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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.05.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140511017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914051101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914051101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-11
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Sette 6. Nr. 236. Morgen-üusgsbe. Leipziger Tageblatt. Montag. U. Mar l9l4. Kosten betrogen 3000 .<l. — In L.-Teller« Hausen soll vom 1. Juli 1914 ab die Hilfs geistlichenstelle in eine ständige Stelle ldie dritte) uingowandelt werden; die Parochie zählte schon 1910 über 20 000 evangelisch-lutherische Eemeinbemit glieder und hat seitdem beträchtlichen Zuwachs er- sahren. — In L. - D ö l i tz macht sich eine Erhöhung der lübrigens immer noch sehr niedrigen) Kirchen anlagen nötig, weil die Iriedhosserweuerung ziem liche Kosten verursacht hat. — Schließlich sei bemerkt, daß der verband auch in diesem Jahre wieder 18 000 X für lxidüritige Vorortsgemeinden bereit gestellt l>at. Davon sollen erhalten die Kirch gemeinde VoltmarsLors 3000 x. Neustadl 3>M X, Sellerkauseit 3000 .K, Löftnip 000 x, Anger-Crotten- dors 3000 X und Lindenau (Philippusgemetnde) 3000 x. Der Nest von 1200 .tl soll für etwaige de- jondere Bedürfnisse zurückbehalten werden. * Völlerja)laiytdenlmalsse»er des Auhalttschen LanSes-Krieget-Verbandes. Gestern trafen Li« Mit glieder des A uhal rischen L a ir d e r-K r i« g e r» Verbandes in der Ställe von etwa 2000 Tcil- noljmeril in r.'e i pz i g ein, unr das gro>,e Ehrenmal den Völkerichlachi zu besichligeil und zugleich ihren r>aterländoa,en Gosühlen Ausoruct zu geben. Die Verai.italtuitg nahm einen erhebenden und feierlichen Verlaus. Die mir Sonderzü-gen vormittag Uhr eintreiiendeil Gaste wurden auf dem Hauprdahnhofe vom Königs. Sämi. Militärverein Ehemaliger „93" empfangen und in losen Gruppon nach dein Restau rant „'Panorama" geführt. Von hier begaben sich die Teilnehmer nach dem Völterschlachtdentmal, das von den ton steil eingehend besichtigt wurde. Dann nahmen die Festreili-ehmer auf der rechts gelegenen Terrasse Aufstellung um das dort ausgestellte Redner pult, das nach einem voll 12 Trompetern geblasenen ^anmrenmarich von Geheimrat Thieme bestiegen wurde, der im Auftrage des Deutschen Peurioten- bundes die toaste herzlich begrüßte und dann in einer marligen Anspract-e auf die Bedeutung der großen Völle»Macht hinwies. Hieran schloß der Redner eine Erläuterung der symbolisch«»! Bedeutung des Denkmals und seiner einzelnen Teile und Figuren und mahnte zum Schlüsse seiner zündend wirkenden Rede zur Einigkeit und zum Festhalten in der Vater landsliebe und Vaterlandstreue, damit Deutschland groß und mächtig bleibe. Er schloß mit dem ernsten Mahnruf: „Deutsche Brüder, hütet das Erbe eurer Väter! Seid einig, einig, einig!" Mit Rücksicht auf die Herkunft der Gäste brachte Geheimrat Thieme dann ein Hoch auf den Herzog von Anhalt aus, worauf das Anhaltlied „Du schönes Land, das mich geboren", gemeinschaftlich gesungen wurde. Rechts anwalt Wache-Dessau dankte mit warmen Worten uir die <s>astfroundjchafl, die hier den Anhaltinern entgegengebracht werde und brachte dem Ptttriolen- bund und den sächsischen Kameraden ein Hoch. Die Festrede hielt Pfarrer Vahlteich aus Dessau, die in einem Hoch auf das deutsche Vaterland, Kaiser Wilhelm und König Friedrich August ausklang, dem sich der gemeinsame Gesang von „Deutschland, Deutschland über alles" anjchloß. 