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vonnLsg, l7. wni 191^. s" — SSGsisGe Nacdricblen * Chemnitz, 16. Akai. Dieser Tage fand in Chemnitz eine öffentliche Versammlung der Gast« und Schankwirte sratt, oie lehr zahl, reich besucht war. Redakteur Wagner-Leipzig sprach über die neue Gesetzesvorlage, 8 23 der Reichs gewerbeordnung betr., woran sich ein Referat des Verbandsvorstandes der Freien Gastwirte, Litfin- Berlin, schloß. Beide Redner sprachen sich gegen das Gesetz aus, das nicht das bringe, was die Gast wirte wünschten. Es wurde zum Schluß folgende Resolution angenommen: „Die in Chemnitz tagende Versammlung aller Wirte erklärt sich nut den Aus führungen der Referenten Wagner-Leipzig und Litfin- Berlin einverstanden. Die Versammelten erblicken in der Vorlage der Regierung auf Abänderung der Schankgesetzgebung an den Reichstag keinen Fort schritt, im Gegenteil, würde die Vorlage Gesetz, so würde dies nichts weiter bedeuten als eine unum schränkte Erweiterung der schon heute bestehenden Polizeiwillkür, unter der das Wirtsgewerbe schon schwer zu leiden hat. Die geringen Vorteile, die die Vorlage besitzt, kommen bei weitem den berechtigten Wünschen des Wirtsgewerbes nicht entgegen. Die Versammelten ersuchen daher die Vertreter des deut schen Volkes im Reichstage, diese Vorlage glatt ab zulehnen." ck Chemnitz, 15. Mai. Heute starb hier im 74. Lebensjahre der Direktor der städtischen natur wissenschaftlichen Sammlungen, Professor Dr. Sterzel. Der Verstorbene war als Geologe und Mineraloge weit über die Grenzen seines engeren und weiteren Vaterlandes durch seine Forschungen berühmt ge worden. Sein unermüdlicher Fleiß wurde durch eine Reihe von Ordensauszeichnungen anerkannt. m. Mittweida, 16. Mai. Unter Führung des Kreishauplmanns von Burgsdorff und Ober regierungsrat Dr. Dietrich besichtigten heute mittag die Bezirksärztc der königlichen Kreishaupl- mannschaft Leipzig das hiesige Erziehung shei ni. i. Gersdorf, 15. Akai. Schwer verletzt wurde auf dem Steinkohlenwerr „Kaisergrube" beim Sprengen der Bergarbeiter Hei le in Der Schuß ging zu spät los, so daß Heilem am Kopfe schwer verletzt wurde. Er mußte ins Zwickauer Krankenstift ge bracht werden. * Lommatzsch, 16. Mai. Das Schneidermeister Martinsche Ehepaar feierte die goldene Hochzeit. * Freiberg, 16. Mai. Ein bisher in Sachsen noch nicht vorgekommener Fall spielte sich in dieser Woche hier in Freiberg ab. Der hiesige Hausbesitzerverein berief gemeinsam mit dem Mietelverein und der Zentralstelle für Wohnuagsfürsorge im Königreich sachsen für Donnerstag eine öffentliche Versamm lung ein, in der Regierungsbaumeister Dr. Krusch- witz-Dresden über die Aufgaben und Vorteile einer gemeinnützigen Baugenossenschaft sprach. Der Redner begrüßte einleitend diese Zusammenarbeit der ver schiedenen Organisationen mit Freuden, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß sic vorbildlich für andere tSegenden Sachsens werden möge. Er ging zunächst aus die Entwicklung des städtischen Wohnwcjens in Deutschland ein, um durch sic die Notwendigkeit des Eingreifens der gemeinnützigen Baugenossenschaften zu beweisen, und zeigte an Hand der Erfolge der sächsischen Baugenossenschaften, welche Aufgaben ihnen gestellt sind und welche Vorteile sie ihren Mit gliedern bieten. Am Anschluß an diese überaus lehr reichen Ausführungen, die bei den Anwesenden starken Beifall fanden, ging Bürgermeister Dr. Hase auf die besonderen örtlichen Verhältnisse