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Sette 2. Nr. 166. Ndeua-Nusssvr. Verzögerung in -er Zustellung -er ver- anlaguag»besthel-e für -en Wehrbeitrag. Die Zustellung der Deranlagungsbescheidc für die Veranlagung zur Zahlung des einmaligen Wchrbeitrages wird sich, wie wir hären, länger verzögern als ursprünglich angenonunen wurde. Während in P r euste n sanft Ende März bereits Steuerveranlagungen ausgcgeben wurden, kann vor Mai, frühestens Ende April, mit der Zustellung der BeranlagungSbescheide nicht gerechnet werden. Es hat dies seine natürliche llrsaclfe darin, dast in diesem Jahre die Veran lagungen für die Einkommensteuer, für die Er- gänzungssteuer und außerdem für den Wehr- dcitrag zusammenfallen, was naturgemäß ganz bedeutende Mehrarbeit macht, so daß eine Ver zögerung um mindestens einen Monat noch wenig bedeuten würde. Au<ch im Königreich wachsen wird eine entsprechend spätere Zu stellung zu erwarten sein. 2stenn die Mehrzahl der Veranlagungsbescheidc cm Mai l-erausgehen würde, so würde die Frist zur Zahlung des ersten Drittels des Wchrbeitrages, der binnen i Monaten zu entrichten ist, erst im August ablaufcn. In besonderen Fällen werden Be scheide erst viel später zugestellt werden können. Dies würde z. B. dec Aalt sein, wenn z. B. ein preußischer Steuerzahler Grundbesitz in Meck lenburg besitzt, wo die Veranlagung erst inner halb der Zeit vom 1. bis 20. ?lpril erfolgt. In diesem Hall kann erwartet lverden, daß der Ver anlagungsbescheid erst etwa im Septeniber zur Zustellung gelangt. Der grüßte Teil gerade der vermögenden Zeusitcn hat übrigens eine Frist zur Abgabe in der VermügenSerklärung verlangt und erhalten, was gesetzlich zulässig ist. Einiger maßen zuverlässige Unterlagen über das Ge samtauskommen können überhaupt erst im Herbst des Jahres gewonnen werden, da erst im Sep tember die Uebersicht über die gesamten Soll einnahmen des Wehrbeitrags au das kaiserliche Zoll- und Steuer-Ncchnungsbureau eiuzuceichcn sind (gemäß 8 der Ausführungsbestimmungcn des Bundesrats). Im einzelnen kann das Ge- samteinlommen infolge der Einlegung von Rechtsmitteln, Niederschlagungen, Erstattungen usw. noch einer Berichtigung unterliegen. Was -enn noch! Wie erinnerlich, hat der .Flußkoje Sloroo" die Ente aufslattern lassen, daß der D e u t s ch e K a i f e r in einer Unterreduiig mit dem rufst,chen Kriegs minister Ssuchomlinow über Oesterreich sich ab fällig geäußert und die Teilung Oesterreichs als Grundlage eines deutsch-nissisch-französischen Bünd nisses bezeichnet habe. Diese Ausstreuung, deren durchsichtiger Zweck darin bestand, unmittelbar nach der Wiener Monarchenbegegnung in Oesterreich- Ungarn Argwohn gegen Deutschland zu erregen, ist vom russischen Kriegsminister so zuriickgewiejen wor den, wie es erforderlich und ausreichend war. Denn Ssuchomlinow hat das amtliche Petersburger Infor mationsbureau zu der Erklärung ermächtigt, daß in seiner Unterredung mit dem Deutschen Kaiser aus schließlich militärische Fragen den Gegenstand der Unterhaltung bildeten, politische Angelegenheiten aber völlig unberührt blieben. Wenn die „Köln. Bolksztg." von dieser Zurückweisung behauptet, es werde auch durch sie „volle Klarheit" nicht geschaffen, so darf selbst ein zugunsten Rußlands nicht im min desten voreingenommener Beurteiler fragen, was denn noch im vorliegenden Falle hätte erklärt werden sollen? Die Anaaven