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Nr. 99. los. Zshryrmy. gegen die Direktion des Deutschen Theaters Schaden ersatzansprüche geltend gemacht. Erwähnt sei noch, das; im „Faust" 2. Teil ursprünglich gegen die aus. drüktlichen Bestimmungen der Theaterordnung di« Schleier der Elfen nicht imprägniert waren, und das; es erst sines besonderen Einschreitens der Theaterbehörde bedurfte, um die Direktion dazu zu veranlassen, die leichten Schleiergewänder im prägnieren zu lassen und dadurch feuersicher zu machen. Berlin, 8. April. lDie Pest i in Erlösche n.) Das Gouvernement Kiautschau meldet aus Tsingtau, daß die Pest im Erlöschen ist. In Tschifu sollen täglich noch etwa fünf Pestsälle zu ver zeichnen sein. Die Abmehrmaßregeln konnten dem nach gemildert werden: sie erstrecken sich in der Haupt sache nur noch auf die Quarantäne für Aulis und die Sanierung des Hinterlandes. O. Stettin, 8. April. lDer wiedergesun- dcne B ü r g e r m e i st e r.) Aus Usedom wird be richtet: Der Magistrat und die Stadtverordneten haben eine gemeinsame Sitzung adgehalten, in der die Angelegenheit des Bürgermeisters Trömel erörtert wurde Das Ergebnis wird einstweilen geheimge halten. Ob Trömel im Amte bleiben wird, dürfte von der R c g l e r u n g abhängen. Bei der Devölkc rung erfreut er sich nicht geringer Beliebtheit. Der von der Regierung schon seit einiger Zeit ernannte stellvertretende Bürgermeister, der Regierungs referendar v. Wedel, soll am Montag sein Amt an treten. Siegen, 8. April. (B e r g m a n u <- st r c i k.) Im Siegcrland ist ein lokaler Streik von etwa 1200 Bergleuten ausgebrochen. Zwischenfälle sind bisher nicht vorgekommen, doch wurde vorsichtshalber Ken darmerie in das Streikgebict beordert. Lemberg, 8. April. lFal scher von Kym- n a s i a l ze u g n i s s e n.) Hier wurden der ehe malige Offizier Ranowski und ein Komplice unter dem Verdacht der Fälschung öffentlicher Urkunden verhaftet. Bei einer Hausdurchsuchung sand man ahlreiche Formulare galizischer Mittelsckulzeugniffc und psarramllicher Bestätigungen sowie verschiedene Stampiglien. Die Verhafteten sollen die Fälschung von Knmnasialzengnisfen in großem Stile betrieben habe». Brüssel, 8. April. (DieBroschender Kaise - li n.s Als im Oktober vorigen Jahres das deutsche Kaiserpoar das Rathaus besuchte, ließen die Blumenhändlerinnen, 15 an der Zahl, die dort alltäglich ihre Blumen verkaufen, der Kaiserin und der Prinzessin Viktoria Luise zwei Buketts iibcrreiä)en. Die Aufmerksamkeit wurde von der Kaiserin dadurch belohnt, das; sie den zwei Blumen händlerinnen, die ihr die Blumen überreicht hatten, zwei goldene Broschen schenkte. Run ver langten die dreizehn anderen Blumenhändlerinnen, das; die zwei Empfängerinnen die Broschen vor kaufen und den Erlös unter sämtlichen 15 Ver käuferinnen verteilen sollten. Damit waren die bei den Beschenkten natürlich nicht einverstanden und be riesen sich darauf, daß die beiden Broschen ihnen persönlich von der deutschen Gesandtschaft im Auftrage der Kaiserin überreicht worden seien. Da man sich nicht einigen konnte, gingen die Dreizehn vor Gericht. Gestern hatte sich das Zivilgericht mit der schwierigen Angelegenheit zu befassen. Die dreizehn Klägerinrrcn verlangten die Rückgabe der Broschen an die Kaiserin oder eineu tägliche,z Schadenersatz von zehn Franken. Der Anwalt der beiden Beklagten erklärte, es könne keine Rede davon mitt, das; die Broschen der Kaiserin zurückgegcben werden. Die Beklagten seien aber bereit, ihre Kolle ginnen dadurch schadlos