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Nr. US. los. Ianrgany. meinschajt und können zu de«« Bereicherung ihre Kruste wirksamer «nffalte«. A. Die religiös« vewissenrfrelheit >nd di« Wahr- haftigkeit Le, kirchlichen Leben» fordert, daß e» Lehrern, die nicht mit gutem Gewissen Religions unterricht -u geben vermögen, f r« in e h e . dies«« ohne Schädigung irgendwelcher Art aozulehnrn. Diese Vorschläge werden dem Landeskonfiftorium, dem Kultusministerium und den Landtag»abgeord- nelen überreicht werden. Die Sächlltche GvsnseUlch-Sozmle verelniguny hielt am Mittwoch und Donnerstag in Chemnitz ihre diesjährige Hauptversammlung ad. In lünf kurzen Referaten wurden Wünsche für die kirchliche Praxis an die bevorstehende Landessynode vorgetragen. 1. Ueber Offenhalten der Kirchentüren sprach Herr Grundmann. Er hält es für wünschens wert. daß auch außerhalb des Gottesdienstes, be sonders auch an den Wochentagen, die Kirchen offen stünden. Manchem würde dadurch Gelegenheit zu einer kurzen sttllen Andacht im Gotteshaus geboten werden. In der Aussprache wurde daraus hinae- wiesen, daß man mancherorts die Kirchen schon offen halte, mit verschiedenem Erfolg. 2. Ueber die Beteiligung der Schüler höherer Lehranstalten an den kirchlichen Jugendvereinen sprach Oberlehrer Dr. Steyer. Eine Ministerialverordnuna verbietet den Schülern den Eintritt in die genannten Vereine. Das sei be dauerlich. da die Schüler höherer Lehranstalten als belebendes Element in den Vereinen sehr wertvoll seien, auch diene es zur Förderung des sozialen Friedens, wenn junge Leute aller Stände mit einander gesellig m Berührung kommen. Als be rechtigt wird dabei anerkannt, daß im einzelnen Hall dem Direktor die Entscheidung verbleibe. !1. Oberlehrer l'. Siegelt befürwortet Verein fachung und Individualisierung de« Mahn verfahrens gegenüber Tauf- und Trausäu migen. Das gegenwärtig übliche Verfahren rufe oft Verbitterung hervor und sei in vielen Fällen unwirksam. 1. l'. Herz begründet eingehend die Forderung: Steuerrestanten undAlmosenempfängerdürsen nicht lediglich um ihres finanziellen Unver mögens willen von der Ausübung de» kirchlichen Wahlrechtes ausgeschloffen werden. 5. Oberlehrer Lic. DeiHler wünscht eine Reform des Wahlrechtes zur Synode. Er bezeichnet den geltenden Wahlmodus, bei dem die von der Ge meinde gewählten Kirchenvorsteher aus ihren Reihen wieder Wahlmänner entsenden, die den Synodalen m wählen haben, als zu umständlich. Jedem Krrchenvorstandsmitglied soll das Wahlrecht zur Synode verliehen werden. Auch in bezug auf die Zusammensetzung der Synode äußerte er Wünsche. Er fordert namentlich, da» dem Stande der Reli gionslehrer vom Gesetz eine Vertretung in der Synode garantiert werde. Die Aussprache zu den einzelnen Themen brachte Ergänzungen und auch abweichende Meinungen. Im Prinzip aber stimmte die Versammlung den in den fünf Referaten ausgesprochenen Gedanken zu. Am Donnerstag früh hielt der Vorstand der Sächsischen Evangelisch-Sozialen Vereinigung eine Sitzung ab. Daran schloß sich gegen Mittag eine Mitgliederversammlung. Der Vorsitzende Pfarrer Lic. Naumann aus Böhlitz-Ehrenberg er stattete den Jahresbericht und für den ab wesenden Kassierer Schuldirektor Bittrich. Plauen, den Kassenbericht. Aus dem Jahresbericht sei erwähnt, daß die Mitaliederrahl auf fast IM gestiegen ist. Die Iayresrechnung wurde mit Dank richtig gesprochen. Die Wahlen brachten keine Veränderung in der Zusammensetzung des Vorstandes. Für die Folge