Volltext Seite (XML)
Veite 2. Nr. 2l. Morgen»Nusgavr. LeipHigrr Lagedum. Klasse, für die 18—30,5-Zentimeter-Geschütze vorae- sehen sind. Di« sonst relativ stärkste Armierung soll die Pennsylvania.Klasse der Unionsmarine uns die japanische Fuso-Klasse erhalten: 12—35,tt-Z«ntimeter- Geschütze. Die neue Linienschifisklasse wird die „Lyon- Klasse" genannt werden, und die einzelnen Schiffe werden die Namen „Lyon", „Lille", „Duquesnc" und ,^Tourville" erhalten. — Mit der Uebernahme der franMschen Küstenbefestigungen durch die Marine wird bereits im April d. 5t. deaonnen werden, und zwar zuerst in Cherbourg. Die Übrigen Befestigungen in Brest, Biierta und Toulon sollen dann weiter im Lause de, Jahres folgen Infolge des bei der Marine herrschenden Personalmangels können Marinemannschasten für die Besetzung der Befesti gungen nicht zur Verwendung gelangen, so daß zu- nächst auf den Landersatz zurückgegriffen werden mutz. Im Marineetat für 1914 werden für die Uebernahme der Küstenbefestigungen ca. 1/, Millionen Mark ge fordert. Es werden zunächst im ganzen 1400 Mann für Besatzungszwecke angefordert, die weniger Löhnung als das Bordprrsonal erhalten. Neue Vrun-fätze für -le französischen Sommer- unö Herbsiüdungen. Ein Kenner der Heeresverhältnisse bei un ser» westlicher« Nachbarn schreibt: „ES muß dem neuen französischen Kriegs- nrinistcrium zugestanden werden, daß seine Be- stinrnrungcn über die grossen Hebungen des Jah res 1914 reichlich« Erfahrungen aus den viel besproclxnen Hervstmanövern von 1913 ziehen. Zunächst wird/zum Vokleil von Führern und Truppen, durch vermehrte Kredite für die Schu lung auf Truppenübungsplätzen die Zahl der dort übenden Verbände stark gestei gert. Es iverden üben: 1. und 2. Korps und die 3. Kavallerie-Divisioit in Sissonne, das 3., 8., 20. Korps in Mailly, das 4., 5., 6. Karp in Ch.ilons, das 7. und 21. Korps in Valdahon, das 3., 10., 11. Korps und Teile der Kolonial armee, also etwa sieben Infanterie-Divisionen, in Coätquidan, das 9., 12., 13. Korps und die 10. Kavallerie-Division in La Conrtine, das 16., 17. Korps und Teile der Kolonialarmee, gleich etwa sechs Infanterie-Divisionen, in Lar- zac, das 18. Korps in Sauge. Zusammen er gibt dies, mit den Kolonialtrnppcn, 41 von 46 bestehenden Infanterie-Divisionen und zwei Kavallerie-Divisionen, ein Beweis, in wie hohem Maße dictaktischeAuSbildungder Trup pen und der Führer aus Truppenübungsplätzen eingeschätzt wird. In zweiter Linie sind um fassende Festung-Übungen bei Epinal, unter Leitung eines Mitgliedes des oberen Kricgsratcs, geplant, di«, ohne die Vorbereitun gen, zwölf Tage dauern werden. Beteiligt sind spezialtruppen, Artillerie, Genie, Parks, die volle 13. Infanterie-Division, je zwei Festungs regimenter von Epinal und Toni, Ncserve-For« «Nationen und das 1. Jäger-Regiment zu Pferde. Weiter sind anzuführen: Spezialmauover beim l5. Korps unter einenr Mitglicde des oberen Kriegsrates in der (hegend von Nizza, an denen das 15. Korps, Alpcntruppen, die 6. und 11. Husaren, die 2. Kolonial-Division und Artil lerie des 14. Korps teilnehinen. Als ganz neu sind sogenannte fortschrei tende Manöver bcr allen Korps, äusser dem 3., 10. und 15. zu nennen. Bei Kiesen Manö ver» finden je drei Tage Operationen der Bri gaden und von