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OeuMer Reichstag. 126. Sitzung. Berlin. 13. Februar. Stlmmungsvllü. l. Berlin. 13. Februar (Prival-Tel.) Im preußischen Abgeordnetenbaus und -em Reichs rag beginnt man beute mit Abkürzungsdebatten. Der erste Eindruck ist. daß durch diese Gejchäfts- ordnungserörterungen die Beratungen noch mehr in die Länge gezogen werden. Beim Mari ne eta t. der heute im Reichstag zur zweiten Lesung kommt, gibt es gleich zwei Geschästsordnungsdebatten nachein ander. Man wird sich endlich einig, beim Gehalt des Staatssekretärs u. a. das Zulagewesen »u besprechen, auch die von den Sozialdemokraten beantragten Heizerzulagen. Nachdem dergestalt der Kampfplatz abgesteckt ist, harren die Herren von der Marine der parlamentarischen Kampier. Erschienen sind von den Herren im blauen Tuch der neuernannte Großadmiral von Tirpitz, der neue Admiral Dähnhardt, der Leiter des Rachrichtenbureaus Hollweg-Capelle, der Geheime Admiralitätsrat Harms und andere. Erzberger, der kühne Recke aus dem Zentrums lager, betritt als Erster die Arena. Wenn man ihn immer wieder vorschickt, so beweist das, da» selbst in einer so großen Partei, wie das Zentrum, der arbeitenden Mitglieder nicht sehr viele sind. Er bat heute das Gefühl, auf dem Grat zu stehen. Der Flottenbau hat seinen Kulminationspunkt erreicht. Die Zeit der Vermehrunasbauren ist vorüber, es beginnt die Zeit der Eriatzbauten. Erzberger ist heute in der Laune zu loben: die Bindung durch das Flottengesetz hat sich als richtig erwiesen und wirkt vorbildlich für andere Staaten. Unsere überseeischen Interessen, die seinerzeit bei der Schaffung des Flottengeietzes ins Feld geführt wurden, sind gemäß der damaligen Berechnung ge wachsen. Die Marine hat sparsam gearbeitet; ab solut genommen waren die Kosten freilich hoch, aber es ist Vorzügliches geleistet worden. Erzberger versichert die Welt der Friedensliebe des deutschen Voltes und verweist die Absichten einer deutschen Invasion nach England ins Märchenland. Das mag alles richtig sein, und es ist ja ganz schön, daß so etwas von Zentrumsseite anerkannt wird aber im nicht klerikalen Bevölkerungstcile kann besonders Freude über die „Entwicklung des Zentrums n» einer positiv mitschaffenden Partei" nicht auflommen. Es spielen zu sehr parteipolitische Rcbenabsichtcn mit. und von dem Befürworter einer neuen Weltmacht des Papstes nach Art Innocenz HI. mag man sich nicht besonders gern belebren lassen, was der deutschen Seemacht und dem Deutschen Reiche frommt. Auf den Zcntrumsmann folgt der konservative Abg. Drosch er. Der Direktor des Statistischen Amts in Mecklenburg-Schwerin ist von seiner Partei schon zu allerlei Aufgaben benutzt worden, nun hat er die einzelnen Fragen der Marinever waltung durchzugehen: Kaufmännische Staatssekre täre. Werstorganisation, die Vorgänge auf der Kieler Werft, das Zulagewcicn usw. Er tut es in sachlicher Weise und mit "Wohlwollen gegen das, was die Verwaltung in letzter Zeit erreicht bat, so daß Staatssekretär von Tirpitz sich auf ihn be ziehen kann. Daß das Kieler Unterseebootunglück von ihm erwähnt werden würde, war zu erwarten. Aus einem Bericht des Chefs der Ostscestation Admira^ Schröoer an den Kaiser gab er dem Hause einige Sätze bekannt. Und dann die leidige Zulagensragc. Niemals, so