstadt (l. d. E): Landgerichtsdirektor Dr. Heinze (Natl.) erblickt im Kampfe gegen die Sozialdemokratie und deren Terrorismus die Hauptaufgabe aller bürgerlichen Parteien und in Kräftigung eines gesunden Hand werks- und Kleinkaufmannsstandes eine der Haupt aufgaben innerer Politik. Er meint, daß die Gesetz, gel ung am gewerblichen Mittelstände das nachholen muß. was sie an Industrie, Landwirtschaft und Arbeiterstand geleistet har. 6. Wahlkreis Dresden-Land: Oberpostassistent Herrmann (Natl.) hält die Be kämpfung der Sozialdemokratie für eine selbstver ständliche Pflicht und betont, unbedingt für das Wohl des Mittelstandes eintreten zu wollen Professor Dr. Franz Main men (Kons.) übermittelt dem Reichsdeutschen Mittelstandsverbande sein vollstes Einverständnis mit den Forderungen des Wahlauf rufes. Den Kampf gegen die Sozialdemokratie hält er für Pflicht eines jeden nationalgesinnten Staats bürgers. 8. Wahlkreis Pirna: Rechtsanwalt Dr. Böhme (Kons.) weist darauf hin, daß er die Forderungen des Wahlaufrufes des Reichsdeutschen Mittelstands - Verbandes durchaus unterstütze und daß er seine beionoere Legitimation daraus entnehme, daß er dem Vorstände der Sächsi schen Mittelstands-Vereinigung angehöre. Seine Stellung gegenüber dem Terrorismus der Sozial demokrati könne er wohl nicht einfacher und be- stimmter darlegen, als daß er auf seinen diesbezüg lichen Antrag nn sächsischen Landtage und auf die Rede in der Zweiten Kammer Hinweise, mit der er diesen Antrag begründete. Syndikus Dr. Schneider (Natl.) hat nicht geantwortet. 9. Wahlkreis Freiberg: Landgerichtsdirektor Dr. Wa g n e r (Kons.) ist als bisheriger Abgeordneter stets warm für die Inter essen des Mittelstandes eingetreten. Das Programm des Reichsdeutschen Mittelstands-Verbandes findet seinen Beifall. Er steht auf dem Boden einer kraft vollen Mittelstandspolitik und einer energischen Be kämpfung der Sozialdemokratie. Oberbürgermeister Dr. Kültz (Natl.) hält die Richtlinien des Reichsdeutschen Mittelstands- Verbandes für durchaus richtig. In der Sozial demokratie sieht erden Totengräber des Mittelstandes. 10. Wahlkreis Döbeln: Buchbinderobermeister Paul Unrasch (Kons.) ist stellvertret. Vorsitzender der Mittelstandsnereinigung im Königreich Sachsen und Vorstandsmitglied des Reichsdeutschen Mittelstandsverbandes. Deshalb ver tritt er aus voller Ueberzeugung alle Forderungen des Mittelstandes. Unrasch hat sich große Verdienste um die «ächsische und deutsche Mittelstandsbewcgung erworben. Er ist unbedingter Gegner der Sozial demokratie. Lic. Everling (Natl.) ist mit der Tendenz aller Forderungen des Wahlaufrufes des Reichsdeutschen Mittelstands-Verbandes einverstanden. Namentlich stimmt er dem Grundsätze vollständig zu, da» alle Gesetze, die in das wirtschaftliche Leben eingreifen, gewissenhaft darauf hin geprüft werden müssen, wie sie auf den selbständigen Mittelstand wirken. Er hält dies für eine Voraussetzung einer gesunden Wirtschafts- und Sozialpolitik. Die Stellungnahme des Reichsdeutschen Mittelstands - Verbandes zur Sozialdemokratie ist ihm sehr sympathisch und hält er es für selbstverständlich, daß alle nationalen Par teien in jedem Stadium der Sozialdemokratie ge schlossen entgegentreten. 11. Wahlkreis Oschatz-Grimma: Oberjustizrat Dr. Giefe (Koni.) erklärt nach Pflicht und Gewissen, daß er sämtliche unter 1 bis 16 des Wahlaufrufes des Reichsdeutschen Mittelstands-Ver bandes aufgestellten Forderungen für völlig gerecht fertigt ansieht und sie durchgehend billigt. Die Gründung des Reichsdeutschen Mittelstands-Ver bandes hat er mit Freuden begrüßt und empfindet Genugtuung darüber, daß endlich ein für unser Vaterland gemeinsames starkes Organ zur Vertretung der Interessen des Mittelstandes geschaffen worden ist. Er hat sich in seiner Tätigkeit als Reichstags abgeordneter mit Vorliebe den Mittelstandsfragen gewidmet. Eeneral-Dir. Stove (Natl.) hat bis heute nicht geantwortet. 