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grenzte Görckes in die Debatte Schärfe brachten. . herrschte Friedensstimmung, trat auf die Tribüne und Deutschland kein Interesse an Kiautschau habe. Aber er tat es nicht in der aggressiven Form, die er früher anzuwenden liebte. Staatssekretär von Tirpitz gab noch eine Ergänzung zu seiner Rede. Erz berger (Ztr.), Arendt (Reichsp.), nochmals Lede- Ir our (Soz.) und endlich Dove (Vpt.) ergriffen das Wort. Dann war man beim Schluß, und der Etat sür Kiautschau wurde angenommen. Bis Dienstag sind Ferien, dann kommt der Justizetat an die Reihe. Deutscher Reichst«-. 130. Sitzung. Berlin, 17. Februar. (Priv.-Tel.) Ltlmmungsdtlü. Von der Flotte kommt der Reichstag zu Kiau tschau. das bekanntlich noch unter der Verwaltung der Marine, nicht unter der des Kolonialamtes steht. Der Gouverneur von Truppe!, der demnächst seinen Posten verläßt, zeigt sich diesmal nicht bei der Beratung, er weilt, soviel man weiß, im Schutzgebiet. Dagegen sehen wir am Bundes ratstische wieder den Staatssekretär von Tirpitz, ferner den Geheimen Admiralitätsrat Professor Köbner und zahlreiche Seeoffiziere. Das Haus ist schwach besetzt: der parlamentarische Abend beim Reichstagspräsidenten scheint vielen noch in den Gliedern zu liegen. Auf dem Tisch des Hauses sind Pestmasken niedergelegt, die für Krankenpfleger und Aerzte in Ostasien bestimmt sind. Geborener Berichterstatter sür den Etat des chine sischen Schutzgebietes ist der nationalliberale Aba. Dr. Görcke, der im vorigen Jahre dorthin gereist ist. Ursprünglich wollte der Zentrumsabgeordnete Nacken sein Reisegefährte sein, er trat dann aber von dem Plane zurück und beschränkte sich auf einen Ausflug nach Kiel und Wilhelmshaven. Heute sagte Dr. Görcke als erster Redner seine Ansicht über die Entwicklung von Kiautschau. Er ist im ganzen zufrieden und verteidigt ähnlich, wie gestern Weber, das Recht des Abgeordneten, die Verwaltung zu loben: Wenn das Reichsmarineamt im Gegensatz zu anderen Aemtern den Anregungen des Reichstags folgt, sei es nur loyal, das offen anzuerkennen. Dann werden die Forderung nach Ausdehnung der Selbstverwaltung, Errichtung von Lehrstühlen für Kolonialrecht, die Pest gefahr und der Zwist auf der deutichen chinesischen Hochschule in Tsingtau von Nacken er örtert. Und die nachfolgenden Redner Eickhoff (Vpt.), Freiherr von Richthofen (Kons.) und Roste (Soz.) kommen immer wieder darauf zurück. Schon nach dem zweiten Redner gibt Staatssekretär von Tirpitz Antwort. Daraus ist zu entnehmen, daß dre Hoffnung weiter be steht, die Pest fernzuhalten, und daß die Ver waltung regelmäßig Nachricht über die Lage in die Zeitungen bringen werde. Nach Noske nimmt Dr. Görcke in seiner Eigen schaft als Abgeordneter, nicht als Berichterstatter, das Wort. Er schöpft aus der Fülle des Gesehenen und Gehörten. Da erfährt man mancherlei Er freuliches. Gern nimmt man davon Kenntnis, daß die Chinesen großes Vertrauen zur deutschen Rechtspflege haben. Die deutsche Einfuhr nach Tsingtau, die ungefähr 15 Proz. der gesamten Ein suhr beträgt, wird von Görcke auf 8 Millionen Mark geschätzt. Der sozialdemokratische Abgeordnete Lede- bour winkt von seinem Platze aus ab; gut, da nimmt sich Görcke die Zeit, Herrn Ledebour ausein- anderzusetzen, wie er die Zahlen gefunden hat. Materialien des chinesischen Seezollamts haben ihm die Grundlagen gegeben. Ueberaus herb ist das Urteil der Deutschen Ostasiens über die Ablehnung des kleinen Aktiengesetzes durch den Reichstag. Nach Görckes Ansicht solle der Reichstag sobald wie mög lich die Fehler wieder gutmachen und die Zulassung der Aktien niedrigeren Betrages sür jenes de- Eebiet zulassen. Die Ausführungen waren nicht von der Art, daß sie / Ueberhaupt Ledebour (Soi.) erklärte rundweg, daß Sitzungsbericht. Am Bundesratstische Staatssekretär v. Tirpitz. Präsident v. Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 18 Min. Auf der Tagesordnung steht die zweite Lesung des Vtats für Äiautschan. Abg. Nacken (Ztr.): Es ist anzuerkennen, daß die Kolonre sich in fortschreitender Entwrcke- lung befindet. Die Ausfuhr ist erheblich gestiegen. Es ist selbstverständlich, daß die Bürgerschaft fetzt daran denkt, ihre Angelegenheiten selbst zu verwal ten. Es ist erfreulich, Laß man für die dortigen staatlichen Betriebe kaufmännische Buch führung eingeführt hat, und anzuerkennen, daß das Marineamt im Gegensatz zu anderen Aemtern Len Anregungen Les Reichstages gefolgt ist. Der Streit an der chinesischen Hochschule ist sehr bedauerlich. Es muß doch Sache aller Deutschen dort sein, das Deutschtum vor dem Aus land würdig zu pflegen. Abg. Eickhoff (Fortschr. Vpt.): Auch ich kann kon statieren, daß unser ostasiatijches Schutzgebiet sich in erfreulicher Entwickelung befindet. Die dem bis herigen Gouverneur gewährte Zulage von 10 000 -N muß in Zukunft wegsallen. Auch ich meine, daß die Bürgerschaft Tsingtaus jetzt reif zur Selbstverwaltung ist. Die dortige deutsch-chinesische Hochschule halte ich für eine außerordentlich nützliche Einrichtung. Mit den bisherigen Erfolgen der Hochschule kann man zufrieden sein. Das nationale Empfinden hat unsere Kommission dem Lehrkörper nicht abgesprochen. Die Zeitungsmeldungeu beruhen wieder einmal auf ent stellten Berichten aus unseren Kommissionen. Für Kiautschau ist die Errichtung eines Kolonial- gerrchtshofes notwendig. Nicht nur in Berlin, sondern auch anderswo sollten ordentliche Lehrstühle sür die kolonialen Wissenschaften errichtet werden. Staatssekretär o. Tirpitz: Ich danke beiden Vor rednern für die freundlichen Worte über die günstige Entwickelung Krautschaus. Trotz aller Schwierig keiten sind wir dort ein Stück vorwärts gekommen, auch in der Entwickelung des Handels. Nach wie vor treten wir für die Errichtung von kolonialen Lehrstühlen ein. Wir hoffen nach dieser Rich tung auf die besten Erfolge bei den zuständigen Ressorts. Ich hoffe auch, daß die Pestkrise in den Nachbargebieten, durch die natürlich auch unser Schutzgebiet bedroht wird, überwunden werde. Ich werde von Zeit zu Zeit der Presse entsprechende Notizen zugehen lassen. Das letzte Telegramm des Gouverneurs von Tyngtau, ich nehme an, daß es von allgemeinem Interesse ist, lautet: „Abseits der Bahn Pestnachrichten schwer erhält lich, nur in L a v a n g Todesfälle gemeldet. Längs der Bahn Pestherd sich ausbreitend. In Tsi- nan - fu Todesfälle, auch bei der fünften (chinesi- schen) Division. Die Niederlassung wurde abge- iperrt^ 45 Kilometer südlich an der Bahn von Tientsin nach Pukin neuer Pest Herd, ebenso wahrscheinlich in der chinesischen Stadt von Kiautschau. Durch Europäer sind bisher aus Schantung 250 Todesfälle gemeldet worben, außer dem in Tschi-su 200. Das Bergwerk Hungschau arbeitet. Fang-tse feiert noch wegen des chinesischen Neujahrs. Schutzgebiet frei. Arbeiter mangel infolge von Panik und Kriegsgerüchten steigert Löhne und