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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110803013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911080301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911080301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-03
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Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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?o!iü5che Umrchau. ReiHsüeutlcher MttteMsnüs »verbsnü unü Zentrslsuslchutz üer vereinigten Innunys-Vertriinüe Devtlchisnüs. Der vorbereitend« Ausschuß zur Gründung der Reichsdeutschen Mittelstands-Verbandes erläßt eine vom Architekten Felix Höhne und Generalsekretär Ludwig Fahrenbach in Leipzig unterzeichnete Erklärung, Li« al» Antwort auf die kürzlich ver öffentlichte Kundgebung des Knnunas-Zentral-Aus- schusses gegen den Reichsdeutschen Mittelstands-Ver- bano und als Richtigstellung der irrtümlichen Schluß folgerungen anzujehen ist, die ein Teil der links stehenden Presse daran knüpft«. Die Erklärung nimmt zunächst Bezug auf das Ver zeichnis der großen Berdände, die am 15. Juli in Leipzig auf der Mittelstanss-Delegiertenverjammlung vertreten waren, die bekanntlich die Satzungen des ueuen Verbandes im Entwurf ausstellte uird die vom Hansabunde verbreitete unwahre Behauptung, der Reichsdeutsche Mittelstands-Verband sei eine städtische Filiale des Bundes der Landwirte, als eine frivole Verdächtigung zurückwies. Wörtlich heißt es dann in der Kundgebung des Reichsdeutschen Mittelstands- Verbandes: Unserem hohen Ziel, den ganzen selbständigen deurschen Mittelstand zu einen, getreu, wenden wir uns an alle Korporationen und Vereinigungen, denen die Fürsorge um den Mittelstand am Herzen liegt, und bitten um Mitarbeit. Wir verlangen nicht, daß sich andere Vereinigungen etwa der Mittelstands-Ber einigung in: Königreich Sachsen anjchließen und unterordnen sollen, sondern wir streben eins Neu bildung an, um jeder Vereinigung den ihr gebühren den Platz im Verbands zu geben. Wir haben die starke Hilfe dc'r Mittelstands-Vereinigung im Königreich wachsen nur in dem Sinne angenommen, daß der neue Verband seinen Kurs selbst frei bestimmt, wie es zu seiner Lebensfähigkeit natürlich und notwendig ist. Müßten wir bei dieser Sachlage die gegen die Mittelstandsbewegt,ng gerichteten frivolen Verdächti gungen des Hanjabundes als einer mittelstands fremden und deswegen zum M» »sprechen in unserer Sache durchaus nicht berufenen Organisation mit gebüorender Schärfe zurüci'weisen, so erfüllt es uns init Betrübnis, daß eine so berufene Vertretung wie der Zentralausschuß der vereinigten Innungs-Ver bände Deutschlands uns bei unserer Sammclarbeit hemmend in den Arm gchallen ist. Er befürchtet, daß wir, die nur das Ziel lfaben, zu sammeln, zer- fvlittern werden. Was ist Denn noch zu zersplittern un deutschen Mittelstände? Weiß der Zentralaus- schuß nicht, daß jctzr von den 1000 mittelständischen Vertretungen jede ihren eigenen Weg geht? — Weiß der Zenträlausschuß nicht, Saß wir eben dieser Zer splitterung ein Ende machen wollen durch di« Zu sammenführung der vielen Kleinen zu einem Großen? Haben wir nicht auch Raum für die ver einigten Innung-:verbünde in dem neuen Verbände? Wir wünschen die Mitwirkung des Zentral Aus- fchusses der vereinigten Innungs-Verbände im Interesse des Handwerks, wie dieses der Hilfe der Detni'Usten nicht