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MMM0Ä. 23. KUgUv lSIl. eelvrtyer Tageblatt. Nr. 233. l0S. Jabrgany. AW Prozent und 108 gingen sogar über 800 Prozent hinaus. Die Steuerstaffel sei sehr ungleich und ginge vielfach gerade in den untersten Stufen weit über die Staatsstaffel hinaus. Mockau z. B. erhebe in der untersten Stufe 8, 25 getzen 1 «kl Staatssteuer! Bei den hohen Einkommen würden die Gemeinden mit der Besteuerung immer liebenswürdiger. Für den neuen Entwurf habe die Regierung Grundzüge ver öffentlicht und in einer Konferenz von 41 Personen am 29. April beraten lassen, wobei auch die sozial- demokratische Fraktion durch zwei Mitglieder ver treten gewesen sei. Grundzug der Grundzüge sei, daß die Gemeindecinkommensteuer möglichst beschränkt werden solle. Mit der Einkommensteuer solle zugleich die Schul- und Kirchensteuer erhoben werden, nur die Armenstcuer solle der politischen Gemeinde bleiben. In jeder Gemeinde solle eine Desitzwechselabgabe er hoben werden, und Sparkassenüberschüsse sollten nur zu gemeinnützigen und wohltätigen Zwecken ver wendet werden dürfen. Sogar Rentenempfänger mit 3—5 r« wöchentlicher Rente sollten noch zur Steuer herangezogen werden können. Umsatzsteuer solle nach dem Chemnitzer Muster zulässig sein. In Gemeinden, die über 60 Prozent der Staatssteuer erhöben, und oas seien fast alle Gemeinden, solle eine Btersteuer bis zu 65 Pf. pro Hektoliter erhoben werden müssen. Außerdem sollen noch Gewerbesteuer, Billettsteuer und so weiter zulässig sein. Kopfsteuer darf nicht neu eingeführt werden. Für die Sozialdemokratie sei der Entwurf in der vorliegenden Form unannehm bar: wohl sei die Gemeindesteuer reformbedürftig, aber das Existenzminimum müsse freibleiben. Gegen Stcuerhinterzieher müsse ein öffentliches Ver fahren stattfinden. Es werde Aufgabe der Landtags fraktion sein, in diesem Sinne zu dem zu erwartenden Entwürfe Stellung zu nehmen und zu versuchen, ihn dahin umzugestalten. (Lebhafter Beifall.) Eine Debatte wird nicht beliebt, man geht über zum nächsten Punkte, die bevorstehenden Neichstagswahleu. Berichterstatter hierzu ist Abg. Geyer-Leipzig, der ausführt: Die Reick»stagswahlen hätten diesmal ihre Schatten vorausgeworfen. Aus Furcht vor einer Niederlage des schwarz-blauen Blocks sei der Reichs tag nicht aufgelöst worden, zumal die Nachwahlen für ihn immer ungünstig ausgefallen seien. Jetzt müsse man kräftig in den Wahlkampf cintreten; den herr schenden Parteien fehle es aber an einer kräftigen Wahlparole. Marokko eigne sich nicht dazu. Die Sczialdemokratie fordere mit Recht die Ein berufung Les Reichstags, um Protest gegen das Ma rokko-Abenteuer einzulcgen. Aber man sei es ge wohnt, daß der Reichstag in die auswärtige Politik nichts hineinzureden haben. Richtig sei, dag die Ma- rokkcpolitik die Gefahr eines Weltkrieges in sich schließe, und diese Gefahr schließe eine andere in sich, nämlich die für die Regierungen selbst, nicht nur in Deutschland, sondern auch im Auslande. Die Sozialdemokratie sei eine Friedenspartei pur «xcellevos und protestiere gegen jeden Krieg. Für sie sei nicht die Wahlparole das Ausschlaggebende, sondern ihre Prinzipien. Die einzige Wahlparole der bürgerlichen Parteien werde sein: gegen die Sozial demokratie! Die Konservativen, das Zentrum und nicht minder die Nationalliberalen