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Sächsische volksseiluns Sonntag, den 17. Mai 1S31 Verla,«orii Dee »den Vnjelaenprell,! Die Igetrattene petttzklle »V ^igamlllit» anzetgei, ».Stellen,eluche 2« Dle pettttettamezelle. 8S n»» breit, » »c. gllr ilnzeiAen Lukkrhalb de« BeibrettungSgebtet«, 4V Z.di-peMrellamezetlel.Uv^c. Bri«I,el..»t> 4. Jin Fall» höherer Gewalt erlischt sede Beipflichtung aus Lieseniug sok!» Lrsllllung v. itnzelgen - Aullrügen u. Leistung V. Schadenersatz, «eschctstlicher Lell: Fran» Buvg,l»> Dieiben. Nummer 113 — 3Ü. Jahrgang Erscheint «mal WSchll. mit tNiislr.GraltSSeskigeii.Heimat i,nd »eil' und der Mnderbetlng« .JItr unsre kleine» Leute', sowie den Lextbeilagen ,St. Benno-Blatt', .Unterhaltung nnd Wissen', .Die praktische Han»srau', .«erzilicher Slalgcber". .Da« gut« Blich', Monatlicher VrzugSPrets .« 2M) cinschl. Bestellgeld. Einzelnummer Ltt Sonnabend- u. Sonntagnununsr 2Ü Hauptfchristletter: Dr. G, Deitcivk, DreSdem Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Lllchitlchen Volk«,eltung Dreödon-Slllstadt l. Polierstraßc >1. gecnrio Mit nnd ri0l2. (Seschitstdftelle, Drncku.Verlagi Germania,?!^«, sllr Verlag und Druckerei, Filiale DreSdeu-DreSden-il-I. Poilerstras,e17. Jernrul2l0I2. Postscheckkonto Dresden »70Z. Bankkonto Ekadkbanl Dresden Bi. '-NW „Hu36r3A68IMO snno" Der Warnungsruf des Papstes an die bürgerliche Welt. Die neue Enzyklika An der Enzyklika „Onadragesimo anno", die Pius XI. an lässlich der 40. Wiederkehr des Jahrestages der Enzyklika „Re- rum novarum" herausgegeben hat, ist ziveierlei bemerkens,vert: Einmal die scharfe Absage an die großkapitalisti schen Tendenzen in der modernen Wirtschaft und zum zweiten die Stellungnahme des Papstes zu der Ent wickelung. die der Sozialismus in den vergangenen vier Jahrzehnten genommen hat. Der erste Punkt, die Absage an den modernen Mammonio- mus, erscheint uns als der weitaus wichtigere. In den Kom mentaren bürgerlicher Blätter in Deutschland aber wird dieser Punkt geflissentlich übersehen. Diese bürgerliche Presse nimmt damit die gleiche Haltung ein, die schon vor vierzig Jahren die bürgerliche Welt der Enzyklika „Rerum novarum" gegenüber beliebt hat. Die Forderung nach sozialer Reform, die damals Papst Leo XIII. ausgesprochen hat, ist von den politischen und wirtschaftlichen Regenten der Länder bürgerlicher Ordnung in den Wind geschlagen worden. Die Quittung dafür hat diese schwerhörige Führerschicht in dem Anwachsen des Sozialismus und in seiner Ausartung zum Bolschewismus erhalten. Heute steht die bürgerliche Gesellschaftsordnung in einem Kampfe auf Tod und Leben mit dem kommunistischen Umsturz. Sie wird in diesem Kampfe unterliegen, wenn sie wiederum die Warnung, di« der Stellvertreter Christi zur rechten Zeit in die Welt hin ausruft, nicht hört. Mit aller Klarheit spricht der Papst aus, daß die heu tige Verteilung der Besitzverhältnisse ein« ungerechte ist. Di« Enzyklika wendet sich dagegen, daß aus der einen Seite ungeheure Vermögen in der Hand ganz iveniger Ucbcrreicher zusammengeballt sind, während auf der anderen Seite eine Masse von Lohnarbeitern steht, die nichts besitzen als ihre Arbeitskraft. Mit aller Klarheit wird festgestellt, daß der wirtschaftliche Aufbau der bürgerlichen Staaten sich in den letz ten vier Jahrzehnten völlig gewandelt hat: War damals die zügellose Konkurrenzfrciheit das große Zeitübel, so ist es heute die furchtbare Zusammenballung wirtschaftlicher Macht in den Händen ganz weniger Menschen. Der Papst scheut sich nicht, diese Form des Kapitalismus als „rücksichtslose Willkürherr schaft" zu bezeichnen. Er