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DezuftS-Prei» iltal« «. Au- i H »»»«tl., tinL virch dt« V»Tr t*«rh«ld Deuitchcand« und d«r dmych« tutoniea vierttliLhrl. S.GO L, ««natl. I«jiO Ll auslchl. Pvftdeliellgkld. gern« tu Belgien, Dtnemerl, den Dun-nftaate«, glelien, Lnremdur^ N>ed«laude, üiev» Weaen, Oeslerreich-Ungarn, Ausland, Schived«, Schwel» u. Spanien. In alle» ibrrgen L lasten aur direv durch di« Äeichchtllleüe d« vlattM erhältlich. Le« Leipziget Lagedlen «ichetm Lwel Itglich, Sann» e. get erleg« «« mergen«. iildoa«.lt«m»Lnnahlne> »ugukusplatz 8, der unseren Trägern, gllialen, Lpedlteuren und Lanahmeftellen. sowie Poittmler» und Briefträger». »lngelderkenftprei« »er «oraew- ergäbe 1- d« rldenda»«gad« » «edettl», mi» «eschtNOOe»« Jdhanattgasie ti. S»nch>«ch«r 14ö»L läSVÜ, I«»t. Träg« und vpedtte« tzä-au«,«brechrr»ch «ierlrliädrl Sei uni« mchnwnellen adgedoln >»»l tsgltch enetl., ».70^» Morgen-Ausgabe. ripMerTageblalt Handelszeitung. Amtsvkatt des Nates «nd des Volizeiamtes Ser Stadt Leipzig. Ä«^eigen'preis W« gnieeet« eu» tlelvii, unt, Um^edunq dl« Sgeivaitrn» »0 ww drwt« Uerikzeil- L dl» 7« mm drei», «teklamezell» l ^g U»u «»»wärr« k- «tellawe, t.L> Jaieral» »» Behörden -» «millchen Teil die 7« ww deett» Vetliieil« 4l' Getchäit»ail»e>aen <nli V agvorlchrlik»» und i» da Udeiidaulgad» >w llreii« erhohl. Aadatl nach Laris. Bellagegedüdr L uO p. Tauieno e»kl. Poitzevudr. gegeneilw Sulträge Wauen mchi »urilch gezogen werden. Zur da« i-richel»«» «n beülmmten Lagen und Plägen wird keine Garaane üdanomme» Lnzelgrn- Lnuahme: >ugultu«p!«tz 8, de» sämtlichen Ailialen a. alle» ünnon«»- Itrpeollioaen de> In» und <lu«laadet. Ooepr-UUial» «erlwi Carl Duucke, prrvgt Bade, tzolduch- Handlung ijuvoivftiaii« >ül cr-lrudo» VL «r. «««). Haupr Ailtal« Vrr«drrn kailr-ge «. l lLelephon Ullti. Nr. 35. Sannsden-, üen 4. Februar lSll. l0S. ZShrgSNg. Dss Wichtigste. * Mr die Jahresausstellung bilden- derKünstler Leipzig 1911 haben Oberbürger meister Dr.Littrich, Geheimrat Max Klinger und EeheMirat Seffner das Ehrenpräsi dium übernommen. (S. Lpzg. Ang.) * Der Vorstand des Deutschen Künstler bund es plant für 1913 eine große Bundes ausstellung in Leipzig. (S. K. u. W.) * Die Erste hessische Kammer nahm nach unwesentlicher Debatte die Wahlrechtsvor lage und die dadurch bedingte Aenderung der Ar tikel 67 und 75 der Verfassung, sowie das Gesetz über die Wahlkreiseinteilung einstimmig an. * Das Schwurgericht in Essen hat die des Meineids Angeklagten Schröder und Genossen im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen. (S. Gerichtssaal.) * Pariser Blätter berichten, daß der Sultan von Wadai zu neuen Kämpfen gegen die Franzosen rüste. (S. Ausl.) * Im Zirkusraum des Leipziger Kristall palastes fand gestern di« erste „Oedipus"- Aufführung der Deutschen Volksfestspiel- Gesellschaft unter der Regie Max Reichardts statt. (S. d. bes. Art.) * Das Unwetter an der katalanischen Küste hat mehrere hundert Opfer an Menschen leben gefordert. (S. Tageschr.) „Der Ssmpf gegen Rom." Die Zentrumsblätter jubeln, sekundiert vom Berliner Bündlerblatte: Es weht Kultur kampf lüft durch die Presse aller Parteien. Zweifellos ist das eine durchaus richtige Be bachtung. Zwar gibt es keinen ernsthaften, seiner Verantwortung bewußten Mann, vor allem keinen politischen Menschen, den nach einer neuen Auflage des Kulturkampfes dürstete — die paar Ultras, denen der „Kampf gegen Rom" Lebensaufgabe und Beruf ist, sind eine Quelle steter Verlogenheit in den Parteien, denen sie sich angeschlossen haben, und spielen in ihnen keine Nolle — aber die „Rechtsbelehrung", die der Papst in seinem Pontifikatschreiben dem Erzbischof von