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Im Moste ist, wie man weiß, keine Spur von Ammoniak zu fin den, es muß also, wenn im Weine Ammoniak vorkommt, dieses ein Produkt der zersetzten Eiweißstoffc sein. Da nun aber während der Wcingährung ein Theil der Eiwcißstoffe, welche vorher in Hefe über gegangen, in Zersetzung begriffen ist, so konnte schon n priori mit Wahrscheinlichkeit das Vorhandensein des Ammoniaks verbunden mit einer Säure des Weines im Weine vermuthet werden. Was nun den wirklichen Nachweis von Ammoniaksalzen im Weine betrifft, so scheint es mir, daß die früheren Versuche von Döbereiner denselben nicht mit voller Entschiedenheit geliefert haben. Destillirt man Wein mit kaustischem Kali, so erhält man allerdings durch Zusatz von Platinchlorid in dem Destillate einen gelben Niederschlag von Ammoniumplatinchlorid. Diese Reaktion kann aber ganz wohl von einem stickstoffhaltigen Körper des Weines, dem Eiweiß oder Hcsecxtrakt, herrühren, welche bekanntlich beim län geren Kochen mit Kali- oder Natronlange Ammoniak bilden. Es dürfte somit, wie schon bemerkt, dieser Versuch nicht als entscheiden der Beweis gelten, daß im Weine wirkliche Ammoniaksalze enthalten seien. Dagegen kann derselbe mit einer geringen Abänderung zur Aufklärung der Frage beitragen. In einem Liebig'schen Trockenrohre wurden 5,4 Gramm Wein mittelst Ueberleiten trockener Lust bei 100 o C. abgeraucht und der Weinrückstand mit Kalkmilch im Ueberschuß versetzt. Hierauf ließ man unter schwachem Erwärmen, welches den Kochpunkt des Wassers nicht erreichte, mittelst eines Aspirators Luft durch das Gemeng aus Weinextrakt und Kalkmilch streichen. In der Vorlage befanden sich Streifen von Curcnmapapier nnd schwach gervthetem Lacmuspapier, welche sich durch das Ucberleiteu der aus dem Trockenrohre kommen den Luft deutlich braun und blau färbten; ebenso zeigte ein mit Salzsäure benetzter Glasstab in die Vorlage gebracht die charakte ristischen Salmiaknebel. Die veränderten Reagenspapiere nahmen beim Trocknen nnd Erwärmen wieder ihre ursprüngliche Farbe an, woraus sich ergiebt, daß die beobachtete alkalische Reaktion nicht von mechanisch übergerissenen Spuren von kaustischem Kalk, sondern nur von Ammoniak herrühren konnte. Da eS nun in der beschriebenen Weise gelungen ist, in dem Wein extrakte Ammoniak durch Kalkmilch aufznfinden, welche für sich ohne bedeutende Temperaturerhöhung wohl kaum im Stande sein dürfte, die stickstoffhaltigen Bestandtheile des Weines in Ammoniak überzu führen, — da überdies die alkalische Reaktion weit unter dem Koch punkt des Wassers und mit einer verhältnißmäßig so überaus geringen Menge Weinextraktes eintrat, so ist wohl an der Gegenwart wirk licher Ammoniaksalze im Weine nicht mehr zu zweifeln. Raucht man Wein bis zur Syrupskonflstenz ab nnd erwärmt den Rückstand mit Kalilauge, so entwickelt sich bei allen Weinsorten Am moniak, ein Versuch, den schon Mulder anführt. Ich habe denselben öfters wiederholt nnd natürlich bestätigt gefunden; hierbei könnte indcß ebenfalls das Ammoniak von der Umsetzung der im Weine ent haltenen stickstoffhaltigen Substanzen herrühren. Entscheidender wird der Versuch, wenn, wie ich dies mit verschiedenen Weinsorten ausgeführt habe, der bis zur Shrnpsdicke abgerauchte Wein statt mit Kali- oder Natronlauge mit kaustischem Kalk schwach erwärmt wird. Auch hier entwickelten sich stets Spuren von Ammoniak, durch einen mit Salzsäure benetzten Glasstab deutlich wahrnehmbar. Für den nie fehlenden Gehalt von Nmmoniaksalzen in den Wei nen spricht endlich noch die Thatsache, daß wie ich gefunden habe, im rohen Weinstein stets sehr bemerkbare Mengen von Ammoniaksalzen Vorkommen. Uebergießl man die gepulverten Krystalle rohen Wein steins, aus rothem oder weißem Weine gewonnen, in einem Kolben mit Natronlauge, so zeigen sich auch ohne Erwärmen die charakte ristischen weißen Nebel an einem mit Salzsäure befeuchteten hinein gehaltenem Glasstabc sehr deutlich, wobei auch ein schwacher Ammo niakgeruch unverkennbar ist. Beim schwachen Erwärmen, jedoch weit unter dem Kochpunkt des Wassers, ist die Annnoniakentwickelnng noch viel bedeutender; ein auf die Mündung des Kolbens gebrachtes Cur cuma- oder geröthetes Lacmuspapier wird davon deutlich affizirt, ein mit Salzsäure befeuchteter GlaSstab zeigt dick- Nebel. Nachdem auf solche Weise der Gehalt an Ammoniak in verschie denen Wcinsteinsorten unzweifelhaft dargethan war, habe ich es ver sucht, den Gebalt desselben auch quantitativ in einigen Sorten zu bestimmen. 