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Abendausgabe für Lelpzia »n» Vorort, »ur» onfrr» »esaek VkAUAAPkkl^k. ua» Sp.otteor» »mol tSgllch Io, tzou» gedeocht' monatlich 1.45 M-, vlertrlISHrUch S.7S M. 0,1 »er »«kchästoN^I«, unk.ro Ziliolen undNo«gad«st»U»n odgrholt; m»natUchlM.,vi»rt«liaheIlchrM. vurch dl« Post: innerhalb deutfchland, und der Seutschea »»lvniea nwnatitch I S» M., vterteydhrUch 4.5d M., ouoschllrAllch postbrstrUgel». va» Leipziger Tageblatt erscheint Werktag» »mal,Sonn-u.Z»lertag»Imol. 2« Leipzig, -rn Nachbarorten und Sen tvrten mit eigenen Zlliolen wird -I« Nd«ndau»god« noch am sibend -»» «rscheiaen» tu» Hau» geliefert. Verlloer Ned«rtt»arp«»«nz»U»nl7, Zernsprech-Z-nschlutz: Moadlt 0r.4V7. Nr. 5. ScurdelsFeituns /irrrtsblaü des Rate» und des poUseüuntes der Stadt Leipzig «edakttgo und Seschaftostelle: 7ohannl»gaff, Nr.«. » Zerasprech.NnschluA Nr. I«»«. I»»« und I4»44. los. Jahrgang k"e Inserat« an» Leipzig an» Umgebung /»«-«'Senprri^. upoltlg,pe««t,.tt,ttbs.7»>e «.Name,.«., M„ »»» au.wart» Z» Pt., «eklomea i.ro m., Zamilien. a.Nela, ftazeigeo die petttzelt« nur 40 Pf.. Inserat» ooo SehSrdrn im amtlichen »eil »le petltzell« »» Pf- ch»sch«Moon,eigen ml, platzoorschrist im prels» erhdhi. Nodatt noch kartf. Vellogrgedlihr: Vesamtautloge LM.pr» Tausend »«kl. paftgebühe. Mo5«igen»fianakm«: lohannlogaste«, del sümtllchen jtltaleo de» Lelpzlgee Tagebtatte» und allen Nan»a«»a»T«p»-lti»n»a Seo In» und stuolon-ea. Geschüstostell« für Serlla n.dt» pr.vranSenburg: vireMonWolterZU.gel, «erlln w. I», Margarethenstrag» «- Zerusprech-Nnschlu-r Lützow ^7>. vomi»l>ena, Len S. Innunr. 1S14. Vas Wichtigste. * Der Erzbischof von Köln hat eine Erklärung zugunsten der katholischen Ar beitervereine abgegeben. (S. Pol. Uebers.) * Wie aus Paris gemeldet wird, beabsichtigt .Poincarö im Laufe dieses Sommers, dem Kaiser von Rußland einen Besuch abzu statten. S(. Ausl.) * Nach einer amtlichen Meldung aus Metz ist der Militärurlauberzug Nr. 44 auf Lahnhof Woippy auf einen Prellbock aufgestoßen. Hierbei wurden 7 Soldaten getötet und 12 schwer verletzt. lS. bes. Art.) * Bei den Färöer n sind in den letzten Tagen drei Fischerboote Untergängen, wobei insgesamt 31 Fischer ums Leben kamen. (S. Nachr. v. Tage.) Erwerbsftänöe und Parlamente. Der Jahresbericht der Handelskammer Essen- Mülheim (Ruhr)-Oberhausen, dem in der Öf fentlichkeit mit Recht stets eine aufmerksame Be achtung zuteil wird, bringt erneut den schon vielfach erörterten Mißstand zur Sprache, daß die Gewerbetätigteit im Reichstag fast gar nicht vertreten sei. Anlaß dazu geben dem Bericht erstatter die Betrachtungen über die letzten Steuergesetze zur Deckung der Wehrvorlage. Er hebt hervor, daß die Kosten der neuen Wehr gesetze in der Hanptsache die Erwerbsstände trügen, und sagt dann: „Es ist an der Zeit, die Frage aufzuwerfen, ob es als zulässig und billig oder auch nur im In teresse der Wertschätzung der parlamentarischen Arbeit und einer gesunden politischen Entwicklung unseres Vaterlandes liegend erachtet werden kann, daß die erwerbstätigen Kreise, d. h. gerade die jenigen Kreise, welche die Staatslasten m der Hauptsache aufzubringen haben und von deren Ge deihen das Gedeihen des Ganzen einschließlich des Wohlergehens der großen Masse der Arbeiterschaft in erster Linie abhängig ist insbesondere im Reichstage so gut wie einflußlos sind?! Ein solcher Zustand ist unseres Erachtens — und dieser Standpunkt wird in den breitesten Kreisen unserer I Erwerbstätigkeit geteilt — auf die Dauer nicht I haltbar. Es ist daher zu