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Nr. 4. 105. Jahrgang. Leipziger Tsyebisn. die nationalliberale Partei ergeht, ihrerseits mit Kandidaten hrrvorzutreten. Wenn man in konservativen Kreisen glaubt, deswegen die „nationale" Gesinnung der Nationalliberalen in Zweifel ziehen zu dürren, so richtet sich eine solche Unverfrorenheit von selbst. Ist es den Konservativen wirklich ernstlich um eine Einigung aller Deutschen in den betreffenden Kreisen zu tu», so mögen sie sich von der Fiktion eines ihnen zustchenden Privileg- frei machen und in loyaler Ameise mit den anderen Parteien verhandeln. Zeigen sie sich dabei auch nur einigermaßen entgegenkommend, dann wird die Zusammenfassung der deutschen Kräfte gegen den ge meinsamen polnischen Feind ein leichtes sein." Deutsches Reich. Leipzig, 4. Jan*,,. * Kein Interview de» Kultusministers Dr. Beck mit einem Vertreter der Wiener „ist. Fr. Presse". Die „Deutsche Tagesztg." schreibt zu der angeblichen Unterredung des Kultusministers Dr. Peck mit dem Mitarbeiter der Wiener „Neuen Freien Presse": Wir sind in der Lage, auf Grund bester Informationen mitteilen zu können, daß der Bericht der Wiener „Neuen Freien Presse" über eine angebliche Unterredung zwilchen einem Vertreter dieser Zeitung und dem sächsischen Kultusminister den Tat sachen nicht entspricht. Der sächsische Kultusminister hat nur eine ganz kurze telephonische Un terredung mit dem Vertreter der „Neuen Freien Presse" gehabt, in der über die Ertlürung des Staats Ministeriums und über die Stellung des Staats minister, zum Hausministerium nicht da» mindeste gesprochen worden ist. * Die Antwort der Konservativen auf den von uns in der Neujahrsnummer veröffentlichten Aufsatz über den Abgeordneten Opis; und die sächsischen Industriellen juchen jetzt die „Dresd. Nachr." zu liefern. In dem Artikel wird aber auch nicht der geringste Anlauf dazu genommen, aus die sachlichen Wünsche der Industriellen, so z. B. auf dre Frage der Neueinteilung der Landtagswahlkreise des näheren einzugehen. Man glaubt vielmehr, den Verband Sächsischer Industrieller init süsz verzuckerten Neben» arten einfangen zu können, verleugnet den Abgeord neten von Heybevrand, weil dessen Aeußerungen auf einem der berühmten konservativen Ritte nach dem Westen den säcysischen Konservativen das Konzept arg verdorben, und hofft schließlich mit dem belieb- lesten Mittel, mit der roten Gefahr, die nötigen Wir kungen erzielen zu können. Wir haben bei anderer Gelegenheit schon einmal angeführt, daß die beste Be kämpfung der Sozialdemokratie in der Beseitigung der bekannten politischen Ursachen ihres starken Wachstums besteht, nnd stellen im übrigen nur noch fest, daß der Artikel der „Dresd. Nachr. die Konser vativen von dem Vorwurf der Industrie feindlichkeit bei der Erörterung der Frage der Wahlkreiseinteilung und de: Reform der Ersten Kammer nicht r ei n z u rv a s ch c n vermag Damit richtet sich aber der Versuch einer Rechtfertigung von selbst: denn gerade hrer hieß cs Farbe be kennen. * Kunzes Nachfolger. In das Bureau des Säch sischen Konservativen Landcsvereins tritt als Nach folger des Generalietlklörs Kunze Herr Kurt Fritzsche ein. Fritzsche ist Antisemit, er kandidierte 1907 im Wahlkreise Borna Pegau für die Reform partei und hat damals die Konservativen auf das hef tigste bctämpit. Voriges Jahr war er aber bereits gemeinsamer Kandidat der rechtsstehenden Parteien in Zschopau-Marienberg. Wer die Agitationsart Fritzsches kennen zu lernen Gelegenheit hatte, wird zugeben, daß der neue lonservative Generalsekretär gerade der