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der bekannt «ad, dass auf die Eingabe an da. Polizei amt bisher noch leine Antwort einaegangen fei, und gab anheim, noch einmal dorthin zu schreiben, da man ooch wenigsten, «ine Annoort verlangen könne. Wegen des Nachtbetrieb«, wurd« angeregt, an di« Direktionen der Straßenbahng«sellschast«n «ine Ein gabe zu richten. Der Vorschlag wurde angenymmen. Der Vorsitzende gab dann Las Ableben des bisherigen Schatzmeisters Mühlberg bekannt, dessen Andenken er durch Worte des Gedenken, ehrte und die An- ivesenden ausforderte, sich von den Plätzen zu erheben. An Stelle des Verstorbenen wurde Kaufmann Hirsch seid gewählt, als Stellvertreter Kausmann Strobel. In das Preisgericht für das Heimat lied sind di« Professoren Sitt, Gutjahr und Wohlgemuth eingetreten. Rechtsanwalt Leb recht schlägt vor, zwei Preisausschreiben zu erlassen, und zwar getrennt, wegen des Textes und der Musik. Ausgeschrieben werden je 300 « Preise. Der Vor schlag wurde angenommen. Neber die Kommission „Leipzig im Blumenschmuck" berichtete Direktor Hampel, der bekanntmachte, dasz di« Konkurrenz auch in diesem Jahre wieder stattfinden wird. Die Stadt hat wieder 5,00 .K und der Verein 300 .tt de willigt. Der Wettbewerb soll im Juni und Anfang September veranstaltet werden. Mit den Plaketten und Preisen wird wie im vorigen Jahre verfahren. Berichterstatter regte an, die Bürger an einem Tage im Sommer zu einer besonderen Dekoration aufzu iordern. Hierbei sind neben den Pflanzen auch ab geschnittene Vlumcn gestattet. Der Plan soll noch im einzelnen ausgearbeitet werden. — Eine eingehende Besprechung iand über die Einlegung eines Sonder- ,uges zur Besichtigung der Reise- und Verkehrs-Aus stellung in Berlin statt. Dieserbalb war eine Ein gabe an die Eisenbahndirektion Halle gemacht wor den, die rückschriftlich ihre Bedingungen mitgeteilt hat. Die Teilnehmer an dieser Jährt dürfen danach nur Mitglieder des Vereins sein. Der geschäfts führende Ausschuss soll die Erledigung dieser An gelegenheit in die Hand nehmen. Unter „Ver schiedenes" wurde beschlossen, den Kellereien der Firma Fcrtsch K Simon Mitte Mai einen Besuch ab zustatten. - Trauerseier für Brauereibcfitzer F. A. Ulrich. Nach der stillen Ablchiedsfeier, die dem nach langer und schwerer Krankheit Heimgegangenen Seniorchef der Brauerei F. A. Ulrich, Herrn Brauereibcsitzer F. A. Ulrich, im Trauerhause gewidmet mar, bewegte »ich in den gestrigen Nachmittagshunden ein langer Trauerzug durch die Strogen der Stadt bis zur Ruhe stätte der Toten, wo sich, in der großen Kapelle des Südfricdhofes, ein nach Hunderten zahlender Kreis um die Bahre des geschiedenen vortrefflichen Mannes scharte. Am Altarplatz standen die Abordnungen des Vereins der Brauereien des Leipziger Bezirkes, des Militärvereurs Großzschocher-Windorf, des Militär vereins des Infanterieregimentes ..König Georg" Nr. 106, des Militärvereins „Kampfgenossen" und der „Typographia" in Trauerparade, während sich in der Halle selbst neben den Hinterbliebenen zahlreiche Vertreter heimischer Brauereien, Gastwirte, Kollegen und Freunde des Geschiedenen mir dem gesamten kaufmännischen und technischen Personal der Firma versammelt hatten. Ein leises Orgelpräludium setzte ein, gefolgt