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Nummer Sächsische Volkszeitung 2». Februar '-3S Pfarrbegräbnis in -er Diaspora Die Beisetzung des hochwttrdigen Kerrn Erzprieslers Riicker in Zwickau Trauer im Archipresbyleral Iwickau Trüber Montag morgen, wolkenbedeckt, die Schloß- straße in Zwickau mit ihren grauen Häusern, auf deren Dächern halb geschmolzener Schnee leuchtet, liegt traurig da. Bor dem Pfarrhause weht auf Halbmast eine gelb- weiße Fahne mit schwarzem Flor. Das große Zimmer in der Wohnung des hochwür digen Herrn Pfarrers ist in eine schwarz verhangene, mit Blumen und Lorbeerbäumen geschmückte Trauer kapelle verwandelt. Brennende Kerzen und prachtvolle Kränze: Katholischer Akademikerzirkel-Zwickau, Katho lischer Frauenbund-Zwickau, Katholisäier Arbeiterverein- Zwickau, Katholischer Iungmännerverein-Zwickau, Katho lisches Kasino-Planitz, die Kuratie der heiligen Familie- Zwickau, die Katholische Gemeinde-Oelsnitz (Erzgebirge) Im violetten Meßgewands liegt nnser lieber Ver storbener, dessen plötzliches Hinscheiden wir immer noch nicht fassen können, friedlich da. Auf der Brust das Sterbekreuz, in der Hand den Rosenkranz, den er so oft und so gern gebetet hat. Fast möchte man sagen: „Nicht tot, sondern er schläft." Keine Spur mehr von jenem schiveren kärglichen und seelischen Leid, das der Dul der still getrogen, das nur wenige geahnt und kaum einer in der ganzen Grötze aus seinem Munde erfahren hat. Neben seiner letzten Lagerstätte liegen auf kleinen Ti schen: Stola, Meßkelch mit aufgerichteter Patene, Meß buch, Brevier, Birett, die Primizkrone und das Weih wasser zum letzten Segen Die Liebe seiner jetzigen und früheren Kapläne, an ihrer Spitze Pfarrer Donat, unter stützt vom Küster und von Mitgliedern der Gemeinde sowie den Nazarethsckmestern mit ihrer Mutter Oberin Augustina hatte sich erschöpft in Beweisen herzinniger Teil nahme, die zugleich der frommen, fleißigen Sclmffnerin des hochwürdigen Herrn Erzpriesters galt: Frl. Anna Eber mann, die 20 lange Jahre in vorbildlicher Treue und Opferwilligkeit im Dienste dieses gütigen Herrn gestan den hat. !/,9 Uhr kniete Pfarrer Donat mit der versammel ten, tief ergiffenen Gemeinde, aus der leises Schluchzen kommt, zum letzten Gebete nieder: Ewige Ruhe! Ewiges Licht! Ewiger Friede! Der dunkelfarbige Sarg wird ge schlossen. Die Ueberführung von dem Pfarrhaus nach dem Gotteshaus beginnt. Voran Kreuz, schwarzumflorte Kirchenfahnen, Chorknaben mit brennenden Lichtern, die katholisä)en Schülerinnen der Höheren Mädchenschule, die Geistlichkeit, dann der Leichenwagen und die übrigen Leidtragenden. — eine ansehnliche Ehrenwache. Gedämpfter Orgelklang empfängt in der Pfarr kirche St. Nepomuk den entschlafenen Seelenführer. Nach einer kurzen, non Kaplan Ziesch gehaltenen Andacht be ginnt in der überfüllten Kircke, deren Zugang polizeilich geschlossen werden muß, V-10 Uhr das Totenoffi- zium, an dem folgende hochwürdige Herren teilge nommen haben: Oberstudiendirektor Löbmann. der beste Freund des Verstorbenen und Vertreter des hochwürdig- sten Ordinariats in Bautzen. Die Erzpriester Neuge ¬ bauer und Scheuring. Die Pfarrer Brüsk, Donat, Ewald, Dr. Just, Kirschenbauer, Kirsch, Löbmann (Klingenthal), Maischner, Palm, Salm, Schulz, Dr. Schwarzbach, Wal ter, Wenke. Kuratus Zentgraf. Die Kapläne Kewenig, Kindermann, Köhler, Lorenz, Ziesch. Das Requiem feiert unter Assistenz von Kaplan Köhler lind Kaplan Ziesch Pfarrer Donat. Der Ki'ckei'chor singt die ergreifenden Melodien des römi schen Chorals. Nach Vollendung des hl. Opfers besteigt Kaplan Köhler die Kanzel, um den Hirtenbrief des hoch- würdigsten Herrn Bischofs von Meißen zu verlesen: Bautzen, den 18. Februar. Hock,würdiger, lieber Herr Erzvikar! Zu dem so plötzlichen Hiuscheiden des lieben Herrn Erz priesters Rücker spreche ich Ihnen und allen lieben