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14 Nr. 18, i Schrel- Kaiser- St. Sta- en Vize- Seyer, »norr, (Füs.-l dwobeln Nr. 106, Georg" l 2. Ul.- ct.-Regt. el, zu» Nr. 107. a l ck im nig von 17. Ok- sttungs» ungea Mai. im Kö- ng vom e, hatte . Anna- auchau, in und erhand- ccobi- eter der >er Ge- heroor- ro Riit- ;aus - Glaer- g 1915 m 1 »tt us den r aus- mmern eßer- >mmen, rungen : dest - a aber st wer blichen Es ist wekbe- wurde r an: s-'-L: emnitz, Anna- i. Bei wurde g war sen. nittag r das ^irst s dem » und , und dort Sohn yand- Kind nntag littag aus ichleiz l auf. einer tär- roer» inden reine oer- ag", : Zu- ibend nnen erken abri et in sich um e zu cden. von- tung meist eichen chläge den voll- ibend icksall dtung rocken iteres Für !MPO egen, aber leider achis licssie Sraft. nnd düng bei Kiger der an. «int. mit >ng. »<r: und slcn- sür Für Morgen-Ausgabe sür keipzla NN» Vorort, durch unser« krst«, » » und SprülteurermaltagNch tu» hau» gedrachtr monatlich 1.13 M., vlertellllhrllch Z.75 M. Sei Ser »efchüst.giU«, uns«» Mal«» und stuogadefteUen adgeholt: monatlich 1 M., virrtrljührtlch 3 M. Durch dl, Post: innerhalb Deutschland» uud »er üeotsche« tlolonle» monatlich 1.3» M., »tertellllhrllch «.3» M., ausschUestlich postdeftellgel». va» leipziger ragedlatt erscheint werktags rmal,Sonn»u.Zeirrtag,1mal. 3n Leipzig, den Nachbarorten und Sen chrten mit eigenen Zillalrn wird di« sibendausgabr noch am sidend de» «rscheinen» in» hau» geliesert. -eriiner Nedakltonr In den Leiten 17, Zernsprech-Nnlchluß: Moabit Nr.4»7. HcurdelsFeLturrg Arrrtsbloü des Roste» urrd des polireüurrtes der Etcrdt Leipzig Nedaktion und S»schiist»st«U«: ?ohanni»gaff« Nr. g. » Zrrnsprech-sinschluh Nr. 14002, 14d»3 und I«v44. ISS. Jahrgang tUr Inserat« au» Leipzig und Umgebung dl« ispolttgepetitzrtlerdps .SieNekiamrreilel M., o»n au»wart»30 ps., Nekiamen 1.20M., «lein« «„zeigen Sie Petit,eil, nur rops.b.wi«S«rh»l.Nab.,Inserat« oon VehSrdrn im amttichenLeil die Petit zeile 3» Pf. ch«schdst»anzrig«n mit plahoorschrist im Preis« «rhdbt. Rabatt nach karis. Seilogen: ch«samtausI.3M.da» Tausend au»schl. Postgebühr, «nzeigen-sinnahme: lohanniogasse», bei sdmtii<b»n ritiaien de» Leipziger rageblatte» und allen «nnoncen'«xp»üitionen de» du- und «ualonde». cheschästastell« sür Derlln u. di« pr. »rand enburg: Direktion Walter Ziiegel, Drrlin w. 1», MorgarethenstraS« ». Zerusprech-Mnschiu-r Lüho« ««71. M. 253. Mittwoch, den 20. Mai. Vas wichtigste. * Der Landtag wird heute Mittwoch g 2 - schlossen. (S. des. Art.) * Der Reichstag begann am Dienstag die dritte Lesung des Etats. Dabei wurde das Preßreferat im Kriogsministerium ab ge lehnt. Ferner wurde der Antrag der Sozial demokraten, sür die Landbriefträger eine Be- soldungserhöhnng innerhalb des Etats vorzusehen, ab gelehnt. (S. Art. u. Ver.) * Der preußische Landtag sott vom 13. Juni bis 10. November vertagt werden. sS. Dischs. R.) * Der König und die Königin von Däne mark sind am Dienstag vormittag von Paris nach Brüssel abgereist. * Der neugewählte schwedische Reichstag wurde am Dienstag mit einer Thronrede er öffnet, in der eine Verteidigungssteuer nach dem Muster des deutschen Wehrbeitrages an gekündigt wurde. (S. Pol. Uebers.) * Essad Pascha