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verenität des Scherifenreiches ist also im Geheim vertrag nicht nur verletzt, sondern direkt in sein Gegenteil verkehrt. ck » G Wie wir hierzu weiter hören, hat Frankreich in der letzten Zeit massenhast tunesische Beamte nach Marokko versetzt, so daß für eine genaue Befolgung des tunesischen Beispiels auch in der täglichen Praxis bestens gesorgt ist. Aus Grund von Briesen von Marokkodeutschcn fügen wir weiter hinzu, dass in den oon Frankreich besetzten Gebieten die marokkanische Polizei durch eine mit diktatorischer Gewalt aus gestattete französische Polizei ersetzt ist, die den bezeichnenden Namen führt: „l'vli>-e wiliiniro lranco- m»rocc»ine", und ausschliesslich dem französischen Kommandanten untersteht. In ernster Stunüe. Zu den Marokkovcrhandluugen bringt die „Natl. Korr." unter der Ueberschrift „Zn ernster Stunde" einen interessanten und bemerkenswerten Artikel, der darauf hinweist, das, der Tag, an dem unsere Kriegs schiffe den Hafen von Agadir verlassen würden, um für immer dieses grosse afrikanische Küstenland b« Lingungslos den Franzosen zu über lassen, di« Schaffung eines neuen nord afri kanischen Kolonialreiches für Frankreich lKdeuten würde, dem Deutschland nichts Ebenbürtiges an die Seite setzen tonnte. Die „Natl. Korr." meint weiter, Millionen von Deutsckzen würden einen sol chen Ausgang der deutschen Marokkopolitik als einen Beweis tiefster nationaler Schwäche ansehcn, als den Tag, der die c r st c g r o fs c N i e d e r l a g e seit Grün dung des Deutschen Reiches bedeutet. Sie warnt zwar vor vorschnellen Urteilen über den Kaiser und die Negierung, indem sic meint, inan kenne ja den Inhalt der Abmachungen noch nicht genau; ander seits bestehe aber das Unerhörte an diesen jetzigen Vorgängen darin, dajs das deutsche Volk und seine gc- jetzmäfsige Vertretung, der Deutsche Reichstag, vollständig als guantites negligeables betrachtet würden. Die „Natl. Korr." hebt ausdrücklich hervor, dass über die Frage der Vorherrschaft Frankreichs über Deutschland in Marokko nicht nur Herr von Kidcr- len W ächtcr und der Deutsche Kaiser zu entscheiden habe, sondern dass auch das deutsche Volk hierbei wesentlich interessiert sei. Der Deutsche Reichstag sei nicht dazu da, vor eine vollendete Tat sache gestellt zu werden, um dann im Herbst eine Kritik an dem zu üben, worüber jetzt endgültig entschieden werde. Zum Schluss weifst die „Natl. Korr." darauf hin. dass die wenigen Personen, in deren Händen jetzt das Wohl und Wehe dieser wich tigen Frage deutscher Weltpolitik liege, gar nicht imstande seien, die volle Verantwortung für ihre Schritte allein zu tragen; sic fordert aus diesem Grunde die Einberufung des Reichstages, noch bevor die Verhandlungen mit Frankreich end gültig geschlossen seien. Deutsches Keich. » Leipzig, 7. August * Der Dresdner Oberbürgermeister und die Alto- holgegnerwoche. Zn der Sonntagsausgabe des „Dresdner Anzeiger" wird bekannt gegeben, daß sowohl der Chefredakteur dieses Blattes, als auch O b e r b ii r g c r m c i st e r Beutler als Ver treter des als Stiftung dem Rate der Stadt Dresden unterstehenden Verlages (Güntz Stiftung) wegen der Verdächtigungen, die gegen die Redaktion in der Festsitzung der Alkoholgegner am Freitag erhoben wurden, Strafantrag