soll ein Sekretär an gestellt werden. Endlich nahm die Mitgliederver sammlung noch Stellung zu den Fragen, die am Abend vorher zur Besprechung gekommen waren. Man nahm die dort geäußerten Wünsche mit einigen Aenderungen und Abstrichen auf und formulierte sie zum Teil zu Anträgen an die bevor stehende Landessynode bezw. zu Punkt 2 an Leipziger das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts. Ais Ort der nächsten Tagung ist Dresden in Aussicht genommen, als Tag der 28. September. Deutlttzes Reich. Leipzig. 29. April. * Zum Kaiserbesuch in Dresden. Gerüchtweise verlautete, der Kaiser werde am 25. Mai zum Ge burtstag des Königs nach Dresden kommen. Die Nachricht bestätigt sich jedoch, wie die „Dresd. Nachr." melden, nicht * Der Gesamtvorstand des Verbände» Sächsischer Industrieller tritt am 1. Mai zu einer Sitzung zwecks Erledigung einer reichhaltigen Tagesordnung zusammen. * * Der Besuch des Erzherzogs Franz Ferdinand in Deutschland. 'Rach Preßmclvungen ivll der öster reichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand an den deutschen Kaiiermanöocrn im Herbst teil nehmen, und außerdem wurde gemeldet, daß der Thronerbe dem deutschen Kronprinzen im Laufe des Sommers einen Gegenbesuch adstatten würde. An unterrichteter Stelle ist über eine Teilnahme des Erzherzogs an den Armeemanövern und über einen Gegenbesuch im Laufe des Sommer» nichts be kannt. Vereinbart ist dagegen worden, daß der österreichiiche Thronfolger den diesjährigen F lotten- manövern beiwohnen wird. * Der Ständige Ausschuß Ves Deutschen Land- wirtschaftoratv wird von dem Präsidenten Dr. Graf v. Schwerin-Löwitz für den 8. und 9. Juni nach Weimar berufen werden. * Das Reichsvrehseuchengesetz wird erst im nächst« n Minter in Kraft gesetzt werden, da die Ausführungsbestimmungen des Landesrate» erst noch einer Reihe von Jntercffentengruppen zur Begut achtung vorgelegt werden sollen und es mithin zweifelhaft ist, ob der Bundesrat diese Ausführungs bestimmungen noch vor derSomm er pause ver abschieden wird. Das Viehseull-engesetz kann übrigens auch erst in Kraft gesetzt werden, wenn sämtliche Bundes st aaten ihrerseits Ausführungsbestim mungen erlaßen haben. Dies ist bisher nur in einigen Staaten der Fall gewesen. Die preußischen Aus führungsbestimmungen liegen zurzeit dem Landtage vor, und die Regierung legt 2vert darauf, Laß sie recht bald verabschiedet werden. * Zu den deutsch-japanischen Handelsvertrags verhandlungen verlautet, daß auf deutscher Seite Wert daraus gelegt wird, diese Verhandlungen in nächster Zeit zu einem Abschluß zu bringen, damit ein deutsch-japanischer Handelsvertrag dem Reichstage noch vor der Sommerpause vorgelegt werden kann. Der deutsch japanische Handelsvertrag läuft im Juli dieses Jahres ab, so daß ein veriragloser Zu stand entstehen würde, wenn der Reichstag einem neuen Handelsvertrag seine Zustimmung vorher nicht erteilen könnte. Durch den neuen deutsch-japanischen Handelsvertrag werden auch unsere Handels beziehungen zu Korea neu geregelt werden. Man erwartet dadurch für Deutschland eine Erweiterung seiner Handelsbeziehungen mit Korea, zumal bis jetzt der deutsche Handel mit Korea nur sehr gering war. * Dje Vorträge über die Zuwachsstcuer. Am Donnerstag begannen die vom Reichsschatzamt ver anstalteten Vorträge über die Zuwachssteuer, zu denen sich annähernd 400 Teilnehmer aus den verschiedenen Bundesstaaten eingcfundcn hatten. Die im Plenar sitzungssaal des Reichstags stattfindenden Borträge