ist verhaftet und aus ein österreichisches Kriegsschiff gebracht worden. Die Verhaftung soll mit dem Aufstand der Mohammedaner zusammenhängen. (S. Leitart. und Letzte Dep.) * Die Niagara-Konferenz zur Bei legung der Streitfragen zwischen den Ver einigten Staaten und Mexiko tritt am Mittwoch zusammen. (S. bes. Art.) * Thomas Koschat, der Komponist der be kannten und beliebten Kärntner Lieder, ist am Dienstag in Wien gestorben, (S. K. u. W) Neues aus Manien. Wien, IS. Mai. (Draht meld.) Die Nachricht von der Gefangennahme Essad Paschas und seiner Verbringung auf das österreichische Kriegsschiff „Sgi- getoar" wird bestätigt. Wie verlautet, ist die Verhaftung auf direkten Befehl des Fürsten Wilhelm erfolgt. Essad Pascha ist verdächtig, an verräterischen Umtrieben teilgenommen zu haben; von anderer Seite wird indes behauptet, daß er nur aus dem Lande entfernt werde, weil sich der Aus stand der Bauern in Mittelalbanien gegen ihn richte. ES sind nun drei Monate her, daß Fürst Wilhelm zu Wied auf albanischem Boden lan dete. Der bösen Prophezeiungen waren mehr denn der guten. Der Aufstand der Epiroten war im Gange, und wenn auch der Fürst sogleich Anstalten zur Abwehr traf, so zeigte sich doch, daß er mit der schwachen Gendarmerie nicht imstande sein würde, etwas gegen die von Grie chenland offen und heimlich unterstützten Auf ständischen auszurichtcn. Man hörte zwar von militärischen Aushebungen, aber es ging damit langsam voran. Wahrscheinlich wären die Aufständischen damals zu einer Gefahr für die Hauptstadt geworden, wenn es nicht den Mächten gelungen wäre, in Athen mit Vor schlägen durchzudringen, die zu Verhandlungen mit den Epiroten dienten und eine zeitweilige Verzögerung ihrer Maßnahmen bewirkten. Die internationale Kommission nahm ihre sauere Ar beit auf, und gestern konnte die Agenec d'Athöncs berichten, daß das Protokoll über die Verstän digung zwischen den Albanern und den Epi- roten unterzeichnet sei. Wie aus den näheren Angaben hervorging, waren der griechischen Be völkerung weitgehende Rechte bewilligt worden: volle kirchliche Freiheit, Pflege der griechischen Sprache neben der albanesifchen in den Schulen, Anerkennung der griechischen Sprache als Ver waltungen- und Gerichtssprache und Zusicherung der Straffreiheit für die unter den Waffen stehende Bevölkerung. Die internationale Kon trollkommission übernahm cs, die Ausführung dieser und anderer Beschlüsse an Ort und Stelle zu überwachen. Das war also der Friede mit deu Epiroten, wenigstens die Aussicht auf Frieden, aber eine neue Gefahr erhob sich in nächster Nähe: ein Aufstand der mohammedanischen Bauern inmitten des Landes. - Es muß schlecht um die Dinge stehen, denn der Fürst ließ das italienische Geschwader zum Schutz der Hauptstadt zurüctrufcn. Die Aufständischen waren auf dem Marsche nach Durazzo bis aus eine Meile herangekommcn, und dann — eine dramatische Wendung — die Verhafrung E s s a d Paschas! Noch gestern hieß cs in einer Mel dung, die Hcranholnng der italienischen Schiffe fei auf den ausdrücklichen Rat Essad Paschas erfolgt. Während dieser Vorgänge weilte der albanesische Ministerpräsident Turkhan Pascha in Wien, wo er mit dem Grafen Berchtold verhandelte. In der Wiener „N. Fr. Presse" lesen