hätten diese Pa role schon ausgegrben. In der liberalen Organisa tion, dem Hansabund, habe es eine Spaltung gegeben, aber er habe sich keineswegs gegen Beseitigung der Lebcnsmittelzölle ausgesprochen. Er werde auch eine abermalige Erhöhung der Zölle nicht verhindern können. Bei den neuen Reichstagswahlen handle es sich für die Mehrhcitsparteien um eine neue Aus saugung des Volkes. Die Opposition der National liberalen dagegen sei nur Schein. Die Linksliberalen seien auch mitschuldig an der Reichsfinanzreform und den erhöhten indirekten Steuern, deshalb könnten sie keine Rücksicht von der Sozialdemokratie verlangen. 1902 hätten sogar Fortschrittler den Zolltarif mit gut geheißen. Von diesen Gesichtspunkten aus seien die bürgerlichen Parteien zu betrachten, und von diesen Gesichtspunkten aus hätte die Sozialdemokratie auch gar keine Veranlassung, aus taktischen Gründen die Freisinnigen zu unterstützen, solange nicht von diesen glatt erklärt werde, daß bei Stichwahlen zwischen dem Block und der Sozialdemokratie der sozialdemokra tische Kandidat zu unterstützen sei. Wenn die Sozial demokratie gegen die Regierungsmehrheit vorgeh«, so schließe das den Kampf gegen die bürgerlichen Par teien nicht aus. Für Sachsen sei die Sache insofern für die Sozialdemokratie klar, daß sie in allen Kreisen siegen wolle. Die Nationalliberalen seien genau so stockreaktionär wie die Konservativen, wie ihre Beteiligung am Wahlrechtsraube beweise. Der Kampf sei also gegen alle Parteien zu führen: auch den 23. Wahlkreis gedenke die Partei bestimmt wiedcrzugewinnen. Der Antisemit im 3. Kreise lei nur ein Handlanger der Konservativen, und es sei Höchsts Zeit, daß er verschwinde. Das rote Königreich müsse lückenlos hcrgestellt werden. (Bravo!) Die Handwerkerklasse habe sich von allen Parteien nas führen lasten. Sache der Sozialdemokratie sei es, sie gründlich aufzuklären, wo ihre Feinde feien. (Leb hafter Beifall.) Die anschließende Diskussion ist unbedeutend, es wird darin lediglich auf die Wichtigkeit der Agitation unter den Landarbeitern und den Kleinbauern auf merksam gemacht. Die Reichstagskandidatenliste der sächsischen Sozialdemokraten weist folgende Namen auf: 1. Zittau: Edm. Fischer, Schriftsteller, Briesnitz; 2. Löbau-Ebersbach: Krätzig, Redakteur, Berlin; 3. Bautzen: Will). Buck, Dresden; 4. Dresden-Neu stadt: August Kaden, Fabrikant, Gohlis; 5. Dresden- Altstadt: Dr. G. Gravnauer, Redakteur, Dresden; 6. Dresden-Tbarandt: Georg Horn, Redakteur, Lin- Lenau: 7. Meißen-Großenhain: Richard Schmidt, Re dakteur, Meißen: 8. Pirna: Otto Rühle, Halle; 9. Frciberq-Oederan: H. Wendel, Redakteur, Frank furt a. M.; 10. Döbeln-Roßwein: Karl Pinkau, Photograph. Leipzig: 11. Oschatz: Richard Lipinski, Verleger. Leipzig: 12. Leipzig-Stadt: M. Cohen, Kaufmann, Frankfurt a. M.: 13. Leipzig-Land: Fritz Geyer, Fabrikant. Leipzig: 14. Borna-Pegau: Karl Rvsscl. Parteisekretär. Leipzig: 15. Mittweida-Lim- bach: D Stücklen. Redakteur. Berlin: 16. Ehemnitz: G. Noske, Redakteur, Chemnitz: 17. Glauchau- Meerane: H. Molkenbuhr, Parteisekretär, Berlin; 18. Zwickau-Crimmitschau: Wilhelm Stoll!'. Gastwirt, Gesau: 19. Stollberg-schneeberq: G. Scböpflin. Re dakteur. Leipzia; 20. Zschonau-Gelcnau: Paul Göhre, Schriftsteller, Zehlendorf: 21. Annaberg-Cibenstock: Ernst Grenz, Kassierer, Leipzig: 22. Kirchbera-Auer- bach: Dr. P. Lensch, Redakteur. Leipzig; 23. Plauen: Herm. Jäckel, Gew.