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Sette 8. Nr. 79. Morsen-Nusgsve Leipziger Tageblatt. /rettsg, 13. Februar l914. Hecht unü bericht. Reichsgericht. Leipzig, 1V. Februar. rr. (Gewaltsame Verhinderung von Wählern an der Ausübung ihres Wahlrechts. Der 8 107 LtEB. bedroht mit Gefängnis nicht unter 6 Monaten oder mit Festungshaft bis zu 5 Zähren denjenigen, der einen Deutschen durch Gewalt oder durch Bedrohung mit einer strafbaren Handlung verhindert, in Aus übung seiner staatsbürgerlichen Rechte zu wählen oder zu stimmen. Aus diesem Paragraphen und zu gleich auch wegen Anmaßung eines öffentlichen Amtes <8 132) ist vom Landgericht Hanau am 1. September 1013 der Maurer Heinrich Nickel aus Bruchköbel zu einem Monat Festungshaft verurteilt worden. Am 16. Mai v. I. sollten die Urwahlen für den preußischen Landtag stattfinden. Der Bürgermeister des Dorfes Bruchköbel hatte ausschellcn lassen, daß die dritte Klasse der Wühler von 9 Uhr an zu wühlen habe. Zrgend jemand hatte die Meinung aufgebracht, daß nur diejenigen wählen könnten, die bis 9 Uhr an wesend seien. Da nun überdies der lleine Nat- haussaal, in welchem die Stimmabgabe erfolgen sollte, vollstündig gefüllt war, so daß kaum noch je mand hätte Platz finden können, so schloß ein Wühler die Tür von innen. Mehreren Wühlern, die die Treppe zum Saal hinaufkamcn, sagte man, das Lokal sei geschlossen, cs sei zu spät zum Wühjen. Zwei Wähler machten trotzdem den Versuch, in den Saal cinzudringcn: es gelang ihnen aber nicht, die Tür zu öffnen. Auf das Klopfen des einen öffnete der Angeklagte die Tür, steckte den Kopf hinaus und sagte: „Es ist Schluß, cs ist 9 Uhr!" und machte die Tür wieder zu. Ob der Angeklagte die Tür wieder verriegelt hat, konnte nicht fcstgestcllt werden. Uebrigens hatte der Bürgermeister von dem Vorfall bald Kenntnis erhalten und angcordnet, daß die Tür offen bleibe. Wie cs im Urteil heißt, waren die Sozialdemokraten, zu denen der Angeklagte ge hörte, vollzählig anwesend, wer also noch später kam, konnte nur ein politischer Gegner sein. Deshalb ist angenommen worden, daß der Angeklagte absichtlich die noch kommenden Wühler an der Ausübung ihres Wahlrechts habe hindern wollen, und zwar durch Gewalt. Das Gericht hat ferner angenommen, dch, der Angeklagte gleichzeitig unbefugt eine Handlung vorgenommen habe, die nur kraft eines öffentlichen Amtes vorgenommen werden darf, da er das nur dem Wahlvorsteher zustehendc Hausrecht ausgeübt habe. Gegen das Urteil hatte der Angeklagte Revision ein gelegt, die heute durch seinen Verteidiger vor dem Reichsgerichte vertreten wurde. Dieser juchte dar- zulcgcn, daß eine Gewaltanwendung nicht nach gewiesen sei, mindestens nicht eine Gewalt gegen Per sonen. Eine Verletzung der körperlichen Integrität sei noch nicht gegeben, wenn jemand an die Tür drücke und finde, L-aß sie verschlossen sei. Der Reichs anwalt war der Ansicht, daß ein strafbares Tun des Angeklagten mit Recht sestgcstellt sei. Der Ange klagte habe gewußt, daß der Wahlvorstand allein be fugt war, zu bestimmen, vb die Tür geschlossen werden solle oder nicht. Ausreichend sestgestcllt sei e»er Versuch des Angeklagten, die später kommenden am Wählen zu hindern. Eine Gewaltanwendung habe das Gericht im vorliegenden Falle mit Recht an nehmen können. Das Reichsgericht vertagte die Ent scheidung der Sache auf den 9. Mürz. (1 v 1155/13.) Ver Magdeburger Schmiergelüerprozeß. iv. Ug. Magdeburg, 12. Februar. Während der gestrigen Abendsitzung, die sich bis in die 10. Abendstunde hinzog, bekundete eine frühere Buchhalterin bei der Firma Thurm L Beschke, daß ihr an dem Geschästsbetrieb der Firma