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Bezugs-Preit ur urrb »vrvr» durch »UM» Irt»«r und Srxditeur« 2»«l t4, Itch ^n» Haut gedrachl: 28 H loaarl., U.18^U niarmliihrt »et u:>t«rn stittaleo u. »n. admanrLen adgetzoln mavatl.. ».LS vierteliährl. Durch die choft: nn«h«td Druljchland» und der deuttchea uotouien »ieiletiährt. 8.88 monall. >LV autlchl. Posldeslellgeld. ferner n Selgien, Länemark, den ronaulluaten. Ji«1i«n. T'uremdurg, Niederlande, >or- -n«eu, Oeilerreich Ungarn, Stueland, rchwuen, Lchwei» u. Spanien, Ja allen idrrgen Staaten nur direkt durch d>« SejchLtttilelle de« Blatte« erhältlich. Da« Leipziger Tageblatt erscheint 2mal läglich. Sonn- u. get erlagt nur morgen» «ooaoauienr-litnnakme: Auguktu-platz 8. v« unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sonne Postämtern und Briefträgern. Llnzelverkau I-prrit der Morgen- autgade 18 Ts, der Äbend^utgabe ll eipMtr TagMaü Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Vokizeiamtes der Alaöt Leipzig. 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Art.) * Ucber wahltaktische Vereinbarungen der beiden liberalen Parteien in verschiedenen Landesreiien werden von den maßgebenden Partei instanzen offizielle Mitteilungen veröffentlicht, lS. d des Art.» * Der englische politische Agent in Sadiya an der chinesischen Assam Grenze und sein Begleiter sind nebst ihren Kulis durch den wilden Bergsiamm der Abor ermordet worden, (5. Letzte Dep.) * Aus der brennenden Scranton Grube wurden bisher 62 Leichen geborgen. iS Tages chronik.l * In den Banuertohlenwerten in Littleton bei Birmingham (Alabama) sand eine Explosion statt, der 178 Sträflinge zum Opkerfie 1 en (S. Letzte Dep.) Eine Kanüiüamr polsüomskg. In diesen Tagen ist wieder einmal die Meldung von einer Reichstagskandidatur des Grafen Posadowsky durch die Blätter gegangen, und wieder ist ihr wie in früheren Fällen das Dementi auf dem Fiche gefolgt. Nicht, daß der Graf an sich abgeneigt wäre, dem Vaterlande in Reih und Glied als Parlamen tarier zu dienen. Noch immer erfreut er sich, obschon Haupt- und Barthaar ihm fast weist wurden, beneidenswerter körperlicher und gei stiger Frische; sein politisches Interesse ist un vermindert und sein Naumburg wurde ihm längst zu klein. Aber die Verhältnisse liegen gerade bei ihm so, dcch unter der heutigen Konstellation sich kaum ein Wahlkreis für ihn finden ließe. Der Graf im Bart ist eigentlich nie Parteimann gewesen. Gewiß: in seinen jungen Jahren war er einmal frei- konseroativer Abgeordneter, und er hat wohl auch in seiner Posener Zeit und auch später noch im Reichsschatzamt und während seiner Anfänge im Rcichsamt des Innern sich dieser Gruppe zugezählt. Bisweilen hat man, sogar in seinen letzten Amtsjahren — gelegentlich im Reichstag, noch öfter im vertrauten Gespräch, wo er mehr aus sich herausging als irgend ein anderer Staatsmann der Gegenwart, vom Grafen Posadowsky das Bekenntnis vernehmen können: „Ich halte mich noch immer für einen konservativen Staatsmann." Die Konservativen selber haben ihn schon lange nicht mehr dafür gehalten, und in dem Stück waren sie im Recht: wer so bitter über den agrarischen Eigennutz urteilen konnte wie der frühere Staatssekretär des Innern, wen das kleinliche, im eigentlichen Sinne unhistorische Wesen der Konservativen so anwiderte wie ihn, der hatte mit der preußischen Ausgabe des Torysmus wirklich nichts mehr gemein. Nun hat die von manchen amtlichen, zum mindesten halbamtlichen Stellen betreute