-Beamter, Berlin. In den Landesvorstand werden die bisherigen Mitglieder der Zentral komitees gewählt, also Schulze-Cossebaude, S i n d e r m a n n - Dresden und Braune-Rade berg. Als Sitz des Landesvorstandes wird Dres den bestimmt. Mit einem kurzen Schlußwort des Vorsitzenden endet hierauf die Landesversammlung um 1 Uhr. Theater unü Sanierte. Leipzig, 23. August. Reue» Theater. („Tiefland") Ein Künstler, der vor sechs oder acht Jahren bereits der Leipziger Oper als Mitglied angchört hatte, gab gestern seine erst« Gastrolle. Herrn Ian Mergelkamps Auftreten interessierte zunächst, vorzüglich im Schlußakte, durch das Spiel. Anderseits schien der Genannte jedoch nicht alle Intentionen in die künstlerisch« Tat umsetzen zu können, wenigstens eben nur bis zu einem gewissen Punkte. Der Bariton des Gaste» ist ziemlich spröder Art, am klangvollsten wohl in der tiefen und mittle ren Lage, in der hohen aber nicht ausgiebig genug und das große Haus nicht hinlänglich füllend. In gewissen Szenen muß Sebastianos Stimme mehr üppi ges Klangkolorit zeigen, wenn anders di« glühend« LiebeSleidenschafi des bäuerischen Genußmenschen zu völligem und wirklich glaubhaftem Durchbruch gelan gen soll. So blieb manches, vielleicht sogar nicht weniges im bloßen Beginn stecken und vielver sprechende Ansätze fanden keine rechte tonliche und musikalische Fortführung und Erfüllung. Ein ab schließendes Urteil zu fällen, wird die andere Gast rolle (Telramund) Gelegenheit bieten. Nicht vergessen sei des Sängers korrekte und sehr deutliche Aussprache und Deklamation, die viel Anerkennung verdienten. — Von neuem hinterließ di« treffliche Darstellung der Nuri durch die aus Halle als Stellvertreterin herbei gekommene und des öftern an dieser Stelle lobend er wähnte Sängerin Frl. Mothes einen ungemein sympathischen Eindruck. L. 8. Letzte Depeschen unü Mrnlprechmelüungen. Nach üem englischen Streik. (Siehe auch den besonderen Artikel.) XN London, 22. August. (Eig. Drahtmeld.) Nach neueren Meldungen über die Ausschreitungen in Tredcaar^ Evbwoale und Nhymney pl Linder- s ten die Ausrührer zunächst die Häuser von Juden, da gegen die Juden, die einen beträchtlichen Grund besitz in den drei Städten haben, seit langem wegen hoher Wohnungsmieten Groll besteht. Später griff das Volk, das auch über die durch den Eisenbahnerausstand hervorgerufene Lebensmittel teuerung erbittert ist, andere Gebäude an. In Tredegar wurden über 30 Personen in das Hospital aebracht, die bei dem Zusammenstoß mit der Polizei schwer verwundet worden sind. Die Menge ist noch immer erregt'und droht mit neuen Ge walttaten. >O/ London, 22. August. (Eigene Drahtmeldung.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses kritisierte Macdonald scharf die Politik Churchills während des Streiks. Darauf verteidigte Churchill warm die Haltung der Regierung, die durch die Notlage vollkommen gerechtfrtigt gewesen sei. Er betont«, eine fortgesetzte Stockung Les Eisenbahn verkehrs würde Beschäftigungslosigkeit und Hun gersnot in einem großen Teile des Landes her vorgerufen haben. Keine Blockade durch einen auswärtigen Feind hätte in so wirksamer Weise einen Vruck auf die ganze Bevölkerung des Landes ausüben können. Ich weiß keinen Fall in der Geschichte, sagte Churchill, wo eine solche Kata strophe jemals ein großes Gemeinwesen bedroht hat. Die Regierung habe weder für das Kapital noch für die Arbeiter Partei ergriffen, sondern sich auf die Seite des Volkes gestellt. (Beifall.) — Das Haus vertagte sich später bis zum 24. Oktober. London, 22. August. (Eig. Drahtmeld.) 