des „Rußkojc Slowo" haben ihren vermeintlichen Wert durch die Hindeutung auf den russischen Kriegsminister als Gewährsmann er halten- da dieser Gewährsmann erklärt, daß er mit dem Kaiser über politische Dinge überhaupt nicht gesprochen habe, ist die Ente des „Nußkoje Slowo" als solche mit „voller Klarheit" gekennzeichnet. Daran zu zweifeln, zeugt nicht von Kritik, sondern von Hyperkritik. Vie Lage im Epirus. Aus Paris, 1. April, wird drathtlich gemeldet: Das „Echo de Paris" veröffentlicht den Inhalt der Rote, die Griechenland gestern den Großmäch Letpztger Tageblatt. ten hat übermitteln lasten. Die griechische Regierung zeigt in dieser Rote an, daß es ihr mit der Räu mung von Epirus, zu der sie sich verpflichtet hatte, ganz und gar nicht ernst ist. St« er klärt nämlich, daß sie angesichts der Unruhen in Albanien zöger«, die griechischen Truppen aus Epirus zurückzuziehen, obwohl alle Vorbereitungen dazu getroffen seien. In ihrer neuen Note bespricht die griechische Regierung nochmals die Frage der zwölf Inseln und ersucht die Großmächte uni Antwort auf ihre Rote vom 22. Februar, in der Griechenland die Mächte um gewiße Garantien bittet und gleich zeitig die von Venizelos bei seiner Rundreise an die europäischen Höfe angeregten Eebietsaus- tausche an der albanischen Grenze erneut zur Sprache bringt. Nach Mitteilungen der Athener Presse stechen der provisorischen Regierung im Epirus militärisch geschulte Truppen in einer Stärke von über 700« Mann zur Verfügung, wozu noch Freiwillige unter dem Kommando kretischer Offiziere treten. Die griechischen Offiziere errichten in Argyro- koftra, Ehimara, Delvino und Tremiti Batail lone. 2vaffen und Munition sollen in reichlichen Mengen vorhanden sein. In Tremiti ist ein grie chisches Bataillon zu den Aufständischen ü be r g e g a n g c n. In Argyrokostra und Delvino werden Feldlazarette eingerichtet. Alle Heilmittel und chirurgischen Apparate werden in Santi Oua- rante mit Genehmigung der Blockadeflotte gelandet. Die Aufständischen sollen hinreichende Geldmittel be sitzen. In den letzten Tagen wurde von den türkischen Aufständischen ein Vorstoß in die Distrikte von Co lonia und Koritza unternommen. Dent»ches Reich. * Prinz Adalbert von Preußen ist von den Folgen seiner Erkrankung so weit wiedcrhergestellt, daß er sein neues Kommando beim Stabe der Hochseeflotte antretcn kann. * 750 Millionen Klebemarken. Mehr als 750 Mil lionen Wochenbeiträge der Invalidenversicherung sind im Jahre I0l3 vereinnahmt worden. Genau betrug di« Gesamtzahl der Wochenbeiträgc 756610050 Davon kommen die meisten Marken auf die 5. Lohn klasse mit fast 220 Millionen. Es folgt die 3. Klasse mit fast 193'/, Millionen, dann die 2 Klasse mrt über 155', Millionen, hierauf die 4. mit 124 r Mil lionen und zuletzt die 1. mit nicht ganz 57'/» Millionen Beiträgen. Zusatzmarken wurden im ganzen 34 733 verwendet. Die meisten Wochen beiträge wurden in der Rheinprovinz mit mehr als 82 Millionen geleistet, dann in König reich Sachsen mit 74'/, Millionen, in Schlesien mit 63 Millionen, Brandenburg 50'/-. Westfalen 41, Berlin 38, Sachsen-Anhalt 36, Hannover 34, Wüttem- berg 27, Baden 26, die Hansestädte und Hessen-Nassau je 25, Ostpreußen 20. Thüringen 1!?/«, Eliaß- Lothringen und Schleswig-Holstein je 19, Pommern 18'/., Oberbaycrn und Posen je 17'/,. Westpreußen 14'/^, Hessen 13'/,. Mittelfranken 11, Mecklenburg 99-, Pfalz 8'Schwaben 8, Braunschweig und Ober franken je 6, Niederbayern 5'/„ Untersranken 5'/«, Oberpfalz 4'/.