fordert als wirksame Abhilfe die Rück kehr zu den Grundsätzen der christlichen Gesellschaflslehre. Diese Rückkehr sei vor allem möglich auf dem Wege gerechter und an gemessener Löhne. Der Papst wiederholt die bereits in der Enzyklika über die Ehe ausgesprochene Forderung nach einem ausreichenden Familienlohn. Angesichts der heute in der Wirtschaft herrschenden Ten denzen müssen diese Forderungen der Enzyklika als außer ordentlich bedeutsam und mutig bezeichnet werden. Sie sind Nicht Nachlassen in der Werbung für die katholisch« Presse ist heute die Parole unserer Freunde im Bistum Meißen. Der Mahn ruf des Pressemonats April wirkt sich erst jetzt richtig aus: In der ersten Hälfte des Mai war die Zahl der ein gehenden Neubestellungen größer als im ganzen Monat April. Anregungen aus unserem Leserkreise folgend, bringen wir künftig In jeder Sonntagnummer einen Bestellzettel sllr die S. B. zum Abdruck, um so „Gelegenheit zum Guten" zu schaffen. Nach wie vor gewährt der Berlag bei jedem neugeworbenen' Abonnement eine Werbe- prämie von 1.40 M., die mit dem nächstfälligen Be- zuyspreis verrechnet wird. Hier abtrennen! """ Aezug der GächsischenVoilszeitung OkireUsU/riN Dresden-«. 4, pollerstraße 47 Unterzeichneter bestellt ab die „Sächsische Volkszeitung" St a ine: '. „ Stand: — Wohnort: Straße, Hausnummer: Der Bezugspreis ab Atonal „... folgt auf Postscheckkonto Dresden Nr. 27IN Gegen Mammonismus und Kommunismus - Für Entproletarisierung der Proletarier Rom, 10. Mai. Anläßlich der 10. Wiederkehr des Jahrestages der Heraus gabe der Enzyklika „Verum novarum" durch Le» XIII. har Pius Xl. eine n eue E n z yklika z ur sozialen Frage erlassen. Das Rundschreiben beginnt mit den Worten „Q u a dragesimo anno" und gehl von dem Gedanken ans, wie notwendig und zeitgemäß die Enzyklika Rerum novarum seinerzeit gewesen sei. Es enthält drei Hanptteile. Im ersten würdigt der Papst die Bedeutung der Enzyklika „R e r n m novarum" sür die Ausbildung einer Gesellschasls nnd Wirl- schastslehre nach katholischen Grundsätzen, ferner sür eine ans neuem Geist geborene Sozialpolitik und für die gründliche religiös-sittliche ivi« gesellschaftlich-wirtschaftliche Durchbildung der Arbeietrscl)aft, die den Arbeiter zur zielbewnßten und pian volle» Vertretung der sittlichen nnd wirtschaftlichen Belange der Arbeiterschaft und selbst zur Uebernahme der Führung auf diesem Gebiet befähigte. So sei die „Rerum novarum" die Magna Charta aller katholische,, soziale» Arbeit geworden. Im zweiten Test werden die heutigen Zeitverhältnisse einer besonderen Berücksichtigung nnlerzogen. Die Kirche habe nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht, auch in soziale Fragen einzugreisen, istcht in ihre technische Seile und nicht in ihre rein diesseitige Zielsetzung, wohl aber, soiveit sie ans das Sittengesetz und das Evangelium Bezug haben. Das Rund schreiben bestätig! die Eigentumslehre der Kirche. lieber das Verhältnis von Kapital und Arbeit wird erklärt, daß keiner von beiden Teilen den (tzefamterlrag ihres Zusammenwirkens beanspruchen könne. In der Ver gangenheit, so wird ausgesiihrt, ergab sich zwischen Kapital und Arbeit zweifellos ein zu starkes nnd ungerechtes Mißver hältnis. Sehen nur doch auf der einen Seite ungeheure Vermögen in der Hand ganz weniger Ueberreicher zniain mengeballt, aber aus der anderen Seite eine unabsehbare Malse von N u r l o h na rb e i t c r n, die nichts Ansitzen als ihre Arbeitskraft. Eine Neuordnung de,- ganze,, Wirtschaft ist daher unerläßlich. Sie muß der Richtschnur des Gemeinwohls und der Gerechtigkeit wieder angepaßt werden in der Form, daß der gemeinsame Ertrag von Kapital und Arbeit mehr der Billig keil entsprechend geteilt wird. Damit kommen nur zu der von Leo XII I. so dringend verlangten E n ! p r o I e t a r i s i e - rung der Proletarier. Die Verschiedenheil der gesell schaftlichen Lebcusverhältnisse innerhalb der Menschheitsiamilie ist vom Schöpfer in dieser Weise absichtlich gewollt und kann nie verschwinden. 