Legende ihn dann zu einem verkappten Zentrumsmann zu machen versucht. Die das Glück gehabt haben, diesem ausgezeichneten von einem heute selten gewordenen idealistischen Drang beseelten Staatsmann näher treten zu dürfen, haben über diesen Vorwurf immer ge- gelächelt. Ohne Frage: Graf Posadowsky hat mit dem Zentrum zusammengearbeitet; wie hätte er sonst auch seine Sozialpolitik machen Ünnen. Aber das Zentrum von damals war anders als das heutige; es war die Partei, in der die Trimborn und Hitze noch wirklichen Einfluß besahen, und der Ernst Lieber, der auf seine Weise redliche deutsche Mann, bei allen Fragen von Belang die Dinge immer zum Besten zu lenken bemüht war. Graf Posadowsky hat aber ebenso mit den Nationalliberalen und mit dem Fortschritt zusammengearbeitet. Auch diese Parteien waren die festesten Stützen seiner sozialen Reform politik; und wer unter Benutzung auch des vertraulichen Materials einmal das Gedanken gerüst dieses glänzendsten inneren Staats sekretärs, den unser neues Reich gehabt hat, zu rekonstruieren sucht, wird finden, daß es zumeist von liberalen Ideen getragen war. Der „Graf im Barte" war ein Bekenner jenes neudeutschen Liberalismus, wie er sich auf dem Boden der historischen Rechts- schule und der ethisch-historischen National ökonomie in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren ausgebildet und unsere liberalen Parteien langsam und von innen heraus gewandelt hat. ohne selbst und für sich eine parteimäßige Ausbildung zu erfahren. Für einen innerlich so gebauten Mann ist cs in der Tat schwer, in den heutigen politischen Betrieb sich hineinzufügen. Es geht ihm bis zu einem gewissen Grade wie den problema tischen Naturen im goetheschen Sinne. Er paßt für keine Partei und keine Partei paßt für ihn. Er wird es schwer über sich gewinnen, sich einer Gruppe restlos zu eigen zu geben, und anders wird keine bereit sein, ihn auf den Schild zu erheben. Der Versuch ist schon einmal, ein Jahr nach des Grafen Pojadowskns Entlassung, ge macht worden; er scheiterte — es handelte sich danials um einen süddeutschen Wahlkreis —, weil das Zentrum, als die Stunde der Ent scheidung nahte, cs doch vorzog, einen Mann aus eigener Züchtung zu nominieren, der dann hinterher freilich prompt durchfiel. Es ist eben immer dieselbe Geschichte: inan jammert über den Tiefstand der Parlamente und beklagt, daß die ragenden Erschei nungen, deren Namen in der ganzen Nation Klang und Ansehen haben, ihnen fernbleiben. Zuweilen bezeichnet man auch geradezu die Männer, die unbedingt in den Reichstag hinein müßten. Aber wenn einmal die Probe aufs Exempel gemacht werden soll, da schweigen alle Flöten. Da stellt sich immer wieder heraus, daß man den Wahlkreis der andern gemeint bat. Für sich selber besteht man auf einem „bodenständigen" Kandidaten. Selbst wenn besagter Bodenständiger ein schlichter Mann ist, der nachher seine fünf Jahre in dumpfem Schweigen in der hintersten Bankreihe absitzt. Das ist cs, was eine Kandidatur Posadowsky heute unmöglich macht und was sie wohl — denn der Graf ist mittlerweile doch ein Mann von einigen 65 Jahren geworden — für immer verhindern wird. Schließlich kann man einem Staatsmann von der Vergangenheit des Grafen Posadowsky nicht gut zumuten, sich als aus sichtsloser Durchfallskandidat durch 50 Versamm lungen schleppen und von belangvollen Gegnern zur Rede stellen oder „widerlegen" zu lassen. Schade für den Reichstag, wenn solche Kräfte feiern müssen, schade aber auch für