127,3 Gramm gepulverten rohen Weinsteins wurden zu dem Ende in einer Schale mit Natronlauge übergossen, ein flaches Gefäß mit Normalschwefelsäurc in geringer Entfernung darüber ge stellt und das Ganze mit einer Glasglocke bedeckt, letztere mit einer geschliffenen Glasplatte hermetisch verschlossen. Nachdem der Apparat an einem warmen Orte 5 Tage gestanden, wurde die Schwefelsäure mit Normalnatronlauge titrirt, woraus sich durch Rechnung 0,012 "/g Ammoniak ergaben. Die mehrmalige Wiederholung dieses Versuchs mit anderen Weinsteinsorten, namentlich mit rothem Weinstein, zeigte mit geringen Schwankungen dieselbe Menge an Ammoniak, so daß sie als ziemlich konstant in den von mir untersuchten Weinsteinsorten betrachtet werden kann, obgleich hiermit begreiflich nicht behauptet werden soll, daß nicht Weinsteinsorten mit größerem Ammoniakge halt, als hier gefunden, oder auch andererseits ohne bemerkbare Spu ren Vorkommen mögen. In gereinigten, ganz weißen Weinsteinkry- stallen konnten auch mit der größten Vorsicht keine bemerkbaren Spu ren von Ammoniak nachgewiesen werden. Es ergiebt sich aus den mitgetheilten Resultaten meiner Versuche, daß ein Theil des im Weine gefundenen Stickstoffs allerdings auf Rechnung der wahrscheinlich nie fehlenden Ammoniaksalze komme, andererseits aber wegen der geringen Mengen des Stickstoffs und der Ammoniaksalze diese Bestandtheile bei Beurtheilung und Unter suchung der Weine wohl nur als von untergeordnetem Werthe zu betrachten sein dürften. Neue Trockenverfahren. Von Or. Georg Kemp.') Es giebt zweierlei Arten empfindlicher Oberflächen: 1. Die Oberfläche ist so präparirt, daß nach der Belichtung das Jodsilber im ruhigen Zustande bleibt, bis es durch den Entwickler zur Thätigkeit gespornt wird; zu dieser Klasse gehören das gewöhn liche feuchte Kollodion und die meisten Trockenverfahren. 2. Zu einer solchen Oberfläche bringen wir einen anderen Stoff, der schon während der Belichtung seine Wirkung beginnt. Die Ver fahren mit Talbotyppapier, und Major Russell s Tanninverfahren sind Beispiele dieser letzteren Klaffe. Die nachstehend beschriebenen Verfahren gehören zu beiden Eintheilungen. I. Verfahren mit Malz. Man nehme zwei Unzen zerquetschtes Malz und gehe mehrmals mit einer gewöhnlichen Rolle darüber, wie man sie in der Konditorei gebraucht; Helles Malz ist das beste, da in stark getrocknetem Malz die Stärke bereits in Stärkegummi übelgegangen ist, und sich eine sehr zähe Infusion bilden würde, die zu dem beabsichtigten Zweck nicht geeignet ist. Das zerquetschte Malz giebt man in irgend ein Gefäß von Glas oder Porzellan; man gießt unter fortwährendem Umrühren zwei Unzen lauwarmes Wasser darauf und läßt das Ganze eine Viertelstunde an einem warmen, nicht heißen Orte stehen; unter dessen bringt man acht Unzen destillirtes oder reines Regenwasser zum Kochen und gießt dies unter Umrühren auf das Malz. Man be deckt nun das Gefäß und läßt es an einem warmen Orte zwei Stun den stehen; in dieser Zeit wird die Flüssigkeit süß werden. Nachdem man sie eine Stunde lang sich hat abkühlen lassen, bringt man den ganzen Inhalt des Gefäßes auf ein Seihetnch, setzt, wenn alle Flüs sigkeit durchgelausen, der zurückgebliebenen teigigen Masse noch einige Unzen destillirtes Wasser zu. Das in diesem Prozeß verwendete Wasser darf keine Chlor- oder kohlensanre Salze enthalten, da diese die Platte unempfindlich machen würden. Verfährt man in der jetzt zu beschreibenden Weise, so wird man die Garantie haben, daß sich kohlensaures Silber nicht bilden wird. Nach kurzer Zeit setzt die durchgeseihte Flüssigkeit einen starken Bodensatz, von dem sie abge- goffen wird; die Menge wird für drei Dutzend Stereoskopplatten ge nügen. Man gießt die Flüssigkeit in eine Kochflaschc und setzt zehn Tropfen Eisessig zu, schüttelt nnd erhitzt sie in einem Waffcrbad, bis die Flüssigkeit gut kocbt- Nach dem Kaltwerden ist wieder ein Nieder schlag sichtbar, von dem das Klare durch Abgießen getrennt wird; man setzt eine halbe Unze Alkohol hinzu und seiht die Mischung durch ein Tuch. Sie ist milchig, dicS schadet aber nicht. Eine Platte wird ganz in gewöhnlicher Weise im Silberbad prä parirt, mit destillirtcm Wasser abgespült und mehrmals vollständig mit dem Malzauszuge übergossen. Dann wird sic 5 10 Minuten in eine Echale mit weichem Wasser gelegt, nochmals mit frischem Wasser abgewaschen und mit einer Ecke auf Fließpapier gestellt. Nach *) -4 Oeseription ol cei-trun 6i-z- proeossss. Ux LleusAe Kewp