Volltext Seite (XML)
Nr. 2l3 los. Isttrnans. Leipnyer Tsyedlan. vonnerstay. S. Nugult lSll. kornüsmonen. Don Fritz Stessens (Berlin). (Nachdruck verboten.) Im Rauschen der vom Wind« sanjl oder ungestüm bewegten hol)«« Mehren der Weizen- oder Roggen- selber liegt ein geheimnisvoller Zauber, der sich im Volksglauben in den verschiedensten dämonenartigen bregatten verkörpert hat. Da den Molkern aus den Wolken Legeit ober verderben entspringt, so har sich in der Pl-antasie oie Dorstellung herausgebilüet, das; die im Weller waltenden '.'Rächte auch in Feld und Äcier ihr Wesen treiben. Bald das Wachstum be fördernd, bald zerstörend. Wallt der Wind im Korne, so jagt man im bremischen: „die Witter'atzen sind im b-etreiöe", „die Windkatzcn lausen drin umher". Im holsteinischen warnr man die Kinder, keine Korn blumen zu juchen, damit der Bullkater jie nicht hasche. In demselben Zusammenhang redet man von anderen Tieren, die Lurch das Getreide huschen, wenn cs in Wellen wogt ober „molkt". Entweder nähren jie sich im Saatselse von den Körnern und maä-en die Aehren taub, oder sie bewirken, wie Mannhardt in seiner Schrift über die .Korndämonen bemerkt, die Fülle des Getreides als männlich zeugende oder weiölich-aedärende Mächte. Beim Mäl)en des Ge treides fliehen die Korndämonen von Ackerstück zu Ackerstüü und verursachen Krankheit dem. der un versehens mit der Sense auf eines dieser wunderbaren Wesen flögt. Zn den letzten Halmen und der letzten Garbe glaubt man den Dämon, welch« Tiergestalt er auch angenommen haben mag, zu erwisahen, und wer den letzten Sensenhicb getan, erhält seinen Namen und heisst nun sür ein Jahr Rozoenwolf, Roggensau, Haferbock, Hahn ujw. Vielfach ist der Aberglaube Verbreiter, -ass der Schnitter des letzten Kornes ster ben müsse, weil nach aller Auffassung die Tötung des Korngeistes als Frevel gilt, der nur mit dem Tode des Täters geblitzt werden kann. Auch Dämonen in menschlicher Gestalt Hausen nach volkstümlicher Ausfassung im hohen Korne, wohl tätig und schützend oder verheerend der sogenannte ..Alte", der hier und dort durch eine aus zwei mit einem Seile zuminiiiengebundene Garben gebildete Puppe dargestellt und am End« einer Mandel oder Hocke, oft mit Hose, Nock, Weste und altem Hut be kleidet, aufgestellt wird. An vielen Orten soll es noch lzeutc Sitte sein, datz Mäher und Binderinnen, in dem sic beim Anblick des leibhaftigen Kornmannes ihn sudelnd l>egrützen, vor der Figur niederknicn und sie küssen, wie die Katholiken ihre Heiligenbilder. Bom Felde wird der „Alte" heimgetragen oder hcrei«gefahren und dreimal um die Scheune gewälzt: dann biloen die Arbeiter einen Ning um ihn und um tanzen ihn dreimal. Beim Ernteschmaus erhält die komisch aufgcputztc Puppe einen Platz an dem reich- l>esetzten Tisch, nach Beendigung des Mahls eröffnet die letzte Binderin aus der Drcschdiele mit dem Strohmann den ersten Tanz. Dem „Alten" zur Seite steht ein weibliches W.'sen, ..die Alte", die rx'rsck'icden benannt wird. Wie die mythischen tiergestaltigen Dämonen nach den ver schiedenen Kornartei', benannt sind, z. D. Erbscnbock, Pohnenbock, Haferbock usw.: wie der Alte bald