gestellt haben. Ausser dem lässt der Oberbürgermeister durch das Amts blatt erklären, dass er, wenn er die Vorgänge auf dem Kongress batte vorausschen können, Bedenken getragen hätte, ihn im Namen der Stadt zu begriisscn. * Der Buuüesrut, der. wce gewöhnlich, in den Sommermonaten Plenarsitzungen nicht abhält, wird seine Plenarverhandlungen voraussichtlich auch nicht viel früher als sonst wieder aufnchmcn. Zwar tritt der Reichstag im laufenden Zahrc eher als in an deren zu einer Tagung zusammen. Indessen wird er sich in der Hauptsache mit der Erledigung von Vor lagen befassen, die ihm schon unterbreitet sind. Be kanntlich ist »och eine Fülle von Gesetzentwürfen vorhanden, auf deren Durchberatung von den ver schiedenen Seiten Wert gelegt wird. Des weiteren ist die Vorbereitung anderer, den Reichstag noch zu unterbreitender Materien mit besonderen Schwierig keiten nicht verbunden. So mus; der neue deutsch japanische Handelsvertrag dem Reichstage bei seinem Wicderzusammentritt vorgelegt werden. Er ist ja aber völlig bereit zu der Einbringung. Der Gesetz entwurf über die Handelsbeziehungen zu Großbritan- nicn, der alle zwei Jahre erneuert wird, erfordert auch keine langen Vorbereitungen. Sollten sich schließlich noch einige Vorlagen, an die man bisher nicht gedacht hat. nötig machen, so würden auch die zwei Monate, die der Reichstag voraussichtlich im Herbste tagen wird, genügen, um sie fcrtigzustellen Man wird also wohl damit rechnen können, daß die Plenarberatungen des Bundesrats nicht viel früher als sonst werden ausgenommen werden. * Die Bevölkerung de» Deutschen Reich». Das „Statist. Zahrb. für das Deutsche Reich", das kürz lich erschienen ist, gibt die Bevölkerung, die das Reich um Mitte d. I. gehabt hat, aus <»5 407 000 an. Diese Zahl beruht aus einer vorläufigen Schätzung aus Grund der bisherigen Bevölkcrunaszunahme. Für Mitte 1910 ist die Bevölkerung auf 61 551 000 Personen geschätzt, so daß im Laufe des letzten Jahres eine Zunahme um 850 000 Personen stattge funden haben würde gegenüber einer solchen um 85-1 llOO oon 1!109 bis 1910. Das vorläufige Ergebnis der letzten Volkszählung vom 1. Dezember 1910 ldas endgültige ist noch nicht bekannt) hat eine Bevölke- rungsziffcr von 64 903 423 Personen ergeben, so daß in den 7 Monaten, die seitdem bis Mitte d. I. ver flossen sind, eine Bevölkerungszunahmc von rund 50-1000 stattgefunden haben würde. Kuslsnü. Türkei. * Die Malissorensrage „definitiv erledigt". Nach den Versicherungen der Pforte ist die Malissoren- sragc definitiv erledigt. Saddredin Bei meldet nach dem „B. T.", daß am Sonnabend drei hundert Leute von Huma nach Tust zurückkchrten, fünfhundert andere würden aus Podgoritza heim kehren und achthundert weitere umgehend abreisen. Zm ganzen sollen 1200 auf der Heimkehr begriffen sein. Die Beziehungen zwischen der Türkei und Montenegro sollen sich auch gebessert haben. China. * Die neue chinesische Währung. Bereits vom 1. August d. 2. ab werden alle von der Pekinger Zentral Administration an die Mandarinen zu leistenden Zahlungen mit Münzen und Banknoten der neuen chinesischen Währung erfolgen. Sieben Zehntel dieser Zahlungen werden in Silbergeld, drei Zehntel in Banknoten und Kupfermünzen cffck- tuiert werden. Kus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig, 7. August. Historischer Tageskaleuder für Leipzig. 