Köln erteilt hat, revoltiert in der Tat die deutschen Gemüter. Sie hat in protestantischen Kreisen, selbst da, wo man aus Gründen parlamentari scher und parteitaktischer Bruderschaft bisher alles zum Besten zu kehren geneigt war, al ar mierend, aufscheuch end, he raus fordernd gewirkt und is^ darüber können alle Jnter- pretationsbemühungen und Entschuldigungs versuche nicht Hinwegtäuschen — auch von unseren katholischen Mitbürgern, zumal denen München-Gladbacher Färbung, als eine pein liche Beunruhigung empfunden werden. In solchen Fällen pflegt der normale Staats bürger zu erklären: Es muß etwas geschehen! Und da die Deutschen nun einmal im tiefsten Sinne autoritätstreue, ordnungsliebende Leute find, blicken sie hilfeflehend oder auch zürnend und Hilfe fordernd die Regierung an und sagen ihr: Nun ist die Sache an dir, jetzt mußt du etwas tun. Fragt sich nur: was. Auch wer wie wir sich von jeder unmotivierten Hin neigung zum System Bethmann frei weiß, wird doch gestehen dürfen, daß die Regierung sich in einer wenig erfreulichen und noch weniger ergiebigen Situation befindet. Gewiß könnte man sich einen Modus denken, der, wenn auch nicht von heute zu morgen, so doch nach und nach eine reinliche Lösung des Problems verhieße: die völlige Trennung von Kirche und Staat. Dieser Weg aber ist bei den nun einmal in Preußen-Deutschland herrschenden Vorstellungen, bei den Stimmungen in den Kreisen der Regierung und der aus schlaggebenden Parteien zurzeit leider aus geschlossen. Muß man aber von diesem Wege, der zugleich im „Kampf gegen Rom" das höchste und wirksamste Pressionsmittel bedeutet, absehen, so behält der Staat nicht mehr so gar viel in Händen, um sich wirksam papistischer Ansprüche zu erwehren. Da ist zunächst die ja auch mehrfach vor geschlagene Aufhebung der katholischen theologischen Fakultäten. Sicher kann man sie aufheden. Man kann sogar weitergehen und durchaus mit Recht erklären: Wenn der Modernisteneid von allen ohne Ausnahme ge schworen wird, haben diese Fakultäten über haupt keinen Zweck mehr. Aber dann wird die Ausbildung der künftigen Geistlichen eben auf den bischöflichen Seminaren erfolgen, und die Lehrer an diesen Anstalten werden Kleriker sein, die an irgend einem römischen Kolleg ihren Studiengang absolvierten. Damit würde von selbst und ohne alle weiteren Apparate die in der Kulturkampfzeit durchgesetzte und seither bewahrte Bestimmung, daß, wer an deutschen Priesterseminaren unterrichten will, drei Jahre in Deutschland studiert haben muß, beseitigt sein. Wir würden uns also, bei Licht besehen schlechter stehen als bisher. Wir hätten zwar die Ehre und das Vergnügen, für die katho lischen Geistlichen zu bezahlen, im übrigen aber auch nicht den bescheidensten Einfluß auf ihren Bildungsgang. Anders steht es schon mit der vielfach propa gierten Aufhebung der preußischen Ge sandtschaft am Vatikan. Das kann man machen und soll's auch tun. Diese Gesandtschaft kostet immerhin verhältnismäßig viel Geld und hat nur höchst minimalen Wert. Die Auf hebung wäre vorwiegend ein symbolischer Akt, sintemalen die eigentlichen diplomatischen Verhandlungen zwischen Rom und Berlin doch meist durch die großen Kirchenfürsten geführt werden. Aber der Wert dieser symbolischen Handlung würde in Deutschland und vielleicht auch in Rom nicht gering anzuschlagen sein. Gar nicht viel versprechen wir uns von einer Interpellation im preußischen Abgeord netenhause. Was kann eine Regierung, die niemals die letzten Konsequenzen zu ziehen fest entschloßen ist, in solchen Situationen sagen? Nichts oder noch weniger als das. Mehr oder minder wohllautende Redensarten, deren innere Nichtigkeit man sofort empfände