verlangen, daß die zu- I Stimmen über die parsifalaufführung. Recht verschieden sind die Nachklänge der Parsisal- ausführungen in der Presse. Mit den schärfsten Wor ten wettert die „Kreuz-Ztg." in einer Kritik der Char lottenburger Premiere, die „Entweihung des Par- sifal" überschrieben ist. Sie beginnt: „Das Unerhörte — hier ward's Ereignis. Vor einem Publikum, das zum größten Teil deutschem und christlichem Empfinden iremd gegenüberstand, wurde Wagners Bühnenweihsestjpiel in den Staub der bittersten Alltäglichkeit gezogen. Von den klatschenden (!), trampelnden (N und johlenden (!) Freunden des Hauses wurde nach dem weltentrückten Schlußbild ein unerhörter Skandal verübt, der jeden Menschen von einiger Ehrfurcht vor dem heiligen Ver mächtnis eines Genies mit Empörung und Wider willen erfüllen mußte. Die Versprechungen der Direk tion in den Zeitungen, die einen würdigen Verlauf der Vorstellung gewährleisten sollten, sind in keiner Weise erfüllt worden. Die Zuschauer fanden auch während des Spiels Einlaß, was im letzten Akt zu minutenlangen, unglaublichen Störungen der Kar- freitagsmustk führte." Ueber die Inszenierung heißt es weiter: „Die künst lerische Wertung der Ausführung hat leider das Wort „Entweihung" ebenfalls zu unterstreichen. „Das We sentliche des „Parsifal" ist Größe, Erhabenheit. Groß und erhaben muß unsere Inszenierung sein", schreibt Herr Direktor Hartmann im Programmbuch. Wir reichen ihm jetzt nach der Tat auch diese Ver sprechungen zurück mit der Antwort: Ihre Inszenie rung, Herr Direktor, war zum Teil geschmacklos, zum Teil lächerlich; im ganzen aber stillos. Ausgenommen etwa das letzte Bild (die Oede) des zweiten Aktes und einiges aus den Formen des Eralstempol- Btldes. Von der unerläßlich und von Wagner sinn gemäß vorgeschriebenen Wandeldekoratton war hier als „Theaterzauber von 1882" Abstand genommen. Ueberhaupt drängte sich ein allzu bewußtes Ab weichen von jeglicher Tradition peinlich hervor. Herr Wunderwald hatte Bühnenbilder angefertigt, die teilweise von den sinnlosesten Farben und Formen er füllt waren. Die Szenerie mit dem heiligen See mutete geradezu wie eine Karikatur an." Und weiter: „Zwerge hatten sich hier um da» Werk eines Riesen bemüht und es auf ihren Standpunkt und ihren Ho rizont herabgezogen. Mit „modernen" Kitsch-Deko rationen ist dem „Parsifal" aber nicht beizukommen." — Viel maßvoller urteilt die „Nordd. Alla. Ztg.": „Mag das Ereignis der Erstaufführung, das von einigen allzu stürmischen Enthusiasten als eine Kulturtat ohnegleichen «feiert wird, auch Kund gebungen veranlaßt haben, deren stürmischer Cha- rakter nicht ohne Einschränkung al« Maßstab für die Wirkung des Werkes gelten kann, und mag auch die ständigen Stellen, sowohl bei der Regierung als auch bei den politischen Parteien ernstlich in Er wägung ziehen, welche Maßnahmen getroffen wer den können, um — im allgemeinen wie im be sonderen — ein« engere Fühlungnahme der Par lamente mit den Erwerbsständen, die zum Zwecke einer besseren Unterrichtung über die tatsächlichen Verhältnisse und die berechtigten Wünsche und Beschwerden der Erwerbsstände dringend not wendig ist, herbeizuführen." Die Klage, die hier erhoben wird, ist inso fern berechtigt, als Industrie-, Handels- und Gewerbekreise in den Parlamenten viel zu schwach vertreten sind, und zwar nicht nur im Reichstag, sondern auch in den Einzellandtagen. Man denke z. B. nur an die ersten Kammern in Preußen und Sachsen. Wenn aber weiter der Bericht darauf hinweist, daß „die Erwerbs stände in einer Art Verzweiflung die Hoffnung auf