lange er Staatssekretär sei, so erklärte Tirpitz, sei ihm, etwas jo schwer geworden, wie die be stehenden Zulagen herabzusetzen. Bekannt ist, da» die Budgetkommission und das Plenum »des "Reichstags einstimmig eine Resolution des Inhalts gefaßt hatten, das ganze Zulagen wesen solle zur Erzielung von Ersparnissen einer Revision unterzogen werden. Also die vielbe rufene Sparsamkeit ist die Ursache. Und wenn nun einmal gespart werden sollte, wie wir es alle wollen, so genügte es nicht, Abstriche bei den Zahlmeistern und Offizieren zu machen, denn das läuft nicht ins Geld: es mußten die Mannschaften herangezogen werden. Abg. Ledebour (Soz.) fand das dem Staats sekretär und der Marineverwaltung gespendeteLob dem guten Geschmack widerstreitend. Nach dieser Einlei tung mochte man auf ein gepfeffertes Gegenstück rechnen. Es kam aber nicht so schlimm. Die Kritik, die von ihm geübt wurde, war nicht von der ärgsten Sorte. Eine regelrechte Debatte eröffnete er gegen den Prinzen Heinrich, indem er sich derjenigen Les art anschlotz, die dem Prinzen Worte gegen den inneren Feind in den Mund legte, Worte, die aber von anderer Seite bestritten werden. So fort erhob sich noch einmal Tirpitz, um für seinen Ranggenossen, den Großadmiral Prinzen Heinrich, einzutreten und sich auch mit der Auf fassung auseinanderzusetzen, da» der „Berliner Lokal anzeiger" ein offiziöses Organ sei. Diese Frage ist mit den Heizerzulagen verquickt, da ein in dem ge nannten Blatte erschienener Artikel, der lebhaft für die Heizer eintritt, mit der Marineverwaltung in Verbindung gebracht wurde. — Das Haus beschloß nunmehr die Vertagung. Für Dienstag stehen der nationalliberale Abgeordnete Semler und der Fort schrittler Schrader auf der Rednerliste. Sitzungsbericht. Am Bundesratstische v. Tirpitz und Kommissare, in der Hosloge der Chef des Marinekabinetts von Müller. Präsident v. Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 20 Minuten. Zweite Lesung des Marineetats, des Etats für Kiautschau und des ostasiati schen Marinedetachements, Kapitel 45 Titel 1, Gehalt des Staatssekretärs. Hiermit wird Kapitel 51, Titel 9 und folgende (Zulagewesen) nach längerer Geschäftsordnungs debatte verbunden. Abg. Freiherr o. Thünefeld (Ztr.) berichtet über die Kommissionsoerhandlungen. Abg. Erzberger (Ztr.1: Der Marineetat für 1911 stellt ernen Höhepunkt in der Entwickelung un serer Flotte dar. Er bringt den Abschluß der im Marinegcsetz vorgesehenen Neubauten. Im näch sten Jahr beginnt ein Abflauen, indem nur »och Ersatzbauten gefordert werden. Dafür wird der innere Dienst ausgestaltet werden müssen. Die Er- -veiterungskosten werden seit 1900 aus laufenden Mitteln gedeckt, so daß der Wert unserer Schiffe die zu ihren» Bau aufgenommenen Mittel bei weitem übertrifft. Das ist in keiner anderen Flotte der Fall und Frankreich hat sich in letzter Zeit be wogen gefühlt, unser Flottengesetz geradezu zu kopieren. Die Elastizität unseres Gesetzes ist ein Vorteil, da wir jeden technischen Fortschritt mitnehmcn können. Auf diese Weise ist erreicht worden, daß die Lasten für die Landesverteidigung auf den Kopf der Bevölkerung bei uns geringer sind als in England und Frankreich. Bei der "Marine muß man feststellen, daß sie mit den für sie ausgeworfenen Mitteln außerordentlich