Divisionen gegen Division statt, naclchcm bei bestimmten Korps drei Tage Evo lutionen im vorgesehenen Gelände vorausgegan- gen sind. Am Schluß der fortschreitenden Ma növer werden das 9., 13., 16. und 17. Korps während zwei Tagen unter ihren Führern und unter Leitung eine- Mitgliedes des oberen KriegSrate- gegen einen markierten Feind ope rieren. Don der Kavallerie üben die 3. und 10. Kavallerie-Division in Ncbungslagern, die 6. und 9. in wechselndem Gelände und bei den großen Manövern, die restlichen sechs Kaval lerie-Divisionen üben in Gruppen zu je drei Divisionen und nachher in zwei Kavallerie-Korps. Jedes Kavallerie-Korp- hat eine halbe gemischte Infanterie-Division zur Verfügung. Dre Vielseitigkeit der UebungSbestinr- rnungcn für die französischen Manöververbände geht schon aus diesen kurzen Grundzügen her vor, wobei man die Ergänzung der heutigen dnrclstveg hohen Etats durch Reservisten nicht übersehen barf." Deutsches Reich. * Die Beisetzung de» verstorbenen Staatsminister» v. Hartwiea in Braunschweig. Am Montag vor mittag fand in derDomkirche die Trauer te i e r für den verstorbenen Staatsminister v. Hart wieg statt. Am Altar war unter einer Fülle von Blumen und Kränzen, unter denen sich auch ein prachtvoller Kranz de» Herzogs befand, der Sarg aufaebahrt. Um 11 Uhr erschien der Herzog. Hof- und Domprediger Dr. v. Schwartz hielt die Trauerrede. Gebet und Segen schloß die Trauer feier. Unter Glockengeläut erfolgte die Uebersührung de» Sarges nach dem Domfriedhof, wo die Leiche des Staatsministcrs der Erde übergeben wurde. Der Herzog hatte mit seiner Vertretung bet der Bestattung den Oberstallmeister Freiherrn v. Eirsewald beauftragt. * Dritte Deutsche Wobnuugskonferenz. Zugunsten de» soeben beim preußischen Landtage eingebrachten Wohnunasgeietzentwurses veranstaltet der Deutsche Verein sur Wohnungsreform am 23. Januar d. I. in Berlin eine Delegiertenoersammlung der Organisationen und Freunde der Wohnung», reform, die sogenannte Dritte Deutsche Woh- nungskonferenz. Die Herren Geheimer Oberbau rat Dr.-Ing. StübbeN'Berlin-Erunewald, Dr. Alten rath-Berlin, Abtcilungsvorsteder in der Zentralstelle für Bolkswoblfahrt, und Dr. K. v. Mangoldt-Frank- furt a. M., Generalsekretär des Deutschen Vereins für Wohnungsreform, werden über den Entwurf berichten, und es soll zu dem Ganzen wie zu den einzelnen Teilen des Entwurfes Stellung genommen werden. Wenn der preußische Wobnungsgesetzentwurf auch keineswegs eine Maßregel von umwälzender Grötze ist, so würde leine Verwirklichung die Wohnungsreform doch um ein gutes Stück vorwärtsbrtngen. Alle Freunde der Sache werden daher dringend gebeten, das Konferenzunternehmen nach Kräften zu unter stützen. Anfragen nimmt der Deutsche Verein für Wohnungsreform, Franlfurt a. M, Hochstraße 23 entgegen. * vom Deutschen Apotheker-Verein wirk wr, ge schrieben: „Durch die Presse gehen vielfach Mit teilungen, in denen versucht wirk, den Eindruck zu erwecken, als ob die Deutsche Arzneitaxe in der Aus- gäbe für 1814 «ine Erhöhung erfahren hätte. D«se Darstellung ist nicht zutreffend. Allerdings hatte die bayerisch« Regierung, namentlich zu dem Zweck«, den kleinen Apotheken auf dem Lande zu helfen, «ine geringfügige Erhöhung der Taxe be antragt; dieser Antrag ist aber im Bundesrat