eine Besserung der Verhältnisse von innen heraus, aus den Parteien selbst, ausgegeben" hätten, worin doch wohl ein Vorwurf gegen die politischen Parteien liegt, als stünden diese den Verhältnissen untätig gegenüber, so möchten wir doch betonen, daß oie nationalliberale Partei sich schon seit langen Jahren ernstlich bemüht hat, im Erwerbsleben stehende Män ner von Erfahrung als Kandidaten zu ge winnen, daß sie aber sehr oft nur Ablehnung erfahren hat. Gewiß hat der einzelne triftige Gründe: sein Geschäft braucht seine ganze Kraft, der Wahlkamps in seiner heutigen Form ist für ihn zu mühsam u. a. Aber wenn hernach zu wenig Vertreter der Erwerbsstände im Reichs tag sitzen, dann kann man doch die Parteien da für nicht allein verantwortlich machen. Einen Hinweis hierauf vermissen wir in dem vorliegen den Bericht. Wenn dann gesagt wird, man gebe sich im Reichstag auch nicht die Mühe, den Mangel an Vertretern aus den Erwerbskreisen einigermaßen dadurch auszugleichen, „daß man in wichtigen Fragen von einschneidender Be deutung mit den erwerbstätigen Kreisen im Lande Fühlung sucht, oder auch nur die Ein wendungen und Ratschläge dieser Kreise ent sprechend prüft und würdigt", — so können wir die Vorwürfe in dieser Form ebenfalls nicht gelten lassen. Gewiß kann in der Fühlungnahme zwischen Reichstag und der P.cnis noch mehr geschehen, als das bisher der Fall ist, aber es geht doch zu weit, wenn der Becicht die Sache j'o darstellt, als ob der Reichstag sich um die Interessen und Wünsche der einzelnen Stände gar nicht oder doch nur wenig kümmere. Wir geben zu, daß z. B- bei den Kommissionsberatun gen im vorigen Sommer, insbesondere, als es sich um das Zuwachssteuergesetz handelte, nicht I in dem Maße mit den offiziellen Vertretungen I von Handel, Gewerbe und Industrie Fühlung I genommen worden ist, wie das die einzelnen Parteien selbst gewünscht hätten. Der Zwang der Lage machte es unmöglich. Es ist aber un- r i ch t i g, .wenn es so dargestellt wird, als ob der Reichstag bzw. die in erster Linie beteiligten Abgeordneten völlig auf eigene Fast Gesetze ge macht hätten. Es haben vielmehr zutschen den Abgeordneten und hervorragenden Vertretern von Handel und Gewerbe ziemlich rege Be ziehungen bestanden. Wir möchten es schließlich auch dahingestellt sein lassen, ob die Ge etzc viel anders ausgefallen wären, wenn selbst 50 Ver treter der Erwerbsstünde mehr im Reichstag gesessen hätten, denn was z. B. an der Aus gestaltung des Wehrbeitrags in dem Bericht be mängelt wird, ist vom Reichstag nicht übe.s.hen, sondern nach reiflicher Erwägung abg l.hut wor- i den. Grundsätzlich stimmen wir, wie gesagt, der I Forderung einer stärkeren Vertretung der Er> werbsstände in den Parlamenten zu; auch die in dieser Richtung schon gemachten Vorschläge halten wir für erwägenswert. In der Regel wissen die wirtschaftlichen Ver bände so gut wie die Parteien, welche Gesetz gebungen angeregt worden sind. Sehr häufig sind sie selbst der anregende Teil. Es wird dann an ihnen sein, beizeiten dafür zu sorgen, daß die Interessen, wenn das irgend möglich ist, zu einem gemeinsamen Ausdruck gelangen. Gelingt das, so werden alle politischen Parteien, vor allem aber die Negierung, den gemeinsamen Willen beachten; jedenfalls haben sie keinen Grund, sich darüber hinwcgzusetzen. Es ist über haupt ein Vorurteil, anzunehmen, daß der Reichstag geflissentlich darauf aus sei, rein theoretische Entfärbungen zu treffen. Wer das behauptet, hat jedenfalls niemals den Gang der Reichstagsarbeiten genauer verfolgt. kin Militärrug verunglückt. Sieben