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Seite 14. Rr. 657. Hlorgen-Hussabe. leipziger Sägeblatt. Sonntag, .8. ötientbet 1913. ❖ ♦ ❖ Untet^altungsbeilage ❖ ❖ ❖ Wl' (Mttbe bet »inner nrieptn wirbt em rMrttflf'? WriüM brr ^wmen an 99ert a»( FMtaire. «Ein Drief. Von ßubwig gintfb (Gaienhofen). Siebet gteunb! ?iun tommt bet jdM»nTtc unb not» roenbigfte Muhcpunft im Jahr, bas Auffihnaufen non Sjerbftnot unb bas Äraftjammeln zur Ict^t^n blatt unb blumenlofen 3eit. Soll man fid) eingraben roic ein Wurmeltier ober fofl man [uf> gan? leife unb non ferne wieber zu freuen anfangen auf bas erfte gelbe SFcibentäftdxn? Wenn am Ghrifttag nid)t bet Hein« Jefuslnabc geboren wäre, bie Wcnfchheit müftte ein anberes geft erfinnen, um roicbet Atem zu holen. £>at man fid) bann fo wcihnacfttlirf) feltg auf fiel) befnuneii unb burd)s Sdenlcn unb Tanten ftinburd)* gcjcftlageH, |o riirft man gerne bem Tore näher, bas jirf) nor uns auftun foll. Tas Abfdjtebsgcfiihl ftcllx jirf> ein. '.Ulan hat wieber fo ein Stiic! braitflosgelcbt, fo eine Spanne bem Tobe 3U, unb hat nicfjrt baran gebadet. Wohl: mandps ift um uns herum gefüllten, es hat aud> in unferer Mähe ongcHopft mit bumpfem ginger: ja, er« bat fogar, wenn irf) midj red>t bcbenle, zum elften Wale gcidjcllt — für uns felber. Aber it»er 3 e it bat, aufaupafjen unb liintuhorrbcn? Wer, ber burrhs neue Tor liinburchtritt, wirb wieber fteraustommen? Gs hat jo viel piaft ba* hinter, ber attsgcfäUt jein will für immer, es hat fo viel Blumen unb Gras unb Bäume, bie auf frifd) umgcgrabciter (Erbe lurdifen wollen. Bon guten Wunfdjen wollen wir unter uns abfeften. Tas neue Jaftr tut hoch, was es mag. unb waren roir mit bem alten nicht auirieben — 31t nag, ju triegerifd), 3U fjjtbar —, io wirb’» verfuthen, es anbers 311 machen, unb roirbs wieher nirf)t treffen. $>anb aufs f>er,v cs hat fdjon fcftlechtere Jahre gegeben. (Es langt bei uns auf weit hinaus mit ber Sefchattung, unb cs müftte jtbon ein Wcnkftenalter Sonne fommen, um es ins Gletcftgeroirftt 3» bringen. Aber wir Jinb ja nicht ba, um uns zu Tonnen. Wer 00m ßeben Sonne Bedangt, bem fängt fie erft 31t fcheinen an, wenn er fid) an Macht unb Siegen gewöhnt hat: roenn er s jdion gar nid)t mehr glauben fann. Lehmen roir alfo ruhig hin, was ber Tag uns bringt, unb er« innern roir uns, wenn cs Uebcrrafd>ungen gibt, baft bas „unjer ßeben" fteifat. Taau finb roir auf bie (Erbe gefeilt, in bas Stabium aroifrfxn Belle unb (Eta« cngel, ober — wem bas lieber ift — arotjehen nid>ts unb nichts, bah roir bet VFecftielfällen itanbhaltcn unb förpcrlid) unb geiftig bas (Seiet} erfüllen, bas auch ben Pflanzen unb Wolfen gegeben ift; fcftlieftlicft feftt fid) unfer ßeben aus Gntroictlungen aufammen, unb am (Enbc finb mir fo hodxntroicfclt, baft roir fterben biirfen. Tas ift noch eine merfroiirbfge Sache, ber Tob. Alles, mas wir uns etwa n>iiufd>en tonnten, wäre, baft roir bie flraft haben. llcberrafdptngcn hinzu* nehmen. Plan roünfcht fid) zwar meift lieber bas Gegenteil, eine bitte Sjaut unb eine Sogelitrauften* icelc; id) habe mid) aber nie jo rooljt ftefutiben, als roenn ich von Anfang an recht rabenjdjwara in bie Jutunft fal). Tann tommt es immer nur heller. Tie pcftimijten jinb gliirflid-e