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Bezug-Preis tür L«»»va und V»i»tt« durch »nl«r» Trag«« und Eo<vu««r« 2m«t io, liq in» E>au» «»dro«i du VI. monail, L7b Btl. virrirliadri P«> »nirrn Nilialr» » An nahmestellen oda'doit 1» PI. »aaatl^ LLAit. oierleliahrl. Durch ZI« Voftr innerdold Deuuchlano» und der deatichen Kolonien vieileliadii » du Mk.. monotl. 1.2U Alk ou»ichl Postdestellueld N«in«r in Belaien, Donemalt den Dunauftaalen. Italien. Lu^emduiu. dtieberland« lstor» wenen ^»^>e,i»ich Unuorn istustland. Schweden^ erchlvett u troanirn. 2» ollen üdiiuen Eiaulen nui oiiett duich dt« ibe>cho>l»n«U« de» «latle» erhäiliich. Da» U«ipaa«r TaaedlaN «rtchetnt rmat täalich Sonn- a ^»«rrtoa» nui mora«»«. Adonnrm»nl».Ännodm« Aodonai»»»»» S, d«> un,»,»n » looerir ^»Iialen. vpedileulrn »nd Annahmrnrlle» lowi« Pol»amt«rn und Vrieltraaern. 8ta»,>«,llaut»oi«t> ld Ptz Morgen-Ausgabe. KlpMcrTllgMalt ,, , s 14 692 l«acht«»lchl»d) .. l 14 692 (Aach«ai,I«l»d) Lel.-Anschl.j »<«93 Tel.-^nschl.j »4 693 ^14 694 O il4«94 Ämlsvlatt des Aales und des Nokizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Lntzeige« Preis Utr Inserat» an» verp^a und Umg«b»nz »1» llpallia« V»tit,»tl» !SPf di» XeName- «U« t ML von aadwän» S0 Pf. Aeklanxn llll Mr Znlerot« oon ««Horden tm amt liche« T«tt dl, Pelt,retl« Sll Ps lL»Ichält»ani«>a«n mtt Platzaarlchrtst«» tm Prell« «rdthr Rabatt nach Tarts ««tloaeaebllhr Gesamt auslag« 5 Mt o Taul«nd «rkl. Postgebühr. Leildetlag« hoaer. Fesiertrtlt« Auftrag« können nicht »»rück« aerogen werden. FS» da» Erscheinen an bestimmten Tage« and Plänen wird kein« tbarantt« üdernomm«». An,eigen - Annahme: 2»dann»»g«Is« 8, bet sämtlichen Finalen «. allen Lnnon«n- Elvedittone» de» 2n- und Au»Iande». Druck au» Verl«, »»« Fisch«» ck RSrste» 2nhad»e. P«»t Aitr»«». Stedakti»« an» »«schäft»stell«: 2odannl»gals« 8. Haulft» Filiale Dr»»d«n: Geestrab« l tTilrphoa <821^ Nr. 325. Vannerswg, Len 2). Nooember >S!l. l0S. Isftrgsng. Die vorliegende Ausgabe umiaftt 12 Leiten. Das Wichtigste. * Dem Ehrenbürger der Stadt Leipzig Geh. Rat Obccbiugerinetz.er Dr. Georgi wurden an seinem gestrigen 80. Geburtstage zahlreiche Ehrungen zuteil. Auch der König sandte ihm ein längeres Glückwunschtelegramm. (S. bes. Artikel.) «Persien hat eingewilligt, die Forderun- en des russischen Ultimatums zu er- üllen. (S. letzte Dcp.) «In Hankau ist es wiederum zu schwe ren Kämpfen gekommen. (S. letze Dep.) * Das Luftschiff „S chwabe n" überflog rsteru auf seiner Fahrt von Berlin nach Gotha eipzig. (S. bes. Art.) «In Paraguay soll eine revolutio näre Bewegung ausgebrochen sein. Die schwarze Gefahr. T er französische Ministerpräsident Caillaux hat seiner freudigen Erregung ob des Machtzu- Wachses, den Frankreich durch sein marokkanisches Protektorat erlangt hat, mit den Worten Aus druck gegeben: „Wir haben jetzt das Land ge wonnen, das an Altrom seine besten Soldaten geliefert hat." Man kennt die Pläne, welche auf deu Stabs offizier Maugin zurückgehen, und mit deren Ver wirklichung ihr Urheber seit Jahr und Tag be- reits'den Anfang gemacht hat. Frankreich rundet mit der Erwerbung Marokkos einen nach der nahe bevorstehenden Besetzung der Sahara-Oasen fast überall zusammenhängenden Landbesitz ab, welcher dann, von kleinen spanischen, portugiesi schen, englischen Exklaven und der Nordamerika so gut wie schon verfallenen Republik Liberia abgesehen, ganz Nordwest-Afrika umfassen wird' bis an die Grenzen von Britisch-Nigcrien und» Deutsch-Kamerun. Dieses ungeheure und meist von einer sehr triegstüchtigen und auch ver hältnismäßig zahlreichen Bevölkerung bewohnte Gebiet soll, gleichzeitig mit