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Blatte« erdtlillch. Da« Leip,,«er Da-ebiatt ertcheini 2 »ei itglich. Sonn- a Aet riag« nur mergen«. ildanne i«nt->ilnnaüm«. Nnguiiulvlatz 8, bei unlerrn Drägern, iillialen, Spediteuren und LnnLdineVellen, kawu Pallämter» »nb Br, eitrig ern I»n»el»«riaufe»re»« «rr vtorgen» »utgube 1U 4, der iubkndrulgid« S biedaktton und Geichäftädeller Iohanniegasie B. gernlvrecherr I4«8L l.üi», I4SS4. Morgen-Ausgabe. MWgerTagtblM Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Volizeianttes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis ttr Jnierrtte au« lle>»,ig und Umgebung »<« «^ipaltene HO mm breit» P-«it»eiI, 2L 4, di» 74 MM breu, lkeUauiegeUe > »m> »»«wärt« 30 «elamen 1.2V Jnirrate „» «rbbrden '» amtlichen Drtl di» 74 mm breit« vetttzeU» 4V 4. «eichätttanvigen MU B «»»orlchriftrn NN» t» der <dendau»aad« »n vreoe erdbvl Babati nach taril. Berlagegedübr b ». Daulrnd exkl. Postgebühr. geUrrteüt» Snltrtae Uanrn nicht «urüch- «exogen werde» Ttür da« Erscheine» an vettimmten Lagen und Plätzen wirb lein« Garantie übernommen. «nM^n.Unnabmei Bag»<tu«vl»tz d« lämtlichen Filiale, u. allen Lnnonceo» itxpedlttoneo de« In» an» Laila»»««. Hanpt-Filiale Berlin: I«r> »nnike« Herioql. Baqr. tzof-»<> Handlung, Lützowstiud« IL lDelepbon VI. -tr. 4003). Haavt-Siltal, Drr-dem Seeitrotze 4. l (Delephoa 402»« Nr. 2S0 VIensnig, üen 20. Sememder ISIS. 104. Jahrgang. Das wichrtglte. * Die Stichwahl im Wahlkreis Frank furt a. O. — Lebus findet am 26. September statt. (S. Dischs. R.) * Das badische Großherzogspaar feiert heute das Fest der silbernen Hochzeit. (S. Dtschs. R.) * In Königsberg nahm gestern die 82. Tagung deutscher Naturforscher und Aerzte ihren Anfang. (S. d. bes. Art.) * Zn Brüssel wurde die englische Aus stellung in Anwesenheit des belgischen Königs wiedereröffnet. (S. Tageschr.) * 12 000 Arbeiter der Bereinigten Cambrian- Kohlengruben in Südwales sind gestern in den Aus stand getreten. Möglicherweise wird der Verband der Waliser Kohlengrubenbesitzer als Antwort 200 000 Grubenarbeiter aussperren. (S. Ausl.) Die Ssuptaukgade. „Der Reichskanzler hält es für seine Hauptaufgabe, die Reichsgeschäfte so zu führen, daß das der Nation zum Gedeihen ihres Erwerbslebens ebenso wie zu ihrem mili tärischen Schutze Nötige gesichert und ihre stetige kulturelle Entwicklung gewahrt werde." Tatsächlich? Man sollte es nicht für möglich halten. Dieser Reichskanzler. Er er blickt seine Hauptaufgabe darin, die richtige Wirtschafts-, Militär, und Kulturpolitik zu treiben. Glückliches Reich, das einen solchen Kanzler an seiner Spitze weiß! Der Sport, der in diesen Ausführungen liegt, gelte nicht dem Kanzler. Er gilt nur der höchst kümmerlichen Stilisierung, in der die „Norddeutsche" über ihn orakelt; oder, präziser gesagt, in der Herr von Bethmann Hollweg über sich orakeln läßt. An dieser Charakterisierung der Hauptaufgabe des Reichskanzlers läßt sich eigentlich nichts aussetzen. Sie ist von einer so öden Gemeinplätzlichkeit, daß die Zähne der Kritik stumpf werden. Welcher mögliche und unmögliche Kanzler könnte sie nicht unter schreiben? Die Hauptaufgabe des Kanzlers ist, richtige Politik zu machen. Sehr wahr. Verblüffend richtig. Aber was soll uns die Mitteilung, dass der Reichs kanzler von Bethmann Hollweg begriffen hat, daß ihm dieselbe Aufgabe gestellt ist, die jedem Staatsmanne gestellt ist? Herr von Bethmann Hollweg hat