erfordert Gegenmaßnahmen, darunter freie Verpflegung in Quarantäne, wozu Kaufmannschaft beisteuert. Wetter rauh. Ab sperrung verspricht Erfolg, aber angreifend; da her mit neuen Leuten ohne Schädigung der Ge sundheit und der Disziplin Absperrung nur durchführbar, wenn vom Transport vor läufig Zwei Offiziere, 358 Mann zurück gehalten werden." Auch die Quarantäne-Einrichtung hat sich gut bewährt. Wir haben innerhalb des engeren Teiles von Kiautschau Quarantänelazaretts einge richtet, auch außerhalb ähnliche Einrichtungen ge troffen für den Fall daß dre Pest in die Nähe kom men sollte. Ferner wurde eine hermethische Absper rung durchgeführt, und zwar längs unserer Ver teidigungsstellung. Schon hierbei hat sich diese Stellung nützlich bewährt. Es handelt sich um eine Strecke von fünf bis sechs Kilometern in ungünstigem Gelände. Trotzdem hat der Gouverneur diese Herme thische Absperrung durchführen können. Wir haben uns aber nicht bloß aus diese Absperrung be schränkt, die allerdings die wichtigste Maßregel ist, sondern sie auch auf unsere übrigen Land bezirke ausgedehnt und dazu die Chinesen des Schutzgebietes aufgeboten. Diese sind auch mit größter Rührigkeit an diese Tätigkeit herangegangen. Unsere sanitären Einrichtungen haben also auf die Chinesen unseres Schutzgebietes großen Ein fluß gehabt, jo daß die Chinesen in dieser Beziehung mit großem Vertrauen auf unsere administrative Tätigkeit blicken. Es ist demnach wohl das Not wendige geschehen. Wir haben auch für Pest- masken gesorgt, die auch ihren Nutzen haben. Abg. Freiherr v. Richthofen (Kons.): Nach dem Eindruck der Worte des Herrn Staatssekretärs haben wir wohl das Vertrauen, daß er, sobald das möglich ist, alle Schutzmaßregeln rn unserem Landbezirk durchführen wird. Es würde sehr erfreulich sein, wenn es gelingen sollte, jeden Pestfall von Kiautschau sernzuhalten. Dabei dürfen Kosten und Etatsrücksichten keine Rolle spielen. Mit großer Freude stellen wir den Fortschritt der wirtschaftlichen Entwicklung in dieser Kolonie fest, der sich aus allen einzelnen An gaben ergibt. Es wäre geeignet, die früher gegen den Staatssekretär erhobenen Angriffe zu unterdrücken. Wir können nur hoffen, daß Kiautschau in dieser Weise uns weiter solche Freude macht, wie bisher. (Bravo? rechts.) Abg. Noske (Soz.): Man muß sich fragen, ob dauernd an dem Zustand festgehalten werden soll, daß zwei Kolonialverwaltungen, das Marine- und das Kolonialamt, nebeneinander bestehen. Daß unsere Herrschaft in Ostasien von langer Dauer sein wird, glaube ich nicht. Die Militärlasten für Tsingtau sind viel zu hoch: die Selbstverwal tung muß im weitesten Maße gefördert wer den. Kiautschau gilt als ein Ort deutscher Musterkultur für die Chinesen, die Kosten dafür sind aber zu er st e b l i ch. Denn wir staben bisher 100 Millio nen an Militärlasten für Kiautschau getragen. In diesem Jahre sollen wir für diese fragliche Besitzung außer den Kosten für das Geschwader acht Millionen zahlen. Das verhältnismäßig günstige Resultat des Etats scheint auf einem besonderen Rechenkunst- stück zu beruhen. Die Hochschule ist nicht mit der genügenden Vorsicht eingerichtet worden. Der Handel ist nur zum kleinen Teil deutsch. Wir werden daher auch diesmal gegen den Etat für Kiautschau stimmen. Abg. Dr. Görcke-Brandenburg (Natl.): Alle Be sucher der Kolonie, auch die fremder Nationalität, erkennen die jetzigen Zustände in Tsingtau an. Na mentlich die Först Verwaltung