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N «liigS-«Preis jür L«Iv«i« und 1»»,,«, duktb »nie« Trogei und Loedileur» Lmal tigl'ch in» pou» «ediaa» *'VI monott. L7d Bit. vrerleliohrl <<»' uniern Filialen , An» ua-meftcllen adurdoll 7S Pi. »»natl^ LS Alt. »»«nelladrU Durch »»» Vult: innerhalb Deuiichland» und der drntlchen Kolonien oierleliähri r.O» Alt., monatl. 1.LU Ml auuichl Poildeiiellaeld Kerner in Belgien, ronemarl den ronauliaaten, Iralien Lurrmdura. Niedrilandr Nor- weaen i?»>ieriei<v - Unuarn, Siuftland, Schweden Schwelt u Sounien. 2n ollen düngen Slaalen nur direkl durch di« (Leichai«,il«U, de« BloNe« «rhaUUch. Do» Lelptig«, Togedlorr rrlchrinl rinal täglich. Sonn» a. Keierlag» nur morgen». Adonnemrnl».Annahm« A»tzaan>»gali« 8, bei umeren T ragern. Filialen. Epedliruren und Annatzmeliellen, iowie Ponamlern und Briellrogern. Sin,,lo«rkau!»vr«t» lll PH Abend-Ausgabe. WWgcrTWMM , f t4K92 („.«l'.Ichl.») 2^ ^r^chch.ch^ s 14 «92 l«acht..,chu»r iel.-Ä°,chl.>i.M V^ndelszeitung. Amtsblatt des Nates ««b des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeige« Prei» fRr Jnlerat« au» eeiava und Umgeb«« bi» IIpaltigePettlzell» ÄPt.dieNeName» »eil« I Ml. von au»wärl» ZU Pt. Reklamen wiv Ml. Jnlerat« oon Behörden «m amt« ltchen Teil d,e Pelilielle M Pf S«Ichasl»ant»iaen mit Plagoorlchrtften im Prell» erhöht. Rabatt nach Takis. Beilagegebüdr Eelamt» autlag» L Mk. p Taulend «rkl. Poftgebühr. Teildeilag« h^her. AelteNetli« Äujtraa« tonnen nicht »urück» gezogen werden. Fllk da» Ericheinrn an bejttmmlen Tagen und Planen wird kein« lbaruntt« übernommen. «Nietgen»Annahme 2»danni»galt« 8, de» lämllichen Filialen n. allen Annoncen» Eivedittonen de» In- und Ausland«». Druck an» Verla, »»» Kilche« L Ktirfte» Inhaber. Paal ttiirfte». Redatti»» and kelchältsltell«: Iohannisgaiie 8. -au»t-Filiale Dre»d«a: Eeeiirab« t, t (Telephon UM), Nr. 322 Momag, ücn 20. November lSN. 105. Zshrgsng. UM- Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 1V Teilen, die Abendausgabe 8 Teilen, zusammen 28 Leiten. Die lsÄMche InüuMre unü üer Terrorismus üer iozisiücmo» krstilcheu Gemerklchstten. Zn Anbetracht der sich stündig hausenden Fälle von terroristischen Ausschreitungen seitens der sozialdemokratischen Organisa tionen gegen arbeitswillige und nicht- oder andcrsorganisierte Arbeiter har der Berbund Sächsi scher Industrieller bei seinen Mitgliedern eine Er hebung über diese bedauerlichen Vorgänge veran staltet und das erhaltene reichliche Material in einer Eingabe dem Königlich Sächsischen Mi nisterium desZnnern überreicht. Zn dieser Eingabe wird darauf hingswiesen, daß der Terrorismus der freien Gewerkschaften von der Industrie wie von den nicht sozialdemokratisch or ganisierten Arbeitern als ein seit Zähren immer mehr fortschreitendes Uebel empfunden wird, das geeignet ist, nicht nur den sozialen Frieden ganzer Ortschaften, sondern auch die ruhige Entwick lung der Tewcrbetätigkeit in einzelnen Branchen aufs empfindlichste zu stören. Die terroristischen Ausschreitungen sind außerordentlich häufig; es mögen in Sachsen nicht viele Firmen vorhanden sein, die nicht schon Fälle solcher Ausschreitungen in ihren Be trieben erlebt hätten. Mit dem Steigen der Strcikzahl geht auch ein beständiges Häu figerwerden der Bestrafungen von bei Streiks und Aussperrungen begangenen Ausschrei tungen Hand in Hand. Indessen geben die dies bezüglichen Ziffern der Reichsstatistik keineswegs ein Bild von der Häufigkeit dieser Ausschreitungen, denn