^, Oldenburg 4. * Die „Deutsche Tageszeitung" ist bekanntlich im Besitze eine: Aktiengesellschaft. Aus dem unlängst erstatteten Geschäftsbericht für das Jahr 1913 seien einige interessante Details erwähnt. Mit einem Aktienkapital von 1 360 000 .x wurde ein Reingewinn von 363 917,50 ,p. erzielt. Das ergibt eine Ver zinsung des Aktienkapitals von reichlich 26 Prozent. Ilcl-er die geplante Verteilung des Reingewinns wird mitgeteilt: 50 005,29 sollen der politisch gleichgesinnten Proste überwiesen werden; 44 137,45 bekommt der Bund der Landwirte; 20 000 .tt erhält der Beamten- und Arbeiter-Unter- stützungslonds; 20 000 werden zur satzungsmäßigen Schuldentilgung benutzt. Aus dem jetzt noch ver bleibenden Gewinn von ca. 220 000 -_tt erhalten die Aktionäre 10 Prozent Dividende. Das macht auf dos Aktienkapital 136 000 <«. Die nunmehr noch verbleibenden ca. 84 000 ü werden an die Gesell schaftsbeamten sowie an den Vorstand und den Auf sichtsrat als Gratifikationen und Tantiemen ver teilt. Den Vorstand dieser sehr lukrativen Aktien- gesellsä-afr bilden die Herren Rittergutsbesitzer Dr. Noesicke, M. d. Abgh., Dr. Diederich Hahn, M. d. Abqh.. Felix Teige, aeschäftssührender Direktor. Zum Aufnchtsrat gehören: Rittergutsbesitzer Konrad Frei herr von Wcrngenheinl, Klein-Spiegel, Major a. D. von Loä, Groß-Briesnitz, Iustizrat Dr. Max Hoff mann, Berlin, Oetonomicrat Karl Lucke, Domäne Lohra, Major a. D. Endcll, Posen (am 16. Februar 1914 verstorben). Wenn die Konservativen, so be merkt dazu das Orxan des Deutschen Bauernbundes, mit Aufwand aller verfügbaren sittlichen Entrüstung von dem spekulativen Großkapital und von den hohen Dividenden der Aktiemresellschasten erzählen, werden sie wohl in Zukunft auch die „Deutsche Tageszeitung" mit ihren Groß aktionären nicht zu nennen vergessen. Ausland. Zrankreich. * Die französischen Kammerwahlen. Aus Paris meldet der Telegraph: Das Amtsblatt veröffentlicht heute einen Erlaß über die für den 26. April an beraumten allgemeinen Kammerwahlen und den für den 10. Mai festgesetzten.zweiten Wahl gang. — Mehrere regierungsfeindliche Blätter lveisen bet dieser Gelegenheit nochmals darauf hin, daß die Kammerwahlen stattftnden werden, bevor noch das Parlament das Budget für das laufende Jahr erledigt habe. — Der Deputierte und ehe malige Minister de Lanessan, Anhänger de» briandistischen Verbandes der Linken, schreibt im „Sidcle": Dieses in der Geschichte der dritten Repu blik und vielleicht der ganzen parlamentarischen Ge schichte einzig dastehende Vorkommnis ist der repu blikanischen Mehrheit und dem Ministerium Dou- merguc zuzuschreiben. Die Republikaner und deren Regierung Haden mit ihren eigenen Händen die furchtbarste Waffe geschmiedet, welche die Feinde der Republik jemals besessen haben. Ein schwererer Fehler konnte überhaupt nicht gemacht werden. * Zur Steuerreform in Frankreich. In der fran zösischen Kammer brachte Modeste Leroy einen Antrag ein, in dem die Kammer aufaesordert wird, die Abstimmung über das Budget sofort vor zunehmen, weil es unmöglich sei, den Gesetzentwurf betr. Aenderung des Steuersystems vor beiden Kammern zu beenden. Dubois bracht« einen neuen Antrag ein, die Beratung über die Steuer- nae bis ' - rc>- "bsiia: i uno über das Finanz gesetz zu vertagen. Der Antrag