hat, wenn auch mit großen Kosten, Vorzügliches geleistet, so daß ihr Beispiel in China heute nachgeahmt wird, wo man die Dämme des Hoang-Ho aufforstet. Auch in Kiau- tjchou stöhnen alle Beamten, die wie anderswo genug zu tun haben, über die Umständlichkeit der Kon trolle des Rechnungshofes. Ein Erlaß des Reichsschatzamts, der nach der neuen Gehaltsord nung erging, hat verstimmt, weil er die Beamten, die auf Urlaub gingen, in ihren Bezügen verkürzte. Der schnelle Ausbau der Hochschule war angesichts der englischen und amerikanischen Schulkonkurrenz nötig. An sich wäre eine allmähliche Entwicklung wünschenswert gewesen. Der Bevölkerung liegt weniger an der Selbstverwaltung als an der Verhinderung neuer Steuern. Hoffentlich gelingt es, die Pest von der Kolonie fernzuhalten. Der Handel würde schwer darunter leiden. Unsere Jahreseinfuhr ist jetzt auf acht Millionen Mark zu schätzen und hat in letzter Zeit um 110 Proz. zugenommen. Ich halte Tsingtau für einen un entbehrlichen Stützpunkt für die deutschen Interessen, namentlich rn politischer, materieller und kultureller Beziehung. Geh. Marine-Jntendanturrat Stimmig: Zur neuen Gehaltsordnung sind Uebergangsbe- stimmungen erlassen worden, wodurch den Be amten besondere Erleichterungen bewilligt wurden. Dazu kommt, daß die Urlaubsordnung sür die Be amten günstig ist. Die Gehälter sind zwar für die neueintretenden Beamten herabgesetzt worden, dafür werden sie auck bei UrlaubsaufenthM in der Heimat unverkürzt belassen. Abg. Ledebour (Soz.): Mit 150 Millionen Mark läßt sich überall ein guter Hafen bauen. Wir be streiten aber, daß das Deutsche Reich Vorteil davon hat. Den Chinesen wird es ganz angenehm sein. Die Zeit ist vorüber, wo Fürst Bülow mit triumphierenden Grübchen erklären konnte: „Wir brauchen einen Platz an der Sonne!" Die deutsche Einfuhr geht zurück. (Widerspruch.) Herr Görcke, Sie find ein so großer Chinese und wissen das nicht? (Große Heiterkeit.) Die Einfuhr ist gleich Null. Leute, die China genau kennen als Herr Görcke, urteilen anders über den Wert Kiautschaus. Wir erfüllen eine patriotische Pflicht, wenn wir so schnell wie möglich von dort weggehen. Herr Dr. Görcke ist von den schlauen Chinesen schön einaeseift worden. (Große Heiterkeit.) Abg. Erzberger (Ztr.): Schade nur, daß nicht auch Herr Ledebour mitgereist ist. Er hätte den Chinesen auseinandersetzen können, daß wir nicht kriegerische, sondern nur kulturelle Zwecke ver folgen wollen. (Sehr gut!) Auch der sozialdemo kratische Abgeordnete haue seinerzeit den Bülowschen Grübchen zugejubelt. (Große Heiterkeit.) Der Natio- nalstolz sollte uns aohalten, Kiautschau schon auf zugeben. Der Wunsch nach kolonialen Lehrstühlen ist ein allgemeiner und sollte baldigst erfüllt werden. Zur Bekämpfung der Pest ist in erster Linie Las deutsche Volk berufen, und dazu gehört vor allem die frachtfreie Beförderung von Des infektionsmitteln. die von der Industrie zur Verfügung gestellt werden. (Beifall.) Staatssekretär o. Tirpitz: Die dortige Bevölkerung wechselt häufig und ist nicht zur Selbstver waltung geeignet. Die Chinesen zeigen sich gerade für die deutsche Kultur besonders aufnahme fähig und deshalb ist ihre Beurteilung Tsingtaus umgeschlagen. Die Aufgabe des Schutzgebietes würde die vollständige Erledigung der deutschen Interessen in China und ganz Ostasien bedeuten, und das würde in weiten Kreisen nicht verstanden werden. Hong kong kostet den Engländern mehr, als Tsingtau