zu halten, daß sie jeder ..z Franken zahlen; das stelle den reellen Wert des Geschenkes dar. Das Gericht konnte sich, wie die ..B. Z." berichtet, nicht schlüssig werden und ver lagt c die Verhandlung auf eine Woche zur persön lichen Ladung der Prozeßparteicn, um festzustellen, ob bei dem sammeln des Geldes für die beiden Buketts besondere Abmachungen getroffen wurden. — Brüssel wird über diesen sonderbaren Prozess herz lich gelacht. Wien, 8. April. (Gregors erster Kon flikt.» In der gestrigen Premiere des „Rosen- I oalier" an der Hosoper wollte Frau Kurz die s.ari!e der Sophie nicht singen. Diese plötzliche Akiagc hat ihre Ursache in einem persönlichen Kon- slikt der Sängerin mit Direktor Tregor. Frau >zerz verlangte vor der Generalprobe des „Rosen- lamrlier" zu Beginn des zweiten Aktes eine zweite Eintrittskarte für ihre Schwester: diese Karte wurde ihr aber verweigert, da prinzipiell die Künstler bloß eine Eintrittskarte erhalten. Frau Kurz lief; dem Direktor durch den Setrctär droben, das; sie im . Rojenkavalicr" nicht auftrcten werde. Direktor Gregor lies; der Künstlerin zurücksagen, das; er diese Weigerung zur Kenntnis nehme, und das; eine andere Sängerin auftreten w.rde. Frau Kurz ließ hierauf nach dem zweiten Akte der Generalprobe dem Direk- ivr sagen, er möge zu ihr kommen. Direktor Kreaor ließ ihr erwidern, er komme nicht, weil er »ein Domestik sei. Die Nachricht von der Ab sage der Frau Kurz verbreitete sich rasch. Als Richard Straus; davon erfuhr, erschien er bei der Künstlerin und bestürmte sie. in der Vorstellung aufzutreten. Frau Kurz willigte ein, dem Publikum und Richard Strauß zuliebe heute auszutreten, gleichzeitig aber reichte sie ihre Entlass ng aus dem Verbände d>'r Horopcr ein. da sie mit einem Manne wie Tregor nicht weiter an der Hosoper verbleiben tön ne. London, 8. April. sDic Grubenkata- strophc in P e n n s y l v a n i c n.) Zwischen 50 und 60 Bergleute sind, wie berichtet, in der Bancroft Grube infolge eines Feuers im Maschinenhaus .56 Fuß unter der Erdoberfläche einqcschlossen. Rach den letzten Nachrichten befürchtet man, das; die ein- geschlossenen Bergleute vom Rauch erstickt wor den sind. Der Feuerausseher der Grube wurde gestern nachmittag ans Tageslicht geschasst. Er war infolge der Raiichcinatmung vollkommen erschöpft. Er sagte, daß er kaum Zeit gesunden habe, sich zu retten, und das; die Leute, die sich tiefer als der Feuerherd bc finden, bereits t o t sein müßten. Rettungsarbciter mit ^auerstvsshelmen wurden sofort in die Grube geschickt. Sie haben auch glücklich den Schacht erreicht, wo die Lcute arbeiteten. Um 5 Uhr nachmittags brachten sie die crsten Leichen, und zwar die von zwei Män nern und einem Knaben, ans Tageslicht. krmriyer Scranton (Pennsylvanien), 8. April. (Aus der brennenden Bancroft-Mine) wurden bis her zwanzig Leichen zutage gefördert. Es ist keine Hoffnung vorhanden, daß von den Ein geschlossenen noch jemand lebt. O. Scranton, 8. April. tTNe letzten N ck ch - richten vom Grubenunglück) melden, daß bisher 02 Leichen aus der brennenden Grube ge fördert worden sind. Unter den Toten sind zwei Mann vom Rettungskorps. Man glaubt nicht, daß sich noch viele Leichen unten befinden. Aunlt unkt Dillenlchskt. Das /sztt für pesry. Endlich kann man nun wohl unter die lang wierigen Erörterungen der Frage, ob Peary am Rordpol selbst gewesen ist, einen Strich machen. Der Rest, der sich aus allen Rechnungen erglbt, ist die für Peary gewiß nicht erfreuliche Tat sache, das; er an diesem Punkte selbst nicht ge