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Uolizen Tin Kompliment sür die katholische,, Verein«. Selbst ei» Naziblatt Ilan» nicht jeden Tag einen Dischos beschimpfen, und so rem;>elt „Der Freiheits-Kamps", die amt liche Tageszeitung der NSDAP, sür Sachsen, zur Abwechslung einmal die katholischen Vereine an. Das Blatt zitiert folgende Steilen aus der Rede, die Dr. Wirth am Sonntag in Breslau gehalten hat: „Dem nationalsozialistischen Rachegeist und der kommunistischen Welle müsse eine große geistige Bewegung entgegengesetzt werden, die zum grotzen Teil von der katholischen Arbeiterschaft getragen sein müsse. Die letzte innerpolitische Auseinandersetzung aber werde nicht mit den Nationalsozialisten, sondern mit den Kommunisten zu sichren sein. Die Auseinandersetzung mit den Kommunisten gerade aus dem Gebiet der Kultur sei die grotze Ausgabe des deulscl)en Volkes". Dazu bemerkt der „Freiheitskamps": „Das; Herr Wirth auch Spatz niack)en Kanu, hätten wir dem trockenen Schleicher gar nicht zugclraut. In der Tat: der Witz ist nicht übel: di« schwarzen Männer- und F ra ue n k o ng rega t i- anen des Zentrums unter der Führung der Vereins senioren im Endkampf mit den Horden unter dein Banner Lenins! Wir haben jetzt zwei sehr gute nationalsozialistische Witzblätter, denen wir diesen Stofs angelegentlich empfehlen". Es erübrigt sich, diese pöbelhafte Verhöhnung des katho lischen Vercinswescns näher zu charakterisieren. Als Kenn zeichen der geistigen Haltung des 'Nationalsozialismus aber ver dient sestgehalten zu werden, das; der Gedanke, eine rein geistige Bewegung könne in dem grotzen Ringen um die Kultur des Abendlandes den Ausschlag geben, cinsach lächerlich erscheint. Diese Einschätzung der geistigen Kräfte illustriert am besten de» Wert der schmutzigen Phrasen, die Hitler am Sonntag in Braunschweig gebraucht Hal: „lieber allem schwebt der Geist". Die Nationalsozialisten sind gewohnt, ihre „Geisteskänipse" mit Schlagring und Gummiknüppel auszusechlen. Die katholischen Vereine aber werden sich diese Verunglimpfung durch eine Zei tung, die auch den Bischof von Meitzen beschimpft hat, nur zur Ehre anrechuen und die einzelnen Mitglieder dieser Vereine werden hinsichtlich ihrer politischen Stellungnahme aus der unentwegten antikatholischen Hetze des Nazibialtes ihre Schlüsse zu ziehen wissen. Alkohol — Dividenden — Arbeitslosigkeit. Die amerikanische Zeitschrift „The Union Signal" hat ans Grund von Ermittlungen in den Vereinigten Staaten. England, Deutschland und Frankreich für eine Reihe von Erzeugnissen den Anteil von Arbeitslohn, Materialkosten und Unternehmer über*schus; am Preise errechnet. Danach betrug der Anteil an Arbeitslohn Matcrialkosteii llnlcmehmer- bei Möbeln 27.4 Prozent 42.4 Prozent iiberschns; 30 6 Prozent Eiseiiivareii 22.1 „ 54 0 „ 23.0 „ Kleider 10.5 58 0 225 „ Lederware» 16,5 „ 67,0 „ 16,5 „ alkoholische» Getränken 8,!) 27,0 „ 63,2 „ Ter Anteil f ü r Arbeilslo h n am Preise alko holi scher Getränke ist also a u tz e r g c w öh n l i ch gering, wahrend der Untcrnehinerübcrschutz ebenso unge ivöhnl'ch hoch ist. Wenn man also statt Alkohol mehr notwen dige Bedarfsartikel kaufen würde, könnte man die Zahl der A >bcitslo sen he ra bm i n de rn. In Deutschland ist trotz der Wirtschastsuot das Alko- holgeschäst immer noch glänzend. So konnten im letzten Inhre an Dividenden verteilen: Die Berliner Kindl-Brauerei 22 Pro zent, die Dortmunder Ritter-Brauerei 20 Prozent, die Dort munder Union l8 Prozent, Schultheis; (Berlin), Paulaner-, Salvator- und Thomas-Bräu <Miinck>en) je 15 Prozent, Bavaria, St. Pauli und Holstenbraucrci Altona sowie Sandlclbrüu Kulm bach je 1-1 Prozent. Dl« Zahn-Z,vischenrauine