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Verlauf einer halben Stunde wird die Platte so stark erhitzt, wie die Hand es eben erträgt, und darauf bis zum Gebrauche sortgestellt Bei Befolgung dieser einfachen Vorschriften wird man nie fehlen können, wenn nicht das Kollodion oder das Silberbad die Schuld ist. Hauptsächlich achte man auf sorgfältiges Abspülen und gänz liches Bedecken der Platte; die Infusion muß die ganze Schicht durch dringen. Sie kann nicht lange aufbewahrt werden, schon nach ein bis zwei Tagen wird sie meistens unbrauchbar. Deshalb wird Alkohol zugesetzt, der aber auch ihre Haltbarkeit nicht sehr vermehrt. Beim Abfließenlassen des ersten Ausgusses der Malzinfusion entstehen auf der Platte ölige Streifen, die man durch wiederholtes Aufgießen ent fernt. Läßt man den Alkohol aus der Infusion, so wird die Platte weniger empfindlich. Vor Licht, Feuchtigkeit und fauler Luft gut bewahrte Platten können mindestens innerhalb sechs Wochen gebraucht werden. Die Schicht haftet ungemein fest am Glase und wirft niemals Blasen; das Verfahren eignet sich seiner Sicherheit halber für die meisten Aufnahmen im Freien. Die Malzplatten sind empfindlicher als die Tannin- und Fothergill-Platten; noch größere Empfindlichkeit besitzen die nach den folgenden Verfahren präparirten Platten. II. Verfahren mit Malz und Ta n n i n. Die Malzinfusion wird durchgeseiht, mit einem Drittel ihres Vo lums Alkohol versetzt, und nachdem der Niederschlag sich abgesenkt hat, filtrirt. Kurz vor dem Gebrauch wird ein gleiches Volumen iprocent. Tanninlösung hin Wassers hinzugesetzt, und die Mischung nochmals filtrirt. Mannichfache Versuche mit anderen Substanzen führten znr Entdeckung des folgenden III. Verfahren s mit Glycerin und Tannin. Als Glycerin zu der Mischung von Malz und Tannin gesetzt wurde, wurden hiermit gute Negative in viel kürzerer Zeit ausgenom men. Versuche ergaben, daß das Glycerin dies allein veranlaßte, während das Malz sich nnthätig dabei verhielt. Im Winter bei trü bem Licht genügten 30—50 Sekunden zur Aufnahme. Um eine leichte Verschleierung zu verhüten, wird ein wenig Eisessig zugesetzt. Lösung X. Tannin .... 30 Gran, Wasser .... 1 Unze, Eisessig, krystalliflrbar 5 Tropfen. Lösung L. Glycerin ... 60 Gran, Lösung ^. . . . 120 „ Wasser .... 300 „ Die letztere Mischung wird wie bekannt auf die Platte gegossen. Das Silberbad sollte ganz schwach mit Eisessig angcsäuert sein; dies erzeugt keineswegs Unempfindlichkeit. Dies Verfahren eignet sich ganz vorzüglich für Interieurs und schwach beleuchtete Gegenstände. Man kann sehr lange und langsam entwickeln, ohne daß die Schicht sich ablöst. IV. Verfahren mit Ameisensäure. Zu jeder Unze der Mischung von Tannin und Glycerin werden 10 Tropfen Ameisensäure zugesetzt; kurz vor dem Gebrauch sind noch 10 Tropfen einer 4proc. Auflösung von salpetersaurem Silber bei zufügen. Die Platten müssen sehr gut gewaschen werden. Die Amei sensäure muß sehr stark und rein sein; sie lockert die Schicht etwas. Dies letztere Verfahren scheint sehr empfindlich zu sein, ist aber noch nicht genügend bearbeitet worden, um ganz genau von den Re sultaten sprechen zu können. Industrielle Briefe. XXII. Leipzig, Ende September, bnne der drückendsten