7. August: 1894 Der König besucht die Iubiläums-Fachaus- stellung der Leipziger Buchbindercnnung. 1489 Kaiser Friedrich IH. gestattet wieder die Abhaltung des Neujahrsmarktes. * Die Photographie üer menllhttthen Stimme. Der Phonograph hat zwar schon verschiedene Wandlungen erfahren, aber man sollte meinen, daß er in den von Edison geschaffenen Grundlagen einigermaßen sestgelegt worden sei. Das ist nun doch wohl nicht der Fall, denn eine neue Erfindung zeigt, daß die phonographischcn Aufzeichnungen doch noch auf wesentlich andere Weise bewirkt werden können, als sic bisher ausschließlich benutzt worden sind. Der Urheber dieser Neuheit ist em junger Russe, namens Lifschitz, der seine Versuche schon in seiner Heimat begonnen hatte, sie aber später in einem physikalischen Laboratorium an der Sorbonne in Paris fortsetztc. Jetzt endlich ist er so weit ge langt, daß er ein kleines Modell, das er gemeinsam mit Dr. Henry hergestellt bat, einer kleinen Ver sammlung von Gelehrten und Freunden der Wissen schaft vorführen konnte. Die Wochenschrift „Eng- li>h Mechanic" veröffentlicht darüber einen kurzen Bericht. Es handelt sich danach insofern um etwas ganz Neues, als zur Aufzeichnung der Sprache oder, wie man bestimmter sagen könnte, der Schall schwingungen der menschlichen Stimme die Photo graphie benutzt wird. Der Gang des Verfahrens ist folgender: Die Klanaschwingungen der Stimme treffen auf eine Membran und werden von dieser in der Form leuchtender Bilder durch einen kleinen Spiegel auf einen photographischen Film geworfen, der mit großer Geschwindigkeit als ein Band bewegt wird. Dadurch entsteht eine fortlaufende vhotographische Aufnahme. Der Film ist so hergcricytet, daß seine Oberfläche dort, wo sie von der Lichlwirkung ge troffen wird, in einen harten und unlöslichen Zu stand übergeht, während die übrigen Teile weich bleiben und lortgewaschen werden können. Um nun die Stimme wieder hcrzustcllen, wird der Film vor einem Spalt vorübergeführt, aus dem ein Luftstrom austritt. Wo dieser auf den Film trifft, wird er durch die verschiedenen Formen auf dessen Oberfläche in die entsprechenden Schallschwingungen verwandelt. Professor Dastre, in dessen physikalischem Institut diese Arbeiten ausgeführt worden sind, verspricht der Erfindung eine große Zukunft, da nach seiner Meinung »achUeberwindung dertcämijchcicSchwierig keiten die Ergebnisse noch besser sein werden als bei den mechanischen Phonographen nach Edisonschem Muster.. r. Universitätsnachrichtrn. An der ärztlichen Staatsprüfung in Leipzig beteiligten sich im Winter scmcstcr l!00/11 und cm Sommerscmestcr 1911 zu sammen 88 Kandidaten der Medizin. Von diesen be standen 80 Kandidaten die Prüfung, und zwar Ui mit Zensur I lseh>. gut), 52 mit Zensur ll (Mt) und 12 mu Zensur 11l (genügend). Die Prüfung eines Kandidaten wurke coegcn Versäumnis der drei jährigen Beendungsfrist für verfallen erklärt, während von 7 Kandidaten die Prüfung für das nächste Semester anhängig bleibt. * Au» dem Buchhandel. Einer unserer angesehen sten Verlagsbuchhändler, Herr O. R. Re ist and, feiert heute seinen 70. Geburtstag. Herr Reisland hat vor beinahe 50 Zähren den Verlag Fise über nommen und seitdem stetig erweitert und gehoben. Geographische, naturwissenschaftliche