den Grafen Posadowsky, der viel zu agil, zu regsamen Geistes und lebhaften Temperaments ist, als daß ihm die Ruhe, dies absolute Fernsein von den Geschäften auf die Dauer bekommen könnten. Darum wäre ihm wohl zu wünschen, er fände gleich dem Freiherrn v. Berlepsch, der in gewissem Sinne ihm ja Geistesverwandter und Schicksalsgenosse ist, einen Wirkungskreis, der ihn ausfüllte. Allzu schwer dürfte das nicht einmal fallen: die deutsche Wohnungs bewegung braucht schon lange einen promi nenten Führer. Die liberale Einigung kür üie Keichstsgswshlen macht erfreuliche Fortschritte. Nachdem schon dieser Tage von der glücklich vollzogenen Verständigung in Pommern berichtet werden konnte, liegen heute parteiosfizielle Mitteilungen über ähnliche Verein barungen inSchlesien und Hannover, Olden burg, Mecklenburg, Thüringen und Bremen vor. Die geschäftsführenden Ausschüße der national liberalen Partei und der Fortschrittlichen Volks partei schlossen nach Verständigung mit den Landes organisationen ein Wahlabkommen auf folgen der Grundlage ab: In der Provinz Schlesien fallen den Nationalliberalen die Wahlkreise zu: 1) Kattowitz, 2) Kreuzburg-Rosenberg, 3)Reichen- bach-Neurode, 4) Waldenburg, 5) Breslau-Ost, 6)—Ohlau-Nimptsch-Strehlen, 7) Militsch-Trebnitz, 8) Euhrau-Steinau-Wohlau. Der Volkspartei fallen zu: 1) Hoyerswerda-Rothenburg, 2) Eörlitz- Lauban, 3) Jauer-Bolkenhain, 4) Liegnitz-Haynau, 5) Löwenberg, 6) Lüben-Bunzlau, 7) Glogau, 8) Sa- gan-Sprottau, 9) Grünberg-Freystadt, 10) Schweid- nitz-Striegau, 11) Breslau-Land-Neumarkt, 12) Bres lau-West, 13) Namslau-Brieg, 14) Eroß-Wartenberg- Oels, 15) Glatz-Habelschwerdt. Zn der Provinz Hannover fallen den Natio nalliberalen zu: 1) Aurich-Wittmund, 2) Osnabrück- Bersenbrück, 3) Melle-Diepholz, 4) Nienburg-Stolze nau, 5) Hameln-Springe, 6) Hildesheim, 7) Einbeck- Osterode, 8) Göttingen, 9) Eoslar-Zellerfeld, 10. Celle-Gifhorn, 11) Uelzen-Luechow, 12) Lüneburg- Winsen, 13) Stade-Bremervörde, 14) Neuhaus-Eeeste- münde-Lehe. Der Dolkspartii fallen zu: 1) Emden-Norden, 2) Hannover-Linden. Im Wahl kreis Harburg-Otenburg stellen beide Parteien einen Kandidaten auf. Den Wahlkreis D erden-Hoya betreffend erklärt der geschäftsführende Ausschuß der Nationalliberalen, daß die Kandidatur Held nicht di» Kandidatur der Nationalliberalen ist. Für die oldenkurgiichen Wahlkreise 1 und 2 sind die beiderseinqen geschaftsführendeu Ausschüße bemüht, eine Einigung mit dem Ziele per Wahrung des gegenwärtigen Besitzstandes herbeizusühren. Zn Mecklenburg fallen der national- liberalen Partei die Wahlkreise zu: 1) SchwaAn Wismar. 2) "Neustrelitz. Der Fortschrittlichen Volkspartei fallen die Wahlkreise zu: 1 > Rostock, 2> Hagenom Grevesmühlen. :t> Parchim Ludwigslust, 1) Malchin Waren, 5) Güstrow Ribnitz. Zn Thüringen fallen den N a t i o n a l l i b e r a le n die Wahlkreise zu: 1j Eisenach, 2) Gotha. 3> Sonders hausen, 4) Rudolstadt, 5) Gera; der Fortschritt- lichen Volkspartei die Wahlkreise: 1 l Weimar. 