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Leipziger Tageblatt. Leite 2. Nr. l42. ttveao-nusvave. siäzerungcn erhalten, daß die Türkei ihr Haus selbst in Ordnung zu halten wünsche und keine kriegerische Absicht habe, weder den Frieden verletzen, noch einen Rachekrieg in Europa lceginnen wolle. Ich glaube diese Versicherungen stellen die aufrichtige Absicht der gegenwärtigen türkischen Regierung dar, und die britische Regierung konnte gegen diejenigen, die der Türkei Geld oorstrcäten, leinerlei politische Ein wendungen erheben Diese Finanzleute haben das im gegenwärtigen Augenblick aus handelspolitischen Gründen getan. Aus die Einzelheiten der armenischen Frage kann ici) nicht cingehcn, aber der armenische Reform plan ist soweit gesört-ert worden, datz ich glaube, er hat in seinen wesentlichen Punkten die Zustimmung der Mächte und der türkischen Regierung gefunden. Ich hoffe, das; er bald genehmigt werden wird. Die tür kische Regierung hat erfahren, wie sehr sie durch ihre schlechte Regierung in Mazedonien und in den ver lorenen Gebieten in Europa verloren hat, und wie wesentlich cs wäre, die Lehren, die sie in ihren euro päischen Provinzen bekommen hat, auf ihre astatischen Provinzen anzuwcndeu. Das Abkommen über die Aegäischen Inseln ist von Griechenland bereitwillig angenom men worden. Sollte es in Zukunft einmal in einem der Türkei feindlichen Sinne angewandt werden, dann würden Englands Sympathien immer auf feiten der jenigen Massnahmen stehen, die zur Sicherung der Türkei gegen solche Umstände getroffen werden, deren Entstehen aus dvm Abkommen die Mächte nicht be absichtigt haben. Rachdcm Sir Edward Grey diese Erklärungen ab gegeben hatte, wurde die bereits gemeldete Reso lution zurückgezogen. Vollversammlung -es Deutschen han-elstages. 8. L U. Berlin, 18 März. Den Schluß der heutigen Sitzung bildete die Be ratung über die vom Ausschuss beantragte Er klärung betreffend den Einfluss des Kriege» auf Verträge zwischen Ange hörigen der kriegführenden Staaten. Die Erklärung hat folgenden Wortlaut: „Der Deutsche Handelstag weist darauf hin, dass Verträge mit Kaufleuten, insbesondere Versicherern, in England und den Vereinigten Staaten von Amerika für den Kriegsfall mit einem grösseren Risiko verbunden sind als Verträge mit Ange- gehörigen anderer Staaten. Er erklärt es für wünschenswert, dass über den Einfluss der Kriege auf Verträge zwischen Angehörigen der kriegführenden Staaten ein internationales Abkommen getroffen werde, wodurch das englisch-amerikanische Recht hin sichtlich der Nichtigkeit des Erloichens und der zeit weiligen Unklagbarkeit von Verträgen im Kriegfall der in den übrigen zivilisierten Staaten herrschenden Anschauung sich anpasst. Für den Abschluss eines solchen Abkommens ist die nächste Friedenskonferenz in Aussicht genommen." Nachdem auch diese Erklärung einstimmig an genommen war, vertagte sich der Handelstag auf Donnerstag. Aus Anlass der Vollversammlung des Deutschen Handelstages fand heute im Marmorsaale des Zoolo gischen Gartens ein Festmahl statt, zu dem eine grosse Anzahl von Ehrengästen sich eingefundcn hatte, an ihrer Spitze der Handels minister Dr. Sydow, der Staatssekretär des Reichs- justizamts Dr. Lisco, der Unterstaatssekretär im Rcichsamt des Innern Dr. Richter, die Direktoren Dr. v. Koerner, v. Jonquieres, Dr. Lewald, Müller u. a. Nachdem Präsident Dr. Kaempf das Hoch auf Kaiser und Reich ausgebracht und Geheimer Kommerzienrat Vogel (Chemnitz) die