von dem vom Kirchcnchor zu St. Jo hannis unter Herrn Kantor Nöthig angestimmtcn „Christus, der ist mein Leden". Seiner Standrede legte der Geistliche Herr Superintendent I). Har tung die Worte aus Jacobus: „Selig ist der Mann, der dl« Anfechtung erduldet, denn, nachdem er be währt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen" zugrunde. Wahrhaftig, F. A. Ulrich, dessen Charakter züge und Eigenschaften der Sprecher am Sarkophage in großen Zügen liebevoll zeichnete, war in vollem Sinne des Wortes ein Mann, der sich in der Schule des Lebens und im Kampfe um die Arbeit bewährte und der sich auch draußen im Felde den Kranz der Ehren errungen. Er war ein Mann mit feurigem Mute und von unüberwindbarer Tatkraft. Geschätzt im Kreis« des Geschäftes, hoch anerkannt im Kieste seiner Berufsgenossen, hat er, treu im Kreise seiner Familie, abseits von der ihm noch fern gerückten An fechtung, mit fester Hand die Arbeit geleitet und mit Pflichttreue seine berufsgenossenschaftlichen Ehren ämter verwaltet und auch mit wohlwollendem Herzen der Armenpflege gedient. Seiner ist zugleich als eines Mannes zu gedenken, dem auch die Anerkennung durch die Verleihung des Ritterkreuzes 1. Klasse des Albrcchtsordens nicht fehlte. Gott hat ihn gelegner in Seele und Haus, ihn, der von vornehmer großer Lebensauffassung und von lauterstem Charakter ge wesen und sich in seinem arbeiisreickien Leben ganz seinem Berufe hingegebcn. Und doch ist ihm auf ein mal die Anfechtung gekommen, die zu bestehen er wie ein Meister überwand. Wie nach oben hinauf haben ihm die nahen Glocken der Peterskirche in der Ab schiedsstunde geläutet, darum selig ist der Mann, der überwindet. 'Nach dem Geistlickfen trat Herr Bürk- l i n.an Len in Kränze und Palmen gebetteten Sar kophag, um dem unoergeßlicl-en Freund und Kame raden, mit dem er 3K Jahre in Freundschaft und An hänglichkeit verbunden gewesen, einen letzten herz innigsten Abschiedsgruß nachzurufen. F. A. Ulrich, der Gründer der Firma, sei ein Mann von gutem Charakter und frohen Sinnes gewesen, ein Mann, treu wie Gold. Trotz seines selbständigen Charakters hal»e er dennoch keinen Feind gehabt. Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Männlichkeit waren die Grund lagen seiner Handlungen. So wurde er als Ge schäftsmann wie als Wohltäter allen ein Vorbild. Soziale Fragen löste er mit der Stärke des Herzens; so i.annien ihn die Arbeiter „Vater". Mit Gebet des Geistlichen schloß die Trauerseier am Sarge. „Wenn ich einmal soll scheiden" erklang es dann vom Chor, und nach den letzten Akkorden bewegte sich ein langer Zug von Leidtragenden unter Assistenz der Beerdigungsanstalt A. M. Ritter nach der letzten Ruhestätte des Geschiedenen, wo dessen irdische Hülle unter dem ls-esang „Jesus meine Zuversicht" und „Wie sic so sanst ruhen" der Erde übergeben wurde. * Erstreckt sich die Realschankberechtigung aus alle Räume des Grundstücks? Eine für das Brauerei- unb Gastwirisgewerbe interessant« prinzi pielle Frage har jetzt das Königlich Sächsi sche Oderlandesgericht entschieden. D«r Schankwirt Dietrich in Bautzen ist Be sitzer eines Grundstücks daselbst, auf dem Real- jchanlbcrechtigung ruht. Er betrieb im Erd geschoß das Schankgewerbe, wollte dasselbe aber auch auf Vie oberen Räume