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Seite 2. Nr. 23ö. Morgen-Nusqsve beruflicher sachverständiger in allen Stadien de» Berdingsungsversahrcns bei Staat und Ge- melnde und schließlick, auch für das private Ver- acbnngswesen den Boden zur Einjnhrnng der Verdingung nacl» dem Grundsätze des angenressc neu Preises ziveckmäßig vorbereiten. Bcsonde res Geivicht legt cs aut die Gewinnung einer Anzahl sachverständiger aus jedem Berufe, die geeignet sind, kraft ibrcr hervorragenden Fach tenntnisse den Bestrebungen des Lnbmjssions- aintes genügende. (Geltung zu verschaffen. Es ist gelungen, den Meis der beruflichen Lach verständigen bei staatlichen und kommunalen Verdingungen bedeutend zu erweitern und durch ihre Tätigkeit das Bcrtrauen der Behörden zu gewinnen. So hat beispielsweise die König!. Intendantur des XU. >l. Kgl. Sachs.» Armee- torps in Dresden eine Verfügung erlassen, nach der berufliche Lachverständige zu den 'Ausschrei bungsunterlagen und bei der 'Abnahme der Lieferungen gehört werden sollen. Das Kgl. Finanzministerium hat eine Reihe von Ver suchen mit dein Verfahren des angemessenen Preises angeslellt und dem LubinissionSaint den 'Auftrag erteilt, die Tertumerlageu für die Be stimmungen der sogenannten Kleinpreise einer als Vorschlag zu behandelnden Umarbeitung zu unterziehen. Tas Lubmissivnsainl ivird sach liche Kommissionen berufen, die sich aus an erkannten Fachleuten jedes Gewerbes zusammen- setzen und in denen alle Landcsteile zweckmäßig vertreten secu sollen. Zn Punkt 4 der Tagesordnung: Mittel ständische Heuer- und Lebensver sicherung („Hohenzollern") sühne Bericht erstatter Bürgermeister Dr. Eberle- Rossen aus: Der Mittelstand müsse den Anschluss an solche Institute suchen, die Ivie die öffentliche LcbcnSversicherungsanstalt iin Königreich Lach sen bereit sind, durch Verträge sich festzulegen, die aus mittelständischen Kreisen eingehenden und disponibel werdenden Versichcrnngsrcservcn in mittelständischen Krediten wieder anzulegen. Unter diese Institute falle auch die aus Mittel- itandskrcften ins Leben gerufene Mittelständische Jener- und Lebensversiäiernng „Hohenzolleru". Die Beratung über diesen Punkt führte zur An nahme folgender Entschliessung: „Die Versammlung wolle den Landesvor stand ermächtigen, wegen der Lebensversicherung mit der in Gründung begriffenen öffentlich-recht lichen LebcnSvcrsicheruttgsanstalt für das König reich Lachsen, wegen der Feuerversicherung einerseits mit der Kgl. Lächs. Brandversiche- rnngskammer und anderseits mit der „Holien- zollcru" und mit anderen ihm geeignet erschei nenden Instituten zu verhandeln lind bei gün stigem Angebot Empsehlnngsvorschläge zu ma chen." Bei Punkt '> der Tagesordnung wird auf den von Generalsekretär Fahrenbach-Leip, zig vorgelegten Geschäftsbericht verwiesen. Er behandelt den Ausbau der Organisation des gelverblichen Mittelstandes in Lachsen rind die allgemeine Tätigkeit, zu der künftig die Herbei führung einer zweckmässigen und zeitgemässen R eform der Ersten K a in m e r gehören soll. Ferner ist eine Erhöhung der Mitgliedsbcilräge in Aussicht genp,un.tep. Besonders d^r. von der Kgl. Ltaatsrcgicrung verlangte Beitrag zum LnbmissionSaint belaste, wie im Geschäftsbericht ausgeführt ivird, den Etat sehr. — Der Kassen- bericht weist eine Gesamteinnahme von 20 171,81» Mark, eine Gesamtausgabe von 16 68'4,.'