hoch würdigen Herrn Mitbrüdcrn im Archipresbyterate Zwickau, wie auch der gesamten verwaisten Psarrgemeinde und vor allem den trauernden Anverwandten des lieben Toten meine herzlichste Anteilnahme aus. Der plötzliche Tod des braven Priesters hat mich stark erschüttert. Es ist gewiß kein Zufall, daß ein Priester so oit plötzlich aus dem Leben und mitten aus seiner Arbeit für den lieben Gott hinwcggerissen wird. Der Allwissende wird schon wissen, warum er gerade so oft seine Priester so unvermutet schnell in das Neich der Ewigkeit hineinrust. Es ist das für uns, sür Priester und Laien, immer wieder eine Mahnung von oben, allezeit wachsam zu sein, da nie mand die Stunde kennt, mann der Herr kommt. Ich verbinde mich im Gebete gern mit all den lieben Eonfrntrcs des Archipresbyterates Zwickau und vor allen Dingen besonders auch mit den Angehörigen der Pfarrge meinde St. Johannes, um dadurch und im kl. Opfer der Seele des Dahingeschicdenen liebend und dankbarst zu ge denken. Es wird sür die trauernde Gemeinde wohl eine Selbstverständlichkeit sein, durch besonders eifrigen Empfang der hl. Sakramente und öftere andächtige Beiwohnung des hl. Meßopfers dem lieben Toten herzlichsten Dank abzu statten für alles das, was er an Gottes Segen in seinem Priesterleben den ihm anvcrtrauten Seelen schenken konnte. So werden sich mit der bZemeinde in Zwickau gewiß auch gerne alle diejenigen im Gebete vereinigen, denen der nun mehr in Gott ruhende Pfarrer jemals geistlicher Führer sein durfte. Ich grüße mit besonders teilnahmsvollem Gruße alle Katholiken des Erzpriestersprengels Zwickau und segne in der Liebe unseres göttlichen Meisters die ganze Trauer gemeinde. ß Petrus, Bischof von Meißen. Absolution mit den vorgeschriebenen Gesängen, Gebeten und Gebräuchen und die Feier im Gotteshauss ist zu Ende. Inzwischen hat sich auf dem Platz vor der Kirche eine gewaltige Menge von Glaubensgenossen aus Zwickau und der näheren und weiteren Umgebung angesammelt. Dank eines gut ausgearbeiteten und fest durcl-geführten Planes ordnen sich schnell die Massen zu einem imposan ten Zuge, in dem 18 Fahnen geführt werden. Vor den schwarz behangenen Pferden des Totenwagens, um den Kinder eine doppelte Girlande winden: Tanuengrün des Neues vom KeMgen Jahr (Von unserem römiscl-en Mitarbeiter) Für alle, die lm kommenden Heiligen Jahr nach Rom rei sen möchten, wird es von großem Interesse sein zu erfahren, daß das italienische Verkehrsministerium soeben genaue Einzelhei ten über die dafür gewährten Fahrpreisermäßigun gen bekanntgemacht hat. Einleitend sei erwähnt, daß bis zum 21. April d. I. noch die außerordentliche Ermäßigung des Fahrprei- ses gilt, die aus Anlaß der faschistiscipm Ausstellung in Rom mit einer Gültigkeit von 30 Tagen gewährt wird. Bis zu diesem Tage wird sich für manck-e Einzelreisenden die Aus nutzung dieser erheblichen Herabsetzung empfehlen, die eine Romreise 3. Klasse hin und zurück ab Brenner für etwa 18 Reichsmark möglich macht. Man muß dann freilich «inen ge ringfügigen Betrag sür die Erwerbung der Ausstellungskarten dazu zahlen. Wer als Rompilger aber Wert auf Fahrtunterbrechungen legt, für den bieten sich nach den neuesten Bestimmungen sehr günstige Bedingungen. Sic gelten vom 25. März 1933 bis zum 2. April 1934. Jede Karte hat eine Gültigkeitsdauer von 50 Ta gen. Mit einen, Ausgeld kann sogar eine Verlängerung erlangt werden. Diese Ermäßigung beträgt 50 o. H für Elnzelreisende und 70 v. H. für Gesellschaftsreisen von mindestens 25 Personen oder für Komitees, für die ein Extrazug eingelegt wird. Reisende aus dem Auslande — die tiir diese Mitteilung ausschließlich in Frage kommen — können die Fahrt beliebig unterbrechen. Nach dem Aufenthalt in Rom kann man dann anschließend die gleichen Vergünstigungen sür Fahrten nach Turin, Mailand, Venedig, Florenz, Neapel und Bari