wir eine Unterredung mit dem Ministerpräsidenten, in deren Verlaus er sich sehr zuversichtlich aussprach. Die Lage sei durchaus nicht gefahrdrohend, nur gelte cs jetzt, mit den Epiroten gütlich fertig zu werden, was wohl gelingen werde. Die Sache stehe in guter Hand. Die Berichte über die von den „heiligen Bataillonen" verübten Greueltaten würden, erzählte er, von den holländischen Gen- darmcricvfsizieren bestätigt: die Banden hätten 280 arme Menschen, darunter Frauen und Kin der, gekreuzigt oder erschossen und verbrannt. Zum Schluß sagte er: „Die Bevölkerung und alle irgend maßgebenden Männer sind übrigens dem Fürsten treu ergeben; Essad Pascha nicht minder als die anderen. An seiner Treue zu zweifeln, wäre Verbreche n." — Hiernach hatte also der erste Beamte des jun gen Staates noch teinc Ahnung von dem be vorstehenden Ereignis. In diesem Augenblick ist es nicht möglich, den Sachverhalt aufzuklären. Wir verweisen aber auf eine nachfolgende Meldung aus Durazzo, worin von den Aufständischen die Rede ist, die Befreiung vom Militärdienst und die Einführung der türkischen Sprache in den Schulen verlangen nnd Essad Pascha beschuldigen, die ihnen gegebenen Versprechungen nicht ge halten zu haben. Ist diese Meldung richtig, so bestätigt sie, daß cs sich hier um türkische Aufständische handelt, die aus dem Inner« des Landes kommen. Damit würde die Verhaftung Essad Paschas in einem besonderen Lichte erschei nen, und es ist wohl denkbar, daß ihn der Fürst schleunigst ans der Stadt entfernte, um ihn in Sicherheit zu bringen, oder nm selbst vor gefährlichen Entschlüssen dieses abenteuer lichen, schwer zn berechnenden Mannes behütet zu sein. Wie sich die Sache auch aufklären mag — ans jeden Fall ist eine bedenkliche Wendung eingetrcten, und die Kenner von Land und Leu ten, die von vornherein behaupteten, es sei nahe zu aussichtslos, aus diesem Albanien das zu machen, was die Mächte erhofften, einen lebens fähigen Staat, scheinen Recht zu behalten. Die nächstbeteiligten Mächte, Oesterreich und Ita lien, werden sich mit ihrer HOfc beeilen müssen, wenn ihre Hoffnung nicht ganz zuschanden wer den soll. * * * Durazzo, 19. Mai. Der italienische Kreuzer „Vettor Pisani" und eine Anzahl italienischer Tor pedoboote sind hier eingetroffen. Die A u f st ä n d i s ch e n, die sich Durazzo nähern, stellen die Forderung, vom Militärdienst befreit zu werden. Sie verlangen die Einführung der tür kischen Sprache anstatt der albanischen in den Schulen, und beschuldigen Essad Pascha, ihnen ge gebene Versprechungen nicht gehalten zu haben. — Wie es heißt, wurde Abdi Bei gestern auf dem Wege nach Tirana getötet Durazzo, 19. Mai. Ueber die Stadt ist der Be lagerungszustand verhängt. Die Landung italienischer Marinesoldaten wird stündlich erwartet. — Die Ermordung Abdi Bcis gilt als ein An zeichen dafür, daß sich die mohammedanische Be wegung gegen die Familie Toptani richtet, zu deren Führern Essad Pascha gehört. Bon den Gütern Essad Paschas soll der Aufstand ausgegangen sein, und es sind durchweg Bauern, die gegen die Hauptstadt vor gehen. Angeblich haben sie keinerlei feindliche Ab sichten gegen den Fürsten, der ihnen Unterhändler entgegenschicktc. Vie letzten Sitzungen im Landtage. (Stimmungsbild