ab gelohnt worden. Die wirklich oorgenommenen Ab änderungen grundsätzlicher Art lassen eher ein« Erniedrigung als eine Erhöhung der Arznei ¬ preis« voraussehen. Dazu kommt, daß der Rückgang der Wareneinkaufspretse an und für sich schon viel« Erniedrigungen zur Folge gehabt hat. Es ist daher unverständlich, wie z B. in der „Konservativen Korrespondenz" die Behauptung aufgestellt werden könnt«, es seien Erhöhungen vorgenommen worden, die „sicherlich besonders den für die ländliche und kleinstädtische Arzneiverforgung bestimmten Apotheken die erwünschte Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage bringen dürsten". Das aevade Gegenteil ist richtig: die Arzneitaxe ist nicht erhöht, sondern eher erniedrigt worden. Auf den anderen Seiten ist den Apotheken durch die Reichsversichevungsordnung die Pflicht auf- erlegt worden, den Krankenkassen «inen hohen Zwangsradatt und sehr niedrige Handverkaufspreise zu gewähren. Zn Apothekerkreiscn herrscht denn auch über diese Maßnahmen unk die Versuche, sie in das Gegenteil umzudeuten, leichtverständliche Erbitte rung." * Der Deutsch-Französische Wirtschaftvverein hält am Donnerstag, den 15. d. M., zu Berlin seine dies jährige ordentliche Hauptversammlung ab. der ver mutlich auch der Vorsitzende und Geschäftsführer des Oomit« <tu Lommeres b'rrmeui« avoe l'^llomngus in Paris beiwohnen wird. Auf der Tagesordnung stehen neben einigen internen Vereinsangelegenbeiten vornehmlich folgende Punkte: Bericht über den inter nationalen Zollkongretz s18—22. Novembers und den deutsch-französischen Handelskongretz f18.—20. Novem ber) zu Paris. sRef. Vorstandsmitglied Konsul Dr. Guggenheimer - Augsburg.) Die Internationale Städte-Ausstellung in Lyon und die deutsche Beteili gung daran. sRef. Direktor A. Willner-Berlin. Ge schäftsführer des Deutschen Ausstellungskomitees.) Schiedsgerichtsbarkeit zwischen deutschen und franzö sischen Firmen bzw. Vertretern, Reisenden usw. sRef. Rechteanwalt Dr. Spiller-Berlin.) Der Jmportver- merk in Frankreich, Deutschland und anderen Län dern. sRef. Geschäftsführer Dr. Walther Boraiu?- Berltn.) Einschränkung der Pafsierarenze bei Zoll deklarationen für Frankreich. (Res. Vorstandsmit glied Direktor Drancken-Köln.) — Interessenten wollen sich mit der Geschäftsstelle des Vereins. Ber lin Vf 9, Köthener Straße 28/29, in Verbindung setzen. * Viktor von Reißner, der das im vorigen Jahre neugegründete nationalliberale Blatt in Berlin, den „Deutschen Kurier", leitete, hat, wie das Blatt selbst mitteilt, die Chefredaktion mit dem gestrigen Tage niedergelegt. Herr von Reißner war am „Deutschen Kurier" seit dem 1. September, also nur reichlich vier Monate lang, tätig. Ausland. Gesierrelch. * Der Buchdruckerausstand in Graz beendet. Wie uns unser ^.-Mitarbeiter aus Graz meldet, fand Montag, Ken 12. d. M., der am 28. Dezember be gonnene Ausstand in den Buchdruckereien ' sein Ende, so daß auch mit diesem Tage alle Grazer Blätter, die bis auf das sozialdemokratische Organ volle 15 Tage nicht erscheinen konnten, wieder in vollem Umfange gedruckt werden. Trotz seiner kurzen Dauer hat der Ausstand der heimischen Druck industrie, besonders um die Jahreswende herum, be trächtlichen Schaden zugefügt. Ungarn. * Franz Kosiuth abermals schwer erkrankt. Der