Dubois, der vom Finanzminister bekämpft wurde, wurde mit 340 gegen 155 Stimmen abgelehnt. Ministerpräsident Doumergue bekämpfte den Antrag Leroy und er klärte, die Kammer habe die Möglichkeit, die Steuer reform durchzufllhren. Die Regierung werde die Verantwortung nicht übernehmen, zuzusehen, daß die Kammer hierauf verzichte. Alsdann wurde die von der Regierung verlangte Aufrechterhaltung der Tagesordnung mit 334 gegen 159 Stimmen an genommen und die Sitzung geschloßen. * Zum Prozeß gegen Frau Caillaux wird aus Paris telegraphiert: Der Untersuchungsrichter Bourard verhörte Frau Gueydan, die ge schiedene Frau Caillaux, und deren Sohn. Es heißt, daß die beiden insbesondere auch darüber befragt worden seien, auf welche Weise Calmette in den Besitz des vom „Fiaaro" verö'fentlicbten Briefes gelangt sei und ob Calmette auch zwei andere intime Briefe Caillaux' besessen habe, deren Veröffentlichung Frau Caillaux befürchtete. Rußlanü. Ein Gesetzentwurf über russische Heeresvermehrung. Petersburg, 1. April. Wie die dem Kriegs ministerium nahestehende „Birschewyja Wjedomosti" meldet, ist der Neichsduma ein Gesetzentwurf über eine Anweisung zur Durchführung eines größeren Heeresprogrammes zugegangen. Da das Programm streng geheimgehalten wird, ist die Presse zum Stillschweigen über seinen In halt verpflichtet. Amtlich heißt die Gesetzvorlage Gesetz über die Anweisung von Mitteln zur Vervoll ständigung der Landesverteidigung. Gleichzeitig ist der Reichsduma noch ein Gesetzentwurf über das Rekrutenkontingent 1914 zngegangen. Sulgarien. * Das bulgarische Budget. Wie aus Sofia be richtet wird, setzte der Mr nister rat das dies jährige Budget auf 245 Millionen Fr., also 55 Millionen höher als das vorjährige, fest. Auf das Kriegsministerium entfallen 54 Millionen Franken. Serbien. * Aus der serbischen Skupschtina. Der „Serbische Prestebureau" verbreitet aus der gestrigen Rede des Ministerpräsidenten in der Skupschtina noch folgendes: Der Standpunkt der äußeren Politik - der Regierung gegenüber Albanien hat sich nicht geändert. Die Verhältnisse in Albanien sind noch nicht geordnet, seine neue Regierung sieht sich vor der Aufgabe, sic so bald wie Mittwoch, l. Llprll 191,. möglich zu ordnen, sonst würde sich die gegenwärtige Regierunasform Albaniens, die man fiir die beste hält, bloßstellen. Die serbische Politik wird von dem Wunsche geleitet, den Frieden auf dem Ballan zu erhalten. Nach so großen Opfern, in die da» serbische Volk eingewtlligt bat, schreiben die Lebenstnteresten Serbiens der serbischen Regierung vor, für die Er haltung des Friedens auf dem Balkan zu sorgen. Die Grundlage der serbischen Politik wurde durch die großen historischen Ereignisse geschaffen, die sich auf dem Balkan abspielten und durch die Tatsache, daß die vier Staaten Serbien, Montenegro, Griechen land und Rumänien sich solidarisch vereinigten, um gegen die Vorherrschaft eines Staates auf dem Balkan zu kämpfen. Die serbische Regierung wünscht ebenso wie die Regierungen dieser «tasten, die den Frieden von Bukarest geschlossen haben, daß dieser Frieden gegen jeden Angriff geschützt werde. Bel einer solchen Politik werde Serbien stets auf die Unterstützung seiner Bundesgenosten zählen und aus Einverständnis mit Rumänien. Wie sie sei Serbien bereit, die durch den Frieden von Bukarest ge schaffene Lage zu schützen. In dieser Richtung könne die serbische Politik