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L veil»-«, vlluncrsisg, 2S. noormver iSll. keipriser Tsgedlstt. Sus üer Lahn gelchleuüert. Isil Roman von Carola v. Eynattea. (Nachdruck verboten.) „Auch das rann ich nicht gelten lassen!" wider sprach Äaver lebhaft. „Die Kunst verfährt nur mit lenen so unanständig, die keine bester« Behänd- lung verdienen. Das sind die Pfuscher von Gottes Gnaden und die unselbständigen Geister, die Len Zopf mit sich weiterschleppen, den man ihnen mit der Versicherung angehängt, er sei der Alleinseligmacher! Mir haben sie dieses Zöpflein nie solide an die Perrücke nesteln könnend „Das weih der Himmel!" lacht« Hornbostel laut auf. Und es war mein Heil, daß ich stets nur meiner Nase nachging! Wissen Sie noch, wie der bissige Trkenyi vor zwei Iabrcn in seinem Ausstellungs bericht meine „Bettlerinnen" den reinsten künst lerischen Purzelbaum" nannte! — Na, die lieben Ausstellungsmenschlein standen doch zu Häuf vor Lein „Purzelbaum", und am zehnten Tag war er ver kauft! — Wenn Sie und Kerkhelyi auf mich hörten, hätten Sie nicht nötig, für Konfektionsgeschäfte Klei der zu entwerfen, er brauchte seine Kräfte nicht in lustigen Kinderbüchern zu erschöpfen, deren jedes ihm für Wochen den Garaus macht, obgleich sie noch lange nicht di« härteste Nuß sind dre er zu knacken kriegt! — Na, Arpad, mein Söhnchen, möchtest was haben, gelt?" Das rosige Kindchen auf Gertrud Frankes Arm streckt« bald dem Maler seine dicken Äermchen ent gegen, bald patscht« es lachend die Händchen zusam men, ihn mit grohen, erwartungsvoll glänzenden Augen anschanend. Der Künstler durchsuchte seine Taschen, bis er endlich eine kleine Düte mit Schokoladenbonbons zum Vorschein brachte, nach der das Kind begierig griff. „Tiondar Kerkbelyis kleiner Sohn", sagte er zu Szarolta, „den ich Ihnen empfehlen möchte, denn er ist trotz allem ein armer Bub. Seiner Mutter bat er das Leben gekostet, und es ging ihm wohl herzlich schlecht, hätten Vir ihn nicht einstimmig zum „Atelierkind" ernannt." „Magst du die Kinder leiden, Szarolta?" fragte Hornbostel. „Wenn sie nett und lieb sind, mag ich sie sehr, Ortrel Ludwig!" „So kannst du hier ein Liebeswerk vollbringen!" sagte er, auf da» schwarzlockige Kerlchen weisend. Szarolta nahm der Malerin den sich zutraulich an sie schmiegenden Knaben ab und grng mit ihm in ihre Zimmer hinunter. Sie war in einer seltsamen Stimmung. Die vielen neuen Eindrücke, die ihr di« abgelaufene Stunde gebracht, hatten sie erregt. Unaufhörlich zog ihr das Gehört« und Gesehene durch den Kopf, zwischendurch dachte sie auch an ihre eigenen Zeichnungen, und dann wurde ihr das Herz allemal schwer — sie schämte sich vor sich selbst. — Wie hatte sie nur jemals so töricht sein können, ihren unbeholfenen Versuchen irgend einen Wert veizumesten? Die Zeichnungen der Franke hatten ihr di« Augen endlich geöffnet, sie erkennen lassen, daß man ihr mit vollem Recht jede Begabung abgesprochen hatte. , , Nach einer Weile fing Arpad, den sie über diesen Betrachtungen vernachlässigt hatte, laut zu weinen an, und sie ging mit ihm hinaus, um Zenz zu fragen, wem sie das Kmd übergeben solle. Achtes Kapitel. Gelbe, braune, violette und rötliche Tinten stahlen sich allmählich in den mannigfaltigsten Mischungen und Abtönungen in das dunkle Grün der Vegetation, die Luft wurde blauer, durchsichtiger, der Sonnen schein nahm einen tieferen Goldglanz an. Der un erreichte Farbenkünstler Herbst hatte seine reiche Palette aufgesetzt und zog rüstigen Fußes hinaus m Wald und Flur, um wieder einmal sein großes kolo nstische» Werk zu beginnen. Und mit ihm zog das