2) Meiningen Hildburghausen, !!) Sonneberg Saal seid, t) Altenburg. Mit Kandidaten beider Parteien werden besetzt die Wahlkreise: 1) Jena, 2> Koburg. Zm Wahlkreise Bremen unterstütz! die national liberale Partei den. Kandidaten der Foruchnttlichen Volkspartei. Daß auch für das Königreich Sachsen eine ähn liche Lierstnudigung gelingen möge, ist am vergange nen Sonntag auf der Landesausschußsitzung des Nationalliberalen Landesvereins lebhaft gewünscht worden. Es ist sehr zu hoffen, daß dieser Wunsch in absehbarer Zeit in Erfüllung geht. Kinü unü Umwelt. Der Philosoph Leibniz Hal einmal ungefähr üie Aeußerung getan: „Gebt mir die Erziehung in üie Hände, und ich will die Menschheit in einem Zahr- hundert umgestalten!" Und heute wird wer weiß wie oft das Schlagwort angeführt: „Wer die Zugend hat, der hat die Zukunft!" Daraus spricht ein großer, fester Glaube an die Macht der bewußten Er ziehung. Es soll uns fern liegen, dieses Vertrauen anzuzweifeln, denn mit diesem Glauben stehl und sällt ja doch schließlich auch das Znteresic für Jugend erziehung, das in unseren Tagen, im .,Jahrhundert" des Kindes, besonders stark erwacht ist. Aber trotz dem mag vor einer Ueberschätzung unserer erziehlichen Einflüsse gewarnt werden. Die Erziehung vermag viel, aber nickt alles, und bestimmte Erfolge wird sie nie garanneren tonnen. Das negt einmal in der Natur des Kindes. Seine angeborene, vielleicht anererbte Individualität mit ihren hervorstechenden Eigentümlichkeiten spottet oft aller bewußten Gegen- Wirkung, sie jetzt sich durch trotz aller Bekämpfung, und so erleichtert sie in dem einen, so erschwert sie in dem anderen Falle die Erziehung. Wer praktische Päda gogik treibt, weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr mit ihr zu rechnen ist. wie schwer sie sich ost über winden läßt. Aber Len planmäßigen erziehlichen Einflüssen steht außer ter angeborenen Kinderindioidualität noch ein anderes Moment von der größten Wichtigkeit gegen über, das ist die gesamte Umwelt des Kindes. Auch sie wird zum bedeutenden Miterzieher des werdenden Menschen, den Eltern und Erzieher nicht außer acht lassen dürfen. Kommt :ort de: Wider stand gegen die Erziehung lies von innen, so hier von außen, ist er dort angeboren, anoauernd, unausrott bar, gegeben und unveränderlich, so hier mehr zu fällig. oft nach und nach geworden, veränderlich, ab hängig von Umständen, durch eine wachsame Er ziehung wohl besiegbar. Es wird daher von der ptößien Bedeutung sein, die Umwelt des Kindes, sein Milieu genau kennen zu lernen und mit Rücksicht darauf seine Erziehungsmaßnahmen zu "reffen. Des Kindes erste Umwelt ist seine Kinder stube. sein Vaterhaus. Hier beginnt sich das geistige und körperliche Sein des jungen Erdenbürgers zu entwickeln. Welche Bedeutung gewinnt >a dieser Ort in hygienischer, ästhetischer, geistiger und sittlicher Hinsicht! Wohnungselend! Wenn man von den un glaublich miserablen Heimverhältnissen hört und liest, in denen Hunderttausende von Kindern fortwährend aufwachsen, dann kann man sich schon deshalb nicht wundern, daß es so viele Kriippej, Schwachsinnige, Lebensuntüchtige, Verbrecher unter den Heran wachsenden gibt. Die Kinderstube beeinflußt str das kleine Kind in jeder Weise. Hier ist es von Bedeu tung. ob es in dumpfen, ungesunden Räumen heran wächst oder in Zimmern, durch die Licht, Luft, Wärme befreiend und gesundend hindurchfluten. Die Kinder stube ist die erste Schule für die Geschmacksbildung. Was die Zugend ständig hier gewahrt an Reinlichkeit, Ordnung, an ästhetischem Schmuck, das gräbt mit der Zeit seine Spuren in seine Seele und gibt ihm feste Richtlinien für sein künstlerisches Empfinden. Und nun erst die Menschen in diesem Raume! Von den Eltern, als den berufenen Erziehern, wollen wir absehen, aber es wirken ja außer ihnen oft noch so manche andere Personen auf das Kind ein. Da sind zunächst die Geschwister. Ihr Einfluß läßt sich gar nicht ausschalten. Und das Kind nimmt gerade von seinesgleichen