als Si!,üb-!r!ech-uder Tpcisercste reinig« man zwecknWg mit der eigens daliir konitriuerlcn ChioredoiU-Zalmbürke mit gczakntem Borstenlcknkt In zwei Härtegraden von höchster OnaiUät. Nur echt in blau-weih grüner Originalpackung. Kausen Sie sich noch heute eine Tube LhlorodonhZahnpaste zu b4Ps. und die dazugehörige LHIorodont-Zahnbürste. Nochmals: Evangelische Kirche und Nalionalsozialismus Kürzlich war an dieser Stelle bei Besprechung von Vor trügen über evangelische Kirche und Nationalsozialismus, Kirche und Politik usw., die im evangelischen Iohannisstist zu Spandau vor über ISO evangelischen Pfarrern aus ganz Deutschland ge halten wurden, davon die Rede, das; hoffentlich bald Näheres be kannt gegeben würde: der erwähnte Bericht der Lpz. Abendpost war gar zu mager. Inzwischen ist uns die Nr. 11 des „Leipziger Kirchenblattes" svom 22. Februar) zugcgangen, in der die Haupt gedanken des einen jener Vorträge in einer zweiseitigen Beilage wiedergcgeben werden, nämlich des Vortrags von Privatdozent Lic. Dr. Künneth über „Die völkischen Religionen der Gegen wart". Nicht nur durch diese Beilage wird jener Vortrag vom Lpz. Kirchenbialt Herausgehoben, sondern auch noch durch einen A nfsatz im Hauptblatt, wo der Vortrag „b cson - ders wertvoll" genannt wird und wo rund anderthalb Dutzend völkisch- und dcutschglünbige Bünde angeführt sind. Aus der Beilage mögen hier einige Stellen folgen: „Die Empörung des Völkischen gegen die Christusbotschast Hal seinen Grund nicht in der Artsremdheit dieser, sondern im Widerspruch des Menschen gegen Gott... Die Christustatsache ist keine jüdische, keine südländische, auch keine arisch nordische Ange legenheit, sondern eine ewige Antwort Gottes" sS. 5ti). Aus Rosenbergs nationalsozialistischem: „Mythus des 20. Jahrhun derts" wird folgendes angeführt: „Voraussetzung jeglicher deut scher Erziehung ist die Anerkennung der Tatsache, das; nicht das Christentum uns Gesittung gebracht hat, sondern das; das Chri stentum seine dauernden Werte dem germanischen Charakter zu verdanken hat." Weiler, auch von Rosenberg: „Abgeschasft wer den mutz danach ein sür allemal das sog. Alte Testament als 'Religionsbuch." Was Hitler gegen Luther und Paulus nnkla- gend sagt, ist ebenfalls mitgcteilt — leider ohne genauere Quel lenangabe: wir hüten uns also schön, diese Stellen selbst wörtlich wiederzugeben, sonst zöge» wir uns gar etwa einen Prozes; nach Augsburger 'Art zull! Man könnte wer weih wie vieles noch aus der Beilage des evangelischen Leipziger Kirchenblattes nnsühren und bekäme — Rechtsertigungsgründe für die Verurteilung des 'N a t i o n a s o z i a l i s m u s durch die katholi schen Bischöfe: denn hier handelt es sich, wie in einem an dern evangelischen Blatt betreffs Künneths Vortrag in der Ueberschrist gesagt wird, um „völkisches Neuhei den- t u m", um nichts anderes! Das evang, „Sächsische Kirchenblatt" Nr. 7 vom IT Fe bruar berichtet von jenem Vortrag, und zwar unter der Ueber schrist „Spandauer Pastorenkursus" (Spalte 04 05): auch hier wird von dem „'N e u h e i d e n l u m" der völkisch deutschgläubi gen Verbände gesprochen: übrigens wird auch dort mitgeteilt, das; der volle Wortlaut des Künnelhschen Vortrags iu der „All gemeinen Ev-iuth. Kirchenzeitung" veröffentlicht würde. Weiter hin gibt der Bericht Einzelkeitcn aus den anderen Vorträgen, so aus dem des Hamburgers Dr Stapel, Herausgebers der Zeit schrift „Deutsches Volkstum": dieser sprach über „Weltanschau ung des Nationalsozialismus und das Christentum". Er sagte u a.: „Die Kirche habe aber nicht auf dem Boden des Volkes, sondern des Evangeliums zu stehen. Der gute Hirte hat jeder einzelnen verlorenen Seele um des Evangeliums