12. Wahlkreis Stadt Leipzig: Justizrat Dr. 2oh. 2unck (Natl.) schreibt: „Dem allergrößten Teile der Forderungen des Wahlauf rufes des Reichsdeutschen Mittelstands-Verbandes stimme ich ohne jede Einschränkung zu. In den Punkten 10 (Warenhaus- und Konsumvereins-Frage) und 11 (Veamtenhandel) habe ich einige Bedenken, Scheu war verschwunden. Seine Liebe hob sie über sich selbst hinaus. Und weil sie fühlte, daß sie Macht über ihn hatte, so wuchs ihre Stärke. „Ich folge dir in Not und Tod, wenn es sein muß. Und ich will mit dir schaffen und arbeiten. Vereint zwingen wir vielleicht das Schicksal. Glaube nicht, daß ich ängstlich und furchtsam bin. An deiner Seite will ich mutig jeder Sorge die Stirn bieten. Ich bin ja so an Einfachheit gewöhnt, — du sollst eine an spruchslose Frau haben. Was du willst, soll geschehen. Ich habe keinen Willen als den deinen." Götz küßte bis ins Innerste ergriffen ihre strahlenden Augen, deren volle Schönheit er erst jetzt erkannte. Ein heiliges Gelübde legte er sich selbst ab in dieser Stunde: daß er Eva glücklich machen wollte. — — — — — — Lange konnte er sich nicht von ihr trennen. Sie hatten sich noch so viel zu sagen, hatten all die heiligen Wunder ihrer Liebe auszutauschen, sich zu erzählen, wie sie sich nach einander ge sehnt, wie die Liebe in ihnen erwacht war. Götz beichtete, daß er zuvor schon manchen Fraucnniund geküßt, daß aber noch nie ein Weib so ganz sein innerstes Sein erfüllt hatte. Von seiner Mutter erzählte er, und sie sah ihn an unk konnte nicht mehr fassen, daß sie sich vor ihm gefürchtet hatte. Eva drängte endlich selbst zum Abschied. Sie verabredeten, daß er am nächsten Morgen wie-- dertommen und DolterSheim um die Hand seiner Tochter bitten sollte. Götz verschwieg Eva nicht, daß ihr Vater Bedenken haben würde, ihre Hand einem so armen Schlucker zuzusagen. Sie atmete tief auf. „Wir werden seine Bedenken besiegen und ihn endlick doch überzeugen, daß wir trotz aller ^Armut glücklich sein können." Noch ein letzter Kuß, — dann riß er sich los und ging. Auf dem Heimwege erst, als er allein war und seine Erregung sich gelegt hatte, kam ihm wieder zum Bewußtsein, daß er trotz seiner ehrlichen Liebe zu Eva einen Betrug an ihr verübt hatte. Das Bewußtsein, unehrlich gehandelt zu haben, drückte ihn nieder. Er sagte sich, daß er Eva alles hätte sagen und die Entscheidung in ihre Hände hätte legen müssen. Dann wäre er innerlich frei gewesen. Vielleicht wäre sie auch dann die Seine geworden, ihr Herz gehörte ihm ja doch. Mer — ob sie dann auch an seine Liebe geglaubt hätte? Ob sie ebenso glücklich gewesen wäre? Nein, nein: sie hätte an ihn zweifeln müssen, Hütte geglaubt, daß einzig nur ihr Reichtum ihm erstrebenswert sei. Wie hatte doch seine kluge Tante gesagt? — „Es kommt nicht so sehr darauf an, daß man geliebt wird, als daß man daran glaubt." Nein, — er wollte Eva den Glauben an seine Liebe nicht rauben. Er liebte sie von Herzen, daran mußte er sich genug sein lassen. Und seine Liebe mußte ihm hinweghelfen über kleinliche Bedenken. Er wollte nicht mehr grübeln und sich mit nutzlosen Vorwürfen quälen, wollte sich freuen, daß ein gütiges Geschick ihn vor einer lieblosen Ehe bewahrte und ihm noch in letzter Stunde zum Glück verhalfen hatte. Am nächsten Vormittag, als Götz in DvlterS- heim eintraf, war man schon von seiner Rück kehr aus Berlin unterrichtet. Der Diener hatte seiner Herrschaft bei deren Heimkehr gemeldet, daß er dagewesen war. Götz ließ sich sofort bei Herrn von WolterSheim melden und wurde in dessen Arbeitszimmer geführt. wenngleich ich glaube, daß auch hier eine Vereini gung bei allseitigem guten Willen möglich ist. Ueber die schwierige Frage des Paragraphen lOOq der Ge werbeordnung habe ich wiederholt öffentlich ge sprochen: ich bin einverstanden, wenn man hier den Wünschen der Handwerker, soweit wie nur irgend möglich, entgegenkommt. Daß ich nicht feststünde im Kampie gegen die Sozialdemcuratie, ist ein bequemes Angriffsmittel meiner sonstigen Gegner, kann aber vor der Wahrheit nicht bestehen. Insbesondere wünsche ich, daß die von mir so hochgehaltene Frei heit der Koalition, von der alle Stände, auch der Mittelstand, ihren Nutzen ziehen sollen, nach beiden Seiten geichützt wird: der Wille desjenigen, der