-7 Mark nach verblieben ist somit der Betrag von 1182,2!» Mark. Das Rechnungswert wurde anerkannt und dem Kassierer Entlastung erteilt. Alsdann beleuchtete LandtagSabgeordncter Biene rt die Ltellnng der Mittclständlcr zu den L a u d t a g s w a h len 1915. Leine Dar- Nelkungeu führten zu der Annahme einer Reso lution folgenden Inhalts: „Die 7. Hanvtvcrsammlung der Mittel- standsvercinignng in» Königreich Lachsen be- lieht, durch ihren geschäslsführendcn Vorstand bei den nächsten Landmgswahlcn den nationalen Kandidaten die Grundsorderungen des selbständi gen Mittelstandes vorzulegen und sic nm Ltel- inngnahme zu bitten. Kann eine ausdrückliche Verpflichtung der Kandidaten auf diese Mittel- standsforderungen mit Rücksicht auf die Landes- Leipziger Verfassung nicht verlangt werden, so sollen sie jedenfalls ersucht werden, eine schriftliche Er klärung zu geben, ob sic rin Falle eines Unter liegens im ersten Wahlgange im Einvernehmen nnd mit Ermächtigung ihrer Partei bereit sind, ihre Wähler zur Unterstützung des nationalen Ltichwahlkandidarcn gegen den mittclstands- seindlicheu Sozialdemokraten aufzufordern. Die Ltellungnahmc der Kandidaten ist vom gc- schäftsführendcn Vorstand bekannt zu machen." Lämtlichc ansscheidenden Mitglieder des Landesvorstandes ivurdcn durch Akklamation wiedergewählt. Zugewühlt wurden Malerober- meister Z cy i r in c r - Dresden, und Kaufmann Louis Seidel-Wilsdruff. Rach den Wahlen beschäftigte sich die Versammlung mit Satznngs- nnd Geschäftsordnungsänderungcn. Die nächste Hauptversammlung soll während der Ausstellung „Das deutsche Handwerk Dres den 101.7" in Dresden abgehaltcn werden. politiletie Ueberliekt Der »vorwärts" un- -ie denkmalssthän-er. Während die Berliner bürgerliche Presse aller Partcirichtnngen am Sonnabend inorgen die Ver haftung dec Eharlvtteubnrger Deuknials-sirevler mit teilte, enthielt der „Vonvärts" am genannten Tage kein Wort von dieser Verhaftung. Das ist ausfällig genug! Denn cS wäre ein recht seltsamer Zufall, wenn das sonst sehr gut unterrichtete sozialdemo kratische Zentralorgan gerade diese Lokalnachricht nicht bekommen haben sollte. Wahrscheinlicher ist es, das; der „Vorwärts" zunächst versuchte, sich um die Mitteilung eines Vorganges herumzudrücken, mit dem für ihn eine peinliche Erinnerung verbunden ist. .Hat er doch, als das Kaiser-Friedrich-Tenkmal besudelt und eine Belohnung von 1000 M. für die Ermittelung der Täter ausgeschrieben war, am 12. März u. a. wörtlich geschrieben: „Die Belohnung für die Ermittelung des Täters erfolgt in solcher Höhe sonst nur bei Kapi- talverbrechen. Jedenfalls hat der Urheber den Gegnern der Roten Woche einen großen Gefallen getan. Ob das gar beabsichtigt mar?" Dieser Versuch, den TcnkiiialS-Frcvcl für den Ausfluß bürgerlicher Gegnerschaft wider die Rote Woche auszugcben, war in den Spalten des „Vor wärts" unr so törichter, als unmittelbar daneben eine Verherrlichung sozialdemokratischer „Heinzel männchen" stand, die an Häusern, Straßenecken, Zäu nen und Bäumen Zettel mit der Aufforderung an gebracht hatten, den sozialdemokratischen Wahlver- cinen beizutretcn und auf den „Vorwärts" zu abon nieren. Rach der Verhaftung der Tciikmalü-Frevler ivird es nicht mehr lange dauern, bis jene Aus streuung des „Vorwärts" auch auf Grund einer gerichtlichen Verhandlung als gegenstandslos erkannt werden kann. Daß die Tcnkmalsschündcr treue „Vor- wärtS"-Leser und zielbewusste Genossen