leider ist die Zahl der bestraften Fälle verschwindend gering gegenüber den ungeahndeten. Selbst wenn die Täter bekannt sind und die Strafbarkeit ihrer Handlungen ganz außer Zweifel steht, entgehen sie meist ihrer Strafe, weil die Betroffenen aus Furcht vor weiteren Terrorisierungen die Anzeige nicht wagen. Auch Firmen selbst, die in irgendeiner Weise durch solche Ausschreitungen, insbesondere durch das S t r e i k p o st e n st e h e n geschädigt wer den. vermeiden am liebsten eine Anzeige, weil sie sonst schärfste Gegcnmaßregeln zu befürchten haben. Sind doch beispielsweise die Fabrikate einzelner Fir men aus solchen Gründen jahrelang boykottiert worden. So ist es denn auch die Schutzlosigkeit der Industrie gegenüber den gemeingefährlichen Ope rationen des Terrorismus, die überall als ein un erträglicher Zustand empfunden wird. Besonders gegen das S t r e i k p o ste n st« h e n richtet sich die Erregung, und es ist verständlich, daß der Unter nehmer, dessen Betrieb auf allen Seiten von Posten umstellt ist, die niemand hinein oder heraus lassen ohne irgendeine Einwirkung im Sinne ihrer Be strebungen zu versuchen, sich in seinem rechtlichen Empfinden tief verletzt fühlen muß. Vielfach ist in den Kreisen der Industrie die irrige Ansicht ver breitet, das Streikpostenstehen sei eine durch das Gesetz verbotene Handlung und soweit in dieser Be ziehung ein Irrtum nicht besteht, ist man überall der Ueberzeugung, daß die auf Streikvergehen anwend baren Eesetzbcstimmungen völlig unzureichend sind. Reben manchen wcitergehendcn Vorschlägen, die zur Abhilfe der bestehenden Mißstände gemacht waren, herrscht in den Kreisen der Mitglieder des Verbandes Sächsischer Industrieller die Ansicht, daß schon durch sofortige Aburteilung der Ex zedenten und entsprechende Aende- r ungen von Polizeivorschriften wesent liche Besserungen erzielt werden könnten. Eine end- gültige Stellungnahme zu dem Problem des Schutzes der Arbeitswilligen behält sich der Verband in der Voraussicht, daß die Frage demnächst in der Oeffent- lichkeit und in den Parlamenten einer breiteren Er örterung unterzogen werden dürfte, einstweilen vor. Das vom Verbände bearbeitete Material gibt jedenfalls ein reiches Bild des Umfanges und der Bcstätigungsarten des Terrorismus und ist geeignet, die Dringlichkeit der Abhilfe darzutun. Der Terrorismus betätigt sich, wie an einzelnen Bei spielen nechgewiesen wird, in der verschiedensten Weise; er steigert sich von einfachen Spötteleien, Schikanen und Drohungen zu EhiVerletzungen, Ver rufserklärungen, Boykottierungen und Tätlich keiten. Seinen Höhepunkt erreicht der Terroris mus bei Streiks. Besonders charakteristisch in dieser Hinsicht sind die in dem Material enthaltenen Briefe oon arbeitswilligen oder Nicht organisierten Arbeitern an ihre Ar beitgeber, aus denen deutlich hervorgeht, daß der Terrorismus nicht einmal vor der Häuslichkeit der Verfolgten halt macht und selbst unbeteiligte, mit den Verfolgten in irgendeiner losen Beziehung siebende Personen auf das schlimmste verfallt und belästigt. Auch fremde, den Betrieb zufällig be suchende Personen sind von Streikposten engehalten und belästigt worden. Es sind in der Eingabe nur solche Fälle zur Kenntnis gebracht worden, die tatsächliche Ausschreitungen betreffen und entweder ge richtlich aeahndet oder wenigstens heute noch nach prüfbar sind. Diese Fälle sind als tvoisch anzusehen und dürften sich in Wirklichkeit sebr oft wiederholen. Zum Schluß gibt die