willen nach zugehen Aber der gute Hirte wird seine Verkündigung nicht der Herde anpassen... Volk und Staat sind vergänglich, das Reich Gottes ist ewig." Von „grundsätzlicher Wichtigkeit" sind dem Sachs Kirchen blatt die Ausführungen Lie. Dr. Schreiners. Er sagte u. a.: „Eine Kirche, die ihre Nentralilät organisiert, organisiert ihren eigenen Tod. Neutralität in politischen Fragen enthält ein Stück Furcht vor dem Satan, aber auch ein Stückchen Resignation... Der An spruch Gottes ist universal." Das evangelische „Neue Sächsische Kirchenblatt" dagegen hat in seiner 'Nummer vom 22. Februar 1021 an erster Stelle einen längeren nationalsozialistischen Aufsatz, worin ein „Evan gelium unter Zurücksetzung des jüdischen Geistes, wie er aus dem Alten Testamente spricht", gefordert wird. Der Vorbehalt, den der geistliche Schriftleiter hierzu macht, ist sehr vorsichtig im 'Ausdruck, ähnlich wie einige der kleineren Beitrüge, die sich auf I Nationalsozialismus beziehen. Endlich noch etwas aus dem zu Anfang Herangezogenei, evang. Leipziger Kirchenblatt: dieses hatte in seiner Nr. 0 (vom 25. Januar) einen kleinen Aussatz mit der Ueberschrist: „T a kann das christliche Gewiss en nicht schweigen." Tarin wird Einspruch erhoben dagegen, datz der Abgeordnete Tr. Löpelmann, der Dissident ist, bei den Nationalsozialisten zustän dig sei sür die Bearbeitung von Schul- und Erziehungssragen: ferner Einspruch gegen die Aeutzerung eines Nationalsozialisten in einer Leipziger Tageszeitung: „Jeder soll wie Chri stus in einer Person N a t i o n a l s o z i a l i st se i n": fer ner Einspruch gegen das nationalsozialistische „positive Christen tum in gut deutschem Sinne": ferner Einspruch gegen das „grobe Heidentum" der nationalsozialistischen (evangeli schen) Theologiestudenten an der Universität Leipzig (..Arbeits gemeinschaft"): zustimmend aber wird ein Wort des evang. „Reichsboten" wiedergegeben, wobei es u a. heißt: „Ein spe zifisch deutsches Christentum zu schassen, geht aber nicht an: denn Gott will, das; allen Menschen geholfen werde." — Für einen Christen sollte das selbstverständlich sein, um welches christliche Bekenntnis es sich auch handeln mag. Aber sür den Pfarrer Lic. Dr. M. ist diese Stimme des christlichen Gewissens zuviel gewesen: er schrieb dem Leipziger Kirchenblatt eine lange Erwiderung, die verlangt, datz neben den Angriffen aus den Nationalsozialismus auch eine Verurteilung des Marxismus hätte stehen müssen. Sonst könnten die Nationalsozialisten gegen das Lpz. Kirchenblatt „mit Recht den Vorwurf der Einseitigkeit erheben". Natürlich wehrt sich der Herausgeber des Lpz. Kir- chenblattes gegen die Zumutung, Stellung zu politischen Par teien zu nehmen und sagt: „Uns geht es um die Weltan schau ung und die weltanschaulichen Hintergründe hinter den Parteien. Wir setzen uns so in unserem Blatte mit dem Frei- denkertum kritisch auseinander, grundsätzlich aber nicht mit der Kommunistischen oder Sozialdemokratischen Partei . Ebenso sehen wir die Pflicht, vom Evangelium her völkische Religiosität zu kennzeichnen und kritisch zu beleuchten", aber nicht di- NSD'AP zu schildern: es gelte sür das Christentum („das unver fälschte Evangelium") einzutreten. „Das mutz allen widerchrist- lichen Geistesmächten gegenüber gleicherweise geschehen, ganz gleich ob sie F r e i d e n k e r t u m oder völkisch-germa nisches Heidentum, Glaube an die Materie oder Glaube an die Rasse oder sonstwie heitzen.. " N ' (Vergleiche Nr. 31 und Nr. 30 der S. D ) Forderungen sächsischer Industrieller In der letzten Dresdner Sitzung des Gesamtvorstands Ses Verbandes Sächsischer Industrieller wurde den Vorschlägen auf Zmvahl des Koniinerzieurals Andrcac