'Rach Beendigung des feierlichen Aktes begaben sich die Teilnehmer in einzelnen Gruppen in die Stadt zurück. Um 8 Uhr abends führten die Sonderzüge den größeren Teil der Gäste der Heimat zu, während die noch Zurück bleibenden bei einem vom Verein Ehemaliger 93er im „Börsenrestaurant" veranstalteten K o m mers im Verein mit den hiesigen Kameraden noch an regende und fröhliche Stunden verlebten. * Die Gcsangsaufsührung im Bölkerschlachtdeuk- mal wurde am Sonntag zum ersten Mal« vom Uni- versitäts Sängerverein zu St. Pauli ausgeführt. Das von Universitälsmusikdireklor Prof. Fr. Brandes mit 0>oschmack zujammengestellte Programm enthielt fünf Gesänge einheitlicher Stimmung und hinterließ daher eine lx:sonders nachhaltig« Wirkung. Reben einem alten Minnelied in einem Silche'rjchen Sage erschienen die Kuhlau-Brandessckje Vertonung von Goethes ,Fllachtlied", die „Einsambeit" von Jul. Rietz, Palcstrinas „O bona .Ivsu" und Adams ewig schönes „Abend wird es wieder". Der vorzüglich disziplinierte Paulinerchor, dessen Stimmen gegen einander ausgezeichnet ausgeglichen waren, brachte die Lieder in vollendeter Weise zum Vortrage. * Königlich Sächsischer Militärvereinsbund, Bezirk Leipzig. Der 137 Tkreine umfassende Militäroereins- bezirk Leipzig hielt am Sonntag im Etablissement „Bonorand" seine 1. Hauptversammlung, auf der 122 Vereine durch 233 Abgeordnete vertreten waren: außerdem wohnten eine grosze Anzahl Kameraden der Brudervcreine den Verhandlungen bei. Ausge zeichnet war die Versammlung durch die Anwesen leit des Generalmajors Kracke, Mitglied des Bundesprüsidiums, und des Rcgierungsamtmanns Kögel als Vertreter des Amtshauvtmanns. Herr K ü n tz e l, Vorsteher des ^zirks, begrüßte die Ehrengäste, Delegierten und Kameraden herzlich und eröffnete die Versammlung mit einem Hoch aus .Kaiser Wilbelm, König Friedrich August, Protektor, Prinz Johann Georg, Ehrenpräsidenten, und Kronprinz Georg, jüngstes Ehrenmitglied des König!. Dachs. Militärvereinsbundes. General Kracke über mittelte die Grüße des Bundesprüsidiums mit dem Wunsche, dasz die Versammlung einen guten Verlauf nehmen möchte, während Regierungsamtmann K ü u tz e l die Grütze des Amtbauptmanns von Rostitz Wallwitz überbrachte, der sein Bedauern aus sprechen ließ, an der Beiwohnung der Versammlung verhindert zu sein. Rach dem vorgelegtcn und vom Vorsteher erläuterten Jahresbericht aus dos Jahr 1913 zählte der Verein am Jahresschlüsse 121 Vereine und 039 Ehren- und 10 707 autzerordent- lichen und ordentlichen Mitgliedern: ein Mehr gegen das Vorjahr von 3 Ehren- und 419 autzerordeutlichen und ordentlichen Mitgliedern. Verstorben sind im Berichtsjahre 339, freiwillig ausgetreten 307, aus- oeschlossen löt und neueingetrcten 1333 Kameraden. An Mitglicderbciträgen sind im Jahre 1913 von den ^zirksoereinen vereinnahmt worden: 119301,97 x, Zugegen verausgabt für Krankheitsfälle 33 323,73 X, ir Sterbesälle 20 3>2,80 ,1s, für besondere Fälle 10 711,29 X, insgesamt 0«! 