sind, hat die „Post" bereits festgestellt. Deutsches Reich. * Die 1». Kommission des Reichstage» zur Vor beratung de» Spionagegesetzes hat schriftlichen Bericht über ihre Beratungen erstattet. Ihre Kompromiß beschlüsse sind bekannt. Hoffentlich gelingt es, dieses Gesetz noch vor Pfingsten zu verabschieden. * Schutz des gewerblichen Eigentums. Ein Ab kommen zwischen dem Deutschen Reiche und Japan betreffend den gegenseitigen Schutz des gewerblichen Eigentums in China ist dem Reichstage zugcgangcn. Der beigefügten Denkschrift entnehmen wir: In China bestehen keine Gesetze zum Schutze des gewerb lichen Eigentums. Bestrebungen, die auf Schaffung eines Markenschutzgesetzes gerichtet waren, haben bisher trotz aller Bemühungen nicht zum Ziele gc- führt. Auch hat die chinesische Regierung ihr Ver sprechen, ein Patcntgesctz zu erlassen, bisher nicht erfüllt. Da sich das Hehlen von Schutzbestimmungcn aus t-em Gebiete des Markenrechts besonders fühlbar machte, indem gut eingeführte Warenzeichen viel fach widerrechtlich benutzt wurden, so haben sich ver, schieden« hauptsächlich interessierte Mächte durch Ab Tageblatt. kommen miteinander verpflichtet, den Angehörigen der anderen Länder hinsichtlich des Warenzeichens durch ihre Konsulargcrichte in China den gleichen Schutz zuteil werden zu lassen, den sic ihnen in der Heimat gewähren. Es sind dies Deutschland. Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Holland, Ruß land und die Rordamerikanische Union. Diesen Abkommen tritt jetzt Japan bei, indem cs Abkommen mit der Union, Frankreich. Rußland und Deutschland über den Markenschutz abschließt. Das deutsche Ab kommen schließt sich den übrigen Abkommen der genannten Staaten mit Japan an. * Tagung des Internationalen Eisenbahn-Kon- grrß-Berbanve» in Berlin. Die nächste (111 Tagung des Internationalen Eisenbahn-Konareß-Berbandes findet im Jahre 191.7 in Berlin statt, und zwar voraussichtlich im Februar. Für die Konserenz sind jetzt die erforderlichen Vorbereitungen seitens der beteiligten Behörden eingeleitet worden, um dem Kongresse eine würdige Ausnahme in Deutschland zu bereiten. Dem Verbände gehören fast sämtliche Staaten der Welt an, die über ein Eisenbahnnetz verfügen. Da bei den bisherigen Verhandlungen des Kongreß-Verbandes der Vorsitz von der Regierung des betreffenden Staates übernommen wurde, in dem der Kongreg tagte, so ist anzunehmen, daß in ent sprechender Weise auch bei der nächsten Tagung ver fahren wird. Die internationale Konferenz des Kongresses, die einige Wochen in Anipruch nehmen dürste, verfolgt den Zweck, den Ausbau und die neu zeitlichen Einrichtungen des Eiienbahnwesens und die in den einzelnen Ländern von den Eisenbahn verwaltungen gemachten Erfahrungen mit den neuesten Erfindungen auf allen Gebieten des Eisen bahnbetriebes zu besprechen sowie in einen Meinungs austausch darüber einzutreten. Dabei geht das Be streben des Kongreßes dahin, eine möglichst gleich mäßige Förderung des Fortschritts >owie eine möglichst weitgehende Vereinheitlichung im inter nationalen Eisenbahnverkehr zu erreichen. Die letzten Kongresse fanden im Jahre 1910 in Berlin und im Jahre 1905 in Washington statt. * Der Verband Thüringischer Industrieller (Sitz Weimar) hält am Sonnabend, Len 16., und Sonntag, den 17. Akai, seine diesjährige (fünfte) ordentliche Hauptversammlung in Erfurt ab. In der Mit gliederversammlung werden nach