seinem Aufschlüsse durch eine großzügige Eisenbahn- und Kolonisa- tionspolilik, durch die Organisationen Mangins auch in hervorragendem Maße für den Militär- Ersatz ausgenutzt werden. Dabei will man aber Tirester unü Mulik. Leipzig, 22. November. I. Konzert des Bach-Bcreius. Ein Stück Ewig- keitsiunst cst die Hohe '.Meße von Johann Sebastian Bach. Wie ein jedes Mysterium spricht dieses Werk, Las m seiner Art eben jo einsam und unvergleichbar anoeren musikalischen Kunsterscheinungen dasieht, wie etwa Händels „Messias" und Beethovens „Missa solemnis", die erhabene Sprache vom Göttlickjen. Während Bach die gewaltige Komposition schuf, flllno er hoch über seiner Zeit und deren Anschau ungen mit ihrem engbegrenzten religiösen Horizont. Liefer ging er hinein und weiter zurück in die Ge» sühlswett bes Christentums gläubiger Urzeiten und enger stellte er einen gewißen Zu,ammenhang her Mit der Urkirche, wie er denn auch die Form der katholischen Messe übcrnahip. Musikallscherseits löste, mutzte sich Bach tüsen von dem Choral, seinem ethischen und poetischen Gehalt, wie den aus ihm entspringen den Kunstmitteln. In den über alle Maßen und Be griffe gewaltigen vier-, fünf- und sechsstimmigen Chören dehnt und weitet sich die melodische und thematische Linie, als ob sie vom Gesänge der Priester am Altar herkomme und wahrhaft religiöse Glurgedanken sie hervorgebracht und inspiriert Härten. Die stärksten und persönlichsten Impulse treten oft aus den Banden und Hemmnissen der streng poly phonen Umgebung hervor und in ganz wundersamer Weise vereinigt sich oft Tradition mit Subjektivität. Und merkwürdig ist auch zu beobachten, wie sich Bach zwar äußerlich der stehenden Ausdrucksweise der Zeit bedient, aber doch trotzdem die Hauptteile der Messe wie auch deren einzelne kleineren Abschnitte musi- talisch ausschöpft. Aufs Eigenartigste variiert ist das dreifache, symbolisierende Kyrie, von größten musi kalisch architektonischen Verhältnissen das Credo, von erschütterndem Gegensätze das Hui tollis, 6ruci- l'ixns und Idesurroxit, von herrlicher Schönheit und tiefster Stimmung die letzten Sätze, vollends das in Dur ausklingende, seiner selbst schon gewisse Ilona nobis paoein dieses hohen Liedes des christlichen Er lösungswerkes. — Gelegentlich der früheren Dar bietungen ist an dieser Stelle des öfteren ausführ- lichst von Bachs „Missa solemnis" gehandelt worden, weshalb heute gleich zu der Aufführung durch den Bach-Verein übergegangen werden darf. Die Chöre wurden ausgezeichnet hinsichtlich der Schön heit des Klanges wie Exaktheit und plastischen Durcharbeitung gesungen. Herr Professor Karl Straube hatte alles wieder aufs feinste modelliert und sich vor allem auch um die Anlage und Steige rung eines jeden Chors außerordentlich eifrig und mit höchstem Erfolge bemüht, ferner auch jeden ein zelnen Gedanken aufs schärfste charakterisiert, im die Fehler vermeiden, die die doppelte Ent täuschung des Jahres 1870 verursacht hatten: das Versagen der afrikanischen Hilfsvölkcr im europäischen Kriege nnd den Araber-Aufstand nach der Abberufung des französischen Be- fatzungskorps. M rnginS Einrichtungen sind viel mehr so gedacht: das europäische Heer soll all mählich von der Last der afrikanischen Befatzungs- satzungstruppen gänzlich befreit werden, indem diese fast ausschließlich den schwarzen Senega- lesen-Kriegern zngewälzt wird. Auf diese Weise wird aber nicht allein das kostbare, bei der Bevölkerungsabnahme doppelt kostbare Gur der französischen Jugend des ohnehin ungesunden Kolonialdicnstes enthoben; sondern auch die nord afrikanischen Aushebungen können alsda.ut, da heim