032,31 X. Von den Ber- incn des Bezirks Leipzig sind während ihres Be gehens überhaupt nahezu 2 Millionen Mark an Unterstützungen gezahlt worden, und am Schlüsse des Vericktsjahres hatten sic ein Varvermögen von U9103.90 x und ein Inventar von 131730,33 X ouszuweisen. Als Ergebnis des Kornblumen- ivgs konnte der Bezirk Leipzig 11313,31 x seststellen, welcher Betrag nach Abzug der Umkosten von 1213 x mit 0012,31 .0 an das Bundespräsidium gesandt wurde' Aus der König Albert- und Carola Stif lung des Leipziger Bezirks erhielten am Geburtstage des Königs Albert 17 bedürftige Kameraden 330 .ll Beihilfen, und außerdem a» Bundesunterstützungcn 21 Witwen 203 X, 10 Knaben 28 .X. 3 Mädchen 100 X und I I Kameraden 1000 X. Jahresbericht und Rechnungsabschluß wurden genehmigt und richtig gesprochen. Bei der Reuwahl des Vorstandes wurden die ausscheidenden Kameraden Ersclius. Bachmann, Ger h a r d t, P v l c n z, R o 1 h e, S chn e i de r , S t e 1 n brück und Zsch au mit großer Majorität wieder- und Kamerad H ä n d e l - LUtzsck>cna ncugcwählt. Das Amt des Kassierers wurde, da Kamerad Erselius die Wetterführung dieses Amtes ab lehnte, Kamerad Dr. Tegetmeyer übertragen. Die weiteren Punkte der Tagesordnung betrafen inner« Angelegenheiten des Bezirks. ltzeneral Krack« nahm zum Schlüsse Gelegenheit, der Führung, Haltung und Leitung des Bezirks Anerkennung aus- zusprcchen und dem bewährten Bezirksvorsteher Küntzel ein Hoch auszubringen. * Turner-Eonderzug. Mit Sonderzug fuhren am Sonntag 3,45 Uhr früh vom Hauptbahnhof 231 Mit glieder vom Leipziger Turnverein West- vorstadt nach Mittweida, nm von da ihre Frühjahrs-Turnfahrt über Kriebethal nach Wald heim zu unternehmen. Im Zeichen -es Koten Kreuzes. Es mutz nicht immer Sonnenschein vom Blau himmel lachen, auch Sonnenschein der Freude macht die Herzen warm. Das zeigte der gestrige zweite Tag des roten Kreuzes im weißen Felde. Scheuchte auch der Regen die kleinen Feen des Wohltuns ab und zu unter sicheres Dach, sie wutzten immer wieder dem Wetter zu trotzen, um Blümlein und Postkarten anzubietcn. Gestern schienen es die Huldinnen auf die Vororte abgesehen zu haben. Zn den Straften- bahnwagen — vewnders auf der Außenbahn — war das an sich schon bunte Sonntagsbild noch farben freudiger. Denn mit geschmückten Körbchen hatten die Blumenmägdleiu in duftiger Toilette die Wagen erobert, traten mit süßem Blick dem Fahrgast entgegen, und jeder zückte gern die Börse. Bald war dem Akagenführer, dem Schassner und allen Insassen das Knopfloch mit der Blume des Wohltuns acichmückt. An den Bahnhöfen mit Vorortverkehr war das Trei ben zeitweise gleichfalls sehr rege. Die ankommenden Reisenden und Meßbesucher durften erst passieren, nachdem sie der Opferbüchse ihr Scherfle.n gespendet hatten. Am Rachmittage war das bunte Treiben im Stodtinnern verschwunden, es hatte sich hinaus gesunden in die Gegend der Vororte. Tie „Ernte" soll, wie mit lächelndem Blick auf die leeren Körbchen manche Kleine bedeutete, sehr gut gewesen sein. In Leipzig hatte sich das Interesse auf die Ver anstaltungen des Roten-Kreuz-Tages in den Mittags- stunden auf die Samariterübung auf -em Zleijcherplatze konzentriert. An ihr beteiligten sich die Frei willige Sanitätskolonne vom Noten Kreuz zu Leipzig (Vorsitzender Rechtsanwalt Dr. Tegetmeyer) unter Leitung von Kolonnen arzt Stabsarzt Dr. Meyer und Kolonnenführer Kaufmann Trödler mit 120 Mann, die Ge nossenschaft freiw. Krankenpfleger im Kriege vom Roten Kreuz, Verband Leipzig ^Vorsitzender Lehrer Schmidt), unter Leitung des Stabsarztes Dr. Runge mit 32 Mann und 19 Damen vom Albert-Zweigverein der Frei willigen Krankenpflegerinnen vom Roten Kreuz. Zu der Hebung hatte sich eine große Zu schauermenge eingefunden, die den Fleischerplatz in dichtem Kreise umrahmte. Unter den geladenen Gästen bemerkten wir die Herren Oberbürgermeister