mancherlei aufgefallen sei. Aber sie habe sich keine Gedanken oarüder gemacht. Erst durch das gerichtliche Straf verfahren habe sie erfahren, daß es sich um Schmier- gelber handeln solle. — Inzwischen waren Teile der karthotck der Firma, deren Beschlagnahme der Staatsanwalt beantragt hatte, an Gcrichtsstelle ge schafft worden, und der Vertreter des Vereins gegen aas Bestechungsunwesen Justizrat F uld-Mainz nahm Einsicht in dieses Material. Als auch der Gcneral- lekretür des Vereins, der als Rebcnklüger zugelassenc Tr. P o h l e - Eharlottenburg, Einblick in die Blätter nahm, erfolgte ein Protest der Verteidigung, die sich auf den Standpunkt stellte, daß Dr. Pohle als Generalsekretär nicht generell legitimierter Vertreter des Vereins sein könne. Der Gerichtshof erkannte icdoch die Generalvollmacht des Generalsekretärs Tr. Pohle für den Verein gegen das Bestechungs- unweicn an. — Landrichter Giesecke bekundete als Zeuge, daß die Angeklagten die Bücher ohne ernsteren Widerstand ausgeliefcrt Hütten. — Staats- anwaltschaitsrat Dr. Fersenberger betonte im Gegensatz hierzu, daß die Angeklagten Schwierig teilen gemacht und die Bücher erst aus die Drohung hin ausgelicfert hätten, bei einer eingehenden Prü- fuiig in den Geschäftsräumen der Firma müfltc der Betrieb auf 2 Wochen gesperrt werden. — Zeuge Lack fabrikant Fcuchtwangcr - Berlin ist auf Antrag der Verteidigung geladen worden und soll bekunden, daß die Zahlung von Anerkennungsgeldcrn in der Lackbranche allgemein üblich iei und daß man darin nichts Unanständiges sehe. Er bestätigte, daß die Zahlung von Schmiergeldern in der Lackbranche weit verbreitet sei und verweigerte die Auskunft auf die Fragen der Verteidiger, ob auch er Zahlungen an Lactierermeistcr gemacht hat. — Eine Reihe von früheren Angestellten der Firma wurden über die Vorgänge vernommen, die sich an die Entlassung des bereits vernommenen Zeugen Keffel geknüpft habe». — Zeuge Direktor H a r m u t h - Erfurt von den Thüringer Blechindustric-Wcrken bekundete, daß die Lack- und Farbcnbranche ganz allgemein als Schmierdranche bezeichnet werde. Er habe der Firma Thurm L Beschke und allen ihren Vertretern unter Androhung des Hinausfliegcns jedes Schmieren feiner Leute streng verboten. — Der Besitzer einer Pfeifenfabrik in Woltershausen, Senator Thimm, äußerte sich lobend und anerkennend über die Qua lität der Waren und Uber die Eeschäftsgebräuche der Firma Thurm <L Bcschte. In der heutigen Verhandlung kommen zunächst die Fälle der Anklage zur Erörterung, bei denen es sich um Bestechung von Beamten der Kaiserlichen Werften in Kiel und Danzig und um Eiienbahn- bcamie handelt. Diese Erörterung soll möglichst ohne die auswärts sehr entfernt wohnenden und noch nicht geladenen Zeugen an der Hand des be schlagnahmten Urkundenmaterials durchgeführt wer den. Es kommen da zunächst 5 Fälle in Frage, und zwar beziehen sich die ersten vier Fälle auf Angestellte der Werften in Danzig und Kiel. Die höchste der festge stellten Summen hat ein 'Werkmeisterder Kaiserlichen Werft in kiel, namens Gerdes, bezogen, Vereine Umsatzprovision von 7' Prozent für Lacke und von 5 Prozent für andere Waren zugestanden erhalten hat. R,ch den Feftnelluugen der Anklage hat er in der Zeit vom Mai li»07 bis Dezember 1910 1000 ./< und vom Juni 1911 bis Mai 1913 5100 erhalten, insgesamt also fast 1000) ./ä an Anerkcnnungs gebühren. In umfangreicher Weise hat auch der Werkmeister Bartsch in Danzig Geld von der Firma Thurm L Beschke bekommen. Aus den ver lesenen Urkunden geht hervor, daß er im einzelnen Be träge bis zu 800 erhalten hat. Diese beiden Werkmeister und zwei wertere Werkmeister namens