ein und be wies, wie die Gründung einer Baugenossenschaft für Freiberg im Anteressc der Stadt, der Arbeitgeber, der Hausbesitzer und der Mieter liegen, wie alle zu sammen arbeiten müßten, nm mit Hilse der Genossen schaft allmählich auch eine Sanierung der Anstadt zu erreichen. uv. Zittau, 15. Mai. 40000 Einwohner, diese Zahl hat nun Zittau bald erreicht. Am 30. April d. A. wurden 39 915 Einwohner gegen 39024 am gleichen Tage des Vorjahres gezählt. Das 40. Tausend wird wohl in den nächsten Wochen voll werden. Thüringen und Provinz Sachsen. * Weißenfels, 16 Mai. In letzter Zeit sind wiederholt böswillige Alarmierungen der Feuerwehr vorgekommen. Um diesem groben Unfug zu steuern, soll vom Magistrat eine Belohnung non 30 ./L an denjenigen gezahlt werden, der den Täter zur Anzeige bringt. * Greiz, 16. Mai. ".'fach Verübung mehrfacher Betrügereien ist der Seifcnfabrikant Hugo Hilp- m a n n aus Pohlitz, zuletzt in Schönfeld aufhältlich, spurlos verschwunden. Der Staatsanwalt hat einen Steckbrief gegen den Flüchtigen erlassen. Ueber Http- manns Vermögen wurde das Konkursverfahren er öffnet. * Gera, 16. Mai. Aus Anlaß des 50 jährigen Jubiläums der hiesigen höheren Töchterschule verlieh der Für st von Reuß j. L. dem Direktor der Anstalt Dr. Jung das Ehrcnkreuz dritter Klasse mit der Krone, der Oberlehrerin Godt das Ehren kreuz dritter und dem Gcsanglehrer Pass old das Ehrenkreuz vierter Klasse. Ehemalige Schülerinnen der Anstalt überreichten der Schule 2L00 ./ä als Stif- tung. — Die Warenhausfirma Emde n und Söhne in Hamburg hat ihr seit Jahresfrist hier leerstehen des Warenhausgrundstück für 310000 ./cl an die Bank firma Gebrüder Oberländer verkauft, die das Grundstück fürBankzwecke umbauen lassen wirb. * Nautschütz, 16. Mai. In der vergangenen Woche wurden hier die elektrischen Anlagen abgenommen. Die Beamten der Ueberlandzentrale, welche die Ab nahme vornahmen, hatten sich in einem Automobil 1 k 5738 nach hier fahren lassen. Während der Ab nahme hatte der Chauffeur jedenfalls Langeweile. Dabei fiel ihm ein, daß er leine Laternen einmal gründlich reinigen müsse. Er ging schnell ans Werk, und der Karbidkessel wurde ge leert, natürlich mitten auf dem Fußsteig. Diese Handlungsweise ist doch erstens polizeiwidrig und zweitens sehr leichtsinnig. Denn es dauerte nicht lange, als auch schon ein Unglück pulsierte. Kinder spielten mit dem Karbid. Es kam zu Streitig keiten. Dabei warf ein siebenjähriger Junge einem Mädchen Karbid in die Augen. Das Kind mußte in ärztliche Behandlung gegeoen werden. Zum Glück ist das Augenlicht nicht verloren. Obgleich man sich bemühte, den Namen des Chauffeurs festzustellen. war es doch nicht möglich, da niemand seiner Be kannten den Namen verriet. Da man aber Zeichen und Nummer des Autos weiß, wird es nicht schwer fallen, ihn zu ermitteln. Hoffentlich nimmt sich die Polizei seiner an. Nationaler Sun-esabenü -er Deutschen in Söhmen. Der Bund der Deutschen in Böh men, Ortsgruppe Leipzig, hielt am Sonnabend abend im großen Saale des „Zolo- gischen Gartens" einen Nationalen B n n-- deöabend ab, der sich eines sehr starken Be suches zu erfreuen hatte. Die Reihe der Dar- Leipziger Tageblatt. Nr. 248. Sonntsg3»Nusgsbe. Sette U. Neues verbanöshaus -es verban-es Deutscher han-lungsgehilfen. Am heutigen Tage, vormittags 11 Uhr, findet die feierliche Grundsteinlegung des neuen, von Architekt E. Wiins^-mann entworfenen und zwischen der Zcitzer Straße und dem Floßplatz ge legenen