Dr. Dittrich, Kreishauptmann v. Burgs dorff, Kommandierenden General Exz. von Lasse rt, Geheimrat Tillmanns, Geh. Kom merzienrat Diagosch, Generaloberarzt Dr. Kie ß- ling, Bankdirektor Boeters, Kommerzienrat Tobias, Baurat Falian, Stadttat Barthol und Stadtverordneten Ryssel. Der Kronprinz Georg erschien, mit lauten Hoch rusen der Menge beglicht, in Begleitung des General adjutanten Generalleutnants Exz. v. Tarlowitz und des Oberleutnants Graf zu Münster um 12 Uhr auf dem Platze, und sogleich wurde das Signal zum Beginn der Ucbung gegeben. Der Ucbung war folgende Idee zugrunde gelegt: Das Hauptfeuerwehrdepot ist Massen- untertunst für eingczogene Soldaten. Am 10. Mai vormittags hat daselbst in dem kleinen Eeräteraum eine Gasexplosion stattgefunden. Zahlreiche Verletzte liegen an der Unglücksstelle und in dem benachbarten Hofe. An die freiwilligen Vereinigun gen vom Noten Kreuz ergeht die dringende Auf forderung, den Verletzten vorläufige Hilfe zu bringen und sie in die Krankenhäuser der Stadt zu über führen. Mit Blitzesschnelle ging es an die Ausübung des Rettungswerkes. Indes ein Teil der Mannschaften eine geräumige Sammclstelle aus Stangen und Segeltuch errichtete, hatte ein anderer Teil auf Tragbahren die „Verunglückten" aus dem Feuer wehrdepot geholt und sie auf die zum Transport hergerichteten Fahrzeuge verladen. Die Kranken pflegerinnen übernahmen gleichzeitig an der Sam- melstelle die erste Hilfeleistung und» Labung. Zu die sem Zweck war eine Feldküche aufgefahren worden, aus der cs bald lieblich nach Kakao, Bouillon und - Eierkognak duftete. Kronprinz Georg, der sich durch Konsul Mosl<", verschiedene Damen und Herren vorstcllen ließ, bekundete durch eingehende Besichtigung aller Einrichtuncren sein großes Interesse an der Uebung. Auch von dem Eierkegnak und dem Kakao Uetz er sich Kostproben reichen, die ihm offenbar vorzüglich mundeten. Um 1 Uhr wurde zu.m Abbruch der Uebung ge blasen. Die Mannschaften traten zum Appell an und der Kronprinz durchschritt ihre Reihen, an die Mehr zahl freundliche Worte richtend. Auch die Kranken pflegerinnen begrüßte der Kronprinz und unterhielt sich mit ihnen in gewinnender Weise längere Zeit, lyeneraloberarzt Dr. Kießling brachte zum Schluß der Uebung eiu Hoch auf den Protektor des Roten- Kreuz-Tages in Leipzig aus. Bevor der Kronprinz den Ftcijchcrplntz verlieft, spielte sich eine niedliche Szene ab. Eine ganz kleine Blumenverkäuferin trippelte plötzlich auf den künftigen Landesherrn zu und hielt ihn bittend ein Blümlein entgegen. Und sie bat nicht vergebens. Freundlich lachend griff der Kronprinz ins Portemonnaie und gab der kleinen Patriotin ein größeres Geldstück in die Büchse. Die Blume befestigte er sich am Waffenrocke. Unter den abermaligen stürmischen Hochrufen der Menge bestieg der Kronprinz darauf mit den Herren seiner Be gleitung das Automobil, um sich zum Diner beim Kreishauptmann von Burgsdorsf und von dorr zum volkstümlichen Fest jm Zoologischen Garten zu begeben Zur selben Zeit, als auf dem Fleischerplatze die Uebung der Freiwilligen Dcrcinigunacn vom Roten Kreuz begann und vom Richard Wagner-Denkmal herüber die flotten Weisen der Militärmusik des 100. Infanterie-Regiments über den weiten Platz herüberklang, da nahm auch das volkstümliche §eft im Zoologischen Sorten offiziell seinen Anfang. Ueberall in den im frischen Maiengrün prangenden Gartenanlag'n. wüchcn den ivohlgcpslcgtcn Blumenb'eten und H-'ck. ><i ätzte das sckilichtc