Ehrengäste begrüsst hatte, hielt der preussische Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow eine Rede, in der er dem besonderen Bedauern des Herrn Reichskanzlers Ausdruck gab, dass es diesem unmöglich geworden sei, wie in früheren Jahren zum Festmahle zu erscheinen, und dann sortfuhr: „Der politische Wettkampf wird nur noch im äussersten Falle durch Heer und Flotte, für ge- wohnlich wird er auf unblutigem Wege ausgesochten. Dank der erfolgreichen Entwicklung von Handel und Gewerbe ist Deutschland auf dem Wege, ein Gläubigerstaat zu werden und in der Lage, nach Befriedigung des Inlandbedaris noch Anleihen an das Ausland zu geben. Wer dies ver mag. eröffnet damit zugleich seinen Kaufleuten und seinen Industriellen den Zutritt zu den beliebenen Ländern und hält den Schuldner an goldener Kette So werden Handel und Industrie eines Landes zu Vermittlern und Förderern seiner politischen Macht. Ich will nun keineswegs behaupten, dass ich Ihnen damit etwas Neues sage oder dass der Hanbecstag etwa geneigt sei. die Bedeutung der von ihm ver tretenen Interessen zu unterschätzen. Im Gegenteil, Sic haben gerade aus solchen Erwägungen im vorigen Jahre eine härtere Vertretung rn den ersten Kammern gefordert und diesmal das Verhältnis von Handel und Gewerbe zu den Re gierungen und den Parlamenten auf die Tagesordnung gesetzt. Dabei möchte ich mit Genugtuung fest stellen, dass in der vom Ausschuss empfohlenen Er klärung in der Hauptsache von der mangelnden Fühlung mit dem Parlament und nur ganz nebenbei von der Regierung die Rede ist Ich darf wohl zugunsten der Regie rung Vermerk nehmen. Aber ich fürchte eins: Wenn auch alle Ihre Wünsche vom voriaen und von diesem Jahre erfüllt würden, so würde es damit doch nicht getan sein. Worauf beruht denn in letzter Linie die grössere Wucht, mrt der die landwirtschaftlichen Interessen sich in der öffentlichen Meinung durchsetzen, als die von Industrie und Handel? Darin, dass die L a n d w i r t s ch a f t einheitlich und g e - ! chlvssen auftritt, dass sie die Interessengegensätze, die es auch bei ihr gibt, z. B. zwilchen grossem und kleinem Grundbesitz, zurückzustellen und das Geniein same altern in den Vordergrund zu bringen ver standen hat. Daran aber fehlt es in Handel und Gewerbe noch sehr; wohl sind hier die Interessenuntcrjchiede mann igfaltiger als innerhalb der Landwirtschaft. Aber es ist ooch nicht nötig, dass bei so vielen wichtigen Fragen die Industrie der Halbfabri kate und die der fertigen Waren, der Grosshandel und der Kleinhandel, die Fabrikindustrie und das Ha.idwerk, der Handel und die Industrie in Gruppen auseinandersallen, die sich oft bekämpien, und dass die Vcr uche. alle zu gemeimamer Aktion zusammen- zufassen, entweder, wie noch dr« letzten Wochen wieder gezeigt haben, von Anbeginn scheitern oder sich auf die Dauer als unwirkiam erweisen. Darum möchte ich den Krei en. deren Interesse der Handelst«« vertritt, zuruien: Wollen Sie einen starken Einflug gewinnen, dann müssen Sie viel mehr als bisher das Ihnen Gemein same herausarbeiten, bas Sie Trennende zurücktrcten lassen. Der Deutsche Haudelstag hat das grosse Verdienst, die berufenen Vertreter des ganzen brutschen Handels und Gewerbes zunächst räumlich zusammengefasst zu haben. Möge es ihm auch gelingen, die Gegensätze, die innerhalb der von ihm vertretenen Krei,e beuchen, auszugleichen und sie immer fester zu einer inneren Einheit zusammen- zuschliessen. Mit diesem Wunsche