ßeute; fie müßten, roenn fie ehrlich wären, von ben (Ereigniffen ftets angenehm cnttäufdjt werben, ßeiber bin ich oon Matur feiner; aber bas h rt t meine grau mit mir ausaumaeften, unb ba fie 311m Glürf nom 'Sator her eine bunfle Abei- hat, jo tann fie mid) gerabe jo ertragen, baft etwas '.Reelles babei hcraustommt Mb je, bu altes Jahr; auf beirren Grabftein fei bie Bornfchale gcftellt, bie über bid) ausgegoffen roar, unb bie man Wetter unb fliiegsnot bieft. Muu fann bas neue Tor aufgehen non mir aus; biirft eud). (Es wirb ein ©arten bahintcr liegen mit Schnee unb 'Frimeln unb Tornbüfthen. Tie ftinber finb oergniigt. Äonrab hot eine Heine ßeiter befommen unb fteigt feiner fWutter bin ganzen Tag ben 'Pudel hinauf, um iljr einen Äufi 311 geben. <5ut, bafi ich feine ßeiter mehr braudje. (Es griiiit Tief) in alter Siebe Tein llgcl. fcer auf dec ßityne. Was bie onbere (Ehehälfte baoon hält. (Ein umftrittenes, in mand>en ehelichen Zünftler« Haufen rooljl auroeilen heig erörtertes 'Problem ift ber ftuft auf ber föüljne. Mid>t ber äur fchlechthin. Ter non (Eltern^ ober Äinboslippen fdyeibet natür« lieh aus. Vlbet ber anberc Äufi, ber äur ber ... . na, eben ber aroeier, bie fid) bufjerln. VFas mag iid) nur bie anberc (Ehehälfte babei benten, wenn ber (f>attc ober bie (Sattin im aärtlidtftcn tete-ä-tete mit bem Partner auf ber Piihne plaufd)t, brürft, lior’t, fdjmatjt ufro., ufu).?! Opfer bcs Perufs! Tas ijt bie cinfadpte Vlusrcbo. Unb bah bie Piihnentüffc meift oon biefer ,ihrer heiterften Seite von „benen, bie es angchf genommen werben, unb beileibe nicht 311 (Ebetragöbien unb OToritatcn führen, bas erhellt aus einer originellen Umfrage, bie bie Jlhiftriertc 3'eitfchrift „Tas Theater“ über ben „Äufi ber Piihnen« tiinftlcr“ bei ben (Batten unb (Gattinnen oon Äiinft- lern ncranftaltet bat. Jn bitrd)weg launigen äßorten werben ba bie innerften $cr3ensvcrhältniffe enthüllt, unb bie (Empfinbungen oerraten, roenn ber (Batte ober bie (Battin ßiebesfaenen fviclt unb liiRt. VIus ber Sülle ber 'Beiträge au bem Problem bcs '-Bühnen* fuffes, bie bas VBeihnachtsheft bcs „Theaters“ bringt, fei eine tleine Vluslefe tniebergegeben. Tic (Battin bes mit ßiebesbingen unb .Bufc Problemen „victgcplagten“ Midmrb Vllcjanbers, Jfrou Vllexanber, hot genau Purfi über bie ehelichen Seitenfpriinge ihres fOfannes auf ber Piihnc geführt, bie fie aber mit fjumor unb (Einficht au ertragen weife: „Wein Wann hat roährcnb feiner langjährigen Tätigfeit am 'Berliner 'Mcribenathcater BlSOmal auf bet Bühne gefügt, 473ßmal bie Che gcbrodxn, ift 3647mal erwifcht worben unb hat 2S95mal im Vluflenbltrf bes (Ertapptroerbens ausgerufen: „£jim mel, meine Jirau!" VBas glauben Sic, nerehrteiter 5err Mcbaftcur, habe ich babei empfunben? — 3<h bin roeber aufjer mir geraten, noch bin irf> in mid» gegangen: ich habe mirf> jebcsmal, wenn irf) meinen .(Rann in biefen mehr als heiflcn Situationen auf bet 'Bühne fah, rociblsh amüfiert unb freute mich, roenn er nach Schlnf; bes Theaters mid) mit ben Worten bcgrüRtc: „ffiott fei Tanf. bah irfi wieber eine JVrau mit gcfchloffenem Älcib fehe.