Lieh mann und Mertin haben, wie aus den Verlesungen hervorgeht, in einem ziemlich engen Verkehr mit der Firma Thurm L Beschke gestanden und haben mehrere Jahre hindurch von der Firma Gelder bekommen. Auch hier erküren die beiden Hauptangeklagten Fritz und Walter Beschke. daß es sich um Anerkennungsgelder für diese Werkmeister gehandelt hat, die sich um die gute sach gemäße Behandlung der gelieferten Lacke durch Vor schläge zur Verbesserung der Fabrikation verdient gemacht hätten. Irgend einen Einfluß auf die Warenbestellung der Werften hätten diese Werkmeister nicht gehabt. Die Höhe einzelner Zahlungen an diese Werkmeister auf den 'Werften in Kiel und Danzig erkläre sich daraus, daß Gerdes und Bartsch der Fabrik wertvolle Winke zur Erzeugung neuer ertragreich gewordener Fabrikate für Kriegs- und Handelsschiffe gemacht hätten. Der fünfte Fall betrifft den Werkmeister Binnewald von der Eisenbahndirektion Berlin, der in Potsdam wohnt. Mit diesem war nach den Akten die Vereinbarung getroffen, daß er beim Bezüge von Lacken unter 1 ./L Einkaufspreis 5 Prozent, beim Bezüge von teueren Lacken 10 Prozent Provision er halten solle. Es wird ,estgef»ellt, oaß dieser Binne wald später mit der Firma Thurm L Be ehle aus- einandergekommen ist. Da es sich herausstellte, baß er auch von anderen Firmen Schmiergelder an genommen Halle, ist er von der Eisenbahnoirektion Berlin entlaßen worden und hat bei der Schlaf- und Speisewagengesellschaft Anstellung erhalten, Die Angeklagten Fritz und Walter Beschke be- streiten erneut, daß es ihnen darauf angekommen sei, durch die Zahlung solcher Gelder bei den Kaiser lichen Werften die Konkurrenz aus dem Felde zu schlagen. Die Vergebung der Aufträge erfolge z. B. bei der Werft in Danzig in Submissionen, so daß eine Bestechung gar nicht in Frage kommen könne. — Der Vorsitzende stellt jedoch fest, daß diese Angabe nicht richtig sei, sondern daß es sich in Danzig um beschränkte Submissionen handele. Die beiden Angeklagten geben das dann auch zu. Zn der weiteren Verhandlung kommt cs zu Aus einandersetzungen zwischen den Verteidigern und dem Staatsanwalt. Als Staatsanwaltschaftsrat F e i ße n - beiger bei Erörterung des Falles des Werkmeisters Lehmann aus der Korrespondenz, die die Firma Thurm <L Beschke mit Lehmann geführt hat, eine Reihe Briefe zur Verlesung bringt, erhebt Rechts anwalt Kaiser dagegen Einspruch. Diese Briefe dürsten nicht zum Gegenstand der Verhandlung ge macht werden, da sie in der Anklageschrift nicht als Beweismittel angegeben seien. Der letzte Fall der Beamtenbestechung ist der eines gewissen Sonntag in Delitzsch, der rm ganzen -15 ./L erhalten hat. — Sodann werden vier weitere Fälle von Bestechung Privatangcstellter in Magde burg verhandelt. Es handelt sich um zwei An gestellte einer Maschinenfabrik, von denen jeder 1500 ./L erhielt, ein bereits verstorbener Angestellter einer anderen Maschinenfabrik hat während sechs Jahren etwa 2000 - 3000 >6 erhalten. Endlich hat auch noch ein Angestellter einer Rähmaschinenfabrik einige hundert Mark erhalten. — Hierauf tritt die Mittagspause ein. Thüringen und Provinz Sachsen. * Merseburg, 12. Februar. Submissions- blüten konnten bei Abgabe der AnAebote für die Unterführung der Weißenfelser Straße sestgcstellt wer den. Das Höchstangebot betrug 105 000 .11, das niedrigste 32 500 ^1. * Eckartsberga, 12. Februar. Der Gendarmerie wachtmeister Ebert hat am Donnerstag früh die beiden Wilderer, die an der Erschießung des Revierförsters Ludwig beteiligt gewesen waren, fest genommen und dem hiesigen Amtsgerichtsgefängnis zugcführt. Es sind die beiden Arbeiter Max Morgen stern und Hermann