entbehren kann, da nur der ge schlossene selbständige "Mittelstand Aussicht aus Er folg hat. Warum soll sich der organisierte Mittelstand geraoe der Deutschen Mittelstands-Vereinigung > Sitz Berlin) anschließen? Weiß der Zentralaus- .chufj nicht, daß Liese Vereinigung gegenüber den tir ten vorbereitenden Beratungen zur Gründung eines Reick-sdeutschen Mctlelsmrcds-LerLandes ver tretenen großen Verbänden nur eine sehr geringe Bedeutung lmt? Weiß er nicht, daß die von ihm empfohlene Deutsche Mittelstands Vereinigung weiter nichts ist als die (wenn auch sicherlich in ihrem Kreist' segensreich wirkende) doch nur bescheidene Vertretung eines kleinen Bruchteils des gewerblichen Mittelstandes in Berlin und in drei bis vier kleine ren ff neu außerhalb d.-r Hauptstadt? Weiß er nicht, daß große Gruppen des selbständigen Mittel standes in der Deutschen Mittelstauds-2st::einigung überhaupt nicht vertreten stad, und daß sie es nicht nur nicht vermocht hat, in den außerpreußischen Bund es r.aten festen Fuß zu fassen, sondern sogar in den p eußischen Provinzen ihr dies nicht gelungen ist? Weiß er nicht, daß die Deutsche Mittelstands-Ver einigung durch ibre engen Beziehungen zum Hansa- bunde bas Vertrauen der unabhängigen Mittel stand: Vertretungen in wettern Maße verloren hat? Und w's soll der deutsche Mittelstand von einer vom Hansa:unoe beeinflußten Mittelstands-Vereinigung erwarten, wenn Ehrenobermeiste: Richt selbst lagt, daß im Hansabund mittelständische Fragen, soweit sie mit dem Kapital und Warenhaus im Widerstreit de: Interessen stehen-,, „unter den Tisch fallen"?!' Doch das nur zur Abwehr des Verdachtes, als wollten wir zersplittern. Wir sammeln vielmehr, wir sammeln in dem Maße, daß wir auch einen der artigen Angriff aus M'ttteffttmdsl'reiscn verzeihen unv nach wie vor zur Mitarbeit auffott>ern alle Ver einigungen, Verbände und Vertretungen, die die stände so frei haben, daß sie mit uns mittelständische Forderungen vertreten können. So hoffen wir, daß brr Zentralansichuß der vereinigten Innungs-Ver bände sich noch überzeugen wird, daß er bei unserem Kampf um die Reform des Submissionswesens an unsere Seite gehört. Denn nur durch eine durch greifende Reform nach unserem Vorschlag« werden die immer noch blutleeren Innungen wieder das pulsierende wirtschaftliche Leben er.mlten, das einst die Gröke der Innungen ausmecht-e. Am Schltstl» der Erttärunz kündigt der Reichs deutsche Mittelstands-Verband an, er werde nötigen falls allen Vorsitzenden der mittelständischen Reichs und Vrovin-ial-Verbänb? Gelegenheit zu einer Aus sprach? über die Berliner Erklärung und zur Be seitigung von Mißverständnissen geben, die möglicber- "eise durch das Vorgehen den Zentral Ausschusses der Vereintsten Innuugs-Verlänch« Deutschlands ent standen lind. Die Mittelung Tvyos. Wir haben bereits in der gestrigen Abendausgabe kurz gemeldet, daß die Deutsche Kolonialqesellschaft gegen dir Abtretung von Togo an Frankreich Wider spruch erhebt. Die Kolonialoesellschaft ist sogar all gemein gegen jede Aotretnng deutschen Gebiets. Die ausführlichen Darlegungen in der Deutschen Kolonial zeitung, die nunmehr vorlirgcu, lauten folgender maßen : „Der „Temps" glaubte kürzlich melden zu können, daß in den Berliner Besprechungen die Rede davon gewesen sei daß Deutschland die Kolonie Togo und ozeanische Grenzbezirke Kameruns an Frankreich ab treten würde gegen Schadloshaltung an anderen