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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.02.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110204016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911020401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911020401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-04
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Leipziger Tageblatt Nr. SS. los. Jahrgang. 2. veUagr. Sonnadeno. < /edruar l9ll. preutzllches Äbgeorünetenhaus Berli», 3. Februar. Der Gesetzentwurf über die Aenderung der Lan d' gemeinüeorünung in Ser Provinz Han no o e r wurüe zu Beginn Ser Sitzung in vritter Lesung nach kurzen Ausführungen ües Aog. Meyer- Dießholz (Natt.) uns Ses Negrerungskommifiars un verändert angenommen. Es folgte die Fortsetzung der zweiten Lesung des Justizetats. Abg.Mert»n-Oels (Freikons.) führte aus: Mr halten eine gewisse Einschränkung der Beweisauf nahme für zweckmäßig. Die Presse sollte sich sen sationeller Prozetzberlchterstattung fernhalten. Die ReferenSare und Assessoren sollten mehr mit den Grundlagen Les Wirtschafts lebens vertraut gemacht werden. Den Wunsch der Kanzleigehilfen nach etatmäßiger An stellung unterstützen wir. Wir können mit unserer Justiz zufrieden sein. (Beifall rechts.s Abg. Campe (Natl.) führte aus: Leiser wird in die Strafprozeßreform so viel hineingevracht, daß Sie bange Frage auftaucht, ob man überhaupt von einer Reform sprechen kann. Es ist dringend zu wünschen, daß die Rechtspflege in enger Fühlung mit dem täglichen Leben steht. Diesem Gesichtspunkte muß auch bei der Ausbildung der Juristen Rechnung getragen werden. Bei Einschränkung des Beweisvcr- fahrens muß vorsichtig verfahren werden. Er wünscht ist die Stärkung der Machtbefugnisse der Richter. Zur Vermeidung der Ueberlastung ist eine Vermehrung der Richterstellen geboten. Abg. Peltasohn (Freis.) führte aus: Wir wünschen eine V e r m e h r u n g der Rich ter stellen und Vereinfachung des Geschäftsganges. Was einen An laß zum Vorwurf der Klassenjustiz geben könnte, muß aus der Welt geschafft werden. (Beifall rechts.) Abg. Transpszynski (Pole) führte aus: In poli tischen Prozessen berücksichtigen die Richter zu wenig das Volksempfinden. Wir mißbilligen es, wenn Regierungsbeamte die Abstim mung der Justizbeamten bei Len Wahlen kon trollieren. Justizminister Beseler führte aus: Mit der Frage einer anderweitigen Gestaltung der Beweisaufnahme wird "sich der Reichstag in den nächsten Tagrn be schäftigen. Wir sind bestrebt, die Einrichtungen unserer Verwaltung nach jeder Richtung zu> ver vollkommnen. Der Vorwurf der mangeln den Objektivität kann den Richtern nicht ge macht werden. Was die Klagen des Vorredners über die Ileberwachung der Richter bei der Stimmabgabe bei den Wahlen angeht, so hängt diese Angelegenheit mit der Gewährung der Ost m ar k e n z u l a g e zu sammen. Abg. Liebknecht (Soz.) führt« aus: Wir fordern die Beseitigung geheimer Personal akten für die Richter und die weitere Hinzuziehung des Laienelements. Redner behandelte sodann in langen Ausführungen den Moabiter Prozeß und führte aus: Gegenüber den schweren Gefängnis strafen, die Angehörigen der Arbeiterklasse in Moabit auferlegt wurden, ist der Vorwurf der Klassen justiz wahlberechtigt. Justizminister Beseler führte aus: Der Vorwurf, daß ich die Justiz gegenüber dem Minister des Innern nickt in Schutz genommen habe, ist völlig unbegründet- Nach persönlichen Bemerkungen vertagte sich das Haus. Nächste Sitzung Sonnabend 11 Uhr. «---"Sin Mrtlchritt In üer ürahtlvlen Telegraphie. Prinz Heinrich besichtigte, wie wir bereits be richteten, gestern die radio-elektrische Station in Eberswalde. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm von dem Privatdozenten an der Technischen Hoch schule in Darmstadt Dr.-2ng. Rudolf Goldschmidt dessen neueste Erfindung vorgeführt, die die Ver wendung von Kabeln überflüssig machen und den transozeanischen Nachrichtendienst in neue Bahnen lenken soll. Es handelt sich also um eine förm liche Umwälzung auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie. Ueber Einzelheiten der Erfindung geht dem „Berl. Lok.-Anz." der folgende Bericht zu: Die neue Erfindung Dr. Goldschmidts beruht gleichfalls auf Verwendung ungedämpfter Wellen, die aber nicht wie bei Poulsen durch einen Lichtbogen, also durch eine verhältnismäßig kleine und deshalb nur mit wenig Energie arbeitende Vor richtung erzeugt, sondern auf maschinellem Wege hergestellt wird. Schon bisher verwandte man aufdenStationen für drahtloseTelegraphieMaschinen, aber nur einfache Dynamomaschinen, die nur ge wöhnlichen elektrischen Strom zu liefern haben, der erst mittels weiterer Apparate und zuletzt durch Er zeugung elektrischer Funken in elektrische Wellen übergesührt wird. Dies fällt bei der neuen Maschine weg: sie erzeugt sofort Strom von derartigen Eigen schaften, Latz er ohne alle sonstigen Zwischenappa rate an einem Draht in die Höhe geleitet wird und dann sofort ungedämpfte Wellen in die Ferne ent sendet. Da man mit dieser Maschine natürlich auch größere Energiemengen zur Anwendung zu bringen vermag, so läßt sich mit ihr auch die Reich weite der einzelnen Stationen beträchtlich vergrößern. Theoretisch lassen die Wellen sich sogar um den ganzen Erdball senden. Das Wesen der neuen Erfindung. Aus dem Bureau der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie in Berlin wird zu der neuen Erfindung folgendes mitgeteilt: Es handelt sich um eine neue Ausführungsform einer speziellen Dynamomaschine, wie sie im Prinzip vor etwa drei Jahren zuerst von dem Amerikaner Fessenden hergestellt und für draht lose Telephonie und Telegraphie benutzt worden ist. Der Vorteil der Goldschmidt Maschine ist, daß sie stärkere Leistungen als die amerikanische möglich macht. Die Eigenart solcher Maschinen besteht darin, daß die zum Telegraphieren und Telephonieren nötigen elektrischen Schwingungen direkt ohne Funken oder Lichtbogen erzeugt werden. Die Telegraphier methode bleibt natürlich dieselbe wie vorher, da die elektrischen Wirkungen die gleichen sind. Die Gold- schmidtsche Maschine hat bei den bisherigen Labora toriumsversuchen gute Resultate ergeben, so daß jetzt an die Erprobung auch unter schwierigen praktischen Betriebsoerhältnissen herangetreten werden kann. Eine allgemeine Verwendung derartiger Apparate für das wichtigste Anwendungsgebiet der drahtlosen Telegraphie, nämlich für den internationalen Schiffsverkehr, ist leider ausgeschlossen, da die Ma schine höhere