gern etwas an. Haltung, Sprache, Denkweise stehen nur zu sehr unter dem Banne der suggestiven Einwirkungen des älteren Bruders, der älteren Schwester. So helfen Geschwister sicher erziehen, aber auch verziehen. Wo keine vor handen sind, da schlummert im Herzen des einzigen Kindes so manche Regunq. die von den Eltern gar nicht gekannt wird, bis dieser Einling später in die Gesellschaft anderer Genossen kommt. Und wer denkt bei den Miterziehern im Hause nicht an die Grosi el te r n ? Sie meinen ja ein besonderes Anrecht auf die Ueberwachung der Enkel zu haben und sind damit zum Teil auch im Recht. Denn ihre reiche Lebens erfahrung wird sie oft den richtigen Weg gehen lasten, wo die jungen Eltern noch fehlgehen. Die Großeltern sind alt geworden und damit besonnen, milde. Denn sie wollen häufig von der Strenge, die die Eltern ost nur zu viel leitet, gar nichts misten. So wird ihre Güte zur Schwäche, die das Kind nicht selten verzieht, die manchmal auch da argen die Eltern Partei er greift. wo es durchaus nicht angebracht ist Und dann die Dienstboten. Auch da. wo Eltern ihre Kinder noch so sorgsam überwachen, werden sie zum Er ziehungsfattor, der das Ergebnis nut beeinflußt Ammen und Kindermädchen sind einen großen Teil des Tages mit dem Kinde zusammen. Da ist nicht nur der körperliche kleine Mensch ihrer Obhut anver traut, sondern auch der seelische ist von ihren Einwir kungcn abhängig. Wie ost wird da die sinnlose Furcht in das junge Herz gepflanzt, die Phantasie Lurch allerlei Geschichten irregeleitet, törichter Aberglaube suggeriert, durch Haltung, Gebärden, Worte, Hand lungen dos schlechte Beispiel gegeben und das sittliche Empfinden in falsche Bahnen gelciter. Zn seinem köstlichen „Laienbrevier" sagr Leopold Schefer von den Kindern: „Denn nur den engen Traum der Kindheit sind sie dein, nicht länger." Fast verliert auch dieses Wort seine Wahrheit, wenn wir sehen müssen, wie sich selbst in der Kinderstube jo viele Mächte den Besitz den Kindes streitig machen, seine Persönlichkeit bilden. Wo die wahre Liebe vor Händen ist und wo vernünftige Erziehungsgrundjätze walten, da werden Eltern freilich immer den erst-m Platz im Kindesherzen einnehmen, aber sie werden es nie gänzlich nach ihrem Willen bilden können, wie etwa der Töpfer den Ton zwischen den Fingern knetet und formt. Wenn das Kind älter wird, erweitert sich s e i ii e U m w e l t a u ch. Es tritt hinaus auf die Straße, wird in den Kreis der Spiel- und Schul genossen ausgenommen, ist den landschaftlichen Ein drücken seiner Heimat hingegeden: eine neue Welt fängt an zu erziehen. Das Kind ist in viel höherem Maße S i n n e n m e n s ch als der Erwachsene, der ost an einem einseitigen Intellektualismus leidet, der zuviel in Büchern liest und träumt und denkt. Mil naiven, unbefangenen und unbescholtenen Lugen nimmt das Kind auf der Straße auf, was farbig in das Licht des Tages taucht. Was es an Stoffen. Formen, Bewegungen, Farben erblickt, das speichert sich zu einem wachsenden Fonds von erlebten Vor stellungen auf. Ein einziger Gang durch die Kroß stadtstraße, welchen Reichtum an Anschauungen, au Erlebnissen führt er dem Kinde zu! Freilich ist die Straße in ihrer Einwirkung planlos, wahllos. Gutes und Böses vereinigt sie in der kaleidoskopischen Bunt heit ihrer unendlichen Eindrücke. Manches fällt als schlechtes Samenkorn in das Kinderberz und kann zu böser Frucht führen. Manches ist gefährlich für das kindliche Gemüt, was es in Schauläden