und sprachliche Schulbücher bilden den alten Grundstock. Aber nicht geringer ist der Anteil der Wissenschaft an den Werken, die Herr Reisland erscheinen ließ. Be» sonders die Philosophie und die Philologie sind darin stark vertreten. Unter anderem erschienen in diesem Verlage die berühmte „Philosophie der Griechen" von Eduard Zeller, sowie die Werke des dänischen Philosophen Harald Hössding. Durch mehrere wissenschaftliche Zeitschriften steht der Ver lag mit der gelehrten Welt in stetiger Verbindung. Die Berliner Philologische Wochenschrift, Bursians Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft, Literaturblatt für germanische und romanische Philologie, Englische Studien und die Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philo sophie und Soziologie erscheinen bei O. R. Reisland. * Die Beerdigung der Opfer der Eisenbahnkata strophe bei Jüterbog. 'Nachdem man bereits Sonn abend nachmittag den ebenfalls bei dem Jüterboger Eisenbahnunglück getöteten Lokomotivführer Eis mann aus Schönefeld zu Grabe getragen hatte, folgte Sonntag Vor- und Nachmittag die Beerdigung der beiden anderen Opfer dieser furchtbaren Kata strophe, des Zuführers Franz Gommert und des Lokomotivführers Hermann Lange. Am Vormittag begrub man Gommert auf dem Neuen Reudnitzer Friedhöfe a n Stöttcritzer Weg. Wieder hatte sich eine überaus stattliche Trauergemeiirde eingefunden, um dem so jäh aus de». Leben abberu,cnen Minne Las letzte Geleite zu geben. Unter der großen Schar von Leidtragenden befanden sich viele Kameraden des Verunglückten, die teils sogar von weither ge kommen waren. Von der hiesigen Betricbsdirektion waren Regierungsbaumeister Riedel und Verkehrs' inspektor vom Hagen anwesend. Die Trauerfeier wurde durch den vom Kirchenchor der katholischen Kirche gesungenen Choral: „Weinet nicht, wenn des Lebens Auge bricht" eingeleitet, dann hielt Pfarrer Riedel von der katholischen Kirche die Standrede, der er die Worte: „Selig der Knecht, den der Herr, wenn er kommt, auch wachend findet" zugrunde legte. Es ist nicht unseres Amtes, so führte der Geistlich« aus, den Tatbestand zu untersuchen, oder gar Gott anzuklagen, wir haben vielmehr nur die Pflicht, den Hinterbliebenen Trost zu spenden und ihnen ihr Leid tragen zu helfen. Er gedachte weiter der vorzüglichen Eigenschaften des Verstorbenen, seines hohen Pflicht gefühls und seiner liebreichen Fürsorge für seine Familie. Chorgesang beschloß die Feier, dann wurde, der letzte Gang angctreten und unter lbebet und Segen schloß sich die Gruft. — Ain Nachmittag fand auf dem Nordfriedhofe die Beisetzung des Lokomotivführers Hermann Lange statt. Auch hier hatte sich schon frühzeitig eine große Menschenmenge cingefundcn, um den Toten auf sei nem letzten Wege zu geleiten, so daß bei weitem nicht alle der Erschienenen in der Leichenhalle Platz hatten. Der Verein der Thüringischen Eisenbahnbeamten und der Leipziger Lokomotrvfuhrervercin waren mit ihren Bannern erschienen, dann sah man noch eine große Zahl Kameraden des Verstorbenen von Leipzig und auswärts. Von feiten -er Betriebsdirektion waren Verkehrsinspektor vom Hagen und Reaie- rungsbaumcister v. Glinski anwesend. Die Trauerfeicr begann mit dem Lhorgesang der Gohliser Kurrende: „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende"; dann hielt Pastor Pochong die Standrede, der er die Worte Zohannes, Kap. 19. 