rote Kreuz, Z" ->ssen EGe,' vir ..stttchen Vcrrnstiltungen stnitjeiuren. In > " izuiw.gen G>ün der Bäume verstreut waren -'loreiche Zelte ausgestellt, in denen von zarten Damenhändcn vielerlei Erfrischungen kredenzt wurden; Glücks buden, Schießbuden usw, die Attribute aller echten Volksjeste, fehlten natürlich ebenfalls nicht, und selbst ein Kasperletheater war zur Erheiterung für alt und jung vorhanden. Und zwischen den zahlreichen Fest teilnehmern, die sich von 12 Uhr ab einsanden, boten schmucke Dgmen mit liebenswürdigstem Lächeln Blu men, Postkarten, Zigarren und Erfrischungen aller Art mit unermüdlichem Eifer an, um auch ihrerseits auf diese Weise zu einem recht ansehnlichen finan ziellen Ertrag des Tages mit beizutragcn. Leider öffnete von Zeit zu Zeit der Himmel seine Schleusen, aber fast regelmäßig nur auf kurze Zeit, dann strahlte Frau Sonne wieder hell auf das bunte Leben und Treiben der fröhlichen Menschen im Garten hernieder. Gegen ^4 Uhr traf Kronprinz Georg mit Gefolge und in Begleitung des Kreishaupt- manns v. Burgsdorsf und Oberbürgermeister Dr. Dittrich im Zoologischen Garten, vor dem sich eine große Zuschauermenge angesammell hatte, ein. Er wurde am Eingang von den Damen Frau Oberst leutnant Müller, Frau Kriegsgcrichtsrat Meyer und Frau Stadtrat Ryssel sowie vom Direktor des Zoologischen Gartens Dr. Gebbing begrüftt. Nachdem der Kronprinz von zwei jungen Damen noch kostbare Blumenspenden fröhlich lachend ent gegengenommen hatte, unternahm er unter Führung der oben, enannten Damen einen Rund gang durch den Zoologischen Garten, mit sichtlicher Freude die Auslagen in den Buden und Zelten musternd und das fröhliche Treiben beob achtend. Der freundlichen Aufforderung der Damen einer Schießbude leistete er gern Folge, wobei er sich als ein vortrefflicher Schütze zeigte. Weniger vom Glück begünstigt war er an der Glücksrad-Lotterie, denn auf 20 Nummern hatte er nicht einen einzigen Treffer. Unter Leitung des Direktors Dr. Eebbing besichtigte der Kronprinz aufterdem den reichen Tier bestand des Zoologisck-en Gartens. Wie schnell sich der jugendfrische Königssohn die Herzen der Leipziger erobert batte, bewiesen ihm die jubelnden Zurufe der ihn dicht umdränaenden Menge. Mehr als ein Dutzend Schutzleute hatten Mühe, für ihn einiaer- maften ein Plätzchen zum Gehen freizumachen, worüber sich der Kronprinz höchlichst amüsierte. Eine besondere Ueberraschung wurde ihm zuteil, als ihm ein 6 Wochen alter Löwe präsentiert wurde, der auch in den Dienst der guten Sache gestellt war — streicheln kostete 10 Pf. und auf den Arm nehmen 30 Pf. Er erkundigte sich bei dieser Gelegenheit nach dem Stande des Zoo, und war sehr erstaunt, als er von den rissigen Erfolgen der Leipziger Raubtier zucht hörte. Sehr interessierten den Kronprinzen die frei sich im Pleiftcnflusse tummelnden Seelöwen, deren geschickte Unterbringung und elegante Be wegungen ihm sehr gefielen. Dann wurde ihm eine Extravorstellung der Nilvölker, die augenblicklich im Zoo ein Gastspiel geben, vorgeführt. Schließlich be gab sich der Kronprinz nach dem Terrassensaal, wo ihm Herr Winter einen Willkommenstrunk kredenzie. um einem von 20 jungen Damen der Leip ziger Gesellschaft ausgeführten Reigen beizuwohnen. Ganz besonderes Interesse brachte der Kronprinz der Furlana entgegen, die von den Damen Frl. Götze und Tkömel und Len Leutnants Kittel und Knoll getanzt wurde und von Frl. Irma Schäffer einstudiert war. Der Kronprinz