Personen getötet. Eine schwere Eisenbahnkatastrophe, die an das furchibare Unglück erinnert, das sich vor einigen Jahren bei Mütheim zugetragen hat, ereignete sich am Freitag abend gegen 11 Uhr in Lothringen auf -der Strecke Metz Groß-Hottingen. Es handelt sich wie bei Mülheim um einen Urlauberzug, der verunglückt ist. Wie wir bereits durch eine Extra ausgabe unseres Blattes bekanntgaben, wurden bei dem Unglück, dessen Ursache in falscher Weichen stellung zu suchen ist, sieben Soldaten getötet. In den weitesten Kreisen unseres Volkes wird das Un glück die herzlichste Teilnahme erwecken. Handelt es sich doch um Urlauber, die frohgemut die Fest tage bei ihren Eltern verlebt hatten und nun, begleitet von den besten Wünschen ihrer Angehö rigen, zur Arbeit im Dienste des Vaterlandes zurück- kehren wollten. Die amtliche Melüung über das Unglück besagt: Metz. 3 Januar. In Ser verg ngenen Nacht gezcn Li Uur ist der Mtlitärurlauberzug Nr. 44 bei Ablenkung ans Gleis i> ans Liah! Hof Woippy wegen llebcrholung durch Sen Eilzug Nr. 112 aus eincn Prellbock a ufgestoßen. Es wurvru sieben Tote u d vier Schwerverletzte sestgrstellt. — Bet Sem Ausstoß Scs Zm es auf einen Prellbock ist Sie Maschine entzlcist und Ser Packwagen in eine» Personenwagen hinein» gefahren. — Tie Zahl der Toten wird privatim gleichfalls mit siebenangegeben, die Zahl der Schwerverletzten mit zwölf. Dazu kommen etwa zwölf Leichtverletzte. Mehrere Bahn- und Militärärzte waren sofort zur Stelle. Auch wurde sofort ein Hilfszug an die Unfallstelle gesandt, der den Verwundeten dde erste Hilie leistete. Soweit bis jetzt bekannt ist, sind die Verwundeten bereits alle in Lazaretten unter gebracht. Die Soldaten gehören den in Metz garni- sonierenden Regimentern Nr. 87 und 144 an. Wie uns ein eigener Drahtbericht meldetz soll das Unglück durch falsche Weichenstellung verursacht sein: Saarbrücken, 3. Januar. Der mit Militärurlaubern besetzte Zug Nr. 44, Elberfeld —Trier—Metz wollte durch die Station Woippy fahren, als er infolge falscher Weichenstellung auf einen Prellbock auffuhr, als er auf Ueberholungsgleis ablenken wollte Der Anprall war so heftig, daß der erste Wagen vollständig zertrümmert wurde. Hochflut der Massenbegeisterung schließlich abflauen, der „Parsifal" ist kein Werk für die große Masse, die ihn jetzt begrüßt, und wird seinen wahren Gehalt wie Goethes „Faust", Shakespeares „Hamlet", Beethovens „Neunte" immer nur dem Volk im besten Sinne, d. h. einer geistigen Auslese, offenbaren. Darum ist eine schließliche, unausbleibliche Abnahme des Andranges und ein ruhigeres Verhalten auch diesem Kunstwerke gegenüber ebensowenig geaen den „Parsifal" zu werten, wie der laute, breite Erfolg für ihn. Ja, erschloßen wird er sich dem Herzen des Volkes erst haben, wenn er als Weihefestspiel ein gereiht sein wird in den Spielplan unserer großen Opernhäuser, und in ihm wiederholt wiederoekehrt sein wird zur Erhebung empfänglicher Geister." Ebenso wird hier die Inszenierung ungleich günstiger bewertet und sogar mancher Fortschritt gegenüber Bayreuth gelobt. — Die „Tägl. Rdsch." schreibt: „Dem Werk mag es ergehen wie dem Helden selbst, da er auszog in die Welt. „Durch Wildnisse kam ich, berg auf, talab: oft ward es Nacht, dann wieder Tag." Aber das Werk ist nicht weniger rein, nicht weniger stark als der Held, und so wird es wohl gleichfalls bestehen gegen alles, was an Widrigem und Häß lichem nun seiner harrt. Mögen sie es umstricken mit den gleisnerischen Rosenketten ihres Bühnenzaubers, mögen sie es hinablocken in den Reigen