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Der Zwischenfall in -er Suöget- kommisfl-n -es Reichstags wegen der Zwangsversteigerung von Eingeborenen land in Dual« (Kamerun) — wir berichteten darüber bereits in der gestrigen Abendnummer — hat zu den, Beschluß der Kommission geführt, beim Plenum des :tzeichstags bis zur Klärung der ganzen Angelegenheit auf Zurückstellung des Etats für Kamerun hinzuwir- kcn. Das Wölfische Bureau verbreitet dazu noch fol gende Meldung, die wir wegen der Bedeutsamkeit der Angelegenheit in Ergänzung des Berichts in unserer gestrigen Abendnummer hier im Wortlaut wicdergeben: In der Budgetkommisswn des Reichstages brachte bei Beratung de» Etats für Kamerun ein Referent mehrere Klagen über das unzulässige Enteignungsverfahren den Eingebo. renen gegenüber und die Beschlagnahme eines damit in Zusammenhang stehenden Tele gramms an den Reichstag zur Sprache, die auf Veranlassung des Bezirksamts in Duala erfolgt war. Gouverneur Eber maier führte aus, daß die Enteignung im sanitären Interesse der Bevölkerung wohl begründet gewesen sei. In einer Versammlung von interessierten Eingeborenen sei di« Absendung eines Protesttelegramms an den Reichstag beschlossen worden, das allgemein bekannt geworden war, auch dem Beztrksamtmann. Darauf sei der Ober häuptling, der zugleich Regierungsbeamter ge wesen sei, aus seiner Beamten st ellung ent fernt und das Telegramm beschlagnahmt, aber nach ü Tagen freigegeben worden. Nach ihm ge wordenen Mitteilungen sei der Sekretär des Duala. Uanga, der sich nach Deutschland begeben wollte, aus Schwierigkeiten gestoßen, habe dann den Umweg über englisches Gebiet genommen und sei, als er in Ham burg cintraf, festgenommen und einen Tag in Haft behalten worden. Dieses Verfahren fand in der Kom mission schärfste Verurteilung, besonders non sozialdemokratischer, fortschrittlicher und Zentrums-Seite. Das Petitionsrecht an den Reichstag sei verletzt, der Reichstag mißachtet, das Postgeheimnis verletzt und die Achtung der Eingeborenen vor dem deutschen Rockst empfindlich geschädigt worden. Staatssekretär Krätke teilte mit, das Postamt in Duala hab« auf Grund des formell gültigen Be schlusses des Bezirksamtmanns das Telegramm aus- geliefert. Auf die Frage, weshalb die Depesche liegen geblieben sei, erklärte der Staatssekretär, ein« Aufklärung nicht geben zu können. Ein Zentrumsredner verlangte vollständig« Auf klärung im Interesse des Ansehens des Reichs dem Auslande gegenüber. Im Interesse der Beamten schaft wünschte er die Vorlegung des ge samten Aktenmatertals über die Ent- cignungsangelegcnhoit. Damit die Frage nicht un geklärt an Vds Plenum gelange, sei es zweckmäßig, die Vertagung der Weiterberatung bis nach Ostern zu beschließen, bis wohin das ganze Material gedruckt vargelegt werden solle. Die Redner mehrerer Parteien schlossen sich d«r Anregung an. Die Kommission entschied, den Etat für Kamerun bis auf die Duala Angelegenheit zu erledigen und beim Plenum dahin zu wirken, daß der ganze Etat Kameruns zur ückge stellt werde, bis eine vollständige Aufklärung der Duala-Angelegen- Helt erfolgt sei. Wehrbeitrag unö Kriegssteuer. Man schreibt unS: In verschiedenen Blättern — so auch im Leipziger Tageblatt am 17. März abends — ist erörtert worden, ob etwa der Wehrbeitrag eine Kriegssteuer sei