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Der Bischvfsempfang in Dresden Neber 2ÜW Dresdner Katholiken grützen Exzellenz P. Segge im großen Saal -er Au Stellung Höhepunkt kalh. Lebens in Dresden Wl. Dresden, 11. Januar. Der gestrige Tag war ein Höhepunkt des äußeren katholischen Lebens in Dresden. Der traditionelle Bischossempfang, dessen prachtvollen Verlaufs die weiten Hallen des Ausstellungsgebäudes Zeuge »varen, setzte in dem ununterbrochenen Ablauf der Tagesgeschäste eine Zäsur, in der es der erdbeschwerten Seele möglich war, einmal «uszuruhen und sich neuen Impuls für die Klein arbeit des Alltags zu holen. Das war der tiefere Sinn dieser auch äußerlich glanzvoll verlaufenen Veranstaltung, die auf strahlendem Antlitz das Frohlää>eln innigster Freude trug. Freude klang uns entgegen aus den wuchtigen Massenchören, die widerhallten von heiligem Jubel. Freude aus dem, was in geblindener oder ungebundener Rede an unser Ohr drang Ein frolzes und freudiges Echo klang aber vor allem aus der Rede des Bischofs, der die Freudenklänge in sein Herz aufgenommen hatte, um sie verstärkt in die festliche Gemeinde wieder zu reflektieren. Und dieses Fluidum der Freude zwischen Hirt und Herde, das schönste Erlebnis des ganzen Abends, ist nicht das Produkt einer flüchtigen Stunde, die genau so rasch verrauscht wie alle Bereits geraume Zeit vor dem Eintreffen des Bischofs war der große Saal des Ausstellungspalastes bis auf den letzten Platz von den Scharen der Gläubigen gefüllt. Im Vestibül warteten inzwischen als Vertreter des Dresdner Klerus, Erzpriester Boden bürg, Propst Seidler, vom Ortsverband der katholischen Vereine Dresdens die beiden Vorsitzenden Landgerichtsdirektor Paul Bergmann und Prokurist I. Betz, um den Bischof bei seinem Eintreffen zu empfangen und ihm den ersten Willkommengruß zu entbieten. Desgleicl)en hatte die in den verschiedensten Vereinen und Verbänden organisierte katholische Jugend vor dem Saal Aufstel lung genommen, um dem Bischof aus jugendlich bewegter Brust freudige Heilgrüße entgegenzubringen. Alsdann zog der Bischof in Begleitung von Ordinariatsrat Dr. Eoppa und der genannten Herren unter den brausenden Beifallsstürmen der vielhundertköpfigen Menge in de» Saal ein. Vor ihm schritten die Vertreter der Gesellen vereine, der Iungmannschaften, des Iung-KKV., der Kongregationen, der Iungschar, der Pfadfinder und der Reudeutschen mit ihren bunten Bannern, Wimpeln und Fahnen. Vor der Bühne hatten bereits Aufstellung ge nommen mit ihren Fahnen, Vertreter der beiden Stu dentenverbindungen in Dresden, der Saxo-Thuringia sC. V.) und Saxo-Lusatia (K. V), des KKV. und des Katholischen Arlvitervereins. Unter den Anwesenden bemerkte man von dem vollzählig erschienenen Klerus von Dresden und Umgebung außer den genannten Geist lichen, Konsistorialpräses Pfarrer Karl Rothe; ferner waren erschienen Prinz Friedrich Christian von Sachsen, Markgraf von Meißen in Begleitung Gene rals a. D. O ' Bprn , die führenden Männer aller katho lischen Organisationen Dresdens lind vieler Diözesan organisationen, u. a. Kaufmann A. H. Mehring, als Vorsitzender der katholisä)en Schulorganisation für die Diözese Meißen, Rechtsanwalt Dr. Hille als Vorsitzen der des Earitasverbandes für die Diözese Meißen, Justiz rat