“ — Je hctuhvfter unb natürlidxr er feine veraroieften ßiebcsfacnen fpielte, um fo aufriebener roar id> — benn roas fann eine ftrau roohl glücflidkr machen, roic ber (Erfolg ihres '.Mannes. '.Mit bem (Erfolg fteigt bie flaniere, fteiat bas (Einfommen unb last not least bas 2ßirtfrf)aftsgelb. Jd) habe ben aufrichtigen VBunfd), bag mein 'JMann noch recht lange feine Schwerenöter fpielen möge; bort auf ben 'Brettern gehört er bem Bublilum, 311 $>aufe aber gehört er mir — unb ba ift unb bleibt er mein Schwerenöter allein." Taf} ber Bühnenfufi fid) aum ehelichen Biebesfufj ebenfo verhält, roic bet flräRer .aum Mcftar, bas ift bie Quinteffcna ber Vlntroort, bie bie (Battin oon Cornelius Sronsgeeft, j?rau ßotte Sronsgccft, gegeben hat: „flüfit mein 3Kann als Slmavioa Ober (Ebersbad) bie Tioa. Sreit ber Mitter ßiebenau järtlirf) bie geliebte Stau, Wimmelt als Jochanaan Jhn oeraürft Salome an, ßiebt ihn hcifl bie roilbc (Eatmen. Schwört er Treu’ in Mabbas Vlrmen. 'Banbelt er als Ton Juan (Bar mit jebem VBeibsbilb au: Jm Parfctt fit}’ irf) vergnüglich. Unterhalte mich vorjüglid), Tenn fehr crf>t unb lebenswahr Stellt er feine .(Selben bar, Ausgenommen nur bas eine, Wllerbings merf idi’s alleine — Taft fein fluft im Spiel gegeben, (Bana was anberes als im ßeben.“ Tas ift aud) bie SMcinung non VBilhdur Jmperatori, bem (Batten non (Elairc Tu? non ber berliner Ejofoper. (Er fdiretbt: „$jcimlirf)teit gibt erft bem fluft (Eigenart unb aud) (Bcnuft; 'Bühnentüffe leiben brum Mn Souffleur unb Publifum! Aber fie finb aufterbem Technifa) fd)tncr unb unbequem; Tragen oft aum Bruch bie Sthulb Wit bem Tiriqcntenpult; Stören manchmal — ach unb wie! — Spiel unb Partner unb Megie, llnb — roas bleibt als §auptcffe!t? . . . Taftfolch fluft nach Schminfe Jchmecft’ Jfür bie Arbeit — Spott unb E>ohn! — Vßäre bas ber ganae ßoftn . .?! „fia!" fo benf’ ich im parfett, „Tiefe Wüh’ — irf) mach’ fle roett!" Unb, nergnüqt, banl’ irf) (Bottnater ftür bie fliiffe im Theater . . . .!“ Unb in bas gleidic fjorn, allerbings in einer etwas veränberten Tonart, bläft Ottilie 'JJi e R g e r * ßattermann, bie (Battin non Tfteobor ßatter* mann nom Stabttljeater in Hamburg: „Unb wenn ich noeft fo hungrig roar, bie (Eftluft I ungeheuer. So roar bie SBirlung au contraire bem Oelgiefien ins Jfeuer, Vücnn id) Poularben, Früchte jaf) unb Torten, bie — „cachiert“, Behielt bie Seele (Bleichgeroirfjt, roeil „bies“ mid) nie geniert. Unb aus be-m (Erunbe läfit mich falt, bas mögen alle rotffen, Soft’ meinen lieben Tftco id) beim — Lampenlichte füffen." Sehr hübfeh frfjilbert Otto VBilftclm ß a n g c, ber (Batte non Mline S a n b e n nom Stabttheater ßeipjig, bie Stufenleiter ber (Empfinbur.gcn: „Als im Parfett ich faft ocrlobt, Ta hab’ id) geraft oft unb getobt. Tic öänbe befamen vor VBut ben Ätampf. Aura, Seele unb ßeib ftanben von unter Tarnpf. Unb wäre es nad) mir gegangen, Ter Partner hätte am Äbcnb gehangen. Torf) feit ber Traureif uns beringt Unb bie (Battin ben Heinen Pantoffel frfjroingt, Ta hab’ ich midj überaeugen laffen: Tas afics finb nur Theatergrimaffen.