erhebe ich mein Glas und ru»e: Der Deutsche Handelstag hoch! hoch! hoch!" Von dem am Erscheinen verhinderten Reichs kanzler war folgende Depesche eingegangen: „Ich bitte Sie, sehr verehrter Herr Präsident, dem Deutschen Handelstag zum Ausdruck zu bringen, wie lebhaft ich bedauere, dass ich mir die Freude der Teilnahme an seinem Fest mahle in diesem Jahre versagen muss. Den Vertretern des deutschen Handels, deren dies jährige Tagung der Reichsregierung wiederum wertvolle Anregungen bringen wird, sende ich meine besten Grüsse und Wünsche." Aum Zoll Caillaux. Aus Paris, Ist. Mürz, wird telegraphisch ge meldet: Der nationalistische „Eclai r" beginnt heute eine neue Fehde gegen den früheren Finanz minister Caillaux und den Marineminister Monis. Das Blatt behauptet, Caillaux habe seinerzeit die Gründung des deutsch-französi schen Kamerun - Kongo - Konsortiums hintertrieben, obwohl er gewusst habe, dass das Scheitern dieses Projekts, das zwischen dem Ka binett Briand und der deutschen Negierung verein bart morden war, ernste diplomatische Folgen nach sich ziehen müsse. In der Tat sei dem Ministerium Monis, dem Caillaux angehörte, wenige Tage nach dessen Amtsantritt, am 14. März Istll, ein Bericht des „Quai d'Orsay" oorgelegt worden, der in scharfer 'Weise auf die Gefahren hingcwiesen habe, denen Frankreich sich aussctzen würde, falls es auf die Bil dung dieses Konsortiums verzichte. Der „Eclair" veröffentlicht den angeblichen Wortlaut der Schluss folgerungen dieses bisher gcheimgchaltcnen Berichts, der dahin lautet, dass die deutsche Regierung in der lleberzeugung, sie könne Frankreich zwingen, sich vor ihrem Willen zu beugen, vielleicht versucht sein würde, Frankreich in gebieterischem und verletzendem Tone an seine Zusage zu erinnern. Weder Monis noch Eaillaux hätte aber diese Warnung beachtet, und am 1. Juli sei die Agadir-Krise ausgebrochen. O In parlamentarischen Kreisen hält inan cs für wahrscl>einlich, dass der M a r i n e m i n i st« r Mo nis, der vor dem Nochcttc-Ausschuss er scheinen soll, für die Dauer der Untersuchung von seinem Amt zurücktretcn werde. Falls die Untersuchung ergebe, dass er sich keines tadelnswerten Vorgehens schuldig gemacht habe, werde er wieder an di« Spitze des Ministeriums treten, das inzwiscizen provisorisch von einem anderen Mitglied des Ka binetts geleitet werden soll. Man erinnert daran, dass seinerzeit auch Bourgeois, der bei der Pa nama-Affäre Iustizminister im damaligen Ka binett Ribot war und eines inkorrekten Schrittes beschuldigt wurde, seine Entlassung gegeben hatte, um als Zeuge vor dem Schwurgericht zu erscheinen, und vier Tage später sein Portefeuille wieder über nahm. O- Der „Matin" erzählt, Caillaux habe vor einiger Zeit den Oberstaatsanwalt Fabre zu sich berufen und ihn über den vielbesproche nen Bericht vom Jahre 1911 befragt. Fabre habe erwidert, dieses Schriftstück eristierc nicht. Fabre werde vor dem Rochette-Ausschuh erklären, dass er einerseits Caillaux habe beruhigen, anderseits damit sagen wolle-n, dass der Bericht, den er in vertraulicher Weise dem damaligen Justizminister Briand über mittelt habe, nicht der Oeffentlichkeit preisgegeben werden solle. Fabre hatte zu seinem persönlichen Schutz das Original des Berichts für sich behalten. Der gegenwärtige Minister Bienvenu-Ma r ti n habe kürzlich Fabre gefragt, ob es wahr sei, dass er Briand eine Abschrift des Berichts übergeben habe. Fabre bejahte dies, worauf Bienvenu-Martin sein Er