gewiß keine gute Presse. Aber seine schärfsten Kritiker sind noch nicht auf den Gedanken gekommen, daß er es nicht als seine Aufgabe betrachten könnte, die richtige Wirt schafts-, Militär- und Kulturpolitik zu treiben. Die Frage geht nicht darum, ob er das von ihm für richtig Gehaltene tun will. Das bezweifelt niemand. Die Frage geht darum, was denn eigentlich der Herr Reichskanzler für richtig hält. Und auf diese Frage verweigert Herr von Bethmann Hollweg die Auskunft. Das ist schließlich seine Sache. Unter dem Fürsten Bülow wurde darin gesündigt, daß wir jeden Tag die Pläne, Meinungen, Wünsche und künftigen Taten des Herrn Reichskanzlers aufs Butterbrot bekamen. Das war ein häufig recht abgestandenes Phrasenmus, an dem sich Deutschland seinen politischen Magen einiger maßen verdorben hat. Herr von Bethmann ver sucht es andersherum und verfällt dabei ins entgegengesetzte Extrem. Er sagt überhaupt nichts; verdient sich den Namen des Zivil- Moltke in Ehren. Nichts ist dümmer, als ihm deshalb Mangel an einem politischen Pro gramm vorzuwerfen. Die Leute, die sich tagaus, tagein auf den Markt stellen und schreien: „Ich habe eine Idee, ein Programm, eine politische Weltanschauung" — sie genießen mit Recht wenig Kredit. Es kommt hinzu, daß die schönste Idee, das schönste Programm, die schönste politische Welt anschauung Herrn von Bethmann Hollweg gegenwärtig sehr wenig nützen würden. Sie würden ihm erbarmungslos unter den Händen zerpflückt werden. Und auch der Wohl wollendste würde die Frage zu stellen haben, wie es denn mit den Taten aussehe, die so guter Gedanken Frucht sein müßten. Wenn der Reichskanzler sich des halb zu dem Satze vom Goldeswert des Schweigens bekennt, so können wir das bis zu einem gewissen Grade verstehn. (Bis zu einem gewissen Grade: er übertreibt's nämlich.) Aber wenn er einmal schweigen will, so möge er auch gefälligst seine Federn veranlassen, die gleiche Tugend zu üben. Solche Gemeinplätze sich vorerzählen zu lassen, wie die „Norddeutsche" das am Sonnabend getan hat, dazu verspürt kein verständiger Mensch Lust. Sie verbittern nur. Reizen den Spott. Und stärken den Glauben — den Irrglauben, hoffen wir —, daß Herr von Bethmann auch nichts zu sagen hätte, wenn er uns etwas sagen wollte. Noch eins: „Leistet das deutsche Volk in der praktischen Arbeit fortwährend so Großes, so wird es sich auch in seiner politischen Betätigung und Kultur der Herrschaft der Phrase entwöhnen und seine Geschicke so wenig nach übler Laune, wie nach einseitigen Klaffen- oder Interessenten wünschen mitbestimmen müssen." Der Gedanke ist etwas schief ausgedriickt; etwas Magisterhaft dazu. Aber im Kerne ist er gewiß richtig. Wir stehen in Deutschland unter der hassenswerten Herrschaft der Phrase. Der Partei phrase, der religiösen Phrase, der kulturellen Phrase. Phrase, wohin wir blicken. Der Kampf gegen sie ist gut und nützlich. So aber, wie ihn Herr von Bethmann Hollweg führt, geht's wirklich nicht. Die Phrase kann bekämpft werden, indem man sie der schärfsten Einzel kritik unterzieht. Das ist eine Arbeit, die kein einzelner leisten kann, an der aber, auf allen Gebieten, die besten Köpfe Deutschlands seit Jahren beteiligt sind. Will Herr von Bethmann hier mittun — wohlan! Das Wort des Reichs kanzlers reicht weit. Aber mit der allgemeinen phrasenhaften Versicherung, daß wir unter der Herrschaft der Phrase stehn, ist es nicht getan. Diese Versicherung, wenn