günstig gewirtschaftet hat, so daß sie einige dreißig Millionen gespart hat. Solche Ausgabe», wie die für die Befestigung Helgolands, waren groß, werden aber allseitig gebilligt. Sie liefern für jeden objektiv Urteilen- -en den zwingenden Beweis, daß die deutschen Seestrertkräfte nur unsere Gleichberech tigung auf dem Weltmarkt geltend machen und ihre Kräfte lediglich zu diesem Zwecke anspannen. England gegenüber muß betont werden, daß wir damit keinerlei Feindseligkeiten gegen irgendeine Macht zum Ausdruck bringen. Unser Volk hat sich lediglich ein Maß der Verteidigung ge schaffen, das jedem Feinde wehren würde, die ruhige, friedliche Entwickelung Deutschlands zu stören. Der Erlaß des Kaisers in Mürwick ist nur zu billigen. Die Tüchtigkeit unserer Marine beweist auch der glückliche Verlauf des U n - terganges des Unterseebootes „II. 3". Ueber den Vorgang selbst erhalten wir wohl noch Aufklärungen, wie in der Budgetkommission. Unser Torpcdowesen ist gut; ihm möge ein gleicher Aus bau der Unterseeboote folgen. Die Zurückhaltung über das aus diesem Gebiet bisher Geschaffene har uns Millionen gespart. In der Südsee, die sem Lande unbegrenzter Möglichkeiten, wissen die Deutschen der Marine Dank für ihre Tätigkeit. Die Wiederherstellung der Heizerzulage billigen wir durchaus. Wir erblicken in unserem Flotten gesetz eine Garantie für die Erhaltung des Welt friedens, der Lazu dient, daß das deutsche Voll seine Kulrurnussion auch erfüllen kann. (Bravo! im Zentrums Abg. Dr. Droescher (Kons.): Unsere Flottcnpolitik. wie sie sich im Flottengesetz widerspiegel», ist trotz aller Kritik als richtig anerkannt worden. Anzu erkennen ist auch, daß cs gelungen ist. trotz der Preis- und Lohnsteiaerungcn usw. ohne Ueberschrei- tung des Voranschlages den Ausbau der Flotte durchzuführen. Die Durchführung der Reformen in der Verwaltung der Werften, die jetzt nach kauf männischen Grundsätzen vor sich geht, erkennen wir an. An der Organisation der Wersten selbst aber darf nicht gerüttelt werden; sie hat sich aus gezeichnet bewährt. (Na! Na! links.) Auch wir er kennen die Tüchtigkeit der Politik des Staats sekretärs an, die ihn für die langsame Ausge staltung der Unterscebootslottille bestimmt hat: da durch sind uns große Opfer an Menschen und Geld erspart worden. Eine Ausnahmestellung der Hei zer im Zulagenwefen ist angesichts ihrer besonders gesunüheitsgesährlichen Beschäftigung an Bord be rechtigt. Die Disziplin bei den Offizieren. In genieuren und Mannschaften ist mustergültig, und wir halten es für eine Beschimpfung, wenn getagt wird, sie würden bei einer Kürzung der Zulagen nicht mehr in bisheriger Weise ihre Pflicht tun. Wir meinen, daß der Staatssekretär mit Recht sich jede Ein mischung von außerhalb der Verwaltung stehen den Verbänden, wie oes Technikerverbandes, ver beten hat. Staatssekretär v. Tirpitz: Ein Rückblick auf die bisherige Flottencntwicklung ist berechtigt, da wir jetzt einen gewissen Abschluß in unserem Vorgehen er reicht haben. Ich bin dafür dankbar, daß unser Vor gehen als richtig bezeichnet wird. Ich bin nach wie vor überzeugt, daß wir mit den verfügbaren Mitteln tatsächlich das möglichste für unsere Seemacht geschaffen haben. Die Brauchbarkeit des Flottengesetzes hat sich damit ergeben, daß es nicht am grünen