geeignete Ersaß für einen Kunze ist. Die Neformpartei scheint in Sachsen auf jede eigne Initiative verzichten und wieder in die Arme der konservativen Partei zuriickkehren zu wollen, sonst würde fie doch die Uebersiedlung eines ihrer leb haftesten Vorkämpfer in« konservative Lager kaum gestatten. * Schacher mit Konsulaten. Es ist schon oft aus gefallen, daß im Annoncenteil von Zeitunaen Konsulate öffentlich ausgeboten werden. Die Leipziger Handelskammer hat Beran' lassung genommen, darüber bei der Regierung Be schwerde zu fuhren. Es ist ihr nun, wie der „Eoniek- tionär" mitteilt, die amtliche Mitteilung geworden, daß derartige Anzeigen in der Regel von Amts wegen nachgegangeil werde, um die Vermittler und etwaigen Bewerber ausfindig zu machen und auf diesem 2!Zege dem Schackxr mit Konsnlatsstellen zu begegnen. * Irauerseier für Major Dominik. Am Dienstag voimirlag sand in Hamburg die Trauericier für Major Dominik statt. Verirrten waren der Senat Hamburgs, dre Deutsche Kolonialgcsellschcnt. das Kolonialinstitut, die Geographische Gesellschaft, die Garnison Hamburg Altona und viele deutsch afrika ursche Firmen. Das Infanterie-Regiment Nr. 76 stellte die Ehrenkompanie. Prof. Pas «arge vom Kolonialinstitut hielt die Gedächtnisrede. Ferner sprachen Alfred Stärken für den Verein der west afrikanischen Kaufleute nnd Dr. Friedrichscn für die Geographische Gesellschaft. Haupioastor 1). Vröcker segnete die Leick? ein, die dann nach dem Bahnhof übergefrihrt wurde. * Württembergische Ordensverleidunqen. Der König von Württemberg verlieh dem Staatssekretär v. Tirpih das Großkreuz des Orders der Würrtem bergischen Krone und dem Chef des Marinetabinelts das Großkreuz des Friedrichsordens. * Der Sih des zukünftigen obersten Rerchokolo- nialgerichtshofes wird nicht Hamburg, sondern Berlin werden. Wie wir hören, rlt das Neichs- kolonialam« fest entschlossen, seine Zustimmung zu dem Gesetz nur zu geben, wenn der Gerichtshof in Berlin zur Errichtung tommt. Das Neichstolonial- amt ist der Meinung, dstz die koloniale Rechtspstege in Zukunft bedeutend erschwert werden würde, »enn Hamburg Sitz des obersten lolonialen Gerichtshofes würde. Es muß unbedingt verlangt werden, daß dieser Gerichtshof am Orte der obersten Kolonial zentralbehörde errichtet wird. Zu beachten ist auch, daß die große Mehrzahl der kolonialen Erwerbs gesellschasten und der lolonialen Interessenten ihren Sitz in Berlin bat, während in Hamburg dre Zahl dieser Gesellschasten nur sehr gering ist. Die Kom mission zur Vorberatung des Gesetzentwurfs zur Er richtung des obersten Kolonialgcrichtshofes hat ein n Beschlug über den Sitz des Gerichtshofes noch nicht geiastt. Dieser Beschluß soll in den nächsten Tagen gefasst werden. * Die Interpellation der Fortschrittlichen Volks» Partei über die Aufhebungdes Zündwaren- iteucraesctzcs, die an erster «teile auf der Tagesordnung der am 10. Januar stattsindenden Sitzung des Reichstages steht, wird, wie die „Nordd. Alla. Ztg." erfährt, sofort beantwortet werden. * Die Ausführungsbestimmungen zum Biehseuchen- gesetz sollen jo weit gefördert fein, daß rhr aus den bisherigen Vorarbeiten auigebauter Entwurf den Einzelregierungcn hat zugestellr werden können. Es ist demnach zu erwarten, daß der Entwurf auch in einer nahen Zeit an den Bundesrat gelangen wird. Dann wird dos bereits vor längerer Zeit vom Reichs läge genehmigte neue Viehseuchengesek zur Geltung kommen. Die Inkraftsetzung soll nach der Zustimmung des Bundesrats durch eine Kaiser liche Verordnung erfolgen. * Straflosigkeit des Bettelns. Zur zweiten Be ratung der