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I.AlW j. 8ei»M Ä>BM M AiM U U LiMtlÄU. 1?. Mer W. <Mizkll-Ä»sz»ik.> (Fortsetzung ou» dem Hauptblatt.) Belgien. » Ltz»rl<r»t, 11. October. ^Telegramm.) 8000 Gruben- Leiter hoben heute die Arbeit wieder ausgenommen. Der Streik wird morgen voraussichtlich vollständig beendet sein. Italien. * Ns«, II. October. (Telegramm.) Ja Corleone auf Siciliea legte eine große Anzahl Landarbeiter die Arbeit »ieder. Bewaffnete Bauernschaaren durchziehen die Gegend. An anderen Orten herrschen ähnliche Zustände. Nach den bedrohten Punkten wird Militair geschickt Der .Pester Lloyd" veröffentlichte Ansang d. M. eine Meldung, wonach der italienische Botschafter am Berliner Hose in Rom rinoetroffrn sei und der italienischen Regierung die Ansicht der deutschen Regierung übermittelt habe, daß der britischen Flotte die höchste Ehrenbezeugung gezollt und -er wärmste Empfang bereitet werden solle. Der König selber möge an den Festlichkeiten im Zusammenhang mit dem Btsüch d«S Geschwader- theilnehmen, damit der Besuch die nämliche politische Bedeutung erlange wie derBesuch der russischen Fl»«» in Toulon. Die italienische Regierung balle sich damal« deeilt^drese ganze Nachricht durch dir „Agenzia Stesaui" als jeder Begründung entbehrend zu bezeichnen. Gleichwohl kommt jetzt der „Prster Lloyd" auf seine falsche Nachricht zurück und besteht darauf, daß der König von Italien in Spezia eintreffen werde und daß in politischen Kreisen der Reise de« König- zur Begrüßung der englischen Flotte die größte Bedeutung dei- grlrgt werde. Wir wissen nicht, wo die Quellen stießen, welche den .Pester Lloyd" berechtigen, der amtlichen Berichtigung der italienischen Regierung wegen de- Besuchs des König- Humbert io Spezia rnrgegenzutrelen. Die Absichten der italieni schen Regierung können wir nicht mit Bestimmtheit kennen; aber da- können wir nach eingezoqener Erkundigung mit Sicherheit behaupten, daß in Berlin von einer solchen Absicht der italienischen Regierung, wie sic das Pester Blatt anführt, nicht da- Geringste bekannt war und daß die der deutschen Regierung in der Sache zugeschriebene Mitwirkung nur in der Einbildungskraft de- „Lloyd" und seiner vielleicht nicht ganz mit gutem Glauben handelnden Hintermänner besteht. Bon bestunterrichteter Seite wird neuerdings be stätigt, daß die erneute Meldung de- „Pester Lloyd" einer freien Erfindung ihren Ursprung verdankt. (Köln. Ztg.) Spanien. * Nach einer Pariser Meldung au- Tätiger hätte die spanische Regierung au- Anlaß der Angelegenheit von Melilla den spanischen Militair-Attachü beim Sultan von Marokko abberusen. Großbritannien. * L»«tz<n» 11. October. (Telegramm.) Der Berg- arbtiterstreik nähert sich dem Ende. Mehrere große Hüttenwerke haben heute die Absicht kundgegeben, die Arbeit zu de» früheren Lohnsätzen wieder beginnen zu lassen. Rußland. V. Warschau, 11. October. Die Staatsregierung be schloß den Bau der strategisch wichtigen Bahn voo Ploc! nach Nowogirorgiew-k. Amerika. * Admiral Mello erklärt in einer Kundgebung, er werde im Falle seines Erfolge» die republikanischen Institutionen streng aufrecht erhalten. Peixoto habe dir Berfaffung Brasilien- verletzt und da- Gedeihen de- Lande» in Frage gestellt, indem er da- Land dem Bürgerkriege au-seyte. Er, Mello, strebe nicht nach der Macht, er wolle nur da» Land retten und da- Volk von den Tyrannen befreien, er vertraue aus seine» eudlicheo Sieg. Lholera-Vachrich1en. * Hambnri, 10. October. Gegen die in letzter Zeit mehrfach, namentlich im Au-lande verbreiteten Sensation- Telegramme über den Stand der