7: „Was ich tue. das weißt du jetzt nicht; du wirst es aber nachher er fahren", zugrunde legte. Der Geistliche knüpfte an das von dem Berliner Maler Hans Meyer gemalte Bild „Der Tod als Wcickzenstcller" und verglich den schrecklichen Tod. den Lange am Mittwoch erlitt. Es wird stets ein Ruhmesblatt in der Geschichte der Eisenbahn bleiben, daß bei diesem Unglück nur An gestellte der Bahn verunglückt sind und keiner der ihnen anvertrauten Passagiere. Wacker wie im Leben, so wacker auch im Tode, und das sei dem Verstorbenen besonders gedankt. Der Geistliche feierte den Ver storbenen als Menschen, Gatten und Vater und sprach den Hinterbliebenen Trost zu. Der Chorgesang ..Was Gott tut. das ist wohlgetan" beschloß die Feier. Dann wurde der Gang zum Grabe angetrcten, wo der Sarg unter Gebet und Segen in die Gruft gesenkt wurde. für das musikalische Gen re stück angeschlsgen wer den. Seine so überaus srnchtbringcnde Tätigkeit auf diesem Gebiete der Pianofortcliteratur richtete zu- gleich auch einen Damm auf gegen das Ucberwuchern des Salonjtücts. das nur zu häufig auf das Feld des Unterrichts hinübergreift. Der Komponist bezeugt ein ost fast unglaubliches Geschick in der Lösung der unter Umstände» gar nicht leichten Ausgabe, in kleinem Rahmen anziehende und gehaltvolle musikalische Bil der. Eindrücke und Stimmungen zu geben. Es gelang ihm dies glänzend u. a. in den Vier Kindersonatcu (Opus 109), dann >n den Erzählungen und Märchen für das Piauoforte (Opus 96), in den mit anregen den Mottos versehenen Märchen lOpus 107) und den Musikalisclzen Bildern für kleine Leute ZOpus 91 >. Reizend ist auch di: kleine Klavierluite „Piazza del popolo" (Opus 110). deren vier Stücke Serenade. Romanze, Barkarole und Tarantella — seinpointicnc Musik für Unterricht und Vortrag enthalten, den italienischen Lokaltou aufs beste treffen und sich dabei durchaus fcrnhaltcn oon aller Trivialität. Der musikalische» Unlerweisilng gewidmet sind luch die kleinen leichten Suiten für Pianoforte. Vio line und Violoncello lOpus 152). die zu dem Per wendbarsten und Besten gehören, was wohl aus be- egtem Grbietc überhaupt erschienen ist. Zn dies«» musitalitchen Miniaturen bietet der dänische Meister vieder feinempfundene, sorgfamft durchgearbeitete Sätze, die dem Charakter der suite völlig entsprechen ind sich dem Auffassung«, und Darstellungsnermögen ugcndlicher Spieler leicht anpassen. Diese. Souvenir. Serenade. Fantasie und Reverie benannten Sachen ind sämtlich aus ein und denselben seinen und vor rehmen Toi, gestimmt, der das Interesse erweckt und uf die Dauer wacherhält. Es ist Zugendmusik im -eisten Sinne des Wortes. Nicht unerwähnt bleibe eine Sammlung von nor- ischen Liedern, die Schytte für das Klavier übertrug und im Hinblick «uf leistungsfähige Schüler der Mittelstufe zu außerord.'nilich wirksamen Salonstücken nmschuf. Eine ebenso treffliche Ilebertragung er fuhren durch Schytte die schönen „Dyveke-Lieder" sei nes Landsmannes Peter Heist. Fassen wir zum Schlüsse Ludvig Schyttcs Lebens- werk noch einmal als Ganzes auf. so stellt cs sich dar als musikalische Emanation eines in seiner Art be deutenden. mit großer Schöpferkraft versehenen un unablässig wirkenden Künstlers. Sein