Reichsratsabgeordnete Kossuth ist einem Pester Telegramm zufolge bedenklich erkrankt. Die Aerzte befürchten das Schlimmste. Kosiuth hat sich mit der Gräfin Lenyovszky, mit der er sich kürzlich verlobte, trauen lassen. Der Kuß im Schnee. Humoreske von Alois Ulreich-Wien. Nachdruck verbolkn. „Also, das kann nicht so weiter gehen", sagte Frau Pochtler, und strich mit großer Entrüstung ihr Frühstücksbutterbrot zurecht, während ihr Gatto sich in seine Tecfchale vertiefte und die schlank«, schmale Trude mißmutig durch das große, broite Saalfenster cn die schneczucterbestaubte Winterlandschaft sah, die ocr liebe Gott den Hoteliers zur Veranstaltung von Wintersportgelegcnheitcn in uneigennütziger Weise zur Verfügung stellt. Frau Pochtler war eine über aus energische Dame, in deren Zügen sich die Merk male mutiger Unerschrockenheit mit denen raschen Entschlusses zu einer höheren seelischen Einheit zu sammenfanden. Da ihr augenblicklich niemand antwortete, fuhr sie zu sprechen fort: „Es mutz endlich etwas gesck)ehen, denn die Sportwoche ist morgen zu Ende, die Gäste reisen ab und wir können wieder mit Trude nnverlobt zurücklehren." „Kann ich etwas dafür?" warf hier die junge Dame mürrisch ein. „Du kannst sehr viel dafür", erwiderte die Mama mit Umsicht. „Du hast dich zu wenig bemüht, den Herren zu gefallen." „Ich habe doch mit dem kleinen Grafen kokettiert." ^Das war ein Unsinn, denn deine Mitgift langt kaum für seine Schulden." „Und dann mit dem hübschen Lord." „Hör' mir mit dem Lord auf. Der hat keine ernsten Absichten. Der flirtete mit allen Damen. Dazu bist du nicht mehr jung genug. Du flirtest überhaupt immer mit den Unrechten. Das ist dein Fehler." „Aber wir können ja noch einige Tage hier bleiben", mischte sich nun das Familienhaupt ver- mittelnd ein. „Für's erste hat das keinen Zweck, da die meisten Leute eben nach der Sportwoche sich entfernen, und zweitens habe ich nicht länger Lust, mir die Füße am Sportplatz täglich zu erfrieren. Du freilich sitzt im mer am Büfett und trinkst einen Glühpunsch nach dem andern." Herr Pochtler zuckte resigniert die Achsel und wendete seine weitere Aufmerksamkeit wieder dem Frühstück zu. „Es muß heute ein letzter Versuch gemacht wer den". ergriff neuerdings Frau Pochtler da» Wort. „Bei solchen Sachen mutz man warten, bis das Schicksal spricht", glaubte Herr Pochtler bemerken zu sollen. Seine Gattin warf ihm einen spöttischen Blick zu und sagte ironisch: „Wenn ein Mädchen auf das Schicksal warten wollte, bekäme es in drn meisten Fällen keinen Mann. Da» Schicksal hat Bessere» zu tun, als sich mit jedem Menschen einzeln zu beschäfti gen. E» ist notwendig, daß man dem Schicksal zu Hilfe kommt, datz mon es unterstützt und fördert." „Wie willst du denn das Schickial unterstützen?" „O, das ist ganz leicht. Da ist zum Beispiel ein junger Mann, von dem ich bemerkt habe, Pag er sich schon lange siir Trude interessiert . . ." „Wer denn?" fragte das Mädchen neugierig. ,Fla, der große Blonde aus der Dependance . . ." „Ach der, dem das Monokel immer herauSfällt . „Jawohl." „Ach, mit dem habe ich ohnehin auch schon mal kokettiert, aber der ist riesig schüchtern." „Ich habe mich erkundigt. Das ist der junge Spitzer aus Hamburg von der Konservenfabrik Spitzer und Söhne. Das wäre