“ Ten heften 'Bers aum fluftproblcin hat unferer Weinunq nach Jennq SBinb», bie (Battin non Vlbolf Vtsinbß vom Stabttheater in ßeipaig, bet* geftcucrt: „Solang ber fluft bem flünftler gilt, (Bana innerhalb ber Mode, 'Bin irf) roie ein WabonnenbiEb, Schweigt (Eiferfucht. bie tafle . . . flärfjerlirf): Vßirb aus bem Spiel ber 'Bühne Tod) etwa (Ernft baraus, Araft’ id) ber flolombine Tie falfchen Augen aus! Sirfjerlid)!" Mcftnlich flingt ber poctijdx (Erguft aus, ben 'Berni S i 11 a, bic (Battin oon fterrn Sifla, 'Jlefibeiiatfjeater, Berlin, ben 'Bübnenfüflen ihres (Eftegefponftes roibmet: flüftt nun mein ^errn ftürmifch roilb. Teuf’ ich an untere fllauje, “b Unb fpreche, glcidpam für mid) hin: flamm bu mir nur nad) £>aufe." Ten Stftluft in biejem Leigen möge Albert fluftner nom Theater bes ÜBeftens in 'Berlin bilbeit. ber bas fl'ufiproblem von einer hohen Warte betrachtet, wenn er jchreibt: „Jm Tienfte ber flunft hat bas $era firf> ju beugen Tem Wißen bes Tid)ters, ob gern ober nid)t, Ticßicbe, berfjaft unb biejreunbfchaftmuft fchroeigen, Tas ift bcs 'Jtfimen vornehmfte Pflicht.“ Wie ßlaria «Hxttfla flarb. (Ein ergreifenbes 'Bilb oon ber Art, roie bie flaiferin '.Maria Thercfia, bic grofte M?iberfad)erin Jfriebrichs bcs (Brofteii, bem Tobe begegnete, gibt ein bisher nur bem engen flteife ber Jaroforfchitng auaänglirf) geroefencs Tofument, , in bem jirf) nod) im Angeficht bcs Tabes bie menfeb* licftc (Bröfic biefer gefrönten grau offenbart. (Es ift bet 'Bericht über bic leftten Tage unb Stunben ber Aaiicrin, ben ihre ältefte Tochter, bic (Erafcraogin '.Marianne, nad) bem Tobe ihrer beiBfleliebtcn Wutter nicberjchrieb unb ber jeftt unoerfürjt in bem großen 'Briefipertc ocröffentlicfit wirb, bas in ben ndchften Tagen bei (Beorq Wüller in Wünchen erfcheint unb bic ooichtigften 'Briefe unb frfiriftlichen Acufterungen Waria Thcrefias umfafit. Bereits (Enbe Oftoaer 1780 begann bic flaiferin an quälenbcn öuften« anfällen au leiben, aber fie lieft iid) nicht hinbern, neben ihrer Arbeit ihre 'Bepräfentationspflichten au erfüflett. Jftre flranfheit, bic bie Aeratc nur als einen heftigen flatarrh anfahen, nahm immer bös* artigere Jformcn an, unb am 24. Mooember roar bas Uebel bereits fo roeit gebieben, baft ihr ßeibarat, oon bem '.Maria Hjcrefia rücffichtslofe VBafttheit unb unbetümmerte Offenheit oerlangte, iftr ben Lat gab, auf jeoen Jall ben Prälaten oon Torotheen fommen 311 laffen. Sd)on bie folgenbe 'Macht oerltef — ob* gleich man an eine wirtliche ßcbensgefahr noch nid)t recht glaubte — nad) ber „Melation“ ber (Er^eraogin Wariannc „fehr unruhig, feine Wajft. brachte fie mehrejten Tpeil auf ber djaife longue ober im Schluf« iejfel au“, wie bie flaiferin aud) bis aum leftten Augenblidc nicht bas Bett hütete unb auf ihrer (Eljaijelongue ftarb. Tie jolqenben Tage bringen eine itetig aunebmenbe 'Berichlechtcrung, ber ftaifer fchläft tm Poraimmer, Waria Thereiia aber läftt jirf) nicht hinbern, au arbeiten, 311 fthteiben, trifft ruhigen Sinnes ihre leftten Verfügungen; „bep allen biefen ßeiben hat fie jcit Samstag, ba fie gebeicht, lein VBort non Hagen ober ungebult non ihr hören laffen.