Erledigung des ge schäftlichen Teiles Dr. Nie find, Geschäftsführer des Verbandes Thüringer Metallindustriellcr, Er furt, über die „Arbeitslosenversicherung" und der Syndikus des Verbandes Thüringischer Industrieller, Dr. Oster mann, Weimar, über „Industrie und Angeftelltenbewegung" referieren. Am Sonnabend abend findet in den Räumen der Ressource-Gesell schaft ein Festmahl mit Damen statt, dem sich ein Untcrhaltungsabcnd anschließen soll. Für Sonntag vormittag ist eine große öffentliche Industriellenver sammlung vorgesehen, in der der Vorsitzende des Ver bandes Thüringischer Industrieller, Kommerzienrat P ferdekä mcrMcida, über „Industrie und Par lament" und Dr. G. Stresemann-Dresden, Syndikus des Verbandes Sächsischer Industrieller, über „Wirtschaftspolitik, Außenhandel und Welt politik" sprechen wird. Im Rahmen der Tagung hält der Bund der Industriellen, dem der Verband Thüringischer Industrieller als Landcsorganisation angcschlosson ist, am Sonnabcndnachmittag in Erfurt eine Sitzung seines Handelspolitischen Ausschusses ab. Ausland. Oesterreich. * lleber das Befinden des Kaisers wird amtlich aus Wien gemeldet: Nach einer durch Hustenreiz gestörten Nacht hat der Husten am Tage nach gelassen. Die katarrhalischen Erschei nungen ergaben eine wenn auch unbeträchtliche Ver minderung. Im übrigen ist keine Acnderung fest- zustcllen. Frankreich. * Ein Besuch des Zaren. Aus Paris wird ge meldet: In diplomatischen Kreisen verlautet, daß der Zar noch im Laufe dieses Jahres in Paris einen Besuch abstatten werde. Er beabsichtige, den großen Manövern beizuwohnen. Rußlan-. * Die türkische Sondermisfion. Die außerordent liche türkische Gesandtschaft, mit dem Kriegsminister Talaat Bei und dem früheren Kriegsminister Izzet Pascha an der Spitze, ist am Sonntag in Lioadia eingetroffen und bei der Landung von den Spitzen der Behörden empfangen worden. ruomas, 11. Mat 1914. Kantate aer Deutschen DuchhänUIer tylä. Nach altem Brauche vereinten sich am gestrigen Sonntag die in Leipzig zur Kantatemesse versammel ten deutschen Buchhändler zu ernster Arbeit und frohem Feste. Begonnen wurde der Tag mit der am Vormittag unter dem Vorsitz des Geheimen Hofrates Karl Siegismund- Berlin im Buchhändler« Hause abgehaltenen Hauptversammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Vorausgegangen waren ihr am 7. und 8. Mai die Hauptversammlung des Vereins der Deutschen Musikalienhändler, des Deutschen Ver« legervereins und einer Reihe buchhändlerischer In teressenvertretungen sowie die Abgeordnetenver sammlung des Verbandes der Kreis- und Orts vereine, in denen bereits die Tagesordnung der Hauptversammlung des Börsenvereins den Gegen stand eingehender Erörterungen bildete. Infolge der am Mittwoch vollzogenen Einweihung der Bugra war der Besuch dieser Vorversammlungen wie auch der nachfolgenden Hauptversammlung ein besonders reger. Verstärkt wurde dieses Interesse noch durch eine reichhaltige Tagesordnung, in deren Mittel punkt wie im Vorjahre die Deutsche Bücherei stand. Handelte es sich damals um die Zustimmung der Hauptversammlung zu dem mit der Sächsischen Regierung und der Stadt Leipzig beschlossenen Ver trag, durch den die Errichtung und Uebernahme der Deutschen Bücherei durch den Börsenvercin in die Wege geleitet wurde, so hatte die diesjährige Haupt versammlung Beschluß über den Antrag des Vorstan des zu fassen, die deutsche Bibliographie in