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Trümmerfeld der 14 Jahre? Sachlich« Ai»«inanders«hung mit den unsachlichen Behauptungen der Zanuar-Parieie» «iirkbttrk auf 1918 (Von unserer Berliner Schrtftleitung.) IV. v. An den Litfaßsäulen der Reichshauptstadt kann man in diesen Tagen ein Plakat der „Kreuzzettnng" sehen, das «. a. den Kopf Bismarcks zeigt und dazu bestimmt ist, den günstigen Wind der sogenannten „nationalen Er hebung" als werbende Kraft für das genannte Blatt aus- zunutzen. Es ist ein wahres Glück, daß Bismarck dieses Plakat nicht mehr erlebt. Er hätte sich nämlich zu einem unerhört heftigen Zornesausbruch hinreißen lassen, wenn er sich in einer derart intimen Verbindung mit der „Kreuz zeitung" hätte sehen müssen. Von diesem Blatte, das ihm Leben und Arbeit mehr als sauer machte, — dieheutige „Kreuzzeitung" möge uns diesen Exkurs in ihre bewegte politische Vergangenheit gütigst verzeihen —, pflegt« er nämlich nur al» von einem Giftmischer und Verleumder zu sprechen, und er nahm den Groll, den er ihm gegenüber empfand, mit in sein Grab. Die Politiker, die damals in der „Kreuzzeitung" unter der Devise „Mit Gott für König und Vaterland" den Fürsten Bismarck mit selbstverständlich „nationaler" Leidenschaft bekämpften, sind längst dahin, und ihre heutigen Nachfahren bemühen sich unter der gleichen Devise, den Feind von damals über alle Maßen zu ver herrlichen. In dieser Entwicklung liegt etwas Versöhnliches. Man steht aus ihr, daß die Zetten und mit ihnen die Men schen sich ändern, und wenn man ein Kitzchen Geduld hat und warten kann, dann darf man aus dieser heilenden Kraft der Zeit auch immer einige Hoffnungen für die Zu kunft schöpfen. Einen ähnlichen Weg, wie in diesem Falle die „Kreuzzettung", werden nämlich in anderer Beziehung auch andere gehen müssen, die heute unerschöpflich sind in dem Hatz, mit dem sie alles herabsetzen und entstellen, was ein bis auf den Tod gequältes Volk in den schwersten Jahren seiner Geschichte, seit dem Zusammenbruch von 1918 erlitten, erkämpft und erarbeitet hat. In einer nicht allzu fernen Zeit, wenn der Hatz dieser Jahre einer distanzieren den geschichtlichen Betrachtung gewichen ist, wird sogar der „Völkische Beobachter" — wenn er dann noch lebt — mit Hochachtung von diesen Nachkriegsjahren sprechen und den nationalen Witten und Erfolg derer anerkennen, die Deutschland in der Zeit seiner größten Not unter undenk baren Schwierigkeiten geführt haben. Dieser Trost reicht allerdings für heute nicht aus. Für heute ist es ein Jammer und unser aller größtes nationales Unglück, daß der Weg des deutschen Volkes seit 1918, der in Einzelheiten umstritten sein mag, aber in der großen Linie ein Weg der Befreiung und des Wiederaufbaus war, dem zerstörenden Haß und den auf wiegelnden Schlagworten kleiner Parteifanatiker ausge liefert ist. Mit einer Unbekümmertheit, an der selbst naive Gemüter Anstoß nehmen sollten, wird uns heute so gar aus den Kreisen der neuen Amtlichkeit verkündet, daß am 9. November ein „h e r r l i ch e s R e i ch' zerstört wor den sei, und daß durch die sogenannten Novemberparteien vierzehn Jahre lang nichts anderes geschehen sei, als diese iZerstörung fortzusetzen. Mit jenem 9. November haben wir vom Zentrum ebensowenig zu tun, wie etwa Herr Hitler, dessen heutige Bundesgenossen eigentlich den Geist verkör pern, der diese Tragödie ermöglicht hat. Bismarck, dessen Worte doch in den Kreisen der nationalen Konzentration einige Geltung haben, hatte schon vor Jahrzehnten von jenem dunklen Tage der deutschen Geschichte eine Vision, als