und deshalb von den in Deutschland lebenden Ausländern nicht einge- zogen werden tonne. Selbstverständlich handelt eS sich nicht um eine Kriegssteuer, wie sic Eng land während des Burenkrieges, Japan wäh rend des .Krieges mit Rußland erhoben. Soll doch der Wehrbeitrag den Krieg gerade ver hüten und den Frieden sichern. ES wäre darum verkehrt, wenn der Wehroeitrag an dem Aus- lünder vorüberginae, der den Schuh des Reiches genießt und an dessen Frieden mindestens ebenso interessiert ist, wie wir selbst. Die wirklich ernste Frage lautet aber auch ,^anz anders, nämlich dahin, ob nicht unsere ^taatSverträge mit Italien, Rumänien, Ruß land und Griechenland im Wege stehen, insofern es darin ziemlich gleichlautend heißt, daß die Angehörigen der BertragSstaaten befreit sein sollen von Lasten, die infolge „anderer außer- gewöhnlicher Umstände" aufgelegt werden. Mit dem Worte „anderer" ist gerade der Gegensatz zu sog. KriegSsteucrn bezeichnet. Die StaatS- vcrtrage beschäftigen sich eben grundsätzlich mit der Frage, inwieweit die Ausländer zu Kriegs leistungen oder arideren außerordent lichen Abgaben herangczogen werden tonnen. Run muß leider zugegeben werden, daß schon die amtliche Begründung den außerordent- l > chen Eharakter des Welrrbcitragcs hervor hob. Ebenso betonte der Berichterstatter im Reichstage den „Ausnahmccharakter" der Ab gabe. Die Kommentare folgten nach, und schließ lich läßt sich auch 8 69 ocs Gesetzes selbst n diesem Sinne verwenden. Mali wird zugeben, daß diese Frage sehr ernst ist. Denn die Befreiung auf Grund der oben genannten StaatSverträgc würde auch den Angehörigen von Ländern mit Meistbegünsti- gungsklaufeln zugute komm««. Lickstr den An- gehörigen Belgiens, Japans und wohl auch Groß britanniens, während es bei Frankreich und den Bereinigten Staaten von Amerika zweifelhaft sein mag. Gleickst Folgen ergäben sich dann auch für die ausländischen Aktiengesellschaften und Aktienlomnianditgeselljchaftcn. Auch sic gelten als Angehörige »remder Staaten und genießen als solche den Schutz der StaatSverträgc. Das Wehrbeitragsgesctz will sie ja nach K 11 sogar ungünstiger behandeln als die inländischen Ge- sellsckfaften, was z. B. gegenüber Oesterreich <vgl. Zusatzvertrag von 190s) nicht ohne weitere- zulässig erscheint. Eine Erklärung de- Schatzsekretärs als des hier zuständigen Vertreters des Reichskanzlers steht unseres Wissens noch aus. Eine „Anfrage" im Reichstage wäre am Platze. Einen Ausweg aus dem Dilemma bietet vielleicht die Ueberlegung, daß die Umstände, die unS zur letzten großen HeereSvermehrung und damit -um Mehrbeitrog führten, nicht in dem Sinn „außergewöhnlich" waren, wie man wohl diesen Ausdruck bei vorübergehen den Erscheinungen gebraucht. Leider ist cs der dauernde Zustand des in Waffen starrenden Europa, der uns zu jener Zttaftanstrengung zwang. DaS „Außergewöhnliche" liegt für uns mehr darin, daß der Wehrbcitrag ein c i n m alt- ges Opfer darstellt, von dem der Csesetzgcber init Nachdruck gesagt hat, daß eS nicht wieder kehren solle, wre die laufenden Steuern und Abgaben. Doch ist cs unmöglich, die schwierige Frage an dieser Stelle ganz auszuschöpfen. Vollversammlung -es deutschen han-elstoges. 