tSjnaabe der Hoffnung Aus druck. daß das beigebrachte Material dazu dienen möge, auch bei der Königlichen Staatsreaieruno die Ueberzeugung zu festiaen. daß die erwähnten Miß stände dringend der Abhilfe bedürfen und daß auf eine solche Abhilfe sowohl die arbeitswilligen, nicht- und andcrsorganisierten Arbeiter, als auch die Ge samtheit des gewerbetätigen Volkes mit Recht An spruch erheben können. Oie Reichsverstcherungsorünung. Zu ihrem größten Teil ist die Reichsversichcrungs- ordnung noch nicht mit dem Zeitpunkt ihrer Verkün dung in Kraft getreten. Das wird stch vielmehr erst später vollziehen; laut Einführungsgesetz soll für die Krankenversicyerung und Unfallversicherung der Zeitpunkt erst durch eine Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundesrats bestimmt werden. Mit der Verkündung in Kraft getreten sind: allgemein die Vorschriften, bei denen es sich um Maßnahmen zur Durchführung der Neichsversicherungsordnung han delt, aus dein Gebiete der Krankenversicherung aber di« Vorschriften über das Recht der Angestellten der Krankenkassen, die künftig der Dienstordnung unter stehen sollen, soweit es sich um die Anstellung, Kündi gung und Entlassung und des Verfahren über Streitigkeiten aus dem Dienstverhältnisse handelt. Aus üer Vrchn gelchleuüert. 16j Roman von Carola v. Eynatten. (Nachdruck verboten.) Szarolta starrte mit weitgeöffneten Augen, grenzenlos verblüfft, aus die wohlbekannten Stücke — wie kamen sie Hierher? — Plötzlich brach das Licht des Verstehens durch — üer Weihnachtsmann harte ihre Sachen oon Lzigeths hierher schaffen lassen! — Gewiß — nur er konnte es gewesen sein! Und sie kleidete sich jetzt noch eiliger an, angefeuert durch das Verlangen, Näheres über seinen Besuch zu er fahren. — Was sie zu hören bekam, war nur wenig. Die Herren — üer Weihnachtsmann war vor einer Stunde zum zweitenmal gekommen — befanden sich unten, in des Juweliers Arbeitszimmer, unü Fräulein Kooary wußte nur, daß Herr Hornbostel schon am frühen Morgen üagewcsen war, aber nicht erlaubt hatte, daß man seine Nichte" wecke. Zwischen dem ersten und zweiten Besuch hätte er ihr Gepäck besorgt. „Seine Nichte?" — Weshalb er sie wohl so be- zeichnete? „Herr Hornbostel erwartet Sie unten beim Vater, Fräulein Baros, ehe Sie hinuntergehen, müssen Sie aber etwas genießen", sagte Fräulein Kooary, ein Nebenzimmer öffnend, in dem der gedeckte Frühstücks tisch stand. Trotz des gestrigen Fasttages fühlt« Szarolta. auf geregt, wie ste war, noch immer kein Bedürfnis nach Nahrung; sie leerte in wenigen hastigen Zügen die Tasse Kaffee, die Lenka Kooary ihr vorgesetzt hatte, aß aber keinen Bissen dazu. Dann ging sie. vom Stubenmädchen geführt, hinunter. Unterwegs klopfte ihr Herz zum Zerspringen; jetzt, wo sich ihr sehnlick»er Wunsch erfüllen, sie den Weih nachtsmann sehen und sprechen sollte, wollte «s ihr Angst werden, und nur zögernd überschritt ste di« Schwelle d«s Zimmers, in d«m der Juwelier und sein Gast b«i Wein und Zigarren saßen. Herr Hornbostel, ein schmächtiges Männchen mit einem jener Gesichter, deren Besitzer man auf den ersten Blick lieb gewinnt, kam sofort mit ausgestreckten Händen auf sie zu und rief: „Na, da ist sie ja, meine liebe, kleine Szarolta!" In ihrer Erregung und Verwirrung hört« sie seine Worte aber nur undeutlich, sah ste den kleinen Herrn nur wie durch einen Nebel hindurch, und es klang zaghaft und unsicher, als ste sagte: „Tausend Dank, Herr Hornbostel! — Margita Kisfaloa hat mir gesagt —" „Daß