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Süchsifche Volkszeitung Nummer 49 2?. Februar 1 Für -as Agrarprvgramm Der Landbund erkenn! an gez. 1- Conrad, Bischof von Meisten. ale» ui>) illratz, »k in Lev« n im ter der >e Ver- Ehren« r wird, ge Vc« chland, nnland rren« ivertei- r. Disi- ler-La- Sliva, -Welt« m der andeni. Meiste- « Hor- Binson Der R e i chs l a n d b u n d veröffentlicht folgende Stel- lnngnah m e zur Agrarvorlage: „Der Neichslandbund stellt fest, dast in dein Neglerungs- programm feine und der Grünen Front Forderungen aus Lasten senkung für die schrverringende Landwirtschast saft völlig fehlen, und hält insbesondere an seiner bereits vorliegenden Kritik an der Osthilfe fest. Vorbehaltlich der Stellungnahme im einzelnen kann trotzdem anerkannt werden, dast der Gesetzentwurf für die Reichsregierung weitere Möglichkeiten schasst, selbständig auf allen Gebieten der landwirtschaftlichen Produktion den Schutz der nationalen Wirtschaft durchzusilhren. Ob und wieweit dieser Ocssnung des Weges zur nationalen Wirtschaftspolitik ein wirk liches Beschreiten dieses Weges folgt, ist entfcheidend für Wert oder Unwert der Regierungsaktion. Nach den schweren Ent täuschungen, die die deutsche Landwirtschaft gerade bei der Durchführung von vorhandenen Möglichkeiten zur Besserung ihrer Lage bisher erfahren hat, kann die Reichsrcgiernng nicht durch Eröffnen weiterer „Möglichkeiten", sondern nur durch er- solgbringcnde tatsächliche Durchsührung umfassender national- wirtschastlicher Mastnahmen die deutsche Landwirtschaft retten. Im Sinn seiner bisherigen Kainpfbeschlüsse kämpft der Neicl)s- landbund nach wie vor dafür, dast unter Freimachung von allen Abhängigkeiten die gegebenen Möglichkeiten sofort ungeschmälert und wirksam ausgenutzt werden." Alk- und neueussische Kunst in Parts LiL l, die r Ehe- Soweit iktvolle Die Nachrichten ans Pern lauten widersprechend. Eine strenge Zensur behindert die Berichte, jedoch kann sestgestclit werde», dast sich der Süden des Landes in den Sünden der Auf ständischen befindet, und dast die Regierung des Oberst Sanchez- Eerro groste Schwierigkeiten hat, die Revolte zu unterdrücken Reservisten sind einbernsen. aber die Soldaten zeigen wenig Neigung, sich in den Bürgerkrieg treiben zu lassen. Die Gründe für diese zweite Revolution in Peru sind ver schiedener Art. und schwer mit europäischen Verhältnissen zu vergleichen. Der Anhang des gestürzten Diktators Leguia, der durch lange Jahre die Geschicke Perus leitete, hat sich mit den radikalen und mit den chauvinistisch-nalionaleu Elementen verbündet, um die provisorische Regierung von Sanchez- Cerro zu stürzen, der selbst durch den Putsch von Arequipa und durch die Unterstützung des Militärs zur Macht gelangte. Es kommen, wie immer in Südamerika, perfönlici-e Streitig keiten hinzu EisersUchtelcien, und der Hang der SUdamerikaner für Vcrsckxwörungen. Schliestlich müssen auch die trostlosen Ver hältnisse der Arbeiter in den Kupferminen und der Druck, den die nordamcrikanischcn Besitzer ans die Regierung in Lima aus üben. in Betracht gezogen werden. In den letzten Tagen des Iannar sah sich der Finanz minister Dr. Manuel Augusto Olaechea gezwungen, sein Amt niederzulegen, und es dem jungen Bustamente Santicste- ban zu übertragen. Dieser Ministerwechsel rief in Lima viel Aergcr hervor. Man sprach von Protektionswirtsck)ast und man beschuldigte Sanchcz Ecrro. seine Günstlinge zu fördern. Es begann unter den Studenten und Arbeitern zu gären, es hiest, Oberst Sanche.z Eerro beabsichtige das Land, ebenso wie cs sein Vorgänger Leguia getan, den Vereinigten Staaten zu verkaufen, in verschiedenen Städten brachen Streiks aus. und Ruse .Nieder mit den Vereinigten Staaten!" wurden laut. Bereits am N. November war es zu leister- vieler- diesem