Berbandshanses des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen statt. Die Festrede hält der Ver bandsvorsteher Herr A. Reif-Leipzig. bietungen wurde eröffnet mit Liedcrvvrträgen des Neuen Leipziger Mannergesang vereins. Unter Leitung von Max Ludwig wurden iic vortrefflicher Weise zu Gehör ge bracht: „Die Himmel rüchmen deS Ewigen Ehre", „Vespergesang" und „Deutschland sei wach". Reicher Beifall ward ihnen zuteil. Am An schluß darau hieß der Vorsitzende der Orts gruppe Leipzig, Obcrpostsekretär Börner, die Erschienenen herzlich willkommen und dankte ihnen für ihr Kommen. Er schloß mit einem begeistert aufgenommciicn Hoch auf das Deutsch tum. Herr R h s s c l trug darauf ein Gedicht: „Heil dem Volk, das uns geboren" von Dr. P. Kaiser vor. Von lautem Beifall begrüßt, begann Reichs ratsabgeordneter Schreitcr -Leitmeritz seine Rede: „W a r u m muß der reichSd e u t s ch e Staatsb ü rger die Deutschen i n B ö h m c n i m K a m p f e m i t d e n T s ch e ch e n unterstützen'?" Er betonte einleitend, daß die Reichsdeutschen mit ihren Brüdern in Oester reich alles gemeinsam Härten, die Kunst, das Schrifttum und auch die Feinde. Man mache den Deutschen in Böhmen den Vorwurf, daß sie zu gefühlvoll, zu temperamentvoll seien, aber selbst der deutsche Reichskanzler, gewiß ein sach licher Politiker, habe von einem bevorstehenden Entscheidungskampfe des Germanentums ge sprochen. Deshalb müßten alle Deutschen zu sammenstehen gegen den Panslawismus. Auch im Norden, in Schweden, beginne man sich aus den Ruf Sven v. Hedins hin zu regen. Die schlimmsten Feinde der Deutschen seien die Tsche chen. Deren Haß sei unauslöschlich. Sie zer störten die deutsche Kulturbund in ihren Reihen herrsche selbst tiefe Korruption, wie die letzten Ereignisse, so der Prozeß Swiha, gezeigt hätten. Für Demschlaud seien die 12 Millionen Deutsch- Oesterreicher eine wertvolle Unterstützung. Wie in vergangenen Zeiten beide in einem Staat vereint gewesen seien, so müsse man auch in Zukunst nach einem engeren Zusammenhalt stre ben. Das Gefühl für das Deutschtum müsse geweckt werden in allen Schichten des deutschen Volkes. Man müsse sich vorbereitcn auf die Entscheidung, damit dann die 90 Millionen Deut schen eine geschlossene Einheit bildeten, die nicht vernichtet werden könne. Langanhaltcnder Bei fall dankte dem Redner für seine warmherzigen, begeisternden Worte. Frau Storm forderte danach zum Beitritt in den Bund auf. Die folgenden Barrenübungcu, von Turnern der deutsch-völkischen Turnvereine „Friesen" und „L ützo w" geschmeidig und exakt auSgeführt, fanden lebhafte Anerkennung. Der zweite Teil des Abends wurde wieder eiugeleitet durch Gesang des Neuen Leipziger Männergesangvereins, der Hcgars Ballade: „Totcnvolk" vortrug, und Johanna Börner' sprach darauf mit warmer Begeisterung ein von Oberpostsekretär Börner verfaßtes Gedicht: „Deuischböhmen in Gefahr". Dann ergriff Laudtagsabgeordneter Dr. M. K riegel st ein, Ritter von Sternfcld, Böhm. Leipa das Wort zu seinem Vortrag: Wie kau n der Reichsdeutsche den Deutschen iu Böhmen am besten helfen? Er führte aus: Unter Maria Theresia und Josef ll. habe das Deutschtum unbestritten geherrscht, dann sei aber das Tschechentum, und zwar unter Förderung der deuisch-böhmischen Standcshcrreu, uuaufhalt sam vorgcdrungeu. Es habe mit gewaltiger Ener gie innere und äußere Kolonisation getrieben. Der Redner gab davon einige selbstcrlebte Bei spiele. Man müsse die Tschechen mit den gleichen