ausdehnen und suchte um diesbezügliche polizoiliche Genehmigung nach. Bevor nun die letzter« erteilt wurde, hott« der Wirt bereits die oberen Räume seines Grundstücks zum Schank betriebe eingerichtet und in Benutzung genommen. Er wurde infolgedessen wegen unbefugten Schankbetrie- bes mit einem Strafmandat bedacht, beantragte hier gegen gerichtliche Entscheidung und erreicht« ui erster Instanz vor dem Schöffengericht zu Bautzen sein« Freisprechung. Die hiergegen von der Staatsanwalt- schäft eingelegte Berufung hatte Erfolg. Der Wirt wurde wiederum verurteilt, obgleich er oinwendete, daß Gastwirte, auf deren Grundstücken Realberechtt- gung ruhe, die Konzession ohne weitere» für sämt liche Räume besitzen. Der Polizeibehörd« stehe wohl ein Verbietungsrecht au» feuerpolizeilichen und sitt lichen Gründen, das Recht zur Konzefsionserteilung und entziehung stehe ihr ledoch nicht zu, und infolge dessen könne sie auch nicht verlangen, daß «in Gast wirt, der im Besitze der Realschankderechtigung sei, um Koirzcssion nachsuche, wenn er den Schankbetrieb auch auf andere Räume seines Grundstücks auszu dehnen beabsichtige. Gegen das landgerichtlichc Ur teil legt« der Gastwirt Revision beim Oberlandes- aericht ein. Obgleich auch der Vertreter der Ober staatsanwaltschaft die Sachlage als eine sehr zweifel hafte bezeichnete und . auf eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Stuttgart aus neuerer Zeit hin wies. erkannte das Oderlandesgericht auf losten- pflichtia« Verwerfung des Rechtsmittels der Revi sion. Das Oderlandesgericht stellte sich auf die Seite der Vorinstanz, des Landgerichts Bautzen, obgleich auch dieser oberste sächsische Gerichtshof die Frag« als eine solche sehr zweifelhafter Natur be zeichnete. Das Oderlandesgericht geh« aber davon aus, daß für die gewerbepolizeilich« Genehmigung der 8 33 der Gewerbeordnung zu beachten sei. ilvenn auf einem Grundstücke die Realschankderechtigung ruhe, so komme allerdings für die Erteilung der Kon zession zum Scliankbetriebe der Nachweis eines vor handenen Bedürfnisses nicht in Frage. Die Bedürf- nissrage und die Frage der Grundstückslagc seien in diesem Falle auszuschalten. Die gewerbe polizeiliche Genehmigung sei aber auch f ü r G r u n d st ü ck e mit Realschank berechtigung erforderlich, um fest zu stellen, ob das zum Betriebe des Cchankgcwerbcs bestimmte Lokal we gen seiner Beschaffenheit den polizei lichen Anforderungen genüge, * Die Deutsche Bank hat im Grundstück Tauchaer Straße 0 eine weitere Filiale und Depositen lasse eröffnet, die Montags bis Freitags ununterbrochen von 9 Uhr vormittags bis Uhr nachmittags und Sonnabends von 0—2 Uhr ge öffnet ist. ' Tätigkeit der Rettungsgcsellschaft. Im Monat März gestaltete sich die Tätigkeit der Rettungsgcscll- schasl nach den Meldungen an die Geschäftsstelle wie folgt: Die Erste Hilfe wurde im ganze« van 131.', Personen beansprucht, davon entfalten auf die vier ständigen Sanitätswachen 1333. Am Tage wurden die Sanitätswachen zu 110t!, in der Nacht zu 229 Hilfeleistungen requiriert. Von den Hilfesuchenden waren 920 Männer, 300 Frauen und 113 Kinder. Bei Geburten wurde 2mal Hilfe geleistet. 