8. L 11. Berlin, 18. März. Unter überaus zahlreicher Beteiligung von Ver tretern der angeschlossenen kaufmännischen Korpora tionen sowie der Behörden trat heute vormittag hier im Langenbeck-Hause die berufsmäßige Vertretung der deutschen Handelsinteressen, der Deutsche Handelstag zu seiner 3 9. Vollversamm lung zusammen. (Uober den Beginn der Tagung hatten wir bereits in der gestrigen Abendnummer berichtet. Di« Rod.) Di« Versammlung behandelt« als ersten Punkt der Tagesordnung die Reform de» gewerblichen Rechtsschutzes. Als Referent über das Patentaesetz fungierte Iustizrat Dr. Haeuscr (Höchst a. M.), über den Gebrauchsmusterschutz der stellvertretende Vorsitzende der Handelskammer Halle Ro« diger und über das Warenzcichengosetz Kommerzienrat Teller (Nüvn- bera). Die drei Referenten legten der Versammlung ge meinsam eine Erklärung vor, die in ihrem allgemeinen Teil lautet: Die im „Deutschen Rcichsanzeiger" vom 11. IM 1913 ocröff«nklickten vorläufigen Entwürfe eines Patentgejetzes, eines Gebrauchsmuster gesetzes und eines Warenzeichengosetzes stellen formell eine Verbesserung d«r Bestimmungen über den gewerb, lichen Rechtsschutz dar. Sachlich sind sie inanchen Bedenken ausgesetzt, die für die Entwürfe eines Patent- und eines Gebrauchsmustergesetzes so schwer sind, daß diese Entwürfe in der vorliegenden Fassung unannehmbar erscheinen und ihnen gegenüber der gegenwärtige Rechtszustand den Vor zug verdient. Die Erklärung wurde einstimmig angenommen. Die Erklärung zu dem Entwurf eines Ge brauchsmusterschutzes des zweiten Referenten Roediger (Halle) lehnte sich an die Erklärung des ersten Referenten an und hatte folgenden Wortlaut: „Daß der Entwurf eines Gebrauchsmustergesetzes sich an denjenigen eines Patendgesetzes anlehnt, liegt in der Natur der Sache. Auch gegen ihn sind die Einwendungen zu erheben, die sich auf Er finderrecht, Erfinderehre und Angestellten-Erjnnder beziehen." Auch diele Erklärung fand einstimmige Annahm«. Zu dem dritten Teilthoma, Entwurf eines PZarenzetch enge setz« s legte der Bericht- «üftatter Kommerzienrat Seiler (dtüknberg) eine Erklärung vor, in der es u. a. heißt: » Die wichtigste Aenderung, die der Entwurf eines Wavenzeichsngeseheg bringt, ist di« Ersetzung d«s Prüfungs- und Widerspruchsverfakrens durch das Aufgebots- und Einspruchsverfayren. Für die Einführung L«s letzteren hat sich d«r Deutsche Handelstag bereits am 9. April 1907 ausgesprochen, damit jeder Beteiligte die Gelegenheit und das Recht erhalte, gegen die Eintragung eines Zeichens Ein spruch zu erheben. Wenn der Deutsche Hand«lstag damals gefordert hat, daß neben dem neuen Verfahren das alte be stehen bleibe, daß also das Patentamt auch noch allen Inhabern von Zeichen, die mit d«m für gleiche oder gleickarttge Maren neu ang.meldeteten Zeichen Ubcr- einsttmmcn, von der Anmeldung Mitteilung mache, so läßt er dies« Forderung jetzt fallen. — Daß für die Anmeldung der Warenzeichen Klassen gebildet werden mit der Wirkung, daß für jede Klane eine besondere Gebühr zu zahlen ist, hat der Deutsche Han- dclstag schon früher gebilligt. Er spricht sich aber dafür aus, daß di« im Entwurf vorgesehenen Kle' - sengcbühren «rheblich herabgesetzt werden. In bezug auf die sonstigen vom Ausschuß des Deutschen Handelstages am 12. Februar 1913 zu d«n Entwürfen eines Patontassetzes, eines Gebrauchs mustergesetzes und «ine» Wavenzeichenges«tzes gefaß ten Beschlüsse spricht der Deutsche Handelstag