Cholera erließ da» Telegkaphenamt eine Verfügung, wonach alle unbegründeten oder uonacbwei-baren Mittheilungeo über Cholerasällr dran» standet werden. Der Unfug hatte in letzter Zeit in beua» ruhigender Weise zugenommen. . Königreich Sachsen. * Lelpzi«, 12. October. Es giebt gegenwärtig bier wieder eine Art von Berichterstattern, die, in Ermangelung von positiven Unterlagen, allerhand Nachrichten in auswärtigen Blättern verbreiten, welche vollständig unbegründet sind So macht zur Zeit wieder folgende, zuerst in der „Franks. Zeitung" erschienene Mitthrilung die Runde durch dl« sich fischen Blätter: Leipzig, 8. October. Die Frag« der Errichtung «ine» T extra ldahn Hofes für Leipzig scheint zwischen den preußischen und sächsischen Eisenbahn-Verwaltungen nicht mehr discutirt zu werden, und mit ziemlicher Bestimmtheit taucht das Prostet der Er richtung eine» Nord» und Süddahnhose» aus, von denen der erster» «uter preußisch« («r münden hier vier preußische Linien eia), der letzter« uuter sächsisch« Verwaltung kommen soll. Die sächsische Beurroldtrrcttoa Hot tu der Nähe de« Bayerischen Bahnhose» Areal- antüuie gemacht, und mau schließt hieraus, Laß die Angelegenheit wirklich betrieben wird. Preußen hat innerhalb de» Magdeburger und Thüringer Bahnhose« genügende Ausdehnungsmügllchkeit. Die Er richtung «tue« Leutralbahohoses soll angeblich tu erster Liui« deshalb geicheitert sein, weil Preußen iu Folge seiner vier hin «Inmündeudeu Linien da» Verwaltung-recht im Lentralbahnhofe beansprucht hat. Wir können aus Grund competenler Informationen auf da« Bestimmteste erklären, daß die vorstrbende Mittbeilung nicht- al- «in Hirngespiuust ohne allen thatjächlichen Hinter grund ist. * Lechzt«. 12. October. Die diesjährigen Herbst. Control-Versammlungen im Landwehr-Bezirk Leipzig werden in der Zeit vom K—11. November statlsinden. Bei dieser Gelegcnbeit sollen, behus- Feststellung der beuölhiglen Stieselmaße, Fußmessungen vorgenommen werden. * Lechzt«, 11. October Bei der kürzlich an der Renn- bahn stattgefunbenen polizeilichen General-Revision über die Droschken mit ungeraden Nummern sind die Geschirre im Großen und Ganzen iu guter Ordnung vor- gesundcn worden. Ihre» ganz besonder» gute» Zustandes dalber wurden den Inhabern der Droschken Nr. 09 (Kieh- ling), »69 (Meyer). l83 (Denuhard», t93 (Döbmel). 253 (Lange), 401 (Beltziech) uud 463 (Reuter) Geldprämien verliehen. ft Lechzt«, 11. October Bei der letzten Gartenbau- au« stellu na wurde auch eia kunstvoll auSgesührte» .Wappen der Stadt Leipzig", eine meisterliche Holzbildhauern einer Königsberger Dame, Frau Else Kroeber geh. Gen-, durch die Preisrichter ausgezeichnet. Da- werlhvoUe Decorations- tück, das berechtigte» Aussehen erregte, ist von der Bild- bauerin zum Verkauf gestellt worben und im Bureau de» Verbande- reisender Kausleute Deutschlands" au-gcstellt. * Lechzt«, l2. October. Da die Arbeiten der Tiefer» lrgung de« Tracte» an der 1. Bürgerschule am Freitag den l3. d. M. beendet sein werden, so ist die Pserdebah»- gesellschast in di« Lage versetzt, ihre Wagen der GohliS- Connewitzer Linie von diesem Zeilpunct ad wieder in der gewohnte» Weise verkehre» zu lassen. Dieselben fahren demnach zwischen Königsplay und dem Magdeburger Bahn hof nicht mehr die Promenade und deu östlichen Iheil de« AugustttSplatzc- entlang, sondern durch d»e Schiller- und Äoclhestraße. — Morgen Freitag Abend findet eine Versammlung de» Verbände» deutscher Meß- und Marklsierantcn in der Flora", Windmilyltttslraße, statt. Die Versammlung soll sich für den Fortbestand und die bisherigen Termiuc der Messen