Novelle zum Strafgesetzbuch ist von sozialdemokratischer Seite der Antrag gestellt worden, in allen Fällen, wo Betteln aus Not erfolgt ist, Straflosigkeit einzusühren. Diesem Anträge dürfte r on der Negierung nicht stattgeaeben werden. Er wird anerkannt, daß die Regelung der Strafbar keit des Bettelns verbesserungsbedürftig sei, es ist auch beabsichtigt, bei der allgemeinen Revision des Strafgesetzbuchs diese Frag« tm Zusammenhang mit verwandten Fragen, wie z. B. Diebstahl oder Mund raub au» Not, zu regeln. Im Zusammenhang mit diesen Fragen ist alsdann auch die weitere grund sätzliche Frage zu lösen, ob und in welchem Umfange den Gerichten ein allgemeines Strasmilderungs. oder Abolitionsrecht einzuraumen sei. Im übrigen ist die Regierung der Meinung, daß an eine glatte Erledigung der Novelle zürn Strafgesetzbuch in der luufenocn Session nicht zu denken ist, wenn sich die Parteien nicht auf die Grundlage der Kommrisions- Die zweite SüüMarerpeültwn Lhsrcms. Dr. Eharcot, der ruhmreiche Pionier der Franzosen im Südpolargebret, har jetzt über die zweite seiner großen Reisen zum erstenmal einen ab- ichließenden Bericht erstattet. Seine e r st e Reise hatte in den Jahren 1903 bi» 1905 stattgesundcn, und er wünschte jetzi seine Forschungen in einer zweiten Reise wieder aufzunehmen. Bei dieser hat er nun den etwas oberflächlichen Plan ausgestellt, einen möa- lichst großen Teil der Antarktis zu bereisen, gleich viel, wie ncche er dabei dem Pol kommen würde. Aus diesem Grunde mußt« er, gerade umgekehrt wie andere Polarexpeditivnen, dort zu landen versuchen, wo das Ufer des antarktischen Kontinents am wei testen vom Pol entfernt ist. Die besten Wünsche be gleiteten ihn auf seiner Fahrt schon wegen seines guten Humors, der ikm die Laune eingegeben hatte, fein Expeditionsschiff aus den Namen „Pourquor oas?" (Warum nicht?) zu taufen. Die Ausrüstung war sehr sorgfältig und umfaßte di« feinsten und neusten Instrumente. Da» Schis» hatte 22 Mann Be satzung. die meist schon die erste Expedition mitge- macht hatten. T'azu kamen sieben Gelehrt« für ver schiedene wissenschaftliche Fächer. Die letzte Sta tion. von der aus das antarktische Gebiet rn An griff genommen wurde, wor Punta Arenas an der Züdspitz« von Südamerika. Wie Eharcot nun vor der Londoner Geographischen (hescllschaft berichtet hat, fuhr er zunächst noch den südlichen Shetland- Inseln und über die Deceptionsimel nach der Meere» straße, die nach dem Führer der belgischen Südpolar expedition de Gerlacy« benannt ist Hier begannen die eigentlichen Arbeiten der Expedition, aber es war zunächst noch nicht möglich, einen geeigneten Hafen zur Landung zu rinden. Eharcot untersuchte daher mit zwei Beglei tern die Gegend nach Wetten bin, um festzustellen, ob die Belgsta-Etraße zwischen dem Festland und den Biscoe-Inseln füt das Schiff passierbar wär«. Diese Rekognoszierung erwies sich als ein recht gefahrvolles Unternehmen. Eharcot glaubte noch an demselben Tag« wieder bei seinem Schiff eintreffen zu können und hatte daher keinen Proviant mitgenommen Statt dessen wurden sie durch Blocket» berarl behin dert, daß sie erst nach vier Tagen das Schiff wieder erreichten und kaum dem Tode vor Hunger und Kälte entgangen waren. Nunmehr wurde mit dem Schiff die Reise weiter nach Westen angetrct-n und die kartographische Aufnahme der Kiistenlinie und der vorglaaerten Inseln vervollständigt. Dab.'i stellte sich bcispielswerse heraus, baß die Intel Adelaide um «in Vielfaches größer ist, als man bisher angenommen hatte. Südlich von dieser Insel bot sich den For schern ein noch