Malervolk in froher Schaffenslust. Auch Gertrud Franke trieb fleißig Freilichtstudien, manchmal, wenn sie in der näheren Umgebung ein anziehendes Motiv gefunden, erst am Nachmittag, meist aber brach sie am frühen Morgen auf, um mit einem der letzten Züge oder sogar ersk am zweitfolgen- den Abend Heimzukehren in das behagliche Maler- liest", die Mappe gefüllt mit Skizzen und Studien. Bei diesen Ausflügen war Szarolta beinahe ihre stete Begleiterin, zuweilen schloß sich auch Rafael Maner an, niemals Kelkheim, trotzdem er Haupt- sächlich Landschaft und Tierstück pflegte. Gr zog es vor, allein hinauszuwandern, allein zu arbeiten. Tiondar Kerkhelyi war der stillste, der abge schlossenste unter den Bewohnern des .,Malernestes". Er kümmerte sich nicht um das, was im Hause vor ging, uird wenn Szaroltas Eintritt in di« Famtlio Hornbostel für alle ein Ereignis war, für ihn war cs kein». Er hatte nicht gefragt, wer sie wäre, was sie hi«r wollte, und als man es ihm erzählte, hatte er kaum darauf gehört. Er lebte sehr einsam und unterhielt nicht einmal mit Berufsgenossen regeren Verkehr. Hornbostel und die Franke waren so ziemlich die einzigen, mit denen er auf vertrautem Fuge stand, an Liese aber fesselte ihn die Dankbarkeit für di« Lieb« und Güte, die sie seinem Söhnchen erwiesen. Daß Szarolta ihnen darin nichts nachgab, dem kleinen Arvad manche Stunde widmete und seinen Geist zu wecken l>einllht war, schien er nicht einmal zu be merken, obgleich dem kleinen Schwätzer der Name „Salolta" sehr geläufig war. Der frühe Tod feiner jungen Frau hatte auf den ohnehin zur Abschließung neigenden Künstler sehr nachteilig gewirkt und ihn menschenscheu gemacht. — Für «Äarolta war das «kn« gesemwto, an unge kannten Freuden und innerem Erleben reiche Zeit. Sie dankte Herrn Ludwig dafür, daß «r di« Malerin zu bewegen vermocht hatte, sie auf ihre Studien fahrten mitzunehmen, wodurch auch ihr die Augen zu künstlerischem Schauen aufgingen, so Laß sie sich vor dem Urteil über di« eigen« Arbeit seitens be rufener Meister nicht mehr so sehr zu fürchten brauchte. Margits war ein öfterer Gast im Malernest, sie hatte ihr Staatsexamen bestanden und gönnte sich jetzt vor der Doktorarbeit einige Erholung. Szarolta war nun unter Herrn Ludwigs Dor- mundschaft gestellt, und es blieb ihr in tödlicher Un tätigkeit viel Zeit zum Grübeln. — Herr Ludwig betrieb mit Eifer den Prozeß mit Dr Clallooary. Das war eine Sorge, die ins Szarolta lastet«, und auch jetzt dacht« sie darüber nach, trotzdem Ger truds Skizzen vom Plattensee ihr Interesse ein wenig ablenkten. Sie saß neben Gertrud nnd sah mit Eifer zu, bis diese den Pinsel sinken liest und fragte, ob Szarolta nicht selbst mal «in wenig Malerei versuchen wollte. Szarolta erinnerte daran, dast man sie deveiickt aus dem Unterricht fortgeschickt hatte. — Dann, als Gertrud Franke meint«, ü« solle sich als Dilettantin betätigen, schüttelte sie ven Kopf und sagt« ernst: „Ich habe kein« Zeit, nur zum Vergnügen zu malen, kann nicht immer aus des Vormunds Tasche leben..." Und auf den Einwand, weshalb sie das nicht Herrn Ludwig selber sage, behauptete Szarolta. dast er sie nie zum Worte kommen laste. „So bleibt nichts übrig, als Last du noch «in« Weile bei uns Malervolk aushältst!" rief Gertrud Franke. Als Szarolta kleinlaut meinte, sie müsse doch aber verdienen, so schön es auch im Malerneste sei, und Onkel Ludwig habe den Kopf voll genug, nach dem Brief des Dr. Tsallocary. blickte Gertrud sie fragend an: „Was ist das für ein Brief?" Szarolta berichtete dann, was auf dem Bahnhof, wo sie von so vielen umgeben waren, nicht hatte ge