373 Un fälle ereigneten sich nn Straßenverkehr, -123 in Be trieben und 317 unter anderen Verhältnissen. In 198 Fällen lagen plötzluhe innere Erkrankungen vor, in 9 Fällen hatte die Schwere der Verletzung bzw. Erkrankung noch vor Eintreffen des Arztes den Tod herbeigesührt, und 13 Fälle wurden, da nicht zur „Ersten Hilfe" gehörend, zurückgcwiesen. Die höchste Inanspruchnahme zeigte der 13 Mürz (Montag) mit 73, die niedrigste der 26. März (Sonntag) mit 26 Hilfeleistungen. Von den Perbandstationen und zoitweiligen Hilfsstellen wurde in 180 Fällen die Erste Hilfe geleistet. * Der Leipziger Lehrer Gesangverein veröffent licht soeben einen ausführlichen Bericht über leine Tätigkeit in der Zeit des 26.-35. Vereinsjahres (Februar 1901 — Februar 1911). Nach einem aus führlichen geschichtlichen Rückblick auf die genannten Jahre werden eingehend die Vereinskonzerte be sprochen und die in den Berichtsjahren aufgeführten Chorwerke ausgezählt, denen eine Sammlung der Preß-Kritiken über die zum ersten Male auf geführten bedeutendcrenWcrle ivlgt. Weitere Kapitel der Schrift gelten den Reisen und Ausflügen des Vereins und den Vereinsvergnugnngen. Aus dem Abschnitt „Statistisches" ist zu erjehen, daß der Leip ziger Lehrer-Gesangverein im Jahre 1911 323 singende und 277 unterstützende Mitglieder zählt, zusammen also 600. Außerdem zählt der Verein zurzeit noch 12 Ehrenmitglieder. Mit de: Totenliste und dem MitLkicdcrvcrzeichnis schließt der sehr fleißige, vom 1. Schrsttführer C. Ehrig erstattete interessante Bericht. * Die neue Leipziger Fibel. „Guck in die Welt" nennt sich die neue Fibel, die der Leip ziger Lehreroerein jetzt bei Friedrich Vrand st etter herausgegcbcn hat. Sie kommt ge rade noch recht zur Einführung, da ja in Leipzig seit Jahren ein Vorbereitungskursus dem Leseunterricht bis Pfingsten vorausgcht. Daher ist wohl kaum daran zu zweifeln, daß die neue Fibel an Stelle der alten tritt und »och für das soeben begonnene Schuljahr von der Behörde gcnehtnigt wird. Denn dieser Fibel ivcrden wohl alle Beteiligten, Lehrer, Eltern und Kinder, zustimmen. Die Kinder vor allem, denn die prächtigen bunten Bilder, die der Leipziger Künstler Warnemünde den Worten mitgab, müßen ein Kinder Herz entzücken, aber auch den Erwachsenen durch ihre schlichte, sichere Ausfassung und ihre kräftige und doch vornehme Farbe befriedigen. Der Text zu den Bildern wächst mit der fortschreitenden Lesefertigkeit der Kinder, ist aber von der ersten Seit an sinnvoll, immer kindertümlich aufgefaßte Situationen wieder gebend. Man spürt, daß dieser Sprachgestaltung gründliches Studium der Ausdrucksweise des Kindes zugrunde liegt. Das wird Len Beurteiler fesseln, selbst wenn er im ersten Augenblick beim Anblick des Lchriftkleidcs stutzen wird. Daß die Verfasser keine Feinde der Deutschschrift sind, beweist der Umstand, daß sie im zweiten Teile die schöne, vom Führer der Dcutschschristler Professor Kirschmann besonders ge rühmte Fibelschrifl, die sogen. Nühlschc Elementar- Deutsch des Leipziger Schriftkünstlers Professor G. Schiller, gewählt haben. Die bildet eine so schöne Ueberleitung zur Druckschrift der Leipziger Lesebücher, daß auch der Laie erkennt, daß der Beginn mit der allereinfachsten Schriftsorm und das stufen weise Fortichreiten eine wohlerwogene pädagogische Maßregel ist. So erscheint die neue Fibel, die in blauem Kaliko-Einband nur 90 