wurden von dem Unter st aatssekretär des Reichsschatzamlv mit dem Hinweis darauf er öffnet. daß die Veranstaltung dieser Vortragskurse die Einlösung einer von dem Reichsschatzsekretär ge gebenen Zusage bedeute, der bei der Beratung im Reichstag in Aussicht ^stellt hätte, für eine baldige Einbürgerung des Gesetzes und eine den Bedürfnissen des Wirtschaftslebens enrspreckxmde Anrvendung seiner Bestimmungen Sorge zu tragen. Alsdann be gannen die Kurse mit einem Vortrag über den materiellen Inhalt des Gesetzes, dem sich am Nach mittag die Dorrechnung einiger ausgewählter Bei spiele sowie die Darstellung der Eteuerumgchungs- Tayeblstt. versuch« und der Mittel, ihnen zu begegnen, aa- schloffen. * Ersatzkaffen für Privatangestellte. Die Ruh«- aehaltskasse und die Witwen- und Waisen-Pensionskasse des Allgemeinen Verbände» deutscher Erwerb», und Wirtschafts genossenschaften in Berlin haben sich bisher lebhaft für die Zulassung von Ersatzkaffen bei Erlaß des Ver sicherungsgesetzes für Privatangestellte bemüht. 'Neuerdings haben sie ein versicherungstechnisches Gut achten den Einzelregierungen unterbreitet, in dem in ausführlicher Weise darauf hingewiesen wird, daß bei jeder Versicherung die Form und die durch ihre Durch führung entstehenden Verwaltungskosten von wesent- lick-em Einfluß sind auf die Bemessung der Beiträge der Versicherten und auf die Leistungen im Pensions fall. Die im veröffentlichten Gesetzentwurf vor gesehene Organisation wird infolge des erforderlichen Beamtenheeres und des ausgedehnten Verwaltungs apparates ganz erhebliche Kosten verschlingen, wäh rend das Maß der Rechte der Versicherten bei der Verwaltung nur gering ist. — Eine genaue Gegen- Überstellung der Beiträge der Versicherten zeigt. Laß sie bei den Kaffen des Allgemeinen Verbandes bei den niedrigeren Gehaltsstufen etwa 50 Prozent weniger betragen als bei der Reichsversicherung: während sie allmählich bis etwa zur Höh« dieser letzteren steigen. Die Leistungen der Kaffen sind aber in Gestalt .on Pension 60 bis 70 Prozent höher. Dabei besteht bei ihnen eine Wartezeit von nur 5 Jahren, bei der Neichsversicherung eine solche von 10 Jahren. Daß unter solchen Umständen bewährte Ersatzkassen mit ihrer billigeren Selbstverwaltung für di« Versicherten erhalten bleiben muffen, ist eine soziale Notwendig keit. * Für die sechs Berliner Reichstagswahlkreis« haben sich die Konservativen, Deutsch- sozialen und C h r i st l i ch s o z i a l e n zu gemein schaftlichem Vorgehen bei den näckzften allgemeinen Wahlen verbunden. Im ersten und fünften Berliner Reichstagswahlkreis werden nach Berliner Blätter meldungen die Deutschsozialen den Kandidaten auf stellen, im zweiten und sechsten di« Konservativen, im dritten und vierten die Christlichsozialen. Unter Zu grundelegung dieser Beschlüsse haben die drei ver einigten Parteien im ersten Berliner Reichstagswahl kreis den Eauvorsteher des Deutschnationalen Hand lungsgehilfenverbandes Oskar Thomas als Kan- didaten ausgestellt, im vierten Wahlkreis den Rei^s- tagsabgeordneten Arbeitersekretär Behrens, wäh rend im sechsten Reichstngswahlkreise der konservative Provinzialschulsekretär Hu ick, der erste Vorsitzende des Bundes der Festbesoldeten, für die drei ver bündeten Parteien kandidiert. Die Kandidaturen in den übrigen drei Kreisen sollen in den nächsten Wochen festgestellt werden. Bei d«n Wahlen von 1907 hatten die Konservativen in allen sechs Wahlkreisen eigene Kandidaten aufgestellt und zusammen rund 