sie ohne die scharfe Einzelkritik bleibt, wirkt schwächlich. Und sie darf vor allen Dingen nicht regelmäßig ab gegeben werden, wenn sich einmal ein offizieller oder offiziöser Mund auftut. Der Phrase entgegenzuarbeiten gibt es aber für einen Reichskanzler noch ein anderes und, wie uns bedünken will, sehr viel wirksameres Mittel, als das der mühsam bohrenden Einzel kritik. Das sind Taten. Jeder weiß, ein wie großes Stück unserer politischen Phraseologie mit einem Schlage außer Kurs gesetzt wäre, sowie man verspürte, daß es irgendwo und irgendwie politisch vorwärts ginge. Vor wärts — das heißt nicht: auf die Demokratie zu. Der Herr möge uns in Gnaden bewahren! Vorwärts — das heißt: aus Ueberlebtem und Moderndem in Lebensfähiges und Frisches hinein. Eine einzige Tat der „kulturellen Fortentwickung" würde uns sehr weit fördern. Und von dem rings brauenden Phrasennebel sehr viel zerstören können. Sollte der Versuch nicht lohnen? lieber -en ZulsmmemriU -es Reichstags wird uns von parlamentarischer Seite folgendes mitgeteilt: Zn der Presse werden Fühler ausgestreckt, vermut lich von einer der Regierung nahestehenden Seite, ob ein späterer Zusammentritt Les Reich s- tages auf Widerstand stoßen würde. Es wird empfohlen, den Reichstag erst nach der Mitte des Monats November zusammentreten zu lassen, weil sonst die Reichsversicherungskommission ihre Arbeiten nicht zum Abschlüsse bringen könne. Die Arbeiten dieser Kommission werden auch nicht zum Abschluffe kommen, wenn das Plenum seine Ferien bis Weihnachten ausdehnt. Es liegt nicht im Interesse des Reichstags, die Zeit im November un tätig verstreichen zu lassen. Das Wertzuwachssteuer gesetz bedarf einer dritten Kommissionslesung, die Eewerbeordnungsnovelle mit ihren verwandten Ge setzen bedarf dringend der Förderung in der Kom mission, das Arbeitskammergesetz ist für die Plenar beratung reif, zahlreiche Interpellationen sind vor bereitet, um im Plenum zur Besprechung gestellt zu werden. Die Zeit im November wird dringend ge braucht, um den Dezember für die Etatsberatungen frei zu halten Fast har cs den Anschein, als sei der 9. November der Reichsregierung jetzt ein zu früher Reichstagsbeginn. Die Kommissionsarbeiten werden durch eine Verzögerung im Zusammentritt des Plenums aber nicht gefördert. Die Reichsversiche rungsordnung steht schon heute aus dem toten Strang, l die übrigen Materien, die der Kommissionsberatung bedürfen, können erst in Angriff genommen werden, nachdem die Fraktionen gesprochen haben. Dies gilt namentlich von der endgültigen Fassung des Zu wachssteuergesetzes. Das richtigste ist, der Reichstag nimmt seine Arbeiten am 9. November wieder auf. Die griechische llmiaiml- oerlammlung in Stambul. Aus K o n st a n t i n o p e l, 15. September, schreibt uns unser Korrespondent: Wenn man von der alten Brücke das Goldene Horn hinausfährt, etwa um nach Ejub oder den süßen Wassern von Europa zu gelangen, erblickt man auf der linken, also Stambuler Seite einen hochauf ragenden, langgestreckten roten Bau. Es ist das Phanar", der Sitz des ökumenischen Patriarchen, des ob^sten Priesters der im Machtbereich des Halbmondes lebenden Bekenner der griechisch-orthodoxen Religion. Als solcher stehen ihm fürstliche Würden zu, die ihm auch von den Sultanen jederzeit erwiesen wurden, sofern er selbst dem Sultan gab, was dem Sultan gebührte. Als die Türken vor 500 Jahren das byzantinische Reich er oberten, setzten