Gebieten." Wrr baden dieser Mitteilung des französischen Blattes keine Bedeutung beigemessen, weil wir es für ausgei.chi offen hielten, daß unsere Regierung auch nur einen derartigen Gedanken fassen könne. Rechdem indes ein deutsches Blatt von dem An sehen und den Beziehungen der.Kölnischen Zeitung" die Angabe des „Temps" als im Bereiche der Mög lichkeit liegend erachtet, halten wir uns für ver pflichtet, mit aller Entschiedenheit Stellung zu nehmen gegen den bloßen Gedanken einer solchen Abtretung. Togo ist eine Kolonie, die, wenn auch klein, uns ans Herz gewachsen ist wie kaum eine andere. Sie ist in mühevoller, zäher Arbeit und dank ihrer reichen Hilfsmittel ohne erhebliche Kosten von uns entwickelt worden. Wir haben Eisenbahnen an der Küste ge baut und im Inneren. Die Verwaltung hat sich unter der vorbildlichen Leit ig des Grafen Zech zu einer geradezu musterhaften a- gebildet. Wir haben Schulen gegründet, in denen von Regierungslehrern wie von den Missionen beider Konfessionen christliche und deutsche Gesinnung und Gesittnng verbreitet werden. Handwerkerschulen sind entstanden. Eine Landwirtschaftsschule, von dem Wirtschaftlichen Aus schüsse der Deutschen Kolonialgescllichast begründet und von der Regierung übernommen, hat ats erste in Westafrika dem Vaumwollenvau feste Grundlagen gegeben. Die Eingeborenen gehören zu den intelli gentesten Wesicffrikas. Sie haben sich sür unsere Bestrebungen empfänglich gezeigt. Sie haben uns schätzen gelernt und sind stolz, unter unserer Flagge zu leben und zu gedeihen. Die „Kölnische Zeitung" knüpft an den Artikel des „Temps" noch folgende Bemerkungen: „Es würde sich dabei um eine großzügige Neu regelung des Besitzstandes in Westafrita handeln, die, wenn sie überhaupt diskutabel jein soll, so ein gerichtet sein müßte, daß nicht nur ein Austausch in Betracht käme, sondern eine wirkliche wertvolle Schadloshaltung Deutschlands für diejenigen überaus wichtigen Zugeständnisse, die es an Frankreich in Marokko machen könnte." Es kann bei dieser Schadloshaltung wohl nur an Aequatorial-Afrika gedacht sein, jenes Gebiet, das einst Congo Fraiwais hieß und wegen der an diesem Namen haftenden Greuel umgeiauft wurde. Wir glauben wohl, daß es unserem Nachbarland!: passen könnte, sein nordwestafrikanifches Militärreich von 25 Millionen Einwohnern durch ein Land abzu runden, das von uns auf das beste zivilisiert und entwickelt worden ist. Dafür sollen wir dann ein Gebiet erhalten, das zum grössten Teil noch auf Jahrzehnte hinaus au Ansbeutuiigsgesellschasteil überlassen wurde, wirtschaftlich stagniert, sinan.ielt Not leidet, leine Eisenbahnen besitzt und ungezählter Millionen bedürfen würde, um Len Keim zu einer gedeihlichen Entwicklung zu legen und in dem Frank reich soeben eine schwere Niederlage nach der anderen durch die streitbaren Sultane des Nordens erlitten hat. Die Deutsche Kolonialgcsellschaft muß mit Ent schiedenheit gegen einen solchen Handel Widerspruch erheben, ganz allgemein aber gegen jede Abtretung deutschen Gebietes. Der moralische Eindruck einer solchen würde für jeden Freund unserer Kolonien ein beschämender und schmachvoller sein. K'. Gine Erklärung zuyunlren ücs humanistischen Gymnasiums hat am 29. Juli d. I. einstimmig der Gesnmtsenctt der Hessischen Landesuniversität Gießen beschlossen und die übrigen Universitäten zum Beitritt oder zu gleichartigem Vorgehen eingeladcn. Diese Erklärung hat folgenden