500 bis 600 Dockarbeiter. di« auf der Werft in der Nähe der Towerbrücke in London beschäftigt sind, sind in den Ausstand getreten. H London, 22. August. (Eig. Drahtmeld.) Die Mißhelligkeiten an der Midland-Eisenbahn sind in befriedigender Weise beigelegt worden. Di« Arbeiter wollen die Arbeit wieder auf nehmen. Geringe Labakernte. 8t- Ludwigshafen, 22. August. (Prio.-Tel.) Nach den übereinstimmenden Berichten aus allen Teilen der Provinz sind oie Aussichten für die dies jährige Tabakernte sehrgeri na. Die trockene Hitze hat Las weitere Wachstum der Pflanze gestört. Die französischen Manöver. * Paris, 22. August. (Eig. Drahtmeld.) Die Blättermeldung, nach der das Programm der großen Manöver insofern eine Aenderung er fahren habe, als nur Las 6. Korps, durch alle seine Reserven verstärkt, daran teilnehmen, während das 1. Korps mit Rücksicht auf die Maul- und Klauenseuche in den Garnisonen bleiben soll, wird im Kriegsministerium als verfrüht be zeichnet. Gegenwärtig studiere noch eine Kommission an Ort und Stelle die Frage der Maul- und Klauen seuche, eine Entscheidung sei daher noch nicht ge troffen. * 300 Mark Belohnung. IV. Dresden, 22. August. (Prio.-Tel.) Der Erste Staatsanwalt in Dresden erläßt heute eine Be- kanntmachung zu dem Sittlichkeitsver- brechen an der Melanie Thieme, in der es u. a. heißt: Sonntag, den 13. August ist, annehmbar in den späteren Abendstunden, an der 14jährigen Haustochter Melanie Thieme aus Niederhäslich auf Oberpesterwitzer Rittergutsflur ein schweres Sittlich leitsverbrechen verübt worden, das den Tod des Mädchens zur Folge gehabt hat Die Thieme, di« bekleidet war mit schwarzem Nock, weißer Bluse, gelbem Strohhut mit kirschrotem Band und roten Blümchen und ein braunledernes Handtäschchen bei sich trug, ist am Sonntag nachmittag mehrfach von ihr bekannten Personen auf der Festwiese des Pot- schappler Vogelschießens in Begleitung eines Unbe kannten, der einen etwa zwei- Lis dreijährigen Knaben bei sich führte, gesehen worden. Sie soll in der vierten oder fünften Stunde mit dem Unbe kannten an einer Fischwürfelbude gestanden unb mit ihm gesprochen haben. Etwa gegen 5 Uhr ist sie mit dem Unbekannten auf einem Karussell (Krinoline) und dann wieder auf einem anderen Karussell (Zeppelin- Luftschiff) gesehen worden; hierbei soll der Unbe- kannte für sie bezahlt haben. Kurz darauf ist sie in einem Bierzelt (Bratwurstglöcklein) unweit des Ein- gang» an einem Tisch fitzend gesehen worden. Auch hier war sie in Begleitung des Unbekannten mit dem Jungen. Etwa in der siebenten Stunde ist sie auf dem schmalen Wege von der Festwiese nach dem Steiger mit dem Unbekannten gesehen worden, wobei dieser und die Thieme Len kleinen Jungen an der Hand geführt haken. Nach 8 Uhr endlich soll sie. anscheinend ohne Begleitung des Unbekannten, am Kasperletheater gestanden baben. Seitdem ist sie nicht mehr gesehen worden. Der Unbekannt« wird wie folgt beschrieben: Etwa 27 bis 30 Jahre alt, von mittelgroßer, kräftiger