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Aus dem Dresdner Bezirksausschuß Dresden. Der Bezirksausschuß der Amtshauptmannschast Dresden hielt am Montan im Rathaus in Kötzschenbroda eine Sitzung ab. Der Ausschuß gab Beschwerden gegen die Gemein- deverordnetenwahl in Dippelsdors-Buchholz statt. Die Wahlen müssen daher wiederholt werden. Abgelchnt wurden dagegen zwei Beschwerden der nationalsozialistischen Gemeindevcrord- netensraktion in Rähnltz-Hellerau auf Erhebung der Gemeinde- ältcstenwahl bzw. betr. Anwendung der alten Geschäftsordnung. Ausführlich beraten wurde sodann über die Fragen des Arbetts- bcschassungsprogramms. Es wurde beschlossen, daß den Gemein den, die 20 000 Mark nnd mehr bei der Deutschen Gesellschaft sür öffentliche Arbeiten zwecks Wegebauarbeiten nach Zustim mung der Bezirksverwaltung ansordern, die Berücksichtigung der Amortisationsguoten bei der jährlichen Verteilung der Wege- baubeihilsen zugesichert wird, solange vom Bezirksverband ins besondere aus Krastsahrzeugsteuermnteln Wegebaubeihilsen ver teilt werden. : Gesellschastsabend des Bühnrnvolksbundes. Die alljähr liche Faschingsvcranstaltung des BUHnenvolksbundes nahm auch diesmal wieder im großen Gewcrbehaussaal einen äußerst sreundlichen und angeregten Verlauf. Der künstlerische Teil des Abends unterstand der Leitung des Staatsopcrnrcgisseurs Kam mersänger Dr. W. Staegeina n n, der selbst mit seinem säch sisch nüancierten Vorspruch über Wirkung und Auswirkung des B. V. B. und mit einer köstlichen Wiedergabe seiner in Gesell schaft seines Kollegen Max Hirzel gemachten Lustreise Paris- Köln riesigen Beifall ernten konnte. Die „Attraktion" des Programms, die Staatsopernsängerin Martha Fuchs, war einigen der schönsten Hugo-Wolf-Lieder meisterliche Interpretin. Ihr schöner, jugendlich-sülliger und mit vornehmster Kultur behandelter Mezzosopran triumphierte. Auch Annelies Heß hatte, besonders mit dem Fackeltanz von Meyerbcer, ansehn lichen Erfolg. Der Operettcnmusc widmete sich ein bekanntes Duett, Olga Dietrich-Porth und Staatsopernsänger Mar tin Kremer. Beide Künstler traten auch solistisch aus, wobei Kremer neben dem „Weißen Rößl am Wolfgangsee" die Stretta aus Rigoletlo („Ach wie so trügerisch") so glanzvoll gelang, daß er sie wiederholen mußte. Die Mitglieder des Opcrnballetts Elisabeth Fleischer und Fritz Schulze erfreuten zwischen hinein durch farbige und technisch vollendete Tänze, unter denen besonders „Die schöne blaue Donau" und ein Baucrntanz ge- siclen. Mit gut gewählten Dialektvorträgen wartete Willi Kletnoschegg vom Schauspielhaus auf. Auch ihm bereitete man verdienten Beifall. Die Klavierbegleitung sämtlicher Künst ler hatte Rolf Schröder übernommen, der außerdem mit dem bravourösen Kaiserwalzer von Johann Strauß und der Klavier- Humoreske von Dvorak Sondercrsolg hatte. Vor diesem bunten Programm und nachher wurde fleißig das Tanzbein geschwun gen, wobei der Walzer nach Kilians schmissigen Weisen Ma tador war. —r. Katholischer deutscher Frauenbund. Mittwoch, den 22. Fe bruar, abends 8 Uhr, im Hotel Stadt Gotha, Schloßstraße, Mo natsversammlung. Vortrag von Frl. Bokisch: Moderne Auf fassung von Frau- und Muttersein. Gäste willkommen. Billiger Verwaltungssonderzug Dresden—Berlin am IS. März. Das Fußballwettspiel Deutschland—Frankreich am 19. März 1933 in Berlin wird zu den größten sportlichen Er eignissen dieses Jahres gehören. Ueberall wird hierfür gerüstet. Die Reichsbahn plant deshalb eine Sonderzugsfahrt zu halben Fahrpreisen von Dresden nach Berlin am 19. März 1933. Ab fahrt