wesen ist. Aber Lieser Rest ist anderseits so unerheb lich, daß es eine Haarspalterei wäre, ihm deshalb den Ruhm des Rordpolentdeckers schmälern zu wollen. Bei den meisten Erwägungen über die Erreichung des Pols ist ein Umstand nur selten in Betrübt ge zogen worden, der allerdings geradezu als eine Nieder tracht dieser heiß umworbenen Erdstelle zu bezeichnen ist, daß sie nämlich nicht einmal an ein und demselben Orte bleibt, sondern diesen verändert. Die sog. Schwankungen der Erdpolc find freilich innerhalb kürzerer Zeitabschnitte gering, aber sie können doch genügen, einen Fehler in der Ortsbestimmung zu er zeugen, der ein Verfehlen des Zieles oeranlaßt. Der Rordpol verändert seine Lage täglich um etwa 15 Zntimeter, und Peary hat das Pech gehabt, daß Liese Polverschicbung gerade seinem Reisewcqs ent gegen gerichtet war. Man könnte nun auf den Ge danken kommen, daß darin gerade eine Gunst der Natur bestanden hätte, weil ihm demnach der Pol ge wissermaßen cntgegengekommen ist. Die Hauptsache aber ist, daß ein Polarreisender diese Polverschie- bungen wirklich kennt, und das ist beim besten Willen unmöglich, solange die Gesetze, nach denen sie sich vollziehen, noch nicht ergründet worden sind. Otto Baschin hebt in einem Aufsatz, der in der Berliner Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde ver öffentlicht worden ist, hervor, daß nach den Ergeb nissen des internationalen Breitendienstes, der zum Studium der Veränderungen der geographischen Breite, d. h. der Erdpole, eingesetzt ist, die Bewegung des Nordpols gerade damals, als Peary auf der Reise begriffen war, so stzrrk gewesen ist wie nie zuvor, so weit die Beobachtungen zurückreichen. Der von der Geographischen Nationalgefellschaft in Washington gewählte Ausschuß hatte zunächst entschieden, daß nach seiner Ansicht Peary am 6. April 1900 tat sächlich am 8kordpol gewesen sei. Das spätere Urteil eines vom Kongreß ernannten Ausschusses hat dann bekanntlich anders gelautet. Aus der Unter suchung der von Peary während der Reise benutzten Uhr batte sich nämlich ergeben, daß die vorgenomme nen Ortsbestimmungen in einem Maße ungenau ge wesen sind, daß die Schlüffe von Peary auf die Lage Les Pols beeinflußte. Pearn nahm an. daß sein letztes Lager, von ihm Iesuplager genannt, noch 3 Minuten vom Pol ent fernt gelegen bcrbe, während sein Abstad nach Ver besserung -er Uhr auf etwas mehr als l'R Minuten zu stehen kam, und im Längenmaß 8's> Kilometer betrug. Pearn hat -en eigentlichen Punkt des Pols nicht erreicht, sondern in einer Entfernung von 1,6 Minuten oder rund 8 Kilometern verfehlt. Am nächsten ist er ihm nicht am 6., sondern erst am 7. Avril gewesen. Angesichts der Verschiebungen des Polks wird man keinem Reisenden einen Vorwurf machen können, wenn leine Ortsbestimmungen in den höchsten Breiten um Beträge von so geringer Größe irrtümlich sind. * s Ein Bries Richard Wagners vom 12. März 1861, vom Vorabend der berühmten Pariser „Tann- h ä u se r"-P re m i e r e , aus dem Besitz des Dr. Georges Hervö, wird vom „Tcmps" veröffentlicht. Er ist an Marie Sax, die erste Elisabeth, gerichtet und lautet: „Meine heiligste Elisabeth! Wissen Sie nicht, daß man selbst dem Hof Plätze ablehnt? Sie können mir glauben, daß ich von allen Seiten zerrissen werde und daß ich bereit bin, mich ins Wasser zu stürzen. Schicken Sic jedoch nochmals morgen früh zu mir, da mit ich sehe, ob es noch möglich war, einen Platz zu verschaffen. Von mehr rede ick nicht. Verzeihen Sie und seien Sie gut mit Ihrem sehr ergebenen