au-sprrchen. — Im Kaufmännischen Verein spricht morgen Frei tag Abend Herr vr. Hahn über »die Frage de» deutsch ruisischen Handelsvertrages". — Heute Abend findet im Eldorado, wie au- der Anzeige ersichtlich, die Fortsetzung der Berathung LcS vom Reichsamt des Innern an den Verband deutscher Handlung« gehilsen gesandten Fragebogen- über die Verhältnisse im HanjdelSgewerbe statt. — „Einen Pfennig nur im Jahr — für da» Waisenhaus in Lahr", das war die Devise, mit der die Deutsche Reichssech tschule in das Leben gerufen wurde, und wie bat sich dieselbe bewahrheitet, das beweist, daß allein die Deutsche ReichSscchischule, selbstständiger Verband Leipzig, bis jetzt seit seiner Gründung 44 252 50 in Baar ad- geliesert hat. Davon enisallrn aus die Obersechtschule Magbe bürg l?35l und für da« Waisenhaus in Lahr 26 90t 50 Die dis jetzt errichteten 3 Waisenhäuser in Lahr, Magdeburg und Schwabach harren aber noch aus ihre voll ständige Fundiruug und sechket deshalb die Rechtüjcchtschule immer weiter, und um den Waisenhäusern wieder einen Uedcrschuß zu übersenden, hat dir Deutsche Reichsscchtschule Leipzig auch dieses Jahr eine sogenannte Effectenlotterir veranstaltet, deren Ziehung schon Soniilag früh l l Uhr statt- findrt. Loose sind noch zu haben. Es sei hier noch gan besonders auf die Ausstellung der Gewinne, Reicha st raße l 5, aufmerksam gemacht. Der erste Gewinn ist eine feine Wäsche-Ausstattung, der zweite zwei Bettstellen mit Matratze»; alle Gewinne sind praktisch und beweisen, daß die Reichssechtschule destrevt ist, auch dadurch neue Freunde sür den guten Zweck zu gewinnen, und wer dem Werke eine Kleinigkeit beisleueru will, der kann dasselbe durch Kauj von Loosen thuo. H Lechzt«, 11. October. Heute Nachmittag besuchte der Lereio Leipziger Gastwirthe, einer Einladung de- Herrn Glitzner folgend, die Damps-Wasch - und Plält- aastalt de- Herrn Glitzner, Eisendahnstraße 10 ir» Neu- schönrseld. Die Theilnehmcr versammelten sich gegen 4 Uhr im Restaurant ,Brrg>chlößchen" und begaben sich von hier au» uach den auSgeoehnten industriellen Etablissement» dcS Gastgeber». Unter der Führung de« Herrn Glitzner und seiner Gemahlin besichtigien die Erschienenen zunächst den Vorraum, wohin dir noch m» ungereinigten Zustande befind liche Wäsche au» allen Theilen der Stadt und von aus wärts zu Wagen gebracht wird. Von hier au- begab man sich in den eigentlichen Waschraum, in dem die neuesten »nd gegen früher nicht unwesentlich vervoUkonimnclcn Maschinen zum möglichst schonenden Reinigen der Wäsche untergebracht lind. Durch diese sinnreichen Apparate geht die Wäicbe, bi» sie völlig gereinigt ist. Von dort werken die Wäschestücke in den Trockrnraum gebracht, wo sie vermittelst Heißluft getrocknet werden. Dann wirb die Wäsche gerollt, um später durch kunstgeübte Hände geplättet und in peinlich sauberem Zustande den Besitzern wieder zugcjührt zu werden. Alle Einrichtungen fanden die rückhaltlose Bewunderung der zahlreichen Besucher. Da mau einmal an Ort und Stelle war, wurde auch der in allen ihren Theilen »iusterhast eingerichteten Badeanstalt, die bekanntlich den Namen „Marieodad" führt, sowie dem au-gedehuteo Damps- Sägewerk ein Besuch abgestatte». Nach erfolgter Besichtianng begaben sich die Tbeilliedmer nach dem Restaurant „Bayerischer Hoj" de« Herrn Teutloff zu einem Imbiß. Hier begrüßte der Vorsitzende de- Verein» Leipziger Gastwirthe, Herr Aaciuö, die Anwesenden »nd brachie ein Hoch auf den Gast geber aus, indem er betonte, daß eine derartige Anstalt von unschätzbarem Wcrtbe sür die Gastwirthe sei. Herr Max Halfter wieS darauf