Zukunft auf der Grundlage der Deutschen Bücherei aufzubauen und einen außer ordentlichen Ausschuß mit der Feststellung der für ihre Bearbeitung maßgebenden Grundsätze zu betrauen. Pünktlich 11 Uhr eröffnete der Erste Vorsteher die Hauptversammlung, um nach kurzer Begrüßung der Anwesenden die einzelnen Abschnitte des gedruckt vorliegenden Geschäftsberichtes zur Dis- / kussion zu stellen. Wie seine Vorgänger so ist auch das Jahr 1913 wirtschaftlich nicht als ein günstiges zu bezeichnen. Die Balkankrioge und die dadurch hcroorgerufenen stärkeren Rüstungen der Großmächte in Verbindung mit der Unsicherheit der allgemeinen politischen Lage sind auch auf den Buchhandel von Einfluß gewesen, da Las Buch meist als Luxusgegen- stand angesehen und infolgedessen von der Ungunst der Zeiten weit stärker als Gebrauchsgegenstande getroffen wird. Rechnet man dazu die durch den Ausbau der Sicherungsgesetze vermehrten Lasten oer Geschäftswelt und die stetig steigenden Kosten der Lebenshaltung bei einer immer größer werdenden und nicht einwandfreien Konkurrenz namentlich Lurch den Auchbuchhandel, so wird man es verständ lich finden, daß 'besonders der Sortimentsbuchhandel schwer mit seiner Existenz zu kämpfen hat. Aber auch der Verlag ist nicht am Rosen gebettet, da sich die wachsenden Herstellungskosten scylecht mit der Tendenz ständiger Verbilligung der Bücher ver-- tragen und eine stark« Konkurrenz, teils in seinen eigenen Reihen, teils durch Vereine und Verbände seinen Gewinn auf ein Minimum hcrabdrückt. Dic> Bücherproduktion hat im Vorjahre eine weitere Vermehrung erfahren: 34 801 Werken aus dem Jahre 1912 stehen 35 078 im Jahre 1913 gegen über. Nicht gleichen Schritt mit dieser Vermehrung hat die Aufnahmefähigkeit des Publikums gehalten. In enger Verbindung mit den Bestrebungen, dem Buche eine stärkere Beachtung im Inlands zu sichern und ihm weitere Käuferkreise auch in den weniger bemittelten Volksschichten zu erschließen, stehen die Bemühungen des Vorstandes um den Export deut scher Literatur nach dem Auslande. Daneben hat er durch eine Reihe non Eingaben und Anregungen zu Gesetzentwürfen versucht, die Interessen des Buch handels auf diesem Gebiete wahrzunehmen. Es sei insbesondere erinnert an den Entwurf eines Gesetzes gegen die Gefährdung der Jugend durch zur Schau stellung von Schriften, Abbildungen und Dar stellungen, 'der eine schwere Gefahr für don Buch handel in sich schließt, sowie an seine erfolgreichen Bemühungen, dem Sortiment den weiteren Vertrieb der preußischen Generalstabskarten zu ermöglichen. Auf urheberrechtlichem Ge biete können als Fortschritte der im August 1913 kva Maria. 1O> Von Margarete Richter. (Nachdruck verbolrn ) Eva schlug vor, die Unterhaltung im Garten unter der brcitästigcn Linde fvrtzusetzen, wo der Kaffee eingenommen werden sollte. Dnrch irgendeine Wendung kam dort die Rede aufs Pyvloaraphiercn. „Du könntest ivoht meinen stereoskopischen Apparat holen, Zigmund, ein paar Kassetten," roandkc sich der Geheimrat an seinen Reffen. „Ich will Herrn Dr. Fuchs die Verbesserung an dem Mvmentvcrschlnß zeigen." Dr. Dnrholz erhob" sich eilfertig und kehrte bald mit dem Gewünschten zurück. „Wir machen ein paar Aufnalnnen, dann können Sie sich überzeugen von dem Vorteil der neuen Einrichtung. In Ermangelung eines besseren Objekts nehmen nur nuferen kaffer!ism auf. — Rein, bleiben Lie ruhig sitzen! Lie kommen auch mir