Antennenträger beansprucht als die üblichen Systeme, und auf Schiffen derartig hohe Masten nicht gebaut werden können. Die Maschine wird lediglich zum Verkehr zwischen größeren Land stationen benutzt werden können. Allerdings ist auch hierzu noch eine Vervollkommnung nötig. Die Maschine müßte nämlich ebenso wie die modernen Konkurrenzsysteme tönende Morsezeichen abgeden können, da nur Tonsignale bei den in Europa häufig, in den tropischen Ländern immer vorhande nen atmosphärischen Störungen klar verstanden werden können. Für Telephonie ist die Erzeugung eines Tones nicht erforderlich. Dagegen ist die praktische Verwendung der Gold chmidtichen Maschine ebenso wie die aller Telephonsysteme allein ab hängig von der Schaffung eines guten Mikrophons für starke Ströme, das bisher zu konstruieren noch nicht gelungen ist. Tageschronlk. ^uäLatur» et altera pars. Berlin, 3. Februar. Die vielbesprochene Affäre des Leipziger Kaplans Koschitzki löst sich in Wohlgefallen auf. Kaplan Koschitzki erklärt jetzt öffentlich, daß er mit der Hofschauspielerin Klötzl nicht rechtmäßig getraut gewesen sei, und daher nicht wieder zu ihr zurücktehren werde. Gleichzeitig wird ein anscheinend offizieller Bericht in der Zentrums presse zu der ganzen Angelegenheit veröffentlicht, der erkennen läßt, daß die Affäre auch von seiten der in Frage kommenden Dame kaum noch ernst genommen werden dürfte. In diesem Bericht heißt es: „2m Sommer ver flossenen 2ahres meldete sich bei dem katholischen Pfarramt in Leipzig eine 2üdin, Rosi Klötzl, mit der Bitte, katholischen Unterricht zu erhalten und in die katholische Kirche ausgenommen zu werden. Sie wurde daraufhin einem Kaplan überwiesen, der ihr den Unterricht erteilte. Bald aber merkte der Herr, daß es der Klötzl mit dem Religionsunterricht gar nicht ernst war, und da ihr Benehmen gegenüber dem Kaplan immer eindeutiger wurde, brach dieser den Unterricht und den Verkehr mit der Klötzl ab. Daraufhin versuchte es ein zweiter Kaplan noch einmal mit Fräulein Klötzl. die zunächst den ernsten Willen zum Religionsunterricht bekundete, bald aber auch diesen! Herrn gegenüber allzudeutlich ihre Ab sicht merken ließ. Nun stellte auch der zweite Kaplan den Unterricht ein und verbot Fräulein Klötzl sein Haus. Der dritte Kaplan Koschitzki ist liun leider unterlegen Auch an ihn wandte sich sie Klötzl um Religionsunterricht. Dieser kehrte denn auch aus seinem Urlaub nicht «fieber Mrüch sondern schrieb an seine kirchliche Behörde, daß er sein Amt nieder legen und in Oesterreich heiraten wolle. Zu diesem Zwecke wurde er protestantisch. Aber das Eheglück scheint von kurzer Dauer gewesen zu sein, denn bald daraus schrieb Koschitzki an seine kirchliche Behörde in Dresden, er bereue seinen Schritt aus tiefster Seele und bitte um Verzeihung. Nach längeren Verhandlungen, in die auch der von Koschitzki um Vermittelung angerufene frühere Lehrer des Koschitzki, Herr Kanonikus Notzinger, eingriff, wurde dem Kaplan der Aufent halt in einem Besserungskloster gestattet, worauf er sich endgültig von der Klötzl trennte und freiwillig der geistlichen Behörde stellte. Was diese beschließen wird, ist eine Frage zweiter Ordnung. Zunächst interessiert uns lediglich die Tatsache, daß der sächsische Klerus sofort von dem früheren