auf die Sympathie und die poli tische Unterstützung jedes dieser Staaten rechnen, die die gegenwärtige Lage erhalten zu sehen wünschten. Es sei die Pflicht der serbischen Politik, diese Be ziehungen und Ententen fortzusetzen, zu kräftigen und zu pflegen. Serbien müsse auf der Hut sein gegen jeden Versuch, die Beziehungen zu diesen Staaten zu untergraben, da auf diesen Verbindungen die Macht seiner gegenwärtigen Stellung beruhe. Albanien. * Huldigung vor dem albanischen Fürstenpaar«. Aus Durazzo, 1. April, wird gemeldet: Gestern traf eine Abordnung von 300 Albaniern aus der Landschaft Mati hier ein, um dem Fürsten zu huldigen. Die Abordnung wurde vom Fürsten und der Fürstin empfangen. Die Albanier sprachen sich über die Liebenswürdigkeit des Fürstenpaarcs in begeisterten Worten aus. — sureya Bei ist das Ägräment als albanischem Gesandten in Wien erteilt worden. China. * Der Bahnbau in China. Aus Peking meldet der Draht: Bezüglich der der British and Chinese Corporation Ltd. erteilten Bahn- bau-Genchmigung wird noch bekannt: Die Eisenbahnlinie wird durch ein sehr reiches Land führen, in dem sich keine besonderen Schwierigkeiten für den Dau der Linie ergeben dürften. Die Bahn wird über Hingkwofu und Kwcitchow führen. Es sollen Vorkehrungen ge troffen werden, um eine Verbindung entweder mit Hankau oder Schanghai herznstellen. Die Eisenbahn berührt ebenfalls die Gebiete von Wan thang und Wutschang, wodurch sich eine Gesamt länge von 1000 Meilen ergibt. Laut Ver einbarungen sollen als Chefingenieur, Verwalter und Verkehrsdirektor Engländer bestimmt werden; ebenso wird das Bahnbaumaterial aus England bezogen. Amerika. * Die Vorlage betr. die Aufhebung der Zoll klausel für die Schiffahrt im Panamakanal wurde, wie aus Washington, 31. März, gemeldet wird, vom Repräsentantenhaus mit 218 gegen 162 Stimmen angenommen. Mexiko. * Torreon in den Händen der Rebellen. Nach einer Drahtmeldung aus New Pork wurde offi ziell bekanntgegeben, daß Torreon am gestrigen Nachmittage in die Hände der Rebellen ge fallen ist. * Billa marschiert auf Meriko-Tity. Wie aus London, 1. April, berichtet wird, plant Villa, nach einer Meldung des amerikanischen Vize- konsuls bei der Armee des Generals Villa, den sofortigen Vormarsch auf Mexiko. tzeer unö Zlotte. * Ablösnngstransport für den deutschen Kreuzer „Gäben". Am Dienstag kam inTriest aus Kiel ein deutscher Matrosentransport an. Dieser bestand aus 3 Offizieren, 7 Deckoffizieren und 55 Matrosen. Am Nachmittag schifften sich die deutschen Seeleute auf dem Dampfer „Palacki" zur Weiterfahrt nach Korfu ein. Der Transport ist zur Ablösung der Mannschaft des deutschen Kreuzers „Göben" bestimmt. SobadvaroabLas 8:n2ialitLt: — bVrn pi-. 11189. b2ü0» ver gute Name. 58s Roman von Georg Engel. 1SW dx Or«tk!«Io L Oo., O. m. d. II. l-elprik.) So erbarmungslos und höhnisch klangen diefe Worte, so entsetzlich verwildert und zer rissen schaute dieser ehemals so schöne Mann auf sic hin, dast Sylvia mit einem lauten Angst schrei die Arme hoch über den .ikopf erhob und, wie von einem gewaltigen Faustschlag getroffen, auf der nahen Bank zusammensank. Noch einmal blickte der Kapitän auf die Halbbewußtlosc herab, noch einmal schien es, als könnte er sich nicht von dem schönen Frauen bilde trennen, dann aber rist er sich los nnd rannte in toller Hast den breiten Laubgang hinab. Die Bänme schienen an ihm vorüber zu