Wortlaut: Im Hinblick auf neuerdings wieder hervvrtretende Bestrebungen, den griechischen Unterricht am huma nistischen Gymnasium prsiszugeben oder erheblich ciu- zuschränken, erklären wir, daß wir ein solches Vorgehen mit der Preisgabe des humanistischen Gymnasiums überhaupt gleichsetzen müßten. So fern es uns auch liegt, die Gleichberechtigung des Realgymnasiums und der Oberrealschule init dem Gymnasium antastcn zu wollen, so müssen wir doch dem humanistischen Gymnasium als Vorbereitung auf die gesamten Universitätsstudien nach wie vor eine besondere Be deutung beimeifen, und erkennen daher in einer ernstlichen Schädigung dieser Schule zugleich eine schwere Gefahr für unsere eigene Ausgaben. Dies gilt besonders für alle die weiten und wichtigen Gebiete, sür die eine gründliche Einsicht in das Wesen und die Zusammenhänge geschäftlichen Werdens Grundlage und Voraussetzung bildet. Wir erachten es deshalb für unsere Pflicht, gegen jene schädlichen Bestrebungen jo frühzeitig und nachdrücklich wie möglich Verwahrung einzulegen. Wir legen außerdem Verwahrung dagegen ein, daß die Schule für Schädigungen unserer Jugend haftbar gemacht werden soll, dis wir nur als allge meine Folgen der modernen Lcbensgestaltung än- sehcn können, und wir erklären, daß uns gerade im Hmblick auf den Kampf gegen diese schädlichen Fol gen jedes weitere Zurückweichen in den Anfor derungen der Schule gefährlich erscheint. Zur kommsnüen LranKenvcrMrrung üer Oienlttrstett wird uns geschrieben: Es ist kürzlich in der Presse die Ansicht aus gesprochen worden, daß mit der 'Ausdehnung der Krankenversicherung aus die Dienstboten, wie sie die Reichsversicherungsordnung vorsieht, die bestehenden privaten Vereinigungen zur Krankenverforgmrg der Dienstboten ihre Tätigkeit einstcllen müßten. Hierbei ist jedoch übersehen worden, daß die Reichs- versicherunosordnung Bestimmungen enthält, die es diesen Vcrjicheruugsoer-nncn ermöglichen, unter gewissen Voraussetzungen ihre Tätigkeit fortzusetzen. Denn im 8 118 des Gesetzes ist iür die landwirt schaftlichen Arbeiter vorgffehen, daß sie auf Antrag des Arbeitgebers von der Krankenversicherung be freit werden können, wrnn der Arbeitgeber für alle seine Arbeiter die Kronkenocriorguncz selbst über nimmt und deren Kosten aus eigenen Mitteln be streitet. Voraussetzung für die Befreiung ist jedoch der Nachweis, oan der Arbeitgeber zur Uebernahme dieser Lasten auch durch seine Verhältnisse be fähigt ist. Der 8 435 des Gesetzes sieht nun vor, daß die s Bestimmungen des 8 418 auch auf Dienstboten An Wendung finden können. Weist also eine Herrschaft nach, daß ihre sämtlichen Dienstboten bei einem Ver- sicherungsvcreine versichert lind, dessen Leistungen den Mindestleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung gleichkommen, io ist die Befreiung von der Kranken versicherung zulässig. Für die Dienstboten erwächst hieraus der Vorteil, Latz sie von der Beitragsleistung für ihre Krankenversicherung frei bleiben. Die be stehenden Vereinigungen sür Krantenversorgung der Dienstboten tonnen also ihren Geschäftsbetrieb fort setzen, falls sie durch ihre Satzungen ihre Leistungen denen der gc etzlichen Krankenversicherung gleichstellen und ausreichende Garantie für die Gewährung der Leistungen bieten. Gin vllihol, üer vch gegen üss Zentrum menüet, ist eine immer m bemerkenswerte Erscheinung. Aus Stuttgart. 