Nopgenmann, LLeizenmann, Gerslenmann, Erdäpfel mann beisst, so führt die Alte in Niedersachsen wie in allen germanischen Ländern die Bezeichnung Roggenweib oder Roggen-, ZVeizen-, Erbsen- und Hafermuhmc. Kornweih oder Karnmutter. Sie hcitzt ferner die alte Frau, die Grotzmutter, die wilde Frau. Bor diesen Weibern warnt inan die Kinder, die ins Kornfeld gehen wollen, um blaue Cyanen oder Klatschrosen zu suchen. (Pfannenschmidt, „Germanische Erntefeste im heidniscl-en und christlichen Kultus".) Bon ihnen singt Kopisch in einem Kinderliebe: Latz stehen die Blumen, geh' nicht ins Korn, Die Roggenmuhme zieht um da vorn, Bald duckt sie nieder, Bald guckt jie wieder. Sie wird die Kinder fangen, Die nach den Blumen langen. Zn den an hcitzen Sommertagen über don Acker bin walzenden Windtromben erblickt man die Korn mutter mit ihren Doggen, oder sie sitzt in Wolfs gestalt im Korn, von kleinen Hunden begleitet, die die verlaufenen Kinder in ihre eiserne Umarmung füh ren. Sie reitet durch die Felder auf einem Pserse oder läuft den Kleinen so rasch wie das schnellste Pferd nach, um sie zu erhaschen. Nach Mannhardt hat die Alte die grötzte Aehnlichkeit mit dem Weibe, das der wilde Zäger vor sich herjagt, ja sie ist ge radezu identisch mit ihm, wie der Alte mit dem wil den Zäge-r selbst — G-estalten, die zum Teil die Ele mente zu den höheren Göttergestalten ds Wodan und seiner Gemahlin, der Freia oder Frigg, hergegeben haben, die beide Erntegottheiten sind. Wie die Schatzhüterinnen wird die Alte meistens ganz schwarz ober schneeweiss von Ansehen geschildert, ^hr Derweilen im Saatfelds ist diesem bald verderb lich, bald heilsam. Zm Korne auf- und abgehend, jucht di« Kornmutter sür sich Nahrung, indem sie das Korn ausfritzt. Zürnt sie dem Bauer, so dörrt jie das ganze Roggen- oder Weizenfeld aus. Anderseits aber macht sie die Aecker fruchtbar: wenn die Flachs mutter sich sehen lätzt, gibt es ein gutes Flachsjahr. Zn der letzten Garbe verbirgt sich die Kornmutter. Man schlägt mit Stöcken darauf und ruft einander zu: „Da ist sie, nimm dich in acht, datz sie dich nicht packt!" Man gibt der letzten Garbe, die Kornmutter, Roggenmutier, Grotzmutter oder Erntemutter genannt wird, die Gestalt einer Frau, bekleidet sie häufig mit einem vollständigem weiblichen Anzuge oder bindet ein« Magd hinein, die dann jubelnd nach dem Hofe des Gutsherrn geführt wird. Beim Herannahen der Kornreife wirft man hier und dort als Anteil der Kornmutter drei Aehren ins Saatfeld, damit die Ernte gut werde, oder man lätzt beim Schneiden etwas Frucht übrig und sagt: Wir geben's der Alton, Sie soll es behalten, Sie sei uns im nächsten Zahr So gut, wie sie es diesmal war. Neben dem Kornmanne und der Kornmutter taucht ein Kornkind in den Acker- und Feldgebräuchen auf. Die Halmfrucht wird nämlich als Kind gedacht, das dem Schütze der Erde entsteigt und im Kornschnitt von der Mutter gelöst wird. Zm Saatfelde haust auch die .Kornmaid, die Getreidemagd, nach der zuweilen die letzte Garbe benannt wird, so in Schottland. Ferner gibt es einen Kornengel, vor dem man die Blumen suchenden Kinder nicht weniger als vor der alten Karnmutter glaubt warnen zu müssen. Die Sage vom stillen