Zwickau und des Dirck, lors Zimmermann Zittau in den Vorstandsrat sowie der Zu- wähl von Dr. Demmering Glauchau in den Gesamtvorstand des Verbandes zugcstimmt. Man beschäftigt sich daraus erneut mit der Tar'spolitik und forderte Senkung der Tarif gebühren bei der Reichsbahn und Reichspojt. Dec Gesamtvorstand behandelte weiter eingehend die Frage des Preisabbaus und bedauert die starke Beunruhigung des Mark tes durch eine Preisabbaureklame, die in keiner Weise durch entsprechende Senkung der Gestehungskosten gerechtfertigt sei. Hierauf berichtete der Reichstagsabgeordnete Dr. Schneider über die handelspolitischen Auswirkungen der agrarischen Schutzzoll- beslrcbungen und über die deulsch-sranzösiscipm Verhandlungcn betreffend den Abschlutz eines Zusatzabkommens zum deutsch, sranzösischen Handelsvertrag. Ter Gesamtvorstand befasste sich endlich eingehend mit der weiteren Verschlechterung der Wirt- schaslslage in Sachsen und den zu ihrer Vehebung notwendigen Matznahmen. Hierbei kam nachdrücklich aus allen Teilen der sächsischen Industrie der Wunsch zum Ausdruck, das; die vom Reichskanzler in Chemnitz zugcsagten Besprechungen der Reichs, regierung mit Vertretern der sächsischen Industrie über die Mög. lichkeit besonderer Reichsmatznahmen zugunsten der schwer not leidenden sächsischen Wirtschaft mit grösster Beschleunig»»-' durchgesührt werde» möchlen. Oer gelbe und der grüne Kaden Roman von Frank Heller. (-13. Fortsetzung) Ich stieg in das Auto, in dem sie schon sah. Es war ein einfacher Taxameter, wackelig und rumpelig, und doch hatte ich das Gefühl, als sei ich in des Königs eigenen Wagen gestiegen. Ich, ich, Richard Hegel, fas; hier mit der faszi nierendsten Frau, die ich je gesehen hatte, auf dem Wege nach Haufe in meine einfache Drei-Zimmer-Wohnung. Mieder kam mir die Unroahrscheinlichkeit des Ganzen zum Bewusstsein, Aber ich war berauscht, willenlos. Sie sah schlank und aufrecht neben mir, die Maske noch vor dem Gesicht. Plötzlich nahm sie das schwarze Seidenläppchen von den Augen. Das Licht einer Bogenlampe fiel herein, und ich starrte sie an, ungläubig. Ihre Sir» lvar niedrig, milchweiß, und darüber lag wie ein dichtanfchliesleiides Dia dem prachtvolles, bronzerotes Haar. Ihre Augen waren phosphoreszierend wie die einer Katze. Sie schienen zu wachsen. Jetzt trennten sich ihre Lippen zu einem leisen, fiegesgewissen Lächeln. Bevor ich noch muhte wie es zu- ging, fühlte ich mich umschlungen. Ein Arm legte sich um meinen Nacken, die Finger des anderen fahlen mich um die Kehle. Ich wand mich, um ihr zu entgehen, um Luft zu haben, aber es war vergeblich. Es begann mir zu schwindeln,' es schmerzte' ich glaubte im Meer zu liegen, nach Luft röchelnd, halb erstickt von Salzwasser und umschlungen von Seegras. Jetzt hatte ich das bestimmte Gefühl, daß ich im Begriff war zu ertrinken; ich konnte nicht mehr Atem holen. Es flimmerte mir vor den Augen. Aber der Schmerz tat mir wohl; aber plötzlich ging der Raum in Schwarz über. Es war, als durchwehte ihn ein kalter Hauch. Er durchkältete mein ganzes Wesen. Ich weih, nicht wie lange dieser Zu stand lvährte. Ich schlug die Augen auf, fühlte, dah ich allein war. Kühle Luft strich Uber meine Schläfen, kalte Lust, Ich hörte schneidende Laute um mich — was war dies? Mein Bewußtsein, das zugleich mit dem grünen Raum -er- klittert war, verdichtete sich allmählich; und plötzlich sah ich, hörte ich und fühlte ich. Wo war sie'. Ich sah nichts von ihr. Zwei Autos rollten fort, und die beiden Chauffeure starrte» mich an und lachten laut. Es war klar, welche Meinung sie von meiner Nüchternheit hatten. Die Sonne, die in meiner Halluzinatio» über mir geleuchtet hatte, erwies sich