auf -er Sugra. Einer Einladung folgend, begab sich der Kron prinz vom Zoologischen Garten aus nach dem „Haus der Frau" auf der Vugra, um dieses zu besichtigen und im Teeraum alsdann den Tee einzunehmen und einem Teil des dort veranstalteten Konzerts beizuwohnen. Eine Berliner Dame, Frau Minna Tube, eröffnete das Konzert mit dem Vor trage von Bachs „Mein gläubiges Herze". Die über einen wohllautenden, umfangreichen Sopran ver fügende Dame erntete reichen Beifall, an dem sich auch der Kronprinz lebhaft beteiligte. Mit gleichem Applaus wurde die Violinistin Fräulein Frieda K r a m e r - Leipzig für ihre prächtigen Darbietun gen ausgezeichnet. Die Konzertsängerin Fraulein Emmy Weinschenk, die in liebenswürdiger Weise die Klavierbegleitung übernommen hatte erwies sich hierbei als eine vortreffliche Pianistin. Wie beim Empfang, so auch beim Verlassen des „Hauses der Frau" dankte der Kronprinz Frau Dr. Wendt- land sowie den übrigen Damen des Komitees in herzlicher Weise. Nachdem der Kronprinz noch die gegenüber liegende Haynsburger Papiermühle besichtigt hatte, erfolgte die Abfahrt von der „Vugra". Um 0.47 Uhr abends kehrte alsdann der Kronprinz vom Hauptbahnhof aus nach Dresden zurück. Festkonzert -es Leipziger Lehrergesangvereins. Schon lange vor Beginn des Konzertes herrschte in dem Großen Saale des Zoologischen Gar tens drangvoll fürchterliche Enge, so überaus zahl reich war die Teilnahme der Leipziger Bevölkerung. Der Verein sang eine Reihe Chöre, darunter „Am Ammersee" von F. Langer, das „Lied Nechbergscher Reiter" von Aumann, F. Schuberts „Die Nacht" und H. Sitts „Sechse, sieben oder acht" hervorragend schön, doch gingen leider so manche Feinheiten des Vor trags infolge der Unruhe in dem dichtgedrängten Saal für diejenigen Zuyörer, die sich keinen Platz in der Nähe des Podiums hatten erobern können, verloren. Rach jedem Vorträge brauste anhaltender Beifall durch den Saal. Stürmischen Applaus er rang sich alsdann unser beliebtes BLlhnenmitglied Bernhard Wildenhain mit seinen komischen Rezitationen. Gleich die erste Humoreske: „Lehrer Schades Album" schlug zündend ein. Besonderes Interesse erweckten ferner die von Leipziger Fechtern und Fechterinnen unter der Leitung des Fechtmeisters v. Keretz vorgeführten verschiedenen Fechtaänge mit Florett, Degen usw. Jm weiteren Verlauf des Abends erfreute Fräulein Cortes durch einige Flötensoli, so u. a. durch ein „Menuett" von Mozart und den .^Walzer II" von C. M. v. Weber. Auch einer ber gegenwärtig hervorragendsten Cellisten. Prof Julius Klengel, stellte seine Kunst in Len Dienst des Wchltätigleitsabenos. Seine Violoncello- vortäge: „Chant du M7>nestr.l" <Glazounoff), „Ber ccuse" (C. Lui) uno „Tarantelle" sE. Cahnbleyl waren Darbietungen erlesenster Art. Frau Krirger- Micha elfen neuerte alsdann durch ernste und humoristische Rezitationen zum Gelingen des Festes lei, ebenso Fräulein Huber und Herr Jcrusa- l e m durch eine vorzüglich einstudiertc Tanzvor führung. In den Pausen walteten liebliche Blumen- und Kartenverkäuferinnen eifrig ihres Amtes, auch aller hand Erfrischungen wurden von netten Damen gegen die enrsprcchenLe Münze gereicht. Eine im Saale ausgestellte, überaus reich ausgestattctc Tombola sand ununterbrochen starken Zuspruch, dank der un ermüdlichen Tätigke't der „Los-Damen". Im Terrassensaal fand ferner um 9 Uhr eine weitere Aufführung zum Besten des Roten Kreuzes unter Leitung von Frau Sanitätsrat Dr. Pseifscr statt. Im