“ Am 28. Mooembcr empfängt fie in Segen* wart ihrer geliebten flinber bie lefttc £>elung:_„VUtr (nieten mehr tob als lebenbig um fie herum; fie jaft in iftrem Seffel, hatte eine gehefite Jjauben auf unb einen braunen Wänncrfrhlafrocf, fo fie alaeit traute u.nb in bem fie and) ftarb, an . . . Tem flai)|er, bern lilajrimilian, bie Warie, ihren Wann, bie (Elija* beth unb mich roir ftellten uns im (Erapft um ihren Sefjel, machte uns eine Anrebc oon mehr als einer viertel jtunb, ohne bie Stimm nur au oeränbern, jie empfaftl uns bem flaufer, fie bantte uns um unjere ßieb oor fie, fie jagte bie rüftrenbftn Sachen, jal) uns alle in tftränen aerflieften unb blieb gelaffen, ber Äapfer wollte ihr antworten, tonte aber nicht, machte einen brüller unb tniete oor ihr nieber, jic gab ihm ihren feegen, er tüftc ihr bic hanb, jie tüjte ihm, roclrf>es roir jebes eins nad) bem anbern gleicf> thaten. (Enblich fah jie uns an unb jagte: gehet hinaus, mir foftet cs au oill, eud) fo au fcl)en.“ Aber nod) hat ber tap eren Sterbenben bie Stunbe ber (Er* lojung nicht gejdilagen; als ber Arat unb bic flinber fie bitten, au idjlaien, weift fie ben (Bebauten lächelnb von iid>, fie will ben Tob wacbcnb erwarten. „Jd) will nicht überfallen werben unb will ganft bem tob tomen jeften.“ Tabci forgt fie um ihre fliehen, beliebt barauj, baft ber flaijer fich — es roar nachts 3 Uhr — ein wenig aufs Sofa aur Lüfte lege; als jie um 5 Uftr etroas Wilcfttaffee erhält, machte fie „bem ftapfer mit ihr trinten unb jorgte noch, bas er nach fein gufto bebient würbe, er tonte aber nidjts hinunter bringen, fo roar er gerührt.“ Sie fpridjt mit allen iftren flinbern, gana aärtlicfte Wutter, unb als ber flaifer an wertet, jittert feine Stimme, weil er bas Weinen taum bemeiftern fann. „Ta jagte fie, bije ftim ift niefjt oor meine obren, fic fönte mid) meine norjäfte brerfjen machen.“ (Bogen 10 llftr morgens feftieft fie bie Töchter hinaus, fic faßte „uns, roir folten geben, unb faft uns fteiff nad), taum waren roir aus bem aimer, fo fdjirftc fie nach unb lieft uns jagen, roir Sdjroeftcrn mödflen feine mehr 3U iftr Tomen, nirfit einmaftl in iftre ror*aimer, in bem jic unfer gang, unferc fjufter unb feftneifter fönetc, unb fie nid)t roolte, bas roir fie fteroen jeljeten.“ Wit einem ßädjeln batte Waria Tberefia bis au biefer Stunbe alle Webiainen genommen, bic ber ratlofe Arat iftr bradjte, „aber 3 ftunb oor iftrem tob bracht iftr ber Störcf eine mirtur, fie lächelte unb faßte, id) bebaute mich, bift gehört nut, um mich auf au halten, bift nehme idj niefjt; unb nahm auch nichts mehr, fiinff miauten oor ihrem tob jtunb jic mit gemalt oon iftrem jeffcl auf unb machte einige frfjrit bis au ihrer (Ebatie longue. roo fic aiifommen fant, man legte fic fo gut als möglich Ijinauff, Re ftelffte fteft noch jclbit, bet flapfet jagte. Jftro Wafft. ltgen feljr übel; ja. jagte fie, aber gut genug, um au fterben, fie madjte nod) bret) vier atT)em=,aug unb vcrid)icb; fie hatte fdjon ben ganften tcra bic bänb unb füft blau unb falt unb wenig frafiae beroegungen, unter anbern maditc jie bem ganften tag bic bcioegung. als wann fie iftre gewöhnliche fftnirl machte, fic jagte eine ftunb nor iftrem tob aum Störcf: id) bitte iftm, halte er mir bas lirfit ein wenig iinb bruefe er mir bie äugen 311, bann bis wäre au nifl 00m flapfer ge* forbert.