Pf. kostet, wohl ge eignet, den Abcschützen Las Lesenlcrnen zu einer er freulichen Arbeit zu machen. Damit wird auch Leipzig wieder die Fibel haben, die ihm viele deutsche Städte, vor allem Dresden und Chemnitz, lange Zeit voraus hatten. * Eine Ausstellung von 16 Bildern aus dem wirtschaftlichen Leben, gemalt von Peter Jakob, wird vom 1. Mai ab in dem Grundstück Schulstraße 1 eröffnet werden. Wir verweisen auf das Inserat. * Koenigs Kursbuch (Mai-Juni Ausgabe) ist so eben mit den Sommerfahrplänen im Verlag« von Albert Koenig, Guben, erschienen. Eine be sondere Empfehlung dieses allgemein als zuverlässig, übersichtlich und hanidlich bekannten Kursbuches dürfte sich erübrigen, denn jeder, der reift, kennt da» Buch und dessen Vorzüge, zu denen auch der saubere und klare Druck zu rechnen ist. Das Format ist etwa» ver größert worden, jedoch so. daß die Handlichkeit nicht gelitten hat. Koenigs Kursbuch, dessen reichen In- halt Eisenbahnkarten, Spezialpläne, ein Anzeigen- anhang usw. ergänzen, wird jedenfalls, wie bisher, ein überall gerngesehener Reisebegleiter sein. Der Preis betrügt 60 Pf. ** Der entsprungene Piepmatz. Hansi, der gelbe Liebling, hatte es in seinem Freiheitsdrang in seinem engen Käfig nicht mehr ausgehalten und war zum Leidwesen aller Hausgenossen entflogen. Gelandet war er schließlich auf dem Augustusplatz, und zwar am Hauptpostgebäude, wo «r sich aus dem Fenstersims über dem Briefmarkenautomaten herumtummelte. Aber nicht etwa zu seinem eigenen Vergnügen, son Lern zu dem vieler Hunderte, die sich nach und nach suggestiv angezogen ansammelten und dem Freund Kanarienvogel in seinem Tun zuschaute, so daß es fast zu Verkehrsstörungen auf dem Augustusplatz kam. Und das dauerte so lange, bis Hansi es vorzog, sich den neugierigen Blicken seiner Zuschauer zu entziehen und auf und davon zu fliegen. Wo mag er sich wieder niedergelassen haben? * Beschlagnahmte Druckschrift. Durch Beschluß des Amtsgerichts Berlin iü die Nr. 16 des „Wiener kleinen Witzblattes" beschlagnahmt worden. Das Heft wurde auch in Leipzig eingezogen. Hauptversammlung üer Ortskranken kasse kür Leipzig unü Umgegenü. Zu der am Donnerstagabend im Theatersaale des Kristallpaiastes einberufenen Hauptversammlung der Ortskrankenkasse hatten sich 302 Vertreter der Ver sicherten und 17 Vertreter der Arbeitgeber ein gefunden. Der Vorsitzende Pol len der teilte mit, daß außer den turnusmäßig ausscheidenden Mit gliedern des Kassenvorstandes Herr Liegert wegen seines vorgeschrittenen Alters sein Vorstandsamt niedergelegt habe. Die ohne Grundangäbe erfolgte Amtsniederlegung des Vorstandsmitgliedes Herrn Pritz ist von der Aufsichtsbehörde beanstandet worden. Der Mitgliederbestand stellte sich Ende des ersten Vierteljahres 1911 auf 189 370, das sind 10 554 Mitglieder mehr als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Der Krankenbestand belief sich am 8. April 1911 auf 5383 errverbsunfähige Kranke — 2,94 Prozent der Mitglieder, das sind 912 Kranke — 0,33 Prozent der Mitglieder mehr als zur selben Zeit des Vorjahres. Das wichligste Ereignis der Berichtsperiode sei die mit dem 1. Januar 1911 eingetretene Inkraft setzung der neuen Kassensatzung gewesen, mit der zugleich auch der neue Arztvertrag ISeltuno er- langt habe. Der