'Aber danerndes Proleiarerlnm kann nicht der Regelzustand sein für den größeren Teil der Menschheit. Allmählich muß die besitzlose Lohmnbeilerschas! zu einer ent sprechenden Wohlhabenheit gelangen können. Dieses Ziel ist iu der bestehende,, Ordnung der Dinge nur erreichbar im Wege gerechter und angemessener Löhne. Mil rechtschaffener Arbeit muß die Lohnhöhe dem Proletarier nicht allein die B e st r e i i n n g seiner ehtbaren eigenen Lebens- hallnng. sondern auch seiner F amilieulast ermöglichen und ihm überdies gestalten, seine Lage in der bezeichnetet, 'Weise mit Erfolg z» verbessern. I,, diesem Zuiammenhaug zeichnet der Papst daun die allgemeinen llmrißlinien einer Neuordnung der Gesellschaft nach den Geboten der Gerechtigkeit. 'An die Stelle des Klassen- kampses mime sich die Welt zur einträchtigen Zusammenarbeit der Stände emporarbeiteu. Die Aibeil darf nicht ans die Stuf« einer beliebigen Ware gestellt werden. Es ist vielmehr in ihr immer die Menschenwürde des Arbeiters zu achten. In, Schluß teil endlich gibt der Papst eine» Gesamtüberblick über die gegenwärtige Lage des herrschenden Wirtschaiis- sy st eins. Ohne es an und sür sich als schlecht zu verwerfen, kennzeichnet er es doch als stark mißbildet und an schweren Gebrechen krankend. Die allzu ost zügellose Konknr- renzsreiheit sei abgelösl worden durch die maßlose Zusammenballung nicht bloß wirtschaftlicher 'Macht innerhalb einzelner Volkswirtschaften, sondern wirklicher Weltmacht iu den Händen ganz weniger Menschen, einer Machtanhäusttng, die zur rücksichtslosen Willkiirherrschajl entarte. Die einzig wirksame Abhilfe gegen diese Verkehrung bestehe in der Rückkehr zu den gediegenen Grundsätzen christlicher Gesell- schastslehre und ihrer Anwendung auf das Kapital, die Arbeit und deren wechselseitige TY.-ziel,nngen. Der Sozial! smns habe seit der Zeil Levs Xlll tief gehende Wrndlungen durchgemachl und sich in zwe' Richtungen gespalten. Die eine Richtung unter dem Namen Kommu nismus führte die sozialen Grundsätze bis zu ihren äußer sten Folgelungen durch Ihre völlige Unvereinbarkeit mit aer Leine der Kirche siebe außer jeder Erörterung. Die andere Richtung, die den Namen Sozialismus sichre, habe viel fach starke Abstr.che an ihrem Proaramm vorgenommen und sei i„ einer Reihe von Punkten mehr oder weniger den katholische,, sozialen Prinzipien „ahegekommen Trotzdem erklär! der Papst: ..Auch nach dieser weit- a eßenden A b s ch w ä ch u n g und ebwckl viele seiner For derungen durchaus der Gereckugkeii eulivrecken und auch von der Kirche venrslcn werden, lugt dem So galt-:.uns. iolauge er witkiicher Sozialismus bleibt, e.ue Geiellschai.sauisaüung -u- gründe, die so voll.g d-r wahren Anstauung von der meistch. suchen Gesellschaft, wie die Wel: sie au- der Frohbostchast Kennt, nndcrsprichi. daß jede g > n n d i a lz l: ch e Ein, g u n g mit ihm immer »nö immer nnler allen Umständen ausgeschlossen ist. man kann nicht gleichzeitig guter Katholik und wirklicher Sozialist jein." Der Papst beschält deshalb .mm Schluß alle jeiv die vou trügerischen Hossnuugen betört ins Lager des Sozia, uns übcrgegangen stud. zur alsbaidlgeu Rückkehr zur ka'ho,:!chen Kirche. Ali! F'.eudem begluß: der Papst zahlreiche Best-ebu. gen