sagt werden können. Csallooary hatte sich erboten, Szarolta noch 10 000 Kronen zu zahlen, — und zwar al» Geschenk, denn «in richtiger Spruch könne ihn nicht dazu zwingen. Aber Ludwig bestehe auf dem Prozeß, da dann der Doktor entschieden trog seines „letzten Wortes", mehr zahlen must. Er fühlte sich entschieden unsicher, sonst hätte er nicht so kraß geschrieben. Gertrud nickte nur schweigend mit dem Kopfe. Ein« Weile saßen beide stumm nebeneinander, Gertrud eifrig malend, Szarolta hingegeben an ihre Gedanken. Endlich stand sie auf und sagt«: „Ich bin müde geworden vom langen Sitzen, hast du etwas dagegen, wenn ich mir ein wenig Bewegung mache?" „Weshalb sollt« ich! — Wenn du nur wieder bei Einbruch der Dämmerung hier bist." „Natürlich bis ich das, es ist ja kaum drei Uhr." „Wenn du vielleicht auf Mayer stößt, so sage ihm, er möchte mal zu mir kommen, daß ich ibm meine Studie zeigen kann. Aber nur. wenn er nicht zu weit zu gehen hat." szarolta nickte nahm ihren Feldstuhl an den Arm und ging in der Richtung nach der Halbinsel Tihany. Solange sie der Beobachtung ausgesetzt war, schlen derte sie im gemütlichsten Promenadcnschritt, sowie aber di« erste Pfadbeuge hinter ihr lag, sie sich von Gertruds Blicke» gesichert wußte, fing sie zu laufen an, die eine Landzunge erreicht war, die etwa 20 Meter weit in -en See hineinragt«. Sie stellte sich hier ihren Feldstuhl zurecht, fetzte sich, das Gesicht der Insel zugewendet, und zog aus der ungewöhnlich tiefen Tasche ihres Untcrueides nicht nur ein Skizzenbuch, sondern auch noch einen Aquarellkasten und einen Wasserbehälter. — Mit rasch«r. sicherer Hand ging sie daran, die llmriste der Insel, de» Klosters und eines Stückes vom See wiederzugeben, um dann den Pinsel an die Stelle des Stiftes treten zu lassen. Wo ein erfahrener, geübter Maler wohl mit größ ter Bedachtsamkeit gearbeitet hätte, da tauchte SNi rosta den Pinsel mutig in Li« Farbe mit dem Ge danken: „Es ist ja bloß ein Versuch, mißlingt er, so liegt nichts daran!" Und sich ausschließlich der Führung ihrer Auaen und ihres Empfindens über- lastend, setzt« fi« reck «inen Farbenton neben Leu andern. Alle Kräfte spannte sie an, um in dieser Skizze ein dauerndes Andenken an den „Balaton" zu ichaffen. Plötzlich tönte Hinter ihr Mayers fröhliche Stimme! Sie fuhr erschreckt zusammen und weidete sich dann an seiner Ueberraschuna über ihr« Arbeit. „St« haben mich sehr erschreckt. Herr Mayer", sagte Szarolta. „Das bedauere ich tief, dagegen freut es mich ganz unbändig, der Erste zu sein, der hinter Ihre Schliche gekommen ist, und mehr noch, der Erste zu ststn. d«r das Glück Hat, Sie als ein« der Unserigen zu begrüßen! — Fräulein Szarolta, im Geiste seh« fchw^"l"*m Lorbeer über Ihrem dunklen Köpfchen In des jungen Mädchens Auaen drängten sich Tränen der verletzten Eitelkeit. Si« brauchen mich nicht zu verspotten, ich weist dast ich nichts kann!" murmelte sie mit zuckenden Lippen. Einen Augenblick starrte sie der Maler verblüfft an dann brach er los: „Wer denkt an Spott! — Ich gewiß nicht, und unterstände sich ein anderer es zu tun, ich schlüge ihm den Schädel ein! — Da schauen Sie gefälligst l;«r". und er bückte sich rasch, um ihr Skizzenbuch aufzuheben. „Gut haben Sie's gemacht, sehr gut ein Pfuscher bringt das nicht zustande! Cie sind meine Schülerin, Szarolta! — stecken Sie jetzt den ganzen Kram «in und dann fort, es ist bereits ein Viertel auf sieben." Das junge Mädchen war vollständig verwirrt, in eine Art Taumel versetzt und unfähig, seine Sieben sachen ohne fremd« Hilfe zusammenzulesen. Der Maler sah es and Haff ihr schweigen-. Si« eine