er am 6. Januar 1888 an den damaligen Prinzen Wil del«. den lpätere« Kaiser, die mahnenden Worte schriebi '»Die festeste Stütze der Monarchie suche ich... in einem Königtum, dessen Träger entschlossen ist, nicht nur in ruhi gen Zeiten arbeitsam mitzuwirken an den Regierungs geschäften des Landes, sondern auch in kritischen Zeiten lieber mit dem Degen in der Faust aus den Stufen des Thrones für sein Recht kämpfend zu fallen, als zu weichen. Einen solchen Herrn läßt kein deutscher Soldat im Stich.. Hier hat Herr Hitler, wenn er einmal die Zusammenhänge ruhig überlegt, in der klassischen Formulierung des größten deutschen Staatsmannes die Geschichte des 9. November und fünfzig Prozent seiner Schuld. Niemand wird behaupten wollen, daß in jener privilegierten Herrenschicht, die den alten Staat trug, auch nur einFunkedes Geistes lebendig gewesen sei, den Bismarck hier als die festeste Stütze der Monarchie bezeichnet. Revolutionen entstehen nicht nur aus der Aktivität der Revolutionäre, sondern ebenso sehr auch aus der feigen Passivität und Instinktlosigkeit derer, die im Besitze der staatlichen Macht sind. Die Nationalsozialisten haben in früheren Zetten, als sie mit ihrem Gegner Hugen- derg noch nicht national konzentriert waren, für diele Zu sammenhänge einen guten geschichtlichen Sinn bewies n. Sie haben nämlich in den Tagen der Harzburger Uneinig keit den Deutschnationalen, als den maßgebenden Reprä sentanten des zusammengebrochenen Reiches, oft genug vorgehalten, daß sie und das ganze sogenannte nationale Bürgertum (Bürger pack hieß es in manchen dieser Ver lautbarungen) die Hauptschuldigen des 9. November seien; sie haben ihnen gesagt, daß sie, anstatt sich für ihren Staat einzusetzen, in den Mauselöchern saßen und selbst in dieser ausgezeichneten Deckung nicht einmal mehr zu piepsen wagten. Mit dieser Feststellung haben die Nationalsozialisten in einer Stunde besserer Erkenntnis das Richtige getroffen. Wenn in dem Wahlkampf die „vierzehn Jahre" tseit dem 9. November 1918 in den Mittelpunkt der ^nationalen" Agitation gestellt werden, dann halten wir es für notwendig, etwas weiter zurückzugreisen. Große, in die Geschichte eines Landes einschneidende Ereignisse haben ja schließlich ihre Wurzeln nicht in den kleinen Tagen vorher, sondern sie sind in der Geschichte langer Jahre vorbereitet. Wir hatten Jahrzehnte vor dem Zu sammenbruch einen höchst autoritären Staat, einen Staat, wie er nach dem Willen der Deutschnationalen nun wieder aufgerichtet werden soll. Die politische Führung und Leistung dieses Staates liegt in Tausenden von Akten und Memoiren aller Welt zutage. Sie ist seit langem Gegen stand objektiver Geschichtsforschung, deren Ergebnisse und Wertungen kaum noch umstritten sind. Wir wissen heute, Daß wir in den zwei Jahrzehnten vor dem Kriege seit der «brüsken Entlassung Bismarcks von einem politischen Dilletantismus geführt wurden, der in der Geschichte eines großen Landes seinesgleichen sucht. Das große Erbe Bis- marckscher Staatskunst war in kurzer Zeit vertan. In Dieser angeblich herrlichen Zeit wurde geschichtlich der Grund gelegt zu der ungeheuren Not der vierzehn Jahre. Draußen vollzog sich die verhängnisvolle Einkreisung Deutschlands, ohne daß in der deutschen Politik überhaupt eine Idee und ein staatsmännischer Wille wirksam wurden, um sie erfolg reich zu verhindern. Im Innern wurde gegen den Willen einer überwältigenden Volksmehrheit jener plutokratisch- feudale Klassenstaat aufrecht erhalten, der eigentlich schon hundert Jahre früher politisch und sozial überholt war. Das