ich Üer beste und älteste Freund deiner seligen Mama war und auch deinen Papa kannte, gelt?" fragte er in herzgewinnender Weise. „Ja, auch das —" „Na, siehst, darum ist es auch selbstverständlich daß wir beide ebenfalls recht dicke Freunde werden! Oder willst mir gar das Recht und die Pflicht ab sprechen, deiner Eltern Stelle bei dir einzunehmen? Damit kämst üu aber schön an! Uebrigens habe ich weder dein« noch deines Herrn Vormunds Erlaubnis abgcwartet, um die Angelegenheit mit Szigeths und Baczo in die Hand zu nehmen. Sie ist jetzt geordnet unü Seine Sackzen habe ich hierher gefahren für den Fall, daß du etwas davon brauchtest. Mir tut's nur leid, daß ich erst mit deinem Fräulein Kandidat kon ferierte, anstatt geradeswegs zu dir zu gehen! Dann wäre dir der gestrige Taa erspart geblieben." „Ach, das tut nichts —" „Nein, 's ist gnädig abgelaufen, aber es hätte auch anders kommen können. — Warum bist du nicht zu mir gekommen, anstatt mit deinem verdächtig wertvollen Brillatttkreuz auf Abenteuer auszuziehen? Hast gar nicht an mich gedacht?" „Doch, Herr Hornbostel, gegen Abend in der Elektrischen, als ich mir keinen Rat wußte, aber ich kannte Ihre Adresse nicht." „Dummes Mädel, die hätte dir jeder Sicherheits wächter sagen und üu hättest sie auch in jedem Adreß buch lesen können. — Du weißt wohl gar nicht, was «in Adreßbuch ist?" „Nein." „O je, so ein armes Hascherl, das nicht einmal weiß, was ein Adreßbuch ist, stellt sich auf die eigenen Fuß'! — Das gibt's nicht, Kindel, du bist jetzt kon fisziert. und damit mir keine Dummheiten mehr machst, nimm ich dich auf der Stell' mit!" — „Vorher könnte sich Fräulein Varos aber noch einen Augenblick zu uns setzen, Herr Hornbostel", unterbrach Kooary. „Recht haben s, Kooary!" antwortete der alt« Herr, Szaroltas Hand, di« er noch nicht wieder los gelassen, durch seinen Arm ziehend und sie zu üem Sofa führend, das di« beiden Herren gemieden hatten. Er drückte sie sachte in die Ecke nieder und setzte sich dann dicht vor sie, von neuem ihre Hand nehmend. „Ich lege also Beschlag auf dich. Szarolta, will sagen, üu mußt heute noch, in dieser Stund«, zu uns übersiedeln, 's ist nicht übel bei uns, mein' ich. nur fehlt's an einem frischen, jungen Mädel. Denk' mal. drei Männer, «in kleiner Bub und nur zwei weibliche An der Durchführung dieser Vorschriften sind nach der Rcichsoersicherungsordnung di« von ihr vorge sehenen Versicherunasdchörden, nämlich die Versiche- rungsämtcr und Oberversicherungsämtcr beteiligt. Bis zu deren Errichtung sollen an die Stelle der Perstck^erung-äinter die alten Schiedsgerichte für Ar beiterversicherung, an die Stelle der Okxroersiche- rungsämtcr das Reichsoersicherungsamt, d. h. die Landesversicherungsämter. treten. Für das Ver fahren sollen die Vorschriften der Reichsversicherungs ordnung über das Spruchvcrfchren gelten; Näheres zur Ausführung der Bestimmung kann der Reichs kanzler bestimmen. Als erste Anordnung hierzu ist die vorgesehene nähere Bestimmung in einer Bekannt machung des Reichskanzlers vom l. August 1911 er folgt. Danach sind an Stelle der Versichcrungsämtcr diejenigen SchiedsgerichteZuständig. in deren Bezirken die beteiligten Krankenkaffen ihren Litz haben, an Stelle der Obervrrsicherungsämter das Reichsverstche- runasamt und, wenn der Bezirk der Krankenkaffe nicht über das Gebiet des Bundesstaats hinausreicht, die Landesversicherungsämter. Entscheidungen, die ein Senat zu treffen hat, trifft im Reichsversicherunas- cmte der