hin, daß auch die Privaten von der Eiinichtung prositircn würden, und weihte gleichsall- Herrn Glitzner eui Hoch. —In der Nonncnstraße in Plagwih glitt gestern Nachmittag eine Dame aus einem dort liegenden Lbstüber- resle aus und brach beim Falle» ein Bei». — Aus dem Bureau de» StadttheciterS. Im Neuen Tbeater wird deute das heitere Lustspiel „TaS Heirathsnest" wiederholt — Im Alten Tbeater wird heule Neiger - Oper „Ter Trompeter von Sakkiugeu" gegeben. Ernst Wichen'» Lust spiel „Ein Schritt vom Wege", welche» am letzten Somiiag bei seiner erste» Wiederaufführung sehr gefiel, wird bereit-morgen, Freiing, i,n Alte» Tbralrr wiederholt. — Tie Theaterprobe» zu Ludwig Fuldas reizvollem dramatische» Marche» „Der Talis man" sind im vollen Einige. Ta» »»gemein poesievolle und doch von einem köstlichen Humor durchzogene Wert dielet de» Haupt- darsleller» prächtige Ausgaben. Tie Hauplrvlleu liegen, wie wir schon inilibeillen, in den Hände» der Dun»» Iminisch und Flösse! und in denen der Herren Taeger, Borcherdl, Äeidner, Ernst Müller und Körner. Herr Oberiegisseur Gründerger iuicenirt das sehr inleresjanle Werk, welches aui kommenden Evuuadcnd im Neuen Theater zum ersten Male in Scene geht. 8- Im LircuS VariötS in der Alberthallr findet heute wlcderum große Künstlervorstellung statt und tritt das engagirle rUinstlerperwnal. welches mit sei»«» vorzüglichen Leistungen nch die allleilige (iiunsl de- Publicum» errungen bat, i» vollem Umsange aus. Die Borslellungeu erreichen mit Alstaus dieser Woche ihr Endr. — Ferner hat die Tlreclion sür heule ToiinerSiag und morgen Freitag die anerkennenswerihe Einrichtung getroffen, daß Inhaber von Vereinstarten gegen «rmaßial, Preis« Hulritt habe», und zwar aus Parquet 5 75 — Die Tageskasse im Krysiall- Palasl ist von früh IO Uhr ab geöffnet uad sind BrlletS gegen Vor- zeigung der Karte» daselbst zu haben. — Einer der hervorragendsten Künstler im Eircu» VarielS der Albrrthullk, Herr Toni» Belling, der seiner Zeit schon im Eircu« Renz durch seine vortrefflichen Spaße des Publicum erbeilerle und in gegenwürliger Messe im »rystallpalasl olle Abende Llnrme de» Bestalls und Lachens dervorrusl, har am nächsten Sonnabend scine» Benefiz abend, woraus wir die viele» Freuud« de» Eienanutt» »och besonders ausmttlsam mache» wollen. — Tie vorlressliche» Meßvorslellniigen im Etablissement Battenberg erreiche» mit dieser Woche n»d zwar am Sonnlag ihr Ende. Vom Ansung bis heule waren die Leistungen icdc» Einzelne» des Ensemdles vorzüglich, die Abwechselung »ine reiche und seihst der Abgang der Modcnrnhkit, der Serpentine, bat dein «Äanzen nicht geschadet, >a, inan tan» behaupte», daß der Besuch i» den beiden letzten Wochen eher zu als ahgenoinme» halt. Die Nenengagemenis nnniettilich der Mortey-Truppe res». l-o» troi» ürülo-, hat sich als besonders zngkraslig erwiese». Alle Säumige» seien ans den Schluß der Vorstellungen hingen,,eie» — sie möge» sich beeilen, wenigsten« einer Vorstellung beizuwohnen. r Oschatz, ll. October. Am lo. d. M. starb unerwartet am Herzschläge brr Mitbesitzer und Leiter der luesigcn großen Mallbaus scheu Filzsabrik, Herr Hugo MarlhauS, der Bruder des im Jahre 1890 verstvrbeue» CoiumerzicnralheS Ambrosius MarlhauS. -tm- Eßriniiltz, 11. October. Von einem größeren Schaden seuer wurde unser« Stadt in vergangener Nacht hcimgcsucht. In einer Küche des zweiten «lockwerkes des Hause- Posistraße 39 war kaö Feuer ausgedroche», welches sich Mil großer Schnelligkeit in den Dachböden des Seiten gebäudes und des Vorderhauses ausbreiiete. Bei Ankunft der Feuerwehr häkle es bereu« die