gleich eine Partie für dich." „Der traut sich doch nie, mir eine Liebeserklärung zu machen. Der ist zu schüchtern." „Die schüchternen und ungeschickten jungen Leute werden die besten Ehemänner, da sie sich am leichtesten dem wohlmeinenden Sinne der Frau fügen", be lehrte Mama ihre Tochter. „Und ich war gar kein schüchterner, junger Mann . . ." warf Herr Pochtler ein. Seine Gattin überhörte die Bemerkung und sagte zu ihrer Tochter: „Du hättest ihn eben mehr ermuntern sollen. Aber es ist noch nicht alles verloren. Ich werde einen letzten Versuch machen. Die Sache muß biegen oder brechen. Ich habe nicht Lust, länger Eismama oder Vallmutter zu sein." „Was willst du denn machen, Mama?" „Nun, ich habe meinen Plan", sagte Frau Pocht- lcr mit eisiger Entschlossenheit, wie sie wohl kaum Napoleon vor der Schlacht bei Waterloo besessen haben dürste. Die Damen verließen bald darauf das Frühstückszimmcr und begaben sich in ihre Ge mächer, um ihre Sporttoilctte zu vollenden. Als dies geschehen war, erschienen Frau und Fräulein Pochtler vor dem Rokeldcpot des Hotels und ver langten einen Schlitten für zwei Personen, mit dem sie sich zur Bahn auf den Weg machten. Es wurde bereits fleißig dort gefahren. Das erste, was sie dort entdeckten, war der junge Spitzer, der angestrengte Bemühungen machte, sein Monokel festzuhalten und verliebte Blicke auf Fräulein Trude zu werfen. Die Damen rangierten sich am Abfahrtplatz den War tenden ein, setzten sich dann auf und fuhren glücklich zur Tiefe, wobei Trude die Führung hatte. So ver liefen mehrere Touren. Frau Pochtler hatte es bei jedesmaliger Abfahrt so einzurichten gewußt, datz man Herrn Spitzer immer näher kam, Bemühungen, die von selten des jungen Mannes lebhaft unter stützt wurden. Nun erklärte Frau Pochtler, selbst die Führung bei den Fahrten übernehmen zu wollen. „Aber wir werfen vielleicht um", wandte Trude ein. „Du kannst ja nicht gut fahren, Mama. Du bist gar nicht trainiert." „Ach, den Zauber habe ich schon heraus", er widerte Frau Pochtler. „Ich habe lange genug zu gesehen und will jetzt selbst die Fäden des Schicksals lenken." „Nun. mir ist e» recht", sagte Trude und überließ der Mama den ersten Platz aus der Rodel. Die Fahrt verlief sehr gut. Erst unten bemerkt« Trude, daß sie hinter Herrn Spitzer abgefahren waren. Er ging eben vor ihnen und unterließ es nicht, sich mehrmals nach seiner Angebeteten umzuschen. Als man wieder oben aus dem kleinen Hügel war. auf dessen sanftem Rücken die Rodelfahrtcn ftattsanden. sagte Frau Pochtler geheimnisvoll: „Nun ist cs so weit. Jetzt kommt mein Staatsstreich." „Was habe ich dabei zu machen?" . „Nichts, ich werde alles selbst besorgen", entgeg nete Frau Pochtler geheimnisvoll und setzte sich wieder auf den ersten Platz der Rodel. Knapp vor ihnen fuhr Herr Spitzer bergab, nachdem er noch vorher die unerhörte Tat begangen hatte, durch ein diskretes Spitzen der Lippen in der Richtung zu Fräulein Trude die Fülle seiner Leidenschaft anzu deuten. Frau Pochtler hatte dieses zärtliche Lippen spitzen wohl bemerkt. Sie lächelte kalt wie der Henker, der seinem Opfer den Todesstoß gibt, und rief: „Fertig!", wobei sie die Rodel sofort in Be wegung setzte, ab«r nicht leise und vorsichtig wie vorher, nicht bremsend und zurückhaltend, sondern