als eine Easlaterne über meinem Kopf. Ich stand vor der Eingangstür des Hauses, wo ich wohnte, auf einem Arm gestützt. Ich sah auf, um zu sehen, wem er angehörte. Es dauerte einige Zeit, bevor ich meinen Augen trauen wollte. Der Arm, der mich stützte, gehörte dem Mann im schwarzen Domino, dem Tiger, ihrem Begleiter von der Re- ooute. Er stand mit einem Schlüssel in der Hand da — meinem Schlüssel, aus meiner Tasche genommen, denn das Haustor war geöffnet. Jetzt schob mich seine andere Hand in das Stiegenhaus, und die grollende Stimme, der ich mich noch von der Rcdoute her erinnerte, sagte: „Welches Stockwerk? Wir haben «in paar Dinge zu besprechen. Mein Name ist Laplacr." IV. Laplace! Der Name schlug wie ein Blitz in mich ein. Die anderen Worte ahnte ich mehr, als ich sie verstand. Ich starrte und starrte mit unsicheren Augen den Mann im Domino an. Laplace! Der Mann, nach dem der Professor gefahndet hatte, und ihr Begleiter waren eine und dic» selbe Person. Den Tiegcrmenschen hatte ich ihn Im Geiste getauft, und nun war ich in seiner Gewalt. 'Was wollte er von mir? Was sollte ich tun? Das waren meine ersten Gedanken Ich konnte keine weiteren denken, denn die grollende Stimme sagte auf französisch: „Rasch! Welches Stockwerk?" Gleichzeitig fühlte ich einen Griff um meinen Arm, der mick auffckreien lieh. Es war so, wie wenn der Knochen geknickt werden loUte. Sstas sollt« ich tun? Ich suchte Ordnung in meinen Kopf zu bringen In dem sich noch alles drehte. Was in aller Welt sollte ich tun? Zu zweit mit dem schwarzen Domino war ich hilflos wie ei» Kind, und was wollte er von mir? Wollte er mich ermorden? Wirr I Im Kovk. wie ick war. erschien mir nickts wabrickeinllcker. Ich fühlte eine Welle des Schreckens über mir zujammen- schlagen. Ich stieß ein unüberlegtes Geheul aus: „Hilfe! Hil " Ich kann nicht weiter. Eine Hand hatte sich um meinen Hals gelegt und ihn zusammengepreßt. Eine leise Stimme murmelte ist mein Ohr: „Hören Sie zu! Sie können genug Französisch, um mich zu verstehen. Rufen Sie noch einmal um Hilfe, dann drücke ich zu — so. In welchem Stockwerk wohnen Sie? Antworten Sie rasch!" Das Mort „so" wurde durch einen Druck markiert, der mich blinzeln machte. Ich will nicht behaupten daß ich aller andere verstand. Aber auch der Ungelehrigste wird lr einem solchen Augenblick ei» Sprachtalent. Als die Finger ihre» Griff um meinen Hals lockerten, gelang es mir her vorzustammeln: „Zweites Stockwerk... cksuxltzms...- „Eut." Er hob mich auf, als wäre ich zwei Jahre alt, und be- vor ich wußte, wie mir geschah, waren wir die Treppe hin auf. Er machte eine fragend« Geste nach rechts, und ich nickte. Ohne ein Wort steckte er «inen Schlüssel, den er offenbar auch aus meiner Tasche genommen hatte, ins Schloß. Di« Tür ging auf, und wir waren in meiner Wohnung. Eigentlich hatte ich erst jetzt Zeit, an sie zu denken. Blitzartig erinnerte ich mich aii alles, was ich mir aus gemalt hatte, als wir in das Auto eingestiege» waren. Di« Verräterin! Welche Rolle spielte sie in dieser Sache? War sie nur sein Werkzeug? Ich konnte nicht länger darüber Nachdenken. Noch immer mit der Hand um meinen Arm hatte Laplace Licht angezündet und die Gardinen vorgczogen. Ick hatte Zeit, ihn zu beobachten. Er mußte älter sein, als ich zuerst ge glaubt hatte. Das Haar schimmert« weiß, und das Gesicht war tief gefurcht. Aber es waren keine Schlafsheitssalten. Ich brauchte den Blick nur eine Sekund« zu den tiefliegen den schwarze» Augen zu erheben, um das bestätigt zu sehen. So aus nächster Nähe konnte ich bemerken, daß sein Brust umfang gewaltig war: er mußte enorm stark sein. Laplace hatte seine Musterung meiner Person la ndet. (Fortschung folgt.)