rsenal, Wetl- rd aus ilsea, s elne dieser chland, !le wir wegen weisel- n. doch cht in H E streiten Mlln- tualisi ea erst iele in »riesen« im Reichstag ebenso durchdringt wie es im Reschskabinett durch gedrungen ist: nnd erst diese Entscheidung, nick» schon die des Kabinetts, gibt ja die Möglichkeit zur Realisierung dieses weitgestecktcn Agrarprogramms Solange im Reichstage 22t Sozialdemokraten und Kommunisten 2Mi Vertretern bürgerlicher Gruppen gegenüberstchen. ist nach allem Ermessen die Eesetz- werdung dieser Agrarvorlage ausgeschlossen Die Forderungen liegen für jeden, der der Landwirtschast wirklich Helsen will, und der die Dinge sieht, wie sie liegen — wie sie sehr klar und einsach liegen — auf der Hand." „Für jeden, der der Landwirtschaft wirk lich helfen will . . ." Das ist der Kern der Sache. Oder wird die deutschnationale Preise jetzt wieder auf stehen und bestaunten, die „Deutsche Tages-eitung" sei von der Negierung falsch unterrichtet worden ' Wie inan Dinge auch dresten und wenden mag: Die deutsche Landwirtschaft und ihre Spitzenorganisationen staben sestr klar erkannt, von wo allein istnen sachliche Hilfe kommen kann, und wo die Illusionspolitiker stcsten. Diese Klarsicht wird sich in den nächsten Wochen noch verbessern. Bischof Or. Gröber dankt der Zentrumsjugend Die Entschliessung der am Sonntag, 22. Feb.uar in Dies» den abgehaltenen Landesjugendtagung der Sächsischen Zen trumspariei hat Bischof Dr. Gröber mit folgendem Briese beant wortet: An den Landcsausschust Sachsen der liatstolischen Jugend in der Zentrumspartei, z. H. Herrn Fritz Widerstein, Vorsitzender, Dresden N. 0. Für das mutvolle Eintreten der tzatholischen Ju gend am 22. Februar 1931 srir „Christus, den Herrn der neuen Zeit" und die dabei zum Ausdruck gebrachte Ergebenheit und Treue zum Oberhirten des Bistums spreche ich meinen innigster Dank aus. Unruhiges Südamerika Oie Ursachen der peruanischen Revolution ,/Für jeden, der wirklich helfen will!" Berlin, 25. Februar. Die neuen Agrar matz nah in en der Negie rung, die Minister Schiele in der gestrigen Reichstags rede begründete, haben dio Deutschnationalen in ernste innere Schwierigkeiten verstrickt. Diese oisenkundtge Tat sache kann der „Berliner Lokalanzeiger" damit nicht ver tuschen, daß er die Rede Schiele nur in einem kurzen Aus zug auf der zweiten Seite des Morgenblattes wiedergibt, und in einem Borspruch mit einigen Randglossen abtut, ohne sich auf eine sachliche Diskussion einzulassen. Er hat im Augenblick keine ernsteren Sorgen, als sich über die „Urheberrechte" an diesen Agrarvorlagen den Kops zu zer- hr-ckc-n -in bockst unzeitaemästes Beginnen, wenn man die sehr schweren Unruhen in den Mlnendislnkten von Oreyck, die einer nordameritanischen Kopiloliiiengrupoe gehören ge kommen. Da die Regierung oniänglich nicht ene.gi .h genug eingriff, wurde der nordamerikanifche Direktor der Kupier minen. K ings m i l l. in Lima vorstellig und verlangte, sich auf seinen Vertrag mit der Regierung stützend, militärischen Schutz. 10 Vertreter der Minenangesteliten wurden darauf verhaftet und unter strenger Bewachung in einem Sondcrzuge nach Lima ge bracht, um abgcurteilt zu werden. Als Antwort auf diesen Ge waltakt nahmen die Mincnangestclllen die nordamerikaniichen Ingenieure, die in Orona verblieben waren, als Geiseln unter Arrest. Nun griff die Polizei energisch ein. sie eröffnete das Feuer an« d«e d-ikend»-« rvoG'i v»»ie ne'ötet wurden. Zwei Nordamerikaner und ein Oeslerrcicher, der sich zu fällig im Minendistrikt befand, wurden von den Arbeitern gelyncht. Fluchtartig verliehen die Nordamerikaner die Minen bezirk«. Der nordamerikanische Botschasker Dearing in Peru verlangte nun von der Regierung in Lima in ultimativer Form Genugtuung, Unterdrückung der nordamerikascindlichcn