Richard Wagner." — So mußte Wagner seiner ersten Darstel lerin eine Freikarte ablehnen. Leider galt der An sturm auf die Premiere des „Tannhäuser" ja nur der Kabale, an dar das Meisterwerk scheitern sollte! * Ernst Haeckel hat der Kasse des Phyletischen Archivs in Jena abermals 5000 überwiesen, die aus Anlaß seines goldenen Dozentenjubiläums in Berlin, Leipzig und München gesammelt wurden. * Eine eigenartige Sonderausftellung auf dem Ge biete bäurischer Volkskunst befindet sich zur zeit auf der Burg L a u e n st e i n. Es handelt sich um eine Zusammenstellung alter Bauernstühle aus Thüringen und Franken. Für den Kenner ist es interessant, zu beobachten, wie die verschiedenen Stil arten der Renaissance, des Barock, des Rokoko, der Louis XVI. und Empirezeit sich in den bäuerlichen Geschmack umwandcln und in ihren originellen, teil weise bizarren und derben Formen doch immer die wesentlichen Merkmale der verschiedenen Kunst perioden aufzcigcn. Jedenfalls ist es recht dankens wert, daß heute in einer Zeit, wo man bemüht ist, die breiteren Schichten der Bevölkerung für die Schön heit und Eigenart unserer alten deutschen Volkskunst zu interessieren, Gelegenheit geboten wird, »ich von den schönen Leistungen unserer Altvorderen auf dem Gebiete ländlichen Kunsthandwerks zu unterrichten. Das Programm der Kaiser-Vorstellungen in Wiesbaden hat der Kaiser nach einer Bekanntmachung der Intendantur des Wiesbadener Hoftheaters, wie folgt, genehmigt: Am 10. Mai „Die weiße Dame" mit Kammersänger Iadlowker als Georg Brown, am 11. Mai Lauffs „Eisen,zahn", am 12. Mai mit voll ständig neuer Dekorierung und Kostümeinrichtung „Die stumme von Portici" mit der Kammersängerin Frida Hempel von der Berliner Hofoper als Elvira und dem Kammersänger Iadlowker als Mastagnello, endlich am 13. Mai als letzte Vorstellung „Oberon". * Meyerbeer-Denkmal. Wie mitgcteilt wird, be absichtigt man in Berlin dem Komponisten Meyer- Tsyevlsn. beer ein Denkmal zu setzen. An der Spitze des Komitees stehen der Generalintendant v. Hülsen, Richard Strauß und der Hofmusikdirektor Muck. * Paul Wegener, den Leipzigern bekannt durch sein Auftreten letzthin im „Gyges" bei den Sonderaus führungen des Schauspielhauses, beabsichtigt aus dem Verbände des Berliner Deutschen Theaters auszu scheiden und, falls er eine vorzeitige Lösung seines Vertrages erwirken kann, bereits in nächster Saison an das Berliner Neue Schauspielhaus zu gehen. Auch Tilla Durieux dürste einem Anträge Direktor Halms jetzt Folge leisten. * Festspiele München 1911. Die General-Inten danz der Kgl. Hostheater und der Hofmusik gibt be kannt, daß in den Festspielen München 1911 neben den einheimischen Kräften der Münchner Hofbühnc u. a. als Gäste mitwirken werden: die k. k. Kammer sängerin Frau Lucic Weidt lHofoperWien», die für zwei Isolden und einen Ribclungenring »Brünhilde) gewonnen wurde, .Kammersänger Heinrich Knote lStolzing, Siegmund, Siegfried», Ernst Kraus- Berlin (Siegmund. Siegfried, Tristan), Dr. von Bary-Drcsden «Triyan», Anton von Nooy, der abwechselnd mit Kammersänger Feinhals als WcLan, Sachs, Kurwenal auslreten wird, und Desider Zador, der wiederum als Alberich erscheint. Verhandlungen mit anderen Gästen sind dem Abscyluffe nahe. — Wie uns die General Agentur vorn,. Sckenker L Co. mitteilt, ist die Nachfrage nach Plätzen für die dies jährigen Festspiele, insbesondere vom Auslande her. sehr rege, was mit Len Krönungsfestlichkciten in England Zusammenhänge.l dürste. * Verbindung für historische Kunst Ende April dieses