Kinde bei Erfurt schildert dieses Wesen als ein etwa zehnjähriges Mädchen, das mitten durch die Wiesen und Getreidefelder wandelnd mit einem braunroten Stabe die Aehren und Blumen ab schlägt: wer es antastet, verfällt in Wahnsinn. Nach anderer Auffassung liegt das Kornkind zur Mittags zeit weinend in hoben Kornfeldern: wer mitleidig hin eilt, um cs auszuheoen, mutz noch in demselben Zahrc sterben. Eine hervorragende Rolle unter den Korndämonen spielt der Getreidehahn, dem man sowohl segnend« als schädliche Wirksamkeit zuschreibt. Zn Oesterreich warnt man die Kinder, sich ins Getreidefeld zu verlaufen, es sitze der Troadhan (Ectreidehahn) darin und hacke ihnen die Augen aus. Zn norddeutschen Gegenden rufen die Schnitter beim schneiden der letzten Halme, der Hahn werde nun ergriffen. Ein aus Aehren ver. fertigtes Habnbild wird auf einer Stange in das zu mähende Ackerstllck gesetzt, lustig krähen die Knechte, bis das letzte Korn unter der Sense gefallen ist und einer die Stang« jauchzend nach Hause trägt. Dem letzten Erntewagen voran trägt man vornehmlich in Westfalen einen aus Holz. Pappe oder Aehren ver fertigten. reich mit bunten Bändern und Goldpapier geschmückten Hahn, der zuweilen auch auf der Spitze eines das letzte Fuder zierenden Maibaumes prangt. So bevölkert die Phantasie der ackerbautreibenden Mensck-en die im Sommcrwinde wogenden Getreide felder mit geheimnisvollen Wesen, deren tiefer Sinu seine Erklärung in den im Kreislauf des Jahres stets sich wiederholenden Erscheinungen der Natur findet, die für das einfache Gemüt immer ihren rätselhaften Zauber behalten werden. Teintpllege im Sommer. Die Damen fürchten bei der hohen Temperatur für ihren Teint. Die Hau: ist nicht gewöhnt, ein solches Matz von Hitze aufzunchmen, so dar> man sich nicht wundern, datz von der Frauenwelt alles versucht wird, um den Teint, die grötzte Schönheit der Frau, zu schonen. Aus Paris wird geschrieben Latz die Damen der eleganten Welt sich einen doppelten Tet -i für diese heitze Jahreszeit angeschafft haben. Wäh rend der Ausübung des Sports schauen sie goldfarben und bräunlich aus, am Abend, bei den Abendgesell schaften und Reunions, hingegen leuchten sie zart und blütenweitz. Es ist klar, datz die ein« Tönung des Teints Schminke sein mutz, entweder ist es die braune oder es ist die weitze. Die Damen machen auch ga: kein Geheimnis daraus, datz sie sich schminken, ver raten aber nicht, welches ihre wahre Natur ist. Das Schminken ist in Paris augenblicklich Mode, und da man versucht, jeder Mode eine gute Seite abzugs- winnen, erklärt man, datz die Schminke den Teint schütze und gegen die übermätzig heitzen Strahlen ver wahre. Wieweit diese Behauptung zutrisft, hat bis her noch niemand ergründen können. Unsere deutschen Damen werden sich auch zu der neuen Mode der geschminkten Gesichter, Nacken und Arme nicht so leicht bekehren und diese Mode ebenso heftig oblehnen, wie seinerzeit den Hosenrock. Im Interesse eines natürlichen Empfindens ist das jeden falls zu hoffen. Der Teint leidet unter der zu heitzen Bestrahlung durch die Sonne allerdings, freilich nur dann, wenn man ihm die entsprechende Pflege nicht angedeihen