allzu welt licher Sinnenwerke: halten läßt es sich dort nicht. Und wenn es bald auch in den großen Städten sich zurückzieht in die weihevolle Stille altgeheiligter Festtage, dann hat es die Einsamkeit wiedergewonnen, die seiner würdig ist. Ein neues, ein weiteres Bayreuth wird sich ihm damit erschließen, und zum andern Male trägt dann der Wille des Genies, trägt die Kraft eines einzigen den Sieg davon über die Masse und ihr allgemeines gleiches, direktes und geheimes Scherbengericht." Die „Tägl. Rdsch." ist auch von der Inszenierung nicht befriedigt: „So wenig wie im Fortlassen vermochten die Charlotten burger Bilder in der Vereinfachung das Richtige zu treffen. Der Gralstempel hat eine geringere Tiefen wirkung und ist sparsamer im Ornamentalen. Aber da trotzdem in stilistischen Einzelheiten ganz be stimmte Architettursormen angedeutet waren, so wirkte das Ganze nicht größer, sondern nur ärmer. Zudem brachte die Gewandung der Gralsritter mit ihren kalten blauen und weißen Tönen eine Stim mung hinein, die ganz gewiß nicht zu Wagners Musik paßt. Ganz verfehlt waren das Zauberschloß, der m«yerbeerartige Zaubergarten und die Blumenau ohne Hintergrund, durchs umgekehrteOpernglas mußte man sie betrachten, um sich zu überzeugen, daß sie allenfalls als Vignetten bestehen konnten." Im ganzen zustimmend urteilen „Berl. Tabl." und „V. Ztg." sowie die „Dtiche Tgztg." Mit besonders feierlichen Worten begrüßt die „Germania" die Auf- führung: „Die Neujahrrglocke'n haben ihren feier lichen Gruß in die Lande entsandt. In da, leise Der- hallen mischte sich schon ein anderer weihevoller Klang, der uns noch auf der Schwelle des Jahres 1914 als ein freudiges Jubilate über ein neues, wunderreiches Besitztum umwallt. D. e Glocken der Gralsburg sind es; sie künden uns die Errungenschaft des „Parsifal" an, des letzten und leuchtendsten Klein ods aus dem nunmehr ungeschmälerten nationalen Erbe Richard Wagners." — Zum Schlüsse mögen französische Urteile über die Pariser Premier« inter essieren. Hierüber berichtet die „Dtjche. Tgztg.": „Eine Opposition gegen die Aufführung des Parsifal machte sich von keiner Seite geltend, wohl aber ver tritt auch heute die Mehrheit der angesehensten Pariser Kritiker und Komponisten die Ansicht, daß der Parsifal hätte auch in Zukunft nur in Bayreuth und sonst nirgends aufgeführt werden dürfen. Eine Ausnahme macht nur der Dichter Leon Daudet, der in der« belanntlich besonders deutschfeindlichen „Action fvanc.aise" bemerkt, es sei recht gut, daß end lich der „Parsifal" frei wurde und überall gegeben werden könne. Damit höre wenigstens die Pilgerfahrt nach Bayreuth auf!" Kunst und Wissenschaft. * Aus der Theaterchronik. Der Frauenmut, ein Lumpiel von Heimann Essig, der im vorigen Jahre mit dem Preis der K l e i st st i f t u n g geehrt worden, kommt am 9. Januar im Düsseldorfer Schauspielhaus (Direktion Dumont-Lindemann) zur Uraufführung. * Kunstausstellung in Berlin. In den früheren Räumen der Berliner Sezession im Ausstellungshause am Kurfürstendamm wird im Januar und Februar eine Kunstausstellung stattfinden, die eine Sammlung der Kunst auf mittlerer Linie zeigen will und von einigen Finanzleuten und Künstlern aus ganz Deutsch land vcransvaltet wird. Unabhängig von den be stehenden Künstlerorganisationen will die Ausstellung oh e Anfpruch auf Vollständigkeit unter besonderer Berücksichtigung der Jugend Kunstwerke vereinigen, di« sich von den Extremen nach rechts wie nach links fernhalren. Al» Kommission fungieren von Malern Mar Schlichtrng, der Präsident der vorjährigen