verstärkte Senat der Abteilung für In validenversicherung, bei den Landcsvcrpcherungs- ämtern einer der vorhandenen Senate. Dabei sollen Schiedsgerichte und Landesversicheruna-sämter mit mehreren Spruchabteilungen oder Senaten bestimm:«, wclck)e Abteilungen oder Senate diese Fragen der Krankenvcrfichcrung zu erledigen haben. Die Befug nisse des Versicherungsamts bei Bestätigung von Be schlüssen des Kaffenvorstanües. zu widerruflicher und endgültiger Bestellung von Kaffenbeamten und zur Genehmigung ihrer Entlassung sind dem Schieos- gerichtsvorsitzcndcn als solchem zu übertragen, das bei endgültiger Ucbertragung dem Obervcrsicherungsamt zustehcndr Gcnchmigungsrecht den mit Erledigung dieser Angelegenheiten betrauten Beamten des Reichsversicheruugsamts sLandesversichcrungsämtcr). Für das Verfahren in diesen Angelegenheiten sollen, solange di« noch der Reichsversicherungsordnung zu erlassenden Kaiserlichen Verordnungen über das Ver fahren noch nicht ergangen sind, die bisher für das Verfahren vor den Instanzen der Arbeitervcrsicherung geltenden Verordnungen maßgebend sein. Endlich sind noch einige besondere Bestimmungen über das Verfahren bei Entlassung eines Angestellten wegen Vergehens gegen die Dienstordnung und Miß brauchs der dienstlichen Stellung oder Dienstgeschäfte getroffen, namentlich über Mitteilung der Anschuldi- gungsschrift, Anhörung des Angeschulüigtcn, Ver teidigung und Rechtsmittel. Erster Deutscher Unterveamtentsg. llx. Berkin, 19. November. Viele Tausende von Unterbeamten der ver schiedenen Dienstzweige, darunter auffallend viele Postbeamte in Uniiorm, hatten sich heute vormittag in den Riesensaten der „Neuen Welt" in der Hasenheide eingesunden, wo üer erste Deutsche Unter beamtentag abgchalten wurde Die Tagung durfte, entgegen früherer Bekanntmachung, nicht vor 12 Uhr mittags eröffnet werden, da der Rixdvrfer Polizei präsident einen früheren Beginn wegen der Kirchzeit untersagt hatte. Das Kriegsministerium, der Polizeipräsident von Berlin und anderen Zentralbehörden hatten für ihre Beamten ein Verbot des Besuches dieser Versamm lung ergehen lassen. In seinen Eröffnungsworten feierte der Vorsitzende Freudenreich das ein heitliche Zusammengehen der Unterbeanuen und Wesen! Die alte Zenz, die mit meinen Großeltern als blutjunges Kino eingewandert ist und jetzt mich und die andern alle regiert, und die Gertrud Franke. Sie ist prima, üie Gcrlruü. aber so ein lustiges Mädel kann sie halt doch nicht ersetzen, und gerade das tut uns allen not! Darum wirst du ohne Gnad' und Barmherzigkeit mitgenommen, ob dir's gefallt oder nicht!" „Es gefallt mir ja sehr, Herr Hornbostel, so dank bar, so glücklich bin ich — nur —" „Weg mit dem dummen „nur"! Deine Zimmer sind schon gerichtet, du brauchst bloß den Hut auf zusetzen und den Herrschaften schönen Tank zu sagen: der Wagen steht unten vor'm Haus. Was das Fräulein Kandidat und den Vormund betrifft, mit denen werd' ich die Entführung schon ausfechten. Flink. Szarolta!" Sie flog die Treppe wieder hinauf, um sich fertig zu machen und o<n Fräulein Kooary Abschied zu nehmen, die sie dringend zu einem recht baldigen Be such bei sich einlud. — Welcher Unterschied zwischen heute und gestern — und was alles dazwischen lag! Wie das Schicksal sie umherwirbrlte seit des Vaters Tod! — Schon nach der vierten Station unterwegs — wo lag die fünfte? — Wo lag das Ziel? Einige Tage — länger konnte sie Herrn Hornbostels Gast nicht sein. — Was wohl Herr Juharcz und die gestrenge