sie zur kirchlichen Leitung der christ lichen Religionsgemeinschaft in den eroberten Ländern einen priesterlichen Funktionär ein, der den schon von altersher überkommenen Titel „Patriarch" erhielt. Die Wahl fiel auf einen Griechen, und da damals die Türken von den christlichen Konfessionen nur die griechisch-orthodoxe kennen gelernt hatten, so deckte sich bei ihnen durch lange Jahre hindurch der Begriff „Christ" mit „Grieche". Dadurch entstanden schließlich alle die Wirrnisse, die namentlich in den letzten Jahren so häufig zu blutigen Bandenkümpfen geführt haben. Der stets der griechischen Nationalität entnommene Patriarch sorgte zu allen Zeiten dafür, daß alle Priester in den ihm unterstellten christlichen Kirchen ebenfalls Griechen waren, und daß das Griechische Kirchen- und Schulsprache wurde selbst in Orten, deren Bevölkerung überwiegend bulgarisch, serbisch oder rumänisch (kutzowalachisch) war. Dadurch gewöhnte sich das griechische Volk daran, Len ganzen Machtbereich des ökumenischen Patriarchen, also auch die bulgarischen, serbischen und kutzowalachischen Ge biete. als zum Hellenentum gehörig zu betrachten. Als dann überall das Nationalitätsgefühl erwachte und die Bulgaren bulgarische, die Serben serbische, die Kutzowalachcn rumänisme Kirchen und Schulen verlangten, da erachteten dies die Griechen als Hoch- und Landesverrat und suchten durch bewaffnete Ban den die unbotmäßige Bevölkerung zu zwingen, sich zur griechischen Nationalität zu bekennen. Da Druck Gegendruck erzeugt, so rüsteten die bedrohten Ort schaften ebenfalls bewaffnete Banden aus, so Laß jahrzehntelang Mord und Totschlag an der Tages ordnung waren. Um diesen Uebelständen, die ja ständig eine Ge fahr für den allgemeinen Frieden bildeten und tat sächlich schon wiederholt zu internationalen Reibun gen geführt haben, ein Ende zu bereiten, hat das türkische Parlament vor kurzem ein Gesetz angenom men, nach welchem in den christlichen Orten die Kirchen und S chulen derjenigen Natio nalität zugesprochen werden sollen, die da selbst die Majorität bildet; für die in der Minderheit befindliche andere Nationalität sollen dann neue Kirchen und Schulen errichtet werden. Ob dieses Gesetzes geht nun ein Schrei der Entrüstung durch das ganze Hellenentum. Der Patriarch war der erste, der gegen dasselbe pro testierte. Da dieser Prorest nichts nutzte, so har er jetzt die Vertreter der griechisch-orthodoxen Kirchen gemeinden, die seit Jahrhunderten in beliebigen Zwischenräumen im Phanar unter dem stolzen Titel „griechische Nationalversammlung" zujammentreten, um über wichtige kirchliche Fragen zu diskutieren, einberufen, um solchergestalt seinem Protest einen neuen und verstärkten Nachdruck zu geben, und in Hellen Scharen sind die Griechen türkischer Unter tanenschaft dem Rufe ihres Kirchenoberen gefolgt. Die türkische Regierung sieht jedoch die Einbe rufung und Tagung der „griechischen Natio nalversammlung" zum Zweck gegen ein legal beschlossenes Gesetz zu protestieren und zum Wider stande gegen dasselbe aufzurufen, als einen Akt der Rebellion an. Sie hat daher die Versammlung ver boten. Trotzdem sind die griechischen Kirchenabge sandten in Stambul erschienen und scheinen der tür- kischen Gewalt trotzen zu wollen. Die Gegend um das Phanar gleicht seit gestern einem Kriegs lager. Ueberall sieht man Abteilungen türkischen Militärs, die dem Zutritt der griechischen Abgeord neten zum Phanar