Treppe» ergriffen »»b zum Theii auch zerstört. Die Feuerwehr Halle eine» ziem lich schweren Stand, doch gelang es ihr, deu Brand aus den Vorgefundenen Herd zu beschränken. Brandmeister Felder brach mit einem Deckenfeld vom Dachboden nach dem zwcilcii Stock durch, glücklicherweise ohne ernstere Verletzungen davon zutragen. Wenige Augenblicke vorher hatte» iuiler der nieder gebrochenen Decke mehrcrc Personen gestanden. Die Ent stehuiigSursache de- FeuerS ist noch unermiilelt. ff Plauen, 11. October. Seit gestern Nachmittag 4 Ubr erlebte unsere Stadl zwei Brandt. Gestern Nachmittag 4 llhr brannte vom Hause Nr. 39 der Bäreustraßc der Dach stuhl ab, und ui» Mitternachl ist ein großer Eisschuppei, der Felsenbrauerri in Flammen ausgegangcn und vollständig ver nichtet worden. 200 Schafe, welche sich in einer Stallung neben dem Schuppen besandc», sind gerettet worden. L Dresden, 12. October. In den ersten Vormittag« stunden des heutige» Tages batte sich eine zahlreiche Menschen menge aus der Heerstraße vor den MilitairetablissemeniS der Albertstadt eingeiunde», um dem schon telegraphisch gemeldeten Weihract de- Mausoleum» sür den verstorbenen sächsischen KriegSminister General der Eavallerie Grasen von Fadricr betzuwobnen. Um den nölbigen Platz sür de» sich aus der Heerstraße vollziehenden Act selbst zu gewinnen, war ein großer Theil derselben abgesperrt. Direct »»» das Mausoleum waren ausgestellt: ein combinirtes Bataillon des l. und 2. Grenadier-Regiments inst der enthüllle» Fahne und der RtgimtiitSmusik, sowie eine Schwadron Garderciter. Aus der Carvlabrücke stand eine Batterie dcs Arlilleric Regiments Nr. 12. Mit dem Schlag 9 Uhr erschien der König Albert i» Begleitung des Gencraladjutanten v. Minckwitz zu Wagen, ebenso Prinz Johann Georg, und nahmen vor dem Mausoleum Ausstellung. Zuzegcn war außerdem die gesauinite Generalität, die dieiislftciki» Ossicierc der Garnison, sowie die abgeordneten Ossicicre der sämmtlichc» königl. sächsische» Regimenter. Die Weiberede hielt Herr Garnisonprcdigcr Heinemann. Im Anschluß au die Predigt hielt sodau» der Herr Krieg-minister von der Planitz eine Ansprache Kaum waren die letzten Worte beS Sprecher- verklungen, so präsentirten die aus der Heerstraße ausgestellten Truppen unter den Klängen der RtgiiiientSmusik uud die Artillerie eröffnet« ibr Ebrenfeuer. Dasselbe bestand in drei Salven von je 4 Schuß. Nachdem der eherne Mund gesprochen und das Echo der Salven sich donnernd an den Bergen des ElbthalS gebrochen, gab eine Compagnie Jäger drei Ehrensalven ab. womit der Weiheact seinen Abschluß fand. Gemeiilschirf!liche Sitzung -es Vathes uu- -er Lta-toeror-netcn. * Lei»;1>, 11. October. Vorsitzender: Herr Oberbürger Meister Vr. Georgi. Auf der Tagesordnung befinden sich die Wahle» zur Pferde-Musterungs-Eoinmission, zur Ersatz Commission und zur Commission für die Auswahl der Schössen und Geschworene». Auf Antrag dc« Herrn Director Sauer werten durch Zuruf die von der gemeinschastlichcn Wabl- deputalion vsrgeschlagenen Herren gewählt. Wester stetst aus der Tagesordnung die Dabl von zwei Mitgliedern an dern Stadtverordneten Collegium in den katholischen Schul vorstand. Es werden gewählt die Herren Kaufmann Brück und Schriftsetzer Reiter. Sitzung der Stadtverordneten. Vorläufiger Bericht. * Leipzig, 1l. October. Vorsitzender: Herr Iustftratl, vr. Schill. Am RatbSlischc sind anwesend drc Herren Obcr- l'Higermcister vr. Georgi, Polizeidireclvr Bretschneider, Stadlräthe Heßier, Waller, vr. Fischer, vr. Schmid, Esche. Aus die Tagesordnung der nächsten Sitzung ist die Wahl eines besoldeten StadtralheS