Hanisch aus Eckartsberga. Morgenstern bat eingestanden, den tödlichen Schuß abgegeben zu haben. Auf die Ermittlung der beiden Wilderer hatte der Regierungspräsident von Merse burg eine Belohnung von 1500 ./L ausgesetzt. * Großheringen lRegb. Merseburg), 12. Februar. Auf dem Eise der Saale brach der elfjährige Schul knabe Memiz von hier ein und ertrank * Elgersburg, 12. Februar. Zn unserem Orte ertönte in der Mittwochnacht abermals Feuer alarm, nachdem erst am 26. Januar hier das Restaurant „Silberblick" infolge Brandstiftung ein Raub der Flaminen geworden ist. Diesmal brannten die nebeneinandcrliegenden Wohnhäuser des Fleischer meisters Müller und des Bäckermeisters Müller samt Nebengebäuden nieder. Auch dieses Schadenfeuer dürfte auf Brandstiftung zurückzusührcn sein. * Königsee, 12. Februar. Ein M us i k c r st r e i k ist in dem Orte Meuselbach ausgebrochen. Dort be- stanvcn viele Jahre zwei Muntkorps, die sich aber seit längerer Zeit zu einem Mufitoerein .zusammen geschlossen haben, um eine einheitliche und gute Musik äuszuführcn. Da aber die dortigen Vereine und Gastwirte die Leistungen des Musikvereins nicht ent sprechend bezahlen und in einigen Fällen auswärtige Musiker herangezcgen und viel bester bezahlt worden sind als die einheimischen, hat jetzt der Musikverein beschlossen, das Spielen bei den Meusclbacher Ver einen bis auf weiteres einzustcllcn. * Gräfenthal, 12. Februar. Zn den Tod ge tanzt hat sich in Lichte bei 'Rottendorf während eines Maskenvergnügens die 17jährigc Lina Bischoff. Bei der zweiten Runde brach das Mädchen plötzlich tot zusammen. Nachdem die Leiche aus dem Saale gebracht mar, wurde — der Maskenball fortgesetzt. * Bernburg, 12. Februar Beim Spielen auf dem Eise des Dorfteiches in Wannsdorf brachen am Mittwochabend drei 9- bis 10jährige Knaben ein. Während es einem Mühlenkutscher gelang, einen der Knaben zu retten, ertranken die beiden andern, Söhne eines Domänenkutschers. Die Leichen konnten am Abend geborgen werden. Naekriebkrn vom Tage. * Für die Geschädigten an der Ostkiifte. Die Hamburger Bürgerschaft bewilligte in ihrer letzten Sitzung 5000 .X für die durch die Sturmflut an der Lstfecküstc Geschädigten. * Pom Dache gestürzt. Zn Berlin hatte ein Hausbesitzer wegen einer Hypothekenangelcgenheit auf dem Dach« seines Hauses Messungen vorzunehmen. Als er dicht an der Dachrinne ent langschritt, verlor er das Gleichgewicht und stürzte in di« Tiefe. Auf dem Transport nach dem Kranken hause erlag er seinen Verletzungen. " Kroßfeurr. Wie der „Vogtl. Anzeiger" meldet, entstand in der Mittwoch Nacht 1>< Uhr in Tanna ein verheerendes Gro ßf c u c r. Das Feuer kam in der unweit des Schiitzcnhauses gelegenen Angcrmühle zum Ausbruch und breitete sich in kurzer Zeit auf das Griegersche, das Brendel ch^, Lncknclsche und Helfritzschc Anwesen aus, die voll ständig in Aiche gelegt wurden. Auch die Hinter gebäude des Lautcrbachschen und Kurzschcn Anwesens brannten nieder. Der Bewohnerschaft bemächtigte sich eine große Erregung. Die Ursach: des Brandes ist noch nicht festgestellt. * Eine Familie tot aufgesunden. Wie aus Berlin berichtet wird, wurde am Mittwoch in dem benachbarten Kaulsdorf in seiner Wohnung der 46jährigc Tafeldecker Ni gisch mit seinen beiden Töchtern tot aufgefunden. Der Befund er gab, daß alle drei einer Gasvergiftung erlegen waren. Man neigt zu der Annahme, daß Nigisch und seine Kinder das Opfer eigener Unvorsichtigkeit ge worden sind. * Ein schweres Unglück ereignete sich nach einer Drahtmeldung aus Speie r am Mittwoch in der Nähe des Angel waldes, wo die Frau de» Braucreiavbeiters Uhrig mit ihren beiden Kindern, einem Mädchen