den Wunsch aus, daß sie gebührende Beachtung finden. Es ist zu hoffen, daß die Entwürfe gemäß den geäußerten Bedenken umgearbeitet werden, bevor sie an den Reichstag gelangen. Nur dann kann erwartet werden, Laß die Ges«« in ihrer neuen Fassung der Aufgabe, die Entwicklung von Industrie und Handel zu fördern, in vollem Maße gerecht werden. Auch diese Erklärung wurde ohne Debatte ein stimmig angenommen. Der folgend« Punkt der Tagesordnung betraf die Beziehung von Industrie und Handel zu Regierung und Parlament. Namens des Ausschußes empfahl der Referent Han delskammer-Geschäftsführer Dr. Brandt (Dussel- dorfl folgend« Erklärung: Der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung Deutsch lands entspricht es. daß sich der Reichstag immer mehr mit wirtschaftlichen Fragen beschäftigt, die des aan,st Gewerbe oder einzelne Gewcrbe'weige ent scheidend in d«n Bedingungen beeinflussen, unter denen die Waren erzeugt oder abge'etzt oder die Ar beiter beschäftigt wcrden. B«i der Vorbereitung und Beratung der wirtschaftlichen Gesetz« ist eine ge nügend« Fühlung zwischen dem Reichstag« oder seinen Kommissionen und den von der Gefetzaebuna berühr- ten Gewerbetreibenden entweder überhaupt oder doch in einer richtigen und würdigen Art nicht vorhanden. Das ist um so schädlicher, al» der Reichr- tag lediglich aus den Berufs, und Lebenserfabrun- gen seiner Mitglieder heraus in Wirtschaft s- fragen häufig nicht al» genügend un terrichtet gelten kann. — Diese enge Fühlung zwischen dem Reichstag und dem Gewerb« herzustellen, ist nach Ansicht de» Deutschen Handelrtaa«, ein« wirt- schoftspolitilch« Notwendigkeit für Deutschland. Auch den bürgerlichen Parteien Deutschlands kann e» nicht gleichgültig sein, ob weiterhin eine tiefe Bei- stimmung über die Haltung der Parteien in Mitt schaftsfragen große Gruppen, wenn nicht den größten Teil der Eewerlxtreibenoen den Parteien und dem politischen Leben entfremdet. Der Deutsche Handelstag verlangt di« Sicher- heit dafür, daß die gewerblichen Körper- schatten rechtzeitig mit der Vorder«, tung der wirtschaftlichen Gesetzent würfe beschäftigt werden, daß ihr« Wünsche za einer Gesetzesvorlage dieser Gesetzesvorlage selbst bei- gefügt oder wenigstens der zu ihrer Beratung be stimmten Reichstaaskommision verordnet übergeben und durch einen besonderen Berichterstatter über Bitt schriften in den Kommissionen an der richtigen Stell« ooraetraarn werden. Der Deutsche Handelstag verlangt seiner eine un mittelbare persönlich« Fühlung zwi schen den R e ich »ta g s ko m m i ssi o n en und dem Gewerb« bei allen wichtigen Wirtschafts fragen und hält cs für zweckmäßig und nötig, daß zu den Verhandlungen der Reichstagskommi'sionen auf Wun ch der großen zentralen Wirtzchaftsverbände Gewerbetreibend«, die von di«'«n Verbänden bestimmt werden, als Sachverständige mit beratender Stimme zugezogen werden. Auch eine bessere und zuverlässigere Berichterstattung über die Kommissions- Verhandlungen des Reichstags ist dringend not wendig. Daneben muß der Deutsche Handelstag allerdings auch an die Unternehmer die ernste Mah nung richten, im politischen Leben ihrer Wohnbezirke tätig zu sein. Der Deut che Handelstag will mit solchen oder ähnlichen wirklich zu dem von ibm bezeichneten Ziele führenden Maß regeln keine Machtpolitik von Industrie