lätzt. Eine verständige Hautpflege sollte von jeder Dame im Sommer betrieben werden, falls sic nicht auf ihre weiche Haut und deren angenehme Tönung verzichten will. Das Wasser spielt bei der Hautpflege eine bedeutende Noilc, doch mutz es mit Matz und Verstand angewendet werden. Niemals darf man ein erhitztes Gesicht in zu rasche Berührung mit kaltem Wasser bringen, auch dann nicht, wenn man das Bedürfnis nach einer jähen Abkühlung sehr heftig empfindet. Das erhikte Gesicht zeigt geöffnet' Poren, die sich bei der Berührung mit allzu kalt-'M Wasser rasch schliessen und so den Austritt der Transpiration unmöglich machen. Die Waschung des Gesichts und des Körpers muss des Morgens erfo'gen. Das Geheimnis des zarten und schönen Teints beruht darin, datz man nicht kalte«, sondern lauwarme« Wasser anwendet. Ein Vollbad ist bei dieser Temperatur täglich er forderlich, da, wo die Badceinrichtungen ungenügend sind und das Vollbad nicht ermöglichen, sollte ein« Abwaschung mit lauwarmem Wasser erfolgen. Ist man tagsüber den Sonnenstrahlen iehr heftig aus gesetzt gewesen, so fette man das Gesicht und die« jenigen Teile des Körpers, die von der Sonne be schienen waren, ein und benutze dazu am besten Vaseline oder Lanolin. Das Waschen vor dem Schlafengehen ist eine Notwendigkeit im Interesse eines klaren und guten Teints. Nachher sollte eine nochmalige Einfettung der Haut erfolgen, die des Morgens mit lauwarmem Wasser fortgewoschen wird. So angenehm der Puder an den heissen Tagen momentan wirkt, so ungesund ist er für die Schönheit der Haut. Er verstopft die Poren, cr verhindert die Transpiration, und nach kurzer Zeit schon stellen sich kleine Erhöhungen nuf der Haut ein, von dem Volksmunde galantermeise Pickel genannt, und diese beeinträchtigen die Schönheit der Haut, wie feder- mann weiss, bedeutend. Die Kühlung des Gesichts an einem besonders heissen Tage kann mit Gurkenwasscr erfolgen, man wird alsdann das Resultat erzielen, ein« lehr schöne, weich« und widerstandsfähige Haut zu bekommen. Auch die Hände, die man mit Gurken saft oder dem Saft einer Zitrone einreibt, werden weich und zart. Glnzerin. dem Was-bwasssr rnnesetzt, bat sich als Schönheitsmittel sehr bewäb''t. Niemals sollte man seins Hont öfter als 2 bis 3 mal am Tage mit Wasser bsb'ndsln. Eine allzu reifliche An wendung des Wassers macht' die Hont rissig snröde und oemöb"*'^ l"'n*?rlösst 0» eine Näh' >?-- bart im'' unschön wirkt. Man ko"„ sehr g«t reinl'^ sein, ohne die Anwendung des Wassers zu übertreiben. Interessante Notizen. Japan ist aussergewöhnlich fischreich, weil der räuberische Hecht fehlt. Staat und Zarenfamili« besitzen in Russland 1l>0 Millionen Desjatinen Land, d. h. mehr als alle Bauern zusammengenommen. * In einer japanischen Setzerei müssen mehr als 50 000 verschiedene Typen vorrätig sein. Lustige Gcke. Lin Pumpgenie: „Sind Sie abergläubisch?" — ..Durchaus nicht." — „Dann pumpen Sie mir, bitte, dreizehn Mark!" * Fraucnstudium. Die Musensöhne räumen gern den Platz Den Musentöchtern an der Alma Mater: Das Studium jener ist meist für den Kater. Und das der Damen häufig für die Katz'. Der neue Kostgänger: Nachbarin: Gewiss, Herr