ans das Bild. — Alles ruhig!" Eva nnd Ltcenholt sahen sich an. Lie lach ten. „Wer wohl zuerst wegsehen ivird, der freche Mensch oder ich!" dachte sic. „Ob sic ausbäll!" dachte er — da knipste es . . . sie waren beide gefangen. Eine leichte Röte überzog Evas Ge sicht. Lie las cs deutlich in seinen Zügen, was er dachte. Dr. Ltcenholt erbot sich angelegentlich — der Ehcf hatte noch eine windbewegte Banin- gruppe ausgenommen —, die Platten zu ent wickeln. Er hatte die Röntgenarbeiten unter sich und ivar wegen seiner sicheren Ersolgc be kannt. Als er die Kassetten in seine Rocktasche steckte, iah er Eva forschend an. Lie aber unter hielt sich, als ob sie seinen Blick nicln gesehen hätte, eingehend mit Dr. Fuchs. Die gewöbnlickn' Ltnnde der Verabschiedung der Herren war längst überschritten, und noch erlaubte der Ebes nicht den Rückzug ins „Schlachtfeld", wie er s nannte. „Leien Lie doch froh, wenn Zic mal etwas anderes sehen, al» ihre Katienten!" meinte er gutgelaunt, wenn- gleich er als arbeitsfrohcr Mann nichts lieber hatte, als wenn seine Assistenten seinen Eifer teilten, lind die Herren ließen sich nicht lange bitten. Endlich aber, es war schon sieben Uhr, wur den sie entlassen. „Ein famoses Mädel!" meinte Ltcenholt unter der Haustür. Dr. Fuchs stimmte bereitwillig zu. Er sand die neue Ehefinc min destens der alten ebenbürtig. Er hatte den Dainpserausflng nicht niitgcmacht, nnd war an genehm überrascht, die allgemeine Ansicht der Assistenten teilen zu können, denn in der Regel wich sein Geschinack von dein der anderen „meter breit" ab. „Offenbar sehr vernünftig," vervoll ständigte er befriedigt Lteenholts Urteil auf seine etwas gehässige Weise. „Hm . . .!" meinte Ltcenholt. „Ich glaube, sie bai es dick hinter den Obren." „Was Ihnen jedenfalls nicht schaden lönnle," brummle Dr. Fuchs, indem er dem jüngeren Kollegen einen vertraulichen Schlag ans die Schulter gab. Zn gleicher Zeit mit den beiden gab auch Eva ihre krittle« über die Herren ab: „Dr. Ltcenholt ist nicht so schlimm wie sein Ruf," sagte sie zu Ligmnnd Dnrholz, die Aschen schalen wcgraumcnd. Und er gab ihr recht. „Zuverlässiger aber ist Dr. Wagener, so tüchtig sic beide sind, wie überhaupt alle meine Herren," versetzte der Geheimrat hinter seinem Zeitnngsblatt hervor. Und Eva ivar es, als läge darin wieder eine kleine Warnung für die Zukunft. Und sie nabin sich vor, ans der Hut zu sein. Dr. Ltcenholt hatte eine eigene Art, jich auf vertranten Fuß mit einem zu stellen. Die Grenze aufrecht zu erhalten, ivar ihre Lache. Als „Ebcfine" wie als Fran überhaupt. Am Tage nachher tarn Dr. Ltcenholt mit dem Stereoskop ans dem Rebcnziinmer zu ihr. „Da sehen Lie mal hinein, gnädiges Fräu lein," sagte er und führte Eva ans Fenster. Es ivar die fertige Kopie des Bildes. „Ich habe die Platte gestern abend noch entwickelt. Ich war zu neugierig! . . . Das kommt davon, wenn man eigensinnig ist nnd nicht nachgcben will." Der Ehcf kam eben herein und nbcrhob Eva der Antwort. „Das ist ja ein lustiges Bild," meinte er, nachdem er einen Blick in das Stereoskop geworfen hatte. Eva ivar froh über diese Auffassung. Unbefangene sahen jedenfalls nichts von dem heimlichen Zweikampf, der da stattgehabt hatte. „Die Platten nehmen wir mit, und machen zu Hanse ein paar Kopien für uns," entschied der Geheimrat, und Eva war glücklich, das; die verhängnisvolle Platte nicht in Lteenholts Hän den blieb. Eine Kopie hatte er allerdings schon . . . Leider! 