Kaplan abrückte und auch keinerlei Schritte unternahm, um Koschitzki zur Rückkehr zu bewegen. Alle gegen teiligen Mitteilungen liberaler Blätter und der Klötzl selbst sind falsch." — Na, na? * Berlin, 3. Februar. (Eine Postanweisung über einen Pfennig) erhielt ein Kaufmann in Steglitz. Er hatte dieser Tage einem jungen Mädchen einen Anmeldeschein, der einen Pfennig kostet, ver kauft. Das Mädchen gab ein 50-Psennigstück in Zahlung, das der Kaufmann nicht wechseln wollte. Andererseits wollte er natürlich seinen Pfennig für das Formular haben. Das Mädchen erklärte nun, gelegentlich den Pfennig mit heranbringen zu wollen, nannte seinen Namen und empfahl sich. Aus irgend welchen Gründen wollte das Mädchen dem Kaufmann den Pfennig aber nicht persönlich überbringen, es ging da> er auf die Post, kaufte eine Postanweisung für 10 Pfennig und zahlte den schuldigen Pfennig nebst 5 Pfennig Bestellgeld ein. Auf diese Weise kostet dem Mädchen das Formular 16 Pfennig. Wiesbaden, 3. Februar. Mordversuch und Selbstmord.) Gestern abend gab ein Steuer mann namens Stürmer nach einem Wortwechsel auf die Prostituierte Else Bock vier Revoloerschüffe ab und verwundete sie lebensgefährlich. Der Täter er schoß sich darauf. Posen, 3. Februar. (Ein heldenmütiges Mädchen.) Auf dem Mühlenteich bei Podgorz brachen gestern abend eine Anzahl Kinder beim Schlittschuhlaufen ein, darunter sechs Geschwister Baginski. Die 16jährige Czeslawa Baginski, die gleichjalls eingedrochen war, aber schwimmen konnte, rettete drei ihrer Brüder, versank dann aber selbst und konnte nur als Leiche geborgen werden. Karlsruhe, 3. Februar. (Sie hat es nicht nötig!) Der „Schwarzwälder Bote" erzählt folgen des Eeschichtchen: Einer Frau aus einem Nachbar orte von Kenzingen fiel eine Erbschaft aus Amerika — es sollen etwa 11000 ./L sein — zu. Durch die Vermittlung des deutschen Konsuls war das Geld der Landeshauptkasse in Karlsruhe überwiesen worden und sollte nun gegen Quittung der glücklichen Erbin ausbezahlt werden. Die Sache hatte aber einen Haken. Die Frau verweigerte die Unterschrift mit der Begründung: „2ch bruch kei Geld, d'Hühn er lege wieder!" Alle Ueberredung war umsonst und so lagert das Geld noch in der Landeshauptkasse und warter geduldig, bis die Hühner nicht mehr legen. Mannheim, 3. Februar. (Großfeuer.) Heute vormittag entstand in der Eewürzmühle Th. Seyfried 6. m. b. H. Feuer. Das Gebäude brannte völlig aus. Paris, 3. Februar. (Strandpiraten.) Vorder Hafenstadt Brest scheiterte am 24. November v. 2. dec spanische Dampfer „Arratia" drei Meilen westlich von der 2nsel Sein. Einige Tage später begab sich der Syndikus der Seeleute von Brest, Bollok, an Bord des gestrandeten Schiffes, um dieses zu besichtigen. Dabei fiel ihm auf, daß aus den einzelnen Gemächern und dem Wohnraume des Kapitäns die gesamte Ein richtung vollständig auszeräumt war. Anfangs glaubte er, daß die Schiffbrüchigen in der Eile die Möbel und wertvollen 2nstrumente des Schiffes fort getragen hätten: vor kurzem jedoch wurde er, wie die „B. Z." schreibt, durch einen anonymen Brief davon verständigt, daß sich in der Nähe von Brest eine ganzeGruppe von Seeräubern gebildet hatte, die in Mafien nach dem gestrandeten Schiffe gezogen waren und Vies bis auf das letzte Wertobjekt aus geplündert hatten. Sogar zwei Singvögel nahmen sie mit. Die gestohlenen Objekte halten sie dann zu Schleuderpreisen verkauft: die beiden Vögel trat ein Spitzbube an einen Liebhaber für einen Llter Schnaps ab. Es wurde eine Untersuchung gegen die Piraten, deren Namen bekannt sind, eingeleitet. * London, 3. Februar. (Opfer der Schund literatur.) 