zu wehren suchen. Die Widerspen stigen werden arretiert, bis jetzt sind gegen 60 Ver haftungen erfolgt. Immerhin ist es einer Anzahl Abgeordneter durch List und andere besondere Um stände gelungen, in das Phanar zu gelangen, so daß der Patriarch in der Lage war, die „griechische Na tionalversammlung" eröffnen zu können. Es geschah dies mit all dem hierzu vorgeschriebenen kirchlichen Gepränge, sowie mit einer Rede des Patriarchen, die recht volltönend war. Daß der Zusammentritt der „griechischen Nationalversammlung" in Stambul an demselben Tage erfolgte wie die Eröffnung der Na tionalversammlung in Athen ist sicher auch kein nur zufälliges Zusamentrefsen. Aber so groß die Griechen jetzt den Mund auch aufmachcn, sie werden doch recht bald klein laut werden. Denn die Regierung zeigt sich ent schloßen, mit aller Energie vorzugehen. Die Truppen haben gegenwärtig das Phanar umringt und halten die darin Anwesenden eingeschloffen. Sobald die selben das Gebäude veilaffen, werden sie arretiert. Sie sowohl wie die vorher Verhafteten werden dem Kriegsgericht zugcführt werden. Die griechischen Kaufleute sitzen zu Tau senden in den Kaffeehäusern und unterhalten sich im Flüsterton. So sehr sie einen Sieg ihrer „guten Sache" wünschen, so zeigen doch ihre resignierten Mienen, daß sie einen Triumph der türkischen Re gierung erwarten. Oemlches Reich. Leipzig, 20. September. * Vom Zagdaufenthalt des Kaisers in Ungarn wird aus Mohacs gemeldet: Der Kaiser hat sich Sonntag früh 4 Uhr zur Jagd begeben. Um 9 Uhr wurde in dem Kappelzimmer des Jagdschlosses eine Messe abgehalten, der Erzherzog Friedrich mit Familie beiwohnte. Um 11 Uhr sand in dem vor der Burg aufgeschlagenen Zelt evangelischer Gottes dienst statt, an dem Kaiser Wilhelm mit Gesolge und Erzherzog Friedrich nebst Familie teilnahmen. Nach mittags begab sich der Kaiser abermals zur Pirsch; ebenso auch Montag früh 5 Uhr. Die Abreise ist für den Abend festgesetzt. — Ueber die Wiener Reise des Kaisers wird noch bekannt: Zm Gefolge des Kaisers werden sich befinden: Oberhosmarschall Graf zu Eulenburg, Eeneraladjutant Generaloberst v. Pleffen, die Flügeladjutanten Oberstleutnant von Friedeburg und Major Freiherr v. Helsing-Berstett, Leibarzt Oberstabsarzt Dr. Niedner, der Chef des Zivilkabinetts Wirk!. Geh. Rat v. Valentini, der Chef des Militärkabinetts Generalleutnant Freiherr v. Lyncker, die Vertreter des Auswärtigen Amtes Freiherr v. Jenisch. Zum Ehrendienst beim Deutschen Kaiser sind befohlen Eardekapitän General der Kavallerie Graf Ueküll-Eylleband, Generalmajor Kleyer, der Kommandeur des Husarenregiments Nr. 7 Oberst Freiherr v. Schönberger, Oberstleutnant Horvath vom Infanterieregiment Nr. 34, dessen Chef Kaiser Wilhelm ist, Flügeladjutant Major v. Man zano. Die genannten Herren des Ehrendienstes werden sich sodann in Baden beim Kaiser Wilhelm melden. Botschafter v. Tschirschky und Militärattachä Graf Kageneck fahren dem Kaiser bis zur Wiener Neustadt entgegen. * Zum silbernen Ehejubiläum des badischen Eroß- herzogspaars, worüber wir bereits in der gestrigen Abendnummer ausführlich berichteten wird noch ge meldet: Am Montag vormittag 11 Uhr begaben sich die großherzoglichen Herrschaften mit den bereits an wesenden Fürstlichkeiten in feierlicher Auffahrt zum Huldigungsakte. Auf dem Wege vom Schlöffe bis zur Festhalle bildeten Vereine und Schulen Spalier. Im ersten offenen Sechsspänner saßen der Eroßherzog