Propaganda und Auslösung der Arbeiterorganisationen! Prä sident Sanck-ez-Cerro sah sich gezwungen, nachzugcben. Der Streik in den Minenbezirken wurde grausam unterdrückt und alle radikalen und chauvinistischen Elemente aus verantwort lichen Stellungen entfernt. Auch der Innnenminister, Eustavo Iimenez, der den Nordamerikanern nicht als energisch genug galt, mustte seinen Posten ausgeben. Die Empörung unter den Patrioten war «ine sehr groste. hatte man doch gehont, dast es Sanchez-Cerro gelingen würde, Peru von den Fesseln des Dollar zu befreien, in die es Leguia verstrickt hatte, nun mustte auch er sich in dieselbe Lohnherrschaft beugen, — Es ist natürlich nicht angängig, in Peru, Bolivien und Paraguay, die noch zum grasten Teil von unerforschten Urwäl dern bedeckt lind, in denen wilde Indianer boulen, von einer Erzählung: Der alten Gräfin, die das Geheimnis vom Gewinn im Kartenspiel bewahrt, des Offiziers, der es ihr. von Geld gier besessen, entreisten will, und der jungen Begleiterin, die er betört, mm Zutritt zur Alten zu gewinnen. Der teuflische Spuk, die Geistererscheinung der gestorbenen Dame ist unheimlich, als habe Hofsmann über dem Szenenbild gewacht. Es ist wohl angängig, auch das Wirken der „Elmuve Zourir" trotz mancher Neuheit — wie der silmähnlichen Szene der drei Narren in der Pique Dame — zur alten romantischen rwnschen Schul« zu zählen. Ein erstmaliges, alleinstehendes Wagnis, den geistigen Kontakt mit dem neuen Rmstland auszunehmen, hat das vorwärtsdrängende Theater „Atelier" unternommen. Man führt dort, frisch einstudicrt, „Die Quadratur des Kreises" von Ktaev auf. Das Stück findet eine beifällige Press«. Die wahrhaft quadratische Handlung der vier Menschen, genauer der zweimal zwei Menschen must gerade in Mrris neu erschei nen. Fehlt doch die Intriguc, die dreieckige Verknüpfung von Mann, Frau mnd Lievhaber. Die Ausführung bemüht sich lehr um plastische Gestaltung der sehr verschiedenen Charaktere der vier Personen. Vielleicht allzu plastisch. Man wünscht sich eher sein geschnittene Profile. Denn Kataev hat mit viel Subtilität geschaffen. Die Szene des Zimmers ist zwangsläufig so trost los nüchtern, dast icd« künstlerische Vereinfachung des Kubismus der leeren vier Wände sich erübrigt. Kataevs Stück entbehrt trotz unleugbaren elbischen Ernstes jeder problematischen Ver irrung und jeder Schwere. Man lacht in Paris ams Hellem Halle und geniesst die Saticre und den Witz ohne viel grund sätzliche llcberlcgungen Der Nebcrietzer E. M. Hunzbucler gibt einen sehr ausschlustreichen Bericht über den Stand des russischen Theaters, aus dem man das völlige Ineinanderfliesten von Kunst und politischer Propaganda ersehen kann. „Die Quadra tur des Kreiics" falle ihrem Wesen nach austerhalb des Nah. mens der gespielten Stücke. Kataev selbst erklärt kn einem Interview er habe es nach dem Vorbilde der französischen Ko mödie gebaut. Das kleine Theater de I'Atelier. bescheiden inmitten der baumbepslanzten Place Dancourt zwischen altmodischen Häu sern gelegen, hat sich zu einem lebhaften Mittelpunkt frischer Bühnenkunst entwickelt. Mit der „Quadratur des Kreises" ist ein neuer Porstost gemacht worden. Wir wollen aber nicht ver säumen, auf andere seiner Leistungen zurückzukommen. die stets sich durch Kühnheit auszeichnen, ohne je der Sensation oder dem Modernen um seiner selbst willen zu dienen. Iii. (i. klink l'cnlocviiz. Während also deutschnationale Führer schon vor der Rede des Ncichsernährungsministers die neuen Agrarvor lagen der Negierung ablchntcn, weil diese ohne nnd gegen die Deutschnationalen entstanden seien, und während die deutschnationale Fraktion sich im Reichstag nur durch drei Horchposten auf der Publikumstribüne vertreten lägt, sieht sich der Neichslandbund genötigt, ausdrücklich