ganz jungfräuliche, Gebiet dar; sie entdeckten dort, wo die Küstenlinie auf den bisherigen Karten ganz glatt angedeuter ist, einen großen Meer busen, den sie Marguerite-Bai nannten. Die Expedition hatte hier einen schweren Kamps mit dem Eis und namentlich mit Eis bergen zu bestehen, vermochte ihn jedoch siegreich aus zufechten nnd gegen 200 Kilometer Küstenlang« aus zuforschen. Schließlich gelang es auch, einen Teil des Festlandes zu überqueren und so nach dem auf den Karlen such nur gerade mit dem Namen ver zeichneten Alexander-Land zu gelangen. Auch von diesem wurde eine Karte hergestellt. (Herne hätte Eharcot dort in gänzlich unbekanntem Gebiet über wintert, sah sich aber genötigt, zu diesem Zweck nach der Petcrmanninsel zurückzukehren. Während der ganzen Fahrt waren außer den Vermessungen des Landes noch zahlreiche Lotungen und Netzziige im Meer ansgefiihrr worden. Der van des Winterlagers nahm nur drei Tage in Anspruch. Im Herbst konnten häufige und lange Ausflüge auf den Gletschern unternommen werden, der Winter aber erschwerte die Arbeit außer ordentlich. Es war weniger die niedrige Tempera tur als der fast unaufhörlich mit furchtbarer Stärke wehend« Nordoststurm, unter dem die Menschen zu leiden hatten. Diese Windrichtung hält in jener Gegend ungefähr über drei Viertel des Jahres an. Der Schneefall war sehr bedeutend. Leider konnte während dieser ungünstigen Jahreszeit auch der Skor but, das berüchtigte Gespenst der Polarsahrer, nicht fernqehalten werden. Der besondere Ehrgeiz der Expedition richtete sich ferner aus ein« Ueberquerung des Graham.Landes, aber es wollte sich zunächst kern Mittel finden lassen, diese natürliche Festung zu er klimmen, die nach allen Seiten in senkrechten Mauern von Granit nnd Ei« abstiirzt. Schließlich wurde aber auch diese Aufgabe gelöst. beschlüsse stellen und auf die Einbringung weiter gehender Antruge verzichten. * Reichstagskandidature». Der „Katolik'-Redak rcur Domdck dementiert die Meldung seiner Reichütsgskanbidatur für Leut heg an Stelle sei ne» Verlegers Napieratski. — Im Reichstagswahl- kreise Sangerhausen. Eckartsberga wollen Sie N a t i o n a l l i b e r a l e n einen eigenen Kandi daten, und zwar in Ser Person ors IusUzrats Frle ü- rich in Sangerhausen ausftellen. — Im Wahlkreise Danzlg-Sradr, den zuizeit Abgeordneter Momm sen vertritt, ist oer frühere Landtagsabgeoronete Kom merzienrat Münster berg als fortschritt licher Kandidat in Aussicht genommen. * Konservative und Nationalliberale. Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht die „Krcuzztg." den Leitartikel eines Herrn v. L ü l o w . Körchow, der folgenden Vorschlag macht: Die tonjervalive Partei soll vor den Wahlen noch aus eine scharfe Scheidung innerhalb der natronaltiberalen Partei drängen. Der Iungiibe- ralismus sei aus alle Fälle zu bekämpfen und der Sozialdemokratie gleich zu behandeln. Die Rechts- nationailiderulen sollen unterstützt werden, aber nur, wenn sie sich von Basiermann und dein Links liveralisinus lvssagen. Da die Negierung nicht handle und die Lache lausen lasse „bis zum Tage von Philippi, an dem das rote Gold des Amenta- nismus die nationale Würde Deutschland» be gräbt", müssen die Konservativen handeln. Der „Kreuzzttz." ist dieser Vorschlag zu einseitig, den,» sie sagt, daß die Ausführungen v. Bülows ein bedeutjames Stimmungsbild darsleUen; aber sie ver kenne nicht, „daß in die demnächst zu treffende Ent scheidung über die Haltung der Konservativen bei den Wahlen auch noch andere Gesichtspunkte zum Teil tat rischer Art hineinsptelen. Die Gesamt würdigung alter