staunen darüber ausdrückte, dass dieses S^rift^ aus dem Justizministerium verschwunden sei, und Fabre ersuchte, ihm eine neue Abschrift davon zu geben. Fabre verweigerte dies trotz wiederholten dringenden Ersuchens des Iustizmintsters. Hk Ein Blatt berichtet, der Advokat Lab ort habe dem früheren Finanzminister Caillaux erklärt, er könne die Verteidigung seiner Gattin nur dann Uoer- nehmen, wenn es als eine ausgemachte Sache an gesehen würde, dass er das Andenken Calmet- tes, für den er die vollste Achtung bewahrt habe, aus dem Spiel lasse. Labori habe auf der Redaktion des „Figaro" eine ähnliche Erklärung abgegeben. Frau Caillaux wiederholte einem »ekretür La- boris gegenüber das Bedauern über die Tat. Sie sei über die Presskampaane wahnsinnig auf geregt gewesen. Sie bekannte, dass sie eine schwere Schuld auf sich geladen habe, als sie sich will nlos einen Augenblick der Verwirrung hingegeben habe. — Oberstaatsanwalt Fabre erklärte einem Bericht erstatter. er denke durchaus nicht daran, seine Ent lassung einzureichen. Er würde eine solche Hand lungsweise als Fahnenflucht mitten im Kampfe an sehen. politiletie Ueberlietü Zur Geburt öes Thronfolgers von Lraunfchwelg. Die Reise des Kaisers nach Braun schweig, die heute erfolgen sollte, ist auf un bestimmte Zeit verschoben worden. Das übrige Neiseprogramm des Kaisers erfährt je doch keine Veränderung. Anlässlich der Geburt eines Thronfolgers in Braunschweig hat der Präsident des preussi schen Abgeordnetenhauses Graf Schwe rin Glückwunschtelegramme an das Herzogspaar, den Kaiser und die Kaiserin über mittelt. Die Hauptstrassen der Stadt Braunschweig erstrahlten gestern abend in einem Lichtcrschmuck, der sich besonders eindrucksvoll in der Nähe des Nesidenzschlosscs gestaltete. Der „T. R." wird aus Braunschweig ge schrieben, dass der neugeborene Erbprinz ein kräftiger Knabe von reichlich sieben Pfund sei. Bei der Geburt leisteten Prof. Dr. Kruken berg, der Direktor des Herzoglichen Kranken hauses, und Dr. Lurtz, dec Leibarzt des Her zogs, den ärztlichen Beistand. Der Erbprinz ruht in einer Wiege, die von Damen des Landes gewidmet ist. Sie zeigt auf den Längsseiten Der gute Name. 34s Roman von Georg Engel. cl.'oi>xr»Adl lSU> r» 5- O. c. m. i>. U. I.viprP;. Es war Herr Schimmel, der so äusser sich geriet. Der Disponent Pilz hatte ihn herausgcschickt, um grossartige Quantitäten Butter zu kaufen, da das Gerücht ging, dass in letzter Zeit auf Dangc- row alles zu fabelhaften Preisen verschleudert würde. Äusser ihm fass noch ein phlegmatischer Gross viehhändler hinter dem Tisch, der beim Eintritt des Kapitäns ruhig die fleischigen Hände in der Tasche liess, und seine Beine weit von sich streckte. „Der Herr wünscht wohl zum Herrn Land rat?" fragte der Verwalter, indem er seinem Gaste näher trat, „unser Herr wird aber wohl erst in einer Stunde zurückkommen." Holstein schüttelte den Kops. „Jcb nehme auch mit Ihnen vorlieb," gestand er aufrichtig, „wenn Sie mir sagen können, welche Vorräte hier eigentlich zu verkaufen sind." Der Vogt verzog die weissen Augenbrauen und zuckte die Achseln. „Ja, es ist hier allerlei zu haben," gab er vorsichtig zurück, „es kommt darauf an. Wenn der Herr so lange warten wollen, bis ich mit diesen Männern einig bin, dann will ich gern di-' Liste vorlegcn." „Gut," sagte der Kapitän und setzte sich, „ich warte." Besser hätte er es gar nicht treffen können, kam ihm doch alles darauf an, was hier eigentlich verhandelt wurde. Er