von 9 und einem Knaben von 11 Jahren, Holz holte. Um den Weg abzukürzen, ver suchten sie ein mit Eis bedecktes Altwasser zu über schreiten, brachen aber alle drei ein. Die beiden Kinder ertranken, während die Mutter von herbei geeilten Leuten mit Mühe gerettet werden konnte. * Zerstörung einer Fabrik durch Feuer. Aus M a n n b e i m, 12. Febr., wird drahtlich gemeldet: Zn der Nacht zum Donnerstag brach in den Mann heimer Zjolierwcrken und Korksteinfabrik in Rheinau Feuer aus. das den größten Teil der Fabrik inner halb drei Stunden vernichtete. Unter dem Ver dacht der V andstistung wurde ein Arbeiter aus Maubach verhaftet. * Ein Racheakt wird drahtlich aus Triest, 12. Febr., gemeldet. Der Betriebsingenieur Pichler von der Maschinenfabrik des Stabilimento Tecnico wurde von einem entlassenen Arbeiter aus Rache durch einen Revolverschuß getötet, worauf der Mörder entfloh. Etwa 900 Arbeiter der Fabrik haben anläßlich des Attentats die Arbeit nieder gelegt. * Einschreiten gegen Arbeitslose. Zufolge einer Drahtmeldung aus Lemberg, 12. Februar, schritt die Polizei am Donnerstag gegen die Arbeits losen ein, die in mehreren Stadtteilen Ausschrei tungen verübten. Mehrere Personen wurden ver haftet, die Marktplätze werden polizeilich bewacht. * Forderung von Gehaltserhöhungen. In Paris faßten an achttausend Postbeamte und Angestellte der Verwaltung der indirekten Steuern iir einer nachts abgehaltenen Versamm lung einen Leschlußantrag, in dem sie verlangen, daß ihnen eine Erhöhung ihrer Bezüge, und zwar zu demselben Zeitpunkte wie den Offizieren gewährt werde. * Kirchenräuber. Zn Bourges drangen in der vergangenen Nacht bisher unbekannte Missetäter in die aus dem 11. Jahrhundert stammende St.-Outrill- Kirche ein, richteten daselbst die ärgsten Ver wüstungen an und raubten die goldenen Kronen von zwei Heiligenstatuen. * Ein neues Verbrechen der Suffragetten? Wie aus London, 12 Februar, gemeldet wird, ist die von Carnegie gestiftete Bibliothek in Northfield bei Birmingham am Donnerstag niedergebrannt. Es scheint ein Anschlag von Anhängerinnen des Frauen st immrechts vorzuliegen. * Ein neuer Versuch der Siegerabschiebung. Aus London, 12. Februar, wird gemeldet: Unter dem Namen „Akim Trading Co." hat sich in New Port eine Gesellschaft gebildet, iltze beabsichtigt, die ame rikanischen Neger wieder in ihre Heimat abzuschieben. Die Anteilscheine der Gesellschaft wer den für hundert Mark nur an Farbige verkauft. Aus Liberia ist Chief „Sam" in New Pork eingetrosfen, der den Negern in den grellsten Farben die Schön heiten der GoldkMe schildert. Verschiedene Klubs haben sich gebildet, die für die Auswanderung Pro paganda machen werden. Innerhalb von drei Wochen soll ein Dampfer mit 500 Negern aus Amerika nach dem afrikanischen Paradies abfahren. Die weiße Bevölkerung Amerikas wünscht den Plänen allen Er folg. Die bisherigen Bestrebungen, die Schwarzen wieder nach Afrika zu bringen, waren stets fehlge- schlagcn. Die farbige Bevölkerung in den Vereinig ten Staaten hat bereits derart fest Wurzel gesagt und sich an die Annehmlichkeiten der Zivilisation ge wöhnt, daß der größte Teil der Farbigen sich von nichts, auch nicht von der paradiesartigen Schönheit der afrikanischen Goldküste verlocken lasten dürfte. * Brennende Stadt. Wie amtliche Depeschen aus Washin «ton melden, steht die Hafenstadt Esmeraldas (Ecuador) in Flammen. Wie verlautet, werden die dortigen Rebellen von Kanonenbooten der Regierung beschossen. — Erdbebenmeldungen. Nach einer Meldung aus Havanna wurden die Bewohner von San tiago de Cuba am Mittwoch nachmittag durch ein heftiges Erdbeben erschreckt. Es herrschte große