aus dem Landtag.) rg. Dresden, 19. Mai. Der Landtag trat am Dienstagoormittag zu seinen Schlußsitzungen zusammen. Beide Kammern tagten gleichzeitig, und in beiden war der Verlauf der Sitzungen gleich. Zunächst gab es eine Reihe von Differenzpuntten zu beseitigen, die zwischen den Be schlüssen beider Kammern bestehen. Das zu diesem Zwecke eingeleitete Vereinigungsverfahren hat zumeist Erfolg gehabt. In einigen Punkten, wie beim Neubau der Amtshauptmannschaft Kamenz, trat die Zweite Kampier den Beschlüssen der Ersten Kammer bei. In der Mehrzahl der Fälle jedoch hat umge kehrt die Erste Kammer der Zweiten nachgegeben. So sind wesentliche Differenzpuntte beseitigt worden im Knappschaftsgesetz, im Gesetz über die Landes- kulturrentenbank, auch bei einigen Etatskapiteln. In etlichen anderen Angelegenheiten aber ist keine Einigung erzielt worden. Die betreffenden Forde rungen gelten mithin als adgelehnt. Beispielsweise ist das Vereinigungsverfahren gescheitert bei dem als Darlehen für die Theatergesellschaft m. b. H. Bad Elster geforderten 450 000 sowie bei dem fortschrittlichen Antrag auf Fortfall der beiden untersten Lteuerstufen. Sodann gab es noch eine Angelegenheit persön licher Art zu reaeln Der sozialdemokratische Abge ordnete Keimling, der Vertreter von Leipzig 7, ist von seiner Partei zum Sekretär der Reichstags fraktion gewählt worden und infolgedessen nach Berlin übergesiedelt. Er hat seit längerer Zeit an den Landtagsverhandlungen nicht mehr teilge nommen. Es war nun sestzustellen, von welchem Zeitpunkt ab sein Mandat als erloschen zu gelten hat. Die Erste Abteilung hat viel Entgegenkommen geübt und schlägt durch ihren Berichterstatter Brodaus vor, das Mandat als mit dem 30. April erloschen zu betrachten. Somit verliert Herr Keim ling nur sie Diäten für den Monat Mai. Und nun kani der feierliche Augenblick. Das letzte Etatskapitel, das die Reservefonds feststem, war noch zu bewilligen. Der Vorsitzende der Finanz deputation -Z, der konservative Abg. Dr. Hähnel, berichtet darüber. Die Kammer tritt seinem Vor schläge bei. Darauf lägt der Präsident über dieses Kapitel 110 und im Anschluß daran über den ge samten Etat abstinrmen. Beide wurden cin- stim mig bewilligt. Auch die Sozialdemo kraten geben ihre Zustimmung. Verwundert fragt man sich, ob denn die Fraktion Sindermann den Etat habe bewilligen wollen, oder ob ein Ver sehen vorliege. Es kann kein Zweifel sein: Rechtlich hat die Lozraldemokrarie durch ihr Sitzenbleiben bei der schwerwiegenden Frage den gesamten Etat be willigt. Der ordentliche Etat balanciert mit der stattlichen Summe von rund V- Milliarde, während der außerordentliche Etat die ebenfalls beachtliche Ziffer von rund 75 Millionen erreicht. Nachdem der Eesamtetat auch die Genehmigung der Ersten Kammer gefunden hat, wird dem Könige in einer ständischen Schrift die Annahme des Etats mitge- teilt. Daß die Sozialdemokraten gegen diese ständßche Schrift stimmen, hebt ihre vorherige Zustimmung zum Gesamtetat nicht auf. Die Herren Genossen meinen gegen den Etat zu demonstrieren, in Wirk- Uchkeit demonstrieren sie nur gegen die Mitteilung von der AnnahmedesEtats an den König. So erheben sie letzten Endes statt des gewollten Protestes gegen