Redner betonte, daß, während für die in der Mitgliedschaft erkrankten Versicherten nun die Unterstützungsleistungen der Kasse nach 35 Pro- zein des dürchschnitlichen Tagesverdienstes zu be messen waren, für die erwerbslos Erkrankten, wenn sie nicht innerhalb der gesetzlichen Frist von einer Woche »ach Bee»digung der versicherungspslichtigen Beschäftiguttg die freiwillige Mitgliedschaft erklären, die Unterstützungen nach den zwingenden Be stimmungen des tz 28 des Krankeiiversicl)erungs- gesetzes nur »och 50 Prozent des durchschnittlichen Tagesverdienstes und auch im übrigen nur nach den gesetzlichen Mindestleistungen bezahlt werden dürfen. Dieser Nachteil läßt sich nur durch die freiwillige Fortsetzung der Mitgliedschaft während der erwerbs losen Zeit vermeiden. Um die Belegungsfähigkeit der Naunhofer Heimstätte für nervös Erkrankte auf etwa 100 Palienten zu erhöhen, soll dort im nächsten Jahre «in zweites Anstaltsgebäude errichtet werden. Das dazu erforderliche geeignete Bauland hofft der Kasten- vorstand vom Rate der Stadt Leipzig in Erbpacht zu erhalten. Vom sächsischen Ministerium sei sowohl die beantragte Errichtung eines Lehrstuhles für Naturheilkunde bei der Universität Leipzig als ai di« nachgesuchte Erhöhung der Entschädigung »ür die den Krankenkasten überwiesenen Arbeiten der In validenversicherung zurzeit abgelehnt morden. Den Beamten der Ortskrankenkasse ist am Anfang des laufenden Jahres eine für das Jahr 1911 geltende Gehaltszulage von je 100 .1t ausgezahlt worden. Ueber die definitive Regelung der Besoldungsfrage solle auf der dies jährigen Tagung des Zentralverbandes deut^'-r Ortskrankenkassen verhandelt werden. Im übrigen beabsichtigt der Kassenvorstand, die zugleich mit der Neichsversicherungsorduung beabsichtigte Gestaltung des Beamtenrechts abzuwarten. Bei den hierauf vorgenommcnen Ergänzungs wahlen zum Kassenvorstande wurden von den Arbeitgebern die Herren Zigarrenfabrikant Bruno Littmann und Tiefbau- und Steinsetzmeister Paul Wüstner wieder-, Herr Maschinenfabrikant Ernst Dcewsler neugewählt, letzterer an Stelle des freiwill g ausgcschicdenen Herrn Anton Liegert. Die aus scheidende.» Herren Arbeitnehmer Oto Pollender, Wilhelm Schmidt, Adolf Bendin und Albert Rein hardt wi lden sämtlich wiedergewählt. Herr Littmann erstattete den Bericht des Finanzausschusses und erläutert den gedruckt vor liegenden Geschäftsbericht. Danach beträgt die Rück lage des Jahres 1910 insgesamt 257 318,69 .tt, wodurch das Geiamtvermögen der Kasse auf 4 334 344,51 gestiegen ist. Nc.mens des Prüfungsausschusses gibt Herr Magnus (Arbeitgeber) Bericht über die vor- gei.on.mene Prüfung der Jahresrechnung und beantragt Richtigjprechung der Iahresrechnung u id Entlastung des Vorstandes. Dem wird einstimmig entsprochen. Der Vcrfassungsausschuß, für den Herr Rein st c. r d t berichtet, hatte sich im verflossenen Jahr u. a. mit 83 Erlaßgesuchen von Arbeitgebern wen«» Forde rungen nach 8 50 KVG, mit 121 Fällen wegen Er laß von Anordnungen nach tz 52 KVG. und 8 112, 4 IVG., mit 53 Strafsachen gegen Arbeitgeber nach 8 826 KVG. und 6 Beleidigungssachen zu befassen. Herr Frank regt an, mit Rücksicht auf die bedeutende Zunahme der Fälle von Beitragshinterziehungen durch Arbeitgeber in Zukunft deren Geschäftszweia mitzuteilen, während Herr Fischer auch die Gründe der Hinterziehungen ermittelt haben möchte. Als Vorsitzender des Sanitätsausschusses gibt Herr Schmidt Bericht. Danach steht die Kaste im Vertragsvcrhältnis mit 397 Aerzten, Polikliniken und Zahnärzten, 49 Apotheken, 23 Bandagisten und Optikern. 