Statur, dunkler Schnurr ¬ bart, trug dunkle Hosen, dergleichen Weste, Helles etwa cremefarbenes Jackett, Etrohhut, dessen Krempe vorn nach unten, hinten nach oben gebogen war. Der in Begleitung de» Unbekannten befindlich ge wesene Junge, etwa 2 bis 3 Jahre ali, war ve- kleidet mit blauem, vielleicht hellblauem Russcnkittel mit weißem Gürtel. Der oben beschriebene Unbe kannte, der bis jetzt, wie irrtümlich verbreitet, noch nicht ermittelt werden konnte, wird dringend er sucht, sich zu melden. Für die Ermitteluna des Täters oder für den Nachweis von Tatsachen, die seine Er mittelung zur Folge haben, wird obige Belohnung ausgesetzt. 85 000 ^l unterschlagen und geflüchtet. Hamburg, 22. Aligust. (Privattelegramm.) Nach Unterschlagung von 55 000 .tt durch Fak. turenfälschung ist der bei einer hiesigen Export, firma tätige Prokurist Meyer geflüchtet. Diebstahl oder schlechter Scherz? fs Paris, 22. August. (Eig. Drahtmeld.) Heute nachmittag nahmen die Diener des Louvre-Museums zu ihrer größten Bestürzung wahr, daß eins der be rühmtesten Bilder der Sammlung, die „Giacond a" von Leonardo da Vinci, verschwunden war. Von dem Bilde, das im Salle de Paris einen Ehren platz eingenommen batte, war nur der Rahmen zurück geblieben. Der Polizcipräfekt ließ sofort die Ga lerie räumen und das Museum absperren Man glaubte zuerst, daß einige Photographen, die die Ge nehmigung zur Reproduktion der Galerie erhalten hatten, das Bild vielleicht in ihr Atelier geschafft hätten, doch stellte sich diese Annahme als irrtümlich dar. Man hält es kaum für möglich, daß ein wirk licher Diebstahl oorliegt, da cs ausgeschlossen scheint, dieses weltberühmte Bild m Gelds machen zu können. Es heißt, auf der Polizei neig« man zu der Ansicht, daß es sich um den schlechten Scherz eines Re porters handele, der hierdurch beweisen wolle, daß die Ueberwachung de« Louvre-Museums, die schon öfters gerügt wurde, in der Tat sehr man gelhaft sei. Nach Ansicht der Museumsdiener dürfte sich der Dieb während der Reinigung des Saales eingeschlichen, das Bild während der Nacht aus dem Nahmen genommen, die Einfassungen teil weise zerstört und sich mit der zusammengerollten Leinwand entfernt haben. Letzte Ssnüelsnschrichten. * Hamburg, 22. August. (Prio.-Tel.) Die Baum- wollsaatölkabrit Thörl, G. m. b. H., in Harburg be antragt eine K a p i t a l s e r h ö h u n g um Vs auf 2 Millionen Mark. * Lübeck, 22. August. (Prio.-Tel.) Die General versammlung de: Lübecker Privatbank beschloß, das Grundkapital von 2 400 000 ,4t auf 3 600 000 .il zu erhöhen. Die Deutsch« Bank in Berlin über nimmt die neuen Aktien zum Kurse von 128 Proz., den Aktionären werden die Aktien zum gleichen Kurse angeboten. * Luxemburg, 22. August. (Eig. Drahtmeld.) Dis Einnahmen der Prince Henry-Bahn in der zweiten Dekade des August betrugen 179 180 Franken: dies ist gegen dieselbe Zeit des Vorjahres eine Minder einnahme von 26 340 Franken. Paris, 22. August. (Eig. Drahtmeld.) Die Börse verkehrte erneut in träger Haltung. Die Spekulation bewahrte Zurückhaltung. Die vorliegenden Verkaufs austräge bewirkten, daß die Erössnungsnotizen sich aus der ganzen Linie niedriger stellten. Trotzdem sich der Verkehr weiterhin in großer Ruhe abwicksltc, war die Erundstimmung wenig ermutigend, wozu die matte Haftung der deutschen Börsen, die