Dr. Eides als Vorsitzender der Dresdner Vereini gung katholischer Akademiker, Oberst a. D. Iaeckel, Ehrenvorsitzender des Ortsverbandes der katholischen Vereine Dresdens, Stadtverordneter R. Müller, Gene ral von Iarotzki. Auf der mit schlichtem Grün ausgelegten Bühne standen bereits bei Einzug des Bischofs der gemischte Massenchor der vereinigten katholiscl)en Kirchenchöre Dresdens und der katholische Männergesangverein bereit, um unter Leitung von Kantor Flesch den Abend mit dem Festchor von Höfer „Freude soll in deinen Wer ken sein" einzuleiten. sNäheres über den musikalischen Rahmen finden die Leser am Schluß dieses Berichtes.) )ttach dem Festspruch von Kantor Oberlehrer Joseph Schröter, den Frau Dr Honecker mit Wärme und treff licher Modulation der Stimme vortrug, hielt der Vor sitzende des Ortsverbandes der katholischen Vereine von Dresden, des die Veranstaltung tragenden Verbandes, Landgerichtsdirektor Paul Bergmann eine wohl gesetzte Begrüßungsanspracl)«. Die Bearlihnnnsansprache Erinnernd an die Freude, die die Dresdner Katho liken am Neujahrstage beseelte, da Bischof P. Legge zum ersten Male unter dem ragenden Silberkreuz des Hoch altars in der Hofkirche das hl. Opfer feierte, führte der Vortragende u. a. aus: Und heute erleben wir wieder ein« Feierstunde. übrigen und uns arm und leer zurückläßt, sondern ist geboren aus dem lebendigen Bewußtsein unseres Glau bens, aus der in diesem Glaul>en begründeten Einheit von Hirt und Herde, lieber diese innige geistige ^Verbun denheit sich zu freuen, ist für einen katholischen Christen eine Selbstverständlichkeit, und es schlagen die Wellen der Freude höher als sonst, wenn wir uns dieser Einheit und Verbundenheit so unmittelbar lebendig bewußt wer den wie in der gestrigen Versammlung. Und ein Zweites wurde uns lebendig. Wir traten dem Bischof als im Glauben und in der Treue zur Kirche und Priestern geschlossene Einheit gegenüber. Vergessen waren die Unterschiede des Standes, der Herkunft, des Berufs, der sozialen Stellung, auch der Parteirichtung. Wir alle waren katholische Christen, gewiß zum Teil äußerlich geschieden in Vereine und Körperschaften mit eignen Insignien, die aber alle vereint marschierten, die Augen gerichtet auf den einen Blickpunkt, unfern Bischof, mit dessen Ehrung wir Amt und Kirche einmütig ehrten. Diese Gedanken, mit in den Alltag genommen und uns st ä n d i g gegenwärtig, wären eine würdige Frucht, die die gestrige Feier in ihren Folgen weit über eine gewöhn liche feierliche Angelegenheit erheben würden. Freude, so hieß das Wort, das in diesem Saale heute erklungen ist. Freude soll in deinen Werken sein, Freude aus seligem Ueberschwang, so haben unsere lieben Sängerinnen und Sänger gerufen. Ja, voll Freude ist unser Herz, auch l)eute wieder. Denn heute ist unser Bischof zu uns gekommen, um zum ersten Male bei einer Gemeindefeier unter uns zu sein. Und in dieser Freude begrüße ich Euer Exzellenz im Na men der diese Veranstaltung tragenden Verbände, im Namen der Geistlichkeit und sämtlicher Katholiken Dres dens und all derer, die von auswärts hierher gekommen sind. Ich danke Ihnen, Hochwürdigster Herr Bischof, daß Sie uns diese Freude bereitet haben. Der Chor hat weiter gesungen: Freude sollst du den Menschenkindern bringen. Ja, Exzellenz, in