21 Badeanstalten, 6 Luft- und Sonnen bädern, 39 Masteuren und Masseusen sowie 39 Milch lieferanten. Bademarken wurden insgesamt 34 285 Stück zu ermäßigten Preisen an Kastenmitglieder ver. kauft. Verhandlungen wegen Ermäßigung der Ein- trittspretse in di« Luft- und Sonnenbäder, auch wenn solch« nicht ärztlich verordnet sind, kür Kasten mitglieder und deren Angehörige schweben zurzeit noch. Solch« Bad«mark«n sollen jederzeit im Bur«au der Ortskrankenkasse und Sonnabend» in den Filial- Zahlstellen der Kasse käuflich sein. Im Anschluß hieran wurde bekanntgegeben, daß auch Ehefrauen von Kastenmitgliedern in den der Kaste zur Verftiaung stehenden Genesungsheimen Aufnahme finden können. Der vom Mitglied zu tragende Verpflegsatz beträgt täglich 2,70 -tt in GleeSberg und Förstel, 3,20 .4t in Augustusbad, bei letzteren ausschließlich der Bäder. Bon diesen Verpflegsätzen übernimmt die Kaste 50 Pf. für den Tag als Aequioalent für Arzt und Apotheke. Eine Anregung, in L.-4kutritzsch eine Krankengcld-Filialzahlstell« zu errichten, verspricht der Kassenvorstand in Erwägung zu ziehen. Zur Erlangung notwendiger ärztlicher Hilf« an den Nachmittagen von Sonn- und Feiertagen sollen sich die Mitglieder an ihre behandelnden Aerzte wenden. Falls der betreffende Arzt in seiner Woh nung nicht anzutreffen, erfolge von dort aus tele phonisch die Vermittlung dringlich erforderlicher Hilfe jourhabender Aerzte. Aus Sscklen. Dresden, 28. April. * Hofnachrichten. Auf Befehl des Königs findet bei Ankunft der großherzoglich mecklenburgischen Herrschaften am 3. Mai. mittags 12,04 Uhr auf dem Hauptbahnhofc großer Empfang statt. Die Ehren kompanie mit Fahnen und Musik wird vom 2. Grenadierregiment Nr. 101 gestellt Ebenso haben die dienstfreien Generale der Garnison zum Empfang auf dem Hauptbahnhofe zugegen zu sein. O * Burgstädt, 27. April. (Auch eine alte Ge schichte.) In einem unbewachten Augenblick ent lief das zweijährige Töchterchen eines hiesigen Färbereiinhabers der Aufsicht, ergriff ein Gefäß mit Schwefelsäure und trank daraus, wodurch es schwere Verbrennungen erlitt. * Wolkenstein, 27/ April. (Rosenfestll Der hiesige Erzgebirgsverein plant in dieiem Sommer die Abhaltung eines Rosenfestes in Warmbad und den übrigen Sommerfrischen. b. Dennheritz, 28. April. (Tödlicher Unfall.» Als der 22jährige Sohn des Gastwirts Kolitz mit seinem Rade einen steilen Berg hinabfustr und einem Kinde ausweichen wollte, verlor er die Herrschaft über das Rad und fuhr gegen einen Baum. Er brach dabei das Genick und war sofort tot. * Crimmitschau,27. April. (Beisitzerwahl.) Bei derWahl von Beisitzern zum Gewerbegericht, bei welcher erstmalig die Einrichtung der Verhältniswahl in Kraft trat, wurden die von den nationalen Wählern ausgestellten sechs Arbeitgeber mit 86 Stimmen ge wählt. Bon den Arbeitnehmern stimmten 2201 für die Liste des Gewerkichaftskartells und 406 für die Liste des nationalen Arbeitervereins. Die Amtszeit der Beisitzer währt 6 Jahre. b. Zwickau, 28. April. (Eine militärische Ballonverfolgung durch Automobile) ist für Sonntag. 