4. Aus dem slnlnmen Diener in der Halle der Villa Dnrholz lag ein Briefchen von UllaS un regelmäßiger Hand. Die kleine, die noch nicht zur Schule ging, schrieb inil Leidenschaft Briefe, wobei sie sich die Hand führen ließ. Diese Briefe, bei denen auch die Adresse von ihr selbst geschrieben werden mußte, steckte sic, nm ihrer Beförderung sicher zu sein, nut Wichtigkeit eigenhändig in den Kasten. Hastig hatte Eva das Schreiben geöffnet und durchgcflogen: „Liebe süße Tante Eva! Papa sagt, wir kom men Mittwoch zu Dir und bleiben bis Samstag. Ich kann nicktt einschkascn, vis ich Dir schnell geschrieben habe, aber Fräulein Dora sagt, ich muß jetzt aufhören. Viele tausend küsse von Deiner Ursula. Le." Die letzten Buchstaben hatten keinen Platz mehr gefunden. Das war Ende Juli. Eva trat mit dec Karte in das Arbeits zimmer des Geheimrats. Er ließ sich nicht gerne stören, denn er hatte auch zu Hause zu arbeiten. Aber Eva innßte es irgend jemand sagen, wen sic erwartete. — Ursula Sebald allein war es nicht, um derentwillen ihre Augen so selig glänzten und die das frische Rot auf den heißen Wangen verursachten. Freilich, zu sagen war darüber nichts — eben gar nichts — als daß Ursula Sebald das Kind ihrer Freundin war, die viel, viel zu früh die Kleine hatte verlassen müssen. Vor drei Jahren war cs. Eva hatte Els beth gepflegt und hatte später ihren Mann auf gerichtet, so gut das ging. Und cs ging lang- , sam nnd schlecht genug im Anfang. Außer zu ' seinen Vorlesungen konnte er sich zu keiner Ar beit ausraffen. Erst nach langen Mntermonaten hatte Eva ihn so weit gebracht, weiter zu schaf fen an einem großen kunsthistorischen Werk, an dessen Fortschritt sie schon während Elsbeths Leidcnszcit regen Anteil genommen hatte. Mit ihren klaren, tlugcn, unbefangenen Augen hatte sie ihm manchen kleinen Wink, manche An regung geben können. Sie war stolz darauf ... v so stolz! — Als dann das trübselige Se mester zu Ende ivar, hatte sie nicht eher ge ruht, bis er sich zu der Romreisc entschloß, um geistig und körperlich wieder zu sich zu kommen. Ulla, die damals Fünfjährige, hatte sie auf lange Wochen zu sich ins Elternhaus genommen und versucht, ihr die Mutter zu er setzen. Seitdem hing das Kind mit leidenschaft licher Zärtlichkeit an Tante Eva, und jedesmal, wenn es einen Abschied galt, gab cs bittere Tränen, tue nur durch das Versprechen vct- siegten, daß die Tante Eva „furchtbar bald" ivicdcr da wäre und „ganz gewiß alle Wochen eine Ansichtskarte" schriebe. Ulla wußte nicht, daß es diesmal eine län gere Trennung geben sollte als sonst. Tante Eva ivar noch immer wiedcrgekomnien, sic würde auch diesmal nicht fortbleibcn. Eva aber dachte anders. Je langer sic mit Professor Sebald verkehrte, je mehr sie sich heimisch fühlte in seinem Hause, in seinen Räu men, je inniger ihr Ulla ans Herz wuchs, um so schwerer empfand sie cs, sich sagen zu müssen, daß sie dorr nicht das geringste Hcimatsrccht yatte. Und in ihr Herz schlick, sich eine-große Oede, eine müde Traurigkeit. (Fortsetzung in der Abendausgabe.) E> de 2i w< K, «c Ml gu da an Gc Ri hü mc las dir Rk jer Fe M M Zus . ral ZU du we w mc bei Lei wi ler Lei de> S» Ge m Fl- Lei r i Ge das r dir , pn Dii ze rat Gei Fir Ko vor Akc Gel si ord O. Pä Dr. 1. S e Er« ein gra Ial Fri Kai du st Bist vor das zwe irgc Zeu Vol Kai den Dai Int gel ber vor Hal