beste Denkmal ist dieser Zeit in den Memorien des Für st en Bülow gesetzt, der mit diesem Nachlaß nicht nur sich selbst ungewollt vernichtend kompromittiert, sondern in einer geradezu erschütternden Weife auch, die Johannes Korlon Zu« Tod« des Landeshauptmannes der Rheinprsoinz. Die Rheinprovinz, und mit ihr deren größte politische Partei, die deutsche Zentrumspartei, hat durch den Tod des Landeshauptmanns Dr. k. «. Johannes Horton einen schmerzlichen Verlust erlitten. Eine fast 30jährige, also ein Menschenalter während«, Tätigkeit im Dienste der rheinischen Provinzialoerwaltung hat thn allen Bevöl- kerungsfchichten naheaebracht. Johannes Sorion war als einer »er vegabtesten und fähigsten Derwattungsbeamten an die Spitze dieser größten preußischen Provinz gekommen. Seine Wiege stand in Marienforst bei Godesberg, wo er am 27. März 1876 geboren wurde. Im Jahr« 1902 trat er als junger Assessor in den Beanftenstab der rheinischen Provinzialverwaltung in Düsseldorf ein. Zunächst Landes rat und stellvertretender Landeshauptmann, wurde er am 18. März 1922 vom 62. rheinischen Provinziallandtag mit überwältigender Mehrheit zum Landeshauptmann der Rheinprovtnz gewählt. In dieser Stellung waren ihm die Geschicke der deutschen Westmark in einer ihrer schwersten geschichtlichen Prüsungszeiten anvertraut. Gerade in dieser Zeit hat Dr. Horton seiner Helmatprovinz und dem gesamten Deutschtum die größten Dienste geleistet. Als die Re chsregierung im Herbst 1921 Johannes Horion mit der Le tung der auf Grund des Londoner Vertrages Pngefetzten Kommission der kür da» besetzte rheinische Ge- oret in Frage kommenden Beschlüsse betraute, erwiesen sich eine besonderen Fähigkeiten. Man darf heute daran er« nnern, daß durch ihn in schweren Verhandlungen vieles für Reich, Staat und Provinz gerettet worden ist. Als überzeugungstreuer Anhänger der Deutschen Zen. trumspartei sah er innerhalb seiner Provinz seine i Aufgabe darin, Mittler im Jnteressenstreit und ein För- s derer des gerechten Ausgleiches zu fein. Die Presse des Nheinlandes rühmt den Toten „alle Vorzüge eines von dem uneingeschränkten Vertrauen seiner rheinischen Lands leute ohne Unterschied der Konfession uns der Partei ge tragenen Führers" nach, und betätigt ihm, daß er immer ein leuchtendes Vorbild kerndeutscher Gesinnung gewesen sei. Nicht vergessen darf man bei dem Charakterbild dieses bedeutenden Toten sein tiefempfundenes soziales und karitatives Wirken. Schon als Landesrat katte er bei der Provinzialoerwaltung hauptsächlich das Armen- und Fürsorgewesrn zu betreuen, ein Gebiet, auf welchem er sich auch literarisch einen Namen erworben hat. An der Ausgestaltung der neuen Armengesetzgebung hat er hervor ragenden Anteil genommen. Es entsprach seiner Natur, wenn er gleich nach Beginn des Krieges eine umfangreich« Fürsorgearbeit für di« Kriegsbeschädigten in die Wege leitet« und diese Fürsorge sür die Rheinprovtnz planmäßig zusammen faßte. Diese Leistungen Horions hat man auch außerhalb der Rheinprovinz sehr bald als vorbildlich ge rühmt und nachgeahmt, so daß er gleichsam als der Vater der Kriegsbeschädigtenfürsorge angesprochen w«rd«n darf. Nach dem Kriege setzte Horion diese soziale und karitative Arbeit in verstärktem Maße fort. Während der Jahre der Besetzung des Rheinlandcs war ein großer Teil seiner Arbeit dem Bemühen gewidmet, so manches Unrecht und so manche bittere Härte auszugleichen oder zu verhindern. In folgedessen lenkte er auch seinerzeit schon die Aufmerksam, kett der Reichsregierung auf sich, als das besondere Staats sekretariat für die