Tische entstanden ist, sondern nach jahrelanger inten siver Arbeit aufgebaut wurde. Ich kann bestätigen, daß unser Flottenausbau von Anbeginn an niemals aggressiven Zwecken gedient hat; das muß in das Verständnis des Volkes über gehen. In der Begründung des Flottengesetzes ist es klar ausgesprochen, es soll zum Schutz unseres Seehandels und unserer Kolonien, zur Sicherung eines Friedens mit Ehren wirken. Seine Bestimmung als Verteidigungsmittel ist damit klar ausgesprochen. Die Einnahme aus dem Verkauf zweier Kriegsschiffe an die Türkei unterliegt ganz selbstverständlich der Genehmigung des Reichstages. Bei dem Unglück des Unterseebootes lag ein eigenartiger Fall vor. Das Boot hatte eine starke Schräglage auf dem Boden angenommen, und so entwickelten sich im Vorschiff gewiff« St ick gase, die sofortige Rettungsarbeiten nötig machten. Man verfuhr ganz richtig indem man zuerst die Menschen aus dem Vorschiff herausholte. Leider wurde erst später bekannt, daß die Offiziere mit dem Mann am Ruder es für nötig gehalten hatten, im Turm zu bleiben. Der Bericht des Stationschefs an den Kaiser bestätigt, daß vollständig richtig verfahren worden ist. Andernfalls hätte man vielleicht die drei Mann in dem Turme gerettet, dagegen wären die andern 28 erstickt. Selbstverständlich wird alles getan werden, damit sich künftig bei ähnlichen Vorfällen nicht derartige Stickgase entwickeln können. Im vorigen Jahre verlangte der Reichstag ein mütig eine Revision des Zulagewesens. Eine Ersparnis wäre nur möglich bei den Zulagen der Kapitulanten oder der Heizer. Erstere hielten wir nicht für angängig, da wir uns den Nach wuchs usw. erhalten müssen. Die früher bestandenen allgemeinen Zulagen sind im Laufe der Zeit bis auf diese beiden Kategorien beseitigt worden. Eine Dif ferenzierung in der Löhnung der einzelnen Matrosen kategorien ist nicht zweckmäßig. Ich erkenne absolut an. daß die Heizer zeitweise sehr schweren Dienst zu machen haben, dafür sind sie aber gerade auf Grund ihrer Ausbildung im Feuerwesen und in Metallarbeiten später sehr gesuchte Persönlich keiten. namentlich von den Dampfergesellschasten; anderseits ist auch die Arbeitsleistung der Ma trosen sehr schwierig. Wenn die Wiederherstellung dieser Heizerzulage verlangt wird, so ist es uns nicht möglich, diese Ausgabe aus dem Marineetat heraus zusparen. wenn man nicht an die detailsten Punkte unserer Marine Herangehen will. Die Zusammen fassung des Werftfonds ermöglicht eine rationellere Wirtschaft. Wir werden sehen, daß wir daraus die M e h r f o r de r u ng der Kommission heraus wirtschaften. Die kaufmännische Organisation läßt sich auf den Werften nicht ohne weit"---, ein führen. Im ganzen ist die bestehende Organisation gar nicht so schlecht, wir sollten sie daher allmäh lich zu bessern suchen, wenn sich Fehler zeigen; das erscheint als rationelles Verfahren und wir wer den bei Unfällen danach verfahren. (Bravo!) Abg. Ledebour (Soz): Die Anerkennung der wackeren Leute auf dem „U 3" ist allgemein und einstimmig im Hause. Das Wachsen unserer Handelsflotte beruht auf der Leistungsfähigkeit Les deutschen Volkes und namentlich der Arbeiter. Diese wollen den Frieden, und zwar anders als die Mi nister und die Vertreter des Kapitals. Deren Friedensversicherung sind sehr trivial. Man muß