Jahres wird in Frankfurt a. M. die erste Sitzung -er Kommission der Verbindung für historische Kunst stattfinden. Sie soll gelegentlich der -ächsteu Haupt versammlung dieser Verbindung Vorschläge zu An käufen unterbreiten. Als Vertreter -es Deutschen Künstlcrbundes gehört ihr Professor Max Lieber mann, als Vertreter der Allgemeinen Deutschen Kunstgcscüfchaft Professor Wilhelm Löwcth an. * Das Typhusserum, das vor einem Jahre in den staatlichen Serotherapeutiichcn Instituten in Wien, in Laibach und Hermannstadt zuerst erprobt worden ist, hat jetzt in drei Typhusepidemien Verwendung gefunden und sich guc bewährt. In Stockholm, in Hermannstadt und in Jassy wurde es benutzt. Es be stätigt sich, wie Prof. R. Kraus und Dr. R. o. Ste- nitzer in der „Dtsch. Med. Wochenschr." ausführen, daß eine Serumwirkung nur dann zu erwarten ist, wenn die Einspritzung am B e g i n n der Krankheit, womöglich in der eisten Woche, erfolgt. * Den Ehrentitel des ersten Wcltumseglers trägt nicht etwa James Cook, der wegen seiner erd umspannenden Fahrt allerdings mit Recht besonders gefeiert wird, sondern der Portugiese Magalhaes (dessen Name verdeutscht gewöhnlich Magellan ge schrieben wird). Es ist erstaunlich, daß erst jetzt, nach dem bald <100 Jahre seit der Ausführung dieser Reise vergangen sind, eine Urkunde zum Vorschein kommt, die als erster zuverlässiger Bericht zu schätzen ist. Er stammt von einem Portugiesen Fernando Oliveira, der im Jahre 1507 geboren war und einige Schriften namentlich geschichtlichen und staats rechtlichen Inhalts hinterlassen hat. Als verloren galt bisher eines seiner Werke, das von einem späteren Portugiesen genannt wird und sich angeblich mit der Schiffsbaukunst beschäftigt hatte. Es gelang Dr. Walter Vogel, diese Schrift iiz der L e y de n e r Universitätsbibliothek aufzufinden. Mußte diese Ent deckung dem lffelehrten schon an sich eine lebhafte Freude bereiten, so wurde sie durch die Ueberrascyung gesteigert, daß in der Schrift eine Beschreibung der Weltreise von Magellan enthalten war, von der man bisher überhaupt nichts gewusst hatte. Sie ist allerdings nicht lang, denn sie umfaßt in der Handschrift nur 16 Blätter. Als die älteste ihrer Art aber ist sie von beträchtlichem Wert für die Geschichte der Geographie. * Ein neuentdeckter Jndianerstamm. Eine wissen schaftliche Kommission, von der Kalifornischen Uni versität unter der Führung des Professors Kroeber ausgesandt, hat berichtet, sie habe nicht weit von dem Sakramentoflusse Lagerspuren eines Stammes Rothäute entdeckt. Die Mitglieder der Kommission folgten diesen Spuren und rückten mit allen möglichen Vorsichtsmaßregeln vor, bis sie sich plötzlich 20 oder 30 Indianern von einem ihnen vollkommen un bekannten Typ gegenüberiahen, die beim Anblick der Weißen die Flucht ergriffen und in den Wäldern verschwanden. Die amerikanische Regierung hat auf die Nachricht von dieser Entdeckung eine »tarke Ab teilung Reiterei in jene Gegend entsandt, mit dem Befehl, die Indianer einzufangen, die gut behandelt und mit Existenzmitteln reichlich versehen werden sollen, damit die Gelehrten sie zu Studienobjekten benutzen können. * Eine Nationalsammlung für den Dichter AugustStrindberg wird jetzt in Schweden ver anstaltet, deren Ertrag ihm an seinem nächsten Ge burtstag, dem 22. Januar, überreicht werden soll; der Aufruf ist von Personen aus allen Gebieten der Wissenschaften und der Politik unterzeichnet, u. a. von Heidenstam, Ellen Key, Selma Lagerlöf. * Pom Tolstoi-Museum. Wie aus Petersburg mitgeteilt