Exzellenz sagen würden, daß sie bei Herren weilte! Das konnte eine böse Geschichte geben, die Vorwürfe würden nur so auf sie herunterregnen! — Freilich, die Exzellenz ging ihr Tun unü Lassen eigentlich nichts an, sie hatte ihr keine Vorschriften zu machen, und ihren Vormund wollte Herr Hornbostel auf sich nehmen. Margita aber würde gewiß nicht unzufrieden sein mit dieser neuesten Wendung der Dinge, dazu hatte der „Weih nachtsmann" ihr zu gut gefallen, dazu war sie auch viel zu einsichtsvoll! — Und dann dachte ste wieder an die rührend nette Form, in die Herr Hornbostel seine Einladung gekleidet hatte. Er mußte ein sehr, sehr guter Mensch sein! Man sah es ihm auch an. Ganz so. wie er sich geben wollte, war auch sein Wesen: er machte sofort den Eindruck eines lieben, alten Freundes. „So, Szarolta, jetzt noch geschwind Herrn Kooary adieu gesagt und dann eingestiegen! Daheim werden ste sich nicht schlechr die Auge nach uns ausschauen!" tönt« Herrn Hornbostels Stimme in ihre jagenden Gedanken. Siebentes Kapitel. Als Szarolta aus langem, erquickendem Schlum- brachte ein Hurra auf den Kaiser aus, in da» die Tausenden begeistert einstimmtcn. Der erste Referent, Cheiredalteur Falkenberg, svrach über die Teuerung. Diese ist in erster Linie eine Folge der herrschenden Wirtschaftspolitik und darum erne palitische Frage, aber keine partei- politischc. (LebhülteZustimmung.) Höchst bcdauer- lich sei die Haltung üer Negierung in den Teuerungs debatten des Reichstages. Wenn sie alle Schuld an der Teuerunz auf den Handel schiebe und die Ver pflichtung zur Abhilfe ganz auf die Städte abwälzen wolle, so müsse das wachsende Entfremdung zwischen den oberen und unteren Schichten Hervorrufen. Man entrüste sich so leicht darüber, wenn Beamte sozial demokratisch wühlen. Unser Grundsatz ist, so fährt Redner fort, daß sie das nicht tun dürfen, aber es ist zu verstehen, wenn jemand, dem das Wasser bis an den Hals steht, in der Not vorüber gehend zu einem Diittel greift, das er sonst immer verurteilt hat. Besser als sich entrüsten, wäre es, die Ursache an einer solchen Enchcinung zu beseitigen. Nachdem der Redner sich dann mit unserer Wirt- schaf'.spolitik auseinandcrgectzt hat, begründet er die Forderung aus Gewährung von Teuerungs zulagen. da man sich von der Erhöhung der Unterstützungsfonds nichts verspreche. Wir rühren einen Kamps ums Dasein. Recht soll Recht bleiben. (Brausender anhaltender Brual!.» Der zwei e Referent führte u. a. folgendes aus: Wir folgen mit dieser Versammlung nur dem Bei spiel dec Regierung, die uns immer sagt, wir müssen uns zur Erfüllung eurer Wüiyche mit den anderen Ressorts ins Benehmen setzen. Auch wir vereinigen unsere Wünsche, um eine Vereinfachung zu erzielen. Warum verbietet man dann den Besuch dieier Ver sammlung? Die Reichspostv'rwaltung und andere Verwaltungen yaben mehr Vertrauen zu unserer guten Gesinnung! (Beifall.) Das Ecbo der hier ver tretenen 200 OM Stimmen wird hoffcnrlich erneute Prüfung unierer Wünsche durchsetzen. Der Redner begründet dann ausführlich, wiederholt ron stür- mijchem Beiiall unterbrochen, die Forderung der Unterbeamlen aus Erhöhung des Wohnungsgeld- zuschusscs, der heute sogar iür unverheiratete mittlere Beamtinnen viel höyer ist als für linderreiche Unter beamte; weiter die Forderung, daß gleich den mitt leren Beamten auch die Unterbeamten unkündbar auf Lebenszeit angestellt werden, wie dies die Reichs post schon zum Teil durchgeiührt hat. Für die Ent lastung von