die Kriegshetzer im eigenen Lande bekämpfen. An der Streichung der Heizerzulage will niemand schuld sein, das beweist wie unpopulär diese^Maß- regel ist. Die Maßregel ist eine unberechtigte Schädi gung der Heizer und des Dienstes. Der Groß admiral Prinz Heinrich hat neulich Wahlreden vor einem Kriegerverein gehalten. Läßt ihm der Dienst die Zeit dazu, Herr Tirpitz? Als Sozialdemokraten hätten wir nichts dagegen, wie ja auch sein älterer Bruder Reden gehalten hat, die uns nur willkommen waren. Abe: wir verlangen, daß kein diensttuender Admiral solche Reden hält, oder daß der Staats sekretär im Interesse des Dienstes dagegen ein - schreitet. (Gelächter rechts. Beifall bei den Soz.) Staatssekretär der Marine v. Tirpitz: Ich muß entschieden gegen die Art und Weise protestieren, in der der Abgeordnete Ledebour über Prinz Heinrich gesprochen hat. In dessen Rede war nichts enthalten, was er nicht hätte sagen können; sie war lediglich eine Ansprache im engeren, kameradschaftlichen Kreise an frühere Regimentskameraden. Prinz Heinrich be kommt weder Pension noch Gehalt von der Marine und die Darstellung Ledebours war absolut unrichtig. Die Antwort auf die Frage, welcher olle, ehrliche Seemann die Anregung zur Streichung der Heizerzulage gegeben habe, geht aus meiner vorherigen Rede klar hervor. Wenn Sie wollen, be kenne ich mich schuldig und nehme auch die Ver antwortung hierfür auf mich. (Bravo.) Darauf vertagt sich das Haus nach Uhr auf morgen 1 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der heutigen Beratung. Tsgeschromk. Berlin, 13. Februar. (Die Pefv-tir Tchvir- tung.) Nach den letzten amtlichen Telegrammen des Gouvernements Kiautschau aus Tsingtau ist das Schutzgebiet pe st frei. Aus Tschifu waren nach Tsingtau 200 und aus der Provinz Schantung 250 Todesfälle gemeldet worden. Die letzte Angabe stammt von den im Innern der Provinz lebenden Europäern. Die militärische Abgrenzung des Stadt gebiets und die Ueberwachung der Schutzgebiets grenze seitens der chinesischen Landbevölkerung unter Leitung des deutschen Bezirksamts hatte die erhoffte Wirkung. Zur wirksamen Aufrechterhaltung der militärischen Absperrung, die an die Besatzung große Anforderungen stellt, bleiben von den Offizieren und Mannschaften, die am 22. Februar mit dem Dampfer „Neckar" die Heimreise antreten sollten, zwei Offi ziere und 288 Mann in Tsingtau, um nicht zu sehr auf die neu herausgekommene Mannschaft, die sich erst eingewöhnen mug, angewiesen zu sein. Bei dem ostasiatischen Marinedetachement in Peking wird ein Personalwechsel vorläufig nicht vorgenommen, auch Huben sich bei diesem Marineteil Pcstfälle nicht er eignet. Berlin, 13. Februar. (Eine Tabatrdre Fer dinand Raimunds vermißt.) Ein seltenes Erinnerungsstück an den Wiener Bühnendichter Fer dinand Raimund, eine kostbare silberne Tabatrere, die in den Besitz Girardis gekommen war, der sie mitsamt anderen wertvollen Gegenständen der Theaterausstellung, die kürzlich in den Ausstellungs hallen am Zoo veranstaltet worden war, geliehen hatte, war nach Schlug der Ausstellung trotz allen suchens nicht zu finden. Der sofort eingeleitete Schriftwechsel zwischen Girardi und der Ausstellungs leitung ergab nun, daß die Tabatiör« auf der Aus stellung gestohlen worden sein muß. Frau Girardi, die gestern in Berlin war, hat die erforderlichen Schritte getan, um die Recherchen nach der Tabatiere einzuleiten. Aachen, 13. Februar. (Die Eoldfunde in der Eifel.) Bei Ioeldingen in der Eifel wird, wie der „Berl. Lok.