und sicher auch der Regierung vorhielte. Dagegen versprechen wir uns einen gewißen Erfolg, wenn im preu ßischen Abgeordnetenhause bestimmte An träge gestellt und angenommen werden, die die Regierung zum Handeln zwingen. Man muß unter allen Umständen durchzudrücken ver suchen, daß im Zeichen des Modernisteneides kein katholischer Geistlicher mehr als Oberlehrer, als Kreisschulinspektor und Seminardirektor angestellt wird. Denn sie werden diesen Eid nach längerem oder kürzerem Widerstreben schließlich alle leisten. Schon heute wird vertraulich berichtet, daß die meisten in solchen Stellungen wirkenden Geistlichen ihn geschworen hätten, und die übrigen dabei wären es zu tun. Weiterhin ist aber auch durch einen entsprechenden Antrag zu fordern, daß Hochschullehrer, die sich nicht so mannhaft wehren, wie die katholischen Theologen in Münster, die vielmehr doch noch ihren Frieden mit Rom machen und den Eid leisten, bei keiner Fakultät einer deutschen Universität mehr geduldet werden, daß sie vielmehr infolge einer derartigen Bindung freier Forschertätigkeit zum Verzicht auf ihr akademisches Lehramt gezwungen werden. Auf diese Weise, dünkt uns, kann der Kampf gegen römische Anmaßung und Unbot mäßigkeit fürs erste am aussichtsreichsten geführt werden. So wird auch die Lösung des wichtigsten Kulturproblems der Gegenwart, die Trennung von Kirche und Staat, am günstigsten vorge arbeitet. An den preußischen Abgeordneten ist es nun, zu handeln. Stimmen aus Rom. In Rom fand am Freitag wie alljährlich im Konsistoriumsaale des Vatikans die Feier von Mariä Lichtmeß statt. Berliner Blätter melden als auf fallende Tatsache, daß bei dieser Feier entgegen der römischen Tradilion die Gesandten Preußens und Bayerns, Dr. v. Mühlberg und Freiherr v. G rün- stein. anwesend gewesen seien. Der Papst habe sie mit ostentativer Freundlichkeit begrüßt. Im Anschluß an diese auffallende Angelegenheit sei ein Bericht unseres römischen Mitarbeiters ver öffentlicht: Rom, 2. Februar. Die deutschen Stimmen zur Epistel Pius X. an den Kardinal Fischer haben im Vatikan ein selt sames Echo gefunden. Noch vor der Kunde von dem Aufruhr, in den das nichtultramontane Deutschland durch die jüngsten päpstlichen Schmähungen versetzt wurde, kam es zu einer Entladung des latenten Konflikts zwischen dem Kardinal staatssekretär Merry del Val und dem Kardinal Rampolla, der die Absendung der Papstepistel als im höchsten Grade inopportun bezeichnete. Rampolla hat — das trägt sich im Vatikan von Mund zu Mund — bei dieser Gelegenheit seinem gepreßten Herzen in einer Weise Luft gemacht, daß es zu scharfen persönlichen Auseinandersetzungen kam, bei denen aus Rampollas Mund Morte wie „Pseudo diplomaten!" und „Ruin der Kirche" fielen. Das Seltsamste an der ganzen Affäre aber ist die mir von den kompetentesten Stellen versicherte Tatsache, daß Merry del Val sich aufs hartnäckigste der Absendung der Epistel widersetzt hatte, wohl wißend, daß sie geeignet sei, mancherlei neues Unheil zu stiften. Aber Merry del Val muß jetzt wohl oder übel ausbaden, I was sein Herr und Gebreter eingerührt. Die ganze Verantwortung fällt — so versichert man hier I ohne Unterlaß — auf den ^Kölner Kardinal 1 zurück, der sich im November dem Papst gegenüber allzu entgegenkommend gezeigt und ihm die politische Situation in Preußen rm Hinblick auf den Einfluß des Zentrums auf den Kaiser viel zu rosig gemalt habe. Die päpstliche Kundgebung war, wie ich schon vor acht Tagen mitteilte, zwischen dem Kardinal Fischer und Pius im November verabredet worden. Dabei hatten aber die Herren nicht mit einer gewissen Mißstimmung des Kaisers gerechnet, von der man — ich konnte Ihnen