Malerin — ein Talent! Endlich war alles wieder beisammen: Mayer be lud sich mit ihren Sachen und faßte mit der freien Hand die des Mädchens. M.32S. los. Jahrgang. „Mein Buch —" „Ist in meiner Brusttasche verwahrt." „Bitte, geben Sie es mir", sagte sie, sich von ihm mit jortzieyen lastend. „Später, wenn unsere ttzetreuen es bewundert halben." „O. nur das nicht —" „Warum d«nn nicht? In Pest wie anderwärts gibt es manchen Künstler, der alle möglichen Aus stellungen beschickt, Ihnen das aber doch nicht nach macht! Sie werden ausgebildet!" „Es sind aber noch andere Sachen im Buch —" „Um so besser!" Er schlug es auf und betrachtet« Seite um Seite. „Hat das Müdl einen Blick fürs Charakteristische und fürs Drollige! — Famos haben Sie mich gefaßt, ganz famos! — Wie im Traum ging Szarolta neben dem uner müdlichen Plauderer her. — Sie sollt« Malerin wer den -- regelrechte Gemälde malen — vielleicht auch ausstcllen wie Gertrud — Mayer sprach von Lor- beer —? Mayer — aber nur er — war ein Phantast! Als die beiden Gertrud Frantes Arbeitsplatz er reichte». hatte diese ihr Malergerät längst zusammen- gepackt und gnig ungeduldig am Seeujer hin und her, nicht ohne Besorgnis in das rasch hereinbrechende Abenddunkel hineinspähend. Szaroltas langes Aus bleiben fiel ihr auf und machte sie unruhig. „Ach hatte mich schon geängstigt!" begrüßte sie die HerankoininenLen. Dem jungen Mäochen aber flüstene Mayer zu: „Vorläuflg kein Wori — erst wenn wir all« beim Seewein ntzeu!" Diese Mahnung war überflüssig. Es war schon stockdunkel, als die Wanderer den Speisesaal des Iüre-er 'Badhotels betraten. Horn bostel hatte den StuLienausslug zu seiner Erholung mitgemacht und saß mit Herrn Kerkhelyi in der Nähe der Tür an einem für fünf Personen gedeckten Tisch. Man hatte den Landschafter in einem kleinen Ort nicht weit von Illred getroffen und ihn eingeladen, sich der Gesellschaft anzuschliesten. „Endlich!" rief Herr Ludwig Len Heimkebrenüen entgegen und stand auf, um ihnen der Reiye nach die Hand zu schütteln. „Na, Szarolta, hat's dir ge fallen?" „Sehr gut, Onkel Ludwig", erwiderte sie leise, verlegen. Man setzte sich und Hornbostel füllt« die Gläser mit altem Bodolsaner, der wie flüssiges Gold durch Len Kristall schimmerte. „Wie sind die Herrschaften zufrieden mit ihrem heutigen Tagewerk?" fraate er dann. „Es hat einen gloriosen Abschluß gefunden, ich hab« einen herrlichen Fund getan. Verehrtester!" erwiderte Mayer geheimnisvoll, zog Szaroltas Skizenbuch aus der Tasche und legte es vor Horn bostel hin. „Kommen Sie, Gertrud, und Si« auch, Kerkhelyi!,, setzte er hinzu. Mayer schlug Blatt für Blatt um, langsam, feier- lich, so daß jedem vollauf Zeit blieb zur Besichtigung der Skizzen und Studien. Eine Erklärung oder ein Urteil gab er nicht. Dagegen fragte er nach einer Weil«: „Was sagen Sie dazu?" „Dast all« diese Sachen von der Hand eines her vorragenden Talentes herrühren", erwiderte Horn bostel. Während alle in das Lob des jungen Talentes einstimmren, hatte Kerkhelyi sich noch nicht geäußert. Jetzt sagte er nur: „Eine seltene Beaabung: es sind noch keine vollendeten Arbeiten, interessant genug, um Beachtung zu finden. Das ist mein Urteil." Mayer frohlockt«: „Nun ist das Urteil der beiden StrenAten unter den Strengen gessallen. teuerste Kunstgenostin d«r Zukunft, und Sie brauch«» nicht m«hr dazusitzen wie ei» Häuser! Unglück! Ich sagte Ihnen ia, daß man Sie nicht gleich maustot schlage» würde." (Fortsetzung in der Jlbendausgab«.) — ÄLMFs —- ,0701« ! Lose ! i 161.R.S.Lanö.-Lotterie; - Ziehung I. Rlaste 6. unö 7. 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