“ Jftt faiferlicber Softn, ber (Eraftcr.iog Wajimilian, unb Prina Albert fnieten neben iftr. Als bic aus ber flirrfjc b®rheigerufcnen Töchter Ijeraueilen, ift alles oorüber. VBortlos umarmen firf> bie (Befchroiftcr. ,,'JEir fönten nirfit teben“, fefiliefit bie (Eraberwgin Wariannc ihren Bericht, „unb fo enbigte fid) bije entfefttiefie tragebie unb fie ftarb als eine wahre Shriftlicfte helbin, fie wirb glücflirf} jein, roir aber unqlücflidj, bie hefte aller mütter ocr* foftren a« haben." Der EraoenHul» in Paris. Bon Plarie Pcftmertnp. Sowie ber Jrembe in Paris angelangt, ben Bahn* bof St. ßaaare oerläftt unb bie Sreitreppc herunter* geftt, brauit iftm jefton bas geheimnisvolle, alles an* aieftenbe unb aufjaugenbe ßeben ber MJeltjtabt ent* gegen. Mieiengroft jdieint bic Bewegung au wachsen unb anauidjwcllen, bic binfid)tlidj bes Wagen* unb Autooerfebrs nur nod) mit ßonbon oerglcidjbar ift. (Ein geroiffes (Befühl her Scheu ober auch ber Se* Hommenbeit überfällt befonbers junge 7 afleinreifenbe Wäbcften, unb es ijt ihnen nur ju empfehlen, Rcft oor* her jefton ein flogts 'n fiebern, um nicht ratlos unb erft jurf)cnb baaufteften. Scftr wertvoll erweift fteft bafür ber JraucnHub, ber ben Manien , t flt)ceum be Srance“ führt unb in ber Aue be Penthwvre Mr. 8 gelegen ift. Bon bem genannten Pabnbof ift bas ftaus in etwa aroölf Wtnuten mit bem 'iBagen erreicht. Tas Heine, ftölsernc Tor wirft aunädtft etroas enttiiu'cftenb, aber faum ift cs von ber (Eoncibrgc geöffnet, io fieftt man fid) überrajeftt in einem geräumigen, Ijüblcben £jof, einem impojanten £>aufe gegenüber, au bem einige breite Stufen binauffiibrcn. (Baftlift fommt bie fleiterin entgegen, begleitet oon bet männlidjen 'Bebienung, bie bas (Bepärf nach bem 3immer feftafft, bas für bie eintreffenbe Tarne bergeriebtet rourbc. Tie ganae Ausstattung im flpccum ft«t etroas An* beimelnbes, unb man merft fofort, baft afle ftäfte fid) bort roie au £jaufe fühlen. Sie halten fiefj swang* los in ber £jalle auf ober im ßeje* unb Sdjreibaimmer ober aud) im groften ober Heinen Salon. Bon hier gelangt man auf eine anmutige Terraffe, oon ber einige Stufen in einen herrlichen (Barten hinunter* füftren, ber oon alten, hoben ßinben, ftaftanien unb Pappeln befteflt ift. jn ben weiten, forglirf) gepfleg* ten (Bangen finb lauirfjige Plätje mit Tifcften unb Stühlen unb fliegefeffein vorbanben, bie aum 'Bet* roeilen im freien unter ben febatttgen, weit herab 1 bängenben 3roeigen einlaben. Sßie ein erfrifeftenbes jb^fl, la, faft roic cm Wär* eften, mutet bas ruhige ßanbicftaftsbilb an. wenn man mübe unb erhiftt von ben VBanberungen bureft Paris imb feine reichen flunftfammlungen am beiden Som« mertage nad) bem Sraucnflub beimfefttt. Wan fann [ich in biefem ausgebeftnten (Barten ber Jllufion h'W* geben, gana fern vom Cftaos bet Sücltftabt au jein, bas hier in einen oöllig geruhigen Strom geleitet 3U jein jefteint. Ter unidiäftbarc 'Bejift bes (Battens er* hott ben SBcrt bes ßpceum=$auhes, für bas eine Wcete oon mehr als 30 000 Pfr. jährlich gezahlt wirb. Tas ijt oerbältnismäftig nicht fo feljr oiel, ba bas «jaus in bet Mähe Der Gbamps=(El9l^es gelegen ift uub über reeftt oiele 'Jläumli^feiten verfügt. Tet (Eftiaal entipridjt bem groften Meftaurationsbetrieb, unb ber fteftjaal mit Sicftnc faftt 300 Pcrfonen. (Er bient ben mannigialtigften Veranftaltungen unb wirb aud) im Sommer ftarf in Anjprucft genommen für Privatfefte. Taburcft ergielt bas ßpeeum feine gröft* ten (Einnahmen, bie jebod) nod) lange nid^t alle