und die Großherzogin. Eine Abteilung vom Leib dragoner-Regiment Nr. 20 gab das Ehrengeleit. Zm zweiten offenen Sechsspänner folgten die Königin von Schweden, die Großherzogin-Mutter von Luxem burg und der Kronprinz von Schweden; in den näch sten Wagen schloffen sich an: die Herzogin von An halt, Prinz und Prinzessin Wilhelm von Schweden, Prinz und Prinzessin Max von Baden und die luxemburgischen Prinzessinnen sowie die Gefolge. Das Jubelpaar und die fürstlichen Gäste wurden von der Bevölkerung stürmisch begrüßt. Vor der Fest halle war eine Ehrenwache des Leibgrcnadier-Regi- ments Nr. 109 mit Fahnen und Musik aufgestellt. Am Eingänge zur Festhalle wurden die fürstlichen Herrschaften vom Oberbürgermeister Sigrist, den städtischen Kollegien und den Spitzen der Behörden empfangen. Der Oberbürgermeister über- mirrelte in einer Ansprache dem Eroßherzog und der Großherzogin die Glückwünsche der Stadt, wofür der Großherzog mit einem Hoch auf Karlsruhe und die badische Heimat dankte. Hierauf ging das Hul digungsspiel in Szene, das mit einem Absingen der Fürstenhymne schloß. Nachdem die fürstlichen Herr schaften ins Schloß zurückgekehrt waren, fand dort Familienfrühstück und Marschallstafel statt. Prin zessin Heinrich von Preußen ist Montag nachmittag gegen ^3 Uhr eingetroffen und wurde auf dem Bahnhofe von dem Eroßherzog, der Groß herzogin und dem preußischen Gesandten v. Eisen decher empfangen. * Zur Asienreise des Kronprinzenpaares. Zm Gefolge der Kronprinzessin, die ihren Ge mahl auf der Reise nach Osrasien bis Ceylon begleitet, befinden si» Oderhofmeistcrin Freifrau v. Tiele Winckler. Gräfin Grote, Hofmarschall Graf Bie-'-ark Bohlen, Kammerjungfer v. Behr. Die A b - rer < e der kronprinzlichcn Herrschaften erfolgt vor- o.:<..h:Uch in den ersten Tagen des No- re aber mit einem Dampfer des Norddeutschen Llond von Genua. * Ueber Vas amtliche Wahlergebnis der Reichs tagsersatzwahl in Frankfurt a. O.—Lebus wird ge meldet: Zn der am 15. September stattgehabten Reichstagscrsatzwahl im Wahlkreise Frankfurt a. O.— Lebus sind nach endgültiger Feststellung insgesamt 28 695 Stimmen abgegeben worden. Es erhielten der Schuhmachermeister Faber aus Frankfurt a. O. (Soz.) 14 319, Geh. Archivrat Winter-Magdeburg lNatl.) 7754 und der Arbeitersekretär Dunkel-Berlin (Kons.) 6595 Stimmen. Mithin findet engere Wasil zwischen Faber und Winter statt. Der Wahl- termin ist auf den 26. d. M. festgesetzt. O. Reichstaasabgeordneter Naumann über die po- Mische Lage. Zn einer von der Fortschrittlichen Volkspartci in Hannover einberufencn Volksver sammlung hielt Friedrich Naumann am Sonntag einen Vortrag, in dem er die Liberalen im Lande aufforLerte, sich für den bevorstehenden Wahlkamps auf das eine Ziel zu einigen, Deutschland aus den Händen der Junker zu befreien und die Schaffung einer parlamentarischen Regierung anzubahnen. Es komme bei den Wahlen für die große Politik nicht darauf an. ob in einem Wahlkreis ein National- liberaler-Freisinniger oder Sozialdemokrat siege, son dern nur darauf, Las die konservativ-klerikale Pha lanx von einer linken Mehrheit zurückgcdrängt werde. Wenn dieses gelingen sollte, dann dürfte die Sozial demokratie nicht in ihrer bisherigen Stellung ver harren. sondern müße eine Politik treiben lernen, wie es die badischen Genoßen in ihrer besonderen Not ge lernt hätten. Der Redner übte auch an der Königs- I berger Kaiserredc Kritik und betonte, Deutschland