a nzncrkennen, dast der Gesetzentwurf für die Reichsregierung weitere Möglichkeiten schafft, selbständig auf allen Gebieten der landwirt schaftlichen Produktion den Schutz der nationalen Wirt schaft durchzuführen. Dass im einzelnen die Wünsche des Reichslandbundes über die Regierungsvorlage hinaus gehen, ist bekannt. Ausgabe der Neichsrcgierung ist es nun einmal, die Forderungen eines der bedeutendsten Be rufsstände mit den Eesamtinteressen des Volkes und der Wirtschaft in Einklang zu bringen. Mit KampsbeschlUssen allein ist dieser Sachlage sicher nicht gedient. Immerhin vervient es sestgehalten zu werden, wie stark in dieser ent scheidenden Frage der Agrarpolitik die Interessen des N e i ch s l a n d b u n d e s in offenen Widerspruch zu der augenblicklichen Haltung der Partei geraten sind, die sich ehedem immer als die Hauptvertreterin der landwirtschaft lichen Sorgen und Anliegen ausgab. Prinzen. Die Musik Dargomyjskis gleicht dem frühromaiitijchen Stil der deutschen Oper, etwa von der Art Marschners. Sie mag für dl« Gegenwart nicht mehr ihren vollen Eigenwert be sitzen, aber sie stellt Uebergang und Wegbcreitung der nach- loigenden Entwicklung dar. Der Komponist verwertet im übrigen mit Erfolg die kraftvollen Rhythmen der Volkstänze, die klaren Harmonien der Volksmusik. Den Höhepunkt der Pariser Ausführung bedeutet Lhaljapin in der Nolle des alten Müllers. Er ist ergreifend in seiner Bestürzung, seinem Zorn: und er erschüttert wie Kina Lear, wenn er. verrückt geworden, in der Wildnis lebt, und sich einbildet, er sei ein flatternder, krächzender Rabe. Ein Wunderwerk der mensch lichen Gestaltung, von der Pracht der Stimme ins heroi'ch- tragische erhoben. Das Ballett unter der Leitung der Frau Nijlnskaia errang sich Beifallsstürme insbesondere durch das Bachanale des Zigeunertanzes, einem Stück von wilder Aus gelassenheit nicht weniger, als von exakter Anordnung schein barer Verwirrung. „Es gemahnt an die schönen Stunden, die wir bei Diaahelew verlebten" schreibt Milhaut in seinem Be richt. Die Szene hält sich, ohne im Naturalismus hasten zu bleiben, an den romantischen Märchcncharaktcr der Oper. Als lebendes Bild beginnt die Szene des Elfcntanzes auf dem grünen Grund des Flnises. Es ist Geist vom gleichen Geiste, was Nikita Baliess in einigen Bildern und Tän zen, wie demjenigen „Russisches Porzellan" zeigt, Baliesf hat das zwanzigjährige Jubiläum der Gründung der „Fledcr- ma-usNruppe lLstonve 8o»ris) gefeiert. Er Ivar dec Begrün der dieser neuen Kunstsorm. die sowohl Merkmale des Ballets, wie der Szene, der Oper und des lebenden Bildes trägt. Zeit lich könnt« man ihn zwischen das alte Kabarett und die heutige Revue einreihen, beide künstlerisch vervollkommnet. In Deutsch land ist er weniger bekannt. Ein einziges Mal Hal er 1920 in Berlin sich gezeigt. Wir kennen Iustnys „Blauen Vogel" bester. Die „Ebauvs 8onris" scheint stärker in der alten Schule ver wurzelt zu sein. Iustny ist crsindungsrcicher, er stilisiert und wagt sich weit in den Expressionismus. Baliess bleibt ost naturgetreu, er liebt die Farbenpracht sinnlich impressionistisch. Iustny zieht das Volkstümliche vor, Baliesf den Prunk und den vornehmen Stil. Eine Leistung von bleibender Erinnerung ist die Inszenierung der „Dome cko Pique" (nach der Puschtinschcn Novelle), die Baliess im Theatre de la Madeleine zeigt (melo dramatisch durch die Musik von Archangelsk!) untermalt) Die französischen Schauspieler gaben die dämonische Skizze trefflich in der Darstellung der drei Hanotaestallen der areilenbaiten „realen" Gründkagen der Hügenbergschen' llmschuldungs- pläne, die bekanntlich in seinen inflationistischen Gedan kengängen zu sucken sind, in Rechnung stellt. „Hilgen berg" täte besser daran, sich weniger um „Urheberrechte" an Ideen als