28 000 Stimmen erhalten. Die Antisemiten hatten nur im fünften Wahlkreis einen Kandidaten, den Grafen Pückler-Klein-Tschirne, der es auf ganze 160 Stimmen brachte. * Ansiedlungskommission und Ostmarkenverein. Anläßlich des 25jährigen Bestehens der Kgl. Ansied- lungskommiffion, di« durch das Gesetz betreffend die Beförderung deutscher Ansiedlungen in den Pro vinzen 3Uestpreußen und Posen vom 26. April 1886 ins Leben gerufen wurde, hatte der Deutsch« Ost markenverein an den Präsidenten der Ansied lungskommission Wirkt. Geh. Oberregierungsrat Dr. Eramsch folgendes Glückwunschtelegramm gerichtet: „In einer unendlich vielseitigen und an Er folgen reichen Tätigkeit hat die von Euer Hoch wohlgeboren geleitete Ansiedlungskommission im Osten unseres Vaterlandes sich ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Heute, da ein Vierteljahrhundert dieser Tätigkeit abschließt, spricht der Deutsche Ost markenverein Euer Hochwohlgeboren und allen be teiligten Beamten seine warmen Glückwünsche und die feste Hoffnung aus, daß das Ansiedlungsrverk mit gleicher Kraft fongeführt werden und unterer Ostmark und dem Deutschtum zum Segen gereichen möge." vonnadeno, 29. üprU 1911. Die Drahtantwort de» Präsidenten lautete: „Die Anfiedlungskom Mission dankt für den freundlichen Gruß und di« anerkennenden Worte. Eie ist sich aber der allezeit bereiten, durch Wort und Tat so oft bewiesenen Unterstützung durch den Ostmarkeno««in bewußt und hofft zuversichtlich auf «in Gelingen d«s Werkes zum Schutz« der Ostmark." * Ei« versteckte« Tadelsvotum gegen die preußi sche Regierung erläßt der Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses von Kröcher. In einer Mit teilung an die Mitglieder des Hauses sagt er: „Da das Etfenbahnanleihegesetz zu spät eingegangen ist und der Herr Minister für Landwirtschaft. Domänen und Forsten die baldige Beratung des Ausführungs- ge etzes zum Viehjeuchengesetz wünscht, beabsichtige ich für Mittwoch und Donnerstag der nächsten Woche nicht die erste Beratung des Eisenbahn anleit,egesetzes, sondern folgende Gegenstände zur Tagesordnung vorzujchlagen ms." Das Einsührungs- oesetz zum Viehseuchengeietz wird zuerst dran kommen. Wetter steht u. a. auf der Tagesordnung ein Antrag des inzwischen verstorbenen sozial demokratischen Ab geordneten Borgmann betreffend Einstellung des Verfahrens gegen Abgeordneten Dr. Liebknecht. * Die Denkschrift über die Beförderung deutscher Ansiedlung in Westprcußen und Posen wrrd in der Budgetkommission des preussischen Abgeordneten hauses am 5. 'Mai beraten werden. Die Beratung im Plenum wird gegen Mitte Mai stattfinden. * Der Zentralverband Deutscher Industrieller hat am Freitag in Berlin getagt und nach einem Referat des Geschäftsführers Regierungsrats a. D. Schweick- hoser eine Resolution gegen den Entwurf der Reichsversicherungsordnung angenommen. Der Entwurf wurde als eine unannehmbare Aenderung unserer Arbeitervcrsichreung bezeichnet. * Beihilfen für Kriegsteilnehmer. Nachdem der Reichstag die Summe von 5 Millionen Mark als Beihilfen für hilfsbedürftige Kriegsteilnehmer be willigt hat. und die neuen Ausführungsbestimmungen zur Gewährung dieser Beihilfe bekannt gemacht sind, sind zahlreiche neue Anträge von Kriegsteil nehmern gestellt worden. Die Behörden sind an gewiesen worden, diese Gesuche auf das wohl wollendste zu untersuchen und wenn irgend möglich den geäußerten Wünschen nachzukommen. Es wird möglich sein, in diesem Jahre etwa 60 000 Kriegs teilnehmern mehr