Schwäche Londons und die wenig befriedigende Verfassung New Yorks beitrugen. Am Bankenmarkte war gleich falls ein« träge Haltung vorherrschend. * London, 22. August. (Privatkabelgramm.) Die Börse (über deren Eröffnung wir bereits in unserer gestrigen Abendausgabe berichteten. D. Red.) ver kehrte heut« nicht in einheitlicher Tendenz. Englische Eisenbahn-Aktien konnten sich von ihrer anfänglichen Schwäche erholen, da die Beilegung verschiedener Streitpunkte stimulierte und gemeldet wurde, daß der Bahnbetrieb sich wieder normaler gestaltete. Ameri kaner waren am Nachmittage befestigt und zogen an der Nachbörse weiter an; doch trat schließlich in diesen Werten wieder eine mattere Haltung zutage. Canada Pacific Shares waren für Berliner Rechnung stark angeboten und zeigten daraufhin «ine flaue Tendenz, konnten sich aber später gut erholen. Südafrikanische Werte lagen infolge von Pariser Abgaben allgemein matt. Zn di« Bank von England flössen durch Barrenkauf 75 000 Pfd. St.; dagegen wurden nach Belgien 8000 Pfd. St. expediert. : Nishny-Nowgorod, 22. August. (Eig. Draht- meloung.) In dsn letzten Tagen entwickelte sich der Handel in Feh, Murmel und Hermelin, und kamen darin namhafte Umsätze zustande. Für Rückenfeh wurden 35 Rubel und für Beisky-Murmcl 80 Kopeken im Durchschnitt bezahlt. Der Verkauf in amerikani schen Rauchwarenartlkeln liegt noch flau. Re» York, 22. August. Hiond»börfe. lSchlutz.) weid um 24 LI. »o.t.v.ietzt«Darl. »Lechs. a. Brrlin -lSrchs. a. VartS Wechsel a.Lond. l0V London »adle Tran-lerS Sitver Bullion St. LoutS S. g. Re«. Bond- Southern Pari«. 4-k M/SBde. Mchpon Lop. Baltimore Lanad. Pae. Lheiaveate Nhlcaao. Mtlw. ltol. Southern Denver Lamm. «Lrt« Sonimon Srcattllortb vrel Illinois Lenirol Labtah Ballen Lui-v.u.Nulhv- Missouri 141- 4.8160 1.8640 6L25 SOL» S6.Z7 rzr,- "-/s 2.12 r.i2 4LZ50 »eure s vorder > iMUouri Bac. RewNork Lenlr New^-orkLnlar. Nori. and West. NortbernPaetltc Vennsnlvanta Readtna Rock 71-lanv - ZoulhernPactNc Southern Ratlw Union Bacift« Wabash vres. Umataamoled tlmarlc. Lorom. tlmeri«. Bmrll. Ämer. Tua.Nes. -lnacondo Lcneral<tlectrir Un Slccl eomin. do. pre-. Utah Copper Birg. Chemtca. national Lcad Standard Oll ! LearüRoad.Ld'.c! 41.52 41.- 10! lu».5Ü 118.75 12V.87 veni ! vorder iir.su 28.12 in.br N- 12".)5 144LU ,M 28.12 17U.Z7 2SL» 161.25! 1L1- 72.75 U5.SU 44.25 54.75 * New York, 22. August. (Privatkabelgramm.) Unter dem Eindruck der matten Haltung der Lon doner und Berliner Börse eröffnete auch Li« hiesige Fondsbörse in schwacher Haltung. Während London nur in geringem Maße am Geschäft beteiligt war, hatte Berlin verschiedentlich direkt« Derkaufsorder hergelegt, di« sich hauptsächlich auf Canada erstreckten. Der Verkehr gestaltete sich recht lebhaft, und die Kurie schlugen besonders nach Eröffnung weiter ein« scharfe, rückgängige Bewegung ein, da über Rocht umfang- reiche V«rkauf»limi1e von bedeutenden Hausse-Posi- ttonen einaelaufen waren, von denen besonder» Harriman-Wert« betroffen wurden. Die Jnterven- tioirstätigkeit war außerordentlich gering und die an dauernden Liquidationen in Union wirkten stark ver stimmend. Im weiteren Verlauf« konnte sich jedoch eine Erholung durchsetzen infolge von Deckungen. Auch übte die Festigkeit der Stahltrust-Aktien einen günstigen Einfluß auf die Tendenz aus. Di« Stei gung