Neaistrator, Ihren Laubfrosch will ich herzensgern in Pflege nehmen, während Sie verreist sind: jetzt müssen wir uns nur noch über den Pensionspreis einigen"! „Mcggendorfer Blätter." Küchenzettel sür Donnerstag, l. Kirschkaltschalc, Lendenbeef-teak, Bohnensalat, Reispudding. — II. Makkaroni mit Schinken, Heidelbcerlompott. LsyesLronik. Dessau, 2. August. (Von einem plötzlichen Tod) wurde in Oranienbaum Kommissionsrat Fabrik besitzer Maerker betroffen. Er Halle zur Feier seines 02 Geburtstages jcinc Freunde zur Tafel geladen. Bei der Begrüssungsansprache, die er an sie richtete, siel er, von einem Sch lag an fall be troffen, entseelt zu Boden. Dessau, 1. August. (Beim Baden ertrunken.) Der 24 jährige Schmied Lehmann ertrank gestern in der städtischen Badeanstai:. Vermutlich ist cr von einem Herzschläge betroffen worden. Jessnitz, 1. August. (Beim Angeln ertrunken? Gestern war der Fabriktischlcr Kranig an der Mulde mit Angeln beichästigt. Plötzlich rutschte er aus und stürzte kopfüber in die an dieser Stelle sehr tiefe Mulde. Seine Ehesrau wollte ihn durch Hinreichen einer Angelrute retten. Es gelang ihr jedoch nicht. Er versank vor ihren Augen. . Zerbst, l. August. (Beim Baden) in der Stäbtischen Badeanstalt ertrank gestern der 17jährige Buchhandlungsbote Kersten Der Verunglückte, der erhitzt ins Wasser gegangen war, erlitt einen Herz schlag. . Eisenach, 2. August. (Priv.-Tel.) Die Prinzen Friedlich Eh rijt >an und Ernst Heinrichs von Sachjcn trafen heute zu zweitägigem Aufenthalt hier ein. Es sind Wanderungen au) die Wartburg sowie nach Wiihelmstal und in die Umgebung geplant. in-. Weissenfels, 1. August. (Hitzschlag.) Eine 80jährige Einwoynerin von Kretzschau wurde tot in der Flur ausgejundcn: sie ist auch ein Opfer der grossen Hitze geworden. Wernigerode, 2. August. (Ein ganz bedeuten der Wald brand) brach gestern nachmittag gegen tUhr in unmittelbarer Nahe des im vorigen'Winter abgebrannten und setzt wieder neu errichteten und nahezu vollendeten Berghotels aus. Das Feuer verbreitete sich innerhalb einer Siunoe auf die fürst lichen Waldungen, des sog. „Armeleuteberges", aus eine Fiäche von mehreren Kilometeut. Wenn dem Feuer nicht rechtzeitig Einhalt getan wird, jo ist die Ort'chajt Hajjerode stark gefährdet. Eilsleben, 2. August. (Bom Zuge überfahren? Heule wurde auf der Eisenbahnstrecke Magdeburg- Hannover an der Kurve Eilsleben—Dreileben — Dralenstebt eni Eilenbaonarbeiter überfahren. Es waren me.,rere Personen mit Gleisarbeiten beichäi- tigt, als der Zug Herankain. Um diesem auszu weichen, sprang ein Arbeiter auf bas andere Gleis, aut dem in demselben Augenblick der Zug heranfuhr, der um 10 Uhr 20 Minuten in Magdeburg eintrifft. Der Arbeiter wurde von der Maschine erfasst und vollständig zermalmt. Lübeck, 2. August. (Hitzschlag.) In d«r Um- gebung sind mehrere tödlich verlaufene Fälle von Hitzschlag vorgekommen. In Mirow und Dion- mersdorf sind 11 Häuser niedergebrannt. Pyrmont, 2. August. (Zum Brand desKur- gebäudes). Von derKurdircktion in Pyr mont geht uns folgende Mitteilung zu: Der Brand des fürstlichen Kurgebäudcs ist nach amtlicher Festsetzung durchSelbstentzündung von Torfmullisolicr- decken