sollte darüber bald die nötige Klarheit erhalten. Der Fleischer nämlich nahm den unterbroche nen Handel wieder auf und warf mir seiner dicken Hand zwei Tausendtalcrscheine auf den Tisch, „nun fix", gurgelte er. „Zweitausend für die vierzig Kühe — ihr könnt froh sein, dass ihr das Geld auf den Tisch gezählt bekommt. Meine beiden Treiber sitzen nebenan im Dangerowcr Krug, ich will gleich fort." „Bei dieser Dunkelheit?" fragte der Ver walter dagegen, „nun, mir kann's gleich sein." Er setzte sich seine Mütze auf und wollte den Händler in den Hof hinaus lassen, als der Ka pitän sich plötzlich erhob und den beiden in den Weg trat. Rasch fasste er den Fetten am Brust knopf und schob ihn ein gutes Stück zurück. „Sie werden die Kühe hübsch im Stalle lassen, Freundchen, und hören, was ich Ihnen jetzt sagen werde," sprach er mit einer Entschie denheit, die jeden Widerspruch ansschloss. Der Viehhändler riss den Mund auf und wich einen Schritt zurück, dann aber drängte er brutal dem Ausgang zu und brummte grob: „Ach was, ich habe zu so was keine Zeit," und damit wollte er Holstein zur Seite stossen, aber ehe er es sich noch versah, fass er bereits, >vie durch die Lust getragen, ans seinem Stuhle, der in allen Fugen krachte, und rieb sich verdutzt den Rücken. Der Kapitän trat an den Tisch und zog eine Brieftasche hervor. „Ich bin der Herr dieses Gutes, weun auch der Vogt dort drüben ein zehnmal ungläubigeres Gesicht dazu macht, und ich will nicht, dass meine Wirtschaft derartig entwertet wird. Aber der Handel ist nun einmal geschlossen, und deshalb sollen Sic .licht, verlieren. Hier biete ich Ihnen LöOO Taler für die Kühe, also 500 Avance, und nun seien Sie gescheit, Mann, und streichen Sie den leichten Verdienst ein; im anderen Falle —" Der Kapitän machte eine unverkennbare Be- wegung. Auf dem Tisch lagen die Kassenscheine in lockender Nähe, und so schwer es' dem entrüste ten Händler auch wurde, er konnte seine Augen von den lieblichen blauen Papi-ren -nicht mehr abwenoen. Ec sprudelte noca estiige Flüche her vor, focht mit den Armen in der Lust, aber er wusste es als praitficher Mann doch so einzu richten, dass bec einer dieser Uebungen die Pa piere plötzlich verschwunden ivaren. « „Schön," der Kapitän machte dem sich Er hebenden eine spöttische Verbeugung. „Es war für mich ein Vergnügen, mit Ihnen in Geschäfts verbindung zu treten." Der Viehhändler kam plötzlich auf den un glücklichen Einfall, höflich aussehen zu wollen, und empfahl sich schleunigst. Der Kapitän aber sagte mit grosser Höf lichkeit zu dem Sozius des Herrn Pilz: „Mit Ihnen, lieber Schimmel, finde ich mich schon ab, fahren Sie unterdes ruhig nach Hause, und grüssen Sie Herrn Pitz. Das ist ein Mann, für den ich eine grosse Verehrung hege." Auch Schimmel wollte seine glühende Bereit willigkeit an den Tag legen, aver die Sprache blieb ihn: aus. Kein Wunder, denn seine Phan tasie galoppierte bereits in einer Region, die Herr Pilz entrüstet als „Unsinn" bezeichnet haben würde. Wi? ein Vcrzüclt'r stand er da und schnappte beangstlgcud nacy Luft. Was waren alle Wunder der Bibel gegen die Gescijichte, die er seinen Künden aus den Erlebnissen des heutigen Abends zurechtschmieden würde! Dieser Kapitän — Nacht und Nebel — sprengt herein — alle Kaufgeschäfte null und nichtig — draussen eine berittene Bande — und Der Sozius war eben dabei, sich das Schloß an allen öier Ecken angcstcckt zu denken, als der Vogt in seine Rechte trat. „Was soll das