hohes und auch erreichtes Ziel war die Vermehrung des edlen Lebens gehaltes und seine Werke die Erzeugnisse einer aus dem künstlerischen Geiste sich oft ganz unwillkürlich uufdrängenden Intuition. Seine Kunst bestand in der Fähigkeit, den Ausdruck zu finden, der jedem Teile und leder Periode eines Stückes Leben, Seele und Affekt gibt. Orr Monüespleil. Tic wnnderbaren Dichtungen des Sanskrit sind aus vielen Gründen der Allgemeinsten nicht zu gängig. und daher kommt cs auch, -aß Uncinge- mcihte mit dem Begriff Sanskrit io oft etwas völlig Verkehrtes verbinden, mit einem gewissen, ganz unhaltbaren Vorurteil an diese seltsame, wun derbare Literaturrichtung herantreten. Neuerdings ist nun in England ein Dichter erstanden, der in formvollendeten, echt poetischen, vortrefflichen Dich tungen seinen Landsleuten die Welt des Sanskrit erschließt. F. W. Ba i n ist sein Name und von den sechs bereits vorliegenden Bänden seiner eigen artigen Dichtungen ist die ganre englische Kritik ent zückt und begeistert. Alle« schwärmt von -cm ..in timen Reiz dieser Erzählungen, in denen sich Indiens Wunderträume mit der gedanklichen Klarheit des Abendlandes harmonisch vermählen". Auch uns Dcutfchen ist dieser Schatz an Schönheit jetzt unvcrlorcn. Ein ungenannter, achtsamer Uebersetzcr gibt im deutschen Vcrlagshaus „Vita" in Berlin-Charlottenburg soeben einen ersten Band der Sanskrit-Dichtungen Bains heraus, den „Mon- dcspfeil", eine Hmdu-Liebesgeschichte von zaube rischem Reiz znid in einer gediegenen, prachtvoll einfachen und stilechten Buchausstattung, wie wir sie neuerdings vereinzelt bei ähnlichen Ausgaben alt angesehener Verlagsanstalten erlebten. Das kost bare Werk ist zum Preise von 50 .1t in nur 500 numerierten Exemplaren bei Spamcr in Leipzig ge druckt und nach Zeichnungen von Ottomar Starke ausgcstattet. ..Daß der unbegrenzte Schöpfer. Der dem eignen Quell entronnen, Der die Welten rings beherrschet, Von der Wanderung der Seele Ruh mir schenkend, mich erlöse!" Diese Schlußzcilen der Sckuntalä sind der Er zählung vorangesctzt. Einleitend berichtet -er Ver fasser. daß er aus der H«"d cfi'"s n^rnchmen alten, ihm dankbar gesonnenen Marüthra Brahmanen. den die Pest dahinrasst, das Manuskript überkommen habe, in -essen Wert und Inhalt er anfangs Zweifel gesetzt habe, das dann aber ihn und Tausende immer von neuem überraschte und entzückte. Es ist die einfache, schlicht und schön erzählte Ge schichte von einem Könige, der dem weiblichen Ge schlecht abhold gesinnt, von seinen Ministern um der Wohlfahrt des Reiches willen bekehrt und auf die Brautsahrt geschickt wird. Er findet eine Prinzessin von wunderbarer Schönheit, aber von noch größerer Klugheit. Viele Fragen muß sein getreuer Minister ihc verlegen und viele Geschichten erzählen; alle be antwortet sic mit ihrem scharfsinnigen Verstände. Endlich aber wird sie des unermüdlich werbenden Königs Braut und folgt ihm heim in sein Land. Unterwegs im höchsten Glück tötet auf ihr instän diges Bitten der Mond mit einem Strahlcnpfeil * Die Honorarforderangen der Bolksschullehrer bei den Meisterkursen. An die Gewcrbekammer rich tete das Ministerium des Innern folgen«« Vcrord' nung: Das Ministerium hat davon Keimtnis er langt. daß die Honorarfordcrungen seitens der bei Meisterkursen unterrichtenden Bolksschullehrer teil weise ungewöhnlich hohe sind. Wenn in einigen Fällen der Betrag von 4 für die Vortragsstunde gefordert und bezahlt worden ist, so erscheint diese Summe unangemessen und steht nicht im Verhältnisse zu der geleisteten Arbeit. Eine Vergütung von 2 .