und von fünf un besoldete» Stadträthen gesetzt worden. Der Ralh gedenkt eine Pelition an den BundeSrath wegen Abänderung des tz. 69 der Gewerbeordnung zu richten. Die Petition bezweckt, daß der Hausirhandrl außerhalb der Markthalle weiteren Beschränkungen, al- sie jetzt zulässig sind, iiiiterworfen werden kann. Das Collegium beschließt, der Petition beizutreten und sie vom Vorsteher mit vollziehen zu lassen. Dagegen läßt da« Collegium die Eingabe dc- Vereins hauSgewerbtrribendcr Obst- und Gemüsebändler Alt-LeipzizS wegen Beschränkung des Slraßenhandels aus sich beruhe», eS spricht zugleich aber die Erwartung au», daß der Rath dem Collegium »ach Ablauf eines Jahre« Mittbeilung über den Erfolg der jetzt in Bezug aus den Straßenhausirhandel getroffenen Maß nahmen zugeben lassen, »löge. Bo» mehreren Seiten wird constatirt, daß in neuerer Zeit mit dem Ausrufen der Maaren bei», Hausirhandel in den Straßen, namentlich in den Bor- lädten, großer Unfug durch übermäßigcS Schreien stattfindct, und e» wirb begehrt, daß die betreffenden Bestimmungen dc» Straßen-Verkehr»-Regulativs etwa« strenger gehandhabt werden möchten. Vom NathStisch versichert man Abhilfe mit dem Bemerke», daß die Pvtizeiorganc bereit» entsprechende Anweisung empfangen haben. Die Weiiersübrung der Wasserleitung in der Torgauer Straße bis zu dein dort projectirtcn Park mit einein Aufwand von 19 675 .L wird genehmigt. Zur Ein gabe der Herren Baiiiiieistcr von Ziniiilcrman» und Genossen wegen Abbruche« de« Eutritzscher EbausseehauseS wird vom Neserenic» erklärt, eine Besichtigung bade ergebe», daß die gerüalen Uebelstände nickt in dein behaupteten Maße vor handen seien, weshalb der Ausschuß beantragt, die Eingabe auf sich beruhen zu lassen, jedoch den Ralh zu ersuchen, die an dem Gebäude vorhandenen Mängel zu bejeitigen und die Rückseite des Grundstückes durch Anpflanzungen zu verdecke». Der AuSlchußaiilrag wird angenommen, desgleichen der An trag, »ach der betreffenden RaIHSvorlage zur Ausführung verschicbener Herstellungen an der Kühlanlage in der Markthalle n»b Anschaffung eine« zweite» Amnionial EouipressorS de» Betrag von 25 000 z» bewilligen. Der Resereni constatirt, daß die betreffenden Geschäftsleute sehr ziisrieden mit der Kühlanlage sind und daß deren Erweiterung nbthig ist. Gcnchmizt wird die Pflasterung der Moltkestraße zwischen der Elisen- und Bayerischen Straße unter Ver wendung von bossirten Steinen 2. El. mit einem aus die Stadt enlsalleiiden Auswande von 8475 -k Der Ralh beantragt, da« Schulgeld sür solche auswärtige Schülerinnen, welche der städtischen Fortbildungs schule für Mädchen bereits seit länger als Ostern 1893 mit oder ohne Unterbrechung angehöreu, für erster» auf 48 ^ bei l2stüiidigc»i EursiiS, sür letztere auf 30 sestzusetzcii und für die in der Fortbildungsschule für Mädchen neu- eintrcicndcn Töchter städtischer Lehrer Schulgeld zu erhebe». Der Ausschuß beantragt, der Vorlage zu a. beizutreten, zu I>. die Vorlage abzulchnen. Für den letzteren Antrag macht der Ausschuß nantcnllich gellend, daß in 8- 0? unserer Schul ordnung den städtischen VolkSschiillchrern Befreiung von Schulgeld sür ibre Kinder zugesichert sei und daß die Fort bildungsschule sür Mädchen zu den Volksschulen gehöre. Beide Anträge werden angenoinineu. Ferner wird genehmigt die Ausführung eine» Er weiterungsbaues an der XI. Bürgerschule in L.