31. Juli, wird der „Voss. Ztg." geschrieben: In Württemberg hat man schon vor längerer Zeit die Frage der Vereinfachung der verschiedenen Zweige der staatlichen Verwaltung einer gründlichen Er örterung unterzogen, und von der Regierung sind den Ständen in Form einer Denkschrift auch eine Reihe wichtiger Neuerungen vorgeschlagen worden, durch die der Betrieb der staatlichen Gesamtverwal. tung vereinfacht und zugleich wesentlich verbilligt werden soll. Selbstverständlich wurde bei dieser Ge legenheit auch die Organisation der kirchlichen Ver waltung daraufhin näher angeiehen, ob nicht mancherlei zweckdienliche Vereinfachungen notwendig und Durchführbar wären. Man hat eine Erhebung darüber veranstaltet, wie die ganz kleinen Pfarreien durch Zu sammenlegen zweckdienlicher organisiert werden könnten. Kaum war dieser Erlaß bekannt geworden, als auch schon das Signal zu einer allgemeinen Hetze gegen bas Kultusministerium und die Regierung gegeben wurde. Die unsinnigsten Vorwürfe wurden dabei gegen die Regierung erhoben. Man warf ihr kulturkämpferische Neigungen und die Unterdrückung der Religion vor und lrcß kein Mittel unversucht, um die Volksseele ins Kochen zu bringen. In den dunklen Landesteilen ist die beabsichttqte Wirkung des Vorgehens der ultramontanen Presse nicht ohne Wirkung geblieben. Nachdem nun das Treiben der Zcntrumspressc mehrere Wochen gedauert hatte, fühlt sich das bischöfliche Ordinariat in Rotlenburg veranlaßt, eine Aufklärung zu geben, aus der hervorgeht, daß die Angriffe gegen das württembergische Kultus ministerium unberechtigt waren. Es wird darin be tont, daß die Frage der Zusammenlegung kleiner Pfarreien im Zusammenhang mit der Fürsorge für die in nächster Zeit notwendigen kirchlichen Neuein richtungen vom Bischof selbst aufgegriffen wurde. Die Dekanatämter sollen nunmehr auf Weisung ihres Bischofs auf eine Beruhigung in ihren Distrikten hinwirken. Deutsches Reich. Leipzig, 3. August. * Der Kaiser in Altsngrabow. Der Kaiser traf im Sonderzug auf dein Truppenübungsplatz Älten- grabow heute früh 6,54 Uhr ein und stieg in der Uniform der Leid-Gardehuiaren zu Pferde. Er wohnte daraus einer Kavatteriegefechtsübung bei. Die Uebung wurde ausgefllhrt von der Garde- tavalleriedivision, bestehend aus den Gardekavallerie- regimentern ohne das 1. und 2. Gardeulanenrccff- ment, und von der Kavalleriedivisiou tt, bestehend ans der 5., 8. und 38. Kavalleriebrigade. Beide Parteien hatten je eine reitende Abteilung Feldartillerie und eine Mnschinengewehrabteilung bei sich. Leiter war Generalinjpekteur -er Kavallerie General o. Kleist. Als Zuschauer waren anwesend die Knvallerieinspekteure Generalleutnant v. Wind heim und Generalmajor Torgany, als Gäste der englffcbe General French mit seinem Adjutanten Lord Brooke und der österreichische Feldmarschall leuinant Freiherr v. Gemmingen. Das Wetter ist heiß. Nach der Uebung. die in zwei Gesechtsbilder zernel, nahm der Kaiser den Vorbeimarsch aller be tciligten Truppenteile im Galopp ab und lehrte gegen 10.30 Uhr mit der Standarteneskadrou der Gardedukorps ins Lager zurück. Später frühstückte der Kaiser mit dem Offizierkorps im Kasino des Laaers. Das Publikum begrüßte den Kaiser allent halben aufs freudigste. Der.Kronprinz als Negimentstonimandeur. Der Kaiser wird in Danzig iu der zweiten Hälfte des c-eptember dein Kronprinzen das Kommando über das Danziger Husarenregiment persönlich übergeben. Die Ucbergabe erfolgt im Anschluß an die am 