-Anz." meldet, zurzeit auf dem Gebiete der Gewerkschaft „August" gebohrt, um die Eesteinsproben nach Gold untersuchen zu lassen. Auf zwölf verschiedenen Stellen ist man bis jetzt auf 15 Meter Tiefe gekommen. Das herausgebohrte Material wird sofort per Bahn zur Untersuchung ab gesandt. Sachkundige sagen für das nächste Früh- sahr einen außerordentlichen regen Betrieb voraus. Die Bohrversuche werden noch Monate hindurch fortgesetzt. Stolp (Pommern), 13. Februar. (Großfeue r.) In Bublitz ist das Dampfsägewerk von Friedrich Block niedergebrannt. Kolbera, 13. Februar. (Schwere Gasexplosion.) Als ein Arbeiter heute früh das Drückesche Restaurant mit einem Licht betrat, erfolgte eine furchtbare Gasexplosion, durch die das Gebäude schwer be schädigt wurde. Ein Dienstmädchen wurde schwer verletzt. Vermutlich war ein Gasrohr geplatzt. Buchholz (Mecklenburg-Schwerin), 1.3, Februar. (Ertrunken.) Gestern find hier der 40jährige verheiratete Tagelöhner Reinke und der Grenadier Blasemann beim Fischfang ertrunken. Ein Hjähriges Mädchen wurde geretcet. Pest, 13. Februar. (Zweikampf.) Gestern wurde zwischen dem Laicdwehroberlentnant Bela Bcncze und dem Kanzlisten Stephan Losonczy von» Landwehrministerium ein Duell ausgetragcn. Ober leutnant Bencze soll angeblich in einem Kinemato- graphentheater die Braut Losonczps beleidigt haben, woraus dieser den Offizier tätlich insultierte. Das Duell fand unter schwersten Bedingungen bei zwei maligem Kugelwechjel und nachfolgenden» Säbelduell mit schweren Kavaileriesädcln bis zur Kampfun fähigkeit statt, da die Gegner beim Kugelwechsel un versehrt blieben. Die Parteien stießen achtmal an einander. Erst beim achten Zusammenstoß erhielt Losonczy einen 18 Zentimeter langen Hieb auf die Schulter, worauf die Sekundanten das Duell ein stellten. Oberleutnant Bencze blieb unverletzt. Paris, 13. Februar. (Apachentaten fran zösischer Soldaten.) In Falaise (Departc ment Calvados) überfielen zwei Soldaten des 5. Li nien-Regiments einen Fellhändler namens Ferdi »and Vivien, schlugen »hn nieder, plünderten ihn aus und ließen ihn halbtot liegen. Sic selbst begaben sich in eine Schenke, um den Raub zu teilen. Beide Soldaten wurden verhaftet. — Bei einen» Streit in einer Mannschaftsstube des 4. Kolonial-Negiments in Toulon wurde der Sergeant Oudin, der Frieden stiften wollte, mit dem Bajonett angegriffen und schwer verletzt. Er wurde nach dem "Marine-Lazarett »ransportiert; auch der Soldat Morin hat ernste Verletzungen erlitten. Als Hauptschuldiger wird sich der Soldat Terraissin vor dem Kriegsgericht zu ver antworten haben. Paris, 13. Februar. (P r i e st e r als Don Juans.) Bei dem Polizeikominissar des Ouartier Latin erschien eine Portiersfrau, um ihin ihr Leid zu klagen. Zwei Priester, so erzählte sie, hätten ihre beiden junge»» Töchter, die Probiermamsells seien, entführt. Die Priester hätten die Mädchen schon längere Zeit verfolgt und sie veranlaßt, alle Erspar nisse von der Sparkasse zu beheben, um mit ihnen durchzugehen. Madrid, 13. Februar. (Ein großer Gesell schaft s s k a n d a l) beschäftigt