Deutschland. Dabei ist es undenkbar, daß im englischen Parlament die Aufgebung der Kolonie verlangt würde, (sehr richtig!) Der Vorteil aus einer Kolonie kann auch ein indirekter sein. Die Desinfektionsmittel werden wohl ebenso wie die Weihnachtspakete kostenfrei befördert werden. Abge ordneter Görcke hat von seiner Reise Anregungen und Auffassungen mitgebracht, die der Verwaltung nur angenehm sein können. Abg. Arendt (Rpt): Dieser Anregung wird man sich nur anschließsn können, und man muß, wie Lede bour, jeden Nationalgefühls entbehren, wenn man von Aufgabe der Kolonie spricht. Unser Welthandel würde zweifellos darunter leiden, namentlich in Ost asien. Eine Kolonialprofcssur ist zur Heranbildung von Kolonialbeamten notwendig. Gegenüber dem Abg. Görcke bemerke ich: Der Ausgabe kleiner Aktien können wir wie im vorigen Jahre nicht zustimmen, weil wir sie sonst auch auf Deutschland übertragen müßten. Abg. Görcke (Natl.): Ich bin keineswegs als harmloser junger Mann nach Kiau tschau gefahren, wie Abg. Ledebour meint, der sich alles mögliche einredcn läßt. Eine Verzinsung unserer Anlage läßt sich, wie alle Sachverständigen versichern, in Zukunft sicher erwarten. In China faßt man unsere Kolonie heutzutage nicht mehr als eine Bedrohung auf. Kritisieren ist nicht alles herunterreißen, sondern die Wahrheit fe fistel ten. Das möge sich der Abg. Ledebour merken. Aba. Ledebour (Soz.): Wir werden nie von der Regierung veranstaltete Rersen mit mach en. Die englische Kolonialpolitik ist nicht hartherzig, aber sie ist klug, und aus Gründen der Klugheit haben sie die für sie wertlose jonische Insel aufgegeben. Der Handel Kiautschaus kommt nicht uns zugute. Die Stunde muß kommen, wo China unseren Besitz zurückfordert. Wir sollten ihm daher sein Pflichtteil zurückgcben. Das ist wahres Naiionalgefüstl und darin wird uns die Geschichte recht geben. Abg. Dove (Fortschr. Vpt): Das Bedürfnis nach kleinen Aktien scheint nach allen vorliegenden Eingaben doch dringend zu sein Es ist notwen dig, daß das Kolonialrecht an einer Universität an gemessene Vertreter bekommt. Der wesentliche Be förderer des deutschen Handels ist der deutsche Kauf mann. Nach weiteren Bemerkungen schließt die General debatte; die Ausgaben werden nach der Kommissions fassung ohne Debatte bewilligt, ebenso die Einnah men. Die zweite Lesung des Etats für Kiautschau ist somit erledigt. — Das Haus vertagt sich auf Dienstag 1 Uhr. Justizetat: Hecresvorlage. — Schluß 6 Uhr. Kus üen ReichstsgsiwmmMionen. Die Budgetkommission. Die Beratung des Militäretats wurde am Donnerstag fortgesetzt bei den Titeln der Verwaltung der Bekleidungsämter. Vom Zentrum wird die Umwandlung der Oekonomichandwerker i« Zivil handwerker bedauert. Der K r i e g s m i n i st e r er klärt, die Heeresverwaltung habe^ nur der; Miyschen des Reichstages Nachgegeben. Sie habe von vorn herein darauf hingewiesen, daß die Sacke teurer werden würde. Die verschiedenartige Gestaltung der Bekleidungsämter ist sehr ungünstig. Im Mobil machungsfalle muß mit Großbetrieb angefangen werden, und dazu braucht die Heeresverwaltung ein gearbeitete Fabriken. Es wird angestrebt, da; jedes Armeekorps ein Bekleidungsamt hat. In Preußen fehlt noch das beim 18. Armeekorps. Auf Anfrage erklärt Generalmajor Staabs, daß im Mobcl- machungsfall mit einer vollen Ausnutzung der Strafanstalten gerechnet wird. Im Frieden werden sie nicht voll beschästigt, weil auch die Klein industrie