18. September bei Thorn beginnende Festungskricgs Übung, der der Kaiser vorherbei wohnen wird. 0. Der Verfasser der Kundgebung gegen den Ost- morkenverein. In der „Kreuzztg." bekennt sich heute der Oberst a. D. von Heydebreck als Verfasser für die Kundgebung gegen den Ostmarkenverein, von der in den letzten Tagen viel die Rede war Die Kundgebung richtet sich, so schreibt er, nicht gegen den Ostmarkennercin und seine Be strebungen, sondern einzig und allein gegen sein taktisches Vorgehen und die hierfür ver antwortliche Leitung. Die Neigung der Leiter, dem Gegner ein für allemal persönliche Motive unter zuschieben, ihn anstatt mit sachlichen Gründen durch persönliche Angriffe zu bekämpfen, sei ihm stets sehr unsympathisch gewesen. Die Kundgebung, so beißt es weiter, sollte nach dem Wunsch der Unterzeichneten nicht in der Presse ver öffentlicht, sondern dem Staatsministerium übergeben werden. Jetzt ist die Erklärung gegen Wissen und Willen der Unterzeichner von gegnerischer Seite in der Presse veröffentlicht worden. Wen trifft also die Schuld daran, daß den Polen dieser Zwist im deutschen Lager vorgesührt wird? " Der Landwirtschaftsminister und die Ostmark Die „Inform." schreibt: Wie uns mitgeteilt wird, ist die Nachricht, daß das Rundschreiben gegen den Ost Markenverein vom Landwirtschaftsminister ausgeht, unrichtig. Gleicherweise unzutreffend ist die Meldung, daß der Landwirtschaftsminister be absichtige, seinen Abschied cinzureichen. Augenblick lich befindet sich der Landwirtschaftsminisrer auf Urlaub, den er vor Anfang September nicht be endigen wird. Er hat bisher nicht das geringste darüber verlauten lassen, -aß er amtsmüde sei. Auch deuten seine amtlichen Maßnahmen, die er noch bis kurz vor Beginn seiner Sommerreise ge troffen hat, wie z. V. die Reise in das hannoversche Moorgeoiet, nicht auf ähnliche Absichten hin. * Ein deutscher Diplomat als liberaler Reichs tagskandidat. Der aus dein Dienst ausgeschiedenc Legaiionsselretür Freiherr Hartmann v. Richthofen, der Sohn des verstorbenen Staatssekretärs, beabfich ttgt, wie die „Preß-Zentrale" von authentifcher Seite erführt, sich der inneren Politik znzuwenden. Er wird bereits bei den nächsten Reichstagswahlen in der Provinz Hannover für die nationallidcrale Partei kandidieren. Die Kandidatur findet auch die Unterstützung der Freisinnigen. Freiherr Hartmann von Richthofen war lange Zeit als deutscher Ge schäftsträger in Mexiko und Teheran tätig. * Nogi bei der Truppenschau in Mainz. Der Kaiser hat zu der großen Truppenschau, die am 11. August in Mainz stattfindet, Len japanischen Feld marschall Nogi, den Eroberer von Port Arthur und Inhaber des preußischen Ordens zxnir I«; rvevite, ein geladen. * Generalfelvmarschall Freiherr von der Goltz hat, wie entgegen anderen Meldungen festgestellt wird, auch in dresem Jahre sich erboten, seinen Be such in derTürkei zu erneuern. Der türkische Kriegsminister ließ ihn jedoch bitten, nicht zu kommen, da sich bei der augenblicklichen Lage im Orient ein geeignetes Feld für seine Tätigkeit nicht finden würde. * Krankenbehandluna auf der Eisenbahn. Wie die „Neue Preußische Correspondenz" erfährt, find für die Behandlung erkrankter Fahrgäste auf den Staatsbahnen neue Bestimmungen erlassen worden. Wenn festgestellt worden ist, daß Reisende unterwegs erkrankt und hilflos geworden find, so ist bei ge nügendem Aufenthalt der nächst erreichbare Arzt für die erste Hilfe heranzuziehen. Ebenso ist zu ver fahren, wenn ein Reisender im Bahnhofsdereich außerhalb des Zuges erkrankt. Der Arzt ist durch den betreffenden Lahn Hoss vorstand oder Vertreter zu ersuchen, feine Rechnung möglichst umaehend der Lisenbahndirektton einzulenden. Der Bahnhofsvor- stand hat der Eisenbayndlrektton von dem Vorfall unter genauer Angabe der Personalien des Erkrankten unverzüglich Anzeige zu erstatten. * Kaiserliche Anerkennung für die Abmehr dar Lungenpest iu Kiantsihou. 