überflüssig geworden, schon in Friedens zeiten auf europäischem Boden garnisoniert und durch slufenwcises Hinaufschieben von der pro- venzalischen Küste in die Mosel- und Saönc- Gauen allmählich dem Klima ihres künftigen Kriegsschauplatzes angepasst werden. Zugleich werden sie damit der nicht unbedenklichen Berüh rung mit ihren mosleminischen Landeten en end gültig entrückt. Die Senegalesen huldigen zwar auch größtenteils der Lehre des Propheten, ent behren aber vorderhand der sprachlichen Ver ständigungsmittel. Nun bleiben ja noch mancherlei Einwände gegen oiese Zukunftsmusik über. Das sinkende Altrom, auf dessen Geschichte hier Caillaux so emphatisch hinweist, fühlte sich herzlich unbe haglich im „Schutze" feiner Söldner aus Bar barenland und war sich zuweilen nicht recht klar darüber, ob Alarich oder Stilicho die nähere Gefahr bedeute. Und ob wirklich der etwas nasse August von 1870 die Hauptschuld an der raschen Demoralisation der „Turlos" trug oder nicht vielleicht die instinktive Unlust am Dienste für Frankreichs Sache (ihre Regimenter waren immer ausfallend rasch mit der Waffenslreckung bei der Hand), das ist noch gar nicht ausgemacht. Ein seltsam buntscheckiges Heer würde es ja werden, dem. wir uns im nächsten Kriege bei Verdun und Besaneon gegenübersähen: Fran zosen, Bretonen, Korsen, Araber und Mauren, womöglich auch einige für Nordafrika überschüs sige Fulbe und Neger — von der Allerwelts- Kloake der Fremdenlegion ganz zu schweigen. Aber für so ganz gering möchten wir die „schwarze" Gefahr denn doch auch nicht achten. Bei Wörtb standen 30 000 Turkos auf dem Ge fechtsfelde, und sie schlugen sich gut, bis der Rück zug sie entmutigte — bei Magenta hatten sie so gar entscheidend zum Siege gewirkt. Heute, da die allgemeine Wehrpflicht auch in Algerien ein- gesührt ist, könnte allein diese Provinz ein Viel faches stellen, und nach Tunis ist nun auch das gutbevölkerte Marokko hinzugetretrn. Die Partie des Zahlenspieles, die sich neuerdings so günstig für uns zu gestalten schien, da Frank reichs Geburtenüberschuß nunmehr sogar unter den Nullpunkt gefallen ist, nähme eine bedenkliche Wendung, wenn Frankreich sein schlechtes Glück damit korrigiert, daß es falsche Trümpfe in seine Karten schmuggelt. Wenn der preußische Kriegsminister in der Kommission ge äußert hat, „jetzt" sei von einer schwarzen Ge fahr noch keine Rede, so will das wenig be sagen. Der gegen alle Erwartungen vierzig Jahre hinausgeichobcne Rcvanche-Ke'cg kann leicht noch um zwei weitere Jahrzehnte sich ver zögern. Wie ernsthaft aber auch Frankreichs neue Generation noch an seinen Hoffnungen fest hält, dafür sind der beste Berveis eben — Herrn Mangins Organisationspläne! Da diesseits der Widerstand gegen Frank reichs marokkanische Annexionsabsichlen aufgc- geben ist, müssen wir uns also nach andern Mitteln umsehen, nm seine im Hintergründe schlummernden Turko Projekte zu v?rci ein. Mit Nachäffung seines Beispieles ist nichts anszu- richten. Aus Dualas, Hereros, Hottentotten, Wasuaheli und Papuas können wir kein europa fähiges Heer erzeugen. Aber cs gibt noch einen Keil, der sich in Herrn Mangins himmelhoch ge träumten Zulunftstraum eines Deutschland über schattenden französischen Riesenhecres treiben ließe: fester Zusammenschluß mit der Macht des Panislamismus! Sobald Deutschland S.ite an Seite mit der Türkei in den Franzosenkrieg zieht, wird man sich in Paris sehr besinnen, ob man sein Allah-gläubiges Neserveheer der Ver suchung auszusetzen »vagen darf, mit fliegenden Fahnen in das dem Kalifen verbündete Lager überzugehcn! Ole Seimfahrt üer „Schwaben". Immer dringlicher künden Tag um