beschäftigt werden muß. Von sozial demokratischer Seite wird dem widersprochen, daß die Gefängnisarbeit in größerem Umfange sür das Heer in Anspruch genommen werden solle. Daß die Arbeit der Zivilhandwerker etwas teurer sei, habe man vorausgesehen. Ein national! ibe- rales Kommissionsmitglied betont dagegen, daß man so hohe Mehrkosten doch nicht angenommen habe, er müsse daher einer weiteren Umwandlung von Oekonomiewerlstätten widersprechen, wogegen die Konservativen eine Aenderung der Grundsätze nicht wünschen, also die Umwandlung in Zivil handwerkerstätten weiter durchgesührt haben wollen. Der Kriegsmini st er sagt eine noch malige Prüfung der Angelegenheit zu. Jeden falls müsse in Zukunst Stetigkeit eintreten. Beim Kapitel „Earnisonverwaltungs- und Serviswesen" wird von liberaler Seite Klage geführt über das K a n t i n e n w e se n, die Be günstigung gewisser Pächter durch Uebertragung einer größeren Anzahl von Kantinen und die Schädigung der Geschäftsleute an kleineren Orten. Generalmajor Wandel erwidert, daß bei der Verpachtung der Kantinen der Großbetrieb, soweit möglich, verhindert werde. Auf den Truppenübungsplätzen liegen jedoch manchmal besondere Verhältnisse vor. Beim Titel „Manöverkosten" erklärt der Kriegs- minister, daß bei den Flurschäden der Manöver die Verwaltung keinen Einfluß auf die Ausgaben hat. Die Verhältnisse im Manövergelände ändern sich sehr schnell. Die Kommandeure halten darauf, die Flurschäden herunterzudrücken. Beim Kapitel „Pferdebeschaffung" findet eine Aussprache über Kaltblut- und Warmblut- Pferdezucht statt. Von konservativer Seite werden höhere Remontepreise gefordert und für den nächsten Zolltarif höhere Einfuhrzölle für Pferde. Es wird eine entsprechende Resolution beantragt. Der Kriegsminister erklärt hierzu: Die Heeresverwaltung ist überzeugt, daß wichtige mili tärische und volkswirtschaftliche Fragen hier vor liegen. Das Vorwärtsgehen der Kaltblutzucht hat sich bei den Ankäufen noch nicht bemerkbar gemacht. Von 1901 bis 1910 ist eine Erhöhung des Remonte- preises um 110 -K eingetreten. Bei den jetzigen Preisen herrscht anscheinend Zufriedenheit. Lohnt das Geschäft nicht mehr, dann müssen wir mit den Preisen folgen. Auch der Schatzsekretär bittet, der Resolution keine Folge zu geben, oder sie zurück zuziehen. Die Resolution wird zurückgezogen. Ein konservativer Redner nennt die Erklä- rungen des Schatzsekretärs weder landwirtschafts-, noch armeefreundlich. Der Schatzsekretär erklärt, daß er die Interessen der Reichsfinanzen zu ver treten habe. Beim Titel „Reise- und Umzugskosten" trägt der Korreferent auf Grund der neueren Kabinettsorder bezüglich der Einschränkung der Reisen Abstriche an. Der Kriegsminister wider- spricht. Durch di« neue Reiseordnung ist das Reisen eingeschränkt, soweit es die dienstlichen Per- hältnisse zulassen. Der Titel wird ungekürzt be- willigt. Beim Titel „Festungen, Ingenieur-, Pionier- und Verkehrswesen" kamen, wie schon berichtet, die Vor gänge beim Weilburger Unglück von „Z. II" zur Sprache. Die Kurpsuschrrkommission führte am Donnerstag zunächst die Beratung des ersten Absatzes des 8 2 zu Ende und nahm ihn in folgender Fassung an: Die im 8 1 Absatz 1 bezeich neten Gewerbetreibenden (die nicht approbierten ge werbsmäßigen Krankheitsbehandler) haben der zu- ständigen Behörde ihres Wohnortes innerhalb sechs Wochen nach der gemäß 8 1 bewirkten Anzeige über ihre Vorbildung und Art und Umfang ihrer