der Steels führte man teilweise auf das Dementi Schwabs zurück, wonach die Gründung einer neuen, unabhängigen Stahlproduzenten-Dereinigung nicht geplant sei. Immerhin war die Kauflust nur gering und wenig kräftig, so Laß durch erneute Angebote immer wieder LIZare an den Markt kam. Gegen Mittag wurde der Verkehr sehr träge und bestand fast nur au» Gewinnmitnahmen der berufsmäßigen Tatzesspekulation. Die Entscheidung des Buildes- gcnchts, daß Ler Prozeß der Negierung gegen di« Denver- und Rio Grande-Bahn wegen der Ueber- schreituna der Bauholzsracht seinen Fortgang nehmen soll, machte wenig Eindruck. Das Objekt des Pro. zesses soll sich auf mehrere Millionen Dollar be laufen. Am Nachmittage wurde die Kursbewegung unregelmäßig und die Schwankungen nahmen einen recht erregten Charakter an. Erneute Liquidationen, speziell in Baltimore, Union und Canada, schrieb man hauptsächlich dein Kontinent zu, von wo infolge der alarmierenden Nachrichten über die marokkanische Angelegenheit vielfach direkte Verkaufsorder einge laufen waren. So soll speziell Berlin große Posten Baltimore-Aktien verkauft haben, die trotz des gün stigen Juliausweises heute den bisher in diesem Jahr« niedrigsten Stand erreichten. In der letzten Stunde wechselten dann Verkäufe Ler Baissepartei und Deckungen miteinander ab, doch gestaltete sich die Tendenz am Schlüsse stetig. An Aktien wurden ins gesamt 590 000 Stück umgesetzt. Die Southern Pacific gibt bekannt, daß vor den» 1. Oktober 6000 Arbeiter bei den Harriman-Bahnen entlassen werden würden, dagegen erklären die an- deren westlichen Bahnen, daß sie keine Betriebsein- schränlung planen. Bedeutende Nöhrenwerke bestell ten 1000 Tonnen Roheisen. Ein östlich-, Stahlwerk unterhandelt wegen der Lieferung von 25 000 Tonnen. An der Börse verlautet, daß die in den letzten Tagen stattgesundenen umfangreichen Liquidationen zum Teil der Standard Oil Lomp. zuzuschreiben seien, indem dies« als ersten Schritt zu ihrer Auflösung di« Abstoßung ihrer ganzen Esfektenbestände vornehin«. — Taft hat gegen die Baumwollbill sein Veto eingelegt. E i n z e l u m s ä tz e: Reading 95000 Shares; höchste und niedrigste Kurse 1 Ei, bzw. 142'^; Union Pacific 166000, 171H bzw. 168>/i; Steels 147 000, 73 bzw. 71i/(. New York, 22. August. Produktenbörse. lSchluß.) urute I vorder I nenie - vorder rort,ei, crvlcr «tri 4.45-60 -i.4b-td 1?.1S Al 45.-8 Wtnt.llr.2>loto Septemver W D lkiipfer St. loko Zinn ' 47,— 121S-M 4S.-' Tkjcmoci KV.?L 104.50 Z nt 8 4/.— a.1.5 6.1! dchäli.15 4.15 !«a,a -Ur. 2 7125 vlrli« ISpr-wd. 4.d5 »i>keo !oio 71.- Lcnnial, W. Sl. U 8.6, Ha ter Vr. 2 Rode a.Brold. »oa cllppeo lala VaumivaUr wt. 48.75 iLbv W 12Ä Wilcox Zuiler Sc pran. SÄ- 5.76 NUlliiU 17.ZS vo. muecvvadc 4L4 4.124.50 September 11.-4 11L1 LZ Petroleum Okloder 11.74 reiin. ini5aieö 8.76 8.75 Slooeniber 11.2/ so. El. wiM 7.25 7.25 Dezember NL7 11^6 üred. ^.alaric 1^1 1^1 Januar Jevruar N.Z1 11.11 Dal., 6.62 662 1141 ÜÄ Terpentin S1.I 55.61 dl Mär, vo. Eavannai 51 . -2'4 New Ori. lolo Uobeisen Nr. l 11-/» 1SL1-16 11-/» do. Wilmuigl. tilcirridctrard nach Liverpool sv-i. :1 Ilorih.gaunvrr 15L0-16 L- 2.- c o. - N r.'e IL-i.15^ 15^15". nachRvuervan b.5a »ourher» Nr. l 1L-1SZ- i5-l5>d nach Hamvur, :2.SV co. da. San 1^-15>i, 15-15'4 OattrrRio Rr., Bessein. Siatzi LIA) loko 1ZL5 1ZL5 (PlllSdurq- 21A) ÄUZ. 11.7^ ttchl Siahlschienen 1.2» Or». tt.Zo 11^6 Äpitl 11.V5 U).