2m letzten,MaL->Berordn^> Bl." wird ecne kaiserliche Order vom IS. Juli ver kündet, in der der Kaiser seine Anerkennung darüber nusspricht, daß es den Behörden gelungen ist, die Lungenpest im letzten Winter rvm Kiautschougebiet fernzuhalten. Die Kadinettsorder hat folgenden Wortlaut: Die im letzten Winter aus der Mand schure! nach Süden oordrivgende Lung-npest bedeutete jür das Schutzgebiet Kiautscbou eine sehr ernste Ge fahr. Daß es gelungen ist. d>ese Gefahr abzuwenden, stellt einen über die ganze Welt anerkannten Erfolg dar, welcher zunächst den wobldnrchdachtrn und van allen Dienststellen tatkräftig durchgefiihrten Maß nahmen des Gouvernements zu -artten ist, demnächst aber auch der verständnisvollen und opferbereiten Mitwir'una weitester Kreise der europäischen wie chinesischen Bevölkerung des Schutzgebiete». Indem Ich aus dieser Veranlassung -ie in der Anlage ent- haltenev. besonderen A rszeichniingen verleihe, will Ich gleichzeitig allen bei -er enolarcichen Durchfüh rung k r ! ei.abwehc-i.oßr^gcs'l Beteiligten Meine vollste Anettennung anssprcchen. * Rückgang der Unfälle in gewerblichen >»d lauöwirtschattlichrn Berussgenois-nschaften. Wieder „Inf." mttgereilt wird, ist ein erfreulicher Rückgang der Unfälle bei -en gewerblichen und landwirt schaftlichen Berursgenviienichaften festzu stellen. Jin letzten Berichtsjahre 1909 wurden bei den 66 gewerblichen und 48 landwirtschaftlichen Be- russgenossen chaften 139 070 Unfälle gezählt. Im Jahre 1008 waren es noch 142 965 und im Jahre 1967 141703. Es ist also ein ständiger Rück gang -er Unfälle zu verzeichnen. Für die Un fallverhütung wurden im Jahre 1l)09 15 Millionen Mark ausgcwendcl. Unter den Unfällen ist auch die Zahl der Unfälle mit tödlichem Ausgange im tt' tt a ff-ffch gffunkea, und zwar von 9580 Un'-'Ne: in ttahre lK'st auf 9'163 Unfälle im Jahre * Verbot des Tchnr psverkaufs in einem Waren haus. Wie der „Jur" mitgetettt wird, ist vor lux,ec Zei gegen ein Bresleuer Warenhaus ein Verbot des Ei a ;cl vor l aufs von Alkohol mit einer^ interessanten Begründung ergangen. Ter Stadtnussch'.ff; batte -em Warenhaus -en Ein- zelverknuf non Alkohol in Flaschen gestattet. Auf eine Beschwerde hin hob -er Bezirksausschuß diese Erlaubnis mit -er Begründung auf, daß -le Gefahr bestehe, daß durch die sogenannten billigen Tage der Warenhäuser das Publikum Zu größerem Kon sum von Braiiniwei'i verleitet werden könnte. Kusikmü. Zvtnlffrorch. * Unterschlagene Dcprsche. Der Direktor des „Ganlois", M eyer. richtete an den Handelsminister ein Schreiben, in -em er scharfen Einspruch dagegen erbebt. Last in einer von dem General -es Ruhe standes E h e r f i l s aus Nancy an -en „Gaulois" abgesandten Deve che. die einen cmtnreimaurcrischen ArtitB von 1860 Worten enihieit. 