erhalten, wo heilige Reliquien, die im Heiligen Jahr ausgestellt werden, aufbewahrt sind. Im allge meinen wird es sich wohl empfehlen, daß sich auch Einzelrsisende ein Fahrscl)einl)eft von einem italienisci-en Reisebüro vor An tritt der Reise zurechtmachen lassen. Wer «inen Abstcctier noch über Neapel hinausmachen möchte, dem steht die ebenfalls 50prozentige Reisccrmäßigunq des „Primavera Siciliana" zur Verfügung, die bis zum 30. Juni nach Palermo, Syrakus, Taormina und Agrigent gewährt wird. Man versäume aber in keinem Falle, die nähren Bestimmungen bei einem italienischen Reisebüro zu erfragen. Wenn auch ein starker Fremden- und Pilgerstrom nach Rom erwartet werden kann, so ist es doch kaum zu erwarten, daß Rom und die ande ren Pilgerorte nicht in der Lage wären, die Fremden gnt und äußerst preiswert unterzubringen. Immerhin empfiehlt sich für Einzelreisend« zum Osterfest Vorausebe stel lt! ng einer Unterkunft. Ueber die Möglichkeiten in die ser Beziehung werden wir rechtzeitig noch eingcl)end berichten. Die katholischen Glaubensgenossen können nicht genua er muntert werden, dem Ruse des Heiligen Vaters zu einer Pilger fahrt nach Rom doch Folge zu leisten. Es ist wirklich ein außer ordentliches Jahr, und nicht nur die Katholiken, sondern alle Menschen dieser unruhigen und soraenvollen Zeit braucl-cn ein solclies Jahr der Einkehr und des gemeinsamen Gebets und Opfers. Entsprechend diesem Charakter des Jahres hat auch der Papst Anweisungen ergel>en lassen, die geeignet sind, die Kunde vom Heiligen Jahr bis in den entlegensten Winkel der Erde dringen zu lassen. Der Heilige Vater hat zum Beispiel angeord net, daß die hochwürdigsten Bischöfe in allen katholischen Län dern in Predigten während der Fastenzeit die Katholiken zum Pilgern nach Nom mährend dieses Jahres ermuntern sollen. Ein besonders für die Einladung bestimmtes Plakat wird in der ge samten katholischen Welt verbreitet und aus überall vertrtebncn Ansichtskarten reproduziert werden. Uebrigens hat Pius der Elfte an sämtlicl,« Staatsol>er- häupter eine Einladung ergehen lassen, an der Eröffnung des Heiligen Jahres am 1. April — die nebenbei bemerkt auch durch Radio ausgesandt wird — persönlich oder durch Vertreter tcil- zunchmen. Für sie wird «ine besonder« Tribüne neben dem päpstlichen Thron am Eingang des Petersdoms errichtet werden. Möchten recht viele Katholiken, auch solche deutscher Zunge, dem Rnse des Heiligen Vaters Folge leisten: denn von dem Er folg dieses außerordentlichen Jahres hängt nicht nur viel für den inneren, sondern auch für den äußeren Frieden der gesamten Welt ab. Wildes und Lilienweiß der eigenen Seele, schreiten lm Chorhemd der Klerus und drei Jungfrauen, die zwischen brennenden Kerzen den Kranz der priesterlichen Jung fräulichkeit auf seidenem Kissen tragen. Seit Jahrhunderten hat die Stadt Zwickau kein Priesterbegräbnis gesehen. Dieses aber war ein überzeu gender Beweis, wie tief gewurzelt im katholischen Volke die Liebe und die Achtung zu ihren Seelsorgern ist. Am Portal des H a u p t f r i e d h o s e s empfängt den Zug Erzvikar Kirschen bauer mit den Assistenten Pfarrer Wenke und Pfarrer Walter, um- geben von Erzpriester Plewka, Psarrer Langhammer und Pfarrer Ebermann. Auf dem Gottesacker hatte sich eine so große Menschenmenge eingefunden, daß ein schnelles Aufgebot der Schupo notwendig schien, obschon sowohl die Diszi plin der Glaubensgenossen wie die Haltung des Publi kums ohne jeden Tadel war. Der Kirchenchor unter Leitung des Dirigenten Albrecht singt unterwegs -das Miserere und am Grab das: In Paradisum. Dann folgen die Einsegnung der letzten Ruhestätte und die Ge bete der Kirche für die Aufnahme des Verstorbenen in die Herrlichkeit des himmlischen Lichtes, unterbrochen durch Palestrinas rührendes O bone Jesu, gesungen vom Kir chenchor. Vor dem geschmückten Grabe, das