für die Entsstfeidung in Betracht kommenden Momente wird man den berufenen Or ganen der Partei mit Vertrauen überlassen können." — Auf diesen Köder werden aber die Nationallibe- ralen nich^ anbcißen. * Christlich - sozial - antisemitische Bürderlichkeit. Die „Slaalsbürgerztg." schreibt, der „Neichsbote" lügt, weil dieses Blatt in seiner Besorgnis vor der Gründung eine» neuen christlich-sozialen Blattes an Stelle des „Reich" behauptet hatte, die „Staatsbürger zeitung" habe eine radikale Schwenkung ge macht und erklärt, daß sie zu ihrer ersten demo kratischen Vergangenheit und zu einer Art alt deutschen Wotankultus zurückkehren werde. „Der „Reichsbote" irrt, verdächtigt und lügt", wiederholt die „Staatsbürgerzeitung". Neger sockenstrickende Teeschwestern und welt fremde Stiftsdamen möge ja allerdings bei den vom „Reichsboten" aus einem Artikel der „Staatsbürger zeitung" zitierten Sätzen ein Schüttelfrost überlaufen, des Lesens Kundige, vom Tertianer aufwärts, würden aber auch nicht den Schein eines Beweises für die vom „Reichsboten" ausgesprochene Verdächtigung finden in dem vollständigen Aufsatz. * Ein Bannrrträoer Eugen Richters -i. Der Führer der Freisinnigen in Westfalen, Fabrikant Busch haus, ist am Sonnabend an den Folgen einer Operation im Alter von 61 Jahren in Hagen i. Wests, gestorben. Die „Köln. Ztg." stellt ihm das Zeugnis ans, daß er einer der Bannerträger Eugen Richters in Lessen besten politischen Jahren war. Er war ein unentwegter Vertreter des starren Freisinns, und unter seiner Führung ist der Freisinn im Hagener Bezirk in eine isolierte Stellung geraten, die den Einfluß und die Bedeutung dieser Partei be deutend geschwächt hat. Wie im Hagener Stadtoer- ordnetentolleginm, so war Buschhaus auch im west fälischen Provinziallandtag ein zäher, unermüdlicher Kämpfer für die Ideale seiner Partei. * Die Parteien de» preußischen Abgeordneten- hatuses haben zurzeit folgende Stärke: Konser va ive 140. Freikonservative 61 Nationalliberal« 66, Fortschrittliche Dolkspartei 37, Zentrum 102, Polen 15, Sozialdemokraten 6, fraktionslos 3. Erledigt sind 4 Mandate und zwar: 1 Köslin, 4 Oppeln, 1 Danzig und 4 Königsberg. * Wegen der Zahnpflege in den Schule» hat der preußische Kultusminister einen von der Koblenzer Regierung an die Kreisschulinjpek- Unter großen Mühen gelang es dann Ende No- vember, also im Spatsrühjahr, dre Deception- Insel wcederzugewinnen, wo die Expedition gast freundliche Unterstützung durch dort auwesende Wal fänger erhielt. Der Aufenthalt aus dieser Insel wurde dazu benutzt, die Ausrüstung wieder zu ver vollständigen, autzerdem Beobachtungen und Geo logie und Lebewelt, über Gezeiten und auch über Erderschütterungcn in jenem Gebiet anzustellen. Dann wandte sich das Schiff nach der Bridgman-Insel und dem Admiralitätssuud, wobei die ganze ,übUche Küste der Süd-Sherland-Inseln untersucht wurde. Für de» zweiten beabsichtigten Vorstoß nach Süden hin schienen die Eis- und Witterungsoerhällnisse sehr ungünstig zu sein, aber die Expedition erreichte doch eine höhere Breite, als sie je zuvor in dieser Gegend erzielt worden war. Ein weiteres Vordringen wurde durch die schauderhaften Verhältnisse des Packeises verhindert. Dafür begab sich nun das Schiff noch weiter nach Westen über das Alexanderland hinaus Dabei wurde die Insel Peters 1i. wiedergcjunden. die seit dem Jahre 1839 nicht mehr besucht worden war. Nun drängten sich aber die Eisberge immer drohender um das Schiff zusammen. Dr. Eharcot konnte an einem einzigen Tage deren 5000 zählen. Im ganzen kam Eharcot noch weiter nach Westen