und Handel gegenüber dem Reichstag befürworten und leine ein seitigen Interessen im Reichstag vertreten sehen, son dern er verlangt nur die Sicherung zweckmäßiger Wirtschaftegesetzgebung mit Hilfe einer sachverstän digen Aufklärung der RvichstagsabgeorLneten in den Fällen, wo eine solche Aufklärung und Unterrichtung über tatsächlich« Zustände im Gewerbe und die Wir kungen wirtschaftspolitischer Maßregeln des Reichs tages im Interesse der deutschen Volkswirtschaft not wendig ist. Nach dem Referat kam es zu einem kleinen Zwischenfall. Der Vorsitzende Dr. Kaempf bemerkt: Ich bin in den Grundgügen mit den Ausführungen und der Erklärung de» Referenten einverstanden. Da ich aber gleichzeitig Präsident des Reichstages bin, muß ich di« Bemerkung, daß LieReichstagsabgeord- neten ihr Handeln in einer gewissen Ab hängigkeit einrichten müßten, ganz ent schieden ablehnen. Dr. Brandt erklärte: Es hat mir fern gelegen, einen Reichstagsabgeordneten zu beleidigen. Ich halte aber aufrecht, daß die Abgeordneten vielfach m Abhängigkeit gewisser Standesoereinigungen handeln. Dr. Kaempf sagte: Ich muß di« Worte Brandts, da sie eine Beleidigung der Abgeordneten des Reichs tages dadstellon, entschieden zurückweilen. Die Erklärung des Ausschusses wirb einstimmig angenommen. Nach einer kurzen Paus« behandelte Regierrrngs- direktor v. Rasp (München) das Thema: Lebensversicherung öffentlich-rechtlicher Körper schaften. Namens de» Ausschuß«» legte er der Versamm lung folgende Erklärung vor: Der Deutsche Handelstag spricht sich dagegen aus, daß der Staat und andere öffentlich- rechtliche Körperschaften in immer wei terem Umfang eine wirtschaftliche Tätigkeit aus üben, durch welche di« private wirtschaftliche Tätigkeit geschädigt wird Nur wo be sonder« Gründe es rechtfertigen, sollte «ine Aus dehnung der staatlichen und kommunalen wirtschaft lichen Tätigkeit stattfinden. Diese Voraussetzung ist auf dem Gebiete der Lebensversicherung nicht ge geben. Der Ausschuß muß vielmehr die große und erfolgreiche, dem Gemeinwohl dienende Arbeit der privaten deutschen Lebensversicherungsgesellschaften anerkennen und bezweifeln, daß di« öffentlich-recht lichen Anstalten diese Aufgabe besser zu erfüllen im stande sein werden. Eine scharf« Verurtei lung verdient es, daß Staats- und Kom munalbeamte für die von den öffent lich-rechtlichen Körperschaften ins Leben gerufenen Versicherungsanstalten per sönlich wirken und ihr« Unterorgan« dazu an halten, und daß hierdurch der freie Wettbewerb zu ungunsten der privaten Tätigkeit beeinträchtigt wird. polilileke Ueberlietit Zur Geburt -es Erbprinzen von Sraunfchweig. Die Sitzung der Landesversammlung in Braunschweig gestaltete sich am Mittwoch unter dem Eindruck der frohen Nachricht von der Geburt eines Erbprinzen zu einer Festsitzung. Präsident Kruger eröffnete die Versammlung mit folgenden Worten: Ich habe Ihnen Mitteilung von einem Schreiben des Herzoglichen Staats ministerium» zu machen, das mir heute morgen zugegangen ist und folgendermaßen lautet: „Auf Befehl de» Herzogs venehlen wir nicht, der Landesversammlung die frohe Kunde zu über mitteln. daß heute früh die Herzogin Viktoria Luise von einem Erbprinzen glücklich entbunden worden ist?' (Leb hafte» Bravo.) Diese frohe Kunde, welche in den frühen Morgenstunden das Herzogtum durcheilte