heißen, Herr?" knurrte er misstrauisch, „was soll ich mir von allem denken?" „Deuten Sie lieber gar nichts, mein Freund," meinte Holstein ruhig, „hier oben bei Ihnen wird in den nächsten Tagen genug gedacht iverden, da könnte man Ihren Verstand besser gebrauchen, und nun gute Nacht!" Er wollte an dem Alten und dem sich tief verneigenden Herrn Schimmel vorüber, aber der Vogt^ rückt? schnell den Tisch zwischen sich und die Tür und sperrte so den Ausgang. „Nun ist's genug," grollte er. „Kommt hier herein und übt einfach Gewalt aus, als ob er der Herr wäre. Ich will doch erst einmal dem Land- oonnerslsy, 19. ütsrz l9l< die Initialen des .Herzogspaares mit dem Wappenspruch. Am Fußende der Wiege smd die braunschweigischen und preussischen Haus wappen angebracht. Dann bringt die „Tägl. Rdsch." noch fol gende, allerdings höchst seltsam klingende Mel dung: „Seit dem L März wohnt als Gast des Herzogs im Parthotcl der englische Bot schaftsrat aus Berlin, um als Bevollmäch tigter des englischen Königs die Beurkundung der erfolgten Geburt neben dem Herzoglichen Staatsminister zn voll ziehen." Ja, genügt denn bei der Geburt des Kin des eines deutschen Fürsten nicht die Be- urkundnng durch eiu deutsches Standesamt? Weite nationale Kreise werden diesen altertümlichen höfisch-legitimistischen Brauch gleich uns recht peinlich empfinden. Der Armeebefehl des Kaisers an lässlich der gestrigen Geburt des Thronerben von Braunschweig hatte folgenden Wortlaut: „Meine Tochter hat ihren ersten Sohn heute erhalten. Gottlob alles wohl. Alle Kasernen flaggen. Wachen ziehen mittags im Paradcanzug aus. Von Mittag ab sind die Truppen dienstfrei. Garnison geht im Helm aus." Deutsches Reich. * Die Budgcttommission des Reichstags hat über ihre Beratungen zum Etat für Süd westat rita Bericht erstattet Sie schlitzt vor die Annahme einer Novelle zum Gesetz üker die Einnahmen imd Aus gaben der Lchutzgeoiete. 8 4? dieses Gesetzes soll wie wlgt lauten: Soweit Ausgaben zum Baue, zur Er weiterung oder zur Erwerbung von Eisenbahnen ode EijenbahnanteUen, zu Straßenbauten, Hafenanlage Strombauten und Staudämmen oder zu ähnlich- Anlagen werbender Art Verwendung finden, sind d Grundeigentümer und Besitzer von Bergwerksgerechr samen und Lbgabenfonderrechte» im Wirtschafts bereiche dieser Anlagen zu einer ihrem Interesse rn der Anlage entsprechenden Leistu ig zugunsten de. Schutzgebietes hecanzuziehcn. Es kann verlangt werden, dass die Leistung in Form von Land abtretung erfolgt, sofern das Grundstück durch die Abtretung nicht derart zerstückelt wird, daß das Rest grundstück nach seiner bisherigen Bestimmung nicht mehr zweckmässig benutzt werden kann. Mangels einer Einigung über dre Höhe der Leistung sowie über Grösse und Art der abzntretenden Flächen ent scheidet eine vom Reichskanzler zu bestellende be sondere Kommission von drei Mitgliedern endgültig. Die Kommission hat das Recht die Verpflichteten vorzuladen. Zeugen und Sachverständige sachlich zu hören, sowie Gerichte und Verwaltungsbehörden um Rechtshilfe zu eriuchen. * Marineverwaltung und Lehrersöhne. Der Reichs- tagsabgeordnere Hoff hat an den Reichskanzler folgende kleine Anirage gerichtet: Zeitungsnachrichten zmolge werden Söhne von Volksschullehrern —von ganz ver einzelten Ausnahmen abgesehen — als Offi ziersaspiranten für die Marine nicht angenommen, auch wenn sie bezüglich ihrer körperlichen Beschaffenheit und ihrer Vorbildung den gestellten Anforderungen genügen. Ist der Herr