wird, ist das Tolstoi-Museum, zu dessen Gründung die Anregung bei der Feier des 80. Ge burtstages des Dichters gegeben wurde, ;etzr voll ständig eingerichtet. Es führt den Namen: L. N. Tolstoi-Museum und befindet sich auf der Vasilicwski- Insel. Die Sammlungen sind planmäßig geordnet. Biographisches (kleine Andenken, Autograpben, Eigentumsstücke usw), Literatur: die Werke Tolstois in russischer und in fremden Sprachen, Tolstois Bibliothek, die ebenfalls Werke in allen Kultur sprachen enthält, und Schriften, die auf die Tolstoi- schen Ideen Bezug haben. Endlich Kunsterzeugnisss, Skulpturen, Photographien und Zeichnungen, die sich auf Tolstois Leben beziehen. * Die Gesamtausgabe er Schriften Martin Luthers, an der schon seit einer Reihe von Jahren Professor Kawcrau arbeitet, und die vierzig Bände umfassen wird, ist jetzt bis zu den Briefen Luthers vorgeschritten. Demnächst wird ein Band mit den Briesen des Reformators erscheinen. Die Ausgabe ist besonders dadurch interessant, daß die O r i g i n a l b r i e f e Luthers, die sich in der Handschriftensammlung der Berliner königl Biblio thek befinden, photographiert und als Fajsimiledruck dem Bande beigefügt werden. * Eine Nationalausgabe der Schriften Leonardos. Im italienischen Unterrichtsministerium ist die von der Regierung ernannte Kommission zusammen getreten, die beabsichtigte große Raiionacausgabe der Somrtss, 9. April 19N. Schriften Leonardos da Vincis voraubereiten und zu überwachen. Als die geistigen Führer können wohl Venturi, Professor d« Toni und Professor Romiti gel ten. Die Kommission hat beschlossen, von allen Zeich nungen. Notizen und Manuskripten Leonardos in den großen Bibliotheken und Privatsammluno«» der gan zen Welt Photographien aufnehmen zu lallen. Die photographischen Aufnahmen sollen Ende dieses Jahres vollendet sein, und dann wird die Kommission die wissenschaftliche Gruppierung des Materials vor nehmen. * Roda Roda im Varietö. Nach Sarah Bernhardt, Edyth Walker, Rudolf Schildkraut ist nun auch Roda Roda unter die Varietöstars gegangen. Er tritt jetzt im Berliner Wintergarten als Glanznummer des Aprilprogramms auf und ergötzt das Haus mit seinen Scherzen und Schnurren. 8ft. Hochschulnachrichten. Die 20. Versammlung der Deutschen Otolo gischen Gesellschaft wird vom 2. bis 3. Juni in Frankfurt a. M. statt- sinden. — Der ordentliche Professor der Volkswirt schafc an der Universität Freiburg in Breisgau Dr. Gerhard v. Schulze-Gevernitz hat den an ihn ergangenen Ruf an die Handelshochschule in Berlin abgelehnt, namentlich mit Rücksicht auf die politischen Verpflichtungen, durch die er sich mit Ueber- nahme der oolksparteilichen Reichstags kandidatur in Freiburg an seinen bisherigen Wirkungskreis gebunden fühlt. — Der an Stelle von Professor W. Claetta als Ordinarius der roma nischen Philologie nach Straßburg berufene' ordent liche Professor Dr. Oskar Schultz-Gora von der Universität Königsberg wird sein neues Lehramt erst mit Beginn des Wintersemesters 1911/12 überneh men. — Der außerordentliche Professor der Münz kunde Dr. Behrendt-Pick in Jena wurde zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt. — Als Leiter des Städtebauseminars an der Technischen Hochschule inDresden ist der etatsmäßige Professor für Bau konstruktionslehre und Städtebau Ewald Eenzner aus Danzig berufen worden. Er hat den Ruf o n - genommen. — An der Technischen Hochschule 'n Danzig habilitierte sich Dr.