Waffen bekämpfen. Das tue der 1891 gegrün dele Bund der Deutschen in Böhmen, der jetzt 1200 Ortsgruppen mit 120 000 Mitgliedern um fasse. Er wende jährlich für äußere Kolonisa- lion 200 000 Kronen auf. Aber noch tiefer gehe seine innere Wirksamkeil zur Stärkung des deut schen Empfindens. Er erziehe 150 Waisenkinder zu echten Deutschen, er lasse eine große Wander bibliothek herumgehen, 200 Redner seien tätig usw. Wer den Bund unterstütze, der helfe da mit wirklich dem gesamten Deutschtum. Auch diesem Redner wurde für seine tiefempfundenen Worte reicher Dank zuteil. Weitere turnerische und Gesangsdarbietun gen beschlossen nach Mitternacht den wohlgelun- genen Abend, der für die Sache des Bundes in Leipzig gewiß eine Förderung bedeutete. Kristallpalast-Variett. Das Kristallpalast-Variete hat sich für sein zweites Maiprogramm eine Landsmännin des jüngsten Nobelpreisträgers für Literatur als Star gesichert. Aber, wie die Meinungen der Gelehrten über die dichterischen Qualitäten Rapindranath Tagores recht voneinander abweichcn, so wird es sich auch Ruth St. Radjah gefallen lassen müssen, daß man über die Vorzüge ihrer erotischen Kunst geteilter Ansicht sein kann. Zu viele zogen in der letzten Zeit über die Bretter, die die Welt be deuten, dahin, und allgemach stumpft das Anteresse für geschmeidige Frauenkörper, die in irgendeiner stilisierten Art die Glieder verrenken, ab. Zwar nimmt die Aufmachung der Bühne, die das Innere eines indischen Tempels darsiellt, die Augen ge fangen, aber der Tanz, der die Kunst der Fuller mit der alten Wiener Ballerinaschule verbindet und als Mittelglied eine gewisse Gymnastik einfügt, bat nichts von jener raffinierten Wildheit oder auf peitschender Leidenschaft an sich, die wir nun einmal bc» den exotischen Tänzen erwarten. Vielleicht liegt dies aber auch daran, daß Ruth St. Radjah sich ein Schema für ihren Tanz, den sie die Befreiung der fünf Sinne nennt, konstruiert hat. Sie hat ent schieden Sinn für Musik und Rhythmus, und würde sie lediglich die Musik tanken, ohne ihre Mimik und ihre Geste nach mnf bestimmten Richtungen einstellen zu müssen, sie würde sicherlich größerem Verständnis für ihre Kunst begegnen. Neu im Programm sind die hervorragenden „fliegenden Schmetterlinge", oder, wie sie sich offiziell nennen, 2 B u t t e r s l i e s. Sie leisten am freihängenden Barren und am Trapez Er staunliches und gefallen gleichzeitig durch die be scheidene Art, mit der sie ihre Tricks ausführen. Ähren Genrckhang haben wir noch nicht gesehen. Lina Pontzer ist ebenfalls ein Gewinn für das neue Pro gramm. Eine rassige, temperamentvolle Schönheit, die sich aus dem Tanzseile mit derselben Ungezwungen heit bewegt, ols schwebe sie im Ballsnale über die spiegelblanke Parkettfläche. Ähre akrobatischen Evo- lutronen überraschen durch die tadellose Exaktheit. Vorzügliche Equilibristen sind die 3 Orav la, die zum ersten Male in Leipzig auftreten. Auf frei liegender Schaukel, die von einer Dame mit den Füßen gehalten wird, vollsühren sie die schwierigsten „Spiele", wie sie es nenn-». Der einhändige Hoch stand ans dem Kopf des Partners, der auf der Schaukel sich wippt, wird ihnen so leicht nicht nach geahmt werden. Solcta Myrpha, die mit sym pathischer Stimme zwei deutsche und ein italienisches Lied singt, ist ebenfalls neu für Leipzig. H e r m a n n Strebel hat diesmal außer neuen arabischen Mär chen auch neue Couplets mitgebracht, in denen er sich darüber beklagt, daß es heute „eine