als sonst Beihilfen zu ge währen. * Die diesjährige Tagung für Denkmalpflege und Heimatschutz. Die erste gemeinsame Tagung dos Tages für Denkmalpflege und des Bundes für Heimatschuß wird aus Einladung der Stadt Salzburg unter Vermittlung des österreichischen Kultusministeriums am 14. und 15. September in Salzburg stattfinden. Die Leitung der Tagung wird Geh. Hofrat Professor Dr. o. Oechelhäujer- Karlsruhe, der Vorsitzende der Tagung für Denlmal- pflege, übernehmen. Der nächsten Tagung wird der Vorsitzende Les Bundes für Heimatschutz, Professor Schultze-Naumburg vorstehen. Bekanntlich hat sich der Tag für Denkmalpflege bei feiner letzten Tagung in Danzig mit dem Bund für Heimatschuß zusammen- geschloffen und bestimmt, daß fortan aller zwei Jahre größere gemeinsame Tagungen stattfinoen sollen. Die Teilnahme an den Verhandlungen steht frei, und von jedem Teilnehmer wird zu den Kosten ein Beitrag von 6 Kronen erhoben, wofür auch der ge druckte stenographische Bericht übersandt wird. Ruslsnü. Frankreich. * Wiederanstellvng der entlasten«« Eisenbahner. Der Generalsekretär des Lokomotivführer- und Heizerverbandes erklärte einen Berichterstatter gegen über, der Arbeitsminister möge ruhig die von den Eisenbahngesellschasten entlassenen Eisenbahner auf dem Staatsbahnnetze anstellen, denn er könne sicher sein, daß diese keinen Ausstand mehr anzctteln würden. Die Eisenbahnersyndikate würden im ganzen Lande für die Verstaatlichung sämtlicher Bahnlinien agitieren und sie hätten selbstverständlich das größte Jntereste daran, zu zeigen, daß die Staats- Die Träger ües Dills Nvmsna-Preiles. (Nachdruck vekbvtcn.) Vor Eröfsnnug der hiesigen Leipziger Jahres ausstellung 1911, in Verbindung mit dem Deutschen Künstlerbund, hatte dl« Jury eine schwierige Aus gabe zu erfüllen: die Verteilung der Vsila Noinana- Preij«. Nach harten Kämpfen, in Lenen auch zwei hiesige Künstler in engere Wahl kamen, ist die Ent scheidung gefallen: Fritz Rhein und Ludwig Eauer werden für ein Jahr ln die Villa Romana bei Florenz einzrehen und hoffentlich Li« jruchtl»are Anregung ffir ihr Schaffen finden, die die Siifter und Preisrichter beabsichtigten. Aus drei elngereläsie Werke hin hat Fritz Rhein da» Los getroffen, und man kann zu dieser Entscheidung nur gern zustimmen. Rhein ist einer der feinsinnigsten Künstler der Berliner Schule. Wenn man ihn mit irgendeinem der Mitglieder der Ber liner Rezession des Vergleiches und Standpunktes wegen zujammcnstcllen oari, so sei o. Kardorsj ge nannt, an den er »n der Modellierung und Farben gebung zuweiten erinnerte. Seine Palette ist nicht farbenprächlig, und liebt in feinen Schatten, ganz im Gegensatz zu den modernen Franzosen und Franzosen freunden, die genauen Töne. Um hier Licht und Helle inneinzutragen. seine Farbcnskala mit neuem Glanze zu erfüllen, manche Härte der Modellierung zu lin dern, dürste der Aufenthalt im Süden von Bedeu tung werden Die glückliche Anlage ist vorhanden: wenn ein Künstler wie Rhein de» Süden» Sonne und Kunst auf sich wirken läßt, dann werden die Früchte nichl fehle«, di« man von der Verleihung de» Preises erhofft. Das feinste Werk, bis auf eine kleine Schwäche in der Modellierung dec- Schädels, bedeutet Rheins Säugling im Korb Wie dieses herzig unschuldige Babngesicht gegeben ist inmitten seiner Kisten und Decken, wie die Patschhändchen vorkrabbeln und die Klapper hallen, das ist künstlerisch gesehen uno gelöst. Dazu kommt die glänzende sarbige Behandlung der gestickten