und Veranstaltungen in den verseh edenen Laudern, mir denen nicht attcin die Geistlichkeit, sondern auch die Laien welt. beseelt vom G-sie der ka:hol scheu Akston. an der Elueueluug der Geselliäiai a. >e:teu. allerdings nichts als die logische Folgerung ans den Grundsätzen, die die Kirche bereits vor vierzig Jahren ausgesprochen hat. <- Hinsichtlich des Sozialismus stellt die Enzyklika sest, daß er in den letzten vier Jahrzehnten eine ebenso große Wandln n g erfahren hat wie die Wirtschaft. Die sozialistische Vewegung hat sich gespalten: in die radikale Richtung, die in Rußland zur Herrschaft gelangt ist. und in eine gemäßigte Rich lung, die wir in anderen europäischen Ländern beobachtet!. Ten 'Bolschewismus bezeichne! die Enzyklika mit aller Schärfe als völlig unvereinbar mit den Grundsätzen des Ehrisientums. Weit milder dagegen beurteilt der Papst den Sozialismus gemä ss i g i e r Richtung. Er stellt ausdrücklich fest, daß dieser Sozia lismus starke Abstriche an seinem Programm vorgenommen Hai, also nicht mehr die radikale Prägung zeigt, gegen die sich seiner zeit Leo XIII. gewandt hat. Es wird sogar zugeilanden, daß der Sozialismus in einer Reihe von Punkten den soziale n P r inzipi e n der Kat h olisch e n L e h r e nahege kommen ist. Das bedeutet von höchster kirchlicher Steile an-r eine freimütige Anerkennung der positiven Leistungen des ge mäßigten Sozialismus, die völlig der Anerkennung entspricht, die geistig bedeutende Sozialisten wie der Präsiden! des Inter nationalen Arbeitsamtes Thomas, den sozialen 'Verdiensten der Kirche gezollt haben. Trotz dieser Anerkennung stellt aber der Papst fest, daß die Gesellschastsanssassnng auch des gemäßigten Sozialismus iu deu Gruud salzen mit der katholischen Lehre unvereinbar ist und daß daher niemand gleichzeitig guter Katholik und wirklicher Sozialist sein kann Es versieht sich, daß die bürgerliche Presie der Reckten in Deutschland diese» Ausführungen des Papstes besonderes- In.er esse widmet. Man traut seinen Angen nicht, wenn man gerade in bürgerlichen Blättern Sachsens Kommentare zu dieser Stelle der Enzyklika liest, die als schwachsinnig zu be zeichnen wären, wenn sie nicht allzu deutlich den Stempel be wnßler Demagogie trügen. Diese Blätter bezeichnen d:e Enzyklika in irreführender Weise lediglich als eine ..stund gebnng gegen den Sozialismus lmit dem sich in Wahrheit nur ein verhältnismäßig kurzer Abschnitt der Enzyklika befaßt, nnd wüten ans ihr eine Mahnung an das Zentrum heran lesen, nicht mehr ..mit den inarristischeu Kirchenieinden d - ch dlck nnd dünn zu gehen". Dabei ist feslzns,eilen, daß die Enzyklika nur die von Lea Xlll ausgesprochene Wahrheit, daß eine grund sätzliche Einigung zwischen Kaikolizismus und Sozialismus nicht möglich ist, wiederholt. Dieser Granosalz ist bei allen Koalitio nen, die in Deutschland das Zentrum mit der Sozialdemokratie eingegangen ist, beobachtet worden Diele Koalitionen waren nnd sind keine weilansckauliche 'Verschmelzung, sondern Arbeits gemeinschaften weltanschaulich wesensverschieöener Pm leien zum Vesten des Staates. Man übersieht aus der deuticken Rech len, daß der Papst überdies ausdrücklich anerkennt, daß der ge mäßigte Sozialismus sich in wesentlichen Punkten der l.atba- lischen Soziallehre genähert bat. E ne Zusammenarbeit in der praktischen Politik ist also mit dem Sozialismus- nach dem kla ren Wortlaut der Enzyklika Keule weit ehe- möglich, aß:- v»' vierzig Jahren. — Wir empfehlen der Rechten, lieber über die scharfe Ablehnung »er großkapitalistischen Tendenzen nachzu denken, die die Enzyklika ausspricht. Repräsentanten bles«-