andere Zeit" wie früher sei, und bei allerhand verfänglichen Sachen sich an die Damen wendet, von denen er behauptet, dag ihnen „das so passen" könne. Die übrigen Künstler, deren Leistungen von uns bei ihrem ersten Auftreten schon gewürdigt sind, ernteten ebenfalls wieder reichen Beifall. — Leipziger Vereinsieben. * Leipziger Lehrcrvcrcin. „Leffing, der Pog ender und llcbcrwindcr der Aufllärung", stand int Mittelpunkt des dritten Vortrags, den Prof. Dr. Witkowski iin Leipziger Lchrcrvcrein dielt. „3» Lessing", so führte der Redner aus, „war die andere Lucllc dec Aufklärung, dec Verstand, lebendig. Es ist aber falsch, ibn bloss für einen Vcrstandesmcnichen anzu sehen. Poll Mut und Sicherheit, mar er ein warmherziger und tapferer Mensch, der wie keiner imstande war, sich und die anderen über das Gewöhnliche zu erheben. Tenn das unterscheidet Lessing von de» anderen Gros,en; beim Leien feiner Werke ist er uns zumute, als ob er noch mitten unter uns stünde, als ob er der beste Weggenosse und Führer zu Holze» Fielen sei." Rach dieser mehr allgemein gehauenen Würdigung des Dichters bot der Redner die Grundgedanken der Lessingschen Tramcn und Streitschriften und zeigte, welche Pcrdienste Lessing sich nmS Tranig erworben Hal. Besonders das Fahr l bedcnlct für Lessing einen Wcudevunkl. In diesem Fahr studiert er die alten Kirchenväter, nähert er lich der Philosophie Spinozas und Leibniz' nnd überwindet die Aufklärung und erklärt ibr den >trieg. Im Gegenian zu der einieiligcn Betonung de.- Per- standesmäpigen tritt er für den Gedanken ei», das; das Gefühl, das Unbewußte dem Pcrstande gleichgcordncl, ja in den Mittel punkt gestellt werden müßte. Mu der Herausgabe der Frag mente des Ungenannten beginnt die eigentliche Heldcnzcit Lessings. Mit einer geistigen Reise nnd mit l»euerem Humor kämvst er gegen die Trlbodorie sür eine freiere theologische Richtung, für die geistige Freiheit des Meniären tchlcchthiu. Was Lessing liier zur Verteidigung der Religion, die ihm Gefühl «st, ge schrieben bat, ist das Größte, was seit der Reformation hervor gebracht worden ist. Unter den vielen Streitschriften Leisnigs sind die idcologis(l)-ivisseuichastlichen die bedeutendsten. Nirgends aber zeigt sich die Einheit seine» Edaraktcrs schöner, als in dem Streben nach Licht und Wahrheit, das er höher als den Belin der Wahrheit schätzte. Rach dem Bortrage boten die Herren Bogel nnd U l l m a n n ctiileiiendc Referate zu den Thesen der deutschen Lehrcrversammlung in stiel. * Verein für die Geschichte Leipzigs Ter eiste Studienausilug findet Sonntag, den LZ. Mai. nach Fwickau, Stein nnd Hartenstein statt. S. Anzeige.> * Ter Verein der Musiklehrer und Musik- le h r c r i n n c n zu Leipzig veranstaltet Ticnstag, den l!>. Mai, im .stlcinen Saale des .stnnstlcrhauses einen geselligen Abend, der in der Haupliactre durch einen Vortrag seines Mit glieds, des Professors Tr. Henning, ansgesülll werden soll. Ter beliebte Redner wird dabe« aus Wunsch noch einmal über das Thema „Parsjial" sprechen. Aniang '.