mit einer draufgängerischen Raschheit, mit einer Schnelligkeit, die sich von Sekunde zu Sekunde stei gerte. Der Schnee spritzte zu beiden Seiten auf. Die Rodel hopste kühn über die Unebenheiten. „Brems doch, Mama — brems doch!" rief Trude Lautlich. „Laß mich nur machen", entgegnete die resolut« Frau. „Wir fahren noch in Herrn Spitzer hinein", rief die Tochter neuerdings im Sausen der Fahrt der Mama zu. „Das will ich ja", entgegnete die Mama. Wer weiß, ob dies schon auf dieser Fahrt gelun gen wäre, würde sich nicht der junge Mann, von heißer Neugierde getrioben, plötzlich umgesehen haben, wobei er seine Fahrt verlangsamte. „Holla . . Holla!" rief Frau Pochtler in diesem Moment, bremste scharf, um den Anprall zu mildern und ihm das Gefährliche zu nehmen — und dann stießen auch schon die Rodeln mit ziemlicher Heftig keit zusammen — schwups, und die ganze Gesellschaft lag im Schneefeld neben der Bahn. Wie die Dinge nun kamen, wußte Herr Spitzer nachher nicht mehr genau. In der Verwirrung des Falles geriet ihm alle Orientierung abhanden. Er fühlte nur plötzlich sich von zwei weichen Armen umschlungen, einen Augenblick festgehalten, rasch auf die Wanäen geküßt und dann wieder rasch losge lösten. Das geschah aber alles so schnell, daß der junge Mensch völlig verwirrt war. Als er sich den Schnee aus dem Gesicht gerieben und die Augen öffnete, saü er Fräulein Trude neben sich liegen, während ihre Mama bereits aufrecht im Schnee kniete und Anstalten traf, sich zu erhoben. Beim Ueberblicken dieser Situation war es für Herrn Spitzer zweifellos, daß der geheimnisvolle Kuß nur von Fräulein Trude ausgeganaen sein konnte, die ibm dadurch ihre Sympathien oekanntgeben wollte. Als dieser beglückende Zusammenhang im Dor stellungskreise de» Herrn Spitzer dämmerte, vernahm er die Stimme der Frau Pochtler, di« mit großer Strenge im Ton sagte: „Wir können wirklich nicht dafür, datz dieser Zusammenstotz passierte. . . ." „Selbstverständlich... selbstverständlichstam melte Herr Spitzer überaus verwirrt. „Wir hatten die Absicht, Ihnen vorzusahren. Leider fuhren Sie gerade an dieser Stelle sehr un geschickt, und da war der Zusammenstoß unser- weidlich" ,^O, ich bedaure es ungemein lebhaft., ich fahre nämlich wirklich sehr ungeschickt..." „Nur habe ich bemerkt," ergriff Frau Pochtler nun mit besonderer Strenge das Wort, „daß Sie, mein Herr., gar nicht ungeschickt sind, eine solche Gelegenheit zu mißbrauchen..." Herr Spitzer errötet«. Es war klar, die Mutter hatte den heimlichen Kutz der Tochter bemerkt. Rat los sah er nach den beiden Damen. Vlensm-. IS. Januar lSl< Frankreich. * Pattologne der Nachfolger Delcasis». Aus Pari», 12. Januar, meldet uns ein Telegramm: Im heutigen Ministerrat unter dem Vorstss des Präsi denten Poincars wurde der Direktor für politische und Handelsangelegenheiten im Ministerium des Aeutzern, Palsologue, zum Botschafter in Petersburg ernannt. Palsologu« wird der Nach folger Delcassss, der auf seinen Wunsch endgültig nach Frankreich zuriickkehrt. Demargerie ist an Stelle Palüologues zum Direktor für politische An gelegenheiten im Ministerium des Aeußern ernannt worden. Im auswärtigen Dienst war Pal^ologue bisher nur auf Posten zweiten Ranges wie in Bukarest und Sofia verwendet worden. Fast seine