Erregung. — In Fiume wurde in der ver gangenen Nacht um 1,20 llbr ein Erdbeben ver spürt. Einem mehrere Sekunden andauerndem unterirdischen Getöse folgten vier Erdstöße. Die Häuser erlitten Sprünge. Die Bewohner flohen er schreckt auf die Straßen, kehrten aber, da weiter keine Stöße erfolgten, wieder in die Häuser zurück. * Ein Schlepper in einen Eisstrom geraten. Aus St. Johns (Neufundland), 12 Februar, wird be richtet: Der Schlepper „ Potomac" von der ameri kanischen Flotte ist mit 36 Mann auf der Heimreise von Island am Schlüsse der Heringsfischerei an der Westküste in einen Eisstrom geraten. Ein Zoll kutter hat Befehl erhalten, von Boston aus dem Schlepper zu Hilfe zu eilen, doch wird er schwerlich das Packeis durchdringen können, und der „Potomac" dürfte dis zum Frühjahre im Eise fest- gehalten werden. Leipziger vereiasleben. * Polntcch nische Gesellschaft. Heute abend 8'Uhr im Psauensaal des Zoologischen Garten! Vortrag des .Herrn Pfarrers I. Wangcmann-Gantzsch: „Bor 25 Zähren in Teutsch-Ostafrika." * Aus der Leipziger K a r n « v a l g e s e l lscha s t, «. B, wird uns geschrieben: Wenn es einige Zeit den Anschein hatte, als wäre eine gewisse Stagnation eingetreten, so >oar daS nur eine Täu'chung; mit Zähigkeit und lobenswerter Rur dauer halten die eckten Narren fest an dein löblichen Streben, in unserem lieben Leipzig das Banner der Narretei hochzuhalten, und endlich muss cS auch hier am Platz« gelingen, dm Karneval wieder zur ossizicllcn Geltung zu bringen. Wohl hatte man bereits in dieser Saison Pläne geschmiedet, und wenn dieselben »och nicht zur Reise gelangten, so lag e4 sicherlich nicht an der Leip-.iger »arnevalgesellschast! Wir wollen dm Ursachen deute nicht uachgehm. Ein andermal! — Tenn heute gilt eS .nuicke zu geben von einer fröhlichen Festlichkeit, die am Sonnabend, den II. Februar, in dm oberen Saal räumen der Hochburg „Hotel Stadt Nürnberg" siattsindet: ..Das Schützens«!) in T « t e n h a u s« n!" Ter Titel sagt viel, und was nian sich dabei an karnevalistischem Ult vorstellm kann, das wird zn sehen und zu hören sein. — Deshalb begnüge man sich mit diesem Hinweis. Zutritt nur gegm Karten. — Gleichzeitig sei aber heute schon mitacteilt. daß das gröhte karnevalistische Fest mit all dem üblichen Glanz und Pomp am Rosenmontag, den .'3 Februar, in sämtlichen Saal- und Festräiimen des „Hole! Stadt Nürnberg" stattsindet. — hierzu werden Borbereimnge.i größten Stiles getrosten! Alles Nähere wird später durch Znserate und Plakate bekanntgeqcbe». Die Kartenausgabe aber dat bereits begonnen, und bei der voraussichtlich starken Nachträge wolle man sich beizeiten in den Besitz derselben setzen! - Honig l. Sacks Militärverein „Ehemalige 03er" Leipzig. Die ordentliche Hauptversammlung wurde im Panorama-Restaurant abgehalten. Al« Ehrengäste waren anwesend: Hduptm. d. R Kretschmar, Bürgermeister in Köse», die Kameraden Künzel und Poser vom Bezirksvorstände und Herr Amelang vom Anhaltiner - Verein. Vorsitzender Kamerad Körting erössnete die Verhandlungen mit herzlicher Begrüßung der Ehrengäste und Kameraden. Kamerad Körting erstattete alsdann den Jahresbericht, während Kamerad Kulbe dm Kassen bericht vorlrug. Kamerad Kanzler berichtete über di« erfolgte Prüfung der Jahresrechnung und beantragte die Entlastung der Vorstandes, die einstimmig erteilt ward. Bevor zur Wahl der ausschcidendeu Vorstandsmitglieder geschritten wurde, erklärte der bisherige Vorsitzende, Kamerad Körting, «tue aus ihn etwa entfallende Wiederwahl aus Gesundheitsrücksichten nicht annehmm zn können. Trotz aller Villen der Mitglicker blieb er bei seinem Entschlüsse. Kamerad Wohlsarth