in Dresden Hbf. voraussichtlich 7.39 Uhr, Ankunft in Ber lin voraussichtlich 11.08 Uhr, Rückfahrt ab Berlin voraussicht lich 19.20 Uhr. Ankunft in Desden voraussichtlich 22.55 Uhr. Für Anschlußmöglichkeit im Vorortverkehr ist gesorgt. Fahrpreis sür die Hin- und Rückfahrt etwa 7.20 RM. Jeder Fahrtteil nehmer erhält einen Sitzplatz. Mit der Sonderzugskartc wird — soweit der Vorrat reicht — auch die Eintrittskarte für das Sta dion verkauft, so daß möglichst jeder Fahrtteilnehmer auch mit einem Platz im Stadion rechnen kann. d. Kötzschenbroda. Der Schreck vor der Kinder pistole. Am Sonntag abend wurde hier aus der Norbstraße ein bekannter Kötzschenbrodacr Geschäftsmann von einem Unbe kannten von hinten überfallen und mit einem Hammer verletzt. Als sich der Ueberfallene mit seinem Spazierstock zur Wehr setzte, ergriff der Täter die Flucht. Er wurde von einigen jungen Leuten verfolgt und konnte auch zweimal gestellt wer den, doch bedrohte er die Verfolger jedesmal mit Erschießen. Es gelang ihm, zu entkommen. Die Pistole, mit der er seine Verfolger eingeschüchtert hatte, warf er auf der Flucht weg Es stellte sich heraus, daß cs sich um eine harmlose Zündblättchen pistole sür Kinder handelte. Wenn dies die Verfolger früher gewußt hätten . . . Notizen Die Klaffen-Stühle. Zu einem tragikomischen Zwischenfall kam es am 15. Februar in einer Hitler-Versammlung im Ausstel lungspalast. Es waren in dieser Versammlung drei Ein trittspreise vorgesehen. 50 Pf., 30 Pf. und 20 Pf. für Er werbslose. Ein für die Saäze der NSDAP, begeisterter Erwerbsloser zahlte seine 20 Pfennig ... Um dann drin bedeutet zu erhalten: „Ja — für Erwerbslose: hier aus den weißen Stühlen bitte." Das Ungeschick der Ver sammlungsleitung hatte es so eingerichtet, daß die Er werbslosen auf einer anderen Stuhlart, die sich deutlich von den übrigen Stühlen des Saales abhob, Platz nehmen muhten. Das hat diesen Erwerbslosen gar nicht gefreut. Er hat Lärm geschlagen und die Ordner gefragt: „Ihr habt wohl den Dreiklassenstaat schon jetzt bei Euch einge- siihrt?", er hat sich darüber beschwert, dah man „hier sitzen muh wie am Pranger". Den Ordnern war das sehr unangenehm, besonders da ihnen der Schimpfend« als eifriger Besucher von NSDAP.-Versammlungen bekannt war. Die Sache endete damit, dah man dem Mann ver stohlen einen Groschen in die Hand drückte und ihm be deutete, er solle sich eine Karte der nächsthöheren Klasse lösen . . . Auch eine Methode, den Klassenkampf zu überwinden . . . Hitler tadelt — Mussolini lobt. In Bausch und Bogen hat der Wahlaufruf der Reichsregierung ungefähr alles verdammt, was innen- und aussenpolitisch in 14 Jahren geschaffen worden ist. Mussolini hat in einem von ihm ausdrücklich autorisier ten Ausspruch die deutsche Auhenpolitik der letzten 14 Jahre solgendermahen gekennzeichnet: „Es war die einzige Möglichkeit, eine andere hätte in den ersten Jahren bei den großen Leidenschasten und der noch : Unfall im Waschhaus. Am Sonntagnachmittag verunglückte in der Waschküche eines Hauses auf der Maternistrahe eine 62 Jahre alte Frau dadurch schwer, dah sie der Feuerung zu nahe kam, so dah ihre Kleider Feuer fingen. Die Frau muhte mit erheblichen Brand wunden mit dem Unfallwagen dem Krankenhaus zuge führt werden. : Unfall durch scheuende Pferde. Am Montagnach- mittag scheuten aus der Hoben,zollernstraße in Dresden- Löbtau die Pferde eines Pferdegeschirres und gingen durch. Der Kutscher wurde vom Wagen geschleudert und erlitt so erheblicl)« Verletzungen, dah er im Krankenhaus Aufnahme finden muhte. 