die Koalition ablchnt, muß ebenso frei «ein wie der Wille seines koalierten Gegners, wenn anders der Name der Koalitionsfreiheit nicht zum Spott werden soll.... Ich würde, wie ich es bisher ge tan habe, bei jeder Gelegenheit ernst prüfen, ob und inwieweit das, was schon Recht ist oder Recht werden soll, vereinbar ist mit dem Leben und der Blüte des deutschen Mittelstandes, dem ich vor allem eines wünsche: unerschütterlichen Glauben an seine eigene Kraft." Marinepfarrer a. D. Wangemann (Wirtschaft!. Vereinigung) erklärt, daß er als Angehöriger der Wirtschaft!. Vereinigung, die vornehmlich den Mittel stand vertreten und ihm dienen will, die vom Reichs deutschen Mittelstandsverbande vertretenenKrundjütze, wie er es nur vermag, fördern werde. Er hält es u. a. für bedenklich, daß die Konsumvereinsbewegung immer weiter fortschrertet und nur eine neue Zer klüftung in den Reihen der Ordnungsparteien schafft. 13. Wahlkreis Leipzig-Land: Redakteur Dr. A. Günther (Natl.) fordert prak tische. wirklich brauchbare Maßnahmen für den ge werblichen Mittelstand, damit diesem die Bedingungen gesunder Entwicklung gewährleistet werden. Er weist darauf hin, daß er als Mitglied der national liberalen Partei wohl gegen jeden Verdacht gefeit sein müßte, Gegner des Mittelstandes zu sein. Dr. Henrici (Kons.) erklärt, aus reiner Ueber- leugung für die Forderungen des Reichsdeutschen Mittelstands-Verbandes einzutreten. Bezüglich der Sozialdemokratie gibt er hinreichende Erklärungen ab. 14. Wahlkreis Borna: Kaufmann Nitzschke (Natl.) steht als Mitglied des Vorstandes der Mittelstandsvereinigung im Königreich Sachsen in der Hauptsache aus dem Boden des Mittelstandsprogramms. Er verweist darauf, daß er stets nach Kräften für die wirtschast- ichc Hebung des Mittelstandes eingetreten ist. Als ächsischer Landtagsabgeordnetcr ist er mit gutem Er- olge für die Mittelpandsinteressen tätig gewesen. Ec ist unversöhnlicher Gegner der Sozialdemokratie, der er keinerlei Konzessionen macht. Een.-Leutnant o. Liebert (Reichs-Partei) hat bis jetzt noch nicht geantwortet. 15. Wahlkreis Mittweida: Pastor Richter (natl.) kann den Forderungen des Aufrufes des ^Reichsdeutschen Mittelstands-Verban des bis auf ganz kleine Ausnahmen mit einem glatten 2a und nnt der Versicherung zustimmen, daß er bereit ist, nach besten Kräften für ihre Verwirk lichung einzutreten. Als Führer der nationalen Arbeiterbewegung ist er absoluter Gegner der Sozial demokratie und hält es selbstverständlich, daß in keinem Stadium des Wahlkampfes das geschlossene Eintreten der nationalen Bevölkerung gegen die Sozialdemokratie gestört werden darf. Ohne lange Umschweife ging er auf sein Ziel los und bat um Evas Hand. WolterSheim starrte ihn entgeistert an. „Mein lieber Götz, — ich fürchte, du bist nicht bei Sinnen. Was soll das heißen? Du und Eva, — da kann ja im Leben nichts draus werden. Seit wann bist du denn auf diese Idee gekommen?" fragte er fassungslos. „Gestern abend, — als ich Eva allein fand — da ging das Gefühl mit mir durch. Ich habe ihr gesagt, daß ich sie liebe und zur Frau be gehre." „Aber, lieber Mensch, — wie denkst du dir das nur? Du reisest nach Berlin, um ä tout prix eine reiche Frau zu suchen und kehrst am nächsten Tage unverrichteter Dinge zurück und wirbst um ein armes Mädchen. Was hast du dir nur gedacht? Du bist doch kein törichter Knabe mehr." Götz' Stirn rötete sich. „JH weiß eS nicht — weiß nur, daß wir uns von Herzen lieben, Eva und ich, und daß wir uns angehören wollen." Herr von WolterSheim fiel in einen Sessel und stützte sorgenschwer den Kopf in die Hand. „Wovon wollt ihr denn leben, Götz? Be denke doch, Eva ist arm wie du. Ich kann ihr keine Mitgift geben, die für dich von Belang wäre." Götz sah zu Boden. Diese Szene war ihm furchtbar peinlich. „Eva i.st so anspruchslos und bescheiden. Und ich, — mein Gott, ich komme mit so wenig aus. Ich hoffe, etwas Kapital aufnchmen zu können. Vielleicht ringe ich mich dennoch durch Und Eva will mir helfen — sie weiß, daß ich ihr kein glänzendes Los zu bieten habe." Gortfetzuag to der MorgevaoSgabe.)