und sicherlich letzt Lis in die fernsten Ortschaften de» Herzogtums gedrungen ist, hat uns mit hoher, aufrichtiger Freude erfüllt. Wir teilen die Freude des hohen Elternpaares und die freudige Erregung der Bevölkerung, daß heute dem Lande ein Erbprinz geboren worden und demnach nach menschlicher Voraussicht das weitere Blühen des alten Herrscher- st a m m e s gesichert ist. Möge dieser junge Sproß vom alten Welfenstamme in kräftiger Gesundheit heranwachsen zur Freude o,r hohen Eltern und zum Segen des Lande», über das zu herrschen er dermaleinst berufen sein wird. (Lebhafte Zu stimmung.) Ich erbitte mir die Zustimmung der geehrten Versammlung, daß da» Präsidium dem Herzog und den erlauchten Großelternpaaren, dem Kaiier und dem Herzoa von Tumberland, die Glück wünsche der Versammlung ausiprtcht. Ich stelle fest, daß Sie die Zustimmung hiermit erteilt haben. Wir können nicht auseinandergehen, ohne die freudigen Gefühle und Empfindungen, welche uns alle bewegen, auszudrücken in einem Hoch aus da» Elternpaar und den jungen Welfensproß Darum bitt« ich Sie: Stimmen Sie mit mir in den Ruf ein: Der Herzog, die Herzogin und der Erbprinz leben hoch! Di« Versammlung stimmte begeistert in da» Hoch «in. — Die Sitzung wurde daraus geschlossen. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt zu der Geburt des Erbprinzen von Braun schweig u. a.: Die festliche Stimmung findet weithin Anklang und Widerhall, voran in der Hauptstadt Preußen» und de» Reiche». Hier gelten di« Glückwünsche der gesamten Bevölkerung zugleich dem Kaiserpaare au» Anlaß der Geburt des sechsten Enkels, sie gelten dem Herzoa Ernst August und seiner erlauchten Gemahlin, sie aelten nicht minder einer schönen und gesegneten Zukunft de» Neugeborenen. * Weites wird au» Braunschweig gemeldet: Wahrend der Huldigung der Flieger, — wir be richteten darüber in der gestrigen Abendausgabe — trat der Herzog auf denBalton des Schlosses. Ein überaus zahlreiches Pubftkum begrüßte den Herzog mit st ü r m r i che n Hochrufen. Die Menge sang patriotische Lieder und brachte Hoch- und Hurra rufe auf den Herzog aus. Die Mannschaften der Garnison sind dienstfrei. O Der Herzog von Eumberland beim Kaiser Franz Joseph. Das „Wiener Fremdenblatt" meldet: Der Her zog von Cumberland erschien am Mittwoch vormittag beim Kaiser in Audienz, um die Ge burt seines Enkels in Braunschweig mitzu teilen. Etatsberatung kn -er reichslän-ischen Ersten Kammer. Die Erste Kammer des elsaß-lothringischen Land tages trat am Mittwoch in die Beratung des Etats «in, der mit rund 8IV2 Millionen Mark bilanziert. In der Debatte verwies das Mitglied Dr. Höffel auf die starke Bewegung, die in den letzten Monaten durch das Land ginge. Dieje sei heioorgerufen Lurch eine schon längst existie rende Mißstimmung. Er zollte der frühe ren Regierung Anerkennung und wies die Behauptung zurück, als ob die Verfassung an Len letzten Ereignissen mitschuldig sei. Er ermahnte weiter zur Mäßigung und praktischer Arbeit. Im wetteren Anschluß an die deutsche Kultur. Abgeordneter Blumenthal führte aus. zu einem Lobe der früheren Regierung, die Aus- nahnzetage beantragt habe, liege kein Anlaß vor. Man müsse bedauern, daß die Absicht, Elsaß Lothringen mit Ausnahmegesetzen zu beglücken, noch nicht aufgegeben worden sei. Mit dem Ausbau der Verfassung habe es