33cii5i5cii«5 In den Industriekreditausschuh berufen. W:e wir erfahren, ist als Vertreter der Arbeitneh mer auf Vorschlag des Landesarbeitsamts, Abgeord neter Arndt. Landessekretär des ADGB. in Sachsen, in den Industriekreditausschuh berufen worden, der die Uebernahme der Staatsbiirgschaften für Bankkredite an die sächsische Wirtschaft begutachten soll. Der Vertreter des .Handwerks, der noch in den Ausschuß berufen wer den soll, steht noch nicht endgültig fest: voraussichtlich wird Bäckerobermeister Kuutzsch ernannt werden. Kein Abbau der sächsischen Schlachtstener? Wie wir erfahren, fand am Montag im Sächsischen Finanz ministerium eine Besprechung Uber die Frage der Aushebung bestehenden Kriegsallianz gegen Deutschland die schwersten Fol gen für das geschlagene Land gehabt. Rathenau, den ich im Jahre 1922 kennen lernte, war einer der feinsten Geister und durchdringendsten Köpfe, die Europa im letzten Bierteljahr- hundert besaß. Wieviel ich von Stresemann hielt, habe ich bei seinem Tode geschrieben. Er hat siins Jahre vor dem ver traglichen Datum den Rhein befreit." Es muh ja aber alles schlecht, über alle Maßen schlecht gemacht worden sein während der letzten Jahre in Deutschlaird. Denn nur so können die neuen Herren erklären, warum sie bisher sogar nichts besser machen konnten. Nach dem 5. März aber, so hassen die Macht haber von heute, werden sie niemanden mehr zu fragen brauchen. Stahlhelm und NSDAP. Welche Besorgnisse man heute in Stahlhelm-Kreisen hegt, zeigt eine Rede, die in Magdeburg der Landes führer des Stahll)«lms Graf v. Alvensleben-Neugatters- leben gehalten hat. Er erklärte darin: „Es sei öfter die Rede davon gewesen, daß SA.-Leute zu Etahlljelmkamcraden sagen: Nach dem 5. März brauchen wir euch nicht mehr, dann machen wir alles allein' Diese Redens art solle man nicht ernst nehmen. Denn wenn Hugcnberg, Papcn und Seldte sich mit dem Führer der NSDAP, zusammengetnn hätten, dann sei das in der Ueberzeugung geschehen, daß der Pakt mit einem vornehmen Ehrcnmanne geschlossen sei. Wer daher so rede, der wcrse Dreck aus den reinen Anzug Hitlers. Hitler jedenfalls habe keinen Anlaß zu solchen Vorwürfen ge geben. Auf friedlichem Wege werden die nationalen Parteien sich nicht wieder die Macht aus der Hand nehmen lassen. Wer das wolle, der müsse antreten und mit ihnen Kämpfen, und er wird sterben." Ausschließlichkeit der Macht fordert Graf Alvens- lebeu für die nationalen Parteien. Weiß er aber auch, daß die NSDAP, diese» Ausschließlichkeit immer sür sich allein gefordert hat. Wenn diese Macht einen Kampf auf Tod und Leben wert ist, glaubt Herr von Alvcnsleben daun, daß die NSDAP, nicht eines Tages zu einem solck)en Kampf gegen die heute mit ihr verbündeten Grup- pen antreten muß? des 50prozcntigen Zuschlags zur Schlachtstcuer statt. Die Aus sprache war vom Bczirksverband Sachsen im Deutschen Fiei scherverband angeregt worden, für den der Vorsitzende Ober meister Kindler-Dresden und der stellvertretende Vorsitzende Obermeister Luntze-Bautzcn erschienen waren. Auch Obermeister Kuntzsch nahm an den Verhandlungen als Vertreter des Lan- desausschusses des Sächsischen Handwerks teil. Die Vertreter des Fleischergewcrbes wiesen darauf hin, daß die bOprozentige Er höhung, die am 1. Oktober 1931 in Kraft getreten ist, durch die Sparverordnung ausdrücklich bis zum 31. März dieses Jahres befristet worden sei; sie verlangten, daß diese Bestimmung in Geltung bleibe und nicht etwa der Zuschlag über den 31. März hinaus verlängert werde. F i n a n z m i n i st c r Dr Hedrich erklärte, daß er wohl die