-Jng. R. Plank für Elastizitätslehre und Wärmelehre. — Als Privat dozent für theoretische Eisenhüttenkunde hat sich Dr. Fr. Dörincker an der Technischen Hochschule in Aachen niedergelassen. Gerichtslssl. Reichsgericht. rr. Leipzig, 8. April. Amtstätigkeit oder Gefälligkeit? Wegen Amts unterschlagung ist am 19. Januar vor der Stras tammer in Woll stein der Eisenbahnschaffner Wil helm R. zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Drei Herren fuhren ohne Fahrkarten. Der Angeklagte ließ sich von ihnen den Betrag der Fahrkarten, zu sammen 1,20 geben und versprach, die Karten nachträglich zu lösen. Er behielt aber das Geld für sich. — In der Revision des Angeklagten wurde ausgeführt, es reiche zur Bestrafung nicht aus, daß das Geld bei Gelegenheit der Amtsausübung dem Beamten gegeben wurde. Festgestellt sei, daß der Angeklagte nicht berechtigt war, das Geld cinzuziehen. Die Herren wollten sich nur den Weg zum Schalter sparen. — Das Reichsgericht hab das Urteil auf und verwies die Sache an die Strafkammer zurück. Das Urteil enthält verschiedene Unklarheiten. Der gesetzliche Tatbestand ist dann nicht erfüllt, wenn die Reisenden in der Meinung, daß der Angeklagte als Beamter das Vertrauen verdiene, ihn ersucht haben, aus Gefälligkeit die Fahrkarten zu besorgen. In einem solchen Falle würde nicht anzunehmen sein, daß der Angeklagte das Geld in amtlicher Eigenschaft erhalten habe. Königliches Landgericht. * Leipzig, 7. April. Versuchte Erpressung und Betrug. Der 19jährige Gärtnergehilfe Hans Walter Zürn von hier hat an einen Herrn einen Bries geschrieben, in dem er 350 .// forderte; wenn er das Geld nicht erhalte, dann werde er den Herrn bei dessen Bekannten und in den Restaurants, in denen er verkehre, dadurch blamieren, daß er erzähle, daß dieser Herr sich ihm gegenüber des Verbrechens im Sinne des Paragraphen 175 des Strafgesetzbuchs schuldig gemacht habe. Das ver langte Geld hat Z. dazu verwenden wollen, um zu fliehen und sich der Verbüßung zweier gegen ihn erkannter Gefängnisstrafen von mehreren Monaten zu entziehen. Der Adressat hat die geforderte Summe nicht gegeben, sondern von dem Erpressungsversuche Anzeige bei der Behörde gemacht. Ferner hat Z. in der Weihnachtszeit v. I. einen Brief an Len Lederhändler L. geschrieben, in dem dessen Bekannter, ein Kaufmann A. in Rückmarsdorf, die Bitte aus sprach, L. möge dem Boten — dieser Bote war Z. selbst — die Summe von 110 mitgeben, da er einen Wechsel einlösen müsse und sein Bruder nicht anwesend sei. Diese Summe hat Z. auch bekommen und eine Quittung über den erhaltenen Betrag auck mit dem Namen des A. unterzeichnet. Schließlich hat Z. sich noch von dem Schuhmachermeister L. drei Paar Schuhe unter der Vorspiegelung ersckwindelt, seine Eltern erbäten sich die Stiefel zur Auswahl, ein Bote solle sie in deren Wohnung bringen. Den Boten hat Z. unterwegs abgefaßt und ihm die Schuhe abgenommen. Von der dritten Strafkammer des Landgerichts wurde Z. heute unter Zubilligung mildernder Umstände zu einer Gefängnisstrafe von fünf Monaten verurteilt. ük. Huplielm ——— (kliv. geleitet) > - 8aaLt«riuw k.Iovere-, dierreulcrauke — n. lirdolnogsbscliirktixe — pznikMnettcn (Odki-b.) ck«r«»4 i '-s-ckütrte Lücilsge, grosser?srk,modernste 1.mricktullx,jetzliebert!c>rulort.I-ikt.^Vmter- Lst sport. — Oss aavre ckskr geSkkoot. (D Prospekte. . Z Zerrte. Sie Laben recbl, vriginsidllclirsn /.u 10 KO 100 Loo 5M IVurtel K —LÖ L4Ö4.75 S.S8S0- vei'Isngen 8ie bei Ibpem Kzufmsnn sueöl'ijokiiob ^^681 Kouillon-Mpiel 2» 8"ci yenn llor- birune ^^661 unst ffie Lciiulrmapßo Kpsurklern tzieteo OacanliL lun voprüglicbk Ouslital.