als der Weltumsegler Cook und später der Russe Vellinghausen und auch noch 2 bis 3 Grad weiter südlich gegen den Pol hin. Es wäre vielleicht auch möglich gewesen, aus diesem Weg zum erstenmal bis zum Roß-Meer und dem Süd Victorialand durchzu stoßen, wenn nicht der Kohlenvorrat erschöpft und der Gesundheitszustand der Expedition zu sehr erschüttert gewesen wäre. So kehrte Tharcot nach Puntas Arenas zurück. Mit den Ergebnissen, die der ein gehenden Ausarbeitung noch harren, ist Eharcot sehr zufrieden. Namentlich sind die Sammlungen außer ordentlich umfangreich ausgefallen. Die geographisch wichtigste Neuigkeit der Expedition, die auch für di« neue deutsch« Unternehmung unter Filchner bedeu tungsvoll werden kann, ist die Feststellung, daß die Küste aus dieser Leite des antarktischen Festlandes von tiefen Fjorden zerschnitten und mit Inseln und Klippen besetzt ist. Da, Graham-Land ist keine Injsl, sondern wird nach Süden durch ein Land fortgesetzt, dem Eharcot den Namen Lubet-Land gegeben hat. und Mittwoch, 4. Januar 19N. toren gerichteten Erlaß den anderen Regierungen mit dem Auftrage zugehen lassen, ähnliche Verjüguugen. soweit dies noch nicht geschehen, sür ihre Bezirke er gehe» zu lasten. In dem Koblenzer Erlasse heißt es: „Die aroße Verbreitung der Zahnlranlheitcn nimmt die öffentliche Ausmertsamlcit mehr und mehr ur Anspruch. Nach ärztlichen Untersuchungen sind etwa 95 o. H. der Schulkinder mit Karies der Zähne be haftet. Dav mit den Jahren zunehmende Leiden be dingt mangelhafte Verdauung der Nahrung, Ab nahme der körperlichen Kruste und damit geringere Widerstandsfähigkeit gegen gesundheitliche Gefahren. Belehrung des gesamten Volkes über den Wert gesunder Zähne, über die Ursachen der Erkrankung und über geeignete Maßnahmen zur Erhaltung des Gebisses ist zu einer ernsten Pflicht geworden. Wir brauffragcn Sic daher, aus den kleineren Bezirks konferenzen die Angelegenheit zur Erörterung zu bringen und das Interest« der Lehrerschaft für die in Betracht kommenden Aufgaben der Schule zu belebe». Es würde als eine wesentliche Förderung des Volks wohls zu begrüßen jein, wenn bei gegebener Möglich keit wenigstens die allgemeine unentgeltliche zahnärztliche Untersuchung der Schüler eingesührt werden möchte." ' Drei Jubiläen in einem Jahre! Eine der älte sten Druckereien Deutschlands, die König!. Hofbuch druckerei Trowitzjch L Sohn in Frankfurt a. Oder, begeht cm Herbst dieses Jahres ihr 200 iäh- rigcs Bestehen als Königliche Hosbuchdruckerci. Zufällig feie:» zwei ihrer größten Unternehmungen, die beiden rn ihrem Verlage erscheinenden periodischen Dluckschrifren, ebenfalls in dreiem Jahre bedeutungs volle Errnnerungstage: „Der praktijche Rat geber im O d jl« uns Gartenbau" sein 2öjäb riges, dir „Frankfurter Oder-Zeitung", wie wir schon meldeten ihr IstOjährigcs Bestehen. Zu ihrem Jubiläumsragr, dem 5. Januar, gibt di „Frank furter Oder-Zeuun'g" erne reichtllusrnerte Fcstnum mcr heraus, die in einer Reihe von Artik.ln die inner lich eiigocrknüpfle Entwicklung der Zeitung und ihres Verbreitungsgebietes, oer Stadt Frankfurt a 2. und des weiten Märkischen Landes widerspiegelt. Aus kleinen Anfängen ist die „Oder-Zeitung" entstanden. Aber längst ist sie über den Nahmen einer Lokalgröße hinausgewachsen. Aus dem ehemaligen Wochenblatt ist die täglich zweimal in Frankfurt a. O. ausgegebenc maßgebende und verbreitete Provinzzeilung Bran denburgs geworden. Der politischen Richtung nach stehl das Organ der nationalliberalen Partei sehr nahe. Die reichhaltige Fcstnummer des Blattes, rn der auch eine stattliche