Not des Fleischerhandwerks aner kenne, ihm aber die Mittel fehlten, um den durch Wegfall des bOprozentigcn Zuschlags eintretenden Ausfall zu decken. Die Finanzlage des Staates sei ohnedies ernst. Wenn etwa das Reich Sachsen die Mittel zur Verfügung stellen würde, um den Ausfall auszugleichen, sei er natürlich sofort bereit, den Zu schlag auszuheben. — Obwohl sich bekanntlich die Reichs regierung mit der Frage der Aushebung der Schlachtsteuern be schäftigt, ist vorderhand nicht damit zu rechnen, daß es den Ländern die Ersatzmittel überweisen kann, und daher dürfte der 50prozentige Zuschlag auch über den 31. März hinaus einst weilen meiterbestehcn müssen. — Zum Schaden der Fleischer, aber auch zum Nachteil der Verbraucher. Gegen di« Verwilderung des Rabattwesens. Der geschäftsfiihrende Vorsitzende des Allgemeinen Dresd ner Einzelhandelsverbandcs, Prof. Dr. Kastner (Mitglied des sächsischen Landtags), hat im Landtag folgenden Antrag ein gebracht: „Durch die Wirtschaftskrise ist bei dem Einzel- und Klein handel u. a. eine Verwilderung des Rabattwesens eingetreten, die schleunigster Abhilfe bedarf. So werden, um nur ein Bei spiel zu erwähnen, in neuester Zeit durch das Verkaufsfystem „1-f->4 -- 2" oder ähnliche Methoden Rabattsätze bis zu an- Die Töchter des alten Bracht Vvn Levntin« v»n WinI»rl«ld>Plal«n (Nachdruck verboten) (19. Fortsetzung) Mitt Bkntwell« schießt jäh In fein Gesicht. Er zittert am ganzen Leibe, so muß er an sich halten, damit sein Zorn nicht hochlodere und er der Kranken Worte sag«, di« er einmal bereuen könnte. Schritt vor Schritt tritt er vom Bett zurück, seine Brust keucht. Seine Hände sind kalt wie Eis. „Das hättest du nicht sagen dürfen, Mutter. Das nicht. Soll ich mich verkaufen? Soll ich meine Seele verkaufen «m des Mammons willen?" Die alte Frau faltet beide Hände und hebt sie gegen ihn. „Nur deine Eltern sollst du retten, Hubert? Deine Eltern, di« dir das Leben gaben. Laß es dir durch den Kops gehen. In Ruhe — nut Ueberlcgung. Heule bist du entsetzt — morgen siehst du alles vielleicht ganz anders an. Meinst du, Eva-Maria wird noch einem Verarmten, Ge brandmarkten folgen wollen in ein fremdes Land? Würdest du ihr so etwas überhaupt zumuten wollen? Könntest du es mit deiner Maunesehre vereinen, dies Mädchen unlöslich an dein ungewisses Schicksal zu binden?" Leise öffnet sich die Tür. Leise kommt die Pflegerin wieder herein. Sie sieht besorgt aus. „Frau Esche» darf nicht so viel reden, sie muß absolut« Ruhe haben, hat der Arzt gesagt." Hubert neigt wi« zustimmend den Kopf und geht hinaus. Im Vorzimmer bleibt er sekundenlang stehen und preßt beid« Hände gegen die Stirn. Nicht mehr denken! O, nur nicht mehr denken! Es tut alles so weh. Er hat es gar nicht bemerkt, daß außer ihm noch jemand in dem Zimmer ist. Jetzt schrickt «r zusammen, als sich plötzlich von hinten ein« Hand auf s«in« Schulter legt. E» führt -e-ruW. Da lttht Hr.it Iqgelheim mif ihrem Ist nicht eln wenig Farbe In de» Wangen und ein unruhiges Flackern in den schmalen, kalten Augen? Ist da nicht in Grit Ingelheim heute etwas, das zum Lichte drängen möchte? Das leben möchte um jeden Preis? Der Mann, der so ganz und gar mit seinen eigenen Gedanken beMstigt ist, sieht es nicht. Er ist einen Schritt zuriickgetreten und sieht an ihr vorüber. .Wollten Sie etwas von mir, Fräulein Ingelheim? Es ist sehr freundlich, daß Sie 'Mutter besuchten." Sie ist stehengeblieben und sieht ihn unverwandt an. Und es ist wie ein Triumph in ihr. Fast wie bei einer Spinne, die ihr großes Netz gesponnen und tagelang auf