Mittelpunkt dieser wohl vorbereiteten und mit bestem Gelingen Lurck-gcsührte Veranstaltung stand das einaktige Lustspiel von Olga Wohlbrück: „Besonderer Umstände halber." Die Mitwirkenden, di« Damen I. Pfeiffer, G. Rost und E. Teller, sowie die Herren F. Kirchner. W. Rogner und W. Schmidt fanden sich rechr glücklich mit ihren Rollen ab, und der gespendete reiche Beifall war wohlverdient. Eröffnet wurde diese Veranstaltung mit einem von Dr. A. Lehmann verfaßten und von Herrn W. Poppe oorgetragenen gehaltvollen Prolog. Kabarett tn Auerbachs Keller. Zn diesem altbekannten historischen Wein restaurant fand gleichfalls eine glänzend«, von Frau Kommerzienrat Mädlcr arrangierte Festlichkeit statt, die als Motto trug: Phantasien in Auerbachs Keller. Das sorgfältig gewählte Programm enthielt eine stattliche Reihe Dar- bietungcn erlesener Art. Herr Hugo Claus war ein vorzüglicher Conferencier. Von den Damen und Herren der Gesellschaft wirkten hier mit bestem Erfolg Fräulein Marburg, Jenny Zelle, Ilse Helling, Melan, Mary Weift, Echmidt-Kuthaus, Elise Philipp und Frau Berti nelli, sowie die Herren Prof. Henning, Max Lüdemann, Bertinelli, Bruno Achenbach, Kapp und Wittig mit, die köstliche Gesangs-. Klavier-, Violin- und sonstige Einzelvorträae, ferner reizende Tänze boten. Bei der groften Anzahl der vortrefflichen Darbietungen können wir uns mit dem Hinweis begnügen, daft den Mitwirkcnben nach jedem Vortrage durch all seitigen Beifall gedankt wurde. Hier hörten wir auch das von Ernst Smigalski verfasste, dem Kronprinzen von Sachsen gewidmete offizielle Fest lied. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Bei der echten Feststimmung, die allenthalben herrschte, vergingen die Stunden des genußreichen Abends gar zu schnell. Nach dem Verlauf der gestrigen Veranstaltungen steht zu erwarten, daft überall ein recht ansehnlicher Reingewinn erzielt worden ist. Sicherlich wird das finanzielle Ergebnis des Roten-Kreuz-Tages in Leipzig gegen andere deutsche Städte kaum zurück stehen. Sächsische Nachrichten * Pausa i. B., 10. Mai. Das zweieinhalbjährige Töchterchen des Stickmaschinenbesitzers Schubert fiel im Hofe der elterlichen Behausung in ein offenes Wasserloch und erstickte, ehe Hilfe zur Stelle war. j. Hohenstein-Ernstthal, 9. DLai. Gestern früh c r - hängte sich in soiner Wohnung infolge Schwer mut der in den 70cr Jahren stehende geachtete Schneidermeister Julius Hoppe. i. Bernsdorf bei Lichtenstein, 9. Mai. In seiner letzten Sitzung wählte der Eemeindcrat einstimmig Eemeindevorstand List nach 12jähriger Amtsdaucr auf weitere 6 Jahre. * Langcbrück, 9. Mai. Der Wehrbeitrag der Gemeinde beträgt nach amtlicher Feststellung ins gesamt 93 525 X. Das beitragspflichtig« Vermögen beziffert sich auf 18 896 500 X. Leipziger vereiasieben. * Ter Impf gegnerische Frauenbund veranstaltet morgen Dienstag um 4 Uhr einen Unter-. Haltungsnachmittag. Näheres im Inserat der Heu- tigen Nummer. * Leipziger Turngausängerbund. Einen neuzeitlichen Vortragsabend veranstaltet der Leipziger Turngcmsängcrbund unter Leitung seiner Bundesdirigenten Carl Schieb old und Richard Backofen am Sonnabend, den 16. Mai, abends 8 Uhr, im Großen Saale des Leipziger Zcutral- theatcrS. 