Tag die Sturmboten des Winters sein Nahen. Große und kleine Segler und Dampfer, die in der schö nen Jahreszeit fröhliche Mensche»» hiuaustrugen ins Meer und in gastliche Gestade, suche»» all mählich den sicheren Hafen, rüstend zum Winter quartier. Da ist es auch für die Kreuzer der Lüfte an der Zeit, heimzukehren zuin sicheren Gegensätze zu früher ein jedes Zuviel an dynamischen Finessen und Akzenten glücklich vermieden und somit bewirkt, daß in künstlerischer Weise die einzelnen Teile im Ganzen aufgingen. Wiederum stand dem ausgezeichnete»» Künstler das Städtische Or chester zur Versügung und zum Nutzen des besten Gelingens. Eine große Anzahl von Instrumental solisten trat aus der Menge sehr bedeutend hervor und bewies aufs neue, welche vortrefflichen Künst ler diesem altehrwürdigen Institut angehören. Ihre Namen verzeichnete mit Fug und Recht daher auch das Programm. Als Vertreter der Orgel und des Blüthner bewährten sich wie sonst die Herren Kurt Gorn und Professor Dr. Max Seiffert und als Hervoragende Sopranistin mit großen stimmlichen Mitteln, trefflicher Schulung und lobenswertester Exakthert der technischen Ausführung trat den Hörern Frl. Eva Bruhn entgegen. Hoch willkommen war auch wieder der schöne, durch persönliche Auffassung noch um ein weiteres gehobene Gesang des Frl. Emmy Leisner, deren sonorer und so außer ordentlich sympathisch timbrierter großer Alt der Darbietung aller Schönheiten der Kunst Sebastian Bachs so weit entgegenkommt. Als bewährte Solo kräfte gelten im Bach-Verein die sehr tüchtigen Ver mittler der Tenor- und Baßpartien, nämlich die Herren Hans Nietan und M. Weißenborn. Mit der strichlosen Aufführung war wieder einmal eine hohe künstlerische Tat vollbracht worden. L. 8. Erstes Abonnementkonzert des Riedelvereins („Christus" von Franz Liszt.) Der Bußtag sprach zu unq mit seiner Mahnung, sich selbst zu erkennen, zu über winden, um sich als ein in Liebe dienendes Glied der langen Menschheitskett« einzufügen. Hell leuchtet über den Wandel der Zeiten als Beispiel idealen Liebens der Name „Christus", ist doch der ganze Lebensgang des Messias nur das äußere Abbild der Idee von der weltumspannenden, erlösenden Lieb«. Liszt war der erst«, der diese Ide«, diesen Kern des christlichen Glaubens musikalisch zum Ausdruck brachte. Versuche dazu hatte es schon in Händels „Messias", Bachs Passionen, «geben, im übrigen blieb es bis ins 19. Jahrhundert bei einem Gemisch von dramatischen, epischen und lyrischen Momenten. Erst mit dem „Christus" entstand ein logisches, auf das Wesen der Musik und der Heilandspersönlichkeit basiertes, ein zigartiges Kunstwerk, das nicht nur einen Höhepunkt in Liszts Schaffen, sondern eine Spitze in der Ent wicklungsgeschichte unseres Oratoriums beduetet. Was zur Lsbensgeschichte Jesu gehört, tritt zurück, dagegen wird alles, was der sprach« eines tiefbewegten Her zens, dem stark persönlichen Bekenntnis einer in Er regung zitternden Seele gleichkommt, mit einer Liebe, einer Inbrunst ausgedrückt, wie sie nur «in begnadeter Künstler in seinen heiligsten Stunden zu finden im stande ist. Auch die Form weicht von allem bis dahin Gebräuchlichen ab. Der Komponist macht sich alles dienstbar vom einfachsten liturgischen Chorsatze bis zur verwegensten realistischen Programmusik. Er ver wendet das Orchester ohne Rücksicht auf Hinz und Kunz so ausgiebig und selbständig, daß das Verständ nis des ersten Teiles nicht unwesentlich erschwert wurde. Die Einfügung des zweiten Abschnittes „Nach Epiphania" in dieser Breite ist ebenfalls ein durchaus »»euer Gedanke, der aufs neue Liszts feines Gefühl für Auswahl des Stoffes, für