ganze Laufbahn hat er im Ministerium de» Aeutzern zurückgelegt. In nicht eben wünschenswerter Weise beschäftigte er die öffentliche Meinung zum ersten Male 1899 während des zweiten Dreyfus- Prozesses in Rennes, wo er im Auftrage des Mi nisteriums des Aeutzern den Militärrichtern mit Ausschluß der Oeffcntlichkett Schriftstücke aus dem Regierungsarchiv mitteilen sollte. Er fatzte seinen Auftrag seltsam auf. Er suchte nämlich den Streich des Obersten Henry von 1894 zu erneuern und in die mitzutetlenden Schriftstücke auch ein Papier einzu schmuggeln, das der Verteidigung und dem An geklagten verheimlicht werden sollte. Maitre Labori entdeckte damals den Kniff, brachte ihn in der ersten öffentlichen Gerichtssitzung nach der geheimen zur Sprache und vereitelte den Schachzug Paleologues. * Die Angriffe des „Figaro" gegen Taillaux. Aus Paris, 12. Januar, wird uns gemeldet: Anläßlich der Aufforderung des Finanzministers Caillaux, die in der Angelegenheit derPrieuschen Erb schaft gegen ihn erhobenen Beschuldigungen zu be weisen, veröffentlicht heute der „Figaro" u. a. Briefe zweier Pariser Persönlichkeiten, in denen erklärt wird, daß der Vertreter der Prieujchen Erben, ein gewisser Schneider, in Gegenwart mehrerer Zeugen ver sichert habe, datz die Regierung für Wahlzwecke einen sehr beträchtlichen Teil der Erbschaft beansprucht habe. Nunmehr weigere sich Schneider allerdings diese Behauptung zu bestätigen. — Der „Figaro" richtet heute neue scharfe Angriffe gegen den Finanz. Minister, in denen behauptet wird, daß Caillaux mehrere große und kleine Banken ersucht habe, ihm Geld für den Wahlfonds der radikalen Partei, sowie für Pressebestechungen zur Verfügung zu stellen. Diesem Ansuchen sei auch von einigen Bankinstituten Folge geleistet worden. So hätten die Leiter des Comptoir d'Escompte dem Finanzminister für die von ihm bezeichneten Zwecke 400 090 Franken angoboten. — Wie uns ein zweites Pariser Telegramm hierzu meldet, de men- tiert Taillaux die angeblichen Enthüllungen des „Figaros" und die Angabe desselben Blattes über di« von dem Dirottor eines Kreditinstituts ah- gebotenc Finanzhilfe. Selglea. * Ein bischöflicher Hirtenbrief. Aus Haze- brouck wird gemeldet: In allen Kirchen der Diözese wurde am Sonntag der bischöfliche Hirten brief verlesen, in dem der katholisch-demokratische Deputierte AbbSLLmire mit der Exkommu nikation bedroht wird, falls er nicht binnen I vier Tagen feierlich erkläre, 1. datz er seine bisherige „Cie haben in der Verwirrung meine Tochter ge küßt, mein Herr," sagte jetzt Frau Pochtler mit einer Betonung und Schärfe, die an das Verlesen eines Todesurteile erinnerte. Herrn Spitzer war es auch nicht minder unbehaglich zumute, als würde ihm das Todesurteil verlesen werden. Es war für ihn klar, daß die Mutter in der Verwirrung der Ereignisse nicht genau bemerkt hatte, von welcher Seite der Kuß ausging, daß sie annahm, e r hätte ihn gegeben, während er doch ganz bestimmt geküßt worden war. Natürlich stand es für ihn fest, daß er als Gentleman das süße Geheimnis, daß er den Kutz bekommen und nicht gegeben hatte, bewahren müsse, und die Sache so auf sich nehmen müsse, wie sie von der Mama angesehen wurde. Deshalb stammelte er nun: „A..a..a..a..ller.. ding».." „Nun, dann werden Sie