entstanden. Der Bade- und Kurbetrieb wurde gestern wieder vollkommen auigenomme n. München-Gladbach, 2. August. (Einen ver wegenen Einbruch) verübte hier ein löjähri- ger Bursche Dem Knaben gelang es, sich in den Bureauräumen der Diskonto-Eesellschaft entschliessen zu lassen. Sobald cr allein war. erbrach er die Porto kasse. der er sür 80 .41 Stempelmarkcn entnahm. Dann stellte er sich einen Scheck über den Betrag von 20 000 .K aus und versah diesen mit der Unterschrift der beiden Bankdircktoren. Als cr den Betrag in der Neichsbank abhcben wollte, erkannte man den Burschen als den Schreiberlehrling eines bekannten Rechtsanwaltes. Die schnell herbrigerusene Polizei verhaftete sofort den jungen Gauner. I'. 0. Frankfurt a. Main, 2. August. lZ rn Rhein-, Main und Neckartal) macht sich der Futter mangel immer mehr bemerkbar. Aus zahl reichen Städten wird daher eine Erhöhung der Milchpreise gemeldet, die auf den Futtermangel zurückzuführen ist. Die Bauern können nur mit Mühe das nötige Futter für die Kühe beschaffen. Biele Tiere werden von ihnen verkauft, andere, die unter der Hitze schwer zu leiden habe«, werden geschlachtet oder erliegen dem Hitzschlag. In Frankfurt ist der Preis für das Liter Milch von 21 und 22 Pfg. auf 2-1 Pfg. erhöht worden. In Koblenz haben die Milchlicferanten durch Anschlag an den Plakatsäulen eine Erhöhung von 20 auf 22 Pfennig bekanntgegeben. Auch in Köln, Bonn, Mainz und Wiesbaden ist der Verkaufspreis um 2 P'ennig pro Liier gestiegen. In Mannheim ist er wie in Frankfurt auf 2-1 Piennig erhöht worden. Würzburg, 2. August. (Während der bei den letzten Tage) sind im Regierungsbezirk Unterfranken acht Personen gestorben. Die Zahl der durch die übergrosse Hitze Erkrankten ist sehr gross. Reisse, 2. August. (Zm Wahn.) Der königliche Bauickretär Kretschmer, der seit längerer Zeit nervenlcidend ist, hat seine Eheirau durch zahlreiche Beilhiebe auf den Kops lebensgefährlich verletzt. Darauf sprang cr in die Neisse. Als man ibn ans Land -og. war cr bereits tot. Die Tat ist offenbar in einem Zustande von Geistesstörung verübt worden. Wien, 2. August. (Kein Urlaub sür Italien.) Ein Erlass des Kriegsministeriums ver fügt, dass infolge der in einzelnen italienischen Städten zu verzeichnenden Cholerafülle den Offizieren bis auf weiteres Urlaubsgeiuche sür Reisen nach Italien nicht zu gewähren sind. Innsbruck, 2. August. (A b g est ü r z t.) Zn der Nähe der Glciwitzcr Hütte stürzte ein T o u r l >l namens Onz ab und erlitt lebensgefährliche Ver letzungen. — Bei der Cchapira-Hütte fand der Maler Knidcl durch Absturz über eine Felswand den Tod. — Auf dem Monte Eorr« verunglückten zwei Kaiser schützen beim Edelweissjuchen. Beide wurden schwer verletzt. Pest. 2. August. (Explosion.) Als gestern der Dampfer „M buche n" der Süddeutschen Dampf- ichifiahrts Aktiengesellschaft hier eintraf, entstand in folge einer Unachtsamkeit eine Explosion, bei der ein Heizer getötet und zwei verletzt wurden. Deva (Ungarn), 2. August. (Panik in der Kirche? In der Gemeinde Balsa schlug während des Gottesdienstes in die dortige katholische Kirche der Blitz ein, und da auch gleichzeitig ein Erdstoss