<k bis 2,50 k für die Stunde wird in der Regel als hinreichend anzuichen sein Die Gewerbckammern wollen bei der Veranstaltung von Meisterkursen hierauf Rücksicht nehmen und die Innungen hiernach bescheiden. * Kaufmännische Stellenvermittlung. Von 22 an die amtliche Statistik angcschlosscnen kaufmännischen Vereinen und Verbünden hatten für das zweite Vierteljahr 1911 20 rechtzeitig Berichte über ihre Vermittlungstätigkeit cingeschickt. Einschließlich der aus dem ersten Vierteljahr 1911 verbliebenen Reste lagen insgesamt 59 458 Bewerbungen vor. denen mit den vorhandenen Resten insgesamt 26 480 offene Stellen gegenüberstanden. Davon wurden 11 156 zurückgezogen oder anderweitig ohne die Vermittlung der Vereine erledigt. 8781 wurden durch die Vereine besetzt und 6545 blieben am Niertcljahrsschlusse unerledigt. Auf je eine weib liche Person entfielen männliche bei den Be werbungen 3,1. bei den offenen Stellen 2.2 und bet den Stellcnbesetzungcn 1,8. Bei den männlichen Handlungsgehilfen lagen insgesamt 50 573 Be werbungen, 18 271 offene Stetten und 5716 Stellen besetzungen vor. Nach Abzug der zurückgezogenen oder ohne Vermittlung der Vereine erledigten Vc Werbungen und Stellenangebote entfielen auf je 100 Bewerbungen bei den Handlungsgehilfen: 56 offene Stetten und 30 Vermittlungen und bei den Handlungsgehilfinnen: 85 offene Stellen und 56 Vermittlungen. * Ein raffinierter Betrüger. Ein Unbekannter sprach in der Dresdner Straße einen 12 Jahre alten Schulknaben an, der von seinem Vater beauftragt war, 15 Nl bei der Ortskrankenkasse zu bezahlen. Nachdem der Unbekannte den Knaben genügend aus gefragt hatte, begleitete er ihn bis zur Ortskranken kaffe. Hier nahm der Gauner dem Knaben unter eine», Vorwande das Geld und Buch ab. Dann be- schied der Betrüger den Knaben, daß es zu wenig Geld sei und er den noch fehlenden Betrag holen sollte. Dabei erhielt der Knabe das Buch wieder. Mit dem Eelde verschwand aber der unbekannte Gauner und ließ sich nicht wieder sehen. Er wird beschrieben als 30 bis 35 Jahre alt. von langer, schmächtiger Gestalt, hatte Anflug von Schnurrbart; bekleidet war er mit grauem Zackettanzua, bunter Weste, schwarzem steifen Filzhut und schwarzen Schnürschuhen. * Gestohlen wurde in der Markthallenstraß« ein zwciräderiger, blaugestrick-cner Handwagen mit hohen Rädern und Lattenbelag, auf ivelchem sich 6 Zentner Kartoffeln befanden; aus einem Kellerabtcil in der Rosentalgass« etwa 15 Flaschen Weißwein; aus einer Gartenlaube in der Ferdinand-Rhode-Straße von der Waschlcin« verschieden« Blusen aus Batist-, Musse lin- und Leinenstoff; aus einen, Hausflur in der Melchiorstraße ein Fahrrad, Marke „Eminent", Nr. 130 200; aus der Lützner Straße ein „Pfeil"-Rad; aus einem Restaurationslokale in der Frantfurter Straß« ein Portemonnaie mit 46 .K; aus einem Cafä am Johannisplatz drei ElfenbcinHillardbällc, zwei weiß« und einen rotgcsprenkeltcn. * Die Durchbrenner. In Hamburg wurden zwei Kaufmannslchrlinge angeyalten, die kürzlich von hier geflüchtet waren. — Nach Unterschlagung von 100 wurde ein 14 Jahre alter Laufbursche von hier flüchtig. * Ein Diebestrio. Ein 15 Jahre alter Laufbursche aus L.