2n einem Vorwort zu den eben in einem „Blaubuch" veröffentlichten Kriminalstatistiken behauptet Mr. H. B. Simpson, ein Ministerial beamter, daß die große Zunahme der Verbrechen zuin nicht geringen Teil auf das Konto übertriebenen Mitleids zu setzen sei. Viel Schuld trügen auch die sogenannten Kriminalromane nach dem Muster der „Raffles". „Nie Carter" und „Arsene Lupin", die die Verbrecher „interessant" machten. Rom, 3. Februar. (Auf der Hochzeitsreise ausgeplündert.) Die so oft gerügte Unvor sichtigkeit von 2talienreijenden, während der Fahrt Wert- und Schmucksachen aus dem Auge zu lassen, hat neue Opfer gefordert. Am Sonntag kam in Florenz ein Berliner Hochzeitspaar in einem Hotel an. Beim Oeffnen der Koffer vermißte man ein der Gattin gehöriges Täschchen, in dem ihre Schmuckmchen im Werte von über 10000 ./k sowie einige andere Wertgegenstände gelegen hatten. Das Täschchen war in einem größeren Koffer eingeschlossen gewesen, de r das Paar in Venedig .aufgtzgeben hatte. Eine Verletzung des Kofferschlosses ist nicht zu erkennen. Der Gatte setzte alsbald die Behörden in Bewegung, aber von den Dieben hat man bisher keine Spckr est1bk8dfi''kckfiNkfi? — ^inzwischen kommt die Meldung, daß auch ein anderes Hochzeitspaar, das aus Süddeutschland kam, auf der Fahrt von St. Moritz nach Lhiavenna—- Mailand gleichfalls um seine Wert- und Schmuck sachen in Höhe von etwa 8000 Mark bestohlen worden ist. Barcelona, 3. Februar. (Die Opfer des Sturmes) an der katalanischen Küste werden immer zahlreicher. Mitglieder des Roten Kreuzes suchen mit Unterstützung von Bürgergardisten den Strand nach Leichen und Verwundeten ab. Immer neue Trümmer spült das erregte Meer an, und die zahlreichen Schiffsplanken lassen erkennen, daß eine beträchtliche Anzahl von Barken und Fischereifahr zeugen dem Sturme zum Opfer gefallen sind. Jegliche Hilfe für die mit dem Sturm kämpfenden Fahr zeuge ist unmöglich. Die Schleppdampfer können bei dem hochgehenden Wellengang den Hafen nicht verlassen: sie würden sich selbst dem Verderben aus setzen. Man bereitet allenthalben Totenmessen für die Verunglückten vor. Die Zahl der Opfer wird auf mehrere Hundert angegeben. Die Trauer der Bevölkerung über die gewaltige Unwetterkata strophe ist groß. Södertelge (Schweden), 3. Februar. (Eindeut - scher Ingenieur vermißt.) Der in den Södertelger Werkstätten angestellte deutsche Inge nieur Wilhelm Elsenbroich wird seit Dienstag voriger Woche vermißt. Da man am Abend jenes Tages vom Marensee Hilferufe gehört hat, wird ver mutet, daß Elsenbroich ertrunken ist. Die Nach forschungen sind bisher ergebnislos geblieben. Nur ein Filzhut wurde gefunden. * Samara, 3. Februar. (Blutiger Ausgang eines Scherzes.) Der Adelsmarichall Graf Tolstoi und der Edelmann Averdanow fingen in dem Ver- gnüaungslokal „Aquarium" aus Scherz ein Säbel duell an, das bald in einen ernsten Zweikampf aus artete. Beide wurden schwerverwundet ins Hospital geschafft. Ihr Zustand ist hoffnungslos. Petersburg, 3. Februar. (Die Pest in der Mandschurei.) Die Russen- und Europäerstrdt von Charbin ist jetzt von der Pest genau so bedroht, wie die Chinesenstadt Fudsjadjan. Mehrere tausend Soldaten aus Mukden haben Charbin vollkommen ein geschlossen und verhindern jedes Entweichen von Kranken. Gleichzeitig wehren sie den Eintritt in die Stadt. Die Kälte ist auf 10 Grad Celsius unter Null gestiegen. 