Reichskanzler bereit. Auskunft darüber zu geben, ob diese Nachrichten auf Tat sachen beruhen? — Und bejahendenfalls, was ge denkt der Herr Reichskanzler zu tun, um diese für den Volksichullebrerstand verletzende und die Interessen der Marine schädigende Derwal- tungspraxis der Marinebehörden zu beseitigen? rat ein Stückchen von seinem Gast erzählen — he Jochen, Karl, Friedrich!" schrie er plötzlich aus der geöffneten Tür hinaus. Im nächsten Augenblick gellte ein schriller Pfiff durch die stille Nacht, und während die landrätlichen Knechte aus ihren Verschlügen her zuströmten, galoppierten zugleich Holsteins Ma trosen vor die geöffnete Tür. „Das ist Gewalt," zischte der Vogt empört, „so was war noch nicht da, so lange ich auf dem Gut bin." „Manu, räumt den Tisch fort!" befahl der Kapitän ruhig, während Herr Schimmel plötzlich auf unbegreifliche Art verschwunden war. „Es sollte mir leid tun, weun ich ein Stück Tür mit hinauSnehmen müßte." „Den Tisch fort, ihr Rackers!" schrie der Steuermann Bars und lenkte sein scheues Pferd mitten in den Haufen der Knechte hinein. Aber nun erhob sich Geschrei und Wutgeheul, eiu wilder Tumult folgte. Von allen Seiten tauchten Männer auf, die mit Knütteln und Ackergerät wie toll ans die Reiter einschlugen. In wenigen Minuten mußte die kleine Schar erdrückt sein. Auch in die Stube des Vogts waren die er regten Knechte gedrungen, und schon begannen sie mit dein Kapitän handgemein zu werden, als plötzlich eine heile Stimme vom Fenster aus „Halt" gebot. Augenblicklich wichen die Knechte zurück, und Holstein erkannte aufaUncird durch den Fensterrahmen das schwarze Gewand und den Hut einer Reiterin. Er grüßte höflich, als jetzt das oberste Fenster aufacstogen wurde und der schöne Kopf Sylvias erschien. „Ah!" rief sie läckzelnd, indem sie Holsteins Worte spöttisch wiederholte, „wir kommen gerade zurecht, um zu verhindern, dass unserem Gast nicht allzusehr das Haar ciustaubt. Im Hause/ des Landrats von Parchim soll das wcnigstenL nicht geschehen." (Forr,etzung in der Morgenausgabe.^ Ooaaei * »elSfti« Zu einem Luxembu diplomatische Präsident de baden und Als kurz vo durch die St gaben, erjchi Burschen, di Zabern bezii seillaise wur Passanten u stifter zu v Luxemburg von der ösfen * Der Ri Mitteilung Abgeordnete des Aufs getreten sein tung ein wil jammert ber hat den Sie, die Kirche C fionellen Pa * Die „D in Frankiur unzufriedene nassauischer ' wartig in 8 reoners ati Creußen un ärung, dal -aniover,,i esetzen wid rmoend, d> der Reich * Berban hrige ord, ".bandes >nabend, c. Als l :den. * Reise ,caphiich wi ungarische 5 teilung erh im April z, Pest komme als auch im , tungen zun Ankunft in folgen. Dei empsangen. zu hulozgen. auf besondei * Der Aus Pete Zum Ches herige Direl ral Zanu 15 Jahve al der Militär Gvneralstabr Generalgoui Mandanten worden. * Das Petersdi Duma hat «allsten und !>0 -stimmei tion über feier abo * Das einer Meli störium I 30. April, f abgesehen o bis yofs Bischöfe * Die ! Zarentochte rumänis nand mit und dem H in Zarskoje Während d ältesten To, mit dem P sind umfari Hof hat sei verschoben, natürlich a tung beig * Au» d rest wird erster Lefm gegen ein« schlossen, d. Verfass, wort auf d men angen * Di- « grad wirk der Haupt! großen vehufs Uel einsetzung allgeme * «n; Aus Mail, Dura zzi da» B e g n aericht in! Offiziere. Festungsho anläßlich Albanien , * «in, derTelvgr« Balley- ' angestrengt /citenpe R h'-abe. die kö»hlenprod ickvr ein 3 Ders Gene