Beute gewartet hat Hubert Hal versucht, seinen Vater zu sprechen, ist aber abgewiesen worden Nun geht die Nacht um das einsam« Haus unter den alten Linden Tine sturmzerrissene, sternenlose Nacht. Eie sieht hoch in die Fenster, wo die Vorhänge nicht jo dicht geschlossen sind. Beim alt«n Herrn Eschen brennt nur malt oas Licht. Im Halbdunkel liegt das große Arbeits zimmer. Herr Eschen sitzt an seinem Schreibtisch, den graittn Kopf tief in beide Hände gestützt. Er kann nicht mehr rechnen, irr mag nicht mehr denken. Von Zeit zu Zeit sieht er sich um. Scheu — nach allen Seiten. Er fürchtet sich Der alt« Herr Eschen fürchtet sich so sehr, wie noch nie in seinem Leben. Vor den Gedanken, die wie Sturzwellen über ihn her- brausen, daß ihm Hören und Sehen vergeht. Di« ihn an klagen — furchtbar und erbarmungslos. Oder kriechen diese Gedanken wie riesige, furchtbar« Gespenster aus den dämmerigen Ecken des großen Zim mer»? O ja, ja — das tun sie! Und sie kommen immer näher — immer näher! Sie haben lang«, dürre ausgereckte Arm«, womit st« auf ihn zeigen. Was wollen st« denn von ihm? O, was nur? Er lehnt sich weit in seinen Schreibtischstuhl zurück und starrt sie an. Auf der zerfurchten Stirn perlt ihm der kalte Angstschweiß. Und aus dem fahlen Dämmer schreit e» ihn an: „Kennst Du uns? Kennst Du uns all« wieder? Wir sind ja nicht Deine Gedanken, sondern von all' denen, die Du ins Elend gebracht hast. Die Du betrogen hast — mit deren anvertrautem Geld« Du Wucher getri«b«nl Du hattest nie Erbarmen, wenn z,e kamen und Dich um Mitleid baten, sie mußten ihr Letztes verkaufen, um Dich zu befriedigen. Zu unerhörten Zinsen hast Du Geld ausgeliehen — all' denen, di« in ihrer Not keinen anderen Ausweg wußten. Wie ein Raubtier hast Du zusammengerasst — Immer häufen, mehr — immer mehr- Riesenhafte Reichtümer wolltest Du häufen, vom Blut und den Tränen der Aerm- sten wolltest Du Dir Paläste bauen. Und weil Deine Gier keine Grenzen kannte, warst Du immer kühner, immer waghalsiger in Deinen Spekulationen. Bis Du auf einmal alles verlorst! Bis Du noch hundert andere mithineinrissest in Dein Verderben — in Deinen tiefen Sturz! Was siehst Du so sti«r vor Dich hin? Was lauschest Du so angstvoll ans den Nachtwind, der mit hohlem Finger an di« hohen Spiegelscheiben Deiner vornehmen Fenster klopft? Er weiß auch, daß st« in den nächsten Tag«» all« kam- men und über Dich herfallen werden. Daß man Dich suche,» und verhaften wird. Weil Du mit unsauberen Mitteln gearbeitet hast." Der alt« Eschen hält sich di« Ohren zu. Er will nicht mehr hören. Da sieht er gegenüber «ine fable, klein«, gebückte Ge stalt. Sieht große, weit aufgerissene, angstvoll« Augen und eine Stirn, die naß ist von Schweiß. Aus seiner Kehle kommt ein gurgelnder Laut So erschrickt «r vor dem fremden Gesicht da drüben. Ist das wirklich sein eigenes Bild, das ihm da gegenüber au» dem hohen, goldumran deten Spiegel entgegenstiert? Ist er kn diesen wenigen Tagen so um ein Jahrzehnt gealtert, daß «r sich selber nicht mehr wiederkennt? Die schön geschnitzte, alte Wanduhr in der Ecke schlägt Mitter nacht. Es schüttelt ihn. Morgen werden sie kommen — morgen! Wo soll er hin? Seine Zähn« schlagen auf. «inander. Er weiß, diese Erd« hat keinen Platz mehr für ^n. Er weiß, daß er heute nacht ein End« machen muß. Weil er nicht arm werden kann und betteln gehen bei fremden Leuten. Warum zittert er so? Ist es nicht so furchtbar ein fach, wa» er tun will? Haben unzählig« nicht schon das selbe getan mit kühner und starker Hand? S« tastet KL bock». . (Fortsetzung folgt.)