Großen Berliner Kunstausstellung, als Bildhauer R«inhold Felderhof f, Mitglied der Berliner Akademie d«: Künste, als Architekt Geh. Baurat Prof. Dr. Bruno Schmitz. * Z»m Lilderdiedstahl i« München. Aus München wird gemeldet Die Direktion der Pinakotheken hat einen Blies erhalten, in dem der angebliche Dieb gegen eine Entschädigung von 400 .4t die gestohlenen Bilder zur Rückgabe anbietet. Der Brießchreiber konnte noch nicht ermittelt werden. * Au» «er »eletzrtenwelt. Geh. Rat Professor Dr. jur. E. Heymann in Marburg hat den Ruf an die Berliner Universität als Nach folger Hellwigs angenommen und wird Ostern 1914 sein neues Lehramt übernehmen. * Rätselhafte Welten. Unter den Wundern, die von den großen Fernrohren der Neuzeit und von der photographischen Platte am Himmelszelt enthüllt ivorüen sind, sind die Nebelgebilde eins der un- er rundlichsten, und unter die,en wieder die so genannten planetarischen Nebel. Diese Bezeichnung ist eigentlich irreführend, da sie die Vorstellung er weckt, als ob diese irltsamen Welten irgend etwas mit dem We,en der Planeten zu tun hätte. So wenig Sicheres man über sie weiß, lann doch behauptet werden, daß dies sicher nicht der Fall ist. Sie zeichnen sich vor ancern Nebelmassen des Himmels durch größere Dichte aus und »eilen in einzelnen Fällen echte Sternhaufen dar, die hier durch iare übergroße Ent fernung nebelhaft erscheinen. Eine solche Natur weist z. B. ein Nebel rm Sternbild des Herkules auf. Bei einer 700 lachen Vergröberung erscheint er als eine im Raum schwebende Kugel mit verschwom menen Rändern, von denen sich der nördlichere durch größere Helligkeit auszeichnet. Der Astronom P rahl hat eine Reihe schöner Beobachtungen über planeta rische Nebel befchrieben. die er mit einem Spiegel- Felnrohr von 35 <» Oeffnung ausgeführt hatte. Dem erwähnten Nebel im Herkules stellt er einen zweiten innerhalb desselben Sternb lds zur Seite, der schon von William Heuchel entdeckt wurde. Es ist ein großes, rundes, aber lichtschwaches Gebilde, aber nach der Meinung von Prahl überhaupt kein echter Nebel. Er erscheint nur in einem schwächerem Fern rohr als solcher, bei starker Vergrößerung als ein prachtvoller Sternhaufen, in dem sich winzige Stern chen von höchstens 14. Helligkeitsklasse ganz dicht zu- sammendrängen. Hatte Her chel ihn so gesehen, so würbe er ihn jedenfalls die reichste und dichteste Sternenmasse am Firmament genannt haben — eine Ehre, oie er stait dessen einem Sternenhaufen im Bild des Skorpion erwies. Höchst merkwürdig ist ein Weltkörper im Schwan, der als ein in der Entwicklung begriffner Doppelftern bezeichnet werden kann. Jetzt ist er noch ein Doppelnebel, der aber schon schaue Umrisse zeigt. Richt weit davon steht ein nebliger Stern, oder mehr ein Stern über einem Nebel. Er erscheint in einem sehr scharfen Fernrohr als eine kreisförmige Scheibe von gleichmäßigem Licht, der von einem milderen und schwächeren Lichthof umaeben ist. Damit ist die Mannigfaltigkeit dieser Gebilde aber nicht im ent ferntesten erschöpft. Ein anderes steht im Sternbild des Bogenschützen und ist auch schon von Herschel und Lord Bosse in ihren Riesenfernrohren beobachtet worben. Jener beschreibt ihn als gleichförmig hell, dieser sah in seiner Mitte einen dunkleren Fleck. Die stärkeren Fernrohre der Gegenwart haben dessen Vorhandensein bestätigt, doch liegt die dunkle Stelle nicht in der Mitte, sondern am Rande, so daß eine Art von Mondsichel gebildet wird. Der Anblick wird noch merkwürdiger dadurch, daß derselbe fast genau gleich weit zwischen zwei Sternen steht.