Abgaben für junge Gewerbtreibende der ihrer Etablirung jß Bürgergeld, Emzugsgcld oder welchen Namen diese Ickimalige Brandschatzung ininier haben mag. Es fängt endlich an, in Eeutichland zu tagen. Neben anderen Städten ist auch jetzt Duisburg damit vorgeganzcn, das Einzugsgeld auf die Hälfte berab- cuseken unter der merkwürdigen Bedingung, daß auch Rubrort, die Nach barstadt. ein Gleiches lbue. Der Grund hiervon liegt darin, daß das Um- und Ucberzieben zwtschen beiden Städten lebhaft ist und daß nach einer verrotteten Ansicht in Deutschland noch initiier ,eder anziekendc Arbeits mann als ein Armenhautkandidat betrachtet wird, dem man schon vorher eine bobe Summe abfordern müsse, um im Verarmungssallc die Stadt kaffe nicht zu sehr anzustrengen. Baden und die Schweiz haben einen sehr freisinnigen Niederlassungs vertrag mit einander abgeschlossen. Nach der soeben ausgegebenen Tabelle über die Produktion des Berg werks-, Hütten- und Salinenbetriebes im Zollverein sür das Jahr 1860 wurden auf den Bergwerken in Preußen im ganzen Zollverein Steinkohlen 202,477,779 Ctnr. 246,956,560 Ctnr. Braunkohlen 63,065,883 „ 87,653,287 „ Eisenerze 15,720,278 „ 28,015 637 „ Zinkerze 6.071,916 „ 6.203,268 „ Kupfererze 1,666.408 „ 1,858,948 „ Bleierze 894,949 ,. 2,968,490 „ gefördert. Preußen, welches nach der Seclenzahl 53"/« und nach dem Flächeninhalt 55"/« des Zollvereins umfaßt, trug also zur Gesammtpro- duktion der Steinkohlen 82"/«, der Braunkohlen 72"/«. der Eisenerze 56"/«, der Zinkerze 98"/«, der Kupfererze 90"/« und der Bleierze 30"/« bei. — Von der Produktion der Hütte» sielen auf Preußen den ganzen Zollverein Roheisen 7,236.964 Ctnr. 9.429.471 Ctnr. Stabeiscn 5.313,642 „ 6,702,223 „ Eisenblech u. Drath 1,244,769 „ 1,320,976 „ Andere Metalle 1.983,063 „ 2,296.475 ,, Preußen lieferte also von der Produktion an Roheisen 77"/«, an Stab eisen 80"/«, an Blech und Drath 94"/«. von den sonstigen Hüttenproduk- ten 86°/« — Von Salzen wurde im ganzen Zollverein gewonnen an Siedesalz 5,041,576 Ctnr- lwovon auf Preußen nur 1,928,450 Ctnr. oder 38"/« kamen), an Steinsalz 1,023,346 Ctnr. lwovon auf Preußen 682,471 Ctnr. oder 67"/« kommen). Der deutsche Kohlenexvort nach Rußland leidet besonders durch den dortigen Eingangszoll, der nicht weniger als 5 Kopeken für 2/r Scheyel beträgt. Obwohl das sächsische Brauereigewcrbe mit raschen Schritten vorwärts geht, so ist die Biereinfuhr in Sachsen doch noch immer enorm. Nach einer tabellarischen Uebersicht, welche das „Amtsblatt sür die landwirtb- schaftlichen Vereine im Königreich Sachsen" veröffentlicht, betrug die Ein fuhr bairischen Bieres über die sächsische Landesgrenze im Jahre 1858 220,072 Ctnr., ging aber im folgenden Jahre herab auf 198.487 Ctnr. Im Jahre 1862 aber hob sich die Einfuhr wieder auf 219,522 Ctnr., ob gleich gerade in dieser Zeit in Sachsen eine größere Anzahl neu errichteter Lagerbierbrauereien entstanden und mit einer bedeutenden Produktion auf getreten waren. Man sieht, der Durst in der Welt wirb nicht geringer. Im Schoße der Berliner Stadtverordneten-Versammlung wird die Er richtung einer zweiten Gewerbeschule berathen. Die Gewerbeschule der polytechnischen Gesellschaft zu Leipzig, aus eige nen Mitteln der Gesellschaft begründet