erblickt, liest, an den Menschen wahraiNtMt. Und die Konrrolle für die Eltern ist hier fast unmöglich. Sie können seine Schritte nicht immer begleiten, und selbst wenn sie e-> imstande wären, blieben sie gegen die unberechen bgren verborgenen Einflüsse des Zufalls dennoch vhn mächtig. Wenn das Kind erst das Vaterhaus öfter verläßt, dann treten auch neue Menschen beeinflussend an seine Persönlichkeit heran. Es finden sich Käme raden ein, die mit ihm spielen, in der Schulstube werden neue Bekanntschaften und Freundschaften ge schlossen. Wieder wird die Erziehung dieser neuen Umwelt manches zu danken haben. Denn das Kind wird lernen müssen, sich zu fügen, einzuordnen, nach zugeben und sich zu besiegen, wenn es nicht als Ein ling trotzig, aber verlassen beiseite stehen will. Lo wird sein soziales Empfinden geweckt und gestärkt, und manche Untugend verschwindet vielleicht, gegen die die Eltern vergeblich ankämpften. Aber wie vieles wird auch angenommen, was den Charakter verderben muß. Line Gebärde, ein Wort, eine einzige Handlung des Genosten genügen manchmal, um einen Tropfen Gift in ein unschuldiges Gemüt zu senken, der verborgen weiterwirkt, dis ferne Wirkung eines Tages den erstaunten Eltern die Augen öffnet. Es sind eben die Verhältnisse, in denen der Mensch auswächst, die richtunggebend für sein Wesen werden. Auch bei sonst gleichen Erziehungsgrund sätzen werden sie verschiedene Persönlichkeit heran bilden. Es wird immer ein Unterschied sein, ob ein Mensch in der Stille des Dorfes oder in der leben digen, unruhigen Großstadt aufwächst, ob er in der Einfachheit des armen Mannes oder im Prunk Les Reichtums und Ueberflusses groß wird, ob Geschmack, Gediegenheit, Wahrheit die Atmosphäre des Hauses durchdringen, oder ob Stillosigkeit, Falsch- und Ucber kultur die häusliche Lebensführung bestimmen. Selbst Pflanzen und Tiere wandeln sich nach ihrer Umwelt, und so kann sich auch der Mensch in seiner Zugend besonders ihren Einflüssen nicht entziehen. Wie sehr selbst die bloße Landschaft den Menschen erzieht, beweist schon die Verschiedenartig keit der Völker. Der sonnige Süden schafft andere Menschen als der trübere Norden. Die Heimat wirkt mit ihrer ganzen großen Bildekraft auf den werdenden Menschen ein, gewöhnt ihn an sich und macht ihn bodenständig. Das Heimweh ist der beste Beweis dafür, wie der Mensch in seine Umwelt tief hinein wächst, wie er mit ihr vereint bleiben muß, wenn er nicht kranken soll. „Das Alphorn hört' ich wohl an stimmen, ins Vaterland mußt' ich hinübcrschwimmen". klagt der unglückliche Deserteur, und wie sehr die heimatliche Umwelt aus früher Jugendzeit lebendig bleiben kann, hören wir aus Mignons tief empfundenem Sehnsuchtsliede. Wenn wir misten, daß die Umwelt eine so reiche und tiefe Wirkung auf den werdenden Menschen aus übt, so werden wir uns manches erklären können, was gegen unser« bewußte Erziehung geworden ist. Aber dieser Gegenfaktor sollte uns darum noch nicht mutlos machen: im Gegenteil, er sollte uns zu größerem Eifer anspornen und uns lehren, die Umwelt des Kindes auch in den Dienst der Erziehung zu stellen. Oer Rdlchteü ües kronprinzenpssres von Rom. Am Sonnabend vormittag sand in Rom in Gegen wart des italienischen Königspaares, des deutschen Kronprinzenpaares, der Minister, der Behörden und zahlreicher geladener Gäste ie feierlich« Eröff nung der Archäologischen Ausstellung in den Thermen Diokletians ' att. Die Eröffnung der Ausstellung erfolgte bei schlechtem Weiter Die von