17 Bundesvercine werden Einzelvorträge bieten, während der Turugausängcrbund selbst zwei Chöre vortragen wird. Als Mitwirkcndc ist das Soloqnartett „Mendelssohn" gewonnen worden. Tie Beurteilung der Männerchöre haben die Herren Uni- versitätsmusikdircktor Professor Dr. Friedrich Br an- des und Musikschriststeller Max Puttmann freundlichst übernommen. Zu diesem neuzeitlichen Vortragsabend haben auch Gäste Zutritt. * Die Ortsgruppe Leipzig des Bun de» der Deutschen in Böhmen veranstaltet Sonnabend, den 16. Mai, >/,9 Uhr abends, im Großen Saale des Zoologischen Gartens einen na tionalen Bundesabend, der unter Mit wirkung von Frl. Valeska Nigrini, Opernsängerin der vereinigten Stadttheater, des Neuen Leipziger Männergesangvereins (Leitung: Max Ludwig) und der deutschvölkischen Turnvereine „Friesen" und „Lützow" eine mächtige Kundgebung für das hart bedrängte Deutschtum in Böhmen werden soll nnd durch die gewonnenen Redner, Reichsratsabgeord- netcr Franz S ch r e i t e r - Lcitmcrip und Dr. Max Ritter v. K rie g e l st ei n- Böhm.-Leipa, noch be sondere Bedeutung erhält. Eintritt ist frei, und jedermann herzlich willkommen. Kunstkalea-tt. / Theater. * Städtische Theater. Im Renen Theater heute, Montag, in neuer Einstudierung Verdis Oper „Ein Maskenball", morgen die Operette „Der Bettel stubent". — Jm Alten Theater heute Vorlesung von Irene Triesch, Anfang 7 Uhr; von morgen, Dienstag, ab ist das Alte Theater der Schauspielferien wegen bis auf weiteres geschlossen. — Jm Operettentt-ater heute „Polenblut", morgen zu volkstümlichen Preisen „Filmzauber". Tchaulvielkan«. Montag keine ontzielle Vorstellung. Ticns- lag sowie allabcndlicv. nutzer Freitag (keine omzicllc Vorstellung), das erfolgreiche fröhliche «viel „Als ich noch im Flügclklcide". Anfang ö>/« Uhr. Battenberg-Theater. Moniag: „Wenn edle Herten bluten!" Schauspiel pou Ritterfeldt. — Morgen und folgende Tage: „Wenn edle Herzen blntcn!" Vergnügungen. Kri st allpalast-T Heater. Tas gesamte Aünstler- vcrsonal des vorzüglichen Maiprogramms erfreut sich allabendlich des größten Erfolges. — Im Weinrestaurant konzertiert bi« 3 llbr nacht« eine erstklassige Künstlerkapclle. — Im Kristallvalast-Lase finden zwei Konzerte des Berliner Meirovol-Ensembles, außerdem täglich Gastspiele de« berühmten Violin-Virtuosen Lajos Rigo statt. Zoologischer Garten Heute Montag, vormittag« 11 Uhr, nachmittags >/«3 und 6 Uhr, finden Vorstellungen von Earl Marquardt« großer Uülkerschau „Tie Menschenrassen de« Niltal«" statt. Bei günstigem Wetter konzertien am Nachmittag da« Ailln-Wols-Orcbester. Schillers chl-nchen, L -Gohli« Beliebte« Lallokal mit guter Straßeiibabnverbindung. Herrlicher Spaziergang durch da« Rosental. Jeden Montag der beliebte Bal paree. Albertgarten. Ta» zweite und lepte Gastspiel der Dresdner Sänger imder heute abend statt. Wa« man M von der lustigen Längersckwr versprochen, da» Iwt sic gestern vollauf gelwucn. Ter Be.iall wollte kein End« nehmen ES stekt zu erwarten, daß auch da« heutige, völlig neue Programm den glexi^n günstigen Erfolg Kaden wird Ansang 8 Uhr Tann solgt da» glänzende Monia rSdailiest, da» wie immer seine Anziehungekrast nicht ver'rdleii wird: wech doch jedermann, daß man sich hierbei im Albertgarten stets nnd ausgezeichnet amüsiert. We Tot Cy Hüll sW. Ru> Erö heil Tot ton. vat Wii Orä M' St. To lie «c Ne Ch Er To So To 2a 12' Fe, Co Sa de l Vai Tot Ouj Bel Ba <Lt 71: pop Sai Fie Rai Sie Cor Har reni (Lt. Sie Gra Flo 360 To Cu 2'i lre, 360 Lyi Fe, Ti Hs Ml 13 P> pe. Sr R< be Pl Kr Go M Si Kr rir hei D- mai 83: MU! Frü Par Tot Jax 3001 Beo 16: >zu> 20« Gid ?s. Por b. W m 13 Ei «i C. Plc Wh Fal 3M Coi steil
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