damals sofort Mitteilung machen — Mitte Januar durch den Gesandten Herrn von Mühlberg im Vatikan Kenntnis erhielt. Schon um die Weih nachtszeit herum war man gewarnt worden, den Bogen in Sachen der antimodernistischen Eides leistung allzu schroff zu spannen. Dann trat ein rein persönliches Moment hinzu, dessen Ur sache noch immer streng geheimgehalten wird, und die Spannung zwischen dem Berliner Hof und dem Vatikan erreichte den höchsten Grad. Gerade jetzt hielt es Pius X. für angezeigt, sein anmutiges Brieflein nach Köln zu senden, das eigentlich für eine gewiße Berliner Adresse bestimmt war. Der Papst wollte eben ein Exempel für seine Macht sta tuieren, vor der sich auch Kaiser und Könige beugen müßten, er wollte in Sachen des antimodernistischen Eides reinen Tisch machen, wollte in seinem Reich wahrmachen, daß es nur einen Hirten und eine Herde gibt. Aber der Papst hat zu wenig Verständnis für den schwarzblauen Block bewiesen. Kaum war sein Brief in. Köln angelangt, da meldeten sich einige sehr gewichtige Stimmen des Zentrums bei Pius X. Ich habe durch Rücksprache mit einigen hellhörigen Monsignori den Eindruck gewonnen, daß das Zentrum jetzt sehr lebhaft im Verein mit Rampolla gegen Merry del Val agitiert. Das Stlelkmü üer üeutsihen Salonislverwsltung. Die traurigen Vorgänge auf Ponape, bei denen vier deutsche Beamte -er Mörderhand der Einge borenen zum Opfer fielen, lenken wieder einmal die öffentliche Aufmerksamkeit mehr denn je auf da» Aschenbrödel unserer Kolonialver waltung auf unseren Besitz in der Südsee. Es ist längst kein Geheimnis mehr, daß Dernburg über die Sorge für die afrikanischen Schutzgebiete die Süd- seekolomen fast vergeßen hatte. Das beweisen nicht nur die Ziffern des Export- und Jmporthanbels, son dern auch die Verbeßerungen der Verkehrsverhält- uiße unserer afrikanischen Schutzgebiete. Auch unter Lindequists Leitung hat die Kolonialverwaltung, wie hier bereits einmal angedeutet, für Len deutschen Be sitz in der Südsee noch recht herzlich wenig getan. So sieht der diesjährige Etat neben einer Erweite rung des Eisenbahnnetzes für die afrikanischen Kolonien eine Verbesserung der telegraphischen Ver bindung vor. Werden ooch allein für die Telegraphen linien von Ketekratschi nach Bimbila (Togo) 50 000 Mark und von Krim nach Eroßbatanga (Kamerun) 7500 gefordert. Die Auswechselung der ober irdischen Feldkabellinie Eibeon—Geiffabis—Malta höhe (Süüwestafrika) gegen eine oberirdische Tele graphenlinie erfordert 39 500 .tt, und die Herstellung zweier Leitungen von Windhuk nach Karibih und von Keetmanshoop nach Romansdrift (Südwestafrika) verschlingt sogar das hübsche Sümmchen von 72 000 »tt; während für eine zweite Leitung von Daressalam nach Kilwa (Ostafnka) 45 000 ausgeworfen sind. Funkentelegraphenstationen sollen in den Hafenstäd ten Duala (Kamerun) und in Lüderitzbucht und Swakopmund (Südwestafrika) angelegt werden; sie beanspruchen zusammen einen Kostenaufwand von 420 000 -K. Außerdem werden für Versuche zur draht losen Uebermittelung von Nachrichten von der Ver suchsstation in Nauen bei Berlin nach einer in Kame run zu errichtenden transportablen Empfangsstation 200 000 gefordert werden. Die Notwendigkeit dieser Ausgaben soll nicht be stritten werden, aber wir müßen trotzdem feststellen, daß der Etat 1911 die afrikanischen Schutzgebiete wahrhaft königlich bedacht hat im Vergleich zu den Südseekolonien, für die absolut keine Mittel zur Verbesserung der dort ganz mangelhaften Verkehrsmittel flüssig zu machen waren. Daß diese aber nunmehr beschafft werden müßen, lehrt uns der Aufstand in Ponape. Die Ermordung des Bezirksamtmanns und der übrigen Stationsbeamten geschah im