sprach daraus namens des Vereins in bewegten Worten dem Vorsitzenden, Kamerad Körting, für seine bewährte Leitung und die vielen Verdienste tiesempsundmen und herzlichen Tank aus. Tie Versammlung erhob sich zu Ehren ocs Kameraden Körting von den Plätzen und brachte ihm drei iubelnde Hochs dar. Nach längerer Aussprache wählte die Bcr- iammlung Kameraden R. Wedekind als l. Vorsitzenden, Kame raden Bernstein al» stellvcrtr. Schrsttsührer, die Kameraden Körting nnd Bürkncr als Beisitzer und Kameraden Knaust als nellvcrtr. stzahnenträger. Die Gewählten nahmen die Wahl an. Nach Annahme der vom Vorstände eingcörachlen Anträge hielt Hauptmann d. R. Krclschniar einen sesseindcn Vortrag über den Rückzug der Franzosen von Leipzig aus Erfurt t8i:i. — Tic ,'feier oe> Grburtolag-s S. M. dcs Kaisers leitete Hauptmann d. R. Krrttchmar in,! einer schwungvollen Festrede ein, die in drei Hurras auf Zbee Majestäten Kaiser Wilhelm nnd König Friedrich August von Lachsen und aus S. H. Herzog Friedrich von Anhalt nusklangen. Patriotische Festliedcr und einige Vor träge sülltcir den übrigen Teil der Feier aus. * Der König!. Sachs. Kriegerverein L.-Lin de u a n beging im Groszen Saale des „Deutschen Hauses" die Feier seines 42. StistangssestcS: der Verein verband damit eine Nachfeier des Geburtstages dcS Kaisers. Tic Toppel- seicr, an der eine grosse Anzahl Ehrengäste und Vertreter von Bruoervereinen lcilnahmen, wurde von der Kapelle der 1O7cr unter Obcrmusikmcister Giltschs Leitung mit einem Armee- und Revucmarsch zündend eingeleitet. Diese und die folgenden Konzertstücke, besonders Leutiiers Festouvertüre Meyerbeers „Fackel tan," und Wicprechts prächtiges Tongemäldc „Erinnerung an die Kriegsiakre 1813/15" erhöhten die festliche Stimmung der Teilnehmer, die auch durch zwei vom Kriegergesangvcrcin vor getragene Lieder, „Aus der Wacht" von Kainve uiü) „?lbcnd- seier" von Atlenhoser, erfreut wurden. Ter Begrüßungsansprache des Vorsitzeirden Friedrich schloß sich die Festrede des Kameraden Oberleutnants d. R. Tr. Prätorius an, der nach einem Na-iblick aus die im Tiensle der Bruderliebe geleistete segensreiche Avhect des Vereins die markantesten Ereignisse aus der Re- gierungszeik des Kaisers bervorhob, mit freudigem Stolze aus die Friedensliebe des Reichsoberhauvtes als den Edelstem seiner Tugenden ninwies. Mit herzlichen Segenswünschen für den Kaiser und daä Reich schloß der Redner, und gern folgte man seiner Aufforderung, die alte Treue durch ein dreifaches Hoch zu be zeugen. Es folgte daun di: Ehrung der Jubilar:. Nicht weniger als acht Mitglieder haben wieder 25 Jahre treu zur Fahne des Vereins gehalten Es sind dies die Kameraden Berger, Tünschel, Eberl, Ettig, Modes, Müller, Thieme und Wagner. Leider konnten nicht alle an der Feier teilnehme». Die Anwesend.» erhielten eine Ehrmtasel und wurden mit der Jubiläumsschleise geschmückt. Ansprachen hielten im weiteren Verlause der Feier im Namen der alten Iubilare Zimmermeistcr Ahner und im Namen der Brudervereine der Vorsteher der 67er Paul. Zum Schluß wurde noch der militärische Einakter von Kadelburg „In Zivil" ausgcsührt. Tie Mitwirkenden hatten aus die Ein übung großen Fleiß verwendet. Ihr frisches Svicl gefiel un gemein. Nach dem Theater blieb man noch einige Stunden im Festball froh vereint. * Wanderfreund«. Sonntag, den 15. Februar, Tageswanderung: Treffen: 7 Uhr früh, Hauptbabnboi cPost- stelle). Msahrt 7.17 Uhr nach Markranstädt, Türrenberg: Rückfahrt von Großlehna. Fahrtkosten ca. 75 Pf. Selbst kocher und Instrumente mitbringen. Führung: H. Friedrich. * Christlicher Verein junger Männer der Mark uzgemeinde zu L.