Decke und des Korde». Das Porträt seiner Frau in Braun mit dem nack ten Kind war schon auf einer Berliner Sezessions ausstellung der Oefsentlichkeit übergeben. Auch die ses Bild zeigt den Künstler als guten Beobachter und Schilderer, nur verrät gerade dieses Werk den ge ringen Umfang seiner Palette und die Dunkelheit sowie Farblosigkeit seiner Schatten. Das Männerporirät, Bildnis eines Regisseurs und Schriftstellers F.. steht höher als das vorangcgangenc Bildnis, weil hier der Künstler den graue» Ton der Modellierung mit dem rasierten Bart des Dargestell ten motivieren kann. Aber auch sonst in dem Zu- sammcnstimmen der Farben > einer Harmonie in Blau und Grau ist das Bildnis anzuerkennen. Diese drei Werke beweisen den glücklichen Griff des Komitees, und dem Mitkämpfer um den Preis muß es ein Trost jein, daß ein Würdiger das Glücks los gezogen. Ueber Ludwig Lauer ist es schwieriger, eine Meinung zu der Entscheidung zu äußern. Der Kunst ter ist nicht mehr ein Werdender, sondern er steht auf der Höhe des Lebensweges. Er stammt aus der Begasfchule und hat sich in einer Anzahl großer Werke schon bewiesen. Er versuch: cs mit Glück, die barocke Linie, d>e Begas in seiner trotz aller Angriffe stets genialen Kunst bringt, zu mildern und abzu- ichwächen Vielleicht geht er bei dieser Abschwächung etwas weit. Figuren wie Karl lV. in der Sieges allee wirken etwas nüchtern. Hier kann eine An regung durch die Kunst der großen Werke der Antike und Renaissance von tiefster Bedeutung werden. Ge rade die Antike in ihrer höchsten Vollendung unier Polyklot ist bei aller Einfachheit doch stets voller Geist und Empfindung. Bei einem Künstler von der Reife eines Tauer darf man Selbstkritik und ge nügend Selbsterkenntnis voraussetzen, die ihm helfen dürften, einen gewissen toten Punkt in seiner Kunst zu überwinden: denn der Lanzenträger, den er uns diesmal zeigt, ist kein Höhepunkt seines Schaffens. Zu dem starr naturalistisch behandelten Gesicht stimmt die stilisierte Brustpartie mit der geringen Durch Modellierung wenig Nichl diesem Werke, den früheren. Leistungen gilt der verdiente Lohn. Möge dem Künstler, der sich schon lange nach ungestörter Tätig keit im Süden sehnt, der Aufenthalt in d«r Via Senefe den Erfolg für sein Schaffen, die neuen Ideen bringen, die er erwünscht. Gerade für den Plastiker ist Florenz, wo von den Etruskern über Jdolino bi« Donatello und Michelangelo die besten Proben der Vergangenheit erhalten sind, eine statte des Stu diums und der Anregung, und auch der reife Künstler, oder gerade der reife Künstler wird hier die För derung finden, deren jeder bedarf. Die Ausstellung dürfte am 6. Mai eröffnet wer den. Möge ein guter Besuch, recht viele Ankäufe die Mühe der Künstler und Juroren lohnen. Kunst unü DMenlchsst. ' Das Braugewerbe im Bilde. Auf der Inter nationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden wird man eine Variation des Themas: „Kunstmaler und Bierbrauer in München" finden, denn Professor Zeno Diem er, ein Schwiegersohn der wieder genesenen 75jährigen Romanschriftstellerin Wilhel mine v. Hillern, hat für die Abteilung des deutschen Brauergcwcrbes für die Dresdner Ausstellung einen aus vier Monumcntalgemäldcn bestehenden Bilder zyklus gemalt, der die Geschichte des Braugewerbes darstellt. Diese Gemälde sind eine Hymne aus das Münchner Bier, das im Frühling, Sommer, Herbst und Winter gleich gut mundet und ebenso gut be kommt. So hat auch das Münchner Bier ci.dlich seinen Besinger