-9 Uhr. Hierzu wie auch zu dem daranisolgcndeu geselligen Teil lind Mit glieder und Gäste freundlichst eingeladen. * Die Stenographische Gesellschaft v o ir lkKV „Stolzc - Sst« re »" hält ibre llrvnngsabende regel > mäßig Mittwochs im LchrcrvcrcinshauS, stramerstraßc t—ti, ab. Am nächsten Uebniigsabend wird über den kürzlichen Bundestag in Wurzen Bericht erstattet. — Bei dem Wcttschreibcn gelegentlich dieser Tagung errang die Gescllschait bei LLu Silben .'I Preise, 110 »Silben 1 Preis, ILO Silben 1 Preis. »0 Silben 2 Preise nnd 1 Preis im Wettlcsen. * Haus- und Grundbesitzervercin L. -Lin de n a u. Im „Teuti'cheu Hanse" zu Lindenau hielt der Verein am Donnerstag abend unter Vorsitz des Herrn Franz Müller seine Maiveriammlung ab. Rach Bekanntgabe einiger geschäft licher Mitteilungen belichtete Herr R eumc » er über den Leipziger Perbandslag Tie Frage des Einbaues einer zweiten Wohnung i» das Dachgeschoß bat eine günstigere Belntndluug erfahren. Bei der Ermisiion infolge gerichlliären Urteils haben sich, tvcnn der Mieter einen Teil seiner Wohnung oder diese s'lbft weiter vermietet Hot, insofern Mißstände herausgesUllt. al» wohl der Mieter zum Auszug gezwungen werden kann, aber mcht der Untermieter, wenn dieser seinen Vcrnslichtungen gegen den eigentlichen Mieter nachgekommen ist. Um diese Miß stände zu beseitigen, beantragte dec Liudcnauer Verein, durch de» Teuti'cheu Hausbesitzer-Zentralverband bei dem Reichstag und Bundesrat iu dieser Hinsicht vorstellig zu werden. Für die im Spätherbst anstehenden Leipziger Stadtverordnete„- wa hle» hat das Allgemeine Bürgerwahlkomitee zuni Anv.V'uß ausgeiordert. Der Verein entsendet in dies Komitee die Herren Tiesenbach, Franz Müller, Matthias Schmidt, Ed. Dietrich uns Proichmskn, als Ersatzmänner die Herren Schneider und Grnnve. Ueber das Thema „Hausbeiitzer und Mieter, Belcuchtungsvilichl und Haftung" sprach sodann Herr Schneider in erschöpfender Weste. Ium Schluß erklärte liäi die Versammlung damit ein verstanden, in diesem Fahre anstatt des übliäzen Sommernachts- srstes einen Tagesausflug mir der Balm zu veranstalten Als Ziel wurde Grimma und Umgegend angesepl. * G u t c n b e r g b u » d Leipzig. Fn einer letzthin statl- gesunoenen gutbciuchten Mitgliede,v> r gmmlung wurde der -tasten bericht vom I. Vierleliabr lall gegeben. E» folgte iodann der Bericht über die Tätigkeit des LrtslarteltS der christlichen Gewerkschaften ,n den letzten Wochen, zu dem ergänzend Sekretär Knollmanu noch ein Sittiaiiousbild gab von den einzelne». Arbeitcrorganstaiioneu im deutschen Vangewerb- unter Erwäbnung einiger Vorkommnisse, die sich in Leipzig ereignet hatten. Fniercssant war e:- icrner. als der anläßlich der Bugra bier weilende ,j-nl ralvoriinende Tbränerl die ve . n -'nen wichtigsten Eisg eiuungen >m Buchdruelgewerbe uoclnn i . ausleben ließ nnd die Ausgaben der nächsten Fabre auiubrle Fnm Schluß wurden noch einige gesammelte Eindiücke über die Bugra vorgebracht nud die Feier des Fabinnis» iles aus den Ll. Fuui festgelegt. Freitag! ' Ter „F m vjge g ncri i ch c F r a u e n b u n d" hielt am IL Mai eine Ra lnnitta, unlcrvaltung im »ünstlerbause ab. Tie gulbeiväne Verigoimlung bedachte die vett'chiedenen Taibi.tungen, wie Rezitationen des Schauspielers Fritz Blum boss vom 'leusbittzr Siadllbeatcr. am sllaoier Herr Earl >l r a n i e, mit rilem B stall. Ter Mittelpunkt der Ver anstaltung ivar ein Von rag der l Vorutzendeu. Frau Ella Baumann, in dem >ie nngeiäbr ialg.udes ausiübrle: Tas Puklilum glaub', daß nisten: Benanvtungen stn Finistgegner« lamme unwahr sein mußieu. wri andenstglb.