erfolgte, so entstand unter den Kirchenbesuchern eine fürchterliche Panik, wobei fünf Frauen erdrückt und drei verletzt wurden. Lemberg, 2. August. (Flüchtiger Spekulant? Der Advokat und langjährige Gemeinderat Dr. Eduard Lilien aus Lemberg ist unter Hinterlassung von Schulden von 1 Million Kronen nach Amerika ge flüchtet. Dr. Lilien soll diese Summe in unglücklichen Naphthaspekulationen verloren haben. Lodz. 2. August. (Feuersbrunst.) Eine Feuersbrunst hat hier eine Reihe Häuser ver nichtet. 180 Familien sind obdachlos. Konstantinopel, 2. August. (Abdul Hamids Zuwelen unter dem Hammer.) Die von der Regierung beschlossene Versteigerung der Kostbar keiten uno Juwelen des abgeietzten Sultans Abdul Hamid soll in Paris erfolgen. Der Ertrag soll für den Neubau der Flotte verwendet werden. Der Transport der auf Millionen gesch ätzten Kostbarkeiten geschieht durch einen Damoser der deutschen Levante- Linie, die der türkischen Regierung gegenüber alle Garantien für den zuverlässigen Transport über nommen hat. London, 2. August. (Bei dem Brande) der an der Themse gelegenen Lagerräume der Union Cold Storage Company erlitten zahlreiche Feuerwehrleute eine Rauchvergiftung, hervorgerusen namentlich durch Verbrennen der dort lagernden Eiervorräte. Zwei Feuerwehrleute wurden in bewusstlosem Zustande sortgeschafft, darunter der Branddirektor. Gericktslsnl. Königliches Landgericht. —rm. Eine rückfällige Betrügerin stand in dem schon mehrfach mit den Strafgesetzen in Koiistikt g'? rateneil 24jährigen Dienstmädchen Martha Schille aus Meiningen vor der Ferienstrafkammer l>. Unter dem Verdachte, einem Fräulein Th., bei dem sie ge dient hatte, zwei Portemonnaies mit Inhalt und verschiedene Schmucklachen entwendet zu haben, war die Sch. eines Tages verhaftet worden. Da sie den Diebstahl bestritt und ihr die Tat nicht nachzuweisen war. wurde die Sch. nach einmonatiger Unterjuchungs- hast wieder auf freien Fuss gesetzt. Sic zog nun am 28. April zu der Vermiete,in P, der sie erzählte, sie sei Lageristin und bekomme am 1. Mai ihren Gehalt ausgezahlt. Nachdem ihre Schuld »ür Kost und LoZis auf 18 .6 angewachsen war, verichwand die Sch. heimlich. Die Angeklagte nahm hieraus dann bei einer Frau L. Wohnung. Am 15. Mai schwindelte sie ihrer Wirtin vor, ihr Bräutigam lomme aus Dresden. Da sie aber keine ordentlichen Kleider habe, um mit ihrem Bräutigam fortgehcn zu können, oat sie die L., ihr die notwendigen Sachen zu leihen, die sie auch erhielt. Weiter hatte die Sch. der Wirtin er zählt, sie bekomme noch 30.6 von dem Fräulein Th., die ihr aber nicht ausgezahlt würden, weil die Th. sie sür die ihr abhanden gekommenen Sachen haftbar mache. Wie die erste Wirtin, so ist auch Frau L. durch die betrügerischen Manipulationen der Ange klagten geschädigt worden. Das Urteil lantete gegen die Sch. aui zehn Monate Gefängnis und zwei Jahre Ehrenrechtsverlust. -rm. Durch sieben Messerstich« verletzt wurde in der Nacht zum 18. Juni der Arbeiter Hecht bei einer Schlägerei, die sich auf der von Wurzen nach Liiptitz führenden Strasse zutrug. Wegen einer Frau war H. im Restaurant „Schweizerhaus" mit verschiedenen Arbeitern in Differenzen