30. April, von hier aus geplant. Als Grundlage für die Veranstaltung dient die An nahme. daß Zwickau eine moderne Fortfestung der roten Partei ist, die von einer blauen Armee be lagert wird. Der Ballon „Zwickau" soll mit drei Offizieren hier ausgelassen werden, um wichtige Meldungen zu übermitteln. Die außerhalb des äußeren Fortgürtels bereitgestellten Automobile der blauen Armee sollen den Ballon verfolgen und die in seinem Korbe befindlichen Offiziere gefangen nehmen. Zur Verfolgung haben sich 9 Herren mit ihren Kraftwagen gemeldet. Als Sieger gilt, wer den Ballon 15 Minuten nach der Landung erreicht. Geschieht dies nicht innerhalb dieser Frist, so füllt der Preis dem Ballonführer zu. * Niederplanitz, 27. April. (I m Z u st a n d e d e r G e ist e s ge st ö r t h e it) sprang hier eine 36jäbrige Frau mit ihrem einvierteljästrigen Kinde in den soge nannten Eemeindeteich. Mutier und Kind konnten durch vorübergehende Personen noch rechtzeitig ge rettet werden. * Olbernhau, 28. April. (Ein herrliches Rathaus) wird hier in einiger Zeit erstehen. Das Gebäude dürfte nach den Plänen etwa 260 000 M Kosten verursachen und zu den schönsten Rathaus gebäuden der mittleren Städte des Erzgebirges zu zählen sein. Da Olbernhau in späterer Zeit die Er richtung neuer Bebörden und böherer Schulen zu er warten hat. bringt man die finanziellen Opfer ü!r das neue Rathaus sehr gern, zumal es mit den finanziellen Verhältnissen der Stadt aut steht. * Königsbrück, 28. April. (Einweisung.) Die feierliche Einweisung des Herrn Eand. paed. Alfred Grünewald aus Leipzig in das Schuldirektorat Königsbrück erfolgte in Gegenwart des Bezirksschul inspektors Dr. Hartmann, des Stadtgemeinderatcs und anderer Behörden. Aus Sachsens Umgebung. 11 Delitzsch, 27. April. (Vom sicheren Tode des Ertrinkens) mit eigener Lebensgefahr rettete der Invalid Karl Schade das vierjährige Töchterchen des Korbmachermeisters Lorenz aus dem Lober. II Bitterfeld, 27. April. (Dom Zuge über fahren) ließ sich der in den 70er Jahren stehende Rentenempfänger Krümmling. Der Kops wurde ihm dabei vollständig vom Rumpfe getrennt. * Jena, 27. April. (Die „kommandierende Generalstochter".) Die standesamtlichen Nach richten, besonders die Aufgebote, bilden häufig eine Quelle heiterer Titelstudien. Eine Bezeichnung, die neuerdings hier Eingang gefunden hat. ist die „Haustochter". Wer annrmmt. daß dabei die Töchter des Hauses, also die Tochter des Haus besitzers, in Frage kommt, ist schlecht unterrichtet. Vielmehr ist damit ein junges Mädchen gemeint das Hausarbeiten verrichtet, besten Eltern zur Miete wohnen. Dienstmädchen und dergleichen, selost Stütze, ist in manchen Fällen nicht vornehm genug. Die letzte Ausgabe der standesamtlichen Nachrichten in Jena zeigt eine besonders gewagte Zusammen- ^Vscw'si^ldr^Mi^— posunck, munter un<l k^eistis lriseb sieb ont- vielceln ->eben vollen, so geben Lio ibm vr. Ilowmel's Uaewatoqeu. ^Varount;! Ilan verlange nusäritoüliod äen Xnmen Ur. klömme! «,,7» von vorbeugendem und beilvirkeuäem Linliuss bei 6iebt, darnsaurer vlatbese, Diabetes 8ovtie bei LrkrankunFen <ier Verciauunss^orxane (8oä- brenueu), Xiereu-, Ma8en- uuä llLroleiäeu.