Anzahl hervorragender Person lichkcitcn des gegenwärtigen Deutschland, die in Frankfurt a. O. gelebt Kaden, interessante Erinnerun gen an ihre Frankfurter Jahre rvredergcben, wird auf Wunsch vom Verlag der „Oder-Zeitung" jedem unserer Leser kostenfrei zugesandt. ' Bon einem Mißbrauch der Dolkszählungslisten berichtet das „B. T." aus Ludwigshafen am Rhein. Dort hat ein früherer Schutzmann, der jetzt noch in einem andern städtischen Dienst verwendet wird, die Bolkszählungslisten, die geheimaehatten werden müssen, in das katholische Pfarr haus zur Einsichtnahme gebracht, damit der Pfarrer daraus ersehen könnt«, wer sich in Ludwigshafen zur katholischen Religion bekenne. Die Affäre kam bereits rn der letzten Sitzung des Ludwigshafener Stadlrats zur Sprache, und der Vorsitzende erklärte auf eine Interpellation hin, daß der Geistliche be streite, «in derartiges Ersuchen gestellt zu haben; er habe jedoch sein Bedauern ausgesprochen mit dem De merken, daß es sich um den Vollzug eines Auftrages des bischöflichen Ordinariats in Bayern, um Liefe rung einer derartigen Statistik handele, und der Geistliche glaubte auf diesem Wege am raschesten zum nöligen Material zu kommen. Gegen den städtischen Bediensteten wurde Untersuchung eingeleitct, nach deren Abschluß gegen ihn disziplinarisch vorge gangen werden soll. Kuslrmü. England. * Die »Tripel-Entente" und Deutschland. Die radikale „Daily News" setzt in einem neuen Artikel ihren Feldzug gegen Deschanel und alle diejenigen dann folgt weiter das gleichfalls neu entdeckte Fal- lieres-Land. Das nach dem Zaren Alexander l. be nannte Land dagegen hat sich als eine große Insel herausgestellt, während die von dort aus im Süden und Westen gesichteten Küsten sehr wahrscheinlich mir dem Fallieres-Land zusaminenhängen. Di« wesent liche Frage, deren Beantwortung die Hauptaujgabc der neuen deutschen Expedition sein wird, ob der ant arktische Kontinent ge,chlosten ist oder von einem Meeresnrm durchsetzt wird, ist von Eharcot nur so weit berücksichtigt worden, als er durch Lotungen die Verhältnisse des Meere? untersucht und daraus sowie aus der Gestalt und der Bewegungsrichtung der Eis berge aus eine fortlaufende Natur der Küste geschlos sen hat. Er hält es also für wahrscheinlich. daß kein solcher Meeresarm den Kontinent durchteilt, sondern eine einheitlich« Küstenlinie von der joaenannten westlichen Antarktis dis zum Eüuard-VIl. Land bc steht. Selbstverständlich bezeichnet auch Eharcot die weitere Erforschung dieses Landes als äußerst wün schsnswert, aber auch als höchst schwierig, weil das Eis hier ungewöhnlich große Hindernisse bereitet und auch die Witterung den Menschen aufs furchtbarste zusetzt. vr. Tb. Die Königliche Äkrrüemie Mr graphilche kllnlie unü Buchgewerbe zu Leipzig. Daß die Leipziger Königliche Akad«mie für gra phische Künste und Buchgewerbe sich in erfreulicher steter Weiterentwicklung befindet, das war nicht bloß au» den letzten Schülerausstellungen zu ersehen, das bestätigt auch die in Aussicht genommen« Ver mehrung der sür die Anstalt erforderlichen Unlerrichtsräume. Durch Hinzunahme der B a u g e w e r k e n s ch u l e. für die ein neue», an der Kaiserin-Augusta-, Süd- und Kochstraß« gelegene? Gebäude errichtet werden soll, wird dem gegenwärtig sühlbaren Mangel geeigneter Räumlichkeiten ab geholfen werden. Aus dem Anstaltsleben ist ferner zu berichten, daß der Lehrerschaft aus der Abgabe der kleinen Auflage d«s Winckelmannwerkes von Goethe an Mitglieder der Bibliophilen Gesellschaft eine Reineinnahme von 2500 .ll erwuchs, die den Grundstock eines Vermögens