geraten. Nachdem die Streitenden die Gastwirtschaft verlassen hatten, kam es auf dem Heimwege aufs neue zu Tätlichkeiten. Die Arbeiter Peter Kosinsky und Otto Friedrich Keil bearbeiteten H. mit den Fäusten und miss handelten ihn gemeinsam. Ausserdem würgte Keil seinen Gegner am Halse, während Kosinsky von seinem Taschenmesser Gebrauch n achte uud H. mehrere Stiche in den Rücken und in das Handgeleni bci- brachtc. Keil und Kosinskn hatten sich jetzt wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung vor der Ferienstralkammer c' zu verantworten. Kosinsky erklärte, er sei selber bei der Schlägerei gestochen worden. Man Habs ihn und seinen Begleiter Klein von den Fahrrädern gezogen und sie dann durch geprügelt, so dass sie sich ihrer Haut härten wehren müssen. Nach dem zur Verlegung gebrachten ärzt lichen Zeugnis sind die Messerstiche, die H. -avon- getragen hat, zwar nicht lebensgefährlich gewesen, die Heilung derselben hat aber immerhin mehrere Wochen in Anspruch genommen. Das Gericht ver urteilte Kosinsky zu fünf Monaten Gefängnis, während Klein mit drei Monaten Gefängnis davonkam. Königliches Schöffengericht. -rm Unter der Anklage dec Beleidigung eines Lehrers stand der Arbeiter Paul Emil Buschmann aus Volkmarsdorf vor dem Schöffengericht. Am 20. Mai hatte der Angeklagte einem Lehrer in Sellerhausen, der den wohn eines seiner Verwandten unterrichtet, ocäussert, cr werde ihm die Knochen im Leibe entzwelchtagen. wenn er den Jungen nochmals schlage. B. hatte dem Lehrer weiter oorgeworfen, er >ei Schuld, dass einer seiner Schüler eines Tages beim Turnen einen Unfall erlitten habe. Er habe aus Furcht vor Strass seinen Schülern verboten, zu Hause etwas von dem Vorfall -u er cihlen. Schließ lich hatte der Angeklagte noch bebauptet. der Lehrer habe den Jungen »eines Verwandten gehauen, weil er ihm nicht Hut und Stock geholt habe. Es war gegen B. ein Osfnialverfahre.t eröffnet worden, nachdem der Lehrer Anzeige erstattet hatte. Da sich die Behauptungen des Angeklagten als unwahr er wiesen, wurde er wegen Beleidigung zu einer Woche Gefängnis verurteilt. Kaufmannsgericht. Eine nicht sorgfältige Kassenfiihrnng ist an sich ein Grund zur sofortigen Entlassung, auch wenn der, dem die Kasse anvertraut war, keine Vcruntreuun en begangen, sondern die Kasse auch nur unsorgfältig geuihrt hat. So entschied das Ka ifmannsgcricht in der Klage -cs Handlungsgehilfen H. gegen den Kaufmann M., bei dem H. in Stellung war und von dem er am 10. Zuni ohne Einhaltung der ge setzlichen Kündigungsfrist entlassen wuroe, weil an der Kasse 51 Mark fehlten. Vom Schöffengericht ist H. von der Anklage der Unterschlagung jreige- sprochen worden, da ihm eine Schuld nicht nache- wiescn werden konn e und das Gericht es nickst für ausgeschlossen hielt, dass das fehlende Geld auch auf andere Wet'e weggekommen sein könne. Vor dem Kaufmannsgericht llagtc H. gegen M. auf Zahlung des restierenden Gehalts, das Urteil lautete dahin, dass H. einen Eid zu schwören habe dahingehend, dag er sich der Unterschlagung der 51 Mark nicht schuldig gemacht habe: leistet er diesen Eid, dann ist der Beklagte gehalten, an den Kläger den Restge- halt auszuzahlen.