Oktober v. I. Am 16. November ging der „Lormoran" von Jap, der nächsten Kabelstation, in See mit dem Ziel Matupi, wo die Besatzung Weihnachten feiern wollte; am 13. Dezember — also zwei Monate nach Beginn des Aufstandes — bekam das Schiff von hier aus Order, nach Ponape zu gehen, und erst am 25. Dezember erhielt das deutsche Volk die Trauerbotschaft. Aber erst am 8. Januar konnte nach dem vorliegenden amtlichen Bericht die militärische Aktion gegen die aufständischen Eingeborenen einqeleitet werden, und wiederum nach Verlauf eines Monats, am 1. Fe bruar, erhält das Mutterland Kenntnis von der Sühneexpedition. Daß das eine etwas zu reich liche Verzögerung in der Beförderung wich tiger Nachrichten ist, dürfte nun wohl auch an leiten der Stelle klar geworden sein. Die Verzögerung ent spricht aber leider den bestehenden gänzlich unzuläng lichen Verkehrsverhältnißen. Ponape, das selbst ohne jede Tele- araphenstation ist und von den Dampfern der Jalultgesellschaft nur aller 20 Wochen anaelaufen wird, liegt 1200 Seemeilen von der Insel Jap ent fernt. Das ist ungefähr die Entfernung Gumbinnen- Konstanz. Jap ist zwar Kobelstation der deutsch niederländischen Telegraphenlinie Menaoo (Cele- be«)—Insel Guam, unterhalt aber mit Ponape nur insoweit Nachrichtenverkehr, als je nach Bedürfnis die vorliegenden Telegramme zwilchen beiden Sta tionen durch Depeschenooote ausgctauscht werden. In ! der Tat, bei den dortigen Raum- und Seeverhältnis- I sen und in der Zeit der drahtlosen Telegraphie, eine äußerst primitive und unzuverlässige Nachrichten übermittelung. Denn bei austretenoen Betriebs störungen in dem einzigen Kabel Menaüo—Guam ist die Insel Jap wie natürlich auch Ponape vollständig auf Wochen von aller Welt abgeschlossen. Diesem Uebelstand kann nur abgeholfen werden, wenn ein regerer Dampferoerkehr zwischen den einzelnen Inseln unterhalten und die Orte, die wie Ponape Regierungssitz sind, mit Stationen für drahtlose Telegraphie (System Telefunken) versehen werden. Ebenso notwendig ist dann auch zur schnelleren Verständigung mit der Siiosce die Errich tung einer Telefunkenstation in unserer jüngsten Kolonie in Kiautschau. Aber auch die in der Südsee stationierten Kriegsschiffe sind umgehend mit Ein richtunaen für drahtlose Telegraphie auszurüsten. Um die Sicherheit unserer deutschen Brüder in den Süd seekolonien zu erhöhen und die Achtung vor der deut schen Flagge zu fördern, muß es daher der Reichs kolonialbehörde als ihre gegenwärtig vornehmste Auf gabe sein, durch Vorlegung eines Rachtragsetats die Mittel für einen beschleunigten Ausbau unserer Ver kehrsverhältnisse in den Südseekolonien bereitzustel len, auch wenn es diesmal auf Kosten der afrikani schen Schutzgebiete geschehen sollte. Vie Befestigung Les psnsmakansls Im Jahre 1915 soll der Panamakanol er öffnet werden. Die Natur hatte die Welt des Stillen Ozeans durch schwierige Meere und fchrofser noch durch die starre Wand einer Festlandsbrücke zwischen Amerikas Hälften Jahrtausende lang von den öst lichen Gestaden des Atlantischen geschieden: Menschen kunst hat die Schranke endlich durchbrochen, und Europas Kaufmann wird künftig sorgfältig rechnen, ob er seine Waren auf dem östlichen oder dem west lichen Wege vorteilhafter nach China und Japan ent senden soll, wird aber den bequemeren Verkehr mit Kalifornien, mit Peru und Chile als sicheren Gewinn der neuen Straße buchen. Nur eine Besorgnis erschüttert diese frohe Aus sicht: wie wäre es, wenn der Baumeister den Schlüße! des neuen Tores eines guten Tages in seine Tasche schöbe, um sein Geschäft an Südamerikas Westküste zu monopolisieren? Und wenn er aus zahlreichen trrf- tigen Gründen es