- der Reichstag in seiner lnr' w u die bezüglichen Ve-.h'u>lung die Forderungen der Fuirsgeguer um großen Teil b willig! haben müßte. Tieier Auslastung tial Rednerin mit aller Enifchie'enheir entgegen uns beweist au vana oe:> steuoglavlnichen B-riäncs. daß der »berste Beamte ii, Reil ge .ivsdei -amte. Rmistenstdiz.'kldr >t i i ch n c >, die Bebe.gangen der Fmuigeaner in keiner Weste wider legen k'giuie. Tie Gründe der Ablehnung seien aus anderem Gebiete zu suchen, besonders aber seblc e- an genügender Aist- lläruug, und da liesse die Preise ein großer Vorwurs. weil sie nur im>>siieu>idlist'e Anilel auinehme und die sachlichen Wider legungen der Finpigeauel zurüstweise. Tie Versammlung solglc den Au.stülnnagen mit legsiem Fnlerestc uns dankte der Rednerin durch reichen Bestall. Tie Veranstaltung bra lg' dem Frauenbnnd die gewünschten Erfolge in Gestatt verschiedener neuer Mitglieder. Tie L. Voriihende Frau Schöne schloß mst dankbaren Worten die äußerlt harmonisch verlausene Rachmiltagsver>ainmlnng. * V c r band cb r > it l i ch er Schneider und S ch Nei derin» e ii Fablstelle Leivzig ..Monopoiaestrediiugen des freien Schneiderrcrbaude.G lautete das Tbcma. das Herr S ch warzcr in einer guibesuchteu Versammlung belxindelte Redner verbreitete sich zunächst über die letzten Vorgänge aus geweilichaittichem Gebiete. Schon seil Gründung der künstlichen Gewerkschaften werden dien: von den zahlreichen Gegnern mit alten Mitteln bekämpsi. Tie tonste» Räubergeschichten werden erfunden, nm dieselben bei der Arbeiterschaft in Mißkredit zu bringen. R dner kam u. a. aus die Vorgänge in Saarbrücken zu sprechen. Tic Genossen waren dort in den Streik getreten, um die Aus schaltung des christliche» Verbandes beim Talstabschltts; zu er zwingen. Ter christliche Verband hat dabcr mit den Arbeit gebern selbst einen günstigen Tarifvertrag abgeschlossen, der ein: ^proien'sge Lalinerbähung bei einer zweisäbrigen Vertrag-- dauer mit sich brachte. Tee x Wochen dauernde Streik cudele mit der vollständigen Anerkennung des christlichen Verbandes alS Tariskontrabeut. Tie Veiiammlung nahm folgende Entschließung an: ,.Tie Trtsgrnvpe Leipzig des Verbände.- ,christlicher Schnei der und Schneiderinnen vrolcstieil gegen die fortgesetzte» Ver leumdungen der christlichen Gewerkschaften durch die sozial demokratische Partei- und Fachvrestc. Tie großen Erfolge der christlichen Gewerkschaften ans wirtschaftlichem Gebiete tonnen nur von denen geleugnet werden, die mit sozialdemokratstcher Vorcingeiiommenkest behastet sind. Tic Versammelten erklären weiter, daß das Recht der üoalition den christlich-nalwnalen Arbeitern ebenso zustcbc wie den sazialoemokralsistien Arbeitern. Die fortwährenden Vertinbe der freien Gewerkschgslen, die christ lichen Arbeiter bei Tarifabkctilüisen auszuschließe» iin» sie am wirtschaftlichen Ausstieg zu hindern, ist ei» Raub des Koalition^ rechtes. Tic sorlwägrenden Besebsungen und nm so bedauer licher in einer leit, wo die Säwrimacher ans gesetzlichem Wege versuchen, eine Beschränkung de- .goalitiou-rcrines bcrbeizniubreu. Tic christliche Arbciierichast wird alles darginetzen, ihre Be wegung zu stärken, um einer Best, urisnng des zloalmonsrccbl.-.- durch ivzialdemolratiiche Willkür und Sch.nsw.achcr wirksam ent- gegeulrctcn zu können. Die Versammelten richte» daher au alle Arbeiter, die nicht gewillt sind, daß das gesamle Wirtschafts leben von der Sozialdemokratie terrorisiert wird, den Ausruf, sich den chrinlnhen Gewerkichatten guzuichtiesten." Die Lrts» Verwaltung besindcl sich bei Fianz Schwarzer, Beethoven- straße 9, H. ll. * Am Donnerstag vornitliag II Mir sand im Ev. Vcreins- bauie, Roßstr. kl, die G e n e r a l v c r s a m m l u n g des Vereins z n r A rbcitsde > ch a i s » ng sür Bedürf tige