fliehen, auf dem harten Boden hallten seine Tritte: — aber nein, das waren nichl die seinen! — Aesfte ihn sein Gehör, — oder hörte er nicht hinter sich das Flattern von Frauengewändern und leichte, eilende Tritte ? Vorwärts, — jetzt durfte er sich nickst mehr umsehen —. Was geschehen tvar, war geschehen; alles, was sie ge sprochen, liest sich durch spätere Liebkosungen nicht übertünckien. — Nein, nein, »oeiter, weiter, — er hatte sich ja schon so oft von Teurem los gerissen, er konnte eS auch jetzt — weiter . „Heinrich, Heinrich erbarme dich!" Er hörte nichts. Droben am sonnendurch- leuchteten Himmel jagte die meiste Wolke, die Mariens Züge trug, und unten stürmte der Flüchtende in wahnsinniger Eite durch Laub und Wald. In wenigen Minuten hatte er den Wagen erreicht, und schonzeigte eine rasch dahinwirbetnde Stauowolke den Weg, auf dem die Rosse ihren erschöpften Herrn der Stadt zuführtcn. Als Sylvia am Rande des Parkes das Rädcrgerasscl und den Klang der Peitsche ver nahm, taumelte sie mit einem gellenden Schrei gegen den nächsten Baum, jedoch von dem hcf- tigen Anprall noch einmal erweckt, schwankte fte mit «»gestreckten Mrmen, besinnungslos, wie eine Nachtwandlerin, über die Wiese. Aber sic kam nicht weit. An dem kleinen Weiher, der den Kühen znr Tränke diente, blieb sie stehen, und sah starr auf ihr Spiegelbild herab. Drinnen in der dunklen Fläche zitterte alles und ver schwamm — immer näher und näher hob sich ihr Bild, und dann — — — mit einem langen, langen Scnfzer sank das schöne Mädchen zu sammen nnd lag da, starr und leblos. Ringsherum herrschte tiefe Stille, die Haide blumen neigten sich gegen das blasse Antlitz, bunte Schmetterlinge flatterten über ihr Haar, nnd die Kühe, die sich an dem Teiche sammelten, schleckerten mit wohligem Brummen sein kühles Wasser. Da erklangen hastige Schritte. Der Prinz, der sich von dem Fräulein ver abschieden wottte, hatte sie vergeblich im Park gesucht nnd schritt nnn aus die Wiese lierau-. Als er die Liegende erblickte, überzog eine tiefe Blässe sein schönes Gesicht, dann umschlang er das schöne Fräulein und horchte gemannt aui die kurzen, stostartigeu Atemzüge. Ein Zucken überlief den leblosen Körper, als er cmporgehoben wurde, aber die Schläferin schlug die Augen nicht aus und ruhte schwer in den Armen des Offiziers. Da drückte der junge Mann einen leisen KAst auf ihren Mund und trug die reizende Last liebevoll nnd vorsichtig in das Schloß zurück. 6. Marie stand an dem großen Tisch und brei tete ein weißes (bedeck darüber aus. Auch die Servietten faltete sic in allerlei zierliche Formen und verstand cs sogar, ihnen die Erstatt von Schwänen, Rosen, und phantastischen Palm- ivcoeln zu verleihen. In sichtlichem Eifer trug sie dann einen hohen Frnchtcauffatz herzu, auf dem die rotbäckigsten ihrer Aepfel malerisch überein ander lagen, ja, ,um Schluß setzte sie sogar zwei Flaschen Wein auf den Tisch, nm dann das Ganze noch einmal mit geröteten Wangen zu überschamu. Wirklich, sie konnte zufrieden sein, inmitten dieser Dürftigkeit sah es bei ihr doch so behaglich und traulich aus, dast sich jeder angeheimelt fühlen mußte. Vor allein der Stuhl des Zkapitäns, der zum Abschied mit einer Gir lande bekränzt war, machte einen festlichen und feierlichen Eindruck. Und die junge Frau stellte sich vor, wie der Genesene an diesem Platz sitzen würde, gerade ihr gegenüber, und wie sie heute