90 Prozent aller Pestkranken sind dem Tode verfallen. Trotz aller Maßnahmen nimmt die Seuche in der Mandschurei zu. Bereits an der sibirischen Grenze sind strenge sanitäre Maßnahmen zur Ver hütung der Pesteinschleppung getroffen. Auf Ver langen der chinesischen Regierung entsendet Rußland eine medizinische Kommission zur Bekämpfung der Pest nach der Mandschurei. Der durch seine Pest forschungen bekannte Professor Zabolotny, der erst kürzlich aus China zurückgekehrt ist, wurde mit der Organisation dieser Kommission beauftragt. Jekaterinodar, 3. Februar. (Eine neue Naph tha q u e l l e.) In der Nähe von Maikop im Kuban gebiete hat sich im Kosakendocf Apscheron eine neue Naphthaquelle gebildet die täglich eine halbe Million Pud (?) Naphtha herauswirft. New d»rk, Z. Februar. (Eine Trauung am Sterbebette.) Mig Phoebe van Shamthoven- Thorne erkrankte vor einer Woche an Blinddarm entzündung. Gestern teilten ihr die Aerzte mit. daß sie wahrscheinlich nicht mehr als 24 Stunden zu leben habe. Sie ließ sofort einen Geistlichen und ihren Bräutigam Mr. Harry Knapp Herdeiholen und bestand darauf, getraut zu werden, was auch geschah, nachdem eine Speziallizenz eingeholt worden war. Die Braut war so schwach, daß sie kaum ihren Namen unterzeichnen konnte. 2hre Eltern befanden sich gestern morgen noch in Havanna, sind aber auf die Nachricht von dem hoffnungslosen Zustand ihrer Tochter sofort nach New Port abgereist. New Port, 3. Februar. (Carnegies Devise.) Andrew Carnegie hat sich, wie der „Bert. Lok -Anz." meldet, zum New Parker Vertreter der Central News über seine bisherigen Schenkungen und Stiftungen, sowie das, was ihn hierzu getrieben hat, geäußert. Carnegie selbst gibt die Gesamtsumme seiner Stif tungen mit 300 Millionen Dollar an. Und was hat ihn zu diesen Schenkungen getrieben? Der Milliardär will die Welt ein wenig besser verlassen, als er sie bei seinem Eintritt in die Menschheit vorgefunden hat. „Wenn ich ein Wappen hätte", erklärte er, „so würde ich zu meiner Devise wählen: „Alles ist gut, da sich alles verbessert." KunUvsienoer. Theater. Leipziger Stadt-Theater. Hm Neuen Theater wird heute Sonnabend Benedtx' Lustspiel „Tie relegierten Stu denten' stm Kostüm der Entslehungszcit) wiederholt. Morgen gelangt „Cavalleria rusticana" zur Aufführung, hierauf Lconcavalloö „Bajazzo". In letzterer Oper singen erstmalig Fräulein Sanden (Nedda), Herr Klinghammer (Tonio) und Herr Schönlcbcr (Beppo), als Silvio gastiert vertretungs weise Herr Rudow vom Altenburger Hofthcater. Im Alte» Theater steht heute nachmittag 3 Uhr (bei ermäßigten Preisen) „Die goldene Gans" auf dem Spiclplan, abends „Tie schone Nisette"; morgen geht nachmittags Uhr (für das Arbeiter-Bildungsinstitut, ohne Billcttvcrkaus) „Die goldene Gans" in Szene, abends die Operette „Tie schone