auch unterließe, eine Welt heraus zufordern, aber nach der alten Weisheit: „Teile und herrsche!" bloß einen Genoßen zum Wettbewerbe ge stattete, nämlich den angelsächsischen Blutsbruder, dem der ob seiner törichten Nachtischplauderei soeben ge rüffelte Commander Sims „den letzten Bluts tropfen und den letzten Dollar" zur Verfügung gc stellt hat? Mr. Sims ist freilich mit einem derben Verweise gezüchtigt von Amerikas Präsidenten. Aber Mr. Taft hat in einer New Parker Rede sich angelegent lich mit der Zukunft des werdenden Kanals beichäf- tigt, den er auf einer Sommerreise persönlich in Augenschein genommen batte. Seine Rede war von zwei Gesichtspunkten geleitet: den Jntereßen des eigenen Landes und den Rücksichten aufEng- land. Die übrigen Staaten werden nicht erwähnt. Und es sollen doch nicht bloß die zärtlichen Verwand ten Uncle Sam und Föhn Bull mit Westamerika Han del treiben und auch an der westlichen Verbindung mit Ostasien in Kriegs- und Friedenszeiten ein hohes Interesse haben, sondern noch verschiedene andere Staaten, z. B. ein gewißes Deutschland. Nun soll der Panamakanal befestigt und für den Handel nach der Dezemberbotschaft ein amerikanischer Zoll auf die Durchfahrt gelegt werden. Beim Suez kanal heißt es bloß ein« Gebühr, die für Rechnung der Aktionäre erhoben wird, und von Festungsanla gen ist keine Rede. Freilich haben wir jetzt Frieden m der Welt: was in Kriegszeiten John Bull tun wird, der Hauptaktionär und zugleich militärische Be herrscher der Kanalufer, darüber schweigt der wort karge Herr. Aber der Onkel in Amerika ist weniger zurückhaltend in Wort und Tat. Er hat nicht die Aktien eines bankerott gewordenen Gesellschafters aufzukaufen brauchen, sondern Frankreichs un vollendet gelaßenes Werk an sich gerißen und mit seinem Gelbe die Meeresstraße ausgebaut, in die Galliens 1700 Millionen Franken versunken waren, soweit sie nicht andere Leute für edlere Stosse, als das fade Salzwaßer flüssig gemacht hatten. Nun aber pocht er auch auf seine 500 Millionen Dollar, die er aufgewandt hat — für den Kanal: so drückt sich Herr Taft nicht aus. sondern für die „Verbesserung der nationalen Verteidigung!" Also die unmittelbare Bedeutung für den Handel uird nun gar für den Han del der Welt wird gar nicht an die Spitze gestellt, sondern der militärüche Wert des Bauwerkes. Der gewiß vom Kulturgedanken aus sehr beachtenswerte Vorschlag, es durch ein internationales Abkommen zu neutralisieren, wird darum mit einer kur zen Handbewegung abgetan. Mit England schweben Verhandlungen. Der Hay-Pauncefote-Vertrag, welcher den veralteten von Clayton und Bulwer ersetzte, hatte die Befestigungs frage offen gelaßen, weder ausdrücklich Amerikas An spruch verneint noch auch bejaht. Seine Anerkennung soll jetzt nachgeholt werben, um allen Weiterungen vorzubeugen. Die Linie des Kompromiß s findet sich in der Taftrede schon angedeutet: „ein Durchgangs, weg für kriegführende Parteien, solange wir nicht selbst in den Streit mit hineingezogen werden." Das heißt herzlich unbestimmt gesprochen. Also wenn deutsche Schiffe einmal einen der Raubstaaten an der Westküste für Dölkerrechtswidrigkeiten züchtigen wol len, dann berechtigt das Dogma Monroes von der Jungfräulichkeit des amerikanischen Festlandes und von der Union Recht und Pflicht zu ihrem SchuUe, dem Strafgeschwader den Umweg durch die Straße Magelhaens zu empfehlen? Mit der Nation, „die uns zu vernichten sucht", ist Deutschland ja wohl nicht ge rade gemeint, trotz des Geschreies, das über jeden neuen Besiedler Südbraflliens usw. deutscher Zunge erhoben wird, sondern eine andere Macht auf der Rückseite der Weltkugel. Immerhin würden wir gut tun, uns der