Un» foften berfeii. Tic Protcftorinnen unb (Brünberinnen bes (Jrauentlubs, 311 benen £jerjoginnen, Gräfinnen unb lonftige Tarnen ber erften <5e|ellid)aftsttetfe ge» hören, roie Wabame Selir Jfaure, Wme. Alpftonfa Taubet ufro., Jörgen alljährlich bafür, baft bie et» forberltchcn Wittel aufgetrieben werben. Sie er* achten biefen finanziellen 3i(itonb als bureftaus nidjt anormal für ein jnftitut, bas ben geiftig arfteitenben grauen einen gefeflichaftliihen Wittelpuntt unb ein ä)tfteti;d)es unb billiges fjeim bieten foll. Wenn man oon einaelnen homee abfieftt, bie aller* bings feftr billig, aber bafür aud) gana be|<heiben unb fel)t ungünjtig gelegen finb, jo tann man in Paris rooljl taum in einer fomfortablen Umwelt fo billig unb angenehm leben als im grauentlub. Tie billig* iten 3iwtmcr foften 3 gr. ben Tag (2,40 M). Sie befinben jich „au troLsii'me', aljo nadj unjeren Pe= griffen im aroeiten Stod, unb finb fehr mühelos au erreichen, ba bie Treppen mit biefen Teppidjläufern bebedt jinb. Jn jeber (Etage ift ein Schreib* unb flefc^ Zimmer rorhanben; unb gut eingerichtete Sabeaimmer, bie in Paris nieftt fo haufifl finb wie bei uns, jteljen ebenfalls aur Verfügung. Tie oortrefflicfte männliche unb roeiblidje Bebienung, bie jebe Austunft gibt unb alle Vejorgungen tabellos ansführt, ferner bie un* b'.'fdjränttc Ausnütjungsgelegenhcit bes Telephons unb anbere Anncfjmlichteiten unb Vequemlich'eiten lernt ber grembe täglich meftr feftätjen, roenn er ein* fieftt, roieoiel 3cit unb SUCiifje er baburch erfpart. Auch bie Vreije für bie Verpflegung finb mäftig. Tas erfte grühftiirf, beftehenb aus gutem flaffee nut bem be* tannt roohlfdjmcrfenben franzöiüdien Wciftbrot unb Sutter, ijt rcid)lid) unb tollet nur 1 gr. Jm übrigen fteflt Ttd) ein ßundj auf 2 1 /«. gr. unb ein Tiner auf 3% gr. An jebem Sonntag roirb eine fog. internationale Watince abgehalten, bamit bie fllubgöfte fich nähet fommen unb anregenb unterhalten lönnen. Tie meiften Tarnen, bie als grembe in bas ßpaeum ein* tehren, finb Ameritanerinnen unb Gnglänbetinnen. Teutjcfje fommen bort äufterft feiten bin. Tas ift nur barauf aurürfaufübren, baft ber Parifer grauen« Hub, ber feit einigen Jahren beiteljt, nod) au roenig in Teutfcftlanb betannt ift. Son einem etwaigen Ghauoinismus ift bort abfolut feine Spur. Tie fiel* terin, Wabame Guignarb, eine gebilbetc Jeftr liebens* roürbigc Tarne, erwartet, baft ber Ankftluft bes Partfer graucnflubs an ben in Berlin, Jamburg, flöln u’ro. mehr beutfebe grauen nad) Paris führen unb iftre Annäherung an bie franßö’ft'fdjcn grauen förbern roerbe. Als gröftfen Corteil empfinbet jebe grembe im ßt)3eum bas freunblicfte Jntereffc unb bie perfönlidje Teilnahme ber Angefteflten. (Es oerbient ermähnt 31t werben, baft ber grauenHub auch feinen Arzt hat. bet fieft nötigenfalls fogleirfj 3ut Tispofition fteflt. Gerabe für grembe unb Turd)rctfcnbe wirb ber grauenHub ganz befonbers an einem wichtigen gaftor, um bie grauen ber verfcfticbenen Nationen einanber näheraubringen, um bie Geiamtintercffen ber qebil» beten grauen au förbern unb um auch letjten (Enbes ben jricblid)cn Beziehungen ber Bölter ben Soben m bereiten. Vermfjcfttes. Born Aigrctten* unb gebernmarft. Tie Gegen-- iätjc, bie zwifd/en