Dresden bringt der Bischof, wenn er sich den ihm anriertrauten Menschenkindern zeigt, wahrhaftig eine herzliche Freude. Freude schließt alleTüren dir auf hieß es weiter im Liede. Das Herz jedes Einzelnen von uns öffnet sich in dieser heiligen Freude dem neuen Bischof mit dem Gelöbnis: Allzeit wollen wir in Glauben, in Liebe und in V-rtrouen zu unserem Bischof stehen und täglich wollen wir fiir ihn beten und den lieben Gott bitten, daß er ibn segne und ihn uns recht, recht viele Jahre als unseren Hirten und Führer erhalte. Unser Bischof kommt zu uns mit einein Wahlspruch, den er sich als Richtschnur für sein bischöfliches Wirken erwählt hat: Nihi! nisi Deum et a n i m a s. (Ich suche nur Gott und die Seelen.) Ein wahrhaft katholischer Wahlspruch. Ein Wahstpruch, den jeder von uns auch für sich befolgen sollte. Was schließt denn dieser Wablspruch in sich? Er enthält in seinen wenigen Wor ten die beiden Gebote, von denen unser Herr und Heiland Jesus Christus gesagt lzat, daß sie die beiden größten Gebete Gottes seien. Das Gebot der Gottesliebe und das Gebot der Nächstenliebe. Nunmehr fand die Veranstaltung ihren Höhepunkt, indem Bischof Legge stürmisch begrüßt, das Redner pult bestieg und in meisterhaften Ausführungen die lau- säzenden Gläubigen im hol)en Flug der Gedanken, ge stützt durch seine Autorität als Bischof, emporführte. Eingangs verlieh der Bischof seiner Freude Aus druck über die Freudenchöre, den vorgetragenen Prolog, in dem der Schönheiten Dresdens in rührenden Worten gedacht wurde, dankte Landgerichtsdirektor Bergmann für die herzliet-en Worte der Begrüßung sowie allen Mitwirkenden und Anwesenden. Mit Bezug auf die Festrede hob der Bischof noch einmal den Gedanken hervor, daß der katholisch« Glaul>e die Sonne sei. die er leuchte in unfern Herzen. Der Glaube und die hl. Reli gion — so fuhr Bischof Legg« fort — seien die Freude und Sonne unseres Lebens. Darum seien wir unserem hl. Glauben auch so zugetan. Und nun führte der Bischof die im Bann seiner Rede stehenden Gläubigen zurück durch die Jahrtausende an Versprechen wir heute alle unserm Bischof, daß jeder von uns dieses Wort von der Gattes- und Nächsten liebe zum Leitsatz seines Lebens mache» will. Wir werden ihm damit die größte Freude bereiten und wir werden auch, wenn wir danach wirklich leben, jeder an dem Platze, an den er gestellt ist, das Beste tun für unser ge liebtes deutsches Bolk und -taterland! Nur die restlos« Verwirklichung dieses göttlichen Gebotes kann unserem deutschen Volke die Rettung bringen aus einer Lage, in der alle menschlichen Mittel, soweit sie andere Wegß gehen wollen, bisher versagt haben und fernerhin ver sagen werden. Zum Schluß seiner Ausführungen begrüßte Land gerichtsdirektor Bergmann die zahlreich erschienenen Vertreter des Klerus, begrüßte und dankte zugleich allen Mitwirkenden des Abends sowie allen die durch ihr Er scheinen mitgeholfen hatten, um den Abend zu einer ge- ivaltigen Kundgebung katholischer Ueberzeugung zu maci'zm. Die Festrede Nach dem Höferfchen Festchor „Der Kirche Fels" sprach Schulleiter M a r N e i n i s ch herrliche Worte über den Glauben, die dreifache Lonne für Kinder. Schule und Lehrer. Max Neinisch sprach ganz bewußt als Lehrer und Erzieher. Er sagte u. a. treffend: „Das Kind