wissen, was Si« zu tun haben, mein Herr..." „Gewiß, das weiß ich," entgegnete Spitzer. „Mein Mann ist oben im Hotel," fugte Frau Pochtler noch ihren Ausführungen hinzu, ergriff dann mit einer Hand das Band der Rodel, mit der anderen die Hand ihrer Tochter, und begab sich auf den Rückzug, den Herrn Spitzer mit seiner Ver wirrung allein in der Echneegrube stehen lastend. — Als Frau Pochtler gegen Mittag mit ihrer Tochlor ins Hotel zurückkehrt«, fanden die Damen Herrn Spitzer mit dem Chef des Hauses Pochtler auf der Terrasse in einer eingehenden vertraulichen Unter redung, zu der nun auch die Frau des Hauses bei gezogen wurde. Die Folge dieser Unterredung war, daß noch am Nachmittage des gleichen Tages durch das Hotel die Nachricht flatterte, eine Verlobung habe stattgefun den. Zn den Sporthotels werden solche interessanten Ereignisse immer sehr eingehend und mit großem Eifer besprochen, so etwa wie ein Unalücksfall auch auf die allgemeine Teilnahme aller Näherstehenden rechnen kann. Die Mütter betrachten da» al» ein gutes Beispiel, und die Töchter sind froh, eine Kon kurrentin losgeworden zu sein. Am meisten freut sich aber der Wirt über diese Begebenheit, denn sein Sektkeller erfährt dann immer eine entsprechende Erleichterung.... Als am Abende dieses ereignisreichen Tage« Herr und Frau Pochtler in ihrem Zimmer allein waren, sagte die Dame zu ihrem Gemahl: „Nun, habe ich das nicht großartig gemacht?" „Ja, was denn?" fragte Herr Pochtler erstaunt. „Na, das mit dem Kuß im Schnee...." „Aber, er hat doch geküßt.... „Keine Idee, ich haoe ihn geküßt..." entgegnete Frau Pochtler triumphierend. „Du....?" „Jawohl.... Sonst wären wir noch imm« nicht am Ziele. Ich habe den Zusammenstoß arrangiert. Als alle» im Schnee lag, beugte ich mich rasch über den Jungen und drückte ihm einen Kuß auf die Wange..." „Das ist aber arg...." „Was kann ich dafür, wenn die jungen Leute so schüchtern find und das Schicksal sich gar nicht um die Menschen kümmert.... Da muß man dem Zusgch eben zu Hilfe kommen,..." Vl Politik »e Fla Kamm vikar 9 de» Ä person l Matz» Parttti Dischosi Vmut sammlu ständig« von Äs der Sch somit a * v« „Agence im Aus habe be sind v er habe no wärtige * Si, 12. 2an, gründer wurde , päi>chen jestgenon drei Al, Rachealt Vorstadt unterstell * Boi „Dtsch. K teilung l kanstchen Kilomete ersten Lo See wird * Ver« 23. Nove Eouverne Ecnschtepz heilen ver Schädling pflanzen die Einst Kafseepflc Indien u und Ceyl aus Ugan den Vorsic Vernichtui Verdreitui stellen, so * Die letzthin u Katar gagc interessiere nannten Pflanzung ausgejührt .lupserexp, Werte von Ausfuhrlisi Häute, Bö «inen Wer Zum Vevx Zahlen dc Kupferc schnitt von Millionen 7 Million! größer a belgischen ! rrrrd in Ginge 8. Januar i S. M. S. „ S. M. 2. S. M. S. «Insel T,m in Wuhu. Soiree (Gig. Dr« Dresden, Hoffestlichkei mit der übli v. Eckstädi nisterhotels Etwa 1000 ' waren der i und Gräfin Auswärtigen zig, der kü Staaten, un Castell un die Honneurs alsbald die u. a. die sä Bayern, Prer Präsidenten i mit einer An, auch das Osfii treter von K Handelswelt, erschienen P darauf Prt Äeora und nach 9 Uhr be Gattin Les A ^ealeitet vom und dem Liens saal und dem Erfrischungen bald eine lebb bis nach 10 lli sich der Köni Königshauses, übrigen Teilt nisterhotels