-Eutritzsch, ein 15jähriger Kaufmannslehrling und ein 12 Jahre alter Schulknabe von hier stahlen in letzter Zeit im Ostviertel von Erundstllckstüren die Klinken. Nachdem sie die Klinken zerkleinerten, ver äußerten sie diese und vernaschten den Erlös gemein schaftlich. Die jugendlichen Diebe wurden zur Verantwortung gezogen. * Zn Haft kamen ein 63 Jahre alter Arbeiter von hier, der aus einer Wirtschaft des Ostviertcls «ine lvertvolle Skizze entwendete; eine 55 Jahre alte Zigarrenhändlerin aus Chemnitz, die sich in verschie denen Gasthäusern unter falschen Namen cinmietete und ohne die aufgclaufene Schuld zu bezahlen, wieder verschwand. In einzelnen Fällen hatte die Be trügerin auch noch Darlehen erlangt; eine 30 Jahre alte Arbeiterin aus Nieder-Beuna, die verdächtig ist, einem Herrn einen Geldbetrag gestohlen zu haben. KL- Tätigkeit der Feuerwehr. Sonnabend nacht 3^12 Uhr entstand bei dem Fuhrwerksbefitzer K. in der Bitterfelder Straße 93 vermutlich durch Selbst entzündung, ein größerer Kohlenbrand. Mehrere hundert Zentner Kohlen und Kohlenstaub glimmten unter starker Rauchentwickelung. Ein Eingreifen der Feuerwehr der 5. Bezirkswache macht« sich notwendig. — Sonntag früh kurz nach 7 Uhr wurde die 4. Be zirkswache nach dem Konsumverein Leipzig-Plagwitz gerufen. Hier waren Kohlen im Maschinenhause in Brand geraten. Die Wache löschte den Brand. — seines dritten Auges die beiden und verwandelt sie zu Asche. „Sie sollen sich wieder begegnen und Mann und Weib sein in einer anderen Geburt." Das ist die einfache Fabel. Und dahinein ver woben sind mit der klugen, echt indischen Kunst dra matischer Steigerung die vielen kleinen, schönen Er- ,Zahlungen an die Prinzessin, jede eine Fabel für sich, Märchen und Mären von prachtvollem Stimmungs reiz. Man liest sie mit wachsendem Staunen und Entzücken auf einen Sitz, liest sie wieder und fühlt in sich die Wunderwelt Indiens, von der uns Kunde kam durch unerhörte Pracht und Zauberei. Man kann den feinen Stimmungsreiz dieses Buches schwer beschreiben, ohne ihm den unsagbaren Duft zu nehmen, der die Blätter erfüllt und durchwogt wie von blühenden Rosen und leuchtenden Orangen inc goldenen Sonnenglanz. Vermute niemand etwas Unrechtes dahinter, daß der „Mondespfeil" zunächst in der kostbaren Aus gabe eines teuren „Privatdruckes" erscheint. Das Ansehen der sogen. Privatdrucke ist ja neuerdings durch ein paar Verbrecher am Geist der Kunst und Schönbeit bei der Welt arg in Mißkredit gekommen, aber hier ist auch schon jeder Verdacht eine schlimme '»'el-idionna. Ich würde nicht anstehen, dieses reine, »euscbe Buch Knaben und Mädchen unbedenklich in die Hand zu geben, müßte ich nicht Bedenken Ira- gen. daß sie für das hohe symbolische Moment darin noch keinen ausgebildeten Sinn haben. Aber in künden unserer Jungfrauen und Jünglinge wüßt ich es lieber als gewisse Ausgaben von 1001 Nacht, di-, auf schlechte Reize spekulieren. Dem „Mondespfeil" sollen bald die anderen Werke Bains in deutscher Ausgabe folgen, zunächst -er „Trunk aus dem Blauen", das Ganze unter dem Titel „Schaum auf dem Ozean der Welt". Nur den Titel „Mond e » pfeil" hätte ich «tt rich tiger gewünscht, p.