keine Not. Die Statthalterschaft, bei der es sich jetzt um ein Interregnum handle, sei eigentlich überflüssig. Wenn man dem Lande nicht eine Regierung geben wolle, die wirklich dem Volke unterstellt sei und aus dem Volke hervorgehe, so sage er, der jetzige Zustand sei besser als jeder andere. Der Abgeordnete Nu land ging in längeren Ausführungen auf die politische Entwicklung Elsaß- Lothringens ein, wobei er bemerkte, man könne nicht erwarten, daß mit dem wirtschaftlichen Anschluß Elsaß-Lothringens an Deutschland sich sofort auch der innere nationale Anschluß vollziehe. Man dürfe keineswegs die sehr schwierige Lage verkennen, in der sich die elsaß-lothringische Regierung befinde. Redner sprach sodann von den Nationalisten als einer kleinen aber einflußreichen Partei, der man dadurch begegnen müsse, daß man sie igno riere. Die Liga zur Verteidigung Elsaß-Lothrin gens könne ihr Ziel nur dann erreichen, wenn sie die Wurzel des Uebels im eigenen Lande sucht und be kämpft. Redner hofft, daß sich die Liga auch gegen die Angriffe des alten Deutschlands wenden und in Frankreich die Wahrheit verbreiten werde. Er for derte zum Schluß einen völligen Systemwcchsel in der Regierung. Deutsches Reich. * Die Reich»1ag»ftichwahl in Borna Pegau findet voraussichtlich am 26. März statt. Es ist zu er warten, daß alle nationalen Wähler ihre Stimmen für den bürgerlichen Kandidaten — gegen die Sozial demokratie abgeben. * Der Verein der Fortschrittlichen Volkspartei in Leipzig und Umgegend hielt am vergangenen Dienstag unter Leitung seines 1. Vorsitzenden, Fa brikbesitzers Hu-10 Gras, seine diesjährige Haupt versammlung ab. Uns wird darüber geschrieben: Die Jahresberichte des Vorsitzenden, des Schriftfüh rers und des Kassierers gaben ein erfreuliches Bild der Entwickelung des Vereines. Als Vorsitzende wurden Fabrikbesitzer Hugo Gras, Professor Dr. H. Barge und Kaufmann Richard Pudor wiedergewähll. Leh. Iustizrat Dr. Haber, Dr. Ernst Langerhans und Schriftsteller Otto Meißgeier, die gebeten hatten, von ihrer Wiederwahl abzusehen, wurden wegen ihrer hervorragenden Verdienste um den Verein xu Lhrenoorstandsmitgliedern ernannt. An ihre Steile treten nach Beschluß der Hauptversammlung neu in den Vovstand Sanitätsrat Dr. Riemer, Reiche gerichtsrat Dr. Philippi, Direktionsmitglied im V. D. H. Gustav Schneider und Lehrer Dr. A. Wünsche. Im übrigen wurden alle bisherigen Vorstandsmit glieder einstimmig wiedergewählt. Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles hielt Generalsekretär Ehr ich einen Vortrag über „Die Landtagsersatz wahl in Großschönau-Eoersbach und die kommenden Landtagswahlen." Mit Befriedigung wurde fest gestellt, daß das Zusammengehen der beiden libe ralen Parteien einen glänzenden Erfolg gehabt habe. Eine ausgedehnte Debatte schloß sich an den Vortrag an. Während der Versammlung lief- das Resultat in Borna-Pegau ein. Mit Bedauern wurde die Nachricht ausgenommen, daß es der National liberalen Partei nicht gelungen sei, den bisherigen Vertreter des Wahlkreises, Herrn 0. Licbert, aus der Stichwahl zu verdrängen. * * Der Kaiser empfing am Mittwoch mittag um 12H4, Uhr den neuernannten brasilianischen Gc- -uLee/cbe/ick) 1 §0. Wer Odo', konsequent täg- ltch aurveadetzübt nach unseren/ heutigen Kenntnissen die denkbar beste Zahn- und Mundpflege aus.