Risette". Leipziger Schauspielhaus. Heute Sonnabend findet die Erstaufführung des Lustspiels „Tie drei Grazien" von Rudolf Lothar und Oskar Blumenthal statt, das feine erfolgreiche Uraufführung am Wiener Hofburgtheater erlebt hat. Tas ' Stück wirb morgen Sonntag zum ersten Male wiederholt. Tas Weihnachtsmärchen „Tie goldene Märchenwelt" wird am Mittwoch und Sonnabend nachmittags 3H Uhr zu halben Preisen gegeben. Neues Operettentheater. Heute Sonnabend abends 7iHUHr Erstausführung der drciaktigen Operette „Tas Musikanten mädel" von Georg Jarno, dem Komponisten der „Förstcr- christl". Die Direktion hat auch diese Operette an Kostümen sowohl alS an Tckorationen und Möbeln neu ausgcstattet. In den Hauptrollen sind beschäftigt die Herren: Grave, Elstorfs, Gfaller, Trautmann, HolthauS, Horpatzky, sowie die Damen: Röhner, Miet, Sondra, Csillag, Mund unv Sigl. Battenberg-Theater. Heute Sonnabend: „Leutnant der Reserve", Lustspiel von Neal und Wolff. Morgen nachmittag: „EiSkönig und Goldprinzchchen." AbcndS: „Adam und Eva." Konzerte. Heute abend 8 Uhr findet im Saale des Hotel de Prusse der einmalige Liederabend der norwegischen Laulcnsängcrin Astrid Jordan statt. Tas interessante Programm enthält hoch, und niederdeutsche Volkslieder, französische Chansons, sowie schwedische und norwegische Gesänge. — Karten sind bis 6 Uhr bei Carl A. Lauterbach, Paul Zschochcr und Paul Götze zu haben. Studierende erhalten VorzugSkartcn bei Ernest B. Raunscr und Kastellan Meiscl. Tie Abendkasse ist von 7 Uhr an geöffnet. Heute abend Uhr findet im Kanshausc daS Konzert der argentinischen Biolinvirtuosin Bcatriz Leech statt. Mit dem Wtnderstcin-Orchcstcr und unter Pros. WindcrstcinS Leitung spielt die junge Künstlerin die Violinkonzerte von Mendelssohn und Tschaikowsky und das G-Moll-Konzcrt von Bruch. — Karten bei C. A. Klemm, Fr. Jost und abends an der Kasse. (Siehe Anz.) Die Konzertsängerin Fanny Nager gibt heute abend 8 Uhr im Fcurichsaale unter Mitwirkung von Erich I. Wolfs fKkdvicrbegleitung) einen Liederabend. TaS Programm lautet: Giorbani: Caro mio bcn. B. Marcello: II mio bcl fuoco. Pergolcsi: Se tu m'ami. Caccini: Amarilli. Lc- grenzi: Che fiero costume. Schubert: Wehmut. Heideröslein. Nur wer die Sehnsucht. LicbeSbotschast. Tie Liebe hat gc logen. Brahms: ES hing der Reis. Meine Lieder. Ter Jäger. Immer leiser. Sandmännchen. Wie komm' ich denn. — Karten bei C. A. Klemm Fr. Jost, I. H. RobolSkn und abends an der Kaste. (Siehe Anz.) Die Panliner berücksichtigen in ihrem Winterkonzert am K. Februar im Gcwandhause auher lebenden Komponisten In erster Linie Franz Liszt und Robert Schumann. Besonderes Interesse dürfte Liszts hier noch wenig bekannte Humoreske „Gaudeamus igitur" für Chor, Soli und Orchester erwecken. Neu für Leipzig sind Schulz-Bcuthens Klavierkonzert und WendelS „Grab im Busento" für Chor und Orchester. Oaräinen, Lwk'es, ?o?tiek'6n, leppiode, Vorlagen, üsod- u. vivanäeeken, Möbel- unä vekorations - 81o8e, keise-, Lekiak- uvä Lteppäeokea. Lebt orievlaiisoke leppieke. Idun navk ksutv vsrkauks iok kssldvslsncßs V 7 teils aus meinem Invsnlun- kaumungs-VvnIrauG ru cksn teils Ulster Linkuuk gestellten KLumunCS-Lreisen ki.U.TokOälktoO, Usumsnlei 3133
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