in Farben gefunden. >r. Zu Otto Lohses Weggang aus Köln wird uns von dort telegraphiert: Hier verlautet, daß der Operndirektor und Kapellmeister Otto Lohse die Ge- famtleitung der zu errichtenden neuen Charlotten- ffurger Oper übernehmen soll. * Poffart über Bon«. Auf die Anpöbelungen durch Ferdinand Bonn, deren wir Erwähnung taten, teilt Herr von Possart der „B. Z." folgendes mit: „Wenn Herr Ferdinand Bonn mich, seinen Lehrer, anpövelt, so überlasse ich diese Verirrung dem Urteil aller anständigen Menschen. Das Vorgehen Bonns ist um so sträflicher, als ich in Weimar weder in meinem Vortrag in der Shakespeare-Gesellschaft noch in Privatgesprächen die „Richard 1l»."-Auf- siihrung des Herrn Bonn im Zirkus erwähnte. Als mir Herr Geheimrat Bra ndl-Berlin bei meiner Ankunft ln Weimar mitteilte, daß dieShatespeare-Ge- sellschast aus eigener Initiative einen Protest gegen eine derartige Aufführung durchHerrnBonn imZirkus erhoben habe, erfuhr ich zum ersten Male von dem Protest. Wäre ick), bevor die Shakesoeare-Geiellschait den Protest erließ, in Weimar gewesen, so hätte ich hiervon abgeraten, da Herr Bonn dielen Protest als Reklame benutzen könne. Ich habe in meinem Vortrage über Mar Reinhardts Vorstellungen und Regie auch von dessen Zirkusvorstellungen gesprochen: der Name Bonn ist nicht über meine Lippen ge kommen. Ich habe die Vorstellung von „Richard Ul." nicht gesehen, und selbstverständlich auch nicht darüber eine Kritik geübt. Daß Herr Bonn mich, seinen Lehrer, trotzdem für die Kritik der Shakespeare- Gesellschaft verantwortlich macht und anpöbelt, darüber ein Wort zu verlieren, wäre wirklich über flüssig. Die Tat richtet sich von selbst." * Bacon al» Mörder Shakespeare-? Dr. Owen, lucht seit einigen Monaten im Wyefluffe nach der. Baconschen Manustripten, die beweisen sollen, daß Lhalespeares Werke von Bacon geschrieben sind. Er erwartet nicht nur die Manuskripte von Bacon zu finden, sondern auch die Hauptwerke Marlowes. Grennes, Peeles, sowie die Hauptarbeiten von Spencer, Burton, das Todesurteil der Maria Stuart, den Hciratskontrakt der Königin Elisabeth mit dem Grasen von Leicester, sowie vor allem Shakespeares Kopf. Nach seinen Diagrammen will er nämlich herausaelesen haben, dag Shakespeare bei Bacon Erpreisungsversuche anstellte und von diciem ermordet worden sei. Den Mord soll Bacon in Gemeinschaft mit einem gewissen Johnson begangen haben. Hierbei soll Shatcipeare der Kopf abgeschlagen worden fein. — ??? — 8i Hochschul«achrichten. Dr. O. Veit wird sich in Marburg mit einer Antrittsvorlesung über die Geschichte der. Wirdeltheorie des Schädels habili tieren. — In Anerkennung der Verdienste, die sich die Firma Friedrich View eg <L Söhne in Braun schweig um die Herausgabe hervorragender Werke auf dem Gebiete der Mathematik, der Naturwisien- schasten und der technischen Wissenschaften in mehr als hundertjähriger Arbeit erworben hat, ist ihrem gegenwärtigen Inhaber Bernhard Tepelmann von der Technischen Hochschule in Braunschweig, die Würde eines Dr.-Ing. ehrenhalber verliehen worden. — Der Archivar am Königlichen Geheimen Staatsarchiv in Bertin Dr. R. Martinq wurde an das Staatsarchiv in Posen versetzt. — Am 1. Mai begeht der ordentliche Professor für Dermatologie und Syphilis an der Universität Wien Dr. Eduard Lana fernen 70. Geburtstag. — Der Prioatdozent der Physik an der Universität Wien Professor Dr. E. Ritter von Schmeidler ist als ordentlicher Pro fessor nach Innsbruck berufen worden. »«»»