Umrang und Steigerung der einzelnen Sätze beweist. Trotz glän zender Beherrschung aller zu Gebote stehende»» tech nischen Hilfsmittel, rindet sich an den eindringlichsten Stellen eine geniale Einfachheit, ich erinnere an di« „Seligpreisungen", das abschließende „Resurrexit", an den Verzicht auf die bei Oratorienkomponisten so be liebte und meist auch wirkungsvoll« Fug«. So be deuten Inhalt und Form nicht nur einen bewußten, kühnen Schritt in neues Land, sondern auch ein selten harmonisches Ganzes, ein getreue,? S"ia "'»'ld des feinen, tiefinnerlichen Gemütes, das, ein Brunnquell lauterster Güte, mit beinahe kindlicher Naivität iin Dienste für die Mitmenschen sein Ideal erblickte, alles in edelster Liebe zu erfassen sucht, und darum mit Recht seinem Werk« die Worte vorsetzen konnte: Wahrheit in Liebe wirkend, lasset uns in allem wachsen an dem, der das Haupt ist: Christus. — Von jeher ist der Riedel-Verein, besonders sein für Liszt begeisterter Gründer, für den „Christus" eingetreten. Bruchstücke bekommt man ja off zu hören, eine Auf führung des ganzen Werkes aber stellt Ansprüche, die man nur in wenigen Musikzentren zu erfüllen fähig »st. Für Leipzig geben der vorzügliche Chor des Riedel-Vereins und die Person Dr. Göh ler s, die sich mit ihrem künstlerischen Einflüsse mehr und mehr in den Vordergrund schiebt, die Garantie vollen Gelingens. Was es heißt, an drei Abenden hintereinander mit Anspannung aller Nervenkraft am Dirigentenpulte zu stehen, kann nur der Praktiker bewerten, und es ist deshalb eine Pflicht des Dankes, wenn ich dem begeisterten Führer kür all sein selbstloses Schaffen, seine gewaltige künstlerische Leistung aufrichtigste Bewunderung und herzlichste An erkennung zoll«. Jedenfalls kann Dr. o o »r Verdienst für sich in Anspruch nehmen, den Leipziger Lisztfeiern den stärksten Akzent gegeben zu haben. Der Chor hielt sich, das Mater speciosa ausgenommen, brillant und löst« die größtenteils sehr heiklen Auf geben mit gewohnter Ueberleaenheit. Auch der ver stärkten Herzoglichen Hofkapelle aus Al- tenburg und Organist Fest gebührt ihr Teil an dem kolossalen Erfolge, den das Werk unverkennbar hatte. Mit dem Soloquartette (Frl. Johanna Dietz, Frau Dally Fredrich-Höttges, Herr W,Üy Schmidt und Herr Willy Buers) konnte man Port. Seit längerer Zeit schon kündeten die Blätterineldnngcn daher die Hei in fahrt der „Schwaben" an. Widrige Witterung verhin derte inoes immer wieder die Reise. Ain Buß- taginorgcn jedoch — wohl für jeoen überraschend — wurde die Fahrt zum Winterstandqnartier nach Baden-Baden augetreten. Trüb nnd nebel feucht dämmerte der Mittwochmorgen am wol- kenschweren Himmel herauf. Nur wenige Men schen waren auf dem Flugplatz Johannis thal anwesend, den» stolzen und jo bewährten Zeppelinkreuzer den Abschied nachzuwinken, denn die Berliner glaubten bei der jetzigen Wetter lage noch nicht ernstlich ar» dessen Abreise, war doch der Luftkreuzer seit langen Wochen schon, der oft seine schöne Leiflungssähigkeit bewiesen, ein Stück Eigentum der Berliner geworden. Und »ver sicht einen guten Freund wohl gerne schei den? — Uebcr den Verlauf der Fahrt erhielten wir folgende Meldungen. Die Abfahrt von Berlin. Flugplatz Johannisthal, 22. November (P r i- vattelegr.) Heute morgen 6 Uhr 45 Min. stieg das Luftschiff „Schwaben" zur Fahrt nach Baden-Baden ans. Der Weg führt voraussicht lich über Leipzig und Gotha. Die Führung hat Dr. Eckener. An Bord befinden sich vier Passagiere nnd einschließlich des Führers vier zehn Mann Besatzung. Das Wetter ist trübe, aber ziemlich ruhig. Bitterfeld, 22. Nov. (P r i v a t t e l e g r.) Das Luftschiff „Schwaben" überflog heule vor mittag 9 Uhr 15 Min. in schneller Fahrt unsere Stadt in der Richtung nach Leipzig. Es fällt eil» leichter Sprühregen. Die Fahrt über Leipzig. Der trübe Herbstinorgcn hatte sich während der Fahrt der „Schwaben" in einen echten Re gentag verwandelt. Scho»» kurz nach Mitter nacht rieselte leise, aber unaufhörlich das feine Naß hernieder, die Luft war feucht und schwer, so rechtes Bußtagswetter. Da erschien uner wartet im Norden der Stadt vormittags kurz nach V-10 Uhr der Luftkreuzcr und steuerte, einen Teil vor» Eutritzsch überfliegend, auf die Stadt zu. Sich irr außerordentlich geringer Höhe haltend, nahm er seinen Weg über die Anlagen a»n Zentralbahnhofc nach dem Nathause zu. Die wenigen Fußgänger, die der Regen nicht in die Häuser scheuchte, wurden bei der wenig durchsichtigen Luft meist erst durch das Summen der Schraube»» auf den Ballon aufmerksam. Ein günstiger Umstand kam dei» Luftfahreri» zu stat ten, es war — wenigstens über Leipzig — in meist zufrieden sein, wenn auch Einzelheiten zu wün schen übrig ließen. ^.rno I>i1t-imr. Hermann Sudermann erschien gestern abend end lich im Leipziger Schilleroerein am Vor- tragstifche, nachdem ihn am ursprünglich angesetzten Vortragsabende die Generalprobe seines neuen Dra nras von Leipzig ferngehalten hatte. Er gehört nun schon zu den Dichtern in reiferen Jahre»» und graue Fäden durchziehen ihm den starkverstützten Pollbart. sein Vortrag hat einen eigenen, man möchte sagen familiären Ton, der aber den Dichter leider öfters verführt, Silben, Worte, ja halbe Sätze zu ver schlucken, wag das Verständnis beim Zuhörer nicht er höht. Darunter litt die nette Skizze aus feinem letz ten Nooellenband« „Fröhliche Leute", die indes um ihrer überraschenden Schlußpointe sowie um des hei teren Milieus willen sehr gefiel. Vorauf las Suder mann zwei Grabschriften und als Einaangsstück ein Gedicht mit ostpreußijchem Dialekteinschlag von ge stohlenen Tannen am sarge des verblichenen Vaters. Den Hauptteil des Abends hatte er sich für das Vor spiel und den zweiten Akt seines neuen Dramas „Der Bettler von Syrakus" aufgespart, dessen Inhalt, Wert und Eindruck den Lesern ja aus einem vor kurzem an dieser Stelle abgedruckten ausführlichen Berliner Thcaterbrief noch in ungefährer Erinnerung sein wird. So sehr auch der Dichter seine ganze Vortragskraft und -kunst an die volltönenden Verse des Dramas hin gab, die einzelnen Darsteller beim Vorlesen nach Stimme und Charakter unterschied, so wenig ver mochte er in den Herzen aller Zuhörer die dusteren Schatten der Tragödie heraufzubeschwören, und es gab Leute, di« nach dem Vorspiel schon Lykom und seinem Schicksal die Anteilnahme versagten und nach Haus« gingen. So tat denn der ..Bettler von Syrakus" den Leipzigern zum zweiten Male keinen gut«»» Dienst, nur denen, die mit unentwegt geschärfter Aufmerk samkeit in di« Worte und Szenen Hermann Suder manns hineinzuhören vermochten, offenbarte sich dieses neue Drama als eine Schöpfung von sicheren, packenden Bühnenwirkungen und vollendeter Technik. Das und di« Bekanntschaft des Führers in der vor letzten Literaturbewegung, des vielgelesenen Dichters d«r „Frau Sorge" wie des „Katzenstegs" nahmen wir gern als Gewinn auf den Heimweg mit. p. ». O « Leipziger Schauspielhaus. Infolge plötzlicher Er krankung des Herrn Dr. Otto Groß mußt« die al» Gedächtnisfeier für Heinrich 0. Kleist angekündigte heutige Aufführung von „Prinz Heinrich von Hom- ourg" vom Repertoire abg«setzt und auf nächst« Woche verschoben werden. Dafür gehen heut« 8 Uhr die beiden Lustspiel« „Mein erlauchter Ahnherr" und „Lottchens Geburtstag" in Szene.