hat von Natur aus einen solch starken Glauben an die Ienicitswclt, daß man schon aus diesem tiefsten Zuge der Kinderseele heraus das Wort des göttlichen Kindcrsreundes zum Grundsatz aller Pädagogik prägen müßte: „Lasset die Kin der zu mir kommen; denn ihrer ist das Himmelreich!" Aus der sonnigen, glaubenswarmcn Mett der Familie tommt das Kind zur Schule. Mit Sorgen sehen die Eltern diesem Tag entgegen. Aber eins beruhigt katholische Eltern. Das ist die Gewißheit, daß in unseren katholischen Schulen auch heute noch das Licht des Glaubens brennt, daß dieselbe Sonne der Religio» wie im Elternhaus, so auch in der Schule scheint... Der Glaube an das Gottes kind ist auch die Sonne für unsere Schulen. Nach dem Postulat Otto Willmanns müßten 2 Güter im Mittelpunkt aller Bildungsarbeit stehen: N eligion und Hei m a t. Beide Güter sind untereinander aufs engste verbunden. Die Religion schützt die Heimat; die Heimat sichert die Re- ligion... Religion und Heimat sind die beiden Grund pfeiler aller echten, umfassenden Bildungsarbeit. Das sind auch die 2 Säulen, auf denen unsere katholische Schule ruht... Wer in unseren katholischen Schulen nur das Tren nende sieht, der urteilt oberflächlich und falsch... Dcr'kann es als Fernstehender nicht erfassen, daß Konfessionalität der Bildungsarbcit unendlich mehr ist, als äußere Tren nung nach Kirchen und Weltanschauungen, daß in den Be griffen christlicher Bekenntnisschule, katholischer Schule letzt hin nicht Trennung, sondern E i n h e i t l i e g t, E i n h e i 1 im Heiligsten, Einheit im Glauben und G l a u b c n s l e b e n von Schüler und Lehrer!.. Hier werden Menschen gebildet, die für diese Heimat, für diese Welt wohlgcrüstet sind, die aber auch darüber hinaus froh und sicher jener Heimat zuwandcrn, die unverlier bar ist. Schließlich ist der Glaube Sonne für den Beruf des Lehrers... Dem katholischen Lehrer ist das Kind nicht ein Versuch, nicht ein Erperimenl ins Ungewisse, son dern eine hl. Aufgabe, die klar umschrieben ist in den Worten: „Nimm dieses Kind und ziehe es mir aus!" Gegen Ende seiner Aussübrnngen betonte Schulleiter Ni. Neinisch, das ungezwungene, freie und freudige Bekenntnis un seres Glaubens sei der Willtoinmengruß, den wir Ka tholiken von Dresden in dieser Feierstunde dem neuen die Wiege des Christentums. Der Bischof führte u. a ans: An der Wiege der Kircl)« standen nicht die Vertreter der Wissenschaft der da maligen Welt, nicht die gewaltigen Heerführer Roms mit ihren Legionen. Da standen einfache, schlichte, stille Menschen vom Fischerhandwerk, gerufen von der Zoll bank. . . . Als der Heiland aus der Welt gelangen, in das Reich seines Vaters, ist diesen Menschen naturgemäß bange geworden. Es ist Psingsten gekommen, und da kam Gottes heiliger Geist im Sturmesbrausen. Da sind die Apostel groß geworden, mutig, unverzagt in die Welt gegangen und haben Jesus Christus gepredigt, den Ge kreuzigten. lind da sind sie angefeindet worden Aber mutig lmben sie Jesus Christus bekannt, lind sie sind dann in die Welt gegangen Petrus ging nach Rom, dec Zentralstelle der damaligen Kulturwelt. Dort sah ec Tempel, Opferstätten, prunkvolle Paläste der Herrscher Der Festabend in der Ausstellung Bischof in Ehrfurcht, Liebe und Treue darbrachten. Des Bischoss Rede und Segen