gegenwärtig, wie die „B. Z." schreibt, die hiesige Bevölkerung. En» spani scher Grande erster Klasse, der H e r z o g o o n M o n - temar, wird wegen Betruges gerichtlich ver folgt. Der Herzog war seit einigen Jahre»» mit der Tochter der Gräfin de Los Andes vermählt. Die Gräfin brachte als Mitgift große Ländereien ii» der Gegend von Lerres in die Ehe. Das herzogliche Paar wurde bald nach der Hochzeit geschieden. Der Herzog verzichtete auf seinen Anteil an der Mitgift gegen Zahlung einer monatlichen Rente von 300 Fr. Diese Rente war natürlich für die luxuriöse Lebens weise des Herzogs vollkommen unzureichend. Er geriet daher bald in die Hände von Wucherern. Einer dieser Darlehnsgeber verlangte von ihin ein Dotu ment, in dem er ermächtigt wurde, eine Hypothek auf die Ländereien seiner geschiedene»» Gatün zu nehmen. Der Herzog griff nun zu einem betrüge rischen Mittel. Er fand eine Frau, die ungefähr »m Alter seiner Schwiegermutter stand, und zwei Pfän ner, die als Zeugen dienten. Diese beschwöre»» vor einem Notar, daß die Frau die Gräfin-Witwe, die Mutter der geschiedenen Gattin des Herzogs, sei. In einem von ihr unterzeichneten Dokument ermächtigte sie ihren ehemaligen Schwiegersohn, eine Hypothek auf die Ländereien aufzunehmen. Der Herzog lieh sich auf diese erschwindelte Urkunde von dem Wuche rer eine ziemlich große Summe und floh nach Argen tinien. Um jedoch sein Gewissen zu erleichtern, legte er vorher eine Beichte bei einem Priester ab. Dieser verletzte jedoch das Beichtgeheimnis und berichtete der alten Gräfin den Vorgang. Palermo, 13. Februar. (Verhaftung zweier Banditenführer.) Gestern wurde der Banditen führer Ballo mit seinem „Adjutanten" Finazzo verhaftet, als sie beide sich ins Theater begeben wollten. Ballo hat zahlreiche Morde und Uebcr- fälle verübt. Lodz, 13. Februar. (A p o t h e k e r st r e»k.) Der Streik der Apothekergehilfcn dauert fort. Der Poli zeimerster ließ, wie der „Berl. Lok.-Anz." meldet, Delegierte der Streikenden zu sich kommen und teilte ihnen mit, daß er energische Maßregeln ergreifen werde, wen»» die Arbeit nicht sofort wicoer aufgc nommen werden sollte. Da auch dies nichts hals, wurde nachts im Bureau des Verbandes der Apo theker eine eingehende Revision vorgenommen, wo bei sämtliche Dokumente und Bücher beschlagnahmt wurden. Darauf erfolgte die Verhaftung der Mit glieder des Verwaltungsrates in ihren Privat Wohnungen. Außerdem wurden noch 42 streikende Apothekergehilfen verhaftet. — Auch Apothekergehil- fen in Sosnowice, Bendzin, Dombrowo und Zawierci haben die Arbeit niedergelegt. Ottawa, 13. Februar. (Brand einer Uni versität.) Die mit einem Kostenaufwand von einer Million Dollar neu errichteten Gebäude der jungen Universität Saskatoon in Saskatschewan sind, nach der B. Z.", am Sonntag nachmittag ein Raub der Flaminen geworden. Nur die äußeren Umfassungsmauern der Gebäude rage,» noch aus dei» rauchenden Trümmern. New York, 13. Februar. (Millionärssöhne als Arbeiter.) Unter ben Söhnen der Millio näre ist gegenwärtig eine Art Arbeitswut ausge brochen. Wie eine New Parker Zeitung versichert, sind die Erben verschiedener großer Dollärmagnaten »n erst« Bankhäuser eingetreten, um dort „von der Pike auf" zu lernen. Diesem Beispiel ist nun auch der seit kurzem mit der ältesten Tochter George