besetzten Gebiete geschaffen wurde. Dieses wichtig« Amt wurde ihm damals ««getragen; er lehnte es aber ab, um sich uneingeschränkt der Provinzialoerwaltung widmen zu können. Der neue Erweiterungsbau de» Franz. Sales-Hause» in Essen, «iner d«r größten Anstalten der katholischen Caritas, hat verdientermaßen den Namen Johanne». Hör ton. Haus erhalten. Mit Dr. Horion ist nicht nur ein vorbildlicher pflicht, treuer und überaus begabter Beamter, sondern auch ein überzeugter Freund und Berater der Zentrumspolittt und ein überzeugter katholischer Führer dahingegangen, den der Deutsche Katholikentag in Breslau im Jahre 1926 zu seinem Präsidenten bestellte. Sein Nam« wird nicht nur in der Geschichte der Rheinprovinz, sondern darüber hinaus in der Geschichte des gesamten deutschen Katholizismus «in« rhrenvolle Stelle behalten. K. l. t>. Die amerikanischen Katholiken Schaffung «i««r «ig«««n Partei? Die Haltung der nordamerikanischen Katholiken, die aus verschiedenen Gründen von einer eigenen poli tischen Partei nichts wissen wollten, scheint unter dem Druck der gegenivärtigen Lage eine Veränderung zu er fahren. In „The New World" hat im Hinblick aus diese sich langsam vollziehende Entwicklung James B. Loo- ner) einen Artikel veröffentlicht, worin er u. a. schreibt: „Die Lösung der Fragen, welche die Katholiken zur Zeit beschäftigen, liegt in der Bildung «iner Zentrumspartei. Langsam aber sicher werden wir durch die Politiker und die protestantischen Geistlichen, die sich auf das Gebiet der Politik begeben haben, gezwungen, einen solchen Schritt zu tun. Der Wahlkampf sür den Präsidenten im Jahre 1928 hat das Notsignal gegeben, und nach dieser Zeit haben wir wiederholt Warnungen erhalten. Zum Glück besitzen wir furchtlose katholische Führer im öffentlichen Leben, die von einem großen Patriotismus und von hohen Idealen beseelt sind. Wenn darum die Notwendigkeit uns zwingt, wird es uns nicht an Füh rern fehlen, und ohne Zweifel werden die Katholiken einmütig und in der rechten Weise ihre Stimme abzu geben verstehen". staatsmännische Ilnterbegabung Der Damaligen autoritären Etaatssührung und der ganzen herrschenden Schicht ein wandfrei unter Beweis gestellt hat. Wir empfehlen des halb dem neuen Reichskanzler, der sich nun im Wahlkampf noch vierzehn Tage mit den vierzehn Jahren befassen wird, auch die vorhergehenden drei wilhelminischen Jahr zehnte in seine Agitation mit einzubeziehen. Er würde sonst für die politische Entwicklung Deutschlands während der letzten Jahrzehnte nicht jenen geschichtlichen Sinn zeigen, der sich jedem objektiven Betrachter aufdrängt. Der Trümmerhaufen, von dem jetzt täglich die Rede ist, stand am Anfang und nicht am Ende der vierzehn Jahre. Wenn es nämlich in der deutschen Geschichte einen wirklichen Trümmerhausen gab, dann ist das Reich so zu nennen, das der Weltkrieg dem deutschen Volke hinterlassen hat. Dieser Trümmerhaufen wies ein solches Blaß von Zerstörung auf, daß die besten Patrioten an dem Wieder aufbau fast verzweifelt. Ein ausgehungertes, verblutetes, demoralisiertes Volk, eine bereits schwer erschütterte Währung, eine unermeßliche Schuldenlast, eine bis auf den Grund zerstörte Wirtschaft — dies alles bildete fürwahr eine andere Erbschaft, als sie Herr Hitler jetzt übernommen hat. E» war das Erbe eines Staates, der den größten Krieg aller Zeiten verloren hat und in ihm buchstäblich zusammen gebrochen war. Die sogenannten Nooemberparteien haben unter ungeheuerlichen Schwierigkeiten die Ausgabe über nommen und übernehmen müssen, dieses furchtbare Erbe zu liquidieren Sie sind