-Goblis mit l 14 126 Aufwand und beantragt, daß säinuitlichc Arbeite» in össcullicher Submission vergeben werden. Dagegen läßt das Eoliegium die Eingabe der Herren Pastor Hasse und Genossen, betreffend die Errichlmig Feurllrtsir. vom freien Willen. Bo» OZcor I»stt»a«. «-es.inc Die Gelehrten sind bekanntlich noch nicht darüber einig, ob der Mensch einen freien Willen besitzt, oder nicht vielmehr da- thut, was er nach Naturanlage, nach Beziehungen, nach deu vorllrgeudcn Verhältnissen thun muß. Ich selbst bin mir darüber auch lange nicht klar gewesen. Seitdem ich aber neulich «inmal wieder meinen alten Freund Musikvircclor Walter and Frau aussuchte, steht e» bei mir fest: der Mensch bat kerne» freien Willen — wenigsten« der Mensch oder die Menschen nicht, von denen ich kurz erzählen will. Wer aber sich gruadverschirden von ihnen fühlt und wer noch niemals eftrem Anderen zu Liebe etwa- Andere- getban hat, als er eigentlich tbun wollte, der Werse den ersten Stein aus sie. Ich kam sonst häufiger zu den Leutchen, aber seitdem sie ganz am Ende der Schönhauser Allee wobnen, kann ich mich nur selten entschließen, den weiten Au-flug zu machen. E« war mir niemals verständlich, au» welchem Grunde der Herr Musikdirektor gerade au diese« Ende der Stadt hinan-» gerogeu ist, wo doch alle seine Geschäfte ihn in den Westen r»se», wo auch sämmtlich« mit ibm befreundete Familien wohne». Jetzt wurde e« mir klar. Der Herr Scbwiegerpapa besaß da draußen rin Hau-, und da dieser den vierten Stock ei» bald«- Jahr leer stehen hatte, so fühlte sich d.r Herr Muflkdirretor selbstverständlich verpflichtet, hineinzuziehen. Da« Qnartier paßt zwar »ach keiner Richtung hin für ihn. ES ist doppelt so groß, al- ein kinderlose« Ehepaar es ge braucht, uud er bezahlt daher auch nicht weniger, als sür seine frühere Wohnung in der Potsdamer Straße. Dagegen versährt er täglich mindestens eine Stunde Zeit aus de» Pferdebahnen und erhöbt namhaft seinen Etat durch dieses Fahrgeld. Aber e» ließ sich doch nicht» machen — der Mensch hat eben keinen freien Wille». Al- ick meine Freunde neulich besuchte» traten sie gerade au- dem Hause und drehten natürlich um. Sie wollten aus- aehen, aber e- giebt eben keinen freien Willen, und sic blieben. Frau Walter machte mir einige Erfrischungen zurecht, während er mir seine Wohnung zeigte. In diesen siebe» Stuben kamen lauter Schätze zur Geltung, welche man früher wegen Mangel- an Raum nicht zu placiren im Stande war, wo« dem allen Quartier in> Ganzen nicht zum Nachtbeil gereich» batte Ich fand zunächst eine ganze Reihe Porlrail», welche Herr» Musik direktor vorstellen sollten. In Wirklichkeit sahen sie jedem Manne ähnlicher al- ibm, und ich erkannte ihn nur an einer gestreiften Cravatte und Busennadel, die ich noch nie an Jemand anderem gesehen batte. Würde der Maler dieses Wahrzeichen nicht hinzugefügt haben, die Reibe Oclbildcr Kälten vielleicht sür eine Ahnengalerie, aber nicht für ihn selbst gelten können. Dann kam eine Landschaft von einer Verschwommenheit, da» man die Objecte ebenso gut für „Still leben im Grunewald" wie sür „einen Abend in de» Cordilleren" halten konnte, und die dritte Seite nahmen Aqugrelle, Pastelle und Oel-Portrait- ein, welche den Gedanken nade legten, kaß der Künstler Frau Walter darzustellen die Absickl gehabt hatte. Tie Absicht ist aber bekanntlich nicht das Entscheidende. Waller« datten für den Preis, welchen ihnen diese Müller-Galerie — Georg Müller hieß nämlich der Künstler, den sie proiegirten und den sie nicht fallen lassen wollten — gekostet, sich von Knauß und Herkommer malen kaffe» können, der Quälerei der ewigen Sitzungen nicht zu gedenken. Aber man lbut eben nicht, was man will, sondern wozu eine» die Verhältnisse zwingen, und dieser moralische Zwang batte sie auch ge zwungen, eine überlebensgroße