vielleicht auf lange Zeit znm letztenmal, in jenes brannc, männliche Antlitz blicken dürfte, das ihr seit kurzem so lieb geworden. „Er soll eine gute Erinnerung mit sich neh men," sprach sie hoffnungsvoll, aber während das 'Wort noch im Raume verklang, überzog ein tiefer Schatten ihre anmutigen Züge nnd sic rückte hastig an den Tellern, als ob sie nur eine Beschäftigung finden wolle. Nein, sie tonnte das bange Klopsen ihres Herzens nicht mehr überhören. Was dort drinnen durch die öde, schmerzliche Leere so laut er klang, war die Krage, was aus ihr werden sollte, wenn der junge, geistig bedeutende Mauu sie ver lassen haben würde. Ja, jetzt fühlte sie es erst, seit dem Augenblick, da man den Bewußtlosen über diese Schwelle getragen, hatte ihr Leben einen neuen Zweck, einen höheren Inhalt ge wonnen. Zuerst war eS bei ihr nur der Wunsch gewesen, das unnatürliche Verhältnis zivischen Vater und Sohn zu beseitigen, und eine dauernde Versöhnung herbeizuführen. Später, als diese Hoffnung zerschellte, halte sic ernster über das traurige Zerwürfnis uachgcdacht, nnd ein un endliches Mitleid für diesen unglücklichen Sohn war in ihr Herz eingezogen, für diesen Sohn, der den Vater nicht achten konnte, und dessen junge Kraft sich in dem ewigen Zwiespalt zerrieb. Nein, und tausendmal nein, das war eS nicht allein, was ihr jetzt so oft das Blut znm Herzen jagte. Tief atmete die junge Frau bei diesem Ge- danlen auf und hielt sich seufzend die Augen zu, als ob sie die Bilder, die in leuchtenden Farben vor ihr standen, nicht mehr sehen wolle. Ver gebens. Immer wieder erhov sich vor den ge schlossenen Lidern jener unselige ^'lpselbaum, unter dem der Kapitän, von einem ihrer Blicke bezivungen, dem Vater die Hand gereicht hatte, und das Beben ihrer Brust verriet ihr, daß von diesem Augenblick an ein unheiliges, sünd- haftcs Gefühl in ihre Seele gekommen sei, eine leidenschaftliche Stimme, die in unbewachten Augenblicken nrit dem schönen Mann flüsterte, die von ihm erzählte, und nach ihm verlangte, und die sich nicht übertäubcn ließ, weder durch Gebet, noch durch rastlose Arbeit. Marie sprang auf und strich sich das Haar ans der Stirn. Rollte dort nicht sein Wagen vor das Haus? Ja, er war es, denn sie hörte bereits seinen Tritt auf den Stufen, nnd unwillkürlich faltete sie die Hände, um plötzlich in ein hastiges, flehent liches Gebet auSzubrechen. „L^rst mich nicht fallen, wo ich sonst so sicher ging," murmelte sie inbrünstig, während sie die gefalteten Hände an die heißen Lippen führte, „last mich nur heute noch bleiben, wie ich sonst war, und führe mich —" Das Gebet kam nicht zu Ende. Nack) kurzem Anklopfen war der Kapitän eingetrctcn und stand ihr jetzt gegenüber. Er sich düster und in sich gekehrt aus, selbst seine kräf tige Gestalt schien etwas gebeugt, und nur Sü den Augen leuchtete die alte, unerbittliche Ent schlossenheit. Er reichte der jungen Fran die Hand und mast erstaunten Blickes die festliche Ärfel. „Ja, so," sagte er, sich endlich besinnend, „Sie werden mich heute los — da- ist schon einigen Aufwand wert — wirklich!" Ohne ein weiteres Wort ließ er sich hieraus in das Sofa gleiten und spielte nachdenklich mit den Fransen der Troddeln Auch Marie unter brach das Schweigen nicht, doch ab und zu beobachtete sic ihn ängstlich und grübelte darüber nach, woher diese ttefc Verstimmung rühren möchte. (Fortsetzung i» der Ror«e«u»gpbe.)