dabei den Weg gegangen, den besiegte Völker in der Geschichte noch immer gegangen sind. Wir dürfen Herrn Hitler in diesem Zusammenhänge einmal an das Preußen von 1807 erinnern, und an die ungeheure Not, die es für Jahrzehnte später zu tragen hatte. Der dem preußischen König aufgczwungene Tilsiter Friede steht dem von Versailles in der Brutalität der Unterdrückung und der Belastung nicht nach. Und doch wurde er unterzeichnet und wurde mehrere Jahre hindurch „Erfüllungspolitik" getrieben. Der preußische Staat hat, wehrlos der feindlichen Gewalt preisgegeben wie das Deutschland von 1918, nach einer Schätzung von Treitschke sogar rund 1,8 Milliarden an Kriegskontributionen und Besetzungskosten aufbringen müssen, eine ungeheure Summe für das verarmte, in dürftigsten Verl)ältnissen-lebende da malige Preußen. Es gab damals noch keine „Marxisten", aber einen König von Preußen und zu nationalem Ruhm aufsteiaend« Männer, di« diese Politik notgezwungen deck» ten. DaswarauchderWegderoierzehnJahre. Auf diesem Wege wurde das in seinem Zusammenhalt aus das äußerste gefährdete Reich gerettet, wurde das Rheinland befreit, wurden die Reparationen beseitigt und wurde manches bedrohte nationale Gut erhalten und ge sichert. Es gibt überdies, was wir in diesem Zusammen hang« einmal feststellen wollen, doch nicht nur Erfüllungs politik an Geld und Gut, sondern auch an moralischen und politischen Werten. Wir erinnern hier z. B. an die Gewährleistung der entmilitarisierten Zone am Rhein und an manches andere, was nationalpolitisch außerordentlich schwerwiegend ist. Wir tadeln die heutige Regierung keineswegs, daß sie die Erfüllung solcher ver traglicher Verpflichtungen fortietzt, wenn auch in einem früheren Stadium der nationalsozialistischen Agitation in dieser Hinsicht dem deutschen Volke Wunderleistungen ver sprochen worden sind. Wir begrüßen es sogar, daß sie, ganz in der großen Linie der vierzehn Jahre, aus dem heiklen Gebiet« der Außenpolitik mit jener Behutsamkeit weiter arbeitet. die einer Politik der Revision noch immer di« besten Chancen gegeben hat. Was dann noch aus diesen vierzehn Jahren — abseits gewisser auch heute noch un erfüllter nationalpolitisch«r Forderungen — als deutfche Not übrig bleibt, das ist zugleich auch die wirtschaftliche Not der ganzen Welt. Das deutfck-e Volk wäre glücklich zu preisen, wenn diese Not mit einem „Vierjahresplan" zu beheben wäre. Die Agitation die jetzt in einem ohnehin aufgewühlten Volke mit dem Schlagwort der „vierzehn Jahre" betrieben wird, gehört zu den traurigsten Kapiteln der deutschen Geschichte überhaupt. Es wird in unserem Volke nicht eher inneren Frieden geben, ehe nicht dieser haßerfüllte Bruder kampf um die Tragödie des Zusammenbruches und die schwere Arbeit der ihm folgenden Jahre beendet ist. E r zerreißt das Volk und muß e» für un absehbare Zeit in zwei feindliche Hälften spalten. Wir greifen gerne ein Wort auf, das Gras Hermann Keyserling in einem sehr beachtenswerten Artikel d«r „Deutschen Allgemeinen Zeitung" am Sonntag geschrieben hat. Er sagt, daß echte deutsche Staatskunst fortan die meisten Parolen, die in der Zeit des Wahlkampfgeistes so gute Dienste geleistet hätten, fallen lassen müsse. „Selbstverständlich muß", fo fügt er hinzu, „der Begriff des „Novemberverbrechertums" für Immer in den Papierkorb fallen, sobald die letzt« Wahlfchlacht geschlagen ist. Erneuerung erfolgt nie anders, als auf Grund von Vergessen." Wir werden bald sehen, ob der neue Reichskanzler diese wahrhaft patriotische Losung beherzigt und nicht rückwärts, sondern »orwärt» schaut.