plastische Nereiden-Gruppe in Gips, die ein ganze- Zimmer eiiinabin, und eine den Herrn Musikdirektor in klassischer Gewandung und mit einem Lorbeer um den gelichteten Scheitel darstellende Büste gegen ihren Willen auszustellen. Ich hatte diese beim Eintreten lür Cicero gehalten und erkannte erst bei näherem Herangehen, daß der Classiker eine Brille trug. Frau Walter batte inzwischen rin paar Flaschen SelterS- wasser aus dem Keller geholt, welche sic uns mit Liinonake und einigen schnell a»S der benachbarlc» Conditorei besorgten Küchelchen aufwartcte. Emilie batte nämlich ausnahms weise einen Urlaub erhalten, da sie mit ihrem sonst in Magde burg siebenden angeblichen Cousin — der nebenbei Kürassier war und bei dein ich später mit dem besten Wille» keine Familienähnlichkeit mit dem Dienstmädchen entdecke» konnte — beute an ihren, Geburtslage auSgehen wollte. Das sind ja schließlich auch Menschen und man kann doch gegen ein Mädchen, mit dem man zusriedcn ist, nicht so sein. Fra» Direktor war eine so reizende Frau, nur batte sie au- Güte keinen eigenen Willen. Sie trug ihre Kleider nach unmodrinem Schnitt und schlecht genäht, da« wußte sie ganz wohl. Aber dir alte Schneiderin, die sie schon von ihrer Mutter geerbt, konnte sie dock nicht jetzt entlassen, wo iüre Finger steif, ibr Augenlicht trüber geworden nur ihre Kimdschast sich nach und nach verloren batte! Diese Lieseranlen wechselten überhaupt niemals bei Walter-. Herr Musikdirektor, der eine» uu- gestümen Drang danach batte, recht chic kinberziigehen, batte eiven schweren Kamps mit sich selbst zu bestehen, aber die Rücksicht Überweg und der freie Wille ging unter. Da ma» m»t der alten Wäscherin nicht wechseln konnte, mußte man sich schon darein sinden, daß die Oberhemden immer eine» Goldschimmer zeigten wie die Bilder aus der beste» Pc» iodc Reinbrandl'S, und da der Flickschneider Ianoschke sich jedesmal cinstellte, wenn er keine Arbeit Halle, so ließ man die Röcke, welche ma» längst auSznrangiren sich vorgenommen halte, gegen seine Absicht nochnialS rexarirc», reinigen, wenden und waschen. Wenn Herr Walter Zeit seines Leben« über Hühneraugcn z» klagen balle, so trug eine ähnliche Conniveiiz die Schuld daran. Seitdem nämlich ein treue« Dicnstmätchc» mit aus Zureden ihrer Herrschaft einen Schuhmacher ge- beiralhet batte, suhlte sich dieselbe verpflichtet, dem rdlcn HaiidwerkSmann wo immer behilflich zu sei», und so wurLeii diesem alle Stiefel, welche er einem anderen in seiner Kund schaft verpaßt batte, au« Gefälligkeit, wenn er gerade Geld brauchte, abgenvmnicn. Herr Waller trägt mit Ausland seine nicht paffenden Stiesel und die Sorgen seine» unsreien Willen». Ans dem Tische liegen verschiedene Bücher von Autoren, deren Nanicn mir noch nickt vorgekommen waren. Tie Freunde komnien vor der Leclüre dieser Werke niemals zum Lesen eines BuckrS, welche- in Aller Munde ist Ebenso gebt es ihnen mit der Musik. Au« Rücksicht aus Schriftsteller und Musiker, die in dem gastfreien Hanse verkehren, schaffe,, sie sich ihre Arbeiten an oder erkalten sic gewidmet und ,hr Wille in der Auswahl der Lectüre und dessen, was Frau Walter zur Elavicrbegleilung ihre« Gatten singt, ist bestimmt ebne Rücksicht auf ihre Neigung. Leider fliegen ihnen auck so viel BilletS zu Eoncerten »nd Premieren ,n« Hau«, daß sie fast nie einen Abend sür ein klassisches Werk oder für da«, von dein sie sich einen besonderen Genuß ver sprechen, finden. Aber auch wenn sie einmal nicht einer turchsallentcn Premiöre eine» Freunde» assistiren oder bei einem mühsam zusammengestoppeltrn Eoncert einer brfreun-