10M Worte unter- ! drückt worden seien, und zwar gerade die gegen die Freiw anrorei geri chtcte Stritt. Meyer verlangt Einleitung einer Untersuchung, damit jener Telc grapbenbeanitc ausfindig ocnnacht werde, der sich im Interesie der ffreimaürcr ungesetzlichen Vergehens schuldig gemacht habe. Italien. * Das Befinden -.'S Papstes. Rach Mitteilungen, die an Berliner -iplomatuchen Stellen eingelaufen sind, soll das Befinden -es Papstes andauernd sehr ernst sein. Ais besonders befor zniserrcgcnd wird bezeichnet, -ost zunehmende Herzschwäche beim Papst konstcttier. wurde. Ettglnud. * Reue PttNZ"plrttK» für die englische Marine. Große Wiä: gleit wird in Marin.lieiscn -rn. Ver suchen bcigemcssen, die seit einigen Tagen ii'tt neuen Panzerplatten, welche aus eiu.'m neuen Metall, das MBnbLemun benannt wiro. lergesicllt sind. Dieics Molyb-cmun ist eine Legierung von Rulel und Stahl, dessen W i d e r st a u d s t r a s t 20 Prozent b c he r sein soll als -ie des Stahls, der bisher sür die Panzerplatten benutzt wurde. Es beißt, -aß Vie eng lisch? Admiralität dieses " -u: Metall einführen wird. Hierdurch würde eine oroch Ettparnis beim Dau -er Panzerschiffe erzielt werden. Andererseits könnte in folge -er weniger starken Panzerplatten die Armie rung schwerer werden. Ausland. * Kein; Zarcnrcis« nach De tjchlnnd? In durch aus zuverlünig unterrichteten Kreisen, die in enger Beziehung mit der Wie ier ru'ss!ichcu Botschaft stehen, wird versichert, daß -ie Nachttchten ous Berlin, -ie von einer Reffe -es Zar? npo--re-.- nach Deutsch land zu berichten wissen, wenig Zutrauen verdienen. Noch no" w uigen Tagen l.ütb> ststge'tauden, -aß die Zarciffamilic in -i. n Jahre Rußland nicht verlasse:: würde, ia -ie Zarin einem solchen Reise plane durchaus abgeneigt wäre. Eine Aendcrung in ihrem Enffchlmz rönne nur durch eine plötzliche Verschlimmerung ihres sun-beits zu Lan des crilärr werden. Du aber bim ungünstige Nach richten über das B.ffint en n-r i'hen Frau neuer dings nicht einnetroff i» s- dnr.'e man annehmen, daß' die Nachrichten über eine Auslandsreise des Zarenpoares unzutreffend ffien. * Ein geh-imnwrolles Automobil treibt im Petersburger Gouvernement sein ttu- wescn. Es erscheint "lötz.u- in -iffer oder jener Gegend, um ebenso schnell wieder verschwinden und an einem anderen Orte seine nerbrcchrrische TäügffH aiffuinehmem Dos Automobil ist von riesigem Umfange, braun geitri lfen und trägt die Nummer 853. Manchmal ist es i dunklen Stofs gehüllt. Seine Iiffasien verbergen sich oefliisentlich im Innern -es Gefährts, so -aß man bei der rasenden Fahrt ihre Gesichte: nicht erblicken kann. Aus -ein geöffneten Fenster -es Auleiaolffls werden ganze Packen gedruckter Flugblätter ans die Landstraßen und die D.msgastcn geworfen. Die Flugblätter enthalten Hstzartikcl gegen die Juden, fordern zu Pogroms auf und wieder Halen die Märchen von de r R i t n a l m o r - e n. Die Ueberschristen dieser mit allerhand schaurigen Phantasiezk'chnungcn ousgc chmäcktrn Artikel lauten: „Iüdffche Greinltatcn find in ausländischen Staaten ans Tageslicht gebracht worden" und „Tic Ritual morde zu verschiedenen Jetten"; darunter flehen in riesigen Lettern die Worte: „Trauet nicht dem jübischcn Reichsdumaabgcordncten Nißelowitsch und allen anderen, welche die Eristcnz der Ritual morde in Abrede stellen." Es find Maßnahmen seitens der Behörden getroffen worden, um diesem Unfugs ein Ende zu bereiten und die Insassen des Automobils zu verhaften. Wie viel böse Keime aber bereits in die ungebildeten Bauermnassen ge-
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