Unterbeamlen bestehen keinerlei Rechts garantien und jemand, der eine Beomlenstelle ver loren hat. ist in der Regel überhaupt verloren. (Sehr wahr!) Endlich fordert er eine humane Fest setzung der Arbeitszeit der Unterbeamlen. Eine dementsprechende Re;olution wurde einstimmig an» genommen. Darauf schlag die Tatzung. Protest üer üeutlchrn prelle gegen ULttemsche Derleumüungcn. Berlin, 20. November. Der Houptvorstanü des Ncichsverbandcs der deutschen Presse ersucht uns um Uebermittlung nachstehender Erklärung: Erklärung des Reichcverbandes der deutschen Presse. Der Hauptvorstand des Reichsoerbandes der deut schen Presse hat in seiner Sitzung vom 19. November folgende Erklärung einstimmig beschlossen: In der italienischen Presse ist gegen die deutschen Kriegs berichterstatter der schwere, bis jetzt unerhörte Vor wurf erhoben worden, daß sie in ihren Darstellungen der Ereignisse auf dem tripolitanischen Kriegsschau plätze, soweit sie die italienische Kriegssührung de ¬ iner erwachte, spielte auf de: roten Damastdecke ihres Bettes ein Sonnenstrahl, der sich .wischen den Fugen und Ritzen ihres Fensterladens bercinstahl, und üie ernsten, feierlichen Metallstimmrn der Kirchenglocken erfüllten oas mäßig große Zimmer mit weihevollen Klängen. Es waren Feierragsglocken. Sie dehnte und streckte sich auf dem weichen Lager, dem Geläute lauschend, und dabei wurde ihr zumut, als wäre sie zu neuem Leben geboren, eine andere geworden, als ste in dem halben Jahre seit ihres Vaters Tode, und auch eine andere, als sie früher ge wesen war. In ihrem Herzen wohnte noch die gleiche Ruhe, die gleiche sorglose Freude, die sie am ver gangenen Abeno in den Schlat gewiegt hatten. Kein einziger trüber Gedanke nahte ihr bei diesem Er wachen, dem ersten im Hornbostelschen Hause, und all das Schlimme der letzten sechs Monate schien weit — weit hinter ihr zu liegen. Nicht einmal über die Zukunft dachte ste nach, obwohl sie sich noch vor dem Einschlafen gesagt, sie müsse eilen, wieder ein Unter kommen zu suchen, dürfe die so großmütig gebotene Gastfreundschaft nicht mißbrauchen. Sie stand auf, schlüpfte in eine dünne Bluse unü öffnete Fenster und Laden. Es war ein wunderbar schöner Morgen und ihr, der Naturschwärmerin, schwoll das Herz von Entzücken beim Anblick all der lachenden und strahlenden Pracht, die ihr entgegen schaute. Dem gestrigen Sturm und Regen war herr liches Wetter gefolgt, und in ihrem Fettglanz nahm sich die Donau, die wie eine silberne Riesenschlange das grüne Land durchzog. märchenhaft schön aus. Alle die lieben alten Bekannten aus der Pension grüßten hier wieder zu Szarolta herüber, vermehrt um manchen (Genossen, den sie vom Karzcrfensterchcn aus nicht zu sehen vermocht hatte: der große und der klein« Blocksberg, der Adlersberg, der Wächtersberg, der Jmecisciberg und der Einsiedlerberq und wie sie sonst noch alle heißen, die malerischen Häupter, di« sich wie ein smaragdner Kranz um Alt- und Neu-Ofen schlingen, bis hin zum Ofner Zlkingebirge, auf dessen Höhen der dunkelglllhenoe „Ofner Rote" gedeiht. Ückd die Stadt selbst mit ihren hohen, teilweise berg an kletternden Häusern und der Fettung ließ sich ihrer ganzen Ausdehnung nach übersehen. — Szarolta war in diesen Anblick so versunken, daß es eine ganze Weile dauerte, ehe sie sich in der unmittelbaren Um gebung umsah und den großen Garten bemerkte, der sich an die Hinterseite des Hornborstelschen Hause» anschloß. .. . (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)