-Reudnitz. Sonntag, den 15. Februar, abends 8 Uhr, im Vereinslokale, Täubchenweg 11. Familienabend. Vortrag deS Derrn Liebsch: „Aus der Schau- kammcr des Erdinnern" in Wort und Bild. Musikalische uvft deklamatorische Darbietungen schließen sich an. Jedermann will kommen. Programm 10 Pf. Kunstkalender. Theater. Städtisch« Theater. Im Neuen Theater heute Freitag „Die Meistersinger von Nürnberg", Anfang 6 Uhr. Morgen >/»8 Uhr für hiesig« Volksschulen (kein Billettverkans) „Wilhelm Teil": abends di« Operette „Der alte Dessauer". Sonntag wird „Die Zauberflöte" gegeben. — Im Alten Theater beut« „Die Trenkwalder"; morgen das Drama „Meroe". Sonntag mußte der Svielplan dahin ge ändert werden,- daß statt „Gudrun" das Lustspiel „Die fünf Frankfurter" in Szene geht — Im Operetten theater beute „DaS Farmermädchen": morgen „Die ideale Gattin". — Aus wiederholte Anfragen sei mitgeteilt, daß die Tänzerin Sent M'Abesa in ihren originellen alt- ägnptischen Tänzen nur ein einmaliges Gastspiel um Dienstag im Alten Theater gebe» wird. Dem Austreten der Künstlerin geht Leo Falls einaktige Operette „Brüderlein sein" voraus. ES gelten für den Abend die gewöhnlichen Kassenpreise. Schauspielhaus. Heute Freitag Oskar Wilde? Schauivi l „Ein idealer Gatte". Morgen und übermorgen der «rsolgreicke französisch: Schwank „Die Frau Präsidentin". Montag keine osfizielle Vorstellung. Vatteuherg-Theater. Freitag (zum 100. Males: „Mag auch die Liebe weinen." Schauspiel von Ritterfeldt. — Sonnabend und folgende Tage: „Mag auch die Liebe iveinen." Konzerte. In der Albertballe findet heute abend 8 Uhr der mehrfach angekündigte „Moderne Abend" zum Besten der durch die. Sturmslut Geschädigten statt. AuSsührende sind M a r Ludwig (Direktion), Otto Weinreich (Klavier), Halle- scher L e h r e r g e sa n g v e r e i n, Neuer Leipziger Männergesangverein und das Minder st ein- Orchester. Das Programm lautet: Krebl, Bors». ». „Hannelc" (zum ersten Male). Kann, Maria Magdalena, Symvh. Prolog. Mannerchöre: H. Hutter, Ablösung. M. Ludwig. Um Mitter nacht (8stimmig(. O. Naumann, NiS NanderS km. Orch). H. Wob'. Dem Vaterland (m. Orch.), Weismann, Klavierkonzert (zum ersten Male). Karten bei C. A. Klemm, Fr. Jost und abends an der Kasse. (Siehr Anz.) Heute abend 8 Uhr findet im Städtischen Kaushaussaale der zweite und letzte Liedembend des schwedischen Troickodours Sven Scholander und seiner anmutigen Tochter Lisa statt. Die beiden passen gut zusammen. Sie eine stolze schwedische Erscheinung mit beweglichem ausdrucksvollen Minen spiel und einrr snmpatbischen Stimm«; er, der beliebte Lauten virtuose und geniale Vortragskünstlcr, der durch seine» liebens- würdsgc» Humor, seine vortreffliche Charakteristik und Wärme dcs Vortrages die Hörer derart zu bannen und faszinieren versteht, wie es nur ibm krast einer besonderen Begabung möglich ist. DaS interessante Programm ist vollständig neu einstickicrt. Näheres siehe heutiges Inserat. BortrSge. Ter 12. T u e r s ch m a n n - A b e n d flicket am Dienstag, den 17. Februar, statt. Der Künstler wird diesmal Melodramen bringen, u. a. »um ersten Mal« Goethe» „Die Braut von Corinth" mit der Musik von Mar Steinitzer. Ferner „Das klagende Lied" von Martin Greis Musik von Joseph Pembaur^, „Der Schelm von Bergen" von Heine Musik Carl Reinecke) u. a. Dutzendkarten haben auch für diesen Abend Gültigkeit. — Tie nächsten Abende: Dienstag, den 17. März, und Sonntag, den 22. März (Matinee). » Jallrw Llütdllvr, unck ItSalssl. Hok-?l»ookor1ek»dr1h»nt, riaxsi «ui?tLlllaos. ill »k »Ni» Iklltzinisllmmnlui, nistit Ii ürÜ886l 1V10 mit ckem „Orttttä ?rix" »»z-e Ltzlpulss ISIS liSnixl. 8»ed8. StsalMei« 'W-H'