Leidtragende und Zuschauer in zwei riesigen Vierecken umgeben, hält Erz vikar Kirscljenbauer eine Rede, die ungefähr folgenden Wortlaut hat: Der hochwürdige Herr Erzpriester Johannes Rücker hat in seinem Testament bestimmt: Mein Begräbnis soil einfach, aber würdig sein. Ich wünsche keine Rede. Ich für meinen Teil verstehe das so: Ich wünsche keine — Lobrede. Nicht uns, o Herr, nicht uns, Deinem Namen gib die Ehre! So schwer es mir fällt, ich muh den letzten Willen des Entschlafenen erfüllen. Aber ich brauche auch nicht zu red'«. Diese gewaltige Trauerversammlung, die vielen Fahnen, Banner und Stan darten, die kostbaren Kränze, sie reden eine laute und liebe Sprache. Es geht wie im Evangelium: Je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sic es kund. Habt Dank! Dank, Du liebes, treues katholisches Volk! Dank. Ihr hochwürdigen Mitbrüder! Dank, Ihr ehr würdigen Schwestern! Einfach, aber würdig! Würdig, was heißt das? Das heißt: Mit dem Herzen dabei. Trauert! Weinet! Auch Jesus trauerte und weinte am Grabe des Lazarus. Würdig, was heißt das? Das heißt: Mit der Seele dabei. Trauert, aber trauert nicht wie jene, die keine Hoff nung und keinen Glauben haben. Wir haben eine große, leuchtende Hoffnung und einen hohen, heiligen Glauben. Ich glaube an die Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Sursum corda! Saget nicht: Ich sehe das Grab assen! Saget: Ich sehe den Himmel ossen! Verschlungen ist der Tod im Sieg! Tod, wo ist dein Sieg? Tod. wo ist dein Stachel? Gott aber sei Dank, der uns den Sieg ge geben durch unseren Herrn Iesum Christum. Würdig, was heißt das? Das heißt: Mit dem Ge bete dabei. Betet, Brüder! Unverwelkliche Rosenkränze des Gebetes wollen mir niedcrlcgen an diesem teuren Grabe. Betet aber nicht nur heute. Betet immer, betet, bis man für Euch betet! So oft Ihr auf diesen Friedhof kommt, befuchet Euren lieben hochwürdigen Herrn Plärrer. Einfach, aber würdig! — Wahrhast würdig und wert ist es. Dir. Gott, immer und ailzeit Dank zu sagen. Auch sür dieses Golgatha? Ja, denn nur über Golgatha geht der Weg zum Ostcrmargcn. Dem Könige der Ewigkeit, dem Unsterblichen, dem Un sichtbaren, dem alleinigen Gott sei Ehre und Preis in Ewig keit. Amen. Nach dem Priester sprach als Vertreter der Zwickauer Pfarrgemeinde Stadtverordneter Fasel Abschiedsworte des Dankes und der Liebe an den Heimgegangenen Seelsorger, die, von Herzen kommend, aller Herzen rührten. Noch ein wundersames, trostreiches Salve Re gina des Kircl)enchores, Erde, Blumen und Gebete in das Grab gestreut von den trauernden Psarrkindern, und die ergreifende, unvergeßlicl)« Feier ist beendet. Entdeckung anarchistischer Pläne in Va»celona Spaniens Klöster aufs neue bedroht? In Barcelona hat die Polizei in einer Privatwoh nung in der „cala Pallars" umfangreiche Dokumente entdeckt, aus denen hervorgeht, wie große Gefahren Spanien seitens der Anarchisten drohen. „Bisher wuß ten wir", so schreibt die spanische Zeitung „El Debate", „daß die „Federncion anarquica Iberica" über eine große Anzahl verwegener Individuen verfügte, ferner über eine Unmasse Kampfmnterial und eine Dosis Enthusias mus, aber wir wußten nichts über einen organisatorischen Kopf, der in der Lage wäre, die Revolution mit Erfolg durchzufiihren und die anarchistischen Elemente zu einen. Aus den gefundenen Dokumenten geht jedoch zur Ge nüge l)ervor, daß ein solches unheimliches Organisations genie existiert. Der entdeckte Nevolutionsplan ist, so dürfen wir ruhig sagen, perfekt. Die Polizei hat fest gestellt, daß die Revolutionäre nach Vierteln, Straßen und Straßenteilen ganz geheim organisiert sind. Von allen Personen, die diesen gel)elmen Verbänden ange schlossen sind, hat bisher noch niemand etwas verraten. Unter den Dokumenten befinden sich ganz genaue Pläne von Barcelona mit allerlei charakteristischen Amveisun-