und crbalteii, hat sich die Fortbil dung junger Gewerbtrcibender zum Ziele gesetzt. Die llnterrichtsgegen- stände sind im 1. Jahre: Physik, elementare Mathematik, praktisches Rechnen und Korrespondenz, geometrische Konstruktionslehre; im 2. Jahre: Chemie, elementare Mathematik, Buchführung, Projektionslcbre und Schaitcnkon- struktion nebst architektonischer Formenlehre, Mechanik und Maschinenlehre, Technologie. Wir wünschen dieser durch Energie Einzelner in s Leben ge rufenen Anstalt das beste Gedeihen. Dem nächsten Weimar'schen Landtag wird ein Gesetz über Aufhebung resp. Entschädigung der außeri nnungsmäßigen Verbietungs- rechte und über Gründung von Fortbildungsschulen vorgelegt werde». Die Jahresabschlüsse der 43 Berliner Bezirks-Vorschuß-, Darlehns- und ähnliche» Kaffen, welche zusammen einen Vcrmögeusbcstand von 97,793 Thlrn. batten, liehen seit ihrem Bestehen 1,180,735 Thlr. aus. Unter die sen Kassen sind die bedeutendsten: der Fraucnverein mit 238,666 Tklrn., die Benscmann'scbe Darlebnskasse mit 98,244 Thalern, der jüd. Borichuß- Vcrein mit 119,810 Thlrn.. die Darlehnsbank sclbstständ. Handwerker mit 95,201 Thlrn. — Von den 43 Anstalten sind 14 nach Schulze-Delitzsch, 29 nach anderen Grundsätzen eingerichtet Die Gcsammtsumme der im letzten Jahre ausgeliehenen Vorschüsse betrug 171,720 Thlr. In Berlin projektirt man die Errichtung einer „Genossenschaftsbank für Deutschland", eines auf der Basis der Großbanken beruhenden und mit deren Mtteln auSgcstatteten Geldinstituts. ES wird dasselbe den ge jammten Genossenschaften Baarschaft in Bcdürfnißfällen unter Beiziebung der allgemeinen Anwaltschaft schaffen. In Berlin hat sich das Haus Del brück, in Frankfurt das Haus Siebert, in Elbing die Diskonto-Gescllschast und in Leipzig die allgemeine deutsche Credit-Anstalt bereit erklärt, der Angelegenheit beizutrcten. Das Berliner Schreinergcwcrbc hat eine gemeinschaftliche Verkaufshalle nebst einer Vorschußbank errichtet. Die Vereinigung bezweckt hauptsächlich. Konkurrenzfähigkeit mit der großartig entwickelten Möbelsabrikation zu er langen. (Eine einzige Möbelfabrik hat 400 Tischler, Blldhauer, Tapezie rer, Vergolder u. s. w. in ihren Werkstätten, besitzt außerdem eine Filiale in Königsberg und epportirt nach Polen, Rußland. Littbauen, Kurland. Die von der preuß. Regierung nach Berlin berufenen Zollkonserenzen beginnen im Oktober. Die Briefe unseres großen Chemikers Liebig über die Verwendbarkeit des Londoner Cloakeuinbalts als Dünger, der bisher meist nutzlos in die Themse floß, werden in allen englischen Blättern als eine beherzigenswcrthe Mahnung gerühmt. In Hamburg wird die Gründung des von den Deutlchen der nord amerikanische» Union zuerst nach der großen internationalen landwirth- schastlichen Ausstellung angeregten „ständigen Agrikultur-Museums" be rathen. Die genannten Deutschen haben ihre zur Ausstellung gebrachten Gegenstände d'em Museum geschenkt und weitere zugesagt. Die Shoddy-Wolle, welche bekanntlich aus gerissenen und wieder gesponnenen wollenen Lumpen gefertigt wird, nimmt eine immer steigende Bedeutung an. Es bestehen schon eine Anzahl Fabriken dafür. Den Woll- Absall brauchen wiederum die Tapeten-Fabriken znr Herstellung der Vclour- und Sammettapete».