das Staats- haushaltsgesctz einen ungewollten Protest gegen die Monarchie. Die ständische Schrift wird durch das Gesamtministerium dem Könige überreicht. Dieser gibt sofort dem Landtag eine eigenhändig unter zeichnete Akzeptationsurkunde zurück, und damit sind die sachlichen Geschäfte des Landtags erledigt. Nun geht es ans Abschiednehmen. Ein Sekretär des Hauses verliest eine Uebersicht über die geleistete Arbeit. Da merkt man erst, was in diesem halben Jahre wirklich geschafft worden ist, und wie viel Arbeit es gebracht hat. Sodann erhebt sich Präsi dent Dr. Vogel zu einer seierlichen Schluß ansprache. Sie ist durchaus sachlich gehalten und versteht es, doch wirksam Kritik zu üben. Die viel verbreitete Ansicht, daß die Erste Kammer rascher arbeite, als die Zweite, widerlegt Dr. Vogel im Vorbeigehen durch den Hin weis darauf, daß die wenigen von der Regierung zuerst an die Erste Kammer überwiesenen Gesetz entwürfe von dieser durchaus nicht früher erledigt worden seien als die der Zweiten Kammer zur ersten Bearbeitung übergebenen Entwürfe. Er findet mit dieser Feststellung ein lebhaftes Sehr richtig! im Hause. Sodann mahnt er die Regierung, daß sie doch auch ein Einsehen haben möge. Der Raubbau mit den Kräften der Abgeordneten sollte ihr doch den Gedanken einer Reform der Landtags ordnung nahelegen. Gewiß, nicht mit dem näm lichen Worten sagt das Herr Dr. Vogel, aber die Wirkung seiner weit gemäßigter klingenden Aus führungen ist die gleiche. Der Präsident schließt mit dem üblichen Dank an die Mitglieder des Direk toriums und an die des Hauses für ihre aufopfernde und ersprießliche Tätigkeit. Für die Regierung er widert Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt, der in den letzten Tagen manch bitteren Strauß mit derKammerzu bestehen hatte. Erhebt hervor,daggewiß mancher Kamps habe geführt werden müssen im ver flossenen Landtage, daß er aber durchaus mit reinen Waffen ausgefochten worden sei und die gegenseitige Achtung der Kämpfenden nur erhöht habe. Auch er danke dem Hause und namentlich dem Präsidenten für die geleistete eifrige Arbeit. Vizepräsident Opitz stattet dem Präsidenten in warmen Worten den Dank des Hauses ab, und dieser schließt, nachdem er ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den König angestimmt hat -- die Sozial demokraten hatten sich vorher aus dem Saale ent fernt, — die Sitzung der Zweiten Kammer in dieser Legislaturperiode. Vie -ritte Lesung -es Reichshaushaltsetats. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) (H Berlin, 19. Mai. Nun ist der vorletzte Sitzungstag an gebrochen. Eigentlich möchte man heute unter allen Umständen ein Ende machen. Als man gestern aus dem Empfangsabend beim preußischen Finanzminister er fahren hat: Die Regierung trage sich ganz ernstlich mit Auflösungsabsichten, ist die Freude am Verhandeln, die, trotz der Dauersitzungen in dieser nachösterlichen Zeit, ohnehin nicht groß war, vollends gewichen. Jetzt weiß man, daß sowieso ein Haufen Scherben zurückbleibt, oaß die „Harmo- nie", von der ui pädagogisch zugespitzten Wendungen der Herr Reichskanzler sprach, doch nicht mehr her zustellen ist, und darum hat man nur noch den einen Wunsch: Nach Hauie! Auch die in diesen Wochen viel