vielmehr um Urheberrechte au der Uever- setzung dieser Idee» in die Praxis zu kümmern. Um diese Dinge geht es zur Stunde. In deutschnationalen Kreisen weist man sehr genau, was mit der parlamentarischen Entscheidung über diese Agrarvorlagen sür die deutsche Landwirtschast auf dem Spiele steht. Sonst wäre es unerklärlich, warum Hilgen berg es für notwendig erachtete, am gestrigen Dienstag drei seiner Fraktionskollegen auf die Pu blik u m s t r i b ü n e des Reichstages zu delegieren. Zwar hat sich der agrarische Flügel in der Deutjchnationalen Reichstagsfraktion vorläufig gegenüber der Hugenberg- mehrheit noch nicht durchgesetzt. Jedenfalls weist man aber, daß in der Fraktion eine starke Gruppe um den Abgeord neten von O l d e n b u rg - I a n u s ch a n mit dem Alles- oder Nichtskurse der Parteileitung keineswegs einverstanden ist. In den landwirtschaftlichen Kreisen beginnt man zu erkennen, dast sachliche Hilfe, soweit es die Gesamtlage des Volkes überhaupt zulästt, nur von der parlamentarischen Zusammenarbeit kommen kann. Bon der deutschnationalen Parteileitung aber sollen die sachlichen Interessen der Land wirtschaft den sehr naheliegenden taktisch-politischen Zielen untergeordnet, im Notfälle sogar geopfert werden. Sehr anfschluhreich ist in dieser Hinsicht folgende Stellungnahme der „Deutschen Tagcszeitun g" (Nr. !) 1): „Die Probe darauf, ob der jüngste Appell der Grünen Front an die Geschlossenheit der Landwirtschaft durchdringt oder nicht, steht nahe bevor. Sie ist gleichbedeutend mit der Entscheidung darüber, ob das vo-'°— Pari«, Ende Februar. Pari« gkdt sich d<m Reiz der schönen Geste nnd des grasten Stils alter russischer Kunst noch heut« gerne hin. Von der Wucht des bolschewistischen Kulturwlllens läht es sich weniger leicht überwältigen. Rein äusterlich kann man dies am Vergleich zwischen der Anzahl und Vielfältigkeit der Darbietungen aus der vorrevolutionären Zelt mit denjenigen der kommunistischen Aera bemerken. Mit inniger literarischer Vertrautheit, mit musikalischem Verwandtschaftsgesühl, mit einer ausgeschlossenen Liebe, die vielleicht auch durch die Erinnerung politisck-er lbe- meinsamkeit genährt wird, bewundert man die „groste slawisck)« Kunst". Damit ist immer das alte Rustland gemeint. Und sicher kommen diese slawische Kunst der Inszenierung, der Dar stellung, der Ballette dem französischen Formcnsinn entgegen, der in der Vergangenheit sich gebildet hat und in ihr verwurzelt bleibt. Dagegen stützt die ncurnssische, bolschewistisck-e Leistung, die ihrem Gestaltungsdraiig alle Zügel schictzen lätzt, deren Inhalt frei in neue naturhaste Formen fliesst, in Paris auf eine zurückhaltend kritische Beobachtung. Sie wird nach den überkommenen Matzstäben gemessen. In diesen Wochen gibt die „russische Oper in Paris" im festlichen Theater der Champs Elysöes Auffüh rungen von Mussorsghis Boris Godunow, von Borodins Prinz Igor, von Sadko (Rimskn Korsakoss) und Dargomysskys Rus- salka. Dieses „russische Theater in Paris" Kat Prinz Zerelelli, ehemaliger Operndirektor in Petersburg, ins Leben gerufen, indem er die vielen im Ausland zerstreuten russischen Künstler versammelte. Die Truppe zeigt sich nicht zum erstenmal den Parisern, auch die meisten der Opern sind bekannt. Neu war jedoch die Aufführung der Oper Russalka, deren Musik zum ersten Male erklang. Die Märchenhandlung baut sich auf einem Gedicht Puschkins auf. Ein Prinz will eine Prinzessin heiraten und verlätzt seine Geliebte, die Tochter des Müllers. Dessen Mühle geht am Ufer des Dniepr. Die Geliebte stürzt sich in den Strom. Aber sic wird zur Elfenkönigin (Nnssalka- Else). Ihr geheimnisvoller Gesang zieht den Prinzen unwider stehlich zum Wasser. Er wird hinavgelockt. und der letzte Akt (vielt nm Grunde des Dnlenr. Rnünlkn erwartet ihren