Ä0 * New York» 22. August. (Privatkabelgramm.) Der Baumwollmarkt eröffnete infolge enttäuschender Auslandsmeldungen, namentlich -ans Manchester, und unter dem Druck von Abgaben in schwack-er Haftung, befestigte sich jedoch im weiteren Verlaufs auf die L In Hausse lautenden Berichte der Uscroy und Weathern Bureaus und aus Meldungen über Nieder- schläge in Texas. Die Baissen-Spekulation schritt zu Deckungen und die Kauflust übertrug sich auch auf weitere Kreise, da aus Arkansas Klagen über Nässe einliefen und New Orleanser «ine gute Haftung zeigten. * New Port, 22. August. (Privatkabelgramm.) Der Weizenmarkt zeigte zu Beginn eine zuversichtlich« Stimmung auf feste Auslandsmeldungen und Deckun gen, schwächte sich aber im weiteren Verlauf« ab, als aus Canada warmes Wetter gemeldet wurde uns so- wohl aus Europa als auch aus Canada und Nord dakota bessere Ernteberichte vorlagen. Gegen den Schluß befestigte sich die Tendenz vorübergehend auf wiederholten Rückkäufe, kleinere Ankünfte im Innern, bedeutende Verschiffungen und erneute Klagen über di« geringe Qualität der neuen Weizenankünfte. Die Preise verloren jedoch schließlich gegen gestern 4» Proz., da die matte Haltung der nordwestlichen Produttenmärkte verstimmte. Gehandelt wurden 39 BootslaLungen. * New York, 22. August. (Privatkabelgramm.) Das Geschäft am Maismarkt hielt sich in engen Gren- zen, und die Tendenz war schließlich im Einklang mit der Abschwächung am Weizenmarkte williger, da sich infolge von Realisierungen vermehrt« Angebote zeig ten. Gehandelt wurden 20 Bootsladungen. * New York, 22. August. (Privatkabelgramm.) Der heutige Kafsecmarkt stand beim Beginn unter dem Eindruck enttäuschender Kabel Meldungen und er- öffnete infolge von Abgaben Europa» und Liquida tionen in williger Haltung. Später erfuhren di« Preise jedoch eine Steigerung, da au» Havre höher« Schlußnotierungen vorlagen und die Hausse-Speku lationen im Zusammenhang mit den wenig günstig lautenden brasilianischen Ernteberichten zu Deckungen und Neuanschaffungen schritten, demzufolge die Preise schließlich 8 bis 17 Punkte gewannen. Chicago, 22. August. Prodnttenbvrse. (Schluß.) s dein- vvedi-r s »em I nvri.ee -rr rt,en «Ut'„ —! Mato Riat 61.5/ ,417 Sepicinder s'.rä St.- Hafer Sept. 4212 42.5> Trzemdcr --4s> '.5.62 Dezember 44.5t, 44.87 «>!.>, 150.62 ic-117 Schmal, Sepl. 4175 »2/5 Llnio Aua. — — —- — Port Sepldr. 16.6) 17.» > Tevleinder 61.87 64.25 Rivveil Zcpl. l.t.5 5.15 Dezcmdtr 61.25 61.75 Vitterungsvrrjkltt aus dem bayrischen Hochland vom 22. August. 8 Das Internationale öffentliche Verkehrs- bureau in Berlin, Unter den Linden 14, teilt uns mit: München: 18 Grad. Regen, nachts starker Regen. Zugspitze: 4 Grad, ganz bedeckt, nachmittag» Regen. Lhesredakteur: Dr. Ludwtg Stettauh««», t. Berte. Johannes Schulz. Verantwortliche Redaktcurc: ,Ziir -Politik Dr. «. vlilnthrr, Irkale u. sächsische Snaelegeiiheiien, Lapekchronlt » Vermocht«« St. ». Buttlar, Vas gentllrivn Baut Schaumburg, Musik lt. Seguttl, Sport uns uterichi.Oaal I. HaarlelS. gür 0»« HandelSzcitung «. Sirchr,«!,. gür i>en Inseratenteil Max Itzt«. Sämtlich tu Leipzig. U»»«rla»,t«v «aauikripte» ist stet» da» ««US- paew detzufüg«». Für «ufbewahruug und Rückgabe u»tr* »et»« »ema-r üd«»EE».