erörterte Frage, ob Schluß oder Vertagung, hat unter den letzten Eindrücken an Interesse verloren. Man weiß ja nun: dem Zentrum zum Trotz ge schieht des Zentrums Wille; es wird geschlossen! Däs< heißt: Eigentlich weiß man es noch nicht. . Bis um die Mittagsstunde schwirrt durch Saal und Wandelgänge noch das Auilösungsgerücht und findet bei der nervöse», aus Abspannung und Verdruß gezeugten Stimmung im Hause noch aller hand Gläubige. Tatsächlich soll, wie uns kundige Leute versichern, Herr von Berhmann auch noch bis in die mittägliche Zeit über die Form, wie er dem Reichstag die «perlen zu bescheren hätte, sich nicht einig gewesen sein IS 14. Dem Eifer des Fertigmachens haben diese Stim» mungen und Gerüchte leinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Heute fließt die Arbeit munter fort. Ob schon, oder — bester — weil keine Reden sie be gleiten. Zunächst hat man das Konkurrenz- k l a u selgesetz endgültig angenommen, dann eilig noch ein paar W a h l p r U f u n g e n erledigt. Ehe man sich versieht, ist man bei der dritten Be ratung des Etats. Bei der hat satzungs gemäß eine Generalausjprache stattzufinden. Aber an diesem Tage voll lockenden Maien - Sonnen scheins trägt niemand Verlangen, von solcher Freiheit Gebrauch zu machen. Nur Herr Lede- oour, der für seine Verhältnisse im letzten Winter ein stiller Mann gewesen ist. erhebt sich noch zur Rede. In der Hauptsache wiederholt er. was er schon am Sonnabend über das Verhältnis zwischen Regierung und Reichstag und über die unleidige Art parlamentarischer Geschäftsführung gesagt hat und schließt mit dem Versuch, mit den bekannten, der „historisch ökumenischen" Schule eigenen Argumenten nachzuweisen, wie wrr unabläßlich und unweigerlich uns der „Revolution", der friedlichen versteht sich, nicht dem Putschismus, entgeZenentwickeln. An die Generaldiskussion fügt sich die S p e z i a l b e r a t u ng der einzelnen Etais. Auch hier in der Hauptsache kurze Reden und Gegenreden: Immer bloß ein paar Punkte, die man heraushebt, weil sie einem unklar blieben, oder weil man noch unge stillte Wünsche im Busen nährt, oder auch, weil man das löbliche Bestreben hegt, noch in zwölfter Stunde das Schicksal zu wenden. Beim auswärtigen Etat lenkt als ein getreuer Wächter der Abg. Basse rmann die Blicke aus Marokko und erhält die Auskunft, es sei richtig, die französische Regierung wolle das Madrider Abkommen etwas engherzig auslegen und nur auf die Ver gebung von Regierungsarbeiten anwcnden, aber wir würden uns das nicht gefallen lassen und unter Umstünden auf ein Schiedsgericht antragen. Beim inneren Etat erlebt man eine kleine Koalitions- rechtsdcbntte: Der nationalliberale Abg. Schiffer teilt dietapscreEnticheidungdesKaminergcrichtsmct.datzdie Streikpostenerlasse des verflossenen Herrn von Dall witz für ungültig erklärt sind. Beim Militär- etat geraten Herr Müller-Meiningen und Herr von Falken Hayn ein wenig einander in die Haare. Der Herr Kriegsnunister hat bas Steno gramm seiner Rede, in der er von den jüdischen Reserveoffizieren sprach nachträglich korrigiert, und er hat, was ihm Dr. Müller-Meiningen verübelt, bas Haus nicht davon unterrichtet, daß er anders verstanden sein wollte Aber das sind schließlich