seitherigen Tätigkeit, soweit sie cuf die Behandlung von Krankheiten, Leiden oder Körper schäden an Menschen gerichtet war, auf Erfordern Auskunft zu erteilen. Die folgenden Absätze des 8 2 schreiben die F ü h - rung von Geschäftsbüchern vor, die der zu ständigen Behörde auf Verlangen vorzulegen oder einzureichen sind. Auch hierzu liegt eine lange Reihe von An trägen vor. Ein Teil der Kommissionsmitgliedcr wünscht überhaupt keine Auskunftspflicht, weil das eine Gefahr für die Patienten bedeute: andere wollen die Buchführung zugcstehcn, aber dem Bundesrat nicht die Einzelheiten überlassen. Es müsse cndlicks einmal Front gemacht werden gegen die Uebung, daß der Bundesrat der oberste Regulator des gesamten wirtschaftlichen und gewerblichen Lebens sei. Die Anträge bewegen sich zumeist in der Richtung, eine Kontrolle des Behandlers zu ermöglichen unter Ver meidung einer Kontrolle des Patienten. Ein An trag der Volkspartei will die Zahntechniker und Bandagisten von der Verpflichtung zur Führung von Geschäftsbüchern ausnehmen, so fern sie sich in der Ausübung des Gewerbes auf die in ihrem Fache herkömmlichen Tätigkeiten be schränken. Ministerialdirektor Dr. von Jonc- quieres erklärte, daß die Bandagisten nicht unter das Gesetz fallen. Ob die Dentisten unter das Gesetz fallen, hänge von dem Ausfall der Bestimmungen der Reichsversicherungs ordnung ab. Werden die Dentisten zur Kranken kassenbehandlung zugelassen, dann fallen sie nickt unter das Kurpfuschergcsetz. Im übrigen müsse erst der Begriff Dentist festgestellt werden. Hettkk'treodllorilunüöll in i.6iprio. 1?l3 m ober 7«dro»r 0850- Ntztv- rtrnl mm tvll- kLlllk «.»««- «uoL- 60 r. .icica- rlcS- MnS- sUNce ««ttorriirtsoo '6 sdsnds S llLr ?56.1 4- 3 d 57 S «rüd. «rocke» 17. !sö!> 7 vkr ,'4 7.8 4- LS 70 8« 6 «rüd. «rocke!. «7. oeekm. 7 lllcr 745.2 r- es 72 S «rüd. «rocke» Ioci>l>cr»liiro«rrsli>e IS. ledrorr, oosoor 2 vor! «üensis lemosrslur, -ff 4.7. Uaisi, !«moore«ur Z- 0.5 ^«?»»m»»7e io »os.lrolmeler' 1 7 H!lLSm«m«r IVellorverlcuil: Irüdo vaö Iroolco»» VUltscunx. Wetterbericht «kvr lä. I-»aikes-HVettervreseten vom 17. 1'el»rii«r, 8 Udr morgens. 8tatioosnamc Richtung ullck 8tärke ckes Winckcs Vielter 8tornowa^ . ^berckeen . Kalin Lea«! 8kielcks . . Ilolzrdcack . Valontia. . Lollis. . . Ilaparancka. Obristiaosunck Kockö . . . Lkuckesväs . 8tockkolm . 8kagen . . 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Die gestern angcckeutcto Rückkehr ckos Tieks bat tatsächlich stattgelunckev. Der Duktckruck ist um 15 mm gekalleo. Die Wincke weben ckaker »ebr lebdakt aus KW unck bringen Keien. Im Dauke cker Vorkersage- krist wirck mit ckom Anstiege ckos Druckes ein ädtiauen cker Wincke wabrscheinlicd, jeckoeb sinck Kieckerscdlägc weiter ru erwarten. Witterung ln wachsen am 17. kedruar. Wltteruvgsverlaak Saedsea rvm 1Ü —17.kedruar clsliw ^GNÜKH temoersloc -oa« m«a«r- »ciiUz» Umimom ll'ezo« US -e- 5.« 2.N « 5 0.7 teiorix. . , n/ --- 4.7 o.s 8T 6 1.7 Siolreo . -ff <> T 1.1 8« 7 1.8 t c^ürir» 220 -t- 4 0 -ff 8« 8 3.8 kcUs» ... ^SL -«- 4.2 - 0.7 8 2 0.5 o27 -1- 3.3 - 0.4 8» 5 4.5 ^roei> , » . 862 -c- 2 5 - 0.7 8« 4 0.4 Delüerr , . 390 2.» -ff 0 3 8« 5 2.1 8e>>»k«b«rr 435 -ff 3.2 - 03 x« s 1.3 k ,l«r . . L00 -6 '3 — 1.4 « 6 — Io»,ter« 621 -1- IN - 2.0 L« S 2.0 »»eederr 751 - 0.5 - 29 4 2.» ürclre«',-!» 776 -ff o i - 32 « 6 1.0 sicSielderr. 1213 - 4.3 - 70 » 8 1» .4m Idenck ckes 16. 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