ber jeberwütigen Wöbe unb ben Sögelicbuftbejtrebungen beftehen, werben wieber auf bem Jntcrnationalen flonareft in 'Saiel behanbelt, unb babei richtet fid) bie Autmerffamtcit auf bie grofte Jnbuftrie, an ber bie granaojen unb ftefonbets Paris, bic fxiuptjtabt ber Wöbe, bas gröfttc Jntcreffc haben. Gegen 50 000 Wenjcften werben, wie ber „Gau lots“ mitteilt, allein in Paris burd) ben gebernftanbel bejehäftigt. Um bie foftbare VBare möglidjjt im „Jn* lanb" au eräugen, bähen bie granjofen in ihren afri* fanifeften Aolonien fich auf bie Strauftenaudjt ge* warfen unb in Wabagasfar jawohl roic im Sitban fehr gute (Erfolge eraielt. Ja, aud) in Algier unb fogar in granfreich felbft in ber Mäh« von Mi,33a gibt es StrauRenparfs. Jn Brutofen werben bie Gier fünfclicft ausgebrütet, unb bann bie Straufte als ^aus= tiere gehalten; iftre gebern finb feftöner, als btc ber roilbcn Tiere unb am gefuchtelten finb bie ber Wann* d)en. Acine Grjolge pat man in granfreid) mit ber 3üd)tuiig bcs Meihers gehabt, bes herrlidjen Bogels aus Scnc3uela, von bem bie >d)önften Aigretten ber» ftammen. Gin Preis von 10 000 granf roar von einem franaofijehen Groftinbuftrictlen für bie 3ud)t biefer Tiere in ben franwTticften ftolonien ausgefetjt, aber ber zarte weifte Bogel ftat alle Bemühungen zunichte gemacht. Wttjtereinrichtungen finb bagogen für bic 3üdjtung bes Barabiesvogcls getroffen, um tiefes jifteue unb io feftwer au etlanacnbc Tier bem mcnfdj* lidyen Scftmucfbebürfnis bienfthar au maeften. Geht feiten finb auch bie gebern bes flajitar, bes Pinguin, bes hinbustanifchen Pfaufafancs, ber groften flronen* taube, beren fdjönes Grau von einer Art Perlen« biabem gefrönt wirb. Tie franzöfijehe Jnbuftrie muft fid) b'ifxr auch aum gröftten Teil mit gewöhnlicheren gebern begnügen unb verfteftt wahre öerrlidjteiten aus ihnen, 3. ’S. ans beiten bcs Steiften Jx>h>rs, machen. Miefcnpreife für Perlen. Welcher Wertfcfjätjunfl jich bic Perlen in biefer 3«it ihrer höcbften Wöbe er freuen. veroies eine Verweigerung in Paris, bet ber ein öalsbanb aus brei Lethen graftet Perlen nad) langem flampfe ben Preis oon 730 000 grauten er* hielte, gür ein anberes floflier, bas noch mit Brillanten unb «Smaragben verziert wat, würben 121 000 gtanfen qeaaftlt; 112 000 graulen brachte ein Siciteihiacs Pcrlenfoflier unb eine Vrofcbe, beren önfter todimucf eine weifte unb eine feftroarze Perle roaren, 73 000 gpanten. Warie Antoinette» $tite. 2Bie teuer Warte Hntoi* nette iftre £>ütc bezahlte, fann man aus Urfunfben bet Autographenfammlung 3. Touret erfehen, aus benen bie „Gtampa" eine Heine Probe veröffentlicht. (Es hanbelt fid; um Lerf)irungen bet Wabame Sertin, ber „Wobcminiftcrin" Warie Antoinettes, unb biefe zel» gen, baft Warie Antoinette für eine flönigin jiemlidj pflüge §ütc trug. Ta lieft man: ein feiner Stroftbut mit blauen Seibcnbärcbern ... 18 graut Gin gelber Strofthut in Turbanform, mH blauem Atlas gar» niert, einer flachen, reinblauen gebet rurtb um ben flopf unb einem geberbufdj an ber linfen Seite . . . 72 granf. Warte Antoinette beflog aber von ihrer Wobeminifterin zuweilen auch teuere §üte, roie fol« genbes Seifpiel zeigt: Gin Parett aus ßeinenbat£|t mit Spiftenbeiah ui*b Wufjeniifutiet , . . 280 graut