Un- beträchtlichleiten. Herr Lieblnecht hat, scheint'-;, ein Einsehen. Er rührt den Fall Lindcnau nicht mehr auf. und so wird einem das unerquickliche Tütengericht gottlob erspart. Freilich: das Preß dezernat fällt und es füllt — vorläufig auch der sechste Reichsanwalt. Einen längeren Aufenthalt gibt es erst wieder beim K o l o n i a l e t a t Herr Frank aus Mannheim bringt Len Fall des dieser Tage in Berlin verhafteten Negers Din zur Sprache, den er beharrlich „Herrn" Din nennt. Herr Solf antwortet — fchärser als das sonst seine Art ist. Schließlich einigt sich das Haus dahin, die Herren Sozialdemokraten natürlich ausgeschlossen, daß nach den bestehenden Gesetzen zu Recht verfahren wurde, zum mindesten der Reichstag keine Handhabe befitzl, hier einzu greifen. Und auch in dem Fall Schleinitz kommt man zu einem »cm li-ium : Herr oonRechen - berg erklimmt selber die Tribüne und versichert, er sei es nicht gewesen. Beim Postetat ist dann der große, der eigentlich dramatische Moment dieser Sitzung: die Aus einandersetzung über den von der Sozialdemokratie als Cprengpucver erdachten Antrag, oce gestern ge- scheiterten Besoldungserhöhungcn nach dem Motto „Geschwindigkeit ist keine Hexerei" in den Etat hineinzuarbeiten. Die Reichsboten find mitt lerweile an die zehn Stunden beisammen; in dem nahezu dis auf den letzten Platz- ge füllten Saal herrscht eine wahre Stick luft: aber niemand weicht: Auch auf der Bundes- ratscmpore ist die Corona vollzählig, die den Aus gang des Kampfspiels zu erwarten wünscht. Zwar dieser Ausgang kann kaum mehr zweifelhaft sein, nachdem das Zentrum durch Herrn Spahn erklären läßt, daß es an ein Zusammenwirken mit der Sozial demokratie nicht mehr denkt. Das peitscht die wilden Leuen erst recht auf; noch demagogischer als sonst spricht Herr Haase, der Robespierre von Wormditt in Ostpreußen, noch giftiger Herr L e d e b o u r. Vergebens mahnt, zu den Sozial demokraten gewandt, unter dem stürmischen Gelächter des Hauses Graf Posadowsty: „Meine Herren! Geben Sie doch Gedankenfreiheit!" Immer wieder melden sich die Sozialdemokraten zum Wort, aber das Schicksal können sic nicht mehr aufhalten: der Antrag wird in namentlicher Abstimmung ab ge lehnt. Und nun ist das letzte Hindernis wohl aus dem Wege geräumt, das der Fenensehnsucht sich noch entgegenstellte. vor -em Segimr -er Niagara konferenz. Die Eroberung Tampicos durch die Rebellen ist nicht ganz schmerzlos für die Oelgesellschaiten vorbei- geganaen. Denn Carranza Hal lofort die Ausfuhrabgaben für Petroleum auf 35 sür ein Faß erhöht und sich dadurch, da die tägliche Ausfuhr ;tOliOO „aß beträgt, eine ganz anständige Einnahme gesichert. Natürlich steht das amerikanische Staatsdepartement des Auswärtigen diese Maßregeln nicht gern und ist schleunigst bei Carranza vorstellig geworden. Ob cs allerdings einest Erfolg erzielen wird, ist bei der rücksichtslosen Natur des Rebellengenerales recht zweifelhaft. Die Ver mittelungskonferenz wird anc Mittwoch mit ihren Litzunge» beginnen Die Richtlinien, die Wilson den amerikanischen Vertretern auf den Weg gegeben hat, zielen immer noch auf eine Beseitigung Huerta» hin, und selbst die mexikanischen Vertreter rechnen damit. Auf dieser Grundlage könnte eine Einigung