statt. Pastor Bubdeniieg leitete >ie mit einer An- spiache ein. Tarauk trug Fra-: Regicrungsral Henne, die langfährige trenverdienlc Voiiitzende. den LI. Fabresberikbl vor. dem Folgendes entnommen sei. AuS dem .streite der Vor standsmitglieder schied infolge Wegzugs Frau Freue von Rostip- Wallwitz aus, dafür traten ein F.gn Volizeidirektor Wagler. Frau Amtsbauplmaun von R o st i p - W a l t w i k nud Frau Missionsdirektor P a u l. Ter Verein beteiligte sich an der Internationalen Bgu'ach-Ansnellung nnd turtle oie Freude, sein im Krankcnpavillon ausgestelltes „.ürankcubeil" zum zweiten Male mit der Silbernen Medaille ansgczcicünei zu sehen. Aus Veranlassung der Volksborngesellschaft ,n Dresden beteiligte sich der Verein anch g» der Wanderausstellung sür Mutter nnd >tind. — Troedem Auslatl-auilräge nicht wie crbosit eingiug.n. war cs möglich, LlGltt.^L M. an Arbciislöhnen zumeist sür jcinere Ausuäge zu zahlen. Recht wünschenswert wäre es, wenn seitens der Hausstauen der Stadt, Ivie von Anstalten, Fabriken u. dgl. dem Verein die angewachicneu Schcnerluch- vorräte abgenommeu würden In den Abendnählchulen des Vereins sind im Lause des Jahres Lststt Frauen und Mädchen uuterrilttet worden. Tie Erbaliung der Schulen legt dem Verein freilich trotz der llnterstütznng des Rgies erbeblikbe Tvfcr au Anch reifere Mädchen nnd Franc» können liier manches Gute und Rüpliche lernen und sich hierin vervollkommnen. Die Grabpilege des Vereins, d. i. die Fustan-Hallnng und Schmückung von Grabstelien aus hiesigen Friedhoicn, die besonders älteren Frauen einen bescheidenen Verdienst verschalst, macht erfreuliche Forlichrille. Ter Weihnachtsverkans crzielle ein gutes Erträgnis. Durch eine gütige Svende zweier Vorstandsdamen wurden nament lich sechs achtzigjähiige Schützlinge des Vereins zum Feste hochbeglückt. Andeic »eiche .Zuwendungen ermöglichten es. in strankhcitsnot zu helfen und gdgearbeiicte» Räberinncn einen Elbolungsausenthall zu versctwssen. Werktätige Mithilfe aller Menschenfreunde ist auf diesem Arbcitsselde aus das dringendste geboten. Wer ein Gefühl bat. sür die soziale Pcrpslichlung der Begüterten gegenüber den Bedürftigen, dem must solche Mil- arbeiterschasl sderzensiache sein. — Tireklor Franz Riedel erstattete hierauf iür das vergangene Arbeilsiahr <1. Mai 19l 1 bis Avril l'.'lk) den .gaifenberichl. worauf der Schatzmeisterin des Vereins Entlastung erteilt wurde. * W o ch - n b e r i ch l le. P f a d f i nö e r k o r v S .Leip zig-Land". Freilag abend l>—9 Uhr Heimabend. Trcsdn'r Straße I Toreingan , >ecvl. . Alle Psadiindcr erscheinen. Mu>ik vorträge. Ellern willkommen! — Sonnlag findet Hebung iui Hartbgelände gtzaichwii l stall und Stiftungsfest. Alle Pfad finder versammeln sich Sonnlag früh 9 llbr in Dölitz. End tlation der ..I'"-Straß iibabn Es wird abgekocht: Teller nnd Löstet milbriiigen RacünttttagS .'l llbr lind Eltern nnd Gönner herrlich willkommen! Trcisvunkt Hartbicblößchcn. in L^iprix. 120 n, illikp XX ktei S»ro- melec ii»INt mai lull- lemps- zell- l«iiel>- >il?!c»i> ^'or. äniit- ^„<i- »ürli- !»N- *«U»cr«»I»ail IS. »deintr S llbr kso.r st >0,5 kl) tll> r tcü» lweliei, G. 'M l lldr kkchS -ch N4 Sk kV r deiler. l-i>cl>«t> IS i»